Mittwoch, 29. April 2015

...aber der war dann schon doch auch lustig

Meine Mum hat in ein paar Tagen Geburtstag.
Vor ein paar Tagen in der Familie gemeinsam beratschlagt, entschieden, heute gekauft: Ein Tablet, damit die Mum bisschen zocken kann, während der Papa den Garten bisschen umgräbt.
Bestellung ausgewählt und auf  "Kaufen" geklickt...



Ich weiß ja nun nicht, was Tablet und Handtaschen gemeinsam haben, aber.... "Inspiriert durch Ihre Wünsche"? Da habe ich mich doch sehr amüsiert.

"DAS kann nur bei einer Frau passieren", hat der Liebste gemeint.
"So so. Mich würde ja mal interessieren, 'was dann nur bei einem Mann passieren kann'."
"Nichts. Der passt auf."
Ah so. Dann hoffen wir mal, dass der Mann auf dieser Überzeugung nicht so ausrutscht wie gestern Abend die Bayern-Elf.

Regretting Motherhood

Dieses Schlagwort turnt ja seit neuestem durch die Gazetten. Ich muss sagen, momentan mangelt es mir ein wenig an Zeit, Geduld und Muße, mich so richtig wirklich auf Themen einzulassen, die tiefer gehen als zum Beispiel die Frage "Was ziehe ich heute an"?
Der Frühling hat sich ja nun durchgesetzt, jedenfalls in den Tieflagen, und mit ihm erwachte auch der spontane Unternehmungsgeist. Was heißt: Zwischen Job, Vergnügen und.. äh.. Vergnügungen passt derzeit nicht wirklich viel.
Nun war ich ja die vergangenen drei Tage wieder in L bei der Jugend und habe meine Zeit mit all den Dingen verbracht wie ich das ja immer tue - das Söhnerundumwohlfühlprogramm - wo ich mich erst aufrege, mich verständnislos und unnachgiebig zeige - und am dritten Tag mit einem guten Gefühl des Wohlgeordnetseins und vor allem der immer wiederkehrenden Hoffnung heimfahre, dass eines Tages doch noch ein Wunder geschehe. Und sei es nur dieses, dass wenigstens EINMAL ein Begrüßungskäffchen für mich bereitsteht.

Gestern Abend schloss ich die Bürotür hinter mir und begab mich auf die hunderte Kilometer lange Reise nach Hause. Raus aus dem Regen und der doch - für einen Frühling jedenfalls - bittrigen Kälte hinein in den Süden, dessen Himmel immer mehr aufriss, mich  sonnig begleitete und mich bei stimmiger Musik und einer phasenweise fast leeren Autobahn über das eine oder andere sinnieren ließ.



So zum Beispiel über die Mütter, die bereuen, jemals Mutter geworden zu sein. Die Gründe hierfür mögen wohl vielschichtig sein wie die Menschen eben verschieden sind. Die Gründe mögen nachvollziehbar, respektabel, akzeptabel sein - aber das ist gar nicht mein Thema.
Gefragt habe ich mich - und nur mich selbst: "Habe ich es je bereut, Kinder bekommen zu haben?"
Ich dachte an die ersten drei Jahre mit einem Schreikind, das uns keine einzige Nacht zur Ruhe kommen ließ. Ja, da kann man irgendwann doch mächtig verzweifeln. Schlaf ist etwas Elementares. Und ein Schreikind partout nicht beruhigen zu können, egal was man anstellt, zwei Stunden Schreien in der Nacht aushalten zu müssen, während die Nachbarn an die Wand trommeln oder aus dem Haus gegenüber (!) nach Ruhe brüllen - doch, das war... schwierig.
Habe ich es da bereut, das Kind bekommen zu haben? Ganz ehrlich? Nein. Heute denke ich, ich hatte irgendwie gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Der Job, der Haushalt, das Versorgen des Kindes - das musste irgendwie geschafft, bewältigt werden, egal wie. Den Tag überstehen. Aufatmen, wenn der Tag zuende gegangen war, das Kind im Bett lag, gebadet, gewindelt, satt und eigentlich.. fröhlich. Bis der Zeiger ein Uhr zeigte. Konnte man die Uhr nach stellen.
Kurz vor seinem dritten Geburtstag war schlagartig Ruhe. Warum - wir wissens bis heute nicht. Damals schwor ich mir: "Nie wieder ein Kind." Ich war dankbar, dass ich ihn hatte - und ich war glücklich mit meinem Kind. Doch noch mal wollte ich das Ganze nicht durchstehen müssen.
Aber ach... Man vergisst ja so leicht..
Als der Große fünf Jahre alt war, kam der Kleine. Ein Sonnenscheinchen, das so einfach glücklich zu machen war: essen und schlafen.
Ich dachte an die Sorgen um den Großen, bei dem Epilepsie diagnostiziert wurde (was sich im Übrigen ein paar Jahre später als Fehldiagnose herausstellte.), an die Diagnose "Die Intelligenz Ihres Kindes liegt im untersten Durchschnitt, mit der normalen Schule ist er völlig überfordert, das wird so nichts." Da war er in der 1. Klasse und ich am Boden zerstört. Meine Mum, die Erzieherin, fing mich auf: "Das sagt nur der Arzt. Warte ab, ob die Lehrer auf dich zukommen." Sie kamen nicht.
Heute hat er einen guten Realschulabschluss, zwei abgeschlossene Ausbildungen, einen Führerschein und einen ungebrochenen Optimismus. Mein großes Kämpferherz mit einer wunderbaren Seele. Dass er keine Ordnung halten kann, ach na ja, man kann eben nicht alles haben. Das, was er ist und was er gibt, bedeutet mir mehr. Alles andere bringt ihm dann mal die Freundin bei ;)
(Habe ich übrigens gerade heute bei FB gelesen: "Mom, what is marriage?" - "Marriage is just a fancy word for adopting an overgrown male child who cannot be handled by his parents anymore!" *kreisch!!*)
Seither gilt übrigens für mich: Keine wichtigen Diagnosen bzw. Entscheidungen mehr von nur einem Arzt. Immer eine Zweitmeinung - manchmal auch eine dritte, je nachdem.
Und genau an diesen Punkt kam ich bei der Frage: Habe ich es je bereut, Mama geworden zu sein?
Eben deshalb nicht: Sie haben mich einiges gelehrt. Sie haben mich jeden Tag gefordert. Sie haben mich zum Lachen gebracht, zum Weinen, zum Verzweifeln - und zum Überschäumen vor purem Glück. Sie haben mich gelehrt zu kämpfen, mich durchzubeißen, mich bei Ämtern, Behörden, Ärzten durchzusetzen, gar zu widersprechen und den eigenen Kopf zu behalten. Mir nichts mehr gefallen zu lassen.
Sie haben mich vor allem eines gelehrt: bedingungslose Liebe. Und die elementarste Angst um Leib und Leben.
Eine so tiefe, innige, wunderbare Liebe, von der ich selbst niemals geglaubt hätte, dass ich je so empfinden könnte. Eine Liebe, die unkaputtbar ist. Eine Liebe, die über allem steht, auch wenn sie nicht mein Denken und Handeln dominiert. Sie sind immer bei mir, egal wo sie sind und mit wem. Sie sind immer bei mir, egal wo ich bin und mit wem. Sie sind die einzigen, und ja, über diesen Punkt habe ich lange nachgedacht, für die ich am Ende mein Leben geben würde. Weil ich es nicht ertragen könnte ohne sie. Nicht wenn ich es verhindern kann.

