Wenn ein militanter Raucher und eine leidenschaftliche Nichtraucherin einen Dialog beginnen, fängt mindestens die leidenschaftliche Nichtraucherin irgendwann an sich zu fragen, ob es nicht besser für ihr eigenes Seelenheil sei, sie ließe es ganz einfach sein und rede beispielsweise übers Wetter. Obwohl... Wetter... Ist ja auch so was, wo ich immer schmunzeln muss, wenn ich Facebook aufschlage: Es ist immer irgendwas! Kannste den Menschen einfach nie recht machen. Entweder ist es zu kalt oder es ist zu heiß - kaum dass Temperaturen nach oben oder unten ausgeschlagen sind.
Jedenfalls bekam ich gestern via whatsapp ein Bierglas aus irgendeinem Straßencafe (vermutlich) zugesendet - und schickte prompt das Gegenbild aus dem Biergarten.
"Cholera oder Pest - oder warum ist der Biergarten so leer??" wurde ich umgehend gefragt.
Und beging den Kardinalsfehler, der alsdann die Diskussion übers Rauchen im Freien und Rauchen allgemein auslöste, indem ich antwortete: "Ne, der war nicht leer, wir saßen im hinteren Teil, der nur zur Hälfte besetzt war. In der Meute sitzen macht weniger Laune, wenn ringsrum alles quarzt." Noch als ich das tippte, dachte ich für einen Augenblick "Lass! Es! Lieber! Es führt eh zu nix!" Aber ne, der Finger war schneller, außerdem stehe ich ja auch zu meinen Überzeugungen, solange man mich nicht eines Besseren belehren kann, also senden, zack, weg wars - und ebenso zack entbrannte die Diskussion bis in die Abendstunden und munter weiter heute Morgen.
"Frage mich, wie du bis heute überlebt hast.. Bis vor paar Jahren haben doch alle geraucht.. überall."
Ja das stimmt. Das war selbst in meinem Elternhaus so. Eltern, Brüder, Oma - alles hat geraucht und da wurde auch auf nix Rücksicht genommen. Nicht mal am Essenstisch. War der Papa fertig, ging die Zigarette an, egal, ob da noch jemand aß oder nicht.
"Das hier ist mein Zuhause, hier kann ich machen, was ich will."
Ähm. Ne! Wir alle wohnen hier! Es ist unser aller Zuhause. Diesen Widerspruchsgeist jedoch entwickelte ich erst mit der Pubertät, die bei mir wohl erst um den 15. oder 16. Geburtstag rum eingesetzt hatte. Glaube ich. Insofern war die Zeit bis zu meinem Auszug eine.. äh.. doppelt anstrengende für uns alle, aber wie die, die mich persönlich kennen, ja wissen: Es war keine lange Zeit mehr.
Mein heutiger Ex-Mann war auch Raucher, der es gar nicht einsah, zum Qualmen die Wohnung zu verlassen. OK, da war ja auch nix mit Terrasse oder Balkon, und für jede Zigarette ausm Dachgeschoss runter vor die Tür zu gehen.. Da kann man schon mal vom eigenen Schweinehund überwältigt werden, nicht wahr? Außerdem war ich mit meinen gerade 20 Jahren noch eine ganz andere Persönlichkeit, die sich überhaupt nicht durchzusetzen vermochte.
Aber mal ganz ehrlich: Warum tut sich ein Raucher so schwer damit zu akzeptieren, dass eine Zigarette nun mal nicht "duftet", wie mir der Schreiber der abendlichen whatsapp wiederholt weismachen wollte - mal abgesehen davon, was es für die Gesundheit bedeuten kann? Es mag ja sein, dass es dem Raucher allgemein nicht einfach gemacht wird: Tabaksteuer, Preise überhaupt (ich "heule" jedesmal, wenn ich sehe, was Junior I für diese Qualmstengel hinlegt und wie viel Milchkaffee man beispielsweise dafür bekommen hätte), überall frei rauchen darf er auch nicht mehr, und wenn er das tut, beklagt sich das Umfeld etc. pp. Er kriegt permanent auf die Nuss - und eigentlich will der Raucher ja nur genauso genießen wie ich meinen Milchkaffee. Aber!
Das Blöde ist eben... Mit meinen Vorlieben für zum Beispiel Milchkaffee belästige ich niemanden, auch dann nicht, wenn er neben mir sitzt. Ich kann trinken, wie viel ich will - es stört niemanden! Mit meinen Vorlieben für ein Stück Kuchen belästige ich auch niemanden.
