...aber wer kann schon immer Spaß vertragen, nicht wahr?
Diesen Spruch rezitiere ich in Gedanken des öfteren, um nicht zu sagen: in aller Regelmäßigkeit - spätestens nach einem genussreichen Wochenende Montag Morgens in der Früh, wenn mich um 5.40 Uhr der noch so lieblich eingestellte Wecker aus dem Bett federt und ich weiß, dass ich nunmehr täglich nicht vor zwölf Stunden später wieder heimkehre.
Genuss ist für mich zum Beispiel, mich Freitagabend auf die Piste zu begeben, um auf Einladung hin eine kleine Bar mit Live-Musik zu erkunden, die ich bis dato noch nicht kannte, was aber möglicherweise unter Insidern eine Bildungslücke darstellt. Mir hats super gefallen - bis auf die Tatsache, dass der Raum, ausgelegt für cirka 140 Gäste, schätzungsweise 240 Gäste versuchte aufzunehmen, dass in solchen Etablissements (für mich: leider) kein Rauchverbot herrscht und ich somit bereits nach fünf Minuten stank wie ein Wiedehopf.
Genuss ist für mich inzwischen aber auch wieder, mich warm anzuziehen, Wind & Wetter zu trotzen und durch eine stürmische, morastige Pampa zu stürmen, Musike in de Oooohrn und nach gar nicht allzu langer Zeit ein unbändiges Lebensgefühl zu spüren, so dass ich - inzwischen mit roten Pausbacken ;-) - die Arme ausbreiten und vor Glück und Freude schreiend weiterstürmen wollte ;-) Selbstverständlich habe ich solcherart Gelüsten nicht nachgegeben (wobei... wieso eigentlich nicht? :-)), sondern bin mit durchweichten Schuhen, demzufolge nassen Füßen, zerzausten Haaren und einem glücklichen Gesichtsausdruck in das nächste Cafe eingekehrt, habe eine Tasse lecker heißen Milchkaffee geordert und bin anschließend, als ich nach mehreren Stunden heimgekehrt war, in die heiße, duftige Badewanne gesunken. Dieses Gefühl, dass kaum etwas im Körper schmerzt außer vielleicht ein wenig Muskelkater und so ein bisschen "Rest-Freund" - ich glaube, dieses Glücksgefühl kann kaum ein Mensch nachempfinden, der nicht Ähnliches selbst durchlebte...
Insofern... berührte mich die Reportage über eine junge Frau mit jahrelangen schweren Schmerzzuständen umso mehr, als dass sie mit Tränen in den Augen sagte: "Ohne meinen Partner hätte ich das alles nicht überstanden." Oder der Mann, der nach einem Sturz in seiner Küche vor über einem Jahr vom Hals abwärts gelähmt im Klinikbett liegt, nur zeitweise des Sprechens mächtig, wenn man ihm den Luftröhrentubus entfernte... Und der nach all dieser Zeit, die er dort zugebracht hatte, noch immer ungebrochenen Optimismus empfand und seiner Partnerin dankte: "Das Wichtigste ist in solchen Situationen, dass du jemanden neben dir hast, der ohne Wenn und Aber zu dir steht." Und der Reporter fragte: "Haben Sie denn so jemanden?" Und er lächelte ein stilles, aber unglaublich glückliches Lächeln: "Oh ja, das habe ich."
Wenn Ihr mich fragt... Es ist das Leben, das uns beinah täglich vor Augen führt: Wenn Du glaubst, dass Du alles hast und alles bist, weil Du einen guten Job und damit ein stolzes Einkommen hast, eine warme Wohnung und viele Freunde, die sich letztlich... zumeist nur noch als Bekannte entpuppen - dann bist Du eine ganz arme Sau, weil Dich Dein Konto nicht besucht und Dir auch nicht hilft, wenn Du am Boden oder im Krankenbett liegst, wenn Du nicht weißt, ob und wie Du am nächsten Morgen aufstehen sollst - und wenn auch niemand da ist, der Dich stützt, wenn Dir der Atem ausgeht, der sich ebenso mit Dir freut, wenn Du neuen Atem schöpfen kannst. Eine Zeitlang lässt sich vieles kompensieren - aber eben nur... eine Zeitlang...
Die junge Frau gestern, die hat es richtig gemacht: Die hat ihren Liebsten geheiratet. Ich beneide sie nicht und neide es ihr nicht - ich habe mich einfach nur für sie gefreut. Und gedacht: "Richtig so, Mädel." In guten wie in schlechten Zeiten. In guten Zeiten bleibt jeder gern. Aber wer auch in schlechten Zeiten bleibt - den hätte auch ich sofort geheiratet!
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