Churchill hat ja mal gesagt: "Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selber gefälscht habe" . Und als ich die Jahresbilanz beim Finchen las, dachte ich, dass ich das bestimmt recht interessiert in ein paar Jahren wieder lesen werde (soferns den Blog dann überhaupt noch gibt) und resümiere, ob "früher wirklich alles besser war" oder doch alles nur ne gestörte Wahrnehmung ;)
Zugenommen oder abgenommen?
Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht sicher. Wirklich nicht. Die Waage sagt "Herzlich willkommen auf dem neuen Polsterlevel", die Gürtelschnalle wiederum sagte gestern "Weihnachten an den Keksen gespart, oder was?"
Als ich das erste Mal nach längerer Zeit nach Weihnachten (manchmal liebe ich es augenscheinlich doch ein wenig masochistisch) auf die Waage stieg, mochte ich die Zahl eher nicht glauben. Stieg runter und wieder drauf, da warens 1,5 kg mehr. Entmutigt stieg ich noch mal drauf, wars 1 kg weniger.
Drecksteil.
Ich denke, ich verlasse mich weiterhin auf meine Klamotten. Solange die Nähte halten, dürfte alles im grünen Bereich sein. Letztlich ist für mich entscheidend, dass ich mir gefalle.
Haare länger oder kürzer?
Nun, ich habe es tatsächlich geschafft, im Mai nach dem Ende des Lockdowns für die Friseure einen Termin zu erhaschen und da ging schon ein gutes Stück wieder ab. Also wenn ich so Fotos von Mai und aktuell vergleiche: Inzwischen ist das alles mehr als gut wieder nachgewachsen. Hätte ich mit allem so wenig Probleme wie mit dem Haarwuchs...
Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr. Allein durch den Umbau bei uns hier in M, den Rest dann für den Umbau des "Jungenzimmers" in L. Das hat mir schon ewig an den Hacken geklebt, dass ich es immer schön für den Jungen haben wollte, aber auch respektierte, dass der sich von den (ollen) Möbeln seines Vaters nicht trennen mochte. Insofern bin ich dem Jüngsten immer noch dankbar, dass er seine erst vor drei Jahren gekaufte Wohnwand abgeben wollte und der Älteste sagte "Na also DIE würdsch nehmen." Das war dann mein Auftakt und die Arbeiten konnten schlussendlich im November umgesetzt werden. Dass haargenau zum selben Zeitpunkt die Waschmaschine ihren Geist aufgab, hättsch da nun nicht wirklich gebraucht, aber mich fragt ja keiner.
Die teuerste Anschaffung?
Ja, eben die Waschmaschine, wenn man "teuerste Anschaffung" auf ein Einzelteil bezieht. Alles andere hat sich aber auch gut summiert.
Das leckerste Essen oder Getränk?
Ich denke jeden Morgen beim ersten Käffchen "Booaarr ist DER lecker!" Genießen kann ich ;)
Und sonst... Hab ich eher nicht so wirklich Essen oder Trinken, wo ich denke "Das war das beste Essen/ Getränk, das ich je hatte." Wenns schmeckt, dann schmeckts - und das tuts oft.
Der beste Film/ die beste Serie?
Ist bei mir ähnlich wie beim Essen und Trinken: Mir gefällt vieles, da brauchts für mich keine Superlative.
Urlaub 2020?
Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Italien. Für die Italienfahrt war ich diesmal dran mit dem Fahren, also mit meinem kleinen Schwarzen. Habe mich erstmals auch in eine für mich bisher unbekannte italienische Stadt getraut. Fahrkilometer machen mir dabei nix aus, aber ich hab irre Respekt vor größeren Städten. Da habe ich genauso Angst wie aktuell, wenns ordentlich schneit (oder friert). Wann immer sich das umgehen lässt, umgehe ich es auch, aber manchmal muss ich eben dann durch. Das sorgt im blauen Ziggenheim auch immer für ordentlich Zündstoff zwischen dem Mann und mir, aber ich kann da schwer aus meiner Haut. Nach Rom rein oder nach Berlin rein oder Hamburg oder ins Ruhrgebiet - da führt bei mir kein Weg rein.
