Mittwoch, 31. März 2010
Dolce Vita
Ja - und das sieht dann auch genauso aus wie auf dem Foto. Dazu die Mucke von den Eagles (ihr "Tequila Sunrise" ist für mich der absolute Hörgenuss!!), in der einen Hand die Tasse Kaffee, in der anderen die Kamera fürs Foto, den mit Wonne verspeisten Pfannkuchen im Bauch (wozu gibt es schließlich eine Urlaubskasse? :-)), in der Tasche der diesmal ohne Zögern und Murren unterzeichnete Urlaubsschein und im Kopf schon
auf den gepackten Taschen sitzend - auf zur Reise an mein geliebtes Meer!! Ich weiß nicht, wie Ihr das seht - für mich ist das ein süßes Leben ;-)
Im Gepäck die neue Kamera, Akku nicht vergessen - sonst wirds nix mit Erinnerungsfotos. Immerhin sagte mir einst jemand auf meine Aussage: "Ich hab Angst davor, dass ich eines Morgens erwache und nicht mehr weiß, wer ich bin und wohin ich eigentlich wollte; ich hab Angst, mich eines Tages nicht mehr an meine Träume zu erinnern" folgendes: "Mach Fotos oder schneide Bilder aus, sammle Dinge, die dich an all deine Träume erinnern. Und sei dir sicher, so vergisst du sie nie."
Noch heute denke ich an diese liebevollen Worte, noch heute muss ich dann und wann unwillkürlich lächeln, wenn ich Steine sammel, Muscheln... Dreimal hat der Chef gesagt, ich soll die Steine vom Schreibtisch nehmen, sie passten nicht ins Ambiente. Dreimal plagte mich eine unglaubliche Taubheit auf genau diesem Ohr. Inzwischen hat er sich an uns gewöhnt :-)
Ich glaube, es gibt ziemlich vieles, an das man sich gewöhnen kann.
Und wie schnell es geht, sich an Schönes zu gewöhnen, überrascht und erstaunt mich immer wieder. Auch an mir selber ;-)
Ob im Alltag, ob in der Liebe - ich sehe vor allem letztlich eine Gefahr darin. Sich an etwas zu gewöhnen und sich zu wünschen, dass es immer so bliebe, birgt für mich das Risiko, stehenzubleiben, sich nicht mehr zu entwickeln. Manchmal, so glaube ich, muss sich aber etwas verändern, damit es erst wirklich schön werden kann. Wie schwer es ist, sich aus Gewohntem zu reißen, weiß ich wohl selbst am besten. Nicht immer ist das einfach - aber wer hat das schon auch versprochen?
Wenn ich mich so umhöre, dann erschreckt mich immer wieder auch : Jede(r) will (Ver)Änderungen, aber kaum einer möchte wirklich auch etwas dafür tun. So, wie es immer leicht ist, andere Menschen für etwas verantwortlich zu machen, anstatt bei sich selbst zu beginnen, so leicht ist es auch, Veränderungen zu fordern und sich selber zurückzulehnen.
Schon in der Kindheit wurde mir beigebracht: "Wer A sagt, muss auch B singen." :-)
Andererseits... Kann es wirklich schwer sein - wenn man dabei das Augenmerk darauf richtet, was man dafür bekommt?
Wenn ich gewusst hätte, was mir alles bevorsteht, als ich vor nunmehr sieben Jahren entschied, aus meinem bisherigen Leben auszusteigen, dann... hätte ich vielleicht doch noch gezögert. Andererseits... Jeden einzelnen Tag, den ich morgens aufstehe und die Sonne begrüße, jeden Abend, den ich heimkehre und entspannt die Schuhe von den Füßen streife, die Musik anstelle, Badewasser einlasse, nebenbei (natürlich) ein Käffchen aufsetze und das Abendessen zubereite, denke ich... "Helma... Allein für DIESES Gefühl hat sich dieser Weg gelohnt."
