Samstag, 6. Februar 2016

Samstagfieber



Ich habe ihn heute gefühlt, geschmeckt, geatmet.
Den Frühling...
..er schaute bereits am frühen Morgen mit den ersten zarten Sonnenstrahlen in das Schlafzimmer, entdeckte uns in verschlafener Umarmung nach einem schlechten Traum.
Holte uns beizeiten aus dem Bett, ließ uns Kaffee zubereiten und zog uns vor die Tür.
In der wunderbaren kleinen Kaffeestube, bei zerlaufendem Schokoladenkuchen und einer Tasse Kaffee, im Gespräch mit Freunden, wurde mir bewusst, wie sehr ich es vermisst habe.
Dieses Gefühl von... frei sein... unabhängig sein... dieses Gefühl von Seele baumeln lassen, die Hand des Mannes auf meinem Knie oder meine Hand auf seinem Rücken; Gespräche über Wohnungsinserate, Erlebnisse mit Maklern, Wünschen, Vorstellungen, Zielen, Wegen.
Wir wollten alle nicht wieder heim.
"Was ist das nur für ein Winter", sagte der eine und ich sagte: "Mir so scheißegal - Hauptsache, es ist so schön, dass wir nicht mehr dick vermummt durch die Straßen laufen, die Hände in die Manteltaschen gebohrt."
Stattdessen das Haar offen im Wind, der Mantel offen, ohne zu frieren, die Hände ineinander verhakt, ohne zu frieren oder die kalten Nasen aneinander zu reiben.
"Alles zu seiner Zeit", sagte der andere, "wir haben erst Februar."
"Mir trotzdem egal", antwortete ich, "ich lebe genau JETZT und genieße, dass es JETZT so schön ist."
Wir alle streiften durch die Stadt. Uns allen ging es so wunderbar. Der eine wollte eventuell nur ein Paar Schuhe kaufen - aus dem Laden kam er mit drei Paar und vier Schuhbeuteln, die wir ihm eingeredet hatten. Vermutlich geht er nie wieder mit uns, aber das war uns allen egal.
Oh Gott, ich liebe es so, dass überall die Menschen an den Straßencafes sitzen, kaum dass die Sonne scheint und es warm wird in der Stadt. Ich liebe es so sehr, dass es an beinah jeder Ecke nach Kaffee duftet und die Menschen wieder mehr lächeln. Wann haben wir zuletzt so gelacht, dass der Bauch schmerzte und die Tränen in die Augen traten? Wann haben wir uns zuletzt so jung gefühlt, als läge noch alles vor uns und wären wir vollkommen unbeschwert? Wann haben wir zuletzt durch die Straßen getanzt und sind im Wirtshaus eingekehrt, wo der Kellner sich wunderte, warum ich kein Bier wollte und stattdessen erst einen Milchkaffee und später eine Weißweinschorle orderte, die meine Wangen rosig färbte und die Augen glänzen ließ? Wo er uns zu Freibier am 29. Februar einlud, weil er nicht bedachte, dass es diesen in diesem Jahr tatsächlich gibt? Wann haben wir zuletzt in Umkleidekabinen geknutscht und die Verkäuferin an der Kasse beruhigt: "Ignorieren Sie ihn ruhig, er kann nichts dafür, er wurde so geboren"? Wann habe ich mich zuletzt so wunderbar leicht gefühlt und von Herzen laut gelacht? Wann habe ich mich zuletzt so wie ein Kind gefreut, weil ich auf dem Viktualienmarkt die mit Zitronenstückchen gefüllten Oliven entdeckte, die es schon so lange nicht mehr gab?
Liebes Universum... Ich wünschte mir ein bisschen ganz viel mehr Samstag!

6 Kommentare:

Bohli hat gesagt…

Genieß ihn und diese alle anderen Samstage einfach genau so. Wünsche ein tolles Wochenende.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Danke schön, das wünsche ich Dir auch :)

~ Clara P. ~ hat gesagt…

Liebe Helma, das schon zu lesen war eine Freude. Man spürt, wie gut es Dir getan hat. Auch ich genieße einfach diesen frühlingshaften Winter. Gerade zwitschern die Vögel manchmal stehe ich gegen 5 oder halb sechs auf, damit ich sie hören kann, wie sie den neuen Tag begrüßen. Man muss solche Momente einfach nehmen, wie sie kommen und sie genießen. Ich bin mir sicher, dann wird es mehr solcher Momente geben, die auch in unser Bewusstsein finden.

Hab einen schönen restlichen Sonntag :)

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Die Vögel - genau! Der Mann sagte gerade heute Morgen, dass die vermutlich alle total durcheinander sind momentan, weil es schon den ganzen Winter über fast ausschließlich mild und schön ist. Bis auf die paar Eistage zwischendrin. Also wenn Ihr mich fragt - von mir aus kanns ruhig so bleiben :)
Und oh ja, ich genieße solche Tage total und aus vollem Herzen. Letzte Nacht war ich entsprechend aufgekratzt und konnte überhaupt nicht einschlafen. Lag noch gegen zwei mit irgendwie klopfendem Herzen im Bett und drehte mich von rechts nach links und wieder zurück und wäre dann doch am liebsten wieder aufgestanden, um durchs Zimmer zu tanzen oder irgendsowas. Dafür bin ich heute müde und entsprechend seeeehhhrr entspannt ;)

A. hat gesagt…

*gnihihi* Er hat euch zu Freibier eingeladen? Na wenn ihm das mal nicht den Samstag verhagelt. Oder seinem Chef. Habt ihr das schriftlich?! ;))

Das war ein richtig gutes Vor-Frühlingswochenende. Bitte mehr davon. ;)

Anonym hat gesagt…

So ein federleichter Moment! Schön zu lesen und noch schöner zu erleben. Ich hatte meinen Vorfrühlingsmoment auch am Samstag ... durch die Sonne spazierend und meine Einkäufe erledigend. Und gestern noch mal. Ruzica hat uns nämlich versetzt. Und keiner war ihr böse.