Verlasse mich ansonsten auch aufs Navi, und auch das sorgt am Ende immer irgendwie für kleinere und größere Eskalationen.
Wie zum Beispiel 2012 - wir auf ner Rundreise Gardasee - Toscana - Venedig. Damals mit so nem VW Bus, den nur der Mann fuhr, weil ich mir das nicht zutraue. Das hat ihn damals schon genervt, das sorgte für ordentlich Diskussionen - und genau da rein piepte gefühlt alle 400 Meter irgendsoein komisches Tom-Tom-Navi "Achtung! Gefahrenquelle voraus!", bis dem Mann bei schätzungsweise 120 kmh endgültig der Faden riss , er das Tom-Tom aus der Halterung riss und es wutentbrannt in den Fond schmiss. In solchen Fällen hat es sich für mich bewährt, Ruhe zu bewahren, vielleicht einen Keks zu essen und aus dem Fenster zu gucken. Meistens dauert es eh nicht lange, bis er irgendwas fragt und dann kann ich ganz zuckersüß so tun, als hätte nicht gerade erst der Asphalt gebrannt.
2020 zum ersten Mal getan?
Hm. Eigentlich wüsste ich jetzt nicht wirklich ne Antwort drauf.
Ach doch, ja, dass ich in diesem Jahr erstmals begonnen habe, Steine zu bemalen. Anfangs als kleine Zugabe zu eigentlichen Geschenken, aber inzwischen hab ich ne kleine Schachtel voller Steine, die ich bemalen und dann da und dort an die Isar zurücklegen möchte. Wer einen findet, nimmt sich den mit (wenn er mag, ich denke da eher an Kinder, die sind noch begeisterungsfähig ;)) und freut sich.
Dieses Gefühl mag ich: Was Schönes hinaus "in die Welt" tragen.
Irgendwie - finde ich - sollte es viel mehr Zeit und Raum für schöne Dinge geben als sich permanent immer nur auf das zu fokussieren, was man aktuell nicht darf. Ja, mich nervt da auch einiges, aber irgendwie habe ich auch wirklich die Hoffnung, dass es in diesem Jahr vor allem wieder Entspannungen für die Eltern und überhaupt die Berufstätigen gibt. Dass der Mittelstand diese ganze Scheiße übersteht und dass die Menschen aufhören, übereinander herzufallen, bloß weil einer anders denkt als der andere. Wenn, dann zuhören und argumentieren gefiele mir persönlich besser.
Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Auf die Corona-Hysterie. Ja, ich habe Respekt davor und kann aufgrund dessen vieles akzeptieren und mitmachen, aber Angst habe ich keine. Und ich finde gut, dass die Chinesen separate Statistiken führen: Eine erfasst die Zahl der tatsächlich Erkrankten (und Verstorbenen), die andere die Zahl der Symptomlosen (und die Zahl ist übrigens deutlich höher). Als ich darüber las, dachte ich schon auch, dass das hierzulande zu weitaus weniger Hysterie geführt hätte und vielleicht auch zu hier und da anderen Entscheidungen.
Das war jetzt nur ein Ding.
Auf was hätte ich persönlich noch gut verzichten können? Hm. Mir fällt da nicht wirklich was dazu ein - also habe ich vermutlich wohl ein ganz gutes Jahr gehabt.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Hm tja, das müsst Ihr die Beschenkten fragen! Meine Kinder jedenfalls waren zu Weihnachten tatsächlich happy und der Mann war über das Geschenk an ihn sehr überrascht.
Er hat auch noch nie im Vorfeld auch nur annähernd erraten können, was ich mir für ihn ausgedacht hatte.
"Weil du dir immer was dabei denkst", sagte er. "Weil du irgendwann im Laufe eines Jahres irgendwas hörst, was ich sage, oder siehst, was ich tue, und das hebst du dir dann auf."
Ist doch gut, wenn das klappt - aber ich gebe zu, manchmal ist es auch echt schwierig ;)
Und die eine oder andere Überraschung für andere ist mir offensichtlich auch geglückt, wenn ich an die Reaktionen denke. Allein das fühlt sich doch irgendwie gut an.
Beste Entscheidung?
Endlich unsere Wohnung hier in M umzubauen und dann im Herbst auch das Zimmer des Jungen. Er hat zwar nie so richtig Danke gesagt - aber an seinem ganzen Verhalten spüre ich doch, dass er sich wirklich wohlfühlt und sich freut, dass es jetzt so ist wie es ist. Und mir geht es gut, wenn es den Jungen gut geht.
Schlechteste Entscheidung?
Hm, gibts da eine? Muss ich überlegen... Mir fällt da gerade nichts ein. Außer ein paar Fehlkäufe hier und da. Ich sag ja, 2020 scheint allgemein nicht das schlechteste Jahr für mich gewesen zu sein.
Angst 2020?
Angst... Ist es Angst? Irgendwie erfüllt es mich mit langsamer, aber stetig steigender Sorge, dass und wie es brodelt in der Welt. Gewaltbereitschaft macht mir Angst, nach wie vor und das wird sich im Jahr 2021 vermutlich nicht wirklich bessern. Auch nicht mit einem Biden in Amerika. Ich kann nicht mal sagen, woran genau ich das festmache, aber wann immer ich diesen Mann sehe, empfinde ich spontan Abwehr. Irgendwas an ihm stört mich ziemlich dolle.
Seltsam 2020?
Dass mir nach 15 Jahren die Freundschaft gekündigt wurde, nur weil ich gegen die Corona-Impfung bin. Ja vermutlich haben der eine oder andere Kommentator recht, wenn sie sagen, dass ich den anderen mit meiner Auffassung dazu eher getriggert hatte, als dass es mit mir persönlich zu tun hatte.
Aber das Ergebnis ist dennoch dasselbe.
Wutanfall 2020?
Na ja.. Wutanfall.. Wüsste ich jetzt direkt nicht. Aber dass die Gastronomie trotz aller (teuren) Hygienekonzepte schließen musste, versteh ich immer noch nicht. Dazu gabs - ich glaube, im Dezember - eine Bundespressekonferenz und ein Journalist fragte, warum man sich dazu entschlossen hatte. Erst wurde herumgeeiert und erst bei der dritten Nachfrage beantwortet, dass "man sich eben für ein was entscheiden musste, und die Wahl fiel dabei eben auf die Gastronomie." Hä was? Diese Art und Weise kann doch niemand nachvollziehen.
Unabhängig davon: Angela Merkel meinte auf der Pressekonferenz im Oktober, ein Lockdown sei unvermeidbar, weil aufgrund der steigenden Zahlen nicht mehr nachvollzogen werden könne, wo die Infizierungen eigentlich stattfänden, aber man vermute den privaten Bereich. Und das wäre für mich eher auch logisch - oder begegnet Ihr Euch privat unter Familienangehörigen und Freunden mit Maske? Irgendwann fällt halt der Lappen.
Wäre es dann nicht umso besser gewesen, den Menschen die Möglichkeit für Begegnungen zu lassen - aber in einem kontrollierbaren Bereich?? Da, wo es bewährte Konzepte gibt? Wo es Nachverfolgungsmöglichkeiten gibt? Wer die Möglichkeit hat, sich bis abends 20.30 Uhr in einem Lokal zu sehen, der brauchts nicht, sich dann auch noch privat (heimlich) zu treffen.
Persönlicher Höhepunkt des Jahres 2020?
Dass der Ältere einen anderen Job gefunden hat, auf den er sich mindestens 5 mal in den vergangenen Jahren beworben hatte. Zwar wird er zweimal für ein Jahr befristet, und das birgt natürlich ein gewisses Risiko, wenn man bedenkt, dass er dafür einen festen Arbeitsvertrag aufgegeben hat. Aber am Ende muss man eben auch bedenken, was für einen Vertrag er aufgab. Drei Monate nach Arbeitbeginn verkürzt worden von ursprünglich 42 auf 36 Stunden und trotzdem Arbeiten von montags bis samstags mit durchschnittlich 9 - 10 Stunden bei Mindestlohn. Zweimal hat der Chef ihm angekündigt, ihm mehr Geld geben zu wollen, es aber nicht umgesetzt - und als ers tun wollte, hatte der Junge bereits die Zusage vom neuen Arbeitgeber.