Denn - so schnell, wie wir uns an das Schöne gewöhnen, so schnell verblassen für mich auch die Bilder dessen, das nicht gut, das nicht schön war in meinem Leben. So als hätte ich keine Zeit mehr, mich auf Schmerzhaftes zu konzentrieren. Es gibt ja nun wirklich auch Wichtigeres, nicht wahr?
Natürlich könnte ich jetzt auch über die Ostertage was Nützliches machen, meinen Keller entrümpeln zum Beispiel oder meinen Balkon salonfähig machen. Ich wüsste nur nicht, warum ich das tun, warum ich die schönen Tage so leichtfertig verschenken sollte. Sperrmüll darf man eh nicht mehr an die Straße stellen, den tragen die Leute sogar eigenhändig raus - und nun harre ich geduldig dem Termin entgegen, den mir die Stadtverwaltung zugedenkt und fahre in der Zwischenzeit lieber hinaus in die Welt :-) Vor einigen Tagen stöberte ich in alten CDs (und entdeckte meine "Eagles"-CD wieder ;-)) und Fotos und stellte fest... "Helma - vieeel zu viele Sofa-Fotos, in allen möglichen Variationen zwar - aber dennoch ab dem zehnten Foto langweilig ;-) - ab mit dir, raus ans Meer oder wohin auch immer dein Herz dich trägt - und dann lass dich von der Kamera einfangen!" Und genau das werde ich tun. Damits dann mit Freundinnen und einem Glas Weißweinschorle auch was gibt, worin man stöbern kann :-)
Schade nur, dass das süße, französische Sommerkleid, das ich mir nach dem Liebesbrief vom Finanzamt geordert hatte, nun wohl bis morgen nicht mehr kommt. Ihr kennt das ja - der Schrank ist voll und irgendwie hat man trotzdem nichts Rechtes anzuziehen ;-)
Na gut, dann geh ich heut wenigstens zum Friseur :-)
Montag, 22. März 2010
Himmelhochjauchzend Zu Tode Betrübt
Sonntag, 21. März 2010
Wenn Wir Uns Nicht Selber Lieben
Wer schon jemals in Schwierigkeiten mit sich selbst gekommen ist und - mehr oder weniger - dankbar die Hilfe derer in Anspruch nahm, die sich damit auskennen, wird diesen Satz zur Genüge um die Ohren gehauen bekommen haben.
Ob man nun aber etwas "nur hört" oder es auch für sich verinnerlichen kann - das ist eine große Frage. Natürlich weiß man voller Inbrunst, was ein "go" ist und was ein absolutes "no go" bleibt. Komisch nur, dass wir bei unseren Freunden und Freundinnen immer wissen, was zu tun ist, und aber mit Blindheit geschlagen sind, sobald es um uns selber geht.
Als ich heut nun dieses Video hier im Internet entdeckte, von dem ich zwar den Song kannte, nicht aber die Grafiken dazu (wobei ja auch bei youtube für jeden User die künstlerische Freiheit besteht, Bilder in ein Video zu verwandeln, das nicht unbedingt das "offizielle" sein muss - aber das hier ist ein wirklich richtig tiefgehendes, wunderbares Video, das ich Euch unbedingt zeigen muss), da überkam er mich, dieser wohlverpackte Schmerz, den ich sorgsam verschnürt und verkettet wüsste und dessen Schnüre aber noch immer schmerzhaft zerren können...
Was ist die Liebe?
Wie fühlt sich die Liebe an?
Wo beginnt die Liebe, wo endet sie?
Wenn es wirklich Liebe ist, endet sie dann überhaupt eines Tages?
Liebe ist mit Sicherheit nicht, zu einem kleinen Karton zusammengeprügelt zu werden, auf dem Dein Name steht, in dem Du aber nicht mehr Du selbst bist. Liebe kennt keine blauen Flecken auf dem Körper und aber auch nicht auf der Seele.
Liebe ist nicht, wenn wir mit einem Möbelstück nach dem anderen werfen oder nach dem anderen treten.
