Sonntag, 29. Juli 2012

Nach Tagen der Ruhe

In den letzten Tagen bin ich irgendwie überhaupt nicht richtig zum Bloggen gekommen. Irgendwie war einfach immer etwas los, na ja, der Wahnsinn des Alltags eben. Viel Stress, viel Arbeit, viel (nicht eigener) Kummer, viel Steuererklärung, die ich nun immer noch nicht final zusammenstellen konnte (ich habe sorgsam jeden Tag die Dokumente in die Arbeit und wieder zurückgetragen, ohne auch nur den finalen Pinselstrich setzen zu können), viel Bafög-Antrag für Sohnemann I, wo Frau Mutti ja auch noch ihre Einkommenserklärung abzugeben hat - ja und dann war da noch nach all den Regentagen der plötzliche Hitzschlag da, der mich fast bis zur Bewegungsunfähigkeit verurteilte (jedenfalls nach Dienstschluss) und überhaupt...

"Befragen wir doch das Orakel -
bewegen wir uns heute noch?" 

Also da waren schon Events, über die ich ganz gerne Anekdötchen geschrieben hätte; der Berlin-Trip mit der Freundin vor zwei Wochen zum Beispiel oder die Geburtstags-Party im sonnigen Süden vor einer Woche oder die Reise im September nach Italien, auf die ich mich wahnsinnig freu, die Cartoons, die ich wieder beginne zu malen; das Buch, an dem ich weiterschrieb oder auch die Idee für "richtige" Bilder, die ich wieder malen möchte... Irgendwie aber fehlte mir die Muße zum (Auf)Schreiben und wenn sie mich dann doch mal überkam, passierte irgendetwas, das mich aus dem Gleichgewicht brachte...
All das hier zu erzählen, nein, das schenke ich mir an dieser Stelle.
Nur soviel: Natürlich ging es um Liebeskummer, verletzte Gefühle und riesengroße Lügen, die endlich zutage traten. Und es ging um meine Söhne, von denen ich mir einfach ein wenig mehr wünsche als nur ihr Essen kochen, ihre Wäsche bügeln oder ihre Wünsche erfüllen zu dürfen, während meine Wünsche entweder mit einem mauligen: "Och nööö, du weißt genau, dass ich das nicht mag!" oder mit einem lautstarken: "Jetzt nicht!" beantwortet werden und ich auch nach beinah zwei Monaten immer noch auf das Geburtstagsgeschenk warte... Nein, immer ist das nicht so. Aber wenn, dann eben in genau dem Moment, wo ich es gerade NICHT brauchte... Und es ging um Kollegen, die ihren privaten Stress ins Büro bringen und glauben, wir anderen hätten auch eine Firewall und alles pralle an uns ab.. Nee, so isses nicht. Auch Kollegen sind Menschen und ihre Nerven ein WLAN-Netzwerk, über dessen Drähte man tatsächlich stolpern kann.

Gestern nun war ich mit Miss Berlin auf dem hiesigen Antikflohmarkt und trotz der anfänglichen unglaublich brütenden Hitze und dem anschließend einsetzenden Regen hatte ich endlich das Gefühl, dass ich mich irgendwie befreite... Befreite von beklemmenden Gedanken, schlaflosen Nächten und Nächten, in denen ich wenig schlief und umso eindringlicher träumte. Wieso auch immer, aber mich überkam dieses Empfinden, dass Knoten sich beginnen zu lösen und das Atmen wieder leichter würde, Stück für Stück.
Und dann las ich heute Abend bei Fratzenbuch, dass jemand gestorben war. Jemand, den ich nicht so gut kannte, dafür aber dessen Frau und seine Tochter umso besser. Und ich war schwer geschockt. Dass er schwer krank gewesen war, das hatte ich nicht mal gewusst, und hatte er nicht gerade noch die EM fleißig kommentiert? Und jetzt ist er tot? Das konnte ich nicht fassen, nicht glauben, und auch Sohnemann, der mit der Tochter gut befreundet war, musste erst mal auf der Terrasse eine Zigarette rauchen gehen...

Meine Freundin fragte mich heute Abend, was ich machen würde, wenn ich jetzt Geburtstag hätte und alleine wäre. Und ich sagte spontan: "Ans Meer fahren. Eine Strickjacke mitnehmen, FlipFlops und ein Buch. Und natürlich Musik. In Straßencafes sitzen, auch abends, mit von Sonne gebräunter Haut, mich zurechtmachen und mich darauf freuen, fremde Menschen kennenzulernen. Oder einfach auch nur stundenlang barfuss durch den Sand am Ufer des Meeres laufen, dem Tosen der Wellen lauschen und einmal mehr die unendliche Weite fühlen. Oder eben auch in eine mir noch fremde Großstadt fahren, eintauchen, erkunden. Irgendwas sehen, das ich noch nicht gesehen habe, und damit irgendwas tun, das mir guttut."
Als sie mir daraufhin lediglich ein Datum schrieb, an dem ich mich bereitzuhalten hatte, verschlug es mir für einen Moment die Sprache - und dann sagte ich ihr und auch mir: "Ja, so machen wir das. Wir fahren. Wir genießen das Leben, weil wir viel zu wenig genießen, dass es uns doch gut geht, und dafür aber darüber jammern, was wir gerade nicht haben. Damit muss einfach Schluss sein."
"So machen wir das", war ihre knappe Antwort - und mehr musste auch nicht mehr gesagt werden.


Und dann las ich - passenderweise - noch dieses Zitat heute in einem Blog:

"Leben allein genügt nicht.",
sagte der Schmetterling, 

"Sonnenschein, Freiheit und 

eine kleine Blume muss man auch haben." 

(Hans Christian Andersen)





Donnerstag, 26. Juli 2012

und ich schließe die augen...


...das Original kommt leider erst ab dem 3. August in den Handel...
Zu HÖREN hier...


Ich glaube, ich bin langsam das, was man einen Fan von Philipp Poisel nennt...
Scheint, er habe meine Gedanken gelesen,
meine Gefühle studiert
und in Töne gekleidet.

Ich liebe diesen Song.

