Montag, 30. September 2013

Und plötzlich war es still



Gestern vor sechs Jahren ist ein Mensch verunglückt, den ich nur ein halbes Jahr kannte - und an dem ich trotz dieser kurzen Zeit bis heute hänge. In Gedanken,  mit Empfindungen - einfach als Mensch. Unsere Mutter Teresa ohne Brüste, so habe ich ihn mal bezeichnet.
Vielleicht habe ich auch schon mal von ihm geschrieben, vielleicht habe ich auch schon mal erzählt, wie das damals passierte, der silberne BMW auf der Autobahn, der Regen wie aus Kannen, das Aquaplaning und er, der das Steuer verriss und aus seinem Dachfenster geschleudert wurde. Es gibt Dinge, die kann man einfach nicht zuende denken.
Wie heute weiß ich noch, wie unmöglich es mir war, die Nachricht noch am selben Tag zu bekommen, sie zu erfassen, sie zu begreifen und zu verstehen. Wie ich das ganze Wochenende lang lag und mir die Augen ausweinte. Man, wir hatten doch gerade erst am Abend zuvor um das letzte Stück Schokokuchen gebalgt?
Zwei Jahre lag sein Foto in meiner Schublade im Büro, ich sollte es rahmen lassen, aber ich konnte es nicht. Nicht rahmen lassen und erst recht nicht aufstellen.
Vor Jahren bekam ich mal eine Karte geschenkt "Das Wichtigste im Leben sind die Spuren, die wir hinterlassen, die wir gehen" - und damals hätte ich nie gedacht, dass das auch auf zwischenmenschliche Beziehungen zutrifft, die so gar nichts mit einer Liebesbeziehung zu tun haben oder hatten.
Friederike hat es mich gelehrt, eine andere Freundin hatte es mich gelehrt, zu der ich schon so lange keinen Kontakt mehr habe und mich bis heute frage, an welchem Punkt es begonnen hatte, in die falsche Richtung zu laufen. (Liebe Aurélie, Du hast mich mal gefragt, ob ich Türen schließen kann, einfach so, und es dann auch vergessen kann. Nein, ich kanns nicht. Nicht, wenn ich das Gefühl hab, dass irgendetwas fehlt. Dann kann ich nicht abschließen und es auch nicht hinter mir lassen.) Und eben dieser Kollege hat es mich gelehrt.

In der Samstagausgabe des hiesigen Tageblatts stand die Anzeige seiner Freundin. Acht Jahre lang waren sie ein Paar, und sie damals wie heute von seiner Familie nicht akzeptiert. Jedes Jahr erscheint ihre Anzeige, jedes Jahr zeigt sie der Welt, wie viel er ihr bedeutet hat und was er für sie war. Und dass sie sich das auch nicht nehmen lassen möchte, so wie sie auch nicht zulassen möchte, dass man ihr die Art zu trauern nehmen und vorschreiben möchte.
Heute standen wir vor seinem Grab, mit dem Korb Blumen im Arm, und es ist so unvorstellbar, dass da in die Erde eingegraben ein Mensch liegt, mit dem du... irgendwie... gerade noch herumgealbert hast. Unvorstellbar auch für mich, dass selbst in diesen schmerzhaften Stunden des Abschieds damals vor 6 Jahren die Familie es nicht vermocht hat, auch nur einen einzigen versöhnlichen Schritt auf die Freundin zuzugehen. Gut, dass er es nicht erleben kann. Gut, dass er es nicht sehen kann. Er hat sich das gewünscht, solange er atmete.
Sie haben es ihm alle verwehrt, über den Tod hinaus.
Irgendwie schmerzt so ein Gedanke doppelt.
Ich möchte so nicht von dieser Welt gehen müssen. Wenn die Zeit für mich kommen soll, dann möchte ich... vorher jedem gesagt haben, dass er/ sie mir viel bedeutet. Dann wünsche ich mir, dass nur das Positive zurückbleibt. Ich wünsche mir, dass man dann gern an mich zurückdenkt und dass die Menschen, die mir alles bedeuten, an einem Tisch sitzen und die Tasse Kaffee auf mich erheben.
Aber das alles hat ja hoffentlich noch wahnsinnig viel Zeit.

Sonntag, 29. September 2013

Offen gesagt - Eine halbe Stunde auf NDR

Seit ich mein Google Plus Konto gelöscht habe, kann ich in diesem Blog, einer meiner Lieblingsblogs, nicht mehr kommentieren. Trotzdem habe ich natürlich immer weiter mitgelesen und werde das auch immer weiter tun, so lange es diesen Blog gibt.
Sie hats ja schon vor einiger Zeit angekündigt, auch heute wieder, und trotzdem hab ich leider die ersten Sendeminuten verpasst. Ich schau später noch mal nach, ob der NDR auch eine Mediathek besitzt, wo ich mir dann auf dem Laptop diese Sendung noch mal anschauen kann.
Worum geht es?
Um eine Frau, die im Körper eines Mannes geboren wurde und die zunächst auch versucht hat, das Leben eines Mannes zu führen. Mit allem Drum und Dran, auch mit Frau und Kindern. 
Ehen zerbrechen aus den verschiedensten Gründen, und es passiert, so glaube ich, nur selten, dass sich beide Seiten darüber einig sind, dass man ja längst schon an diesem "Nullpunkt" angekommen  und damit eine Trennung und Scheidung nur die "logische" Konsequenz wären. Nur selten also kann man sagen, dass dieses sich voneinander Lösen ohne Schmerzen, schlaflose durchweinte Nächte und Tage voller innerer Selbstzweifel und Zerrissenheit geschieht. Meistens hat es irgendwie doch immer etwas damit zu tun, dass man vor sich selbst und dem anderen eingestehen muss: "Ich liebe dich nicht mehr" oder aber eben auch "Ich bin nicht der/ die, in den/ die du dich eigentlich verliebt hattest".
Das an sich ist ja im Grunde nichts Ungewöhnliches mehr - aber es ist doch eine ganz besondere Situation, wenn der Partner sich und dem anderen eingestehen muss: "Ich bin nicht der Mann, den du liebst - ich bin eine Frau."
Wann ich diesen Blog für mich entdeckt habe, weiß ich heute nicht mehr. Und es gibt ja nicht nur diesen einzigen. Es ist jedoch der einzige, dem ich bis heute folgen möchte, wo ich an der Geschichte "teilhaben" möchte, so wie es zugelassen wird, und wo ich es einerseits schade finde, dass es in unserer ach so offenen, aufgeschlossenen Gesellschaft immer noch so sehr viel Mut bedeutet, sagen zu können: "Ich wurde im falschen Körper geboren" und wo ich andererseits immer wieder bewundere, dass Pam diesen Mut hatte, sich und ihr Leben in gewisser Weise öffentlich zu machen. 

Ich habe immer gelesen, was sie schrieb; ich habe immer die Fotos gesehen, die sie veröffentlicht hat - und heute habe ich sie zum ersten Mal "live" (wenn man so will) gesehen. Das Bild hat also eine Bewegung bekommen, ist lebendig geworden, hat den Klang einer Stimme bekommen - und was mir heute Nachmittag damit begegnet ist, ist eine Frau, die sehr ruhig wirkte, ruhig in sich selbst, die zufrieden und glücklich wirkte mit dem, wo sie heute steht, wie sie lebt, wie sie liebt, mit einer starken Partnerin an der Seite. 

Es hat mich nachhaltig beeindruckt. Es ist leider nicht immer einfach, zu sich selbst und dem eigenen Ich zu stehen, insbesondere dann, wenn man eben... anders ist als andere. Aber ich freue mich aufrichtig für Pam, dass sie diesen Mut hatte - und heute genau das Leben lebt, das sie immer leben wollte. Und genauso heute auf diesem Stuhl und an diesem Tisch saß mit eben diesem Lächeln, das nur die Menschen tragen, die wirklich in sich ruhen.
Danke Pam, dass ich an all dem teilhaben durfte.
Ich weiß nicht, wie viele Entscheidungen im Leben NICHT getroffen werden, aus Angst vor den Konsequenzen. Egal, in welcher Hinsicht. Die meisten scheuen das, was folgen könnte. Aber kann nicht alles nur noch besser werden, wenn man denn lange schon nicht mehr glücklich ist?

Alle Vögel sind noch da!

Alle Vögel sind no-hoch da 
alle Vögel, alle!
Amsel, Drossel, Fink u-hund Meise
und die ganze Vogelscheiße!






Na ja, OK, am Ende warens wohl nur die Tauben (ich bin völlig unwissend, was Fauna und Flora angeht *kicher*) - aber letztlich war mir alles wurscht banane, solange es in der Sonne richtig angenehm warm war, sich Wohlempfinden in mir ausbreitete - und besagtes Vogelvieh mir nicht in die heiße Schokolade kackte.



Diese Sonnentage sollen - laut Wetterfrosch - noch bis kommenden Mittwoch anhalten. Blöd nur, dass ich die meiste Zeit jedes einzelnen Tages bis dahin im Büro darben darf. Nur um abends vermutlich viel zu müde zu sein, noch etwas Restsonne, Restenergie und Restspätsommer zu genießen. Da hilft dann vermutlich nur noch der Restwein aus dem Kühlschrank. Hoffentlich kann man den noch trinken. Aber na ja, in den meisten Dingen bin ich eh nicht so anspruchsvoll. Nur in den wichtigsten!

