Samstag, 31. August 2024
Mindset
Sonntag, 11. August 2024
In dieser Küche wird getanzt
Irgendwann vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, dass ich seit einigen Jahren nächtens keine Alpträume mehr erlebe. Vor allem nicht den einen, der immer und immer wiederkehrte: dass mich jemand in meiner Wohnung überfiel, mich entweder ruckartig hochriss, um, wenn er mich mit Wucht wieder zu Boden warf, sicher sein zu können, dass alles, das in einem Körper brechen könne, auch gebrochen sein würde.. Bis heute weiß ich übrigens nicht, woher diese Träume kamen.
Jedoch viel wichtiger finde ich sowieso inzwischen, dass diese Träume schon seit Jahren der Vergangenheit angehören.
Stattdessen ist es heute so, dass morgens, wirklich jeden Morgen, sobald ich die Augen öffne, irgendein Musiktitel in meinem Kopf ist. Ich erwache sozusagen damit. Ist das nicht kurios? Aber eben irgendwie auch schön!
Und vor zwei Tagen war es dieser Titel. Ich wusste seinen Namen nicht mehr, ich erinnerte den Text für den Augenblick nicht mehr - aber die Melodie, die war in meinem Kopf und nur diese einzige Zeile "..ich habe solche Angst zu sterben.." Es hat einen Moment und Google gebraucht, bis ich zu diesem Titel zurückfand. Seitdem hör ich ihn rauf und runter - und habe auch den Text ultra schnell wieder im Kopf gespeichert. Habe mir außerdem eine Playlist angelegt, in der nur solche und vor allem alte Titel abgelegt sind. Woher kommt das eigentlich, dass es vor allem diese schlagerpopähnlichen Titel sind, die mir so ein gutes Lebensgefühl vermitteln? Weil sie mich an früher erinnern? An die Kindheit auf der Insel? An eine Zeit, in der die Eltern genau all diese Titel rauf und runter spielten und man sich an all das sofort wieder erinnert? Der Mann und ich sind manchmal verblüfft, wie unfassbar viel Text ja doch noch in unseren Köpfen gespeichert ist - nach all der Zeit!
Aber warum auch immer - ich liebe dieses Gefühl, das diese Songs mir vermitteln. Ausgerechnet mir, die mit Schlager so überhaupt gar nichts anzufangen vermochte - und auch nie und nimmer wollte. Jedoch.. Als ich mich heute Nachmittag auf den Weg zum Sohn machte, die Sonne so herrlich schien, da ließ ich sämtliche Fensterscheiben herunter, drehte die Musik auf, fuhr durch die Straßen, genoss und sang! Manchmal hab ich Blicke von Leuten registriert, vor allem die Frau an der Ampel, die mich mit aufgerissenen Augen und offenem Mund begeistert anschaute. Ist das nicht herrlich?? Wenn man Leute mitreißen, wenn man sie "anstecken" kann?
Ich glaube, dass ich deshalb auch so gerne Auto fahr: Ich kann die Musik aufdrehen, so laut ich mag, ich kann so laut singen, wie ich mag, ich fühl den Wind in meinen Haaren und auf meiner Haut, fühl den Wind um die Beine und unter dem Flatterkleid - und dann fühl ich mich so frei!! So herrlich frei und unbeschwert!
Dieses Gefühl hielt dann auch immer noch an, als ich wieder nach Hause gekommen war, in der Küche Kartoffeln für das Abendessen schälte und den Fisch würzte. Draußen schien noch immer die Sonne, es war immer noch warm, ich hatte die Musik in den Ohren und sang mit einer solchen Leidenschaft, als stünde ich auf einer Bühne, die nur mir ganz allein gehörte. Bewegte mich im Takt, wie ich es für gewöhnlich nur mit ein oder zwei Gläsern Weißweinschorle hinbekommen könnte. Ja, der Text ist nicht zum Singen, nicht zum Tanzen - mir ist das durchaus bewusst. Aber das Leben ist das ja auch nicht - und grad deshalb denk ich.. Man sollte einfach viel öfter singen und tanzen. Wenigstens für einen Moment die Welt vergessen.. So ein bisschen wie in Greys Anatom - die haben sich ihren Frust, ihren Kummer, was auch immer, herausgetanzt. Meistens hats geholfen, sich besser zu fühlen.