"Und du willst nicht machen, was du machst
Trotzdem sitzt du wieder hier,
schreibst die ganze Nacht
Falscher Stolz, Eitelkeit
Dein Leben, doch für das Leben keine Zeit
Mit dieser Leere Bücher vollgeschrieben
Dein Albtraum auf Wolke 7

Und ich schließe die Augen vor all diesen Fragen,
weil es schwer ist die Zweifel,
auf den Schultern zu tragen
also schließe ich die Augen,
um an etwas zu glauben,
ist es wert es zu lieben
und das Leben zu lieben


und ich schließe die Augen
vor all diesen Fragen
ich bin müde vom Zweifeln
nach all diesen Tagen"


So lange. Zu lange.


Manchmal
hat man so lange
auf etwas gewartet,
dass man,
wenn es endlich da ist,
sich eingestehen muss,
dass man
es gar nicht mehr will...


Manchmal aber...
hat man zu lange
gewartet,
gezögert,
gespielt -
und nicht daran gedacht,
dass man
eines Tages
keine Chance mehr bekommt.




Eingefleischte Greys-Fans werden diese Szene schon gekannt haben - ich muss gestehen, ich habe die letzte und wohl auch die vorletzte Staffel dieser Serie verpasst. Und ich gestehe ebenso... ich habe bei diesem - zufällig bei youtube gefundenen - Clip geweint wie ein Schlosshund.. Lexy und Mark, das wohl sympathischste On & Off Paar dieser Serie, sie liebten und sie trennten sich, mehr als einmal, und waren dann irgendwie auch zu stolz, sich neu zu finden...

Und dann liegt sie da unter diesen Trümmern - und auf einmal ist all das, was sie sich immer von ihm wünschte und das er ihr nicht geben wollte, möglich:

Wir werden heiraten
Wir werden drei Kinder haben
Wir werden glücklich miteinander sein
Ich liebe dich
Ich habe dich immer geliebt

Ja. Pustekuchen. Zu lange gewartet. Einfach zu lange. Auch wenn man ja nicht gleich sterben muss. Manchmal genügt es auch einfach, sich neu zu verlieben. In den einen, der sie vom Fleck weg heiraten und die drei Kinder mit ihr machen will. Oder ihr wenigstens einen Hund kauft.

Ich weiß, ich wiederhol mich damit vermutlich zum zwanzigsten Mal. Aber das wahre Leben führts mir auch immer und immer wieder vor Augen - und mir will einfach nicht in den Kopf, wie selbstverständlich ein Mensch für den anderen werden konnte.

Nichts ist selbstverständlich.
Niemand ist das.
Herrgott noch mal!

Sonntag, 22. Juli 2012

Frage - Antwort - Spiele

"Happiness 
is not a destination.
It is the way
of life."
(Unbekannt)