Samstag, 28. September 2013

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Sowas Ähnliches in der Art dachte ich mir gestern Abend, als ich nach der anstrengenden, intensiven Woche nach Hause kam, müde und froh darüber, dass ich das Abendessen schon am Tag zuvor vorbereitet hatte.
Die Jugend war ausgeflogen und was blieb mir? Genau. Vier Dinge, die genügen, um einen Abend lang glücklich zu sein:
Eine heiße Schokolade.
Ein heißes duftiges warmes Bad.
Coole Musik.
Und tausend Kerzen überall. Na gut. Drei oder vier machtens auch :)
Und ich mag das immer noch total, nach dem Bad auf dem Holzfußboden zu liegen, der Musik zuzuhören und die Gedanken treiben zu lassen...



Auch meinem krisengebeutelten Junior wollte ich was Gutes tun und ihm eine Bahnfahrt nach Berlin spendieren. Immerhin kennt er dort Leute, wäre abgelenkt, wäre mal raus aus allem hier... Leider beginnen nun die Herbstferien in Berlin, zeitiger als bei uns, und das bedeutet, dass seine Bekanntschaften leider ausfliegen. Junior hat sich trotzdem gefreut, dass ich es ihm überhaupt erst möglich machen wollte - und beim Hinausgehen aus dem Zimmer fragte er verschmitzt, ob dieses Angebot auch noch eine Woche später gültig sei. Natürlich ist es das :)

Freitag, 27. September 2013

Wo die Zeit aufhört


Liebe Clara,
ich habe es in Deinem Blog gelesen, und ich schreibe es hier, weil Du - verständlicherweise - die Kommentarfunktion herausgenommen hast.

In Gedanken bin ich sehr bei Dir und umarme Dich ganz doll.


Quelle Bild: http://metalum.de/bilder/produkte/gross/TK026S_Trauerkarte_91.jpg

Weil ich nicht schlafen konnte...


...bin ich heute morgen ausgesprochen müde. Und dann helfen nur... na klar ;)

Kaffee.
Musik.
Sonne.
Alles da übrigens :)
...und die richtigen Kollegen *hä hä*

Ich glaub, ich komm grad wieder in Schwung!
Die Musik muss nur laut genug sein. Juchey!

Donnerstag, 26. September 2013

Mirrors


Ich mochte seine Musik nie.
Ich mochte nie den Klang seiner Stimme.
Vor einigen Tagen hörte ich mir zwei Songs von ihm etwas genauer an.

Bei diesem hier bekam ich Gänsehaut.
Der Inhalt verschlug mir den Atem.
Seither hör ich immer wieder mal rein.
Abends, wenn ich allein bin, die Lichter aus sind.
Nur die Musik, die Worte und ich.

Und so sitz ich hier, die Kopfhörer auf,
die Arme um die Knie geschlungen und den Kopf auf 
den Knien abgelegt.

Yesterday is history...
Keep your eyes on me...
I don't wanna lose you now

Nicht noch einmal, nicht ein einziges Mal mehr... Niemals mehr.

You are the love of my life.
Früher quälte mich, dass ich nicht die eine für Dich war.
Heute liebe ich das Gefühl, 
dass Du es für mich warst und bist.

I can't wait to get you home.
An wen auch immer Du bei diesem Song denkst -
sag es mir nicht.
Lass mir den Gedanken, dass....



Alles Pfeifen da!

waren heute die klaren, harten Worte von Opa Ziggenheimer, der die Mama zum Kliniktermin begleitet hatte.

Quelle: http://neu.sprueche-fuer-facebook.de/i/14/337ff.jpg


Was soviel bedeutet wie:
Die Ergebnisse der Knochenmarksprobe liegen noch nicht vor, als Diagnose wäre sonst auch Rheuma denkbar und das möge sie, wenn sie wolle (!), in der 50 Kilometer entfernten Universitätsmedizin untersuchen lassen, da das hiesige Krankenhaus darauf nicht spezialisiert sei.

Rheuma... finde ich denkbar. Aber das wollte der Papa nicht hören. Und die Mama im Hintergrund schwieg. Ihn plagen der "Pfeififfitismus" und vor allem die Sorge um die Mama, deren Fieberkurve heute wieder gestiegen ist.
Montag soll sie noch mal anrufen und dann zu ihrem Hausarzt gehen. Man hofft, dass bis dahin nun doch tatsächlich alle Ergebnisse vorliegen. Und wenn nicht... "Ach na Frau Ziggenheimer sen., dann kommen Sie einfach noch mal her."

Wenn heute noch mal jemand sagt, dass die Uhren im Norden entschieden anders gehen, dann kann ich nur eines sagen: Es stimmt.


Erwachsen sein ist gar nicht schwer

...erwachsen werden wohl umso mehr.
Jede/r, der pubertäre Kinder hat, weiß, dass diese Phase gern anstrengend ist - für alle Beteiligten. Auch für den/ die Pubertierende/n selbst. Junior I hat uns da echt verwöhnt, Junior II war da schon ne andere Hausnummer, aber immer noch weit entfernt von so Horrorgeschichten, die bis hin zum Jugendamt oder (ganz neuzeitlich) bis hin zu "Die strengsten Eltern der Welt" reichen. Besagte Sendung habe ich übrigens niemals angeschaut, mir reichten schon die entsprechenden Werbeblöcke.

Quelle: http://newsage.de/wp-content/uploads_newsage_888/erwachsen-werden01.jpg
Junior II jedenfalls dürfte - sechs Wochen vor seinem 18. Geburtstag - aus dieser Pubertätsphase rausgewachsen sein. Was ihn derzeit quält, empfinde ich momentan als... Findungsphase? Selbstfindungsphase? Als er mir gestern schrieb, er müsse mal mit mir reden und ich antwortete: "Ich komme später, aber ich bin da!", ging mir alles mögliche durch den Kopf. Aber was er mir dann am Abend "präsentierte", verschlug mir dann doch ein wenig die Sprache. Ich hielt mich völlig zurück mit Kommentaren, Anmerkungen oder gar Ratschlägen: Ich ließ ihn einfach nur reden. Als ich nur ein einziges Mal zwischenwarf: "Ich mach dir erst mal schnell was zu essen, es ist schon spät", da schaute er mich an: "Kommst du dann bitte gleich wieder?"
Es war genau dieser eine Satz, der mir nachhaltig verdeutlichte, wie sehr er mich in diesem Moment brauchte - und ich wiederum war so so so heilfroh, dass ich eben auch in genau diesem Moment für ihn da war und mir nicht irgendwelche anderen Dinge oder Termine dazwischengegrätscht waren, was ich später vielleicht irgendwann bereut hätte.
Dass die so junge Beziehung zur Freundin nach kurzer Zeit bereits wieder gescheitert war, mag wohl an beiden Beteiligten gelegen haben, lässt ihn aber immer noch grübeln und nicht in der Verfassung sein, einen Haken an diese Geschichte zu setzen.
"Kennst du das Gefühl, wenn dir jemand was sagt und du hörst das, aber du verstehst überhaupt nicht, was dir der andere sagt?" fragte er mich und ich nickte ernst: "Ja, das kenne ich."
"So geht es mir gerade", fügte er hinzu und zog die Schultern hoch. "Vor allem in der Schule. Wenn ich aufgerufen werde, muss ich immer sagen: Wie war noch mal die Frage? und dann komm ich mir so bescheuert vor, als wäre ich der letzte Loser, der von nix ne Ahnung hat."
Er hadert mit sich.
Er hadert mit der Wahl seiner Ausbildung.
Er hadert irgendwie gerade... mit allem.
Kindheit, Schule und nun der Beginn in das Erwachsenenalter bedeuten einen Wechsel, eine Umstellung für ihn, die ihn schon jetzt, vier Wochen nach Beginn der Ausbildung, in eine (Sinn?) Krise stürzen.
Er sieht keine Perspektiven und er sieht sich auch nicht mehr als Erzieher, der sein Leben lang sich nur um kleine fremde Kinder kümmert.
"Der Grundstein, den du jetzt mit der Ausbildung legst", wandte ich nur an dieser Stelle behutsam ein, "ermöglicht dir, dass du anschließend alles Mögliche machen kannst: Du musst nicht im Kindergarten arbeiten. Du kannst auch in Richtung Streetworker gehen, Sozialarbeiter, was immer du möchtest. Du musst dich jetzt nicht für irgendetwas entscheiden oder festlegen. Du hast noch Zeit. Lass dir noch ein wenig Zeit."
Er saß da, die Hände lagen im Schoß, ich saß neben ihm - und irgendwann legte er einfach nur seinen Kopf in meinen Schoß und schlief ein, nachdem er gesagt hatte: "Es tut echt gut, sich alles mal von der Seele zu reden." Noch eine ganze Weile, nachdem er eingeschlafen war, blieb ich so sitzen, strich ihm durch die Haare und war unheimlich froh, dass er den Weg zu mir gefunden hatte, den Weg des Redens - und nicht den Weg zu irgendwelchen Substanzen, die das Leben eben nur vermeintlich leichter machen, aber anschließend die Probleme um ein Vielfaches potenzieren.