Liebe ist auch nicht, wenn wir jeden Tag hören, wie sehr wir versagt haben, nur damit der andere sich sagen kann: ER/ SIE hat versagt, ich nicht...
Ist es noch Liebe oder (nur noch) Gewohnheit, wenn wir vorausstürmen und nicht mehr danach schauen, wo der andere bleibt?
In guten wie in schlechten Tagen - aber das Thema hatten wir ja schon.
Ich persönlich erlebe die Liebe z. B. auch so, als dass der andere Mensch in meinen Gedanken ist, sobald ich morgens erwache. Dass der Gedanke an ihn mich am Tag begleitet, wenn auch nicht immer bewusst, zuweilen auch einer Ahnung gleich - aber immer da... Dass der Gedanke an ihn bis zu dem Moment bleibt, in dem ich abends einschlafe. Dass ich in den Armen des anderen einzuschlafen vermag mit dem Empfinden: Genau hier möchte ich sein und nirgendwo anders.
Dass ich in der Nacht aus wirren Träumen erwache, die Gegenwart des anderen spüre und mit dem wohlig durchrieselnden Gefühl von Geborgenheit wieder einschlafen kann, sobald meine Hand auf dem Bauch des anderen ruht... Dass ich jeden Tag weiß: Hier bin ich sicher, ganz gleich, ob ich zu weit nach oben steige oder tief nach unten stürze...
Es sind nicht die Bekenntnisse, die wir mit Worten formen und die von unserem Bewusstsein gelenkt sind.
Es sind genau die Bekenntnisse, die wir dann erleben, wenn wir einfach nur reagieren, ohne nachzudenken.
Kennt Ihr z. B. diesen denkwürdigen Witz?
Können Sie sich vorstellen, DAS ist MEINE Frau!
Nach zehn Jahren sagte der Mann zu anderen:
Kann ich Ihnen meine Frau vorstellen?
Nach zwanzig Jahren sagte der Mann zu den anderen:
Können Sie sich mal vor meine Frau stellen?"
Nichts ist immer gleich, nichts ist immer möglich. Nicht immer lässt der Alltag zu, uns wie der Prinz oder die Prinzessin des anderen zu empfinden. Aber wenn wir auch in diesen Momenten einfach nur wissen, DASS wir eben der Prinz oder die Prinzessin sind, dann ist auch das für mich Liebe.
Als ich nun heute dieses Video sah... da wusste ich es einmal mehr: Es ist dann Liebe, wenn sie alles andere überdauert. Ihr mögt es anders empfinden, auf Euch mag auch das Video anders wirken. Ich jedoch hab unvorstellbar geweint - und es hat mir gut getan. Emotional zugänglich zu sein, aus Freude oder Schmerz weinen zu können - das hat nichts mit Schwäche zu tun. Schwach ist für mich, wenn Du Gefühle erst gar nicht wirklich zulassen kannst und Dich hinter der Angst versteckst, dass man Dir wehtut. Oder wenn das, was Du sagst, konträr ist zu dem, das Du tust.
Eine Bekannte schrieb mir vor zwei Tagen, dass sie sich nun von ihrem Mann scheiden lässt - nach zehn oder zwölf Jahren Ehe, einem gemeinsam gebauten Haus und drei gemeinsamen kleinen Kindern. Wenn sie die Liebe zu ihrem Mann nicht mehr spürt, dann ist es nur fair und konsequent, sich und dem anderen die Möglichkeit zu schenken, eines Tages neu zu beginnen. Glücklich zu sein und glücklich zu leben - wie auch immer das aussehen mag. Genau das wünsche ich jedem von Euch und auch mir selbst. So wie es mir meine Freundin vor ein paar Tagen schrieb "...irgendwann, das weiß ich. Weil Du offen bist, Dich hinterfragst, die Sonne in Dir trägst. Lass Dich vom Frühling umarmen und von mir..."
Mittwoch, 17. März 2010
Die Angst Treibts Rein...