Ich weiß noch, wie ich als Kind meinen Eltern Löcher in den Bauch fragte, alles wissen wollte und jede Frage mit "Warum..." begann und ich selbst auf Antworten mit der wiederholten Frage reagierte: "Und warum?"
So lange, bis entweder meine Eltern nicht mehr weiterwussten oder sie endlos genervt reagierten:
"Warum! Warum! Warum ist die Banane krumm? Weil keiner in den Urwald zog und die Banane wieder geradebog!"
Als Kind habe ich darüber gelacht und mich damit zufrieden gegeben. Irgendwann war eben Schluss mit der endlosen Fragerei und dem Suchen nach Antworten. Manchmal gab es eben einfach keine Antworten mehr. Glaubte ich.
Später, als ich die Liebe entdeckte, blieben zu oft die Fragen unbeantwortet - und ich selbst zu oft unbefriedigt zurück. Irgendwie verließ ich mich auf die Meinung anderer, von denen ich glaubte, sie wüssten bereits mehr als ich, hatten sie bereits Erfahrungen gesammelt, bei denen ich noch ganz am Anfang stand. Viel zu oft habe ich im Nachhinein bereut, dass ich Entscheidungen traf, die gar nicht aus mir selbst herauskamen - sondern der Auffassung anderer entsprachen, die meinten, sie hätten genug gesehen, erlebt, erfahren, um mir zu sagen, wie alles zu funktionieren hatte. Wie der Lauf der Welt und eben der Liebe zu gehen hatte. Die erste große Liebe. Die erste schmerzhafte Enttäuschung. Die Scheu, ihm die Fragen zu stellen, die ich hatte; stattdessen eben die anderen fragte - und falsche Schlüsse zog, falsche Entscheidungen traf - jedenfalls falsch für mich. Ich habe einige Jahre gebraucht, um mich damit abzufinden, um mich auch mit den Konsequenzen dessen abzufinden - und damals schwor ich mir: Das passiert mir nicht wieder.
Zuallererst höre ich auf das, was in mir ist, was mein Bauch mir sagt. Noch heute spreche ich mit anderen Menschen, wenn ich Probleme oder Sorgen habe. Aber am Ende entscheide ich ganz allein, was für MICH der richtige Weg ist, was für MICH der richtige Schluss ist und welchen Weg letztendlich ICH gehen möchte. Und wenn sich später herausstellt, es war der falsche Weg, die falsche Entscheidung - dann kann ich aber immer noch dazu stehen und damit umgehen, weil es eben meine Überzeugung war, mein Bauchgefühl.
Und mit diesem habe ich auch immer entschieden, alles zu geben und alles zu tun - und nur wenn es dann immer noch nicht reichte, dann sollte es eben nicht sein, und dann hatte aber zumindest ich alles für diese eine Sache getan. Mehr wäre nicht gegangen - und dann ist es auch irgendwie ok.
Klingt irgendwie alles logisch, klingt irgendwie alles selbstverständlich, oder? Trotzdem hab ich viele Jahre für diese meine Entwicklung gebraucht, viele durchweinte Nächte, zerbissene Kissen, zerwühlte Laken, schlaflose Nächte, ruhlose Tage, schmerzhaftes Alleinsein und das Gefühl: Ich kann irgendwie nicht mehr...
Als ich damals meinen Ehemann verließ und von zu Hause auszog, wusste ich zwar von der allerersten Sekunde an: Es ist die richtige Entscheidung, denn es ist MEINE Entscheidung, die ich ganz allein für mich getroffen hatte - dennoch habe ich sehr lange noch nach der Trennung versucht zu verstehen, was da vor sich gegangen war, warum alles so weit gekommen war - und warum es so hatte zuende gehen müssen. Währenddessen er lediglich damit beschäftigt war, meinen Platz neu zu besetzen. Die Kopfarbeit, die ich auch für ihn hatte mit leisten wollen, das sich Auseinandersetzen mit Ursache und Wirkung, das Verstehen des Ganzen, nur um es in Zukunft anders, besser machen zu können, diese Chance für ihn und mich, damals wollte ich das. Allen seinen Fragen habe ich mich gestellt, nur die Antworten machten ihn nicht zufrieden. Weil er nur eine Antwort hatte haben wollen: Dass ich mich verirrt hatte und meinen Fehler einsehen, nach Hause zurückkehren würde. Was für mich zu keinem einzigen Zeitpunkt in Frage kam.
Ich glaube, das war - abgesehen von der Kindheit - die einzige Frage-Antwort-Phase, die mir nicht weh getan hat. Ganz im Gegensatz zu den Jahren, die dann folgten. Das sich Verlieben, das Entstehen neuer Hoffnungen, Träume und Sehnsüchte - die nicht oft, aber sehr nachhaltig und zumeist plötzlich beendet und enttäuscht wurden. Irgendwann habe ich es angefangen zu hassen, mir immer selbst die Antworten suchen zu müssen, Fragen zu stellen, die ich nachts an die Wand malte, in den Nachthimmel schrieb, Fragen, die ich dem anderen nicht mehr stellen konnte oder durfte, völliger Rückzug des anderen, keine sms mehr, keine E-Mails mehr, geschweige denn ein vis-á-vis, um wenigstens verstehen zu können: WARUM liebst du mich nicht mehr, WARUM willst du mich nicht mehr? Es war mir fast unmöglich, mich neu auf die Füße zu stellen, solange ich das, was vorher passiert war, nicht verstehen konnte. Solange ich mit dem, das bis dahin passiert war, nicht abschließen konnte. Ich bin so, ich muss es erst verstehen, um dann auch den sogenannten Haken hinter etwas setzen zu können. Oder auch meinen Frieden zu machen. Ich wollte immer die Antworten, am liebsten gleich und sofort. Ich habe gefragt und gefragt und gefragt. Und mich ertappt dabei, dass es mir so ging wie damals meinem Ex-Mann: Mir gefielen die Antworten nicht. Ich wollte andere Antworten. Solche, die mir die Hoffnung ließen, dass immer noch eine Chance bestand. Dass immer noch eine Tür würde offen bleiben.
Und da war meine Unfähigkeit, den Dingen ihre Zeit zu lassen. Oder war es einfach nur Ungeduld? Das sich-noch-nicht-gewöhnt-haben an das Alleinsein, das Alleinleben? Ich konnte den Anblick nicht ertragen, all diese glücklichen Paare, die knutschend und händchenhaltend durch die Stadt liefen, beim Kaffee saßen und sich lächelnd anschauten. Boah, ich musste wegschauen. Diese fette Frau mit den unmöglichen Leggings und dem viel zu kurzen Shirt, den ungepflegten Haaren - wieso hat die einen Mann und ich nicht? Wieso ist sie glücklich und ich nicht? Was hat sie, das ich nicht habe? Oder hat sie einfach etwas richtig gemacht und ich nicht? Doch dann so ein Paar, das nebeneinander, aber nicht miteinander läuft. Er sagt etwas, sie faucht zurück. Sie fragt etwas, er geht an die Decke, er sagt etwas, das nicht im entferntesten an "Schatzilein" erinnert.
Dann also doch lieber alleine? So lange, bis mir jemand begegnete, der in mir dieses unverwechselbare Gefühl erweckte: "SO MUSS ES SEIN?" Aber würde mir das noch einmal passieren? Wenn so viele das nicht wenigstens ein einziges Mal erlebten, würde ich dieses Empfinden dann gleich ein zweites Mal geschenkt bekommen? Daran konnte ich nicht glauben, daran konnte ich einfach für mich nicht glauben. Und ich konnte meiner Mama nicht glauben, die sagte: "Du hast noch so viel Zeit." Nein, hatte ich nicht, meinte ich. Sie rann mir durch die Finger, so empfand ich es. Jeder Tag ein Regentag, egal wie sehr die Sonne schien. Jeder Tag ein Schattentag, egal wie hell es war.
Heute weiß ich: Auch wenn niemand gestorben ist - man muss trauern können. Und man muss Trauer zulassen können. Egal wie lange es dauert. Die Zeit, die es braucht, muss man sich geben, die muss man haben. Egal wie sehr es schmerzt. Nein, es gibt keinen Schalter, den wir umlegen können - und vielleicht ist das auch gut so. Wenn alles immer so einfach wäre, wüssten wir eines Tages nichts mehr zu schätzen. Was uns nicht passte - zack - Schalter umlegen und fort damit. So geht das nicht.
Heute bin ich dreiundvierzig Jahre alt und habe so einiges in meinem Leben durchlebt und durchgestanden. Heute weiß ich: Antworten gibt es immer, Antworten kommen immer - nur kommen sie gerne auch erst nach einer ganz langen Zeit. Was ist ein halbes Jahr, wenn es um den Rest des Lebens geht? Was ist ein Jahr oder noch länger? Warum sind wir so ungeduldig, nicht abwarten zu können, den Dingen IHRE Zeit geben zu können, die sie mitunter brauchen? Warum wollen wir den Schmerz nicht zulassen, obwohl wir erst durch ihn ein ganzes Stück weiterkommen? Warum glauben wir immer, wir würden unser Umfeld nerven, weil wir nicht loslassen können? Ich bin heute noch sehr, sehr dankbar für diese eine Freundin, die sich immer wieder angehört hat, wie ich immer wieder dieselben Fragen stellte, dieselbe Sehnsucht beschrieb, dieselben Ängste und Zweifel. Sie hatte diese Antworten nicht, aber sie hat mir immer und immer wieder zugehört. Auch dafür hängt mein Inneres an ihr, ich glaube, sie weiß es nur nicht. Ich glaube aber, dass sie damals schon wusste, dass alles nur seine rechte Zeit brauchte. Und sie hat sie mir gelassen. Und abgewartet. Und mich irgendwann zum Schreiben überredet: "...und wann bloggst du?" Ein wunderbares Ventil. Mein einziges wahres Ventil.
Heute bin ich gefühlsmäßig genau da, wo ich immer hinwollte. Ich fühl mich so unglaublich frei. Und wohl und entspannt. Ich führe das Leben, wie ich es immer leben wollte. Meine kleine süße Wohnung spiegelt mich wieder. In jedem Winkel. So wie ich es immer wollte und das früher nicht möglich war. Ich glaube, ich komme endlich langsam bei mir selbst an. Und das, genau DAS war all die letzten Jahre wert - mit ihrem Schmerz, ihren Tränen - und all den kleinen Glücksmomenten zwischendurch.
Das Leben wartet nicht. Es geschieht - genau jetzt. Mit dir. Mit uns. Mit allem, was dazugehört. Leben ist das, was du selbst daraus machst. Was morgen ist, das weiß niemand. Gar niemand. Aber für mich persönlich birgt das auch genau die Hoffnung, die mich jeden Tag trägt:
Alles ist möglich, alles und zu jeder Zeit. Und jetzt kann ich warten. Auch auf Antworten.

