Jedenfalls möchte man das meinen: Morgens, wenn ich das Haus verlasse, zwitschern in der Morgensonne herrlich die Vögel um die Wette, dass ich glaube, ich müsste um die Ecke biegen und blühende Lindenbäume erblicken. Nach dem ersten guten-Morgen-Kaffee, dessen Effekt schätzungsweise eine Stunde, maximal eineinhalb Stunden anhält, werde ich so unsagbar müde, dass ich für den Rest des Tages dagegen unglaublich machtlos bin, mich ebenso unglaublich nach meinem Heim & meinem Bett sehne - doch wenn ich dann abends endlich heimgekehrt bin, erwacht die Lust auf City & Co., auf lecker Milchkaffee in der Feierabendsonne und auf Beine baumeln lassen.
Aber vielleicht... sollte ich ja einfach nur mal wieder ausschlafen, anstatt hier einen auf Frühjahrsmüdigkeit zu machen ;-)
Jedenfalls bei meinem Filius scheinen sich ebenso typische Anzeichen von Frühlingsgebaren einzustellen: Schrieb er seiner Liebsten noch vor vier Wochen mit tausendprozentiger Inbrunst an die virtuelle Pinnwand: "M., ich liebe dich über alles und will dich niemals mehr in der Welt verlieren!!!", so stellte Mutter Ziggenheimer vor einigen Tagen fest, dass das Geschenk für die Liebste zum Valentinstag geschlagene vier Wochen später noch immer im Kinderzimmer herumlag und auf Nachfrage eine nur leicht überraschte und nicht einmal beschämte Aussage zurückbekam: "Ach daaaaaa ist das, ich hab mich schon gewundert."
Argwöhnisch beäugte die Mama ohne jeglichen Kommentar ihr Miniatur-Mannsbild, das sich in den letzten Wochen (leider) nicht nur optisch (zum Stolz der Mama ;-)) gemausert hatte, nur um am nächsten Morgen auf der Fahrt zur Schule schlussendlich der Neugierde nachzugeben: "Sag mal... ist wirklich alles in Ordnung mit dir und deiner Freundin?"
Ein kurzes Überlegen (die Pause war zu lang! :-)), dann ein langgezogenes: "Jooooaaaaa..."
"Wirklich?"
"Ja. Wieso fragst du?"
"Nun ja... Ich wunder mich nur... Sich in vier Wochen nur ein einziges Mal zu treffen, das Geschenk vergessen zu geben... zeugt nicht grad von großen Gefühlen. Das war am Anfang ganz anders." (Das ist es ja immer, aber das weiß das gute Kind noch nicht ;-))
Das Kind antwortete nicht, grinste nur.
"Also?" bohrte ich nach (ich konnts einfach nicht lassen ;-))
Und er sprach: "Alles gut."
Das war mir natürlich nicht genug Antwort :-)
"Alles gut? Ist also eure Sehnsucht nacheinander nur nicht mehr so groß?"
(Anmerkung: Natürlich ist mir bewusst, dass sich das Kind inmitten der Pubertät befindet und sich vielleicht noch hundertmal in seinem Leben verlieben wird. Doch erstens will auch ein 14jähriger Junge mit seinen Gefühlen ernst genommen und obendrein aber auch der Wissensdurst der Mama gestillt werden. Frau muss ja schließlich wissen, was in ihrem Kind so vorgeht ;-))
Die Antwort jedenfalls war ein Schulterzucken, ein Grinsen und eine Wiederholung: "Alles gut!"
Normalerweise hätte ich ja spätestens an dieser Stelle mit meiner Befragung geendet, wäre das Kind bis vor eben diese vier Wochen nicht beinah täglich zu mir gekommen, nur um mir stolz verliebte Pinnwandeinträge, E-Mails oder Komplimente zu zeigen und zu erzählen, so dass ich mir sagte: Also das Finale will ich schon auch miterleben ;-)
"Könnte es vielleicht sein... dass du dich für ein anderes Mädel interessierst?"
Bei dieser Frage schwirrten mir so einige Namen im Kopf herum, die er zuletzt "fallenlassen" hatte, und das Kind begann nunmehr zu lachen: "Könnte sein!"
Aha! Wusste ich es doch ;-)
"Ist es die J.?"
Er grinste: "Vielleicht. Könnte sein."
Hier musste ich nicht mehr weiter fragen. Was es auch immer demnächst zu sagen gab, er würde es mir schon erzählen. Und die Antworten ließen ohnehin vermuten, dass es sich bei besagtem Mädchen um einen "Treffer" meinerseits handelte, nur dass die Gegebenheiten noch nicht klar waren - und über ungelegte Eier spricht man ja bekanntlich nicht ;-)
Zusammengefasst jedoch: Wenn ich hier jeden Tag mit meiner Müdigkeit ringe, während meinem Heranwachsenden die Hormone durchgehen, dann, liebe Leser, kann der Frühling in der Tat nicht mehr weit sein. Egal, wie sehr es grad draußen schneit ;-)
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