Ich dusche regelmäßig und benutze ebenso regelmäßig ein Deo (OK, das mach ich in erster Linie für mich selbst, aber immerhin!) und etwaige... äh.. Methanverpuffungen passieren auch nicht in der U-Bahn oder im aufgeheizten Bus. Nur mal so als Beispiel.
Warum ist ein bisschen Rücksicht an dieser Stelle so schwierig - und warum führen solche geäußerten Gedanken unter Rauchern und Nichtrauchern immer wieder zu Streit? (Also in unserem Falle diesmal nicht, gestern Abend schlief ich einfach ein und heute Morgen.. Ich nehme an, es war dem Herrn einfach noch zu früh ;))
Natürlich wurde früher überall geraucht - weil sie es einfach auch konnten bzw. durften. Die Raucher hats nie interessiert, ob da Nichtraucher saßen oder nicht, und die wiederum hatten nur eine Wahl: gehen oder bleiben und es hinnehmen. Aber mit welcher Berechtigung? Ich kacke dem anderen ja auch nicht vor die Füße, weil ich grad wollte, musste, konnte.
"Deine Nikotinallergie ist schon anstrengend", bekam ich heute Morgen vorgesetzt - aber da lache ich ja nur drüber. Für mein Empfinden hat das mit Nikotinallergie tatsächlich gar nichts zu tun. Mir stinkt das einfach nur im wahrsten Sinne des Wortes - und wenn ich was genüßlich essen oder trinken will, dann will ich das nicht in einer blauen stinkenden Schmauchwolke tun.
"Ich kenne ja einige Nichtraucher, aber Du bist schon speziell."
Dass das ironisch gemeint war und vielleicht auch diplomatisch ausgedrückt sein sollte, war mir durchaus bewusst. Aber lieber bin ich speziell als Einheitsbrei, auch in dieser Hinsicht - und drehte seine Worte für mich einfach als Kompliment rum. Ist schließlich so ein sonniger Tag heute!
8 Kommentare:
Ich habe ja bis 2004 auch geraucht - und nicht wenig. Ich konnte das "Palaver" der Nichtraucher auch nicht so richtig verstehen, wenn ich nur mal eine Zigarette rauchen wollte.
Aber seitdem ich Nichtraucherin bin, bin ich auch penetrante Nichtraucherin. Dieser Gestank stört mich sehr und ich habe seit 2004 nicht einen Zug mehr gemacht - und das bleibt sicher auch so.
Lieben Gruß zu dir!
Ja Clara, das hört man immer wieder: dass ehemalige Raucher die schlimmsten Nichtraucher sind :D
Ich hoffe, mein Sohn zieht da auch irgendwann mal nach, aber bis jetzt verdreht er immer nur die Augen und zieht ne Grimasse, wenn ich an ihn appelliere :D
Ich finde sowieso, dass Zigaretten viel zu günstig sind.
kleine korrektur...Du hast die Adjektive vertauscht..richtig ist :
wenn ein leidenschaftlicher Raucher und eine militante Nichtraucherin,,,usw
entspannte Grüße...:-D
Und nu schreibt eine Raucherin ;)
Es gibt dann auch noch die, die selber nicht drinnen rauchen, weil es stinkt, weil sie Rücksicht auf den Ex-Raucher im Haus nehmen, die den Geruch an den Klamotten auch nicht mögen und dennoch rauchen.
Ich nehme auch was Fremde angeht viel Rücksicht, allerdings werde ich mittlerweile auch ziemlich pampig, wenn mir militante Nichtraucher im Freien das Rauchen verbieten wollen, weil Sie sich an den Nachbartisch setzen.
Was Dein Hinweis auf den Latte und Kuchen angeht, Du hast Glück das Du keine extrem Veganer kennst, da hättest Du dann keinen Spaß mehr ;)
Naja, das Argument mit dem Extremveganer stimmt ja so auch nicht, denn er wird ob seiner Überzeugung zwar in die Luft gehen, wenn er den vor Tierprodukten strotzenden Kuchen sieht, aber weder Qualm noch Hustenreiz verleiden ihm seinen eigenen Genuss. Von daher denke ich schon, dass ich als Nichtraucherin ( auch aus einer stark rauchenden Familie) das Recht habe, zu sagen, wenn mir der inhalierte Rauch den Kuchengenuss verdirbt.