Freitag, 13. Juli 2012

Freitag, der Dreizehnte

Ich gebe zu, ich bin schon so ein bisschen abergläubisch:
Freitag, der Dreizehnte.
Schwarze Katze von rechts (wobei es da ja zwei verschiedene Auslegungen gibt: "schwarze katze von links, Glück bringts" - "schwarze Katze von links nach rechts, dann pecht's" - tja, seitdem meide ich, so gut es geht, die Begegnung von Katzen oder atme erleichtert auf, wenn sie wenigstens ein weißes Ohr haben oder sowas).
Salzfass umkippen.
Spiegel zerschlagen.
Ach, da gibts sicher tausend Dinge, die ich hier aufzählen könnte. Und ich möchte auch gar nicht noch mehr wissen, das täte mich nur unnötig verrückt machen.

Nichtsdestotrotz - toi toi toi - sind die dreizehnten Freitage in diesem Jahr zumindest für mich ganz glimpflich abgelaufen und ich finde, man muss auch in Reinfällen etwas Positives sehen können...





Jedenfalls bin ich ganz froh, dass die geplante
Kaffeefahrt mit Frau P. nicht für heute vorgesehen war.

Man kann ja nie wissen!

Mit nem verschütteten Kaffee fängts an und am Ende...

Ach... ich spinne diesen Faden mal lieber nicht zuende :)

Donnerstag, 12. Juli 2012

Auf dem Weg

Die meisten Menschen, die ich kenne, haben ein Ziel, aber keinen Plan.
Die anderen haben einen Plan und ein Ziel - und sie verfolgen es konsequent - und übersehen dabei gerne auch mal das Wesentliche.

Ich persönlich... brauche keinen schnurgeraden Weg, der immer nur in eine Richtung führt. Ich persönlich habe nichts gegen Seitenwege. Seitenwege. Keine Abwege.
Vermutlich aber habe ich deshalb mein Buch immer noch nicht zuende geschrieben.
Vermutlich aber habe ich deshalb kaum weitere Bilder gemalt als die wenigen, die in meiner Wohnung stehen oder die ich verschenkte.
Doch alles, was ich tu, tu ich mit Leidenschaft. Nichts davon habe ich bereut - denn es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken, solange ich die Augen, die Ohren und die Seele offen behalte...




Hide & Seek




Warum sagen wir nicht immer offen, 
was wir denken?

Warum zeigen wir nicht immer offen,
wie wir (uns) fühlen?

Warum geben wir uns stark,
obwohl wir gerade ganz zerbrechlich sind?



Was 
haben wir schon zu verlieren -
außer vielleicht
den Moment unseres Lebens?


Dienstag, 10. Juli 2012

Helma in'da cloud Oder: just ver-appled

Also eigentlich ist Statusdenken mir vollkommen fremd. Ich mach mir nix aus dem, das gerade "in", "hype" oder das allgemeine "must have" darstellt.
Nichtsdestotrotz bin ich immer noch offen und interessiert am Geschehen in der Welt (böse Zungen sagen auch "neugierig" dazu) und der Umstand, dass ich für mein Handy nicht ein extra Wägelchen zum Transportieren brauch, freut mich doch ungemein.


Als ich nun vor ein paar Tagen ein (zugegeben) abgelegtes, älteres Modell eines iPhones überlassen bekam, hat mich das doch (noch mal zugegeben) immens gefreut (<-- siehe Beweisfoto A) und es war damit auch der Tag erreicht, an dem ich nachzuvollziehen begann, warum man so ein Teil gerne auch mal zu Sitzungen mit ins Badezimmer nimmt. Es gibt wohl kaum einen anderen Ort, an dem man so ungestört an etwas herumspielen kann, ohne dass einer zuguckt oder mitmachen will.
"Teste mal, ob das was für dich ist, dann richten wir das für dich ein", war die großzügige Aussage.
Was soll ich sagen... Dass ich mein Badezimmer liebe, wisst Ihr ja bereits, trotzdem glaube ich, dass ich im letzten Vierteljahr nicht halb soviel Zeit darin verbrachte wie an den letzten Tagen. Sonne jedenfalls habe ich kaum gesehen (aber das hat natürlich auch am Wetter gelegen!) Es gab ja so vieles zu entdecken und auszuprobieren, Spiele, Apps & Co., was ich teilweise ja schon vom Android her kannte. Ich liebe ja zum Beispiel Shazam; endlich hat die stundenlange Suche bei youtube nach einem Titel, den man irgendwo hörte und in verschiedensten (hängengebliebenen) Wortkombinationen zu treffen versuchte, ein Ende. Titel an, Shazam an - und schon hat man Song plus Interpret. Meistens jedenfalls. Was mich hier am (für mich neuen) Telefon begeistert: Alles geht unglaublich schnell. App finden, laden, installieren, loslegen. E-Mail-Postfach aufklappen, auslesen, fertsch. Ich muss sagen, beim Android wars doch bisschen anders. Da konnte ich gut und gern zwischendurch ein Drei-Gänge-Menü zaubern oder wenigstens mein Badezimmer putzen.

