Donnerstag, 24. April 2014

Pandoras Box


Du hast eine. Und du. Und du. Und ich auch. Meine ganz private, persönliche Box, in die ich alles hineinlege (oder es versuche), das mich irgendwann verletzt, zerrissen, zu Boden geworfen hat.
Man hat mir gesagt, wie man verarbeitet.
Man hat mir gesagt, wie es sich lebt mit dem Verarbeiteten.
Manchmal denk ich, ich habs begriffen. Und gelernt.
Und dann erschreckt es mich, wie weniger Worte es bedarf, um genau diese scheiß Box zu öffnen und Erlebnisse hochkommen zu lassen, die ich einfach nicht haben will, die ich nicht mehr fühlen, nicht mehr sehen will.
Es ist Nacht und ich starre hinaus in das Dunkel und ich fühle meinen eigenen Herzschlag bis kurz unter das Kinn. Ich schließe die Augen, ich öffne sie wieder und ich bemühe mich krampfhaft, alte Verletzungen wieder zurückzustopfen.
Ich will das nicht mehr.
Ich will das einfach nicht mehr haben, nicht mehr fühlen, nicht mehr erinnert werden.
Verdammte Scheiße, und ich weiß nicht mal, was mich grad mehr schmerzt: die Erinnerung daran oder aber die Reaktion des anderen, die man gleichsetzen könnte mit den Worten "ich weiß überhaupt nicht, was du schon wieder hast." Weil es Erinnerungen sind, die ich vor allem mit dieser Person verbinde, verbinden muss - und dann schmerzt es doppelt.

Und ich sitze immer noch hier, starre noch immer hinaus in das Dunkel und frage mich, wonach mir jetzt, genau jetzt gerade wäre?
Ich würde so gern meine Reisetasche hervorzerren, ein paar Kleider hineinwerfen, Schuhe, und im Kontrast dazu würde ich gern zu meinen Wohlfühlhosen noch die Jeansjacke überziehen, das Haar zu einem Knoten winden - und dann möchte ich ans Meer fahren. Ganz allein. Mit mir ganz allein - weil ich das manchmal so brauch und weil ich inzwischen auch sehr gut mit mir allein sein kann. Mit genau solcher Musik, weil sie es trotz allem vermag, mich frei fühlen zu lassen. Weil sie es vermag, mir eben diesen Geschmack von Freiheit, von unbändiger Freiheit und dem Drang, rauszuwollen, auf die Zunge zu legen.
Ich würde gern nachts irgendwo am Meer ankommen wollen, im Auto schlafen. Morgens Sonnen an die beschlagenen Scheiben malen. Mir einen Kaffee holen und zum Wasser hinunterlaufen.
Schöne Nachtträume. Ja. Dabei weiß ich, dass ich viel zu viel Angst hab. Scheiße. Scheiße. Scheiße.

7 Kommentare:

~ Clara P. ~ hat gesagt…

Ja, diese Box hat jeder von uns. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass die Gefühle "nicht fühlen wollen" am meisten weh tut. Auch wenn ich verdammt gut verstehe, wie leid man es irgenwann ist. Wie ich gerade auf meinem Blog schrieb "Du kannst die Vergangenheit losassen, aber das verhindert nicht, dass Du im Hier und Jetzt nochmal verletzt wirst". Umso mehr tut es weh, wenn sich alter Schmerz hinzu gesellt. Aus Deinen Worten lese ich oft eine Sehnsucht heraus - einfach nur sein zu dürfen, wie Du bist.

Vielleicht kannst Du heute gedanklich ans Meer fahren und es die nächsten Monate verwirklichen?

Wie auch immer, ich wünsche Dir, dass die Box sich wieder schliesst, dass sie dann aber ein wenig bzw. viel leerer ist als zuvor, damit es beim nächsten Öffnen nicht mehr ganz so arg schmerzt.