Also aus Angst vor einer erneuten schweren Nierenbeckenentzündung, die mich noch im Februar bis kurz vor die Uro-Sepsis gebracht hatte, trinke ich seitdem zum Spott meiner Kolleginnen und Kollegen jeden Tag mindestens drei Liter Brennessel-Tee, besuche entsprechend oft das WC, auf dem schon bald ein Schild prangen dürfte "Reserved for Helma" und stelle mit zunehmender Begeisterung fest, dass diese Unmengen an Tee vor allem auch der Haut einen ausgesprochen guten Dienst erweisen. So wurde auf natürlichem Wege jede Zelle meiner Haut derart gepuscht, dass Gram- und sonstige Falten energisch aus dem Gesicht gepresst wurden :-)
Was ich aber heute von einer Kollegin serviert bekam, hat meine Haut unter dem Druck des Lachens derart gespannt, dass vermutlich nun auch die letzten Falten am Arsch geglättet sind.
Seht selbst!
Spätestens jetzt, nach Sichtung dieses dokumentarischen Filmches ist mir auch klar, warum ich am 16. März 2010 eine Eingangsbestätigung (!!) seitens der Deutschen Rentenversicherung zugestellt bekam, die hiermit kundtat, dass sie meinen Widerspruch vom 19. Januar 2010 (!!) bekommen hätten und bearbeiten würden - ich möge doch von Zwischenfragen absehen...
Spätestens jetzt wundert mich auch nicht mehr, warum ich das Übergangsgeld seitens der Deutschen Rentenversicherung für den Monat Januar (!!) am 6. März 2010 (!!) erhalten habe und die Zahlung für den Monat Februar 2010 noch immer aussteht...
Macht ja nichts - wir haben ja bald wieder Weihnachten und wer hat schon was gegen eine kleine Gratifikation...
Tja... Kinners... Humor ist, wenn man trotzdem lacht... Ich jedenfalls wische mir noch immer die Lachtränen von den Wangen und habe soeben die dritte Kanne Tee aufgesetzt :-)
Dienstag, 16. März 2010
Falsche Zähne, Falsche Haare, Falsche Brüste - Alles Falsch
Schwester Bleifuss
Wenn man dich denn lässt: Auf cirka dreißig Kilometer Autobahn hast du einfach IMMER einen LKW- oder Sonntagsfahrer dabei, der nicht nur stur & gemütlich auf der rechten Spur tuckert, sondern der auch ebenso stur & gemütlich mal eben von rechts nach links schwenkt und es - heureka - nach ungefähr zwölf Kilometern schafft, einen anderen LKW-Fahrer zu überholen. Elefantenrennen nennt man das, glaube ich. Manchmal, wenn ich trotz der ersten guten-Morgen-Tasse-Kaffee noch müde bin, bleibe ich entspannt und gelassen, singe ein Liedchen nach dem anderen aus dem Radio mit - aber manchmal, wenn ich statt einem gleich zwei Lidstriche neu zeichnen muss oder das Kind sich partout nicht vom Spiegel trennen konnte und die Zeit dahinflutschte wie ein Eis in der Augustsonne, dann stellen sich in Stufe Eins die Nackenhaare auf, in Stufe Zwei wachsen die Eckzähne, in Stufe Drei werden alle noch vorhandenen Zähne gefletscht - und in Stufe Vier rauscht Helma Ziggenheimer schlussendlich mit tellergroß aufgerissenen Augen am "Hindernis" vorbei, das Pedal am Bodenblech, eine Hand am Lenkrad, die andere Hand bezeichnend an die Stirn gekloppt, nur um in der nunmehr noch verbliebenen Zeit jegliche Verzögerungen aufzuholen, die es ermöglichen, nicht mit "Mahlzeit!" von den lieben Kollegen begrüßt zu werden :-) Ja klar, auch bei uns gibt es Gleitzeitarbeit - aber die Kernarbeitszeit liegt laut Chef noch immer zwischen 8 und 17 Uhr ;-)
Ach übrigens... Es gibt da so ein chinesisches Sprichwort (oder wars japanisch? na irgend sowas fernöstliches jedenfalls ;-)), das da lautet: "Wer's eilig hat, soll langsam gehen."