Abgelegte bzw. überlassene Modelle, die noch keiner Grundreinigung unterlaufen sind, haben ja  nun auch die Angewohnheit, dass oftmals noch Hinterlassenschaften installiert sind, die zumindest ICH nicht brauch. Natürlich habe ich erst mal ordentlich aufgeräumt auf diesem iPhone und als der Vorbesitzer mich fragte: "Darf ich mal kurz das Telefon bekommen?" - "Nein, darfst du nicht, ich chatte gerade." - "Hmm. Ich wollt nur mal kurz was spielen." - "Spielen? Kannst du nicht mehr, ich hab alles runtergeschmissen."
Der Kehle des anderen entrang sich etwas, das ein bisschen wie "oooooorrrrksss" klang und diesem Klang folgte die fassungslose Frage: "Wie - runtergeschmissen? Heißt das gelöscht? So richtig in echt gelöscht?" Und mit meinem treuherzigsten Augenaufschlag bekannte ich freimütig: "Joaar! Wieso? Datt braucht doch kein Mensch."
"Äh... Dir ist aber schon klar, dass du meine ganzen Spielstände ruiniert hast? Alles weg? Mit einem Klick?"
Der fassungslose Zusatz: "Du solltest doch erst mal nur probieren, ob das was für dich is... Warum fragst du denn nicht einfach vorher, bevor du was löscht?" rettete aber auch nix mehr. Und wieso immer erst mal fragen? Ich bin es gewohnt, allein zu entscheiden, allein zu machen und zu tun, und ich lasse mir diese Selbständigkeit auch nicht mehr aus den lackierten Fingern nehmen!
Außerdem weiß man doch, dass der, der viel fragt, viel irre geht. So ist das jedenfalls in Helmas Wolkenbergen, die oft und gern mal über aller Realität schweben.

Fazit jedenfalls: Ich bin immer noch schwer begeistert und angetan und das einzige, auf das ich mich jetzt noch einstellen muss, ist die immens kurze Überlebenszeit des Akkus. Ein Tag ist da gar nichts, husch, Akku leer und dann stehst du da wie Drops auf der Autobahn im Stau und kannst dem Vater deiner Kinder, der in der Hitze des Tages vor deiner Haustür wartet, nicht mal vermelden: "Bin gleich da, in etwa einer Stunde, aber keine Angst, ich bin nicht beim Kaffee trinken!"
Heute habe ich mir vorsorglich das Ladegerät eingepackt, aber nach den jüngsten Messages hin und her frage ich mich doch, was Samstag werden soll, wenn Frau T. mit dem V. und ich Berlin unsicher machen.
Ich brauche also noch eine unabhängige Docking Station für unterwegs - aber so schnell wird das wohl nix, so ohne Steve Jobs.

Grad muss ich doch bisschen lachen, weil mir der Gedanke kommt, wie verwöhnt unsereiner geworden ist. Früher haben wir Blechbüchsen mit Butterbrotpapier verschlossen und einer Schnur verbunden, ein bisschen dran herumgekratzt und ob das einer glaubt oder nicht, man hat echt was gehört. Jedenfalls von einer Etage in die andere und wenn man sich dabei auch weit genug aus dem Fenster lehnte ;)
Und außerdem - nicht umsonst heißt es ja: "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul" und "Einem geschenkten Barsch auch nicht auf die Turnschuhe!"

Am liebsten möchte ich

...morgen früh nicht in die Arbeit gehen,
sondern lieber ein paar Sachen in die Tasche werfen, ein paar Sommerkleider, ein paar Jeans, Sandalen, Shirts und die wenigen Bücher, die ich noch nicht gelesen habe; mein Malzeug, mein Schreibzeug, ich möchte die Spangen aus dem Haar lösen und den Wind darin wühlen lassen, während ich mich auf die Reise begebe...

Weit fort...
Wo ich Neues entdecken kann, Dinge, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Wo ich Bilder malen kann, von dem ich immer glaubte, sie würden mir nicht gelingen. Wo mir die Gedanken und Ideen über die Finger auf das Papier gleiten und Geschichten entstehen können, von denen ich glaubte, ich würde es nicht in Worte fassen können... die alle mein Ich in sich tragen und mich dennoch verbergen...




Ich möchte ausbrechen und weit fortgehen. Und endlich das machen, wovon ich träume... Und vielleicht wiederkommen, irgendwann. Oder auch nicht.

Allein mir fehlt der Mut,
weil es einfach zuviel kostet.
So und auch so.

Noch.



Montag, 9. Juli 2012

Das großartigste Gefühl



Das Blöde an mir ist nur...
Eh ich sowas mitkrieg,
bin ich schon
mit ihm verheiratet gewesen,
wieder geschieden,
alleingelassen mit sechs Kindern
und dem Hund.

Jedenfalls...
solange es um mich selber geht.

Der Prinz und die Prinzessin

Es war einmal ein Dornröschen, etwas in die Jahre gekommen und weil sie schon seit eh und je unter Schlafstörungen litt, hielt sie begreiflicherweise ihren hundertjährigen Schlaf nicht durch.
Fluch hin oder her.
Sie kam zu früh.. ach Quatsch.. nein, sie erwachte zu früh, reckte und streckte die erschlafften Muskeln, stärkte sich an einem Kaffee und schlenderte alsdann ein wenig im Park herum. Weit gekommen war sie nicht, da war ja noch die Dornenhecke.
Hinter dieser Hecke, und das konnte sie anhand einer ausgeprägten Flucheritis deutlich vernehmen, versuchte sich ein Prinz daran, sich Einlass zu verschaffen. Das Schwert war wohl stumpf, 1 a Wertarbeit made in China, und ganze drei mal musste sie mit anhören, wie er seinen Gaul bestieg und davonritt.
Dann saß sie trübsinnig am Teich, fing ein paar Frösche und küsste sie, auch wenn sie keine goldene Kugel besaßen. Blödes Märchen.
Irgendwann jedenfalls war der Prinz wieder da und kämpfte sich erfolgreich durch die Dornenhecke, während Dornröschen in ihrem Türmchen mit ihren Freundinnen bei Kaffee & Kuchen saß.
"Dornröschen, lass dein Haar herunter, ich bin wieder zu Haaaaaaaaause!"
Und Dornröschen schaute hinunter: "Du sorry, aber da gabs grad so ein Angebot 'Cut & Go' für nur zehn Taler!" - und die prächtige Wallemähne war einer flippigen Kurzhaarfrisur gewichen.
Tja.
Erst mit Billigschwert auftauchen, dann wieder abtauchen und sich dann auch noch jahrelang Zeit lassen - da musste der Prinz sich schon auch mal bisschen bemühen, oder?