Liebe Grüsse :)

Unknown hat gesagt…

Kenne ich, liebe Helma... Kenne ich nur zu gut! Dieses Gefühl von Sehnsucht nach Freiheit, Sehnsucht danach, einfach alles hinter sich zu lassen... Nicht an morgen denken zu müssen... Nicht mehr verantwortlich zu sein... Die Sehnsucht danach, sich einfach treiben zu lassen wie eine Feder in einer lauen Sommerbrise... Wir können das nicht, liebe Schwester im Geiste... Denn es gibt Menschen, die uns brauchen... Menschen, die wir lieben und für die wir da sein wollen und müssen. Und deshalb sitzen wir beide spätnachts noch wach und kämpfen gegen unsere ureigenen Dämonen. Aber was soll's? Machen wir's doch einfach wie immer! Wir hören schöne Musik, tanzen und lachen die Geister der Vergangenheit einfach in Schutt und Asche!!!
Liebe Grüße von Felina, die mit den Jahren gelernt hat, ihre ureigene Box der Pandorra zu respektieren und zu tolerieren.

DerSilberneLöffel hat gesagt…

Ach Helma, jahrelang habe ich mich auch hinter meinen Ängsten versteckt. Und irgendwann mal habe ich einfach das getan, wonach mir war. Weißt Du was? Das hat weniger weh getan, als das Leben vorher.

Einfach mal machen. Auch wenn "man es nicht macht"!

Dein Leben, Deine Entscheidungen.
LG, Holger

Anonym hat gesagt…

oh man...... du schreibst immer genau das, was ich denke. Das ist mir schon so oft aufgefallen, Helma. Deswegen hab ich dich auch schon ganz dolle in meinem kleinen Herzchen drin.

Da müssen wir wohl alle irgendwann in unserem Leben einmal durch. Böse Erinnerungen wegschließen. Verbannen. Verscharren.
Aber sie kommen immer irgendwann wieder hoch. Sie gehen nicht eher ins Nirvana, bis man darüber hinweg ist. Bis man abgeschlossen hat und denkt: ph. Mir doch egal. Es ist vorbei.
Leider.

Ich hab auch so eine Box in meinem Gehirn. Konserviert und gespeichert. Ab und zu brechen sie aus. Dann heule ich ne Runde und danach sind sie wieder verbannt. Bis zum nächsten Mal.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Clara, liebe Felina, lieber Holger, Eure Kommentare hab ich übers Handy gelesen und freigeschalten; kommentieren tu ich über Handy nur sehr selten.
Ich danke Euch jedoch sehr für Eure Worte, und das echt Schöne an Euren Kommentaren ist, dass ich mir aus jedem einzelnen etwas mitnehmen kann.
Und ja, Holger, ich will endlich mal einen Schritt weiterkommen als immer nur von etwas zu träumen: Ich will es tun und ich muss das mal tun. Einfach nur mal was für mich ganz allein tun. Jede/r in meinem Umfeld tut es, selbst der Liebste. Dann sollte ich mir das genauso zugestehen.

Ja Suse... Gestern Abend hab ich bitterlich geweint - und seltsamerweise denke ich dann immer an Mathematik: Minus mal Minus ergibt Plus - denn immer, wenn ich ein bisschen geweint habe, geht es mir schon wieder besser. Dann ist das Negative (Schmerzende) raus. Jedenfalls nach außen hin. Und das ist immerhin ein Anfang.

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Helma, wovor hast du wirklich Angst? Im Auto in der Nähe des Strandes zu schlafen ist sicher weitaus ungefährlicher, als mit dem Auto über die Autobahnen oder die Straße zu fahren - die Wahrscheinlichkeit, dort verletzt oder schlimmer zu werden, ist beim Fahren größer als beim Stehen. - Mach es einfach mal!!!!!!

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Clara, ich hab Angst davor, dass mir jemand was antut - so wie ich es als Kind beinah mal erlebt hatte und wie ich es seit Jahren in regelmäßigen Abständen träume.
Doch das mit dem ans Meer fahren.. hat sich ja nun erledigt :(