Aber wenn besagter Qualm nicht gerade in meine Nase schwebt ist mir das wirklich egal, ob am Nebentisch gequarzt wird bis zum Umfallen. Hauptsache, ich werde davon in keiner Weise beeinträchtigt.
Über die Folgen von starkem Rauchen könnte ich aber ganz andere Dinge erzählen. Wie zum Beispiel mehrere Herzinfarkte bei Familienmitgliedern, COPD, Asthma..... aber das weiß ja eigentlich Jeder selbst.
viele Grüße
Gabi
Ja Dr. Schwein, das würde zumindest mein persönliches "Problem" mit Junior I lösen ;) Und wenn das den einen oder anderen mehr "rettet" - umso besser.
Natürlich kann das auch nur ein Nichtraucher (wie ich) sagen.
AAAAAHHHH, Waage!! Auf DEINEN Kommentar habsch vielleicht mal gewartet - aber hey! Wie viele Friedenspfeifen hast Du geraucht, um so geschmeidig zu reagieren? :D In unseren Chats gings jedenfalls deutlich hitziger zu :D
Goldi, mir ist schon bewusst, dass es auch dem Raucher irgendwann stinkt, wenn er permanent nur belöffelt bzw. auch "bevormundet" wird, wenn man ihn überall einschränken bzw. ihm sagen will: "Ey, hier nicht!" Nur - und da sehe ich es wie Gabi - im Endeffekt zwingt der Raucher den Nichtraucher dazu, mitrauchen zu müssen. Und es ist ja nun mal ein Fakt, dass der Glimmstengel vor allem eben auch stinkt. Natürlich ist man im Biergarten an der frischen Luft, im Freien, aber an besagtem Nachmittag, nämlich vorgestern, da haben wir uns extra so gesetzt, dass ich nicht nur unter meinem Lieblingsbaum, der Kastanie, sitzen und mich aalen konnte, sondern auch in relativer Entfernung zu etwaigen Rauchern. Und was passiert? Am Nebentisch sitzen zwei Schwangere, die dritte steht auf mit ihrer Zigarette und stellt sich abseits von ihrem und damit aber direkt neben unseren Tisch. Wer saß in der Wolke? Ich. Es ist jetzt nicht so, dass ich sage "Frollein, könntense bitte woanders rauchen, wir essen grad." Es ist eher so, dass ich gar nix dazu sage, mich aber trotzdem nicht wohl damit fühle. Ich stell mich doch auch nicht an deren Tisch, lasse ordentlich einen fahren und sage dann genussvoll "Aaaaahhhh, das tat jetzt gut!"
Übrigens las ich gestern, dass ca. 84 % der Veganer früher oder später wieder Tierprodukte konsumieren. Ich dachte da an meine Freundin, die mit etwa 5 Jahren aufhörte, Fleisch etc. essen zu wollen. Einfach aus innerer Überzeugung heraus. Ich denke, sie wird auch Zeit ihres Lebens Vegetarierin bleiben, weil sie keiner "Modeerscheinung" nachrennt, sondern eben aus eigener innerer Überzeugung handelt. Im Gegenzug hat sie niemals versucht, mich oder andere zu missionieren oder davon zu überzeugen, wie falsch wir uns ernähren.
Und wenn sie und ich im Biergarten nebeneinander sitzen, dann würden wir einander nicht den Genuss verderben, auch dann nicht, wenn auf meinem Teller ein Salat mit Putenfleischwürfeln läge.
Ich rauche seit 40 Jahren, leider. Es ist ein Vermögen durch den Wind gegangen- und ich hasse es. Leider ist bisher die Sucht stärker. Sofern ich Nichtraucher zu Besuch habe, rauche ich nicht mal in meiner eigenen Wohnung, dafür gibt es einen Balkon... und den Meinungen und Überzeugungen der Nichtraucher gibt es einfach kein wirkliches Argument entgegenzusetzen. Was vermutlich der Grund ist, weshalb diese "Diskussionen" so erhitzt verlaufen. Machen wir uns nix vor, weder der trockene Husten morgens noch die müffelnden Klamotten, die gelben Wände oder die hundsteuren Suchtmittel sind etwas, gegen das man anstreiten kann. Genuss... Blödsinn. Wer das behauptet, hat das mit der Sucht noch nicht verstanden.
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