Dienstag, 22. April 2014

Die Deppen der Nation

...sind wir hier, der kleine klägliche "Rest", der sich dazu bereit erklärt hatte, die Tage nach Ostern wieder frisch und froh im Büro anzutreten.
Na ja, frisch....
Na ja, froh....
Obwohl - eigentlich hat das auch sein Gutes, dass ich NICHT zu Hause bin. Denn da verweilt die Jugend und frönt der Ferien und der sonstigen, wenn auch ungewollten Freizeit und wie DAS aussieht... will ich gar nicht sehen. Du kriegst kaum einen ans Telefon und wenn dir ein solcher Glücksgriff dann doch tatsächlich gelingt, dann bekommst du auf die Frage "Habt ihr an die Brötchen gedacht, die ich euch mitgebracht hatte? Wär schade, wenn sie verderben" die Antwort: "Ja stimmt, ich sage dann dem Bruder noch bescheid wegen dem Praktikum."
Ich glaub, ich steh im Wald!
Herrschaftszeiten aber auch!
Können DIE froh sein, dass ich heut etwas müde in den Seilen hänge, nachdem ich die halbe Nacht Musik hörte, bis ich endlich einschlief - und heut morgen begreiflicherweise nicht in die Gänge kam. Eine Lerche jedenfalls wird aus mir nie. Nie! Insofern bleibt der Jugend das heutige Donnerwetter höchstwahrscheinlich erspart. Wobei denen das sowieso egal ist. Auch dass ich manchmal aus Frust und Gnatz die Küche kalt ließ, störte sie nicht. Aßen sie halt, was sonst so im Kühlschrank, in der Futterkammer oder der Obstschale lag. Eigentlich stört sie nur eins, nämlich das, wozu ich mich gestern Abend hingerissen fühlte: Den Stecker zum WLAN ziehen. Hach war dat ne Freude zu Hause! Wobei Junior II auch stören würde, wenn ich einfach das Waschen seiner Lieblingsshirts sein lasse. Au ja. Nette Idee! Das braucht er schneller wie ein warmes Essen. Hä hä.

Jedenfalls, als ich gestern Abend nun eben wieder zu Hause eingekehrt war, die Taschen entpackt hatte, ein bisschen Ordnung in die vier Wände (ausgenommen das Jugendzimmer, das geht mich nüscht mehr an!) brachte und meinen Glücksklee bestaunte: Ich mag vielleicht weniger Stengel haben als die gelben Seiten, aber dafür sind meine Blätter riiiesig und nich so kleene such-mich!-Blättchen wie beim Liebsten! Ja ha ha, solche Wettbewerbe genießen wir, wenn wir nix anderes zu tun haben. Ist ja auch nix Verwerfliches bei. Erinnert mich aber doch bisschen an ne Karikatur, die ich noch zu tiefsten DDR-Zeitungen mal in einer Jugendzeitschrift sah, in den Weiten des world wide web nicht wiederfinden konnte (da mir der Name des Zeichners völlig entfallen ist) und so habe ich mal eben fix und ganz spontan nachgezeichnet. Ist ja auch nicht so, als hätten wir hier im Büro nix zu tun bzw. nix zu arbeiten. Ne kleine schöpferische Pause jedoch sei mir gegönnt, anschließend fällt das Denken und Konzentrieren wieder vieeel leichter.

Ja und dann lag ich anschließend ausgebreitet auf meinem Sofa, vertiefte mich in die Weiten der Musik und ließ die Gedanken treiben und mich zur Ruhe finden. Lag da in meinem riesengroßen Strickpullover, den Laptop auf dem Schoß, die Kopfhörer auf den Ohren und dann dachte ich so bei mir... Ist irgendwie doch was Schönes, wieder zu Hause zu sein. Wo es nach meinem Zuhause atmet, in den Kissen, in den Ecken, neben mir ein Pott Kaffee und draußen breitete der Nachthimmel langsam sein Sternenzelt aus...
Ruhe. Gemütlichkeit. Entspannung.
Keiner, der mir mal eben über das Display wischt, während ich blogge, nur weil ihm einfällt, dass das auch mal wieder gesäubert werden müsste.
Keiner, der mich fragt, ob ich koche oder backe.
Keiner, der mich aus meiner Gemütlichkeit reißen und hinaus in die Natur jagen will.
Keiner, der mir ungefragt Ratschläge erteilt und auch noch glaubt, ich brauchte ihn, damit mir überhaupt jemand einen Spiegel vorhielte. Pffft.
Doch - allein sein hat wirklich was für sich. Ich habs entdeckt in den letzten zehn Jahren, umso mehr, seit die Jugend erwachsen geworden ist.
Andererseits ist mir durchaus bewusst, dass ich das vor allem so genieße, weil ich weiß, dass es da jemanden gibt, der sich in den wenigen Nächten an mich kuschelt. Der mir dann morgens liebevoll das Frühstück zubereitet. Der mir zärtlich seine Hand auf mein Knie legt, wenn wir irgendwo sitzen und einen Milchkaffee in der Sonne genießen. Der sich wunderbar freuen kann, wenn ich ihm eine CD mit meinen aktuellen Lieblingssongs schicke. Und überhaupt.

Ja, man ist wirklich ein Depp, wenn man verlernt, die kleinen Kostbarkeiten zu sehen und sich stattdessen über das aufregt, was man nicht oder nicht mehr hat.
Ich bin dankbar, wirklich, das bin ich. Jedenfalls in den Momenten, wo ich ihn nicht zum Teufel jagen könnte. Kritik muss auch erlaubt sein - mit allem Respekt.



3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

lachhhh, das ist ja genau DAS, was ich letztens meinte, als ich darüber bloggte, dass mir das Alleinsein (in einer eigenen Wohnung) fehlt, in meinem Leben. Die Erfahrung hab ich noch nicht gemacht und daher vermisse ich sie wohl auch.

Und Helma.... ganz ehrlich? Dass mit den kleinen Aufmerksamkeiten und dem Frühstück-machen..... das verliert sich von selbst, wenn man erst ein Weilchen zusammen wohnt. Wäre irgendwie die Ausnahme der Regel, wenn es bei dir anders wäre, *lächel*

(ooopss, hab ich mich jetzt bei den gelben Seiten unbeliebt gemacht??)

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Hmpf. Ich hoffe doch, dass sich das nicht so schnell verliert im Alltag...
Es heißt ja letztlich auch nicht umsonst, dass die "zweiten Ehen" die besseren sind, weil man da bewusster lebt und liebt. Hmm.. Allerdings weiß ich auch nicht, ob der kluge Mensch, der das mal gesagt hat, auch noch keinen Alltag mit dem/ der Liebsten hatte.
Es ist also wie immer: Die Hoffnung bleibt ;) Aber dasselbe gilt ja auch genauso für mich.

Anonym hat gesagt…

Hm, ich kann das nicht bestätigen, dass sich das verliert - ich weiß nur nicht, ob das bei mir schon als Langzeiterfahrung gilt (2 Jahre Fern-, seit 3 Jahren Nahbeziehung). Allerdings vermisse ich auch manchmal die ganz eigene Wohnung für mich ganz alleine, aber man kann ja auch alleine spazierengehen...
Aber: Ferien, Jugendliche: Uaaah! ;-)