Dienstag, 24. September 2013

Im Norden nichts Neues

Sie ist wieder zu Hause.
Weil der Chefarzt nun seinen vierzehntägigen Urlaub angetreten hat.
Sie ist noch dünner geworden.
Sie schläft sehr viel. Mehr, als ich es von ihr kenne.
Am 26. kommt das Ergebnis der Rückenmarksprobe.
Ich glaube selber an den Mut, den ich anderen zuspreche. Und dabei würde ich am liebsten meine Decke über den Kopf ziehen und nichts mehr sagen oder denken - bis zum 26.


Harte Zeiten

...kommen offenbar auf mich zu. Oder wie - bitte sehr - ist es zu erklären, dass ich heute Morgen nach dem Zubereiten des Frühstücks den Schwamm in den Kühlschrank und die Dose mit Wurst & Käse in das Spülbecken legte?

Schlimmer jedoch mutete mir an, dass ich anschließend meine Strümpfe in die Toilette statt in die danebenstehende Waschmaschine warf... Wenigstens war ich geistesgegenwärtig genug, diesen Fauxpas zu bemerken, bevor ich auf den alles entscheidenden Knopf drückte, der meine Strümpfe unwiderruflich in die Weiten der Kanalisation verabschiedet hätte.

OK... Ich bin dann mal bereit. Oder reif.

Quelle: Sponsored by Whatsappedtomethismorning :)
Der wahre Urheber ist mir leider unbekannt. Wirklich.
Ist aber auch sch**egal, solange datt Zeuch wirkt.
So und nun habe ich endlich zu arbeiten, Chef wird gegen 15 Uhr hier eintreffen und will dann entsprechende Ergebnisse sehen. Ich hoffe, ich kriege das hin. Ich hoffe es inständig... Wie werden obige Pillen eigentlich richtig dosiert? Lieber gleich zwei? Ich bin dann mal weg....

...und dann wird es Zeit

...als ich soeben beschloss, den Blog für heute zu schließen, um mich aufs Linnen zu begeben - und just in diesem Augenblick meine Statistik sah... Urrgsss - da war er, ein Kloß im Hals..
So kurz vor meinem tausendsten Eintrag (noch dreizehn Posts bis dahin, ach nee, jetzt sind es nur noch zwölf) mir dann doch mal den Gesamtverlauf anzuschauen und festzustellen, dass... urrgsss... da doch ganz offensichtlich ein paar Leser dabei sind, die wohl ganz gern mal hierher schauen..
Ick freu mir... Wirklisch. Ick freu mir ganz doll. Für andere mögen das Peanuts sein - ich aber freu mich. Wenns grad helle wird draußen, nee, das is kein Vollmond - das bin ick, die ich hier sitz und strahle :)
Und überlege, ob ich angesichts der Schnapszahl mir jetzt etwas zu essen oder doch besser etwas Hochprozentiges hole. Feste soll man doch feiern, wenn sie fallen, oder?
Prost, Ihr Lieben.
Es wird jetzt echt mal Zeit für ein dickes DANKE an Euch.



Montag, 23. September 2013

Verwechslungsgefahren

Hunger macht böse, hat schon mein Ex-Chef immer gewusst. Der, der richtig genervt auf die Uhr schaute, wenn ich - abgehetzt mit fliegenden Haaren und offenem Mantel bei minus sechs Grad morgens 6:35 Uhr das Büro stürmte, die Kinder Punkt 6 Uhr in Hort und Kindergarten geparkt, mit gefühlten hundertachtzig Sachen über die Landstraßen gedüst (nur gefühlt, 180 Sachen gab die kleine Rostkiste gar nicht her, nicht mal im Originalzustand) - nur um dann eben...
Merke: Auch in Unternehmen mit Gleitzeitarbeitsbedingungen ist es nicht gern gesehen, wenn die Dame vom Chef fünf Minuten "zu spät" kommt. Aber gut - möglicherweise hat der Herr dazumal eben auch immer viel zu wenig gegessen. Ist zwar schon zwölf Jahre her, aber... Hmmm. Ob der damals vielleicht schon so ne App hatte wie ich heute? Auch ohne Smartphone und so? Ich weiß, ich reite irgendwie auf dem Thema rum, aber...
Himmelarschundzwirn - ich habe HUNGER!
Scheiß blöde verf** App - vier Tage lang Fressbuch führen - und ich bin - gelinde gesagt - am Ar**
Huch... Ich hätte gar nicht gedacht, dass soviel unangebrachte Ausdrücke in einen einzigen Satz passen. Und das, wo ich doch ein glühender Gegner der Fäkalsprache bin? Es sei denn, es handelt sich um brisante Situationen - da kriegt man oft mit einem einzigen Wort die ganze Palette der inbrünstigen Gefühle auf den Punkt gebracht.

Jedenfalls.... Ich finde ja, Hungern und Diäten sind völliger Quatsch. Das Zauberwort ist gesunde Ernährung. Also.. äh.. Ernährungsumstellung. Weg von Schokokeksen - hin zu Obst und so. (Wart mal, gibts das nicht auch im Schokoladenmantel? Aber is doch immer noch Obst, oder?)
Denn wer diätet, braucht nicht selten anschließend ne neue Grundausstattung in seinem Kleiderschrank, nur leider größer statt kleiner. Wer hungert, wird böse. Wer nicht mehr vom Essen reden will, kann an nichts anderes mehr denken. Und wer Kalorien zählt, bringt sich selber um den Genuss.
Warum also tu ich mir das an?
Vielleicht, weil ich das hier im world wide web fand und mir an den Kühlschrank pappte:

Quelle: http://www.lachschon.de/item/51317-VWG/

Ich bin ja sowieso schon mal von Haus aus gegen das Verwechseln. Ich bestehe darauf, ein Unikat zu sein - auch wenn mir diese Einstellung schon mal den Lacher eines Kollegen einbrachte, der da meinte: "Unikat? Ein Unikum vielleicht!" Na ja, von mir aus auch das :)

(You gonna) Remember My Name



Wie gewonnen, so zerronnen? oder: Nicht immer beißen den Letzten die Hunde?
Meinen heutigen Einstand in das Berufsleben nach knapp zwei Wochen Grippevirenausmerzmodus konnte ich irgendwie kaum besser haben als heute: Es gab ausreichend zu tun, es gab wenig zu essen (gut für die App) - und als Lieblingskollege und ich zuletzt das Büro zuschlossen und gingen... da fand ich unweit der Haustür einen zerknüllten 10-Euro-Schein auf dem Weg.
Ich, die vor noch nicht allzu langer Zeit einen Freudentanz über ein gefundenes Euro-Stück vollführt hatte? Die Leute glauben ja vielleicht immer, ich hätte mir eine Art Büßergang zugelegt: immer schön mit gesenktem Kopf und eingezogenen Schultern - ha ha! - und dabei ist das nur meine Schatzsuchermethode.
Na ja, aber so spontan, wie ich das Scheinchen mit den Worten aufhob "Na guck mal an!", so schnell mindestens fiel mir auch wieder ein, dass ich besagtem Lieblingskollegen noch meinen Anteil an den Fahrtkosten schuldete. Tja - war der Schein spontan seins. Mitfahrgelegenheiten haben eben nicht nur Vorteile. Sind mir damit glatt drei Milchkäffchen on top durch die Lappen gegangen.
Egal. Die App sagt ohnehin, dass Brühkaffee weniger Kalorien hat.
Und mein Lieblingskollege wird sich vielleicht noch in fünf Jahren an meinen Namen erinnern. Und wenn nicht dann... dann... dreh ich diese Mucke auf und tanz mir einen :)

Sonntag, 22. September 2013

O'zoapft is... Leider.

Im Wein liegt die Wahrheit, heißt es. Aber genau genommen liegt die doch in allem möglichen Hochprozentigen, nicht wahr?
Für dieses Wochenende hatte ich mir extra ein Wiesn-Outfit mit eingepackt: rotweißkariertes Kleid, braune Wildlederstiefel, braune grobe Strickjacke. Nicht dass die Wiesn direkt aufm Plan standen, aber... ja.. man weiß ja nie, was der Tag so bringt? Überhaupt muss ich auch sagen: Die Säuferwiesn sind so gar nicht mein Fall, da gibts nur Saufen und Schaulaufen und in die meisten Festzelte kommst auch gar nicht erst rein.

Mir behagen die "Oide Wiesn" - das ist für mich noch echte Kirmes. Klar wird da auch ordentlich gezapft, aber irgendwie... Vielleicht ist es Einbildung, aber das kommt mir eben doch mehr wie eine echte Kirmes vor, wie man sie sich eben so vorstellt.
Nun ja, jedenfalls: Leider hatte ich mein Outfit zu Hause nicht erst anprobiert, um nun hier vor Ort festzustellen: Irgendwie harmoniert es nicht miteinander. Kleid und Stiefel - super. Jacke dazu - Schrott. Ohne Jacke - zu kalt. Also am Ende doch wie ein typischer Touri gegangen: in Jeans, Bluse und  brauner Feinstrickjacke. Gestört hats mich nicht wirklich, ich würde mir ja zum Beispiel auch kein Dirndl kaufen wollen. Da steh ich nicht so drauf, wirklich. Jede zweite rennt damit rum, was für mich bedeutet: Das eine oder andere sieht schon gut aus, aber was Besonderes.. isses halt nich.