Jedenfalls erreichte er mit Müh und Not endlich den Gipfel des Turms, sprich: das Schlafzimmer von Dornröschen und nach der Nacht der Nächte erklärten sie einander ihre Liebe.

Und so zogen sie auf das Schloss, als König und Prinzessin, feierten eine rauschende Hochzeit und machten zehn Kinder. Und wenn sie nicht gestorben sind, so vö... äh... fi... ach Quatsch Mensch... lieben sie sich noch heute.



Sonntag, 8. Juli 2012

Das Leben

Das Leben
misst sich nicht in
Atemzügen.
Sondern in
Momenten,
die Dir den Atem
geraubt haben.




Der Sonntag kehrt zur Ruhe.
Gedanken.
Empfindungen.
Musik.
Sonne, die viel zu heiß auf der Haut brennt.
Warten auf den Abend.
Auf die Erleichterung der Kühle, die mich umfängt.
Und auf Dich.

Kannst Du nicht einfach zurückkommen?
Du hast etwas vergessen.
Mich.

http://imalbum.aufeminin.com/album/D20070203/260196_A7YLXCEAETOECMTLZW1TYAJYTUJVH3_sehnsucht_H161611_L.jpg


Freitag, 6. Juli 2012

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Kann ich Euch sagen.
Zuallererst mal ich.
Und mit "schwarz" meine ich nicht die Hautfarbe, sondern das, was man auch Schattenmann nennt. Den - in der Phantasieregel oder auch in diversen Krimis - in schwarz gekleideten Herrn, der dir entweder auf Schritt und Tritt folgt, dir nach dem Leben oder wenigstens nach dem Geldbeutel trachtet (wüsste der allerdings, wie schmal meiner ist, würde er sich glatt die Puste sparen wollen) oder auch hinter deinem Duschvorhang lauert.
Psycho lässt grüßen.
In meiner Phantasie ist ja so ziemlich alles möglich.
Dass die in prächtigeren Farben schillert als jede Seifenblase, das wussten die Leute schon, als ich noch ein Kind war, und ich glaube, das ist bis heute nur unwesentlich anders. Außer dass ne Portion Realismus dazugekommen ist und ich zumindest vom Kopf her weiß, dass "das alles doch bloß ein Film war".
Trotzdem bin ich bis heute, bis in das reifere Alter hinein das geblieben, was man bei uns im Norden einen Schisshasen nennt.


Wenn ich irgendwo in der Pampa ein Häuschen stehen seh, dann sehe ich nicht das romantische Dachgebälk oder die sich verträumt wiegenden Bäume, in deren Blättern nachts der Wind sein Schlaflied rauscht - nein, dann hör ich knarrende Dielen, während ich oben irgendwo im Bett liege, ganz in die Kissen gedrückt, die Decke mit verkrampften Fingern bis an die bibbernden Zähne gezogen und mit ängstlichen Augen wartend, dass die Klinke langsam heruntergerdrückt wird, der Angstschrei quasi schon in der Kehle wartet, um herausgelassen zu werden - und am Ende wohl vermutlich nur ein dünnes "Fiiiieeeep" zu vernehmen wäre, bevor das Licht dann ganz ausgeht.
Ich bin auch die, die nachts die letzten Meter vorm Haus rennt, den Schlüssel zitternd ins Schloss quetscht, die Tür aufreißt und mit einem Herzschlag bis zum Halse diese Haustür hinter sich zuknallt. Dass dann überall die Lichter im Haus angehen und die Nachbarn murrend mit den Füßen scharren - mir doch scheißegal! Ich rannte hier schließlich um mein Leben!
Natürlich frage ich mich schon ab und an, ob diese Angstmomente es wirklich wert sind, die letzten Ausgehstunden zu genießen (immerhin weiß man ja, dass erhöhter Herzschlag den zumindest äußeren Alterungsprozess fördert) und ich nicht doch besser noch im Hellen heimgekehrt wäre. Aber ja... Das hieße ja andererseits, nach Hause zu gehen, während anderswo die Party erst richtig abging. Hmm. Also auch nicht wirklich die Lösung, oder?
Ich bin wiederum auch die, die, wenn die Söhne nicht zu Hause weilen, in beinah jedem Zimmer ein Lämpchen zu brennen hat, die Wohnungstür sorgsam verriegelt und verrammelt; der TV vor allem nur deshalb läuft, damit ich nicht bei jedem kleinsten Geräusch zusammenzucke und vermute, dass da jemand durch die dreifach gesicherte Eingangstür geflogen kam (ob ich vielleicht doch besser das Schlüsselloch mit Sekundenkleber...), die auch niemals bei geöffneter Terrassentür schlafen könnte, auch dann nicht, wenn sich diese Außenfläche im dritten Stock oder gar auf dem Dach eines Hauses befindet (man weiß schließlich nie, wer sich wo abseilt und bei mir landet) und die außerdem, wenns zur Nachtruhe geht, so gar keine offenen Zimmertüren ertragen kann und - sofern sie die letzte Tür hinter sich geschlossen hat, noch einen flüchtigen Blick unters Bett wagte, um dann mit einem Satz in ihrem Bett zu landen.
Ja. So unromantisch gehts bei Ziggenheimers zu, wenn man sie so ganz alleine lässt. In meiner Phantasie ist so ziemlich alles möglich - und nicht alles davon erzeugt, ums mit den Worten einer Fratzenbuch-Bekanntschaft zu sagen - 96 Prozent Lustfeuchtigkeit. Eher 96 Prozent Angstschweiß.
Wie oft schon haben Kollegen über mich gelacht: "Hast wohl ein schlechtes Gewissen, wa?", wenn ich zu Tode erschrak, nur weil sie mir unverhofft in der Tür oder neben mir an der Käffchentränke erschienen. Wenn die wüssten, was sich in meinem Hirn tatsächlich in Sekundenbruchteilen abspielte! Briefbombenattentäter, die ihre Post persönlich zustellen! PC-Diebe, die der hellichte Tag nicht schreckt! Lustmolche, die das Wort "Gleichstellungsbeauftragter" mit "gleich auf Stellung gehen" verwechseln!