Sie sind beide mein größter Schatz.
Sie sind beide meine größte Liebe.
Auch wenn sie beide ebenso mein Aufreger sind.
Vielleicht lese ich auch deshalb so gern bei Frau Lavendel mit ihren Kindern: Niemandem hilfts, wenn man sich immer wieder beklagt - und doch ist es irgendwie beruhigend, dass jede Mum dieselben Dinge beklagt. Und dass uns alle eines vereint: die Hoffnung auf bessere Zeiten.
Aber bereuen?
Niemals.
Man wird doch auch mal Scheiße sagen dürfen, wenn was scheiße war.
Doch jemals hergeben?
Niemals.

Mittwoch, 22. April 2015

Kategorie: Fundstücke - MEN'S Brains and WOMEN'S brains Explained Perfectly

...abendlicher Spaß im Hause yellow Ziggenheimers - 
kann auch SO aussehen :D



...es hat jedenfalls uns beide köstlich amüsiert - 
und wir haben beide an den richtigen Stellen gelacht und genickt :D

Dienstag, 21. April 2015

Freunde wie mich braucht vermutlich keiner!

 Meine Freundin hatte Geburtstag.
Dass das nun schon ne Weile her ist und mein Geschenk für sie immer noch bei mir steht - dafür kann ich ehrlich nichts: Irgendwas kam immer dazwischen, meist bei ihr (doch, komm, sei ehrlich! :D)
Als der Liebste sah, was ich mir so für sie ausgedacht hatte, war er schon ein wenig verblüfft. "Du gibst aber viel Geld aus. Habt ihr euch sooo gerne? Bekommst du auch so viel von ihr?"
"Liebster, erstens ist das nicht viel und nicht teuer und zweitens schenke ich nicht mit 'Geld', sondern mit Herz - sie übrigens auch. Jedoch ich schenke nicht, um was wiederzukriegen oder weil ich was bekommen hab. Ich schenke, weil ich Freude daran habe." - "Okay."
Na gut.
Jetzt muss ich vielleicht zugeben: So gaaaanz uneigennützig war ich vielleicht doch nicht. Sie stellte mir nämlich etwas Entscheidendes in Aussicht: Quarktorte mit roter Grütze. Ich kenne diese Kombi zwar noch nicht, aber die Zutaten klingen zu lecker.
Und heute Nachmittag nun sollte ich endlich in diesen Genuss kommen. Habe mir extra ab vier Uhr freigenommen und sogar den "Termin" mit dem Liebsten verschwitzt, dass wir ja eigentlich heute neue Matratzen kaufen wollten (keinen Kommentar, bitte :))
"Ich kann ihr doch jetzt nicht schreiben, dass ich das vergessen hab, das glaubt sie mir bestimmt nicht", sinnierte ich heute Morgen.
"Man kann doch immer mal was vergessen."
"Ja und ich sowieso. Trotzdem. Ist doch blöd."
Dann hatte ich die zündende Idee: "Probeliegen waren wir doch schon (nei-hein, keinen Kommentar bitte!), wir wissen, welche wir wollen und zum Bestellen brauchst du mich doch dann nicht."
"Okay. Dann fahr du zu ihr, ich regel den Rest."
Hach ja - ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!
Na ja fast - denn unmittelbar danach kam die Nachricht meiner Freundin, dass sie eben den Kuchen und so.

Dem anschließenden Chatwechsel jedoch kann man durchaus entnehmen, dass es irgendwie schon richtig ist, dass ausgerechnet sie und ich befreundet sind! Wir nehmen uns beide nix - wir haben uns verdient :D



Montag, 20. April 2015

Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!