Da fände ich so paar Krachlederne für ne Frau mit ner fetzigen Bluse dazu vieeel besser, allerdings musste ich mich gestern belehren lassen:  Wer sowas trägt, gilt auf den Wiesn als "leicht zu haben" und so. Pah.
Für mich jedenfalls waren die Wiesn gestern mit einem Schlag beendet, als mein Sitznachbar mich auf satte 45 Jahre schätzte und die gelben Seiten mit ihrem Ehrlichkeitsfaktor von 5 Maß Bier intus hinzusetzten: "Äährlisch? Mannnsssiehtdierdäänschtressssssschhonan!"
Scheiß Wiesn.
Scheiß Kirmes.
Scheiß Bier.
Ey.
"WollenwirneRundeKarusssselllfahrn?"
"Nein!"
"MagsssttKrepps?"
"Nein!"
"Ssssuggerwadde?"
"Nein!"
"Ooiihassstdukaldehändemagstmeinejagge?"
"Ich möchte gerne nach Hause!"
Immer noch vergnatzt, vergriesgrämelt und immer noch am Boden zerstört standen wir dann irgendwann im hauseigenen Lift, gemeinsam mit einem Pärchen, dessen Baby friedlich in der Wippe schlief. Die gelben Seiten sind immer schon ein Fan von Babies gewesen und mit jenem gewissen Ehrlichkeitsfaktor von finalen 7 Maß Bier schwatzten sie fröhlich drauflos und den Papa des Kindes an, der offenbar kein Bier getrunken hatte, aber ebenso fröhlich und offenherzig antwortete. Bis die gelben Seiten hinzufügten: "Hach ja, waren DAS noch Zeiten, als unsere so klein waren. Aber jetzt sind sie schon 23 Jahren alt... seufz..." Und der erstaunte, überraschte Blick des jungen Mannes ging wahlweise zwischen den gelben Seiten und mir (JA! Auch mir!) hin und her und er merkte (wie mir schien) aufrichtig an: "Wow... 23 Jahre? Dafür seht ihr beide aber echt jung aus!"
Der Abend schien gerettet. Schien. Den Rest musste dann das Abendessen erledigen...



...ich sage nur: Schokokuchen. Extra-Zutaten á la gelbe Seiten: Echte Schokolade und 1 Becher Schlagrahm. Das haut rein. Sowohl als auch. Scheißegal. Hauptsache, mir gehts wieder gut.

Samstag, 21. September 2013

Shape up your Body, Miss Helma!

Vor einiger Zeit kam ich ins "Gespräch" mit einem Mädel bei Kleiderkreisel. Übrigens eine wirklich coole Seite, ich konnte schon einiges von meinen Klamotten verkaufen - und das ist mir immer noch lieber, als meine Sachen in fragwürdige Sammlungen zu stecken, wo andere ihren Profit mit betreiben.
Jedenfalls, wir kamen so ins Gespräch über irgendein Kleidungsstück, und das Mädel meinte noch: "Ich pass da nicht rein, ich hab 10 Kilo abgenommen."
Ich antwortete auf besagtes Kleidungsstück und fügte zum Schluss an: "Und übrigens, verrat mir bei Gelegenheit Deinen Trick mit den 10 Kilo." Nicht dass ich das auch wollte, aber na jaaaa! Seien wir ehrlich: Das stete Konsumieren von Schokoladenkeksen ist zwar gut für strapazierte Nervenstränge, aber für gewisse Umfänglichkeiten kontraproduktiv, zumindest dann, wenn man, wie ich derzeit, grippegeplagt am Boden liegt und der einzige Sport darin besteht, vom Bett aufzustehen, wahlweise Badezimmer und Küche zu besuchen und allerhöchstens ein bisschen Hausarbeit zu betreiben.
Sie schrieb mir was von "ShapeUp" und "Das gibts übrigens auch als App!"
Na ja, watt gibbet heut schon alles nich als App?
Ich bin ja eher nicht so ein Fan davon, mir alle möglichen Apps aufs Handy zu laden, die dann unter Umständen auch auf meine Fotos zugreifen (Huch?! Auch auf die Aktfotos? Ach du sch...) - aber dann schlich ich doch ein paar Tage um diese App herum, installierte sie mir dann doch und begann mit dem Spaß, mein tägliches Essverhalten dort einzutragen.
Es ist wie mit dem Bargeld: Hast Du welches einstecken, wirst Du geizig mit jedem Euro, den Du mehr ausgeben sollst. Hingegen mit der Kreditkarte: Man sieht nicht wirklich, was weggeht und wundert sich dann am Monatsende bei der Abrechnung: Welches Schwein hat da auf meine Kosten eingekauft?
Oder wie mit dem Haushaltsbuch: Wenn Du Dir selber vor Augen führst, was Du täglich verbrauchst und ausgibst, beginnst Du Dich schon zu fragen, ob das eine oder andere tatsächlich notwendig war - und schwörst jede Woche neu: Ich geh NIE WIEDER mit leerem Magen einkaufen. Übrigens eine Erkenntnis, die mir schon Opa Ziggenheimer immer wieder erfolglos beizubringen versucht hatte.
Und nun diese App: Du trägst alles ein, was Du isst und trinkst und was nicht in der Datenbank vorhanden ist, scannst Du Dir ein oder trägst es ein und gnadenlos wird am Ende des Tages abgerechnet:


Ja... Da fühlste Dich doch ziemlich angemeiert, wenn Du denkst, Du hättest doch gar nicht sooooo viel gegessen oder getrunken und Dein Bauch wäre schon vieeel flacher geworden und all solcher Selbstbeschiss.

Wenn Du Dich vorm Spiegel drehst und wendest und denkst: Ey, die Jeans saß schon mal viel knackiger - da MUSS doch was gehen - und dann steigst Du auf die Waage in freudiger Erwartung, nur um gleich wieder runterzugehen und zu rechnen, ob die Kosten für die Waage eventuell schon abgeschrieben sind und demnach ein Rauswurf aus dem Ziggenheimerschen Haushalt gerechtfertigt sei.

Merke jedenfalls: Milchkaffee bringt schlappe 60 Kalorien - so als "Zwischensnack" eine recht annehmbare Größe. Auch hatte ich festgestellt, dass so ein Käffchen zwischendurch durchaus einen Magenfüller darstellt, der mich aber nicht beschwert. Nur mein Kaugummikonsum steigt stetig an, denn Kaffee macht irgendwie schlechten Geschmack im Mund. So lecker er ja sonst auch schmeckt.

Die Frage aller Fragen: Habe ich dieses Erbsenzählen eigentlich nötig? MUSS ich das tun oder laufe ich Gefahr, elefantöse Ausmaße anzunehmen? Ach was, nein, so schlimm ist das nicht. Und dass ich mich heute Morgen für ein Frühstück aus einem extra breitem Stück selbstgebackenem Schokoladenkuchen entschied, spricht ja auch für sich. Nichtsdestotrotz disziplinert es mich. Denn von den "erlaubten" 1277 Kalorien hab ich nun allein durchs Frühstück über 500 Kalorien verbraten. Und es hat mir trotzdem super geschmeckt :)
Shape Up sagt: Wenn du undiszipliniertes Ding es durchhältst, 13 Wochen lang nur die erlaubten Kalorien zu verfressen, wiegst du anschließend 10 Kilo weniger. Aha. In meinem schlimmsten Zeiten wog ich bei meinen ca. 178 Zentimetern 52 Kilo - und fühlte mich absolut unweiblich: Kein Arsch mehr, keine Brüste, nur ein langes dünnes Elend. Heute wiege ich einige Kilo mehr und fühle mich gut! Sehr gut. Warum also ShapeUp? Weesss ich ooch nich so genau. Andererseits: In Form bleiben hat ja auch noch niemandem geschadet. Auch mir nicht. Darum auch habe ich ein neues Frühstückskonzept:


Freitag, 20. September 2013

Zeichen und Wunder im Hause Ziggenheimer?

Nun. Der Start in den inoffziellen Herbst hat nicht so golden begonnen wie sich das der eine oder andere bzw. ich mir gewünscht hätte. Aber irgendwie hat diese Jahreszeit auch was: Es ist nicht so heiß, dass einem bei jedem Schritt gleich die Rinnsale über den Rücken fließen und die Frisur zusammenfällt, weil der Schweiß die Haare tränkt - und es ist noch nicht so kalt, dass man sich dick und unförmig einmummeln muss.
Es ist wie im Frühjahr: Man kann sich schick und sexy anziehen und man schwitzt und friert nicht dabei.
Schon cool. Doch, finde ich schön.
Wenn ich also Sonntag wählen gehe, bekommt der Frühling meine Erst- und der Herbst meine Zweitstimme.