Vielleicht beruhigt mich ja dennoch die Tatsache, dass ich mit meiner Angst vor allem, was dunkel ist, nicht wirklich alleine dastehe. Nicht wahr, Frau Traum mit dem Vogel?
Vielleicht aber kaufe ich mir neben dem Teddybär fürs Bett noch einen großen Hund für die Haustür. Einen weißen. Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe!

Donnerstag, 5. Juli 2012

Sekundenschlaf

Da bin ich seit zwei Stunden nun wieder zu Hause, locker-flockig über die Autobahn gedüst, das Fenster leicht heruntergelassen, den streichelzarten Wind in den Haaren, das scheißblöde fucking Radio versagte mir leider seinen Dienst (erst spielte keine CD mehr, dann versagte der USB-Port und zu guter Letzt auch noch der SD-Karten-Slot - da blieb mir nur noch das Radio selbst mit blödem Mainstream-Schiet, den du dir auch nicht einfach so anhören kannst, ohne Gefahr zu laufen, der nächste Tinnitus-Patient zu werden).
Ich gebe zu, ich war doch irgendwie müde.
Ein langer Arbeitstag, zu wenig gegessen, zuviel Kaffee getrunken - ich hing durch wie ein ausgeleierter Gartenschlauch - aber auch nach der Arbeit ist eben ein Tag noch nicht zuende. Da findet sich immer öfter noch irgendwas. Zum Beispiel fand ich in der kurzen Verschnaufpause endlich meine TAN-Liste wieder.
Jedenfalls war ich müde, aber noch nicht müde genug, um mich sofort zu Bett zu begeben, also stellte ich den TV an, legte mich mit Laptop und TAN-Liste ins Bett (ja ich weiß, ich wüsste auch was Besseres, aber in der Not...), bloggte, überwies ein paar offene Posten und schaute nebenbei einen Beitrag über Sekundenschlaf. Ob ich mir noch ein Tagesausklangkäffchen zubereite?
(Manchmal glaub ich, in mir steckt doch ein echter Zwilling, ich kann einfach nicht nur ein was machen, irgendwie wäre mir das echt zu langweilig.)
Jedenfalls hat mich dieser Beitrag doch ziemlich berührt. Da gings unter anderem um eine junge Frau, die vor ein paar Jahren einen schweren Unfall erlitt, weil sie einfach zu wenig geschlafen hatte und trotzdem morgens kilometerweit in die Arbeit fuhr.
Und dann testeten sie, wie man sich am besten wachhält:

1. Kaffee trinken und Fenster runterlassen.
2. Energydrink und Fenster runterlassen.
3. Pause machen und mindestens zehn Minuten pennen.


Noch bevor die Auflösung kam, wusste ich, dass nur Nummer drei in Frage kam. Fragt mich - ich kenn mich aus, ich habe leider auch diese Erfahrung gemacht. Vor nunmehr acht Jahren. Da hatte ich mir in den Kopf gesetzt, nachts noch ein paar hundert Kilometer nach Stuttgart zu fahren, duschte mich vor der Reise wach, trank ordentlich Käffchen - und startete. Nur um cirka fünfundvierzig Minuten später auf einer dreispurigen Autobahn links in der Leitplanke durch einen heftigen Schlag an den Kopf wieder zu erwachen und mich zu fragen: Hups, ich war doch gerade noch ganz rechts?
Übrigens, ich war nicht allein auf dieser nächtlichen Autobahn, aber angehalten und mir geholfen.. hat keiner.
Seitdem fahre ich, wenn ich abends und längere Strecken fahre, entweder mit der Bahn oder mit der Mitfahrgelegenheit - oder nehme im Vorfeld ausreichend Urlaub.
Ich muss einfach nicht mehr alles immer nur selber machen - und wenn du Pech hast, hast du Selbstüberschätzer keine Chance mehr, es beim nächsten Mal besser zu machen. Woran man leider nur eher selten denkt: Wir haben auch Verantwortung für all die anderen, die draußen unterwegs sind..
Heute, wenn ich selber fahre, halte ich auch dreimal an und konstatiere: Lieber dreißig Minuten später ans Ziel kommen - aber heil und gesund. Meine Lektion.. hab ich gelernt.


Quelle Foto: http://img4.eurotransport.de/Sekundenschlaf-Verschwommene-Sicht-articleOpeningImage-3766a426-56750.jpg

Mittwoch, 4. Juli 2012

Das Ende einer Beziehung

Man sagt ja so oft, wie unterschiedlich Männer und Frauen sind.
Der Mann ist ein Arbeitstier, er ist kopfgesteuert, ok, auch schwanzgesteuert, er ist kalkuliert, frei von jeglicher Empathie - oder er ist schwul.
Die Frau wiederum ist eine Küchenfee mit Ambitionen einer klasse Kindergärtnerin auch ohne jegliches Studium, sie zerflennt sich aus geringsten Anlässen oder wartet gerne auch mal mit dem Nudelholz hinter der Tür, Sex gibt es nur im Dunkeln und obendrein nur zwischen ihren Migräneattacken - alle halben Jahre.
Grad muss ich lachen, weil ich daran denken muss, wie klischeebehaftet das Leben, das Lieben und unser Miteinander ist - und dass überall Ausnahmen die Regel bestätigen...