Was mich aber wirklich am meisten von allem für meinen Jungen gefreut hat: dass der "alte" Arbeitgeber alles versucht hat, ihn zu halten. Und als er wusste, dass der Junge an der Entscheidung zu gehen festhält, ihm einräumte, jederzeit zurückkommen zu können, "wenn du merkst, dass das andere doch nichts für dich ist." Diese Chance bekommt er als einziger, für alle anderen galt bisher eins: "Ist man raus, bleibt man raus."
Ich denke, dass es insgesamt für seine persönliche Entwicklung wichtig war und ist, auch so etwas erfahren zu können. Wir haben auch ziemlich lange am Kündigungsschreiben gefeilt. Es sollte trotz allem wertschätzend sein - und offensichtlich wurde damit auch der richtige Nerv getroffen.
Persönlicher Tiefpunkt des Jahres 2020?
Das war einmal im Frühjahr, nachdem der Hausarzt meinen Fall übergeben hatte an das Zentrum für seltene Erkrankungen in L und deren lapidare Antwort dazu kam - und im Sommer nach dem zweiten Termin bei der Endokrinologin. Noch im ersten Termin hatte sie eine ganze Liste an möglichen Untersuchungen avisiert, nur um dann nach dem zweiten Termin alles, wirklich alles zu kippen. Warum, das weiß ich bis heute nicht. Meine Nieren arbeiten, wenn auch ziemlich verzögert, aber sie arbeiten. Was grundsätzlich erstmal wichtig ist. Die Nebennieren produzieren das körpereigene Cortison und damit brauche ich keine medikamentöse Unterstützung, jedenfalls theoretisch nicht. Praktisch ist es jedoch so, dass nur Cortison allein bisher geholfen hat. Leider in einer Dosis, die nicht auf Dauer angewendet werden kann - oder in schätzungsweise zehn Jahren sind meine Knochen hinüber.
Ich hatte sie jedoch anfangs nicht so verstanden, als dass die Cortisongabe das einzige Mittel der Wahl bleiben sollte. Eigentlich hatte ich sie eher so verstanden, als dass verschiedene Dinge abgeklärt werden sollten - und damit geschaut würde, welcher Weg sich nun für mich eröffnen ließe. Nach dem zweiten Termin aber war mit einem Mal Schluss, das zuvor prophylaktisch ausgestellte Rezept entsorgte ich weisungsgemäß - und danach.. fiel ich ziemlich tief. Wenn auch nur für ein paar Tage, aber ich fiel.
Der Hausarzt meinte noch im Februar, dass die sehr eindeutige Reaktion des Körpers auf das Cortison "richtungsweisend" sei, nur weiß er nicht, in welche Richtung. Infektion, Entzündung ja, aber wo? Im Kopf? Im Nervensystem? In den Sehnen? In der Muskulatur? Zumal die Problematik in all den Jahren zwar in beiden Fußsohlen und in beiden Händen, sonst aber ausschließlich auf die linke Körperhälfte beschränkt ist.
Damit kann einfach niemand etwas anfangen, 2005 nicht, 2017 nicht und ab 2018 mit den seither deutlichen neurologischen Ausfällen auch nicht.
Manchmal bin ich mental etwas gestrauchelt, 2020 gleich zweimal, aber.. The Show must go on, irgendwie. Und dann, in den allerschlimmsten Momenten, da habe ich immer noch meine Musik ♥️
2020 war mit einem Wort...?
2020 eben.
Notizen 2019 bzw. Wunschzettel 2020/
Notizen 2020 bzw. Wunschzettel 2021:
Die Notizen könntsch mir vielleicht hier im Blog nachlesen, aber Wunschzettel hatte und habe ich keine. Ich plane nicht wirklich und nehme mir auch nichts vor: Wenn ich etwas ein ganzes Jahr lang nicht geschafft oder gemacht habe, dann war dazu entweder (noch) keine Möglichkeit oder es war nicht wichtig genug.
Ich brauche keine Vorsätze, die ich sowieso nicht einhalte.
Letzlich bleibt mir immer nur ein einziger Wunsch: mich glücklich fühlen zu dürfen. Darauf baut am Ende ja doch alles irgendwie auf.