Und sonst so? Doc hat mich davon abgehalten, bereits gestern ins Büro zu stürzen und dort wieder in gepflegten 8 Stunden mein Unwesen zu treiben. "Das ist noch nicht ausgeheilt, vor Montag gehen Sie nicht arbeiten. Sie mit Ihrem flachen Immunsystem sind sonst in zwei Wochen wieder hier", meinte er und ich schaute leicht verwirrt an mir herunter: "Na ja, Gott sei Dank ist ja nur mein Immunsystem flach. Gibts da auch was von Ratiopharm?" und er hat gelacht und mir den gelben Schein in die Hand gedrückt.
Junior II hats übrigens auch erwischt. Gepasst hat ihm das nicht - so kurz nach dem Start seiner Ausbildung, aber auch er war an einen Punkt gelangt, wo der Körper morgens sagte: "Du kannst mich mal." Er wollte trotzdem in die Schule, ich habe ihn überzeugen können, doch besser zur Ärztin zu gehen (besagte toughe Dame übrigens mit den Haaren auf den Zähnen. Und die hat mit Blick auf die Laborproben gesagt: "Junger Mann, Sie gehören ins Bett!") Also habe ich da so Anzeichen von Ehrgeiz entdeckt? In meinem Sohn, der gerne bauchstreichelnd von sich sagt: "Faul klingt so negativ, ich würde sagen, ich bin chillig." ? Es geschehen also noch Zeichen und Wunder, sogar im Hause Ziggenheimer.
Und Junior I hat sich sein Abschlusszeugnis abgeholt: Zweite Ausbildung bestanden, nun darf er sich "MDZA" nennen und unter unser Angestelltenvolk mischen. Erste Bewerbungen sind schon auf verschiedenen Tischen - wir warten mal optimistisch gelassen ab. Zunächst mal raucht er sich auf meiner Terrasse den Stress der letzten Monate aus dem Leib. Mir wäre ja lieber, er würde dieses Glimmstengelzeugs aus seinem Leben verbannen und die Energie lieber in das Ordnung halten des beherbergten Zimmers stecken, aber na ja... Da kannste reden, auch von mir aus mit Engelszungen - da passiert nüscht. Kommt immer nur "Ja ich weiß" - und datt wars. Kannste auch den Schrank öffnen und hineinsprechen, das Ergebnis dürfte in etwa dasselbe sein.
Nun ja.
Zeichen und Wunder, wir hattens ja grad. Ich würde gerne auch meiner Mom etwas davon schicken. Sie kann es brauchen, denn trotz aller Medikamente und Infusionen steigt das Fieber jeden Tag, und an der Lunge soll es nicht mehr liegen. Dafür erinnerte man sich, dass sie bei Aufnahme in der Klinik auch woanders noch Bakterien hatte. Nun schaut man sich die Nieren genauer an. Aha. Vier Wochen später. Manches glaubt man nicht, wenn man es nicht selbst gesehen hat. Wenigstens kann sie schon wieder zornig werden - ich glaube, das ist ein gutes Zeichen. Fehlt jetzt nur noch das Wunder.
In diesem Sinne - ich wünsch Euch ein schönes Wochenende.

Quelle Foto: http://i1266.photobucket.com/albums/jj539/Partanum/Eisbaumlren_zps5227b8e2.jpg

Mittwoch, 18. September 2013

Platons Mythos vor meiner Haustür

"Dem Mythos zufolge war die menschliche Natur ursprünglich ganz anders als die den Zuhörern vertraute. Die Menschen hatten kugelförmige Rümpfe sowie vier Hände und Füße und zwei Gesichter mit je zwei Ohren auf einem Kopf, den ein kreisrunder Hals trug. [...] Die Kugelmenschen verfügten über gewaltige Kraft und großen Wagemut. In ihrem Übermut wollten sie sich einen Weg zum Himmel bahnen und die Götter angreifen. Der Himmelsherrscher Zeusberiet mit den anderen Göttern, wie zu verfahren sei. Die Götter wollten das Menschengeschlecht nicht vernichten, denn sie legten Wert auf die Ehrenbezeugungen und Opfer der Menschen. Daher entschied sich Zeus, die Kugelmenschen zu schwächen, indem er jeden von ihnen in zwei Hälften zerschnitt. Diese Hälften sind die heutigen zweibeinigen Menschen. [...] Die nunmehr zweibeinigen Menschen litten schwer unter der Trennung von ihren anderen Hälften. Sie [...]  leiden aber weiterhin unter ihrer Unvollständigkeit; jeder sucht die verlorene andere Hälfte."
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kugelmenschen)

In der Liebe - das weiß ich heute - bin ich meinem Kugelmenschen bereits begegnet. Doch gilt das auch für Bindungen außerhalb der Liebe?
Vor zwei Tagen klingelte es abends an der Tür und dort stand... Friedrike.
Wir haben beide geweint und uns in die Arme genommen.
Seither haben wir kaum voneinander gehört. Und dennoch... ist in mir so eine wunderbare Ruhe und Stille eingekehrt. So ein Gefühl... als wäre ich jetzt wieder... komplett. 

Hingucker

Heute Morgen beim Doc sah ich eine junge Mutter mit ihrer drei- oder vierjährigen Tochter sitzen. Die junge Mutter hatte auberginerot gefärbtes Haar und zergnatschte ihren Kaugummi ungeniert mit offenem Mund.
Sowas kann ich ja so gar nicht haben - und ich finde, das ist eine ausgesprochen unschöne Art aufzufallen. Der wahre Hingucker aber war eher ihre Tochter. Ein niedliches kleines Ding - mit ebenfalls auberginerot gefärbten Haaren.
Oha. Ich enthalte mich hier meiner Meinung darüber, ab wann sich Menschen ihre Haare färben lassen (sollten). Ich fragte mich lediglich, ob sich dieser Mutter gegenüber schon einmal jemand geäußert hatte - vielleicht auch die Kinderärztin? Eine ältere Dame mit Haaren auf den Zähnen übrigens, die auf den zweiten Blick ganz sympathisch wird.
Ungeachtet dessen glaube ich schon, dass dieser Mutter im Doppelpack mit ihrer Tochter schon genügend Blicke folgen.

Die nächste Mama, die mir ins Gesicht fiel, passte kaum durch die Tür - und dass ich sie eine Zeitlang betrachtete, lag mitnichten an ihrer Körperfülle, sondern am rüden Umgangston mit ihren beiden Töchtern. Die Kleine durfte nicht ohne ihre Mutter in das Spielzimmer gehen - und sie ging trotzdem. Die Große stand schüchtern hinter ihrer Mutter und fragte leise: "Darf ich auch hingehen?" Ein geraunztes "Nein!" Eine noch leisere Frage: "Aber die Mimi ist doch auch im Spielzimmer!" Das Raunzen mit ein paar Dezibel mehr: "Ja und das ist genau das, was ich immer sage: Ihr hört einfach nicht! Ihr hört nicht auf n Sechser!" Stille bei der Großen, während die Kleine vergnügt im Spielzimmer saß und das Spielzeug herumwarf.
Und ich dachte so spontan bei mir: Vielleicht wird diese Frau oft beklagen, dass man sie ob ihrer unglaublichen Leibesfülle so anstarre, und vermutlich nie wird sie auf die Idee kommen, dass es eher ihre Umgangsweise sein könnte, die die Blicke auf das Trio lenkt..

Der dritte Hingucker des heutigen Tages war ebenfalls eine unglaublich dicke Frau - diesmal eine im TV. Und die Off-Kommentatoren überschlugen sich in den einstimmigen Meinungen: "Was für ein Arsch, echt, ist der 217 cm breit? Na aber sie steht wenigstens dazu!" oder "Echt, die ist Unterwäschemodel? Geil!"
Ich weiß nicht, was daran geil war. Die Frau konnte kaum laufen, weil ihr Skelett die Massen kaum noch zu tragen vermochte. Ich persönlich finde Frauen mit Size Zero nicht anziehend; ich mag es, wenn man sieht, dass man eine Frau vor sich hat. Ich mag es, wenn eine Frau feminin ist und Kurven hat. Eine Zweihundertkilofrau jedoch ist nicht feminin und hat auch keine Kurven mehr. Das ist einfach nur unglaublich viel Körper auf zu kleinem Raum. Und so modern wir alle auch sein wollen: Das ist auch in dreihundert Jahren immer noch nicht gesund und auch nicht schön.

Ich mag Menschen, die anders sind. Die Individualisten. Ich mag Menschen, die anders sind und zu sich stehen. Sie machen die Welt bunt und inspirieren. Glatte, perfekte Menschen sind langweilig für mich.
Aber nicht jeder Hingucker ist eben auch ein Individualist.

Sonntag, 15. September 2013

Ende und Anfang



Ich glaube, ich hab gerade verstanden, was mich an Songs fasziniert, die von der unerfüllten oder unglücklichen Liebe zu einem anderen Menschen handeln:
Es beschreibt das Fühlen, das Lieben, die Leidenschaft und die Sehnsucht.
Und zwar in einer der intensivsten, innigsten Art und Weise, die wir vor allem dann empfinden, wenn wir NICHT glücklich & erfüllt sind. Weil wir all diese Dinge dann am meisten vermissen und uns mit dem Schmerz über das Verlassen, Zurücklassen befassen müssen.

Wenn wir glücklich sind, genießen wir und schwirren durch die Tage.
Erschaffen Luxusprobleme und entwickeln Selbstverständlichkeiten.

Bis zu dem Tag, wo wir unsanft auf den Arsch krachen. Dann erinnern wir uns wieder. Nicht selten zu spät.