An all das denken musste ich, als ich heute bei Fratzenbuch dieses Bildchen fand:




Es wird sicherlich viele geben, die sich in dieser Darstellung wiederfänden (wenn es danach ginge, wäre ich jeden zweiten Tag eine Woche später!), und wiederum viele, die sagten: Bei mir isses genau umgekehrt.
Fakt ist wohl, dass vor allem immer eines gleich ist: Trennungen sind scheiße, Trennungen tun weh, immer, manchmal vorher, meistens hinterher, und nach eigenem Durchlebten als auch nach dem, was mir jetzt erst wieder eine Freundin erzählte, kann ich nur eines dazu sagen: Wenn eine Liebe zuende geht, kann man das niemandem vorwerfen, vorhalten, das ist menschlich, das kann eben passieren - aber es muss einfach möglich sein, sich auch dann immer noch mit Respekt und Achtung zu behandeln, und es muss auch dann immer noch möglich sein, dass man - gerade bei langjährigen Beziehungen - ein Verantwortungsgefühl behält. Sicherlich kann ich und will ich das genauso wenig pauschalieren wie obiges Bild, aber ich finde es einfach nur traurig, wenn Menschen sich einfach nicht zu benehmen wissen und auch noch da nachtreten, wo der andere schon am Boden liegt.

Mein Fazit jedenfalls zu diesem Thema:
Auf mich passt das Klischeedenken des obigen Bildes haargenau :)

Dienstag, 3. Juli 2012

Tage wie diese

Ums mal vorwegzunehmen:
Dass ich Musik über alles liebe, ist nichts Neues.
Dass ich Nacht für Nacht Musik entweder höre oder auf der Suche nach neuer
musikalischer Inspiration bin, ebenso wenig.
Mit solcherart oder ähnlichen oder anderen Postings entweder hier oder bei
Fratzenbuch will ich jedenfalls keine Trends setzen oder gar
irgendwelchen hinterherrennen.
Insofern muss man mich auch nicht abwatschen,
wieso ich erst heute mit diesem Song der Toten Hosen komm,
der sich - gibt man was auf eine einzelne Stimme -
längst ausgenudelt haben soll.

Who cares???

 



 
Ich habe mir diesen Song gestern Morgen im Radio das erste Mal
so richtig zu Gemüte geführt
und einmal mehr bedauert,
dass mein Haar noch nicht wieder ganz so lang ist,
dass ich es durch die Lüfte fegen könnte
beim Herumspringen
barfuss und in engen Jeans.
Obwohl... so ein bisschen klappt das schon wieder...
Also... 
Ich bin dann mal kurz auf Bett und Tisch und Holzfußboden.
So für schätzungsweise vier Minuten.
Oder auch zwanzig mal vier Minuten!

Let's Rock, Campino! 


Moment mal.. Campino.. Konnte man das nicht essen? 


Montag, 2. Juli 2012

Neue Woche, neue... ach vergesst es doch

Wenn mich heute jemand fragen würde: "Na? Wie war dein Wochenende?", dann bliebe mir lediglich zu erzählen: Essen, Schlafen, Essen - und bis auf den Kurzbesuch einer Freundin: "Wollt nur mal gucken, wies dir geht; Eis fürn Kopp hab ich leider nich dabei, aber Eis für den Magen" ereignete sich im Grunde nichts, über das es sich zu bloggen lohnte.
Andererseits haben Zwillinge ja oftmals trotzdem Redebedarf und reden gerne auch mal unaufgefordert :)
Jedenfalls, nachdem die Kopfschmerzen am Sonntag Nachmittag doch glatt ein wenig auf Reisen gingen (ich vermute, sie schafften es nur bis zur Nachbarstür, denn heute Morgen waren sie schon wieder da), überredete ich Freund Schweinehund, sich in die Ecke zu legen, möglichst weit weg, damit ich mich endlich mal an die Steuererklärung setzen konnte. Das habe ich auch gemacht, aber irgendwie bin ich nicht weit gekommen. Erst verschrieb ich mich auf dem einzigen ausgedruckten Formular, dann stellte ich im Sortieren der Papiere fest, dass ich ruhig mal wieder Dokumentenablage betreiben könnte und als ich zu guter Letzt schätzungsweise fünfundachtzig Minuten lang meine TAN-Liste suchte, weil mir beim Sortieren gleich zwei Bußgeldbescheide, die mit nur einem Abstand von drei Tagen in meinem Postkasten gelandet waren, in die Hand fielen und die es noch zu begleichen galt - da erhob sich der Schweinehund aus der Ecke, trottete auf mich zu, so dass ich mir zunächst und seelenruhig ein Weinchen eingoss, etwa zwanzig Minuten später kichernd das Formular weiter ausfüllte (obwohl, angesichts der Zahlen hätte ich eher vielleicht heulen sollen) und so oft darin herumkritzelte, dass ich mir überlegte, ob ich bei Abgabe dieses Steuerbescheides noch eine - möglichst nicht handschriftliche - Erklärung beifügte, die bezeugte, dass ich punktuell wohl nicht mehr Herrin aller Sinne war, aber immerhin im dritten Versuch ehrliche Zahlen aufgeschrieben hätte und natürlich doch nie im Leben würde das Finanzamt bescheißen wollen.
(Wow. Soeben stelle ich fest: Gerade habe ich wohl das verfasst, was man einen Bandwurmsatz nennt, an dem sich jedes Übersetzungsprogramm die Zähnchen ausbeißen täte.)

Jedenfalls, als ich heute Morgen aufstand, waren die blöden Kopfschmerzen wieder da, und nein: An einem mangelnden Flüssigkeitshaushalt kann es einfach nicht liegen - immerhin könnte ich derzeit als Deutschlands größte Regentonne durchgehen!

Diese Aussage veranlasste meine Freundin übrigens, heimlich ein Foto von mir zu schießen und mich damit gleichzeitig einer Hoffnung zu berauben, die Jennifer Rush einst in die Welt verbreitet hatte: dass schwarz schlank macht und geil aussieht....

Als Frollein Freundin mich ob meiner Reaktion befragte, ob ich heute möglicherweise und eventuell latent aggressiv sei, meinte ich: "Ach was nein, ich doch nicht. Ich habe nur gerade dein Foto an die Wand gehängt und die Dartpfeile ausgepackt!"

Ich kenne Wochen, die haben eindeutig besser angefangen. Aber auch schon schlechter ;)