Eigentlich wollte ich mir ja jetzt ein lecker Käffchen zubereiten. Immerhin habe ich noch gut eine Stunde Zeit, ehe der Liebste eintrudelt und etwas zu essen begehrt.
Aber gerade gärts mir ohnehin im Magen und wenn ich da jetzt noch Koffein draufschütte... Vielleicht nicht so klug?

Ich bin ja auch bei ebay, und das auch schon seit 2007. Dass ich mich darin auskenne, kann ich trotzdem von mir nicht behaupten - bei schlappen 18 Bewertungen. (Die paar, die mich halt nicht bewertet haben, waren auch sehr zufrieden. Klar: Ich verkaufte dort nix, ich kaufte nur - und habe immer alles sofort bezahlt. Was ja logisch ist: Was ich bestelle, will ich auch haben - und je schneller ich bezahle... Okay, halten wir uns nicht mit den Details auf.)
Ende März überkamen den Liebsten und mich ein paar nostalgische Anflüge - und so haben wir uns etwas geordert, das nun schon ein paar Jahre aufm Buckel hat, uns aber eben auch an unsere Jugend erinnert. Jugend... wie das klingt... Als wären wir hornalt. Egal - ich verlier mich schon wieder.
Da der Liebste dort kein Konto besitzt, habe ich es für ihn gekauft - und über paypal bezahlt. Mache ich am liebsten so, auch wenn ich da und dort Meinungen hörte, dass es wohl gar nicht so einfach sei, im Streitfall sein Geld zurückzubekommen. Aber im worst case ist das Geld ja so oder so erst mal futsch, egal wie mans nun bezahlt hat. Es genießt aber gerade bei ebay den Vorteil, dass der Verkäufer sofort sieht, dass bezahlt wird - und versendet die Ware entsprechend schnell. Jedenfalls war das bei mir so - seit 2007 wohlgemerkt. Warum es immer der Liebste ist, der bei solchen Sachen gerne ins Klo greift, ist mir nicht ganz begreiflich - aber diesmal griff ich halt mit.
Die Ware sollte am 2. April eintreffen. So wie übrigens auch das Osterpaket von der Insel.
Es kam aber nix. Weder das eine noch das andere. Nun wussten wir ja: Die DHLer streiken. Vielleicht auch zu recht, von mir aus, sollen sie. Doch ob schlecht bezahlt, Knochenjob - was auch immer, das berechtigt noch lange nicht, scheiße zu arbeiten!
Denn für das Osterpaket lag ein Abholschein im Briefkasten. Abzuholen am darauffolgenden Montag in der Filiale XY.  Die dort guckten uns an: "Wir haben Ihr Paket nicht." Ähm... Okay?
Ich erinnerte mich, dass eine Bloggerin bei Versandproblemen den jeweiligen Verkäufer bei Facebook kontaktierte - vielleicht ging das ja auch mit der DHL? Das ging - und zwar super! Der Chat war derart angenehm und lustig, dass der Liebste knurrte: "Du sollst nach dem Paket fragen, nicht flirten!" - "Ich flirte doch gar nicht, ich bin nur freundlich. Und entspannt." - "Ich bin nicht entspannt!"
Rausgekommen ist leider gar nichts, das Paket soll nach Auskunft des DHL-Chatters kein Paket, sondern ein Päckchen sein - und ist deshalb nicht sendungsverfolgbar. "Na klar ist das ein Paket", erboste sich die Mum, "ich hab sechs neunzig dafür bezahlt!" Der DHL-Chatter gab ne Meldung raus, dass man das Päckchenpaket erneut zustellen sollte - und wir sollten uns melden, wenn sies nicht tun.
Es kam nix.
Trotz Schein mit Sendungsnummer etc. bleibt es verschollen - vermutlich hat sich der Postmann selber beschenkt. Anders ist es nicht zu erklären - denn zurückgesandt auf die Insel wurde es auch nicht.