Hmm. Ich, die schon einige Crash's überstanden hat, weiß, dass das stimmt. Aber leider entfällt mir dieser Satz, wenns Adrenalin hochschießt - und kommt demzufolge auch erst zurück, wenns wieder sinkt. Und wir alle wissen: Die Erregungskurven bei Frauen sinken langsam ;-)
Montag, 15. März 2010
Arbeit Macht Spass Oder: In Guten Wie In Schlechten Zeiten
Diesen Spruch rezitiere ich in Gedanken des öfteren, um nicht zu sagen: in aller Regelmäßigkeit - spätestens nach einem genussreichen Wochenende Montag Morgens in der Früh, wenn mich um 5.40 Uhr der noch so lieblich eingestellte Wecker aus dem Bett federt und ich weiß, dass ich nunmehr täglich nicht vor zwölf Stunden später wieder heimkehre.
Genuss ist für mich zum Beispiel, mich Freitagabend auf die Piste zu begeben, um auf Einladung hin eine kleine Bar mit Live-Musik zu erkunden, die ich bis dato noch nicht kannte, was aber möglicherweise unter Insidern eine Bildungslücke darstellt. Mir hats super gefallen - bis auf die Tatsache, dass der Raum, ausgelegt für cirka 140 Gäste, schätzungsweise 240 Gäste versuchte aufzunehmen, dass in solchen Etablissements (für mich: leider) kein Rauchverbot herrscht und ich somit bereits nach fünf Minuten stank wie ein Wiedehopf.
Genuss ist für mich inzwischen aber auch wieder, mich warm anzuziehen, Wind & Wetter zu trotzen und durch eine stürmische, morastige Pampa zu stürmen, Musike in de Oooohrn und nach gar nicht allzu langer Zeit ein unbändiges Lebensgefühl zu spüren, so dass ich - inzwischen mit roten Pausbacken ;-) - die Arme ausbreiten und vor Glück und Freude schreiend weiterstürmen wollte ;-) Selbstverständlich habe ich solcherart Gelüsten nicht nachgegeben (wobei... wieso eigentlich nicht? :-)), sondern bin mit durchweichten Schuhen, demzufolge nassen Füßen, zerzausten Haaren und einem glücklichen Gesichtsausdruck in das nächste Cafe eingekehrt, habe eine Tasse lecker heißen Milchkaffee geordert und bin anschließend, als ich nach mehreren Stunden heimgekehrt war, in die heiße, duftige Badewanne gesunken. Dieses Gefühl, dass kaum etwas im Körper schmerzt außer vielleicht ein wenig Muskelkater und so ein bisschen "Rest-Freund" - ich glaube, dieses Glücksgefühl kann kaum ein Mensch nachempfinden, der nicht Ähnliches selbst durchlebte...
Insofern... berührte mich die Reportage über eine junge Frau mit jahrelangen schweren Schmerzzuständen umso mehr, als dass sie mit Tränen in den Augen sagte: "Ohne meinen Partner hätte ich das alles nicht überstanden." Oder der Mann, der nach einem Sturz in seiner Küche vor über einem Jahr vom Hals abwärts gelähmt im Klinikbett liegt, nur zeitweise des Sprechens mächtig, wenn man ihm den Luftröhrentubus entfernte... Und der nach all dieser Zeit, die er dort zugebracht hatte, noch immer ungebrochenen Optimismus empfand und seiner Partnerin dankte: "Das Wichtigste ist in solchen Situationen, dass du jemanden neben dir hast, der ohne Wenn und Aber zu dir steht." Und der Reporter fragte: "Haben Sie denn so jemanden?" Und er lächelte ein stilles, aber unglaublich glückliches Lächeln: "Oh ja, das habe ich."