Vermutlich sagt das jede Generation - aber ich finde, die Musik aus den 70ern, aus den 80ern, das ist die einzige Musik, die einen heute wirklich vom Stuhl, aus dem Sessel, vom Sofa holen und ein so wunderbares Lebensgefühl vermitteln kann. Die ist irgendwie noch so "handgemacht", obwohl das ja wiederum auch nicht wirklich stimmt. Sie fühlt sich aber so an. Sie fühlt sich.. einfach toll an.
Fast tut es mir leid, dass ich morgen wieder arbeiten muss. Dass ich auch noch einen Home Office-Tag hab. Im Office kann ich ja wenigstens Musik hören, wenn auch nicht so laut, und da kann ich wenigstens auch singen - wenn auch nicht so laut. Hier im Home Office geht das nicht, immerhin sitzt der Mann in meinem Rücken. Oder ich in seinem :) Aber.. Ich hätte grad so echt richtig mega Bock auf eine Autobahntour mit so herrlicher Musik. Am liebsten natürlich sowieso direkt ans Meer. Habe mir aber auch wirklich vorgenommen, wieder mehr ans Meer zu fahren. Habs ja jetzt nicht mehr so weit. Und wenn mir eins nicht schwerfällt, durchzuziehen - dann das.
Und zwischendurch.. wird weiter in meiner Küche gesungen und getanzt :)
Mittwoch, 7. August 2024
Take Time
Dienstag, 6. August 2024
Augen zu und durch
Heute habe ich überraschend einen dritten freien Tag. Die Technik ist schuld - und irgendwie war und bin ich noch immer ziemlich erleichtert darüber. Schon vergangenen Freitag hieß es, es gäbe ein recht großes Problem beim DSL-Anbieter - und alle aus dem Home Office können sich via VPN nicht einwählen. Aber Freitag und Montag hatte ich mir freigenommen. Ertappte mich aber heute Morgen dabei, dass ich den Laptop aufklappte und dachte: "Bitte geh nicht. Bitte geh nicht. Bitte geh nicht." Und dann stand es da "Access denied" und am liebsten hätte ich da vor Freude getanzt - wäre ich nicht so komplett müde gewesen. Ins Office vor Ort zu fahren, ging - oh wie schade! - heute nicht. Der Mann war heut unter Narkose einer kleinen OP unterzogen worden - und meine Aufgabe war nicht nur, ihn heil wieder nach Hause zu bringen, sondern auch dafür zu sorgen, dass es ihm dort gut ging. Das tat ich auch sehr gern - allerdings nur bis zu dem Moment, als die Narkoseauswirkungen sich wieder verflüchtigt hatten und der Mann begann, sich über verschiedene Dinge zu mokieren.
"Warum stehtn das Bügeleisen noch hier? Brauchst du das noch? Wieso räumst du es nicht gleich weg?"
"Warum lässt du die Balkontür offen, wenn du Wäsche aufhängst? Mach doch die Tür inzwischen zu."
"Musst du diese Sendung jetzt gucken? Ich wollt mich eigentlich ein bisschen aufs Sofa legen."
Tja. Wenn Ihr mich fragt, da hätte die Narkose ruhig ein bisschen deftiger ausfallen und der Mann gut und gern bis abends durchschlafen dürfen. Aber nach mir gehts ja nicht. Also tief Luft holen, nix sagen, einfach die Sendung ausknipsen, Essen zubereiten. Scheiß doch auf den freien Tag, den ich nicht nach meinem Gusto genießen kann.
"Biste jetzt sauer oder was?"
Solche Fragen liebe ich ja immer ganz besonders. Die hab ich zum Fauchen gern. Wieso sieht er immer nur, was für ihn nicht passt? Wieso sieht er stattdessen nicht, dass beispielsweise die Wohnung aufgeräumt und angenehm kühl ist, die Wäsche gewaschen und aufgehangen, die Bügelwäsche sortiert und frische Bettwäsche aufgezogen ist?