Also erinnern mich gewisse Songs... an die Dankbarkeit und das Bewusstsein, dass es mir gerade gut geht und ich mich glücklich fühle. Sie erinnern mich daran, dass es auch andere Zeiten gab. Und das finde ich gut. Denn so bleibe ich hoffentlich nicht stehen und verharre in Bewegungsunfähigkeit...

Das Wichtigste im Leben



"Das Wichtigste im Leben 
sind die Spuren, die wir hinterlassen,
wenn wir gehen."

Von wem nun genau dieses Zitat stammt, weiß ich nicht. Vielleicht habe ich manchmal auch zuviel Zeit und beschäftige mich mit Menschen, Dingen, Situationen, die lange, lange zurückliegen und dennoch... etwas in mir hinterlassen haben, von dem ich nicht loskomme. Ist das jetzt eigentlich ein prinzipielles Problem des Nichtloslassenkönnens? Und muss man zwingend von allem loslassen? Vermutlich nicht, oder? Vermutlich geht es nur um die Kunst, das Vergangene nicht wie klebrigen Sirup anhaften zu lassen, sondern weiterzumachen. Weiterzugehen. Weiterzuleben. Weiterzuträumen. Weiterzulachen...

Nicht erst seit den paar Tagen, die ich mit meiner Grippe ringe, habe ich meinen persönlichen Input heruntergefahren. Nein, das war schon einige Tage zuvor. Kein Fratzenbuch mehr. Telefon konsequent aus - außer dem einzigen, von dem auch nur die allerwichtigsten Menschen in meinem Leben die Rufnummer besitzen. Keine E-Mails mehr lesen, keine Werbung, keine Benachrichtigungen - und ich gebe zu, ich habe in letzter Zeit auch nicht sehr regelmäßig in meinen Lieblingsblogs gelesen und noch weniger als sonst kommentiert (nur dann und wann ;)). Obwohl ich normalerweise ehrlich immer sehr gern teilhabe an dem, das Ihr tut und beschreibt.
Doch diese letzten zwei, drei Wochen (oder vielleicht sind es noch mehr, ich weiß es gar nicht so genau) mich so derart herunterzufahren, mich mit mir selbst zu befassen und mit dem, das auch wirklich in mir vorgeht und nicht überschüttet wird durch Stressmomente in der Firma, Ablenkungen durch mehr oder weniger fremde Menschen, Einflüsse oder sowas, das empfinde ich doch immer wieder als eine der wertvollsten Augenblicke überhaupt...
Es gab oder gibt Situationen, vor denen ich weglaufen möchte, weil sie Schmerz verursachen oder wenigstens an Schmerz erinnern - den ich in meinem Leben nicht haben möchte. Wie sagte doch der Heilpraktiker letztens so schön: "Der Mensch ist nicht auf die Welt gekommen, um zu leiden."
Ich bestimmt nicht. Dazu liebe ich das Leben viel zu sehr. Und irgendwo las ich mal, dass jeder Mensch nur das "aufgebürdet" bekommt, das er auch tragen kann... Ob das wohl so stimmt? Du hast ja immer zwei Möglichkeiten: Entweder Du wächst daran - oder Du zerbrichst...
Es gab oder gibt Menschen, denen ich ausweiche, weil sie mir Schmerz verursachen oder wenigstens an Schmerz erinnern, den ich nicht wieder haben möchte. Und doch... Es gibt recht viele Menschen, die ich kenne, aber es gibt nur sehr wenige Menschen, die mein Innerstes unauslöschlich berührt haben. Sehr wenige Menschen, von denen ich nicht nicht einmal alle persönlich kenne. Ich weiß nicht so genau, ob jede Begegnung mir auch wirklich immer so gut getan hat und ob es nicht tatsächlich besser ist, wenn manche Wege sich nicht wieder kreuzen. Doch da ist immer wieder dieser Spiegel... Das Gesicht, in das ich schau und meine, in meinen Spiegel zu schauen, in meine Seele.
So ist es mir auch mit den gelben Seiten gegangen. Wir lieben uns seit zehn Jahren - aber wir haben uns nicht immer gut getan und Zeiten völlig ohne einander und mit anderen Menschen verbracht und glaubten, es sei schon alles richtig so. Nur um inzwischen weiterzuwachsen und den Weg zurückzufinden... Den Weg, von dem wir im Grunde von Anfang an wussten, dass es der einzig mögliche ist, jedenfalls für uns. 
So ist es mir mit Friederike gegangen. Ich kenne sie seit drei Jahren (glaube ich, vielleicht sind es auch vier), und dass die Freundschaft zu Beginn des Jahres zerbrach, kann ich inzwischen verstehen; so wie ich auch spürte, dass es dabei nicht um mich ging. Gleichwohl verstand ich nicht... das WIE. Und es ist das WIE, das mich bis heute zurückhält, ihre Nummer zu wählen und sie zu fragen: Wie geht es dir? Auch dann nicht, wenn kein Tag vergeht, an dem ich nicht an sie denke und mich frage, wie es ihr geht. 
So oft höre ich "Du musst lernen, dich zu schützen."
An meinem Schlüsselbund trage ich schon ein paar Jahre ein Schildchen spazieren "Erfahrungsresistent" - und vielleicht bin ich das auch. Weil ich mich immer wieder Menschen und Situationen stelle, von denen die anderen sagen: "Lass es doch, du weißt doch, das kann nicht gutgehen."
Nur... Ich kann nicht gegen mein eigenes Bauchgefühl handeln. Ich kann nicht mit Entscheidungen leben, die nicht meine eigenen sind und die man mir versuchte beizubringen. Ich kann mir keine Erkenntnisse verinnerlichen, auf die ich nicht selbst gekommen bin.
Aber ist das nicht vielleicht auch genau der Lernprozess im Leben, um den es geht? Der uns reifen und wachsen - oder auch zerbrechen lässt? Das Hinfallen, Aufstehen, Weitermachen, Zurücklaufen, Gucken, Erkennen, Weiterlaufen? Mich formt nicht, dass ich auf einem Gipfel steh. Mich formt der Weg aus dem Tal hinauf auf den Gipfel: Er zeigt mir, was mir in die Wiege gelegt wurde. Grenzerfahrungen auch mit mir selbst zeigen mir, wie ich wirklich fühle, denke, handle. Ohne Maske. Und auch wenn das weh tut, so ist mir das allemal lieber, als mein Leben lang nur an der Oberfläche zu dümpeln und nie wirklich in die Tiefe zu gehen und dort auch mal auf dem Zahnfleisch zu kriechen. 
Ich kann nicht alles. Ich weiß nicht alles. Die gelben Seiten sagten mal, sie hätten geglaubt, schon alles im Leben gesehen zu haben. An so einem Punkt war ich noch niemals in meinem Leben - und ich hoffe auch nicht, dass ich an diesen gelange. Es gibt immer noch Dinge, Menschen, Situationen, die mich überraschen, verwundern, belehren - oder erschrecken. Und dann möchte ich oftmals dem Impuls folgen und rennen. Rennen. Rennen. Ob davon oder darauf zu - ist hierbei zweitrangig...
Und so sitze ich hier, drehe das Glas Wein gedankenverloren in den Händen und frage mich, ob ich auf mein Bauchgefühl hören und Friederike anrufen soll. Bei den gelben Seiten habe ich mich das auch so oft gefragt, in diesen bewussten Zeiten & Jahren (und es gab nicht eine einzige Stimme, die mir da zugeredet hatte). Ich habe es ganz allein für mich entschieden, weil ich einfach wusste.... Weil ich ES einfach wusste.
Dazu brauche ich meine Auszeiten. Um allen Ballast abzuschütteln und meine wahren Gedanken und Gefühle hervorzubringen. Echte Sehnsüchte. Und wer das nicht respektieren kann oder will, der kann mich ganz getrost mal im Mondschein besuchen - denn da kann ich auch wirklich eine Tür schließen, die sich nicht mehr öffnet. 

"...and we run for our lives..."
We do it every day.

Freitag, 13. September 2013

Wenn ich mich schon scheiße fühle...


...dann will ich wenigstens gut dabei aussehen. Na ja, oder sagen wir besser: Ich hab es versucht. Nachdem ich heute Morgen meinen Anstandsbesuch beim Doc absolvierte, der mir nur kopfschüttelnd einen weiteren Schein ausstellte und mich heim ins Bett schickte (für diesen Weg habe ich heute... äh... 70 km und 2 Stunden länger gebraucht... ach schlagt mich doch, ich war noch mal kurz im Büro), musste ich aber auch wirklich erst mal gepflegte 90 Minuten schlafen, um erst mal sowas wie einen vernünftigen Ruhepuls zu kriegen und nicht zu glauben, dass mir das Herz gleich aus dem zu eng gewordenen Brustkorb springt und um die Ohren fliegt. 
Und dann?
Bin ich zum Friseur gegangen. Na ja, der ist ja auch nur eine Tür weiter. Aber das tat auch wirklich not. Nach meiner neuen Kurzhaarfrisur fiel mir nämlich wieder ein, was ich an meinen langen Haaren so mochte: Wenn die Frisur nicht hält und Drei-Wetter-Taft auch nicht mehr das Gelbe vom Ei ist, dann machts auch ein ganz schlichter Zopf. Ordentlich gewunden sieht das dann sogar mitunter richtig gut aus.
Aber na ja. Wir erinnern uns: Der Zopp is ab.
Und nun, nach drei Tagen im Bett liegen, frieren, schwitzen, aufstehen nur fürs Bad und für was zu trinken holen, da sieht auch so eine kurze Friese richtig... äh... bescheiden aus. Das hab ich übrigens auch von meiner Mom: Sie konnte bis vor kurzem nicht sitzen, durfte nicht aufstehen - aber dann hat sie den Papa gefragt, ob er ihr mal die Haare waschen kann. Sagte er: "Nein, du darfst doch nicht aufstehen." 
"Aber ich darf zur Toilette gehen! Wenn du schnell machst, ist das wie auf die Toilette gehen. Guck doch mal, wie ich ausseh!"
Also hat er schnell gemacht, der Papa. Damit wenigstens die Frisur lag. 
Tuberkulose ist es übrigens nicht, Gott sei Dank. Wenigstens wissen die Ärzte, was es nicht ist. Alles andere ist wie gehabt: Drei Wochen lang Symptombekämpfung, und jetzt verliert die Mom die Geduld. Ich vermute, das ist ein Zeichen ihrer Genesung. Sie kann schon etwas länger telefonieren und wir wurden dann nur unterbrochen von der Krankenschwester, die meine Mom wieder an irgendwelche Schläuche knispelte und neue Infusionsmittel anhängte. 
Wenigstens hat sie Zimmernachbarinnen, mit denen sie gut zurechtkommt. Ich erinner mich an die drei Tage Krankenhaus vor vier Jahren, als man mir das Nervenwasser aus dem Rücken zog: Ich lag mit einer älteren, wohlbeleibten Dame im Zimmer, die nachts auf dem Rücken lag und schlief und derart schnarchte, dass ich glaubte, sie zersäge sämtliches Unterholz im angrenzenden Wald. Weder half mir mein iPod noch die Ohrstöpsel von der netten Krankenschwester. Himmelarschundzwirn! Wenn du nachts nicht schlafen gelassen wirst, kann einen das schon schlauchen! Dafür schlief ich dann tagsüber zwischen jeder Untersuchung, bis meine freundliche Bettnachbarin sich vor mir aufbaute, missbilligend auf mich hinunterschaute und die Hände in die Hüften stemmte: "Na sachen Se mal, Sie schlafen ja oooch den ganzen Tach! Ham die Ihnen was gegeben oder was?"
Ich weiß schon, warum ich am allerliebsten zu Hause schlaf. Überhaupt und so.

Donnerstag, 12. September 2013

Ein akademisches Viertel

Ich weiß nicht, ob es notorische zu-spät-Kommer sind, die das Zuspätkommen salonfähig machten und sagten: "Bis zu einer Viertelstunde darf man zu spät kommen."
Bei meinem Doc ist das so: Komm lieber eine Viertelstunde VOR Öffnungszeit. Mindestens. Ich jedenfalls war gestern geschätzte 20 Minuten eher da und dachte spontan: "Ey... Haben wir wieder DDR und gibbet grad Bananen?"
Normalerweise öffnet der Doc nämlich die Wartepforte ca. 30 Minuten vor Öffnungszeit. Gestern aber nicht. Gestern durften alle Wartenden hübsch draußen vor dem Haus stehen bleiben, mitten im Regen.
(Wobei, ich hab heut nen Beitrag über fehlende Augenärzte in Gera gesehen, und was DA für eine Schlange anstand, das gibts in keinem... äh... Russenfilm.)
Auch irgendwie niedlich, wie alle Wartenden das kleine Wartezimmerchen stürmten und zielstrebig auf den wenigen Stühlen Platz nahmen. Ich hab meinen Platz dann für einen älteren Herrn hergegeben (doch, älter als ich geht immer noch), der leicht gebeugt neben der Tür stand und nur schmunzelte. Ehrlicherweise muss ich aber auch sagen, dass ich das nur tat, weil ich ohnehin recht bald "dran" war. Drei Tage Grippe nur und ich fühle mich wie ausgekotzt, ausgesaugt, ausgeleert und der Gang ins Badezimmer wird wieder mal zur Marathonstrecke.
Er hat dann auch nicht viel Federlesen gemacht, der Doc. Nur mein Herz und die Lunge abgehorcht und gesagt: "Mensch Mädel, was machst du nur, ab ins Bett mit dir und bis Freitag stehst du auch nicht auf!"
"Okay", habe ich prompt den gelben Seiten geschrieben, "ich soll im Bett bleiben: Kommst du dann?"
"Sollst du dir nicht Ruhe gönnen?" feixten die gelben Seiten umgehend zurück und ich feixte zurück: "Ach was, DIE fünf Minuten!"
Ehrlicherweise muss ich allerdings gestehen, bin ich gar nicht sooo böse, dass die Nächte einsam bleiben: Ein Bett ganz für mich allein - und das brauch ich grad irgendwie auch. Mal ist mir kalt, dann wieder heiß, ich schlafe unruhig und träume schlecht und nachts steh ich nicht selten auf, weil ich am Verdursten bin - was dann ja auch irgendwie wieder raus muss. Ist grad nicht so einfach mit mir, glaub ich, und bevor wir uns da in die Quere kommen, bleiben die gelben Seiten lieber, wo sie sind und ich residiere weiter auf meinen eins vierzig mal zwei Meter.

If I lay here... would you lie with me and just forget the world... Hach ja, wie buchstäblich passend, der Song - und es ist und bleibt mein Lieblingssong für alle Zeit. Auch weil er mich an einen besonders intensiven Moment erinnert, in dem ich ihn jemandem vorsang... Mein Mund ganz nah an seinem Mund, meine Augen ganz nah an seinen Augen... Und er sagte nichts und rührte sich nicht und später fügte er nur an, dass er immer geglaubt habe, bereits alles im Leben gesehen zu haben - bis zu jenem Augenblick...
Show me a garden thats bursting into life...
Später dann. Bin bald wieder fit.

Ja

Dienstag, 10. September 2013

Das Sorgenkind der Station

So hat der Chefarzt heute meine Mom bezeichnet.
Das Wasser haben sie aus der Lunge gezogen, ihr verschiedene Medikamente über Infusion verabreicht und doch...
Es ist immer noch (oder wieder?) Wasser in der Lunge, das Fieber schießt immer noch und immer wieder hoch, die Entzündungswerte sind zu hoch - und noch immer weiß niemand, was eigentlich los ist.
Borreliose wurde getestet, ist es nicht.
Alle gängigen Infektionen wurden getestet, sind es nicht.
Dass sich die Infektion, die im Knie begann, ausgebreitet hat, soll so nicht passiert sein.

Und nun?
"Sie wollen noch ein MRT vom Knie und sie wollen das Nervenwasser punktieren", sagt sie hustend am Telefon.
Dass sie als Kind an Tuberkulose litt, soll jetzt auch noch mal in den Fokus gerückt werden.

Und ich bin immer noch viel zu weit weg.
Und was immer hier auch rumfliegt, ich hab es mir eingefangen und liege nun selber flach. Wie hier jeder gefühlt Dritte. Irgendwie ist es wohl auch kein Wunder. Zwei Tage 13 Grad, zwei Tage 30 Grad.
Bei mir weiß ich, woran es liegt.
Bei meiner Mom wären wir froh, wenn wir es nicht nur wüssten, sondern sie auch endlich gesund werden könnte.

Montag, 9. September 2013

Sags ihm


Grad wieder mal eine Folge im TV gesehen 
und mich gefragt:
"Ob Ally wohl die Mutter aller Bridgets, Christines und anderen
tollpatschigen, unglücklich verliebten und am Ende doch im
Honeymoon schwingenden Film- und Serientöchter war?"
Egal. 
Ich mag die Musik.
Und die Ally.
Und die Erinnerung an eine intensive Zeit.
Das wäre mal wieder ein Song für den nächtlichen Highway.

Donnerstag, 5. September 2013

Vorm Ertrinken gerettet. Im eigenen Heim.

Als ich vorgestern gegen 21 Uhr müde und k.o. nach Hause kam, fielen mir im Briefkasten zwei kleine Flyer im lustigsten PolDeutsch entgegen.
Man suchte Schrott aller Art - klar, kann man Geld mit verdienen, wenn genug zusammen kommt. Nichtsdestotrotz jedoch konnte ich auf diese Art und Weise endlich loswerden, was bei der letzten Sperrmüllabholung erfolgreich ignoriert (und entsprechend murrend unsererseits wieder in den Keller getragen) wurde: ein Fahrrad, dessen Räder sich zu einer 16 verformt hatten; ein Geschirrspüler, der bereits vor 2 Jahren seinen Dienst erfolgreich versagte, ein alter Nähmaschinentisch (ohne Nähmaschine, hatte aber gut als Fernsehtisch fungiert), ein uralter Drucker... na ja und so Zeugs halt.
Meine Söhne waren ja nun nicht soooo begeistert, als ich gestern Abend gegen 19.30 Uhr heimkehrte und erklärte: "Ich bereite das Abendessen und ihr tragt das Zeug an die Straße."
Dazu muss man allerdings auch sagen: Der Geschirrspüler befand sich bis gestern in meiner Küche - auch wenn er, wie bereits gesagt, schon seit 2 Jahren keinen Dienst mehr verrichtete, dieses faule Elend. Aber so eine Lücke sieht ja auch irgendwie bescheiden aus, außerdem hatte ich lange auch keinen Plan, wie ich die Lücke hätte füllen mögen - und ich hatte keine Lust auf den umständlichen Sperrmüllweg.
Aber wenns ruft "kostenfreie Abholung", dann mobilisiert sich auch eine Helma Ziggenheimer.
Zu Beginn der gestrigen Aktion jedenfalls stoppten alle Bemühungen gleich wieder, als wir feststellen mussten: Der Geschirrspüler endet mit zwei Schläuchen - und die wiederum enden an meiner Küchenwand.
Eigentlich kein Thema.
Eigentlich...
Ich heiße ja schließlich nicht Hulk, sondern Helma, meine Kräfte sind entsprechend limitiert - und die Jugend noch.. äh.. ahnungslos im Umgang mit Schrauber und Zange. Zu ihrer Entschuldigung müsste ich aber sicherlich anfügen, dass sie solche Sachen bei mir bis dato auch nicht erledigen brauchten - und dass gewisse Schrauben und Muttern nicht nur schlecht "anzupacken" waren, sondern sich über die Jahre hinweg auch ordentlich "angemottet" hatten. Angesichts der Uhrzeit, meiner körperlichen und seelischen leicht instabilen Verfassung (und überhaupt habe ich keine Geduld für Dinge, die sich nicht eins-zwei-flott erledigen lassen) griff ich beherzt zur Geflügelschere: "Jungs, das ham' 'mer gleich."
"Ist das denn kein Druckschlauch?" wurde ich heute, als ich während der Mittagspause diese Anekdote zum Besten gab, vom Kollegen gefragt - und ich grinste vielsagend: "Der erste nicht!"
Den ersten Schlauch habe ich demzufolge erfolgreich abgesäbelt.
Beim zweiten...
"Mutti, du hast das Wasser nicht abgestellt!"
"Ja, das seh ich nun auch! Hol einen Eimer, aber flott!"
Sekunde. Minute. Und das Wasser spritzte. Und Helma duschte. Mitten unter der Küchenspüle.
"DEN EIMER, JUNGS!" brüllte ich verzweifelt.
"Ja doch, gleich, ich bin nur kurz auf dem Klo."
Alter Falter. Da fällt dir nix mehr ein. Nur Dilettanten im Hause Ziggenheimer, die Mutter eingeschlossen.
Jedenfalls kam das Jüngelchen dann mit Eimer und der andere schraubte endlich den Zulaufhahn zu.
Die Familie vor dem Ertrinken gerettet.
Jetzt hätte nur noch gefehlt, dass die Polen oder Russen oder Rumänen oder wer auch immer das Zeug gar nicht abgeholt hätten. In dem Falle wäre dann vermutlich bei mir ein Punkt erreicht, wo ich mich hingesetzt und einen Brief an Angie verfasst hätte mit dem Hinweis, doch bitte die Grenze nach Osten wieder zu schließen - es wäre eh kein Verlass auf die Brüder. Ich weiß, ist gemein und ungerecht. Ist aber gerade so mein ich-sitz-auf-meinem-Pulverfass-und-irgendwann-muss-sie-raus-die-ganze-Hühnerkacke-Gefühl.
Aber sie dürfen bleiben.
Heute Morgen gegen acht waren sie da und luden alles erfolgreich ein.
Na bitte. Manches geht eben doch.

Quelle Bild: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/13/Bundesarchiv_Bild_183-2004-0512-508,_Berlin,_Erfrischung_aus_dem_Wasserschlauch.jpg


Dienstag, 3. September 2013

Tausend Kilometer an einem Tag für eine Stunde

...bin ich heute gefahren, nur um MEINE zu besuchen.
Ein halbes Jahr lang Schmerzen, nun seit zehn Tagen Klinik - und niemand weiß, was hier geschieht.
Woher das Fieber, woher das Wasser in der Lunge?
Zwei Sätze, und schon wird sie müde.
Aufrecht sitzen kann sie nicht, flach liegen auch nicht. Aufstehen darf sie nur, wenn sie zur Toilette muss. Ihre Hände und Arme zerstochen. Der Körper abgemagert.
Und die Augen... So müde und erschöpft.

Mit lustigen Anekdoten aus meinem Alltag habe ich ihr ein Lächeln auf die aufgeplatzten Lippen gezaubert.
Und draußen vor der Tür habe ich hemmungslos geweint.

Nun bin ich wieder zu Hause und vor lauter Sorge finde ich keine Ruhe.
Wie schnell sich doch vieles relativiert, wenn man Angst hat.




Sonntag, 1. September 2013

Der Morgen danach

"Mein lieber Sohn,

hinter Dir liegt Deine erste Nacht mit einem Mädchen - und ich habe mich an, so hoffe ich, alle Spielregeln gehalten. Ich habe mich brav in meinem Kämmerlein aufgehalten, fast ausschließlich Musik gehört und sogar überlegt, ob es eine Alternative zur Badezimmerbenutzung gibt (das kleine Ding ist das einzige, das mein und Dein Zimmer trennt). Wenn man morgens um drei Uhr noch wach liegt und überlegt, ob man jetzt vielleicht doch mal aufs WC könnte oder ob man es bis zum Morgen aushielte, wo Ihr mit Sicherheit schon oder noch schlaft, dann kann einem das schon den einen oder anderen Schweißtropfen auf die Stirn treiben.
Hey vergiss nicht, die Situation ist auch neu für mich und ich habe es leider, leider versäumt, mir rechtzeitig einen Knigge "Verhaltensregeln für die Mama, wenn der Sohn die erste Freundin bei sich schlafen lässt" zu besorgen.
Also schlich ich um exakt 3.45 Uhr leicht gekrümmt und x-beinig in mein Badezimmer und erwachte pünktlich um exakt 8.24 Uhr: Frühstückszeit! Von Dir weiß ich, dass Deine kleine zarte Freundin ständig Hunger hat (kann ich gut nachvollziehen, übrigens) und während ich noch überlegte: "Wie mach ich das jetzt eigentlich: Decke ich den Tisch für uns drei oder ist das uncool? Stell ich Euch ein Tablett vor die Tür oder könnte Deine Freundin dann denken, dass ich mit ihr nichts zu tun haben möchte?" Schwierig, mein Sohn, aber vielleicht fehlt uns da ja auch nur ein wenig Routine?
Wenigstens stellte ich Dir über whatsapp die Frage, wie Ihr denn wünschtet zu frühstücken - aber eine Antwort kam leider nicht. Ich vermute mal, dass Du es tunlichst vermeidest, an Dein Handy zu gehen, solange Du nicht allein bist. Auch junge Liebe ist hochdramatisch eifersüchtig, und mir ist diese Kette plus Eisenkugel an Deinem Bein nicht verborgen geblieben. So wie mir auch nicht verborgen blieb, dass Dein Handy bei eingehenden Nachrichten nur noch akustisch, aber nicht mehr visuell signalisiert, dass da Nachrichten eingehen. Ja und dann weiß man ja nicht, wer da schreibt und ob Du eventuell Kopf & Kragen riskierst, wenn Du an Dein Handy gehst.
Also habe ich erst mal den gut gefüllten Kühlschrank sortiert und Euch ein Frühstück zubereitet, das einem Prinzen mit seiner Prinzessin bestimmt alle Ehre gemacht hätte. Aber das kommt ja irgendwie auch hin, oder?
Ja und weil immer noch keine Antwort von Dir kam und ich mich aber auch nicht wagte, an die Tür zu klopfen, da habe... ich Dich einfach angerufen. So von Sofa zu Sofa.
Wieso kommst du denn nicht einfach rein, hast Du mich kopfschüttelnd gefragt und ich musste lachen: Ich hab mich nicht getraut!
Bitte erinner Dich: Auch für mich ist das alles neu, und so ein bisschen Restunsicherheit bleibt!
Als Du dann Euer Frühstückstablett holtest, flüsterte ich Dir noch schnell die Frage zu: "Gehts dir gut?" und eigentlich hatte ich ein Grinsen oder so erwartet, von mir aus auch ein vielsagendes, aber nein, Du schautest mich an und meintest: "Irgendwie nicht, mir ist übel."
Na ja Junior... Solange Du mit Morgenübelkeit erwachst und nicht Deine Freundin, bin ich aber doch schon beruhigt!
So, und jetzt frühstückt Ihr im Bett und guckt irgend nen Horrorfilm auf meinem Laptop und ich bekam dafür Deinen alten Schinken. Na ja, die Hauptsache ist ja, dass ich bloggen kann.
Dann lasst es Euch mal schmecken und eines wollte ich Dir noch sagen:
Ich hab Dich echt doll lieb und freu mich über jeden Schritt, den Du tust und der mir zeigt, wie gesund Du Dich entwickelst. Mein kleiner Sonnenschein ist ein junger Mann geworden, der weiß, was er will und wie er es bekommt. Ich bin wahnsinnig stolz auf Dich, dass Du Deinen Weg gehst und Dich auch nicht verbiegen lässt.

Deine Dich liebende Mutter.

P.S.: Ich hoffe, es ist nicht schlimm, dass von den frisch gebackenen Brötchen und den frisch gekochten Eiern jeweils zwei fehlten. Von irgendwas muss ich schließlich auch leben."