Und nun das blöde ebay-Dingens.
Als auch am 7. April nix von der Ware zu sehen oder zu hören war, schrieb ich den Verkäufer an. Nur um zwei Tage später festzustellen "Das Mitglied ist nicht mehr angemeldet." Na toll.
Paypal sagt: "Versuchen Sie erst, eine Lösung über ebay herzustellen."
Ebay sagt: "Kontaktiere den Verkäufer und versuche, eine Lösung herzustellen. Gib dem Verkäufer bis 17.04. Zeit - soviel Zeit muss sein."
Na gut. Zähneknirschend - aber na gut. Also schrieb ich dem Verkäufer über ebay, was offenbar immer noch geht, auch wenn der abgemeldet ist (wie gesagt, ich kenne mich nicht soooo sehr aus mit der Materie.) Wann hat er mir geantwortet? Am 16.04., nachdem er wieder angemeldet war (!) und - angeblich  - mein Paket an ihn zurückgekommen war. Und er schickte mir eine Sendungsnummer. Dieser Vollpfosten! Wieso hat er das nicht gleich gemacht? Wieso lässt er sich Zeit, wenn man doch weiß, dass DHL alles nach 14 Tagen zurückschickt? Laut seiner Sendungsverfolgung sollte das Paket am 1. April (nein, kein Witz) zugestellt werden, angeblich war ich aber nicht da. Zufällig weiß ich, dass ich da war - und mein Leistungsnachweis von diesem Tag bestätigt das auch. Keine Termine außerhalb. Ich hatte aber nicht mal einen Abholschein im Postkasten! Nichts, das darauf hinwies, dass da jemand war!
Wenn der Zusteller noch einmal herkommt und mich fragt, ob ich was für die Nachbarn mit annehme, dann passiert ein Donnerwetter, das man bis auf meine Insel hören kann, das sag ich Euch!
Jedenfalls lag das Paket geduldig 14 Tage in irgendeiner Filiale. Wie gesagt, hätte der Verkäufer einfach mal bisschen zeitnah reagiert, hätte ich gewusst, dass und wo es liegt - und es mir geholt.
Nun bot er an: "Zahle mir 6,90 € und ich schicke es noch mal." Aha. Beim ersten Mal zahlte ich 4,90 €, jetzt wollte er gleich noch bisschen mehr - und der Liebste schaute sich inzwischen seine Bewertungen auf ebay an. Fast alle positiv - aber fast alle auch vom selben Käufer. Masche? Hört man ja auch oft, dass man von Freunden die Bewertungen bekommt.
Also schrieb ich ihm, dass ich angesichts des Warenpreises von 10,90 € und den nunmehrigen Portokosten von 11,80 € auf eine erneute Zusendung verzichte und ihn bitte, mir zeitnah die 10,90 € zurückzuerstatten. Das war am 16.04.
Heute habe ich nachgesehen: Er ist wieder kein Mitglied mehr. Was ist das für n Scheiß?? Seriös sieht aber anders aus?
Da wars auch mit meiner Geduld vorbei - und ich loggte mich bei Paypal ein, um das Geld zurückzufordern.
"Es tut uns leid, hier ist ein Fehler aufgetreten. Sie haben bereits bei ebay einen Konflikt eröffnet. Bitte wenden Sie sich an ebay."
Waaahhh!!!!
Ich habe nur gemacht, was man mir sagte - und jetzt beißt mir genau das in den Arsch?
Da könntsch ausflippen!
Jetzt habe ich ebay selbst den Fall gemeldet und natürlich, natürlich wird dieser Sachverhalt erst mal geprüft. Ich möge doch bisschen Geduld haben - soviel Zeit muss doch drin sein.
Man, was bin ich froh, dass ich nur knappe 11 Euro verschossen hab (wollte erst verblasen schreiben, aber na ja nee!).
Chef informierte übrigens heute Abend, dass er die Post nicht zur Filiale bringen konnte: "Hast du das gehört, dass die schon wieder streiken?"
Nee, hatte ich noch nicht. Ich hätte aber nicht wenig Lust, ein paar von denen ordentlich aufzumischen. Echt jetzt. Ich bin lange sehr geduldig. Und friedfertig. Aber ich kann auch anders! Ganz anders!