Am letzten Wochenende gabs ja den langersehnten Regen - und das nicht mal zu knapp. Leider hat er nicht die erhoffte Abkühlung mitgebracht. Die hätte allen Gemütern vermutlich ganz gut getan ;)
Links neben uns wird gerade noch ein Haus gebaut. Damit ist unser Viereck bis auf eine kleinere Lücke fast geschlossen. Was sicherlich nicht nur wir bedauern. Im letzten Jahr war es immer schön frisch draußen auf dem Balkon. Es war fast wie zu Hause am Meer: Eine Brise ging immer, leicht oder etwas mehr als leicht. Inzwischen sind vom neuen Haus vier Etagen fertiggebaut, zwei sollen noch kommen. Was zur Folge hat, dass uns in diesem Jahr fast alle Pflanzen und Blumen regelrecht "verbrennen". Deren Erde ist feucht, doch die Kelche und Blätter werden braun, auch wenn sie noch jung sind. Nach und nach haben wir sie in die Wohnung geholt, die meisten rechtzeitig. Wenn der Mensch doch nur mal aufhören würde, jeden freien Flecken zuzubauen. Mit Asphalt und Beton zu versiegeln. L war mal bekannt dafür, eine baumstarke Stadt zu sein. Inzwischen bin ich mir dessen nicht mehr so sicher. Kann man sich stattdessen nicht mal um all die leerstehenden Häuser kümmern, die es hier ja immer noch gibt? Die sind nicht so verkommen, dass ein Umbau nicht lohnte.
Aber heute.. heute bin ich zu müde für Dialog oder Diskussionen. Heute will ich einfach nur meine Ruhe haben. Braue mir jetzt noch ein Käffchen und warte auf den Abend und die Kühle der Nacht. Früher fürchtete ich mich vor den Nächten. Heute liebe ich sie. Früher liebte ich auch den Sommer. Heute lieb ich den Herbst - und warte schon jetzt echt sehnsüchtig auf diese rotgoldenen Zeiten :)
Montag, 5. August 2024
Long time no see
Irgendwie bin ich immer wieder überrascht davon, dass ich überrascht bin, so lange wieder nichts geschrieben zu haben. Zwar lese ich recht regelmäßig und kommentiere hin und wieder auch mal etwas - aber zum selber schreiben fehlte mir einfach wieder die Zeit. Und die Muße. Und überhaupt. Im Kopf formuliere ich so oft irgendwelche Texte - doch ehe ich zum Niederschreiben komme, hat sich alles schon wieder verflüchtigt.
Der Mann sagt ja in letzter Zeit immer öfter: "Du arbeitest zuviel!" Das stimmt vielleicht. Aber ich selber denke, das ist nur die halbe Wahrheit. Ja, das Pensum ist enorm - und seit wir wieder in L wohnen, hab ich hier sehr viel weniger Zeit für mich und auch viel weniger Ruhe im Kopf als zuvor in M. Letztlich aber ist mir bewusst, dass das ein Zusammenspiel aus mehreren Dingen ist.
In M wohnend, hab ich es genossen, zehn Tage im Home Office zu arbeiten und anschließend für drei Tage nach L zu verreisen. Zwei Tage im Office vor Ort zu arbeiten und am vierten Tag wieder heimzufahren. Vier Stunden lang Musik nach meinem Gusto, nur die Musik und ich in diesem kleinen silbrigen Raum. Jedes Wochenende gehörte uns, es gehörte mir, es gehörte all dem, wonach uns war.
Das ist heute anders. Ich fahre drei Tage in der Woche in das Office vor Ort, bin früh morgens da bis zum Abend, versuche, die Dinge zu regeln und zu bewegen, die vor Ort einfach besser zu handhaben sind als von daheim aus. An den anderen beiden Tagen arbeite ich zu Hause - weil ich mich dort besser konzentrieren kann. Keine Telefone, die permanent klingeln. Keine Fragen Dritter, die permanent an mich gerichtet werden und mich mindestens genauso oft aus meiner Arbeit herausreißen. Der Nachteil des Home Office ist, dass ich in letzter Zeit dann oft bis 19, 20 oder eben auch 22.30 Uhr am Schreibtisch sitze. Termine im Nacken gepaart mit dem Ehrgeiz, selbstgesteckte Ziele auch erreichen zu wollen. Man kann sich an Aufgaben festbeißen, von denen man gar nicht wusste, wie man sie lösen soll - und wenn man dann den roten Faden aufgenommen hat, will man ihn gar nicht erst wieder aus der Hand lassen. Frau kann das auch! :)
Am Wochenende fahre ich ja mindestens einen ganzen Nachmittag zu meinem Älteren. Jedenfalls, wenn er keinen Dienst hat. Der Rest des Tages gehört dem Hausputz. Zum Malen oder sonstigem Kreativen bin ich in der Regel zu müde. So wie ich überhaupt oft müde bin aktuell. Aber hey, es ist einfach auch zu warm in Mittelerde! Ja, es ist Sommer - der darf das. Inzwischen bin ich aber auch in einem Alter angekommen, in dem es mir etwas ausmacht und ich mehr Zeit brauche, um mich zu regenerieren ;) Hab übrigens am Wochenende von meinen beiden Nichten "gelernt", dass alles über 30 schon alt ist. "Sorry, aber nix gegen euch, aber ihr Alten!" hat die eine die Schultern gezuckt. Na Halleluja! Für die Rente bin ich trotzdem noch mehr als zu jung - was übrigens den Mann ziemlich grämt. Er wünschte, ich könnte mindestens gleichzeitig mit ihm aufhören zu arbeiten - aber das wird nix. Lotto spielen wir ja nicht und die äußeren Randbedingungen werden ja eher schlechter als besser. Klar gibts ganz viele Leute, die noch mit 70 Jahren arbeiten gehen wollen - oder müssen. Die auch noch länger arbeiten wollen - oder müssen. Aber ich persönlich möchte das, glaube ich, nicht ausreizen. Nicht, wenn ich nicht muss. Es gibt so einiges, für das ich mich interessiere und zu dem mir aktuell schlichtweg die Zeit fehlt. Genau genommen habe ich für mich nur noch den Sonntag - und das ist nicht nur mir, sondern auch dem Mann zu wenig.
"Ich verbringe mein Leben nur noch damit, auf dich zu warten", beklagt er oft. "Und wenn du mal Zeit hast, bist du meistens müde." Er fühlt sich an seine erste Ehe erinnert, die aus genau diesen Gründen scheiterte. Natürlich möchte ich das nicht riskieren. Also übe ich mich im Spagat zwischen Job, Sohn, Hobby - und dem Mann. Komme kurz vor sieben abends aus dem Büro, rufe ihn von unterwegs aus an, zwinge mich, fröhlich zu klingen und bitte ihn, schon mal den Picknickkorb zu packen, damit wir die gut zehn Kilometer zum See radeln und hineinspringen können.
Es tat tatsächlich nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele unfassbar gut, in den See zu springen. Herumzualbern, fangtauchen zu spielen, die mitgebrachten Brote zu essen und dann flugs auf dem Rad lachend dem heranziehenden Gewitter wieder davonzufahren. Es kostet aber ehrlicherweise Überwindung, abends müde heimzukommen, die Tasche abzustellen und gleich wieder auf das Rad zu steigen nach einem langen Tag, um entweder an den See zu fahren - oder in den angrenzenden Park zu spazieren, um sich dort ins Gras zu legen und den verschiedenen Konzerten zu lauschen. Jedoch für mich.. ist das im Moment alles ein bisschen viel. Gefühlt springe ich von einem Punkt zum anderen, um entweder allen oder aber auch meinem eigenen Seelenbedürfnis gerecht zu werden. Aber wenn ich ehrlich zu mir selber bin... dann weiß ich, dass mein Leben an mir vorüberziehen würde, lebte ich allein. Ich würde vermutlich noch mehr arbeiten, danach etwas essen, etwas lesen oder Medical Detectives schauen, am Wochenende den Sohn besuchen oder beide zu mir nach Hause einladen - und das wärs wohl.. Eat Sleep Repeat - oder so ähnlich. Also bin ich eher doch froh, dass ich einen Mann zu Hause habe, der noch mehr will vom Leben, als nur daheim zu warten und dann einen Abend lang Musik zu hören, vielleicht auch mal miteinander zu tanzen oder in den Sternenhimmel zu schauen. Das ist auch schön und auch wichtig - aber ein bisschen mehr leben im Leben ist eben noch schöner. Wir haben ja nur dieses eine.. Und wie verdammt schnell das vorbei sein kann, das habe ich erst vor etwa sechzehn Tagen erleben müssen. Von einem Moment auf den anderen.. ausgeknipst.. zu Hause herumwerkeln, Übelkeit verspüren, sich hinsetzen und zu denken "Ich glaub, ich brauch einen Notarzt" und dann.. "einfach zu sterben". Schon auf der anderen Seite zu sein, wenn der Notarzt eintrifft. Schon zu lange auf der anderen Seite zu sein, als dass dank des Organspendeausweises auch nur irgendwas noch etwas zu retten sei.. So viel älter als ich war er nicht... Acht Jahre, um genau zu sein.. Da will man doch noch nicht gehen müssen? Einen Tag später hab ich davon erfahren - und wirklich den ganzen Abend geweint. Ich konnte es nicht fassen, einfach nicht glauben. In WhatsApp noch ein Foto von einigen Tagen zuvor, in der Anrufliste vom selben Tag noch das Telefonat. Ich muss gestehen, ich ging nicht immer ran, wenn er anrief - weil ich wusste: Telefonate mit ihm kosten Zeit und Aufmerksamkeit. Doch beim letzten Telefonat ging ich - warum auch immer - ran. Gesprochen haben wir etwa eine Stunde. Sieben Tage später ist er nicht mehr da. Für immer nicht mehr da. Ich hör noch sein Lachen. Und hör noch, wie er sagt: "Na gut! Dann lass ich dich mal weiterarbeiten. Mach nicht mehr soviel."
Ja, das Sterben gehört zum Leben dazu. Niemand kommt hier lebend raus. Aber warum gehen die Besten so oft zu früh?
Das Leben will genossen werden - ganz oft erinnert der Mann mich daran. Und er hat ja auch recht. Letztlich hoffe ich nur immer, dass mir die Puste nicht ausgeht, wenn ich allem und allen gerecht werden will - und mir selber ja auch noch.
Vorletztes Wochenende stand er noch weit vor acht vor meinem Bett, schaute auf mich herunter und sagte: "Steh jetzt endlich auf. Der Kaffee wartet!" So lockt man mich eigentlich immer - aber... Ich war einfach so müde und ich fühl mich so irrsinnig wohl in unserem Bett. "Gibts denn keinen Kaffee ans Bett?" streckte ich mich genüßlich. "Das kostet neunundfünfzig fünfundneunzig", schaute er streng auf mich hinunter. Ich überlegte kurz, grinste und schlug dann meine Bettdecke zurück. Er schaute ungerührt und meinte: "Achtundfünfzig fünfundneunzig!" Ich liebe seinen Humor sehr, übrigens :)
Letztes Wochenende waren nun meine Nichten von der Insel da, beide schon längst erwachsen und eine mit einem, knapp einjährigen Kleinkind. Ein wunderbar pflegeleichtes Kind, das mit Essen, Trinken und einer trockenen Windel glücklich und zufrieden ist. Und das erste Kleinkind, das nicht auf den Mann fliegt, sondern lieber zu mir kam. Das lieber mir die kleinen Ärmchen entgegenstreckte, um an meiner Hand die Wohnung zu erkunden, jeden Raum, jeden Winkel inspizierte und auf jedes energische Nein der Mama oder der Tante mit einem breiten Grinsen zu reagieren, das die beiden ersten Zähne zeigte und dem natürlich keiner widerstehen konnte.
Heute hab ich alle drei wieder zur Bahn gebracht, die überraschenderweise auf die Minute pünktlich in den Bahnhof einfuhr und diesen auch ganz pünktlich wieder verließ. Für den Heimweg wählte ich den Fußweg statt des Busses. Ich wollte Zeit für mich, ich brauchte Zeit für mich. Wollte die Tage Revue passieren lassen - und die Tatsache, dass der Mann und ich jetzt wieder allein zu Hause sind. Er hat da so Antennen... Nicht nur, dass er mich anrief, als ich noch auf dem Heimweg war - er hat auch sein Abendyoga abgesagt mit der Begründung: "Dann haben wir heut Abend mal Zeit für uns ganz allein" - und irgendwie... gefiel mir das dann auch schon wieder ausnehmend gut.