Wenn Ihr mich fragt... Es ist das Leben, das uns beinah täglich vor Augen führt: Wenn Du glaubst, dass Du alles hast und alles bist, weil Du einen guten Job und damit ein stolzes Einkommen hast, eine warme Wohnung und viele Freunde, die sich letztlich... zumeist nur noch als Bekannte entpuppen - dann bist Du eine ganz arme Sau, weil Dich Dein Konto nicht besucht und Dir auch nicht hilft, wenn Du am Boden oder im Krankenbett liegst, wenn Du nicht weißt, ob und wie Du am nächsten Morgen aufstehen sollst - und wenn auch niemand da ist, der Dich stützt, wenn Dir der Atem ausgeht, der sich ebenso mit Dir freut, wenn Du neuen Atem schöpfen kannst. Eine Zeitlang lässt sich vieles kompensieren - aber eben nur... eine Zeitlang...
Die junge Frau gestern, die hat es richtig gemacht: Die hat ihren Liebsten geheiratet. Ich beneide sie nicht und neide es ihr nicht - ich habe mich einfach nur für sie gefreut. Und gedacht: "Richtig so, Mädel." In guten wie in schlechten Zeiten. In guten Zeiten bleibt jeder gern. Aber wer auch in schlechten Zeiten bleibt - den hätte auch ich sofort geheiratet!
Freitag, 12. März 2010
Frühling, Ick Hör Dir Trappsen
Aber vielleicht... sollte ich ja einfach nur mal wieder ausschlafen, anstatt hier einen auf Frühjahrsmüdigkeit zu machen ;-)
Jedenfalls bei meinem Filius scheinen sich ebenso typische Anzeichen von Frühlingsgebaren einzustellen: Schrieb er seiner Liebsten noch vor vier Wochen mit tausendprozentiger Inbrunst an die virtuelle Pinnwand: "M., ich liebe dich über alles und will dich niemals mehr in der Welt verlieren!!!", so stellte Mutter Ziggenheimer vor einigen Tagen fest, dass das Geschenk für die Liebste zum Valentinstag geschlagene vier Wochen später noch immer im Kinderzimmer herumlag und auf Nachfrage eine nur leicht überraschte und nicht einmal beschämte Aussage zurückbekam: "Ach daaaaaa ist das, ich hab mich schon gewundert."
Argwöhnisch beäugte die Mama ohne jeglichen Kommentar ihr Miniatur-Mannsbild, das sich in den letzten Wochen (leider) nicht nur optisch (zum Stolz der Mama ;-)) gemausert hatte, nur um am nächsten Morgen auf der Fahrt zur Schule schlussendlich der Neugierde nachzugeben: "Sag mal... ist wirklich alles in Ordnung mit dir und deiner Freundin?"
Ein kurzes Überlegen (die Pause war zu lang! :-)), dann ein langgezogenes: "Jooooaaaaa..."
"Wirklich?"
"Ja. Wieso fragst du?"
"Nun ja... Ich wunder mich nur... Sich in vier Wochen nur ein einziges Mal zu treffen, das Geschenk vergessen zu geben... zeugt nicht grad von großen Gefühlen. Das war am Anfang ganz anders." (Das ist es ja immer, aber das weiß das gute Kind noch nicht ;-))
Das Kind antwortete nicht, grinste nur.
"Also?" bohrte ich nach (ich konnts einfach nicht lassen ;-))
Und er sprach: "Alles gut."
Das war mir natürlich nicht genug Antwort :-)
"Alles gut? Ist also eure Sehnsucht nacheinander nur nicht mehr so groß?"
(Anmerkung: Natürlich ist mir bewusst, dass sich das Kind inmitten der Pubertät befindet und sich vielleicht noch hundertmal in seinem Leben verlieben wird. Doch erstens will auch ein 14jähriger Junge mit seinen Gefühlen ernst genommen und obendrein aber auch der Wissensdurst der Mama gestillt werden. Frau muss ja schließlich wissen, was in ihrem Kind so vorgeht ;-))
Die Antwort jedenfalls war ein Schulterzucken, ein Grinsen und eine Wiederholung: "Alles gut!"
Normalerweise hätte ich ja spätestens an dieser Stelle mit meiner Befragung geendet, wäre das Kind bis vor eben diese vier Wochen nicht beinah täglich zu mir gekommen, nur um mir stolz verliebte Pinnwandeinträge, E-Mails oder Komplimente zu zeigen und zu erzählen, so dass ich mir sagte: Also das Finale will ich schon auch miterleben ;-)
"Könnte es vielleicht sein... dass du dich für ein anderes Mädel interessierst?"
Bei dieser Frage schwirrten mir so einige Namen im Kopf herum, die er zuletzt "fallenlassen" hatte, und das Kind begann nunmehr zu lachen: "Könnte sein!"
Aha! Wusste ich es doch ;-)
"Ist es die J.?"
Er grinste: "Vielleicht. Könnte sein."
Hier musste ich nicht mehr weiter fragen. Was es auch immer demnächst zu sagen gab, er würde es mir schon erzählen. Und die Antworten ließen ohnehin vermuten, dass es sich bei besagtem Mädchen um einen "Treffer" meinerseits handelte, nur dass die Gegebenheiten noch nicht klar waren - und über ungelegte Eier spricht man ja bekanntlich nicht ;-)
Zusammengefasst jedoch: Wenn ich hier jeden Tag mit meiner Müdigkeit ringe, während meinem Heranwachsenden die Hormone durchgehen, dann, liebe Leser, kann der Frühling in der Tat nicht mehr weit sein. Egal, wie sehr es grad draußen schneit ;-)
Kameradenbetrüger
Nun war ja der Raum Dresden zu Ost-Zeiten als "Tal der Ahnungslosen" verschrien (kein Empfang von West-Fernsehen und durch den ausschließlichen Empfang wohlpräparierter Nachrichten von DDR1 und DDR2 minder-informiert über die Geschehnisse im Rest der Welt ;-)) und das, wo ich herkomme, bezeichnete man oft und gern als "Insel der Ahnungslosen". Wir hatten nicht nur keinen Empfang von westlichen Wellen, wir waren gern auch mal so richtig abgeschnitten von der Außenwelt, wenns z. B. so arg schneite wie in diesem Winter (ich erinnere da nur mal an 1978 - jaaaaaa, daran kann selbst ich mich erinnern - so alt bin ich schon ;-)) - da stiegen die Erwachsenen hinab in ihre Keller und zählten besorgt die Vorräte und die Tage, die sie damit ausharren konnten, bis Nachschub vom Festland kam. Ich meine, wer will schon Kreide vom Felsen fressen? Viel anderes "Eigenes" hatte die Insel ja zumindest im Winter nicht zu bieten ;-) Macht zwar ne liebliche Stimme (Ihr kennt doch noch das Märchen vom bösen Wolf ?), aber eben nicht satt ;-)
Und wer weiß - die einen oder anderen Ausdrücke sind wohl aus selbigen Gründen ebenfalls am Rügendamm gescheitert ;-)
Jedenfalls erreichte mich am gestrigen Nachmittag der Anruf der obersten Behörde: "Bin in zehn Minuten im Büro - mach mir mal den Kameradenbetrühscher!"
Leicht verwirrt wurde ich alsbald von Regierung und mithörenden Untergebenen aufgeklärt, dass es sich bei einem solchen um einen "Kameraden" handelte, der von allen die größte Tasse Kaffee begehrte und die anderen damit um mindestens die Hälfte des gesamten Kaffees betrog ;-), steckte darüber hinaus den Spott & Hohn über die Unwissenheit der Insulaner ein, während einzig und allein ein hiesiger Kollege zugab, diesen Ausdruck selbst auch noch niemals gehört zu haben.
"Also ich hätte gedacht, das ist vielleicht jemand, der mit der Tasse Kaffee nach den anderen schmeißt."
"Na also DANN", entgegnete ich mit denkwürdigem Blick, "wärste kein Kameradenbetrüger, sondern ein KameradenSCHWEIN." :-D
In diesem Sinne - Prösterken! :-)