Auf die Dosis kommt es an

Man reiche mir ein Brechmittel! Obwohl... eigentlich brauche ich das nicht, denn DER Kerl IST bereits ein Brechmittel: Immer, wenn ich eine Werbung von diesem Möchtegernschönling sehe (jetzt habe ich doch glatt seinen Namen vergessen), der einfach nicht müde wird, den Frauen beizubringen: "Ey, willst du auch geil und sexy aussehen - dann mach mit, isch zeich dir datt, wie't geht!" - und dann werden mir Bildausschnitte aus seinen Trainingseinheiten und Ernährungsweisen vorgeführt, von denen schon eine andere Bloggerin schrieb, dass sie das zweimal versucht hatte - und merkwürdigerweise zweimal anschließend erkrankte.
Und überhaupt, die Betonung liegt auf  "auch"!
Ob dem schon mal einer gesagt hat, dass sexy sein nicht allein aus nem - ja den hat er momentan - klasse Körper besteht? Was nützt mir das denn, wenns hinter dieser Fassade hohl und faul ist?
Wooaaar nee!
Und mal ganz ehrlich: So n Mädel mit Size Zero - das mag angezogen vielleicht ganz nett aussehen - aber nackt?!?! Ist das denn schön?  Ich muss das wissen, ich sah selber vor 15 Jahren mal so aus (ungewollt!) und ich mochte mich echt nicht. Das Haar zu trocken, die Haut zu trocken, die Fingernägel brüchig und meine Vorderansicht flachbrüstig wie ein Brett mit Rosinen vorne dran.
Das ist heute - doch, wirklich: Gott sei Dank - alles anders. Und der Liebste liebt es so, wie es jetzt ist. "Früher mochte ich dich manchmal kaum anfassen, weil ich befürchten musste, dass du zerbrichst", hatte er mal gesagt.
Der Liebste, der ist ja auch so ein Sportfreak. Alles, was mit Altern zu tun hat, scheint ihn irgendwie... na nicht zu ängstigen, aber vielleicht doch sowas in Art. Er ist leidenschaftlicher Jogger, geht außerdem einmal pro Woche zum Sport ins firmeneigene Studio, fährt leidenschaftlich gern Ski und im Mai und im September je eine Woche zum Mountainbiken. Seine Utensilien für die Pflege von Haar und Körper nehmen mindestens genauso viel Platz ein wie meine.
Und ich mochte ihn genauso. So wie er war. Ich mag es, wenn Menschen auf sich achten. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie deswegen dürr und ausgehungert aussehen sollen.
Doch er... Irgendwann wurde es mir zu exzessiv - und er immer dünner. Die Hosen schlackerten an ihm rum und überhaupt. Ein Kerl, der nicht gerade der kleinste ist, an dem muss bisschen was dran sein, finde ich. SO mochte ich es nicht. Und glücklicherweise hat er mich erhört. Er ist immer noch gerne sportlich - und soll es auch. Aber er übertreibt es nicht mehr.
Junior I ist ja auch so ein Schlacks. 1,95 m groß - und dünn.
Junior II hingegen misst etwas um die 1,86 m - und betreibt seit rund 2 Jahren einen Körperkult, von dem ich inzwischen nur noch den Kopf schüttle und denke: "DIESE Energie täte ich doch gern auch mal woanders sehen!"
Er ist stolz darauf, dass sein Körperfett ca. 9 % beträgt - und ich frage ihn ernsthaft, ob das tatsächlich gesund so ist? Was ist mit seiner Knochendichte? Was mit den Organen? Solange ich noch in L wohnte, wünschte er vor allem Obst, Fisch und Geflügel auf den Tisch - wegen der Eiweiße. (Was mir aber trotzdem entgegenkam, weil das auch meine bevorzugte Küche ist - weil sie einfach "leichter" ist, nicht so schwer im Magen liegt.) Seit ich nicht mehr in L wohne, ist er meist zu faul, die nun wirklich sehr, sehr einfachen Gerichte selber zuzubereiten - also isst er entsprechend weniger und kauft sich stattdessen Eiweißprodukte in irgendwelchen Pillenformen. Und sich dann wundern, dass man sich regelmäßig mit Flitzkacke plagt und von jedem Infekt über den Haufen gerannt wird. Tzzz. Ich hatte ja mal zwei dieser blöden Flaschenetiketten fotografiert und einem befreundeten Arzt und einem Apotheker gezeigt, doch beide erklärten unabhängig voneinander: "Das ist wirklich harmlos."
Okay. Dann ist es eben harmlos. Aber ist es deswegen gesund?
Momentan habe ich das Gefühl, dass sich jeder zweite, dritte Blog mit Diäten oder noch besser: veganer Ernährung befasst.
Also dass Ihr mich nicht falsch versteht: Ich finde es wichtig, auf sich zu achten, nicht nachlässig mit sich selbst umzugehen. Ich bin ehrlich erschrocken, wenn eine Frau zehn Jahre jünger ist als ich (beispielsweise) und aber 10 Jahre älter aussieht als ich. (Interessanterweise sehen ja die Dünnen meist älter aus als die rundlichen.) Und das hat echt nicht allein was mit der Figur zu tun. Es hat schon was damit zu tun, wie du dich anziehst, dich zurechtmachst, dir das Haar und die Nägel schneidest. Es hat aber auch etwas damit zu tun, wie du dein Leben lebst. Ob du es genießen kannst, ob du dich wohl mit dir und der Welt fühlen kannst. Frei nach einem Motto, das neuerdings meine Pinnwand auf FB ziert: "Happiness is not a destination. It is a way of life."
Und ich sehe das auch so, wenn ich weiß, dass einem nicht jeden Tag die Sonne aus dem Arsch scheinen kann. Und es auch nicht muss.
Ich sage ja immer: Leben und leben lassen - und ich kann gut Lebensweisen akzeptieren, die ich selber nicht führen möchte. Ob jemand Frühaufsteher oder Langschläfer ist, ob er für sich entscheidet, viel, wenig oder gar keinen Sport zu betreiben, ob sich jemand vegetarisch oder vegan oder dem Fleisch nicht gänzlich entsagen kann - jedem das seine. Wobei mich schon auch ein wenig stutzig macht, wieso ein vegetarisches oder veganes Schnitzel möglichst wie ein echtes aussehen und vielleicht auch so schmecken sollte - es nur aber keins ist? Warum der Veganer keine Milch, keine Eier zulässt, obwohl Kuh und Huhn diese Produkte produzieren, ob der Mensch das will oder nicht? Die Kuh würde sich echt bedanken, würde sie nicht mehr gemolken - und das Huhn kann auch nicht in den Streik treten und die Eierlegerei verwehren. Ist also das vegane Leben letztlich "nur" der Protest gegen die industrielle "Verwertung"? Wogegen ich ja nicht mal was sagen würde: Wenn man nur mal einen Blick in die Drahtzellen geworfen hat, in denen die Hühner vegetieren, wenn man einmal gesehen hat, dass flauschige kleine Küken getötet und anschließend geschreddert werden, nur weil sie männlich sind usw. usw. - dann ernähre ich mich allein unter diesem Gedanken am liebsten nur noch von Brot, Tomatensalat - und Schokoladenkeksen. Zum Beispiel.
Vor zwei Wochen ist ein Kollege Papa geworden, zum ersten Mal, glaube ich, und er und seine Frau leben streng vegan. Dass das Kind rund 6 Wochen zu früh zur Welt kam, soll auch an der veganen Lebensweise liegen, wird "hintenherum" erzählt: Mangelernährung über einen längeren Zeitraum hinweg, schleichende Prozesse, die man nicht feststellt und sich auch nicht umgehend bemerkbar machen, sollen eine Unterversorgung bedingen, sowohl die des Kindes als eben auch der Fruchthöhle, sprich: des Mutterkuchens. Die Frühgeburten unter Veganern seien prozentual wesentlich höher als bei "Normalessern", heißt es aus einer Klinik, wo die Tochter eines Kollegen gerade ein Praktikum macht.
Ob das so stimmt, weiß ich nicht. Ist es denkbar oder eher persönliches Empfinden? Um das zu beurteilen, müsste ich mehr über diese ganzen Stoffwechselprozesse wissen, besser in Bio und Chemie aufgepasst haben. Mich mehr informiert haben. Wäre das für mich persönlich vorstellbar? Wenn ich ehrlich bin, ja, irgendwie schon.
Ich weiß es nur eben nicht... Als meine Söhne klein waren, mochten sie am liebsten Nudeln und Tomatensoße, waren gerne auch mal zu Besuch bei MacDonalds - oder mein Bruder zum Beispiel wollte wochenlang nur Marmeladenstullen essen, bis der Papa ein Machtwort sprach: "Das is doch ein Junge, der muss doch auch mal was Richtiges essen!"
Der Kinderarzt von einst meinte mal zu mir: "Lassen Sie Ihre Kinder nur machen, die wissen schon selber, was sie brauchen." - "Äh.... Aber wenn ich die lasse, wollen die nur Nudeln oder Schokolade. Gesund ist das wohl nicht." - "Ach was, das reguliert sich schon von selbst. Kinder haben noch einen ganz gesunden Instinkt."
Ist uns Erwachsenen also der gesunde Instinkt abgegangen, weil wir von allen Seiten hören oder lesen, was gut für uns ist und was nicht - und selber überhaupt kein Gefühl mehr für uns haben?
Mich irritiert nur eins immer wieder: Dass bei Pro- und Contra-Parteien oftmals "böses Blut" fließt, dass keine Diskussion sachlich und mit fundierten Argumenten geführt werden kann. Ich zum Beispiel interessiere mich immer für beide Seiten - und picke mir dann heraus, was zu mir passt. Womit ich mich identifizieren kann. Und diese Überzeugung hält so lange, bis ich es mir anders überlegt habe. Kritiker bezeichnen das ja gerne als "typisch zwillingehafte Wechselhaftigkeit". Ich persönlich... nenne das interessiert und aufgeschlossen für neue Ideen und Ansichten. Ich kann meine Überzeugung wechseln, aber ich muss es nicht. Da vertraue ich immer noch auf meinen Instinkt.

Sonntag, 19. April 2015

Eigentlich nur ihm zuliebe


 

...bin ich heute mit auf Bavarias Festwiese gekommen. Zu irgend so nem Oldtimer-Treff. Was der Mann sich davon versprach? Vielleicht ein paar Kontakte oder wenigstens ein paar Anregungen hinsichtlich Tuning. Innen vor allem, denn optisch soll unser Zweiter schon ein Oldtimer bleiben. Wenn auch viele "Sterne" auf der Wiese standen, war keiner zu uns passender dabei; aber immerhin fand er einen interessanten Sattler aus Ingolstadt, von dem er sich beraten und ein Visitenkärtchen zustecken ließ.
Und ich?
Ich bin verliebt.
Neu verliebt.
In Triumph. So einen wie den Blauen in der 1. Collage rechts unten. Oder der herrlich Rote in der 2.
Hach!
Hach!!

Donnerstag, 16. April 2015

Hätt' ich Dich heut erwartet, hätt' ich Kuchen gemacht!

Ich weiß zwar nicht, woher dieser Song stammt und - zugegeben - kenne ich auch nur diese eine Zeile, aber das Timing meines aktuellen vor-Ort-Büroeinsatzes konnte nicht besser sein: Heute Nachmittag erwartet uns Kollegen eine (hoffentlich riesige) Runde leckeren Kuchens. Immerhin hat heute ein Kollege Geburtstag. Und seit ich zu dieser Firma gehöre, gibt es auch persönlichere Präsente vom Firmenchef als zu den Zeiten vor mir: Ich meine, nicht jeder Mensch trinkt Wein, nicht jeder trinkt, wenn denn, Rotwein - und auch nicht jeder mag trockenen. Trotzdem war das so Usus, diese Flasche trockenen Rotwein. War auch das Präsent für mich im ersten Jahr, als ich hier noch so gar nix zu sagen hatte. Und weil ich zum Beispiel auch keinen trockenen Rotwein trinke, habe ich den als Gesichtswasser benutzt. Funktioniert übrigens prima. Wenn er zu Essig wird, bevor man ihn verbraucht hat, eignet sich der Rest übrigens gut als Obstfliegenfänger.

Und morgen hat der Chef höchstpersönlich Geburtstag. Diese "Runde" fällt freilich etwas gewaltiger aus, mit so bisschen Kuchen ist das da nicht getan.
Also lädt er uns alle ein - ab 12.30 Uhr gibt es ein Grillfest. Was ja letztlich nichts anderes bedeutet, als dass dieser Arbeitstag dann auch 12.30 Uhr endet. Ein bisschen Geplänkel vielleicht noch - das wars. Geil. So einen Arbeitstag lasse ich mir ja auch mal gefallen.
Meine sowieso-schon-vorhandene-Frühlingsstimmung wird noch umso berauschter, als ich soeben beim Zücken meines Urlaubsantrags feststellte, dass der Monat Mai tatsächlich auch ein Wonnemonat wird: Ein mit 2 Tagen verlängertes langes 1.-Mai-Wochenende, ein dank Himmelfahrt und Brückentag verlängertes Wochenende - und dann zu Beginn des Monats Juni dank Geburtstag eine Woche Urlaub, die wir wieder am Gardasee verbringen wollen.

Angesichts dieser Aussichten fällt es mir irgendwie total leicht, für die übrigen Arbeitstage nicht nur mich, sondern auch die anderen Kollegen zu motivieren, die mir mit permanentem Gähnen jegliche Moral entreißen wollen ;)

Mittwoch, 15. April 2015

Der gemeine Flaschenfloh

Doch, ich hab mich gefreut darauf, wieder nach L zu kommen.
Auch wenn ich sagen muss: Bei DER Sonne und DEN Temperaturen, Kleidchen und Sandalen - MEHR NICHT, da hätte ich ja doch lieber nen Spaziergang runter zum Fluss gemacht, wäre mit der Begeisterung eines Kindes mit nackten Beinen im Wasser herumgesprungen und hätte mir die Sonne ins Gesicht scheinen lassen.
Stattdessen... habe ich mich in meine kleine Schneeflocke geschwungen und mich auf den Weg nach L gemacht. Als Junior II mir schrieb "Wann kommst du?", musste ich doch lachen und schrieb wahrheitsgemäß "In zehn Minuten". Woher der Wind wehte, war mir natürlich völlig klar. Allerdings muss ich gestehen, dass ich es mir nicht SO schlimm vorgestellt hatte.
Da haben sie nun beide "frei", der eine Ferien, der andere auf der Suche nach einem neuen Job (weil freigestellt bis 23.04.) - aber die Wohnung war... ein Anblick zum Weinen.
"Mir fehlt die Kraft, immer alles allein in Ordnung zu bringen", war die Entschuldigung von Junior - und da musste ich dann noch mal lachen. Hach ja.
Zwei ganze Stunden haben wir gebraucht, das Chaos zu beseitigen (Ich hab ja erst überlegt, das Foto, das Junior mir zur Vorwarnung schickte, zu veröffentlichen; schließlich kennt die Jugend meinen Blog und nähme dies vielleicht als.. äh.. Ansporn? Ich hab mich dann aber dagegen entschieden. Jede Blöße muss ja dann doch nicht sein.)
Anschließend musste ich noch zu einem Termin in die City und ich trug der Jugend auf: "Bringt eure Flaschen weg und hier ist ein Einkaufszettel, das brauch ich alles, wenn ich wieder da bin."
Ziggenheimers wären jedoch nicht Ziggenheimers, wenn alles liefe wie am Schnürchen.
Als ich heimkam, suchte Junior I nach seiner EC-Karte. Ergebnislos, freilich. Was jedoch Bauchschmerzen verursachte: Er war eine Stunde zuvor in der Bank, hatte Gelder überwiesen - und die Einsteckhülle der Karte fand sich, nur eben... ohne Karte.
"Seit ich nicht mehr rauche (an der Stelle hat der Jobverlust wenigstens ein was Positives), stehe ich total neben mir und kann mich gar nicht mehr konzentrieren", verteidigte er sich und ich konnte echt nur mit dem Kopf schütteln.
"Dann bleibt dir jetzt nichts anderes, als zur Bank zu gehen. Beim Geldautomaten wird sie nach ein paar Sekunden eingezogen, ob es aber am Überweisungsterminal auch so ist, weiß ich nicht. Schau nach und wenn sie nicht mehr da ist, musst du sie sperren lassen."
Natürlich war sie nicht mehr da.
"Ich kann doch auch morgen auf die Bank gehen", meinte er, "kennt doch eh keiner meine PIN."
"Junge, in welcher Welt lebst du eigentlich? Dein Name und die komplette Bankverbindung stehen auf der Karte. Wenn die einer genommen hat, kann der den ganzen Abend bequem im Internet einkaufen und du stehst dann da!"
Er hat sich dann bemüßigt, die Hotline anzurufen - und wenigstens ist die Karte jetzt erst mal gesperrt. Seine Arschruhe möchte ich manchmal haben. Mein unbedarftes Seelchen.
Einkaufen war ich dann mit Junior II.
70 Flaschen. 20 Euro Pfand. Eijeijei. Ich hab mich gefühlt wie die Flodders. "Bloß gut, dass wir nicht auch noch wie die Flodders aussehen", habe ich gestöhnt, während Junior ständig nieste und sich die Nase rieb.
"Was n los?" hab ich gefragt.
"Mir is irgendwas in die Nase geflogen, irgendso ein Vieh."
"Das, mein Sohn, war der gemeine Flaschenfloh! Den haben wir jetzt wachgerüttelt."
Als er am Abend zu mir meinte, er fühle sich jetzt wieder richtig wohl und gut, wo es nach frischer Wäsche dufte und nach lecker Essen und alles wieder schön sauber und ordentlich sei, da konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen: "Dann merkt euch das und tut auch was dafür, liegt doch nur an euch" - aber zugleich war mir auch bewusst, dass das einzige, das mich beim nächsten Besuch erwarten würde, neue Ausreden sein werden. Darin sind sie richtig gut.
Das einzig gute war, dass ich heute schon zeitiger nach L gefahren bin. So ist am Abend alles erledigt, außer dass die Waschmaschine sich nen Wolf rennt, ich liege hier neben Sohnemann, der chattet und fernsieht, während der andere Junge vor seinem TV und dem Bayern-Spiel tobt, habe dicke Wollsocken an den Füßen und so... fühle auch mich irgendwie... sauwohl.

Dienstag, 14. April 2015

Wem Du es heute kannst besorgen...

Manchmal könnteste aber auch einfach nur verrückt werden. Und dann bin ich doch irgendwie froh, nicht mehr ganz soooo hautnah daneben zu stehen.
Wenn man nämlich Bewerbungen verschickt, dann könnte man durchaus damit rechnen, dass auch jemand anruft.
Wenn man wieder auf Jobsuche ist, dann könnte man durchaus jeden Tag recherchieren. Und damit meine ich nicht jeden Dienstag aller drei Wochen. Oder so.
Okay Okay - ich übertreibe wieder, aber dass der Erschütterung von letzter Woche gleich eine solche Arschruhe folgt... Oder nennt man das jetzt eher Schocklethargie oder so? Wenn man will, kann man alle möglichen Namen dafür finden - nur eins findet sich damit nicht: eine neue Anstellung.

Als ich Junior heute nach zwölf Anrufen (ja, ich habe extra nachgezählt, ich Pingel-Liese - aber auch nur, weil mich das echt nervt) endlich doch erreichte, habe ich ihm entsprechend meine Meinung gegeigt.
"Ich als potentieller Arbeitgeber würde maximal zweimal versuchen, dich ans Telefon zu kriegen. Hörst du nicht, willst du also nicht - das wars!" habe ich ihn angeknurrt.
"Mutsch, ich hab Musik gehört, ich hatte die Kopfhörer drin."
"Willst du mich veralbern? Ich habe auch ein iPhone, mein Freund, ich weiß, wie das funktioniert! Ruft einer an, geht die Musik aus!" (Vermutlich geht das auch mit Smartphones so, aber das ist ja erst mal egal.)
Doch schnell aufs Wesentliche konzentriert, denn die Mittagspause ist knapp bemessen. Jedenfalls, wenn noch zuviele to do's auf meiner Liste stehen.
"Hast du gesehen, die Uni hat inseriert. Sogar die Abteilung, wo du ein Praktikum gemacht hast."
"Ähm..."
Stoßgebet zum Himmel. Kurzes Vaterunser. Megakurzes, denn ich kenne eigentlich keine Gebete. Jedenfalls nicht solche.
"Da gibts ein kleines Problem."
"Ah ja?"
"Ja. Der Monitor geht nicht mehr. Also der Rechner schon, aber der Monitor nicht."
"Hast du alle Steckverbindungen geprüft?"
"Ja, geht aber trotzdem nicht."
"Dann wird er wohl kaputt sein! Ich vermute mal: runtergefallen?"
"Ja schon, aber davon geht er ja nicht gleich kaputt."
Aaaaaahhhhhhh!!!!!
"Musst du dir einen neuen besorgen. Bis dahin könntest du auch deinen Bruder fragen, ob er dir deinen Laptop..."
Nein, lieber nicht. Der Bruder bekam diesen erst letztes Jahr im November zum Geburtstag. Ich habe wirklich Vertrauen in meinen Bruchvogel, aber nicht unbedingt in seine Benutzung von Geräten. Wie er das immer schafft, weiß ich ja auch nicht - aber er schafft sie alle. Wäre echt sehr schade um den Laptop. Für einen neuen Monitor will er jetzt auch kein Geld ausgeben: "Beim Amt haben sie gesagt, ob ich Leistungen beziehen kann, sagen sie mir erst, wenn mein Antrag vorliegt. Den haben sie mir wohl zugeschickt, aber angekommen ist noch nichts."
Stoßgebet das II.
"Das wird mir jetzt alles zu kompliziert."
Ich habe ihm drei Ausschreibungen vorgelesen, im Detail mit ihm besprochen, dann habe ich seine Bewerbungen erstellt und rausgeschickt. Ein dreifaches HOCH auf die digitale Technik. Was würden wir nur ohne sie machen? Vermutlich mehr den Arsch bewegen müssen, aber so sicher bin ich mir da eben auch nicht.



Wie war das eigentlich noch mit dem Wunsch ans Universum? Ich weiß ja nicht, ob man solchen Dingen glauben kann, aber auf einen Versuch... käme es doch mal an, oder? Ich wüsste da einen Wunsch.

Montag, 13. April 2015

...und bei all dem vermisse ich Dich

...so sehr.
Deine Frechheiten.
Deine Morgenpost, während ich noch schlafe.
Meinen Senf auf Deinem Mantel.
Dein Frühstücksei - extra für mich bemalt.
Dein Lachen.
Dein Weinen.
Unser Stöbern auf dem Flohmarkt -
und das Foto danach: Du im antiken Nachthemd unterwegs -
und ich schrei vor Lachen, weil Du glaubtest,
das sei ein Kleid.
Die Farben Deiner Träume.
Die Fülle Deiner Seele.
Deinen Blog, der mein Fenster zu Deinem Leben war.
So oft es einen gab.

Suchte ich nach Dir? Nein, nicht mehr.
Denn da gibt es auch noch das andere.
Das Zurücklassen.
Das Zurückbleiben.
Stille.
Du weißt, wie sehr ich darunter leide - wie ein Hund.
Du weißt, wie sehr ich immer darunter litt und wie sehr ich versuche, dem auszuweichen.
Diese Unbeständigkeit.
Dieses Kommen und Gehen ohne Worte. Ohne Fragen. Ohne Antworten.

Ich vermisste Dich jeden Tag.
Jeden einzelnen Tag, den ich noch da war - und seitdem ich fortgegangen bin.
Vor kurzem schrieb ich, ich hätte mich gelöst... Gelöst und verabschiedet von wenigen Menschen, die bereits gegangen sind. Endlich losgelassen. Was mir immer blieb, war die Erinnerung. Die Dankbarkeit für Begegnungen.
Hoffen, aber nichts erwarten.
Wünschen, aber auch nicht warten.

Du kennst dieses Foto, das Du von uns aufgenommen hattest.
Ich habe Dich unkenntlich gemacht - aber ich weiß, dass Du es erkennen würdest, könntest Du es hier sehen. 
Vor wenigen Tagen bekam ich Deine Nummer geschickt, auch Du hast jetzt eine neue.
Wir haben uns nie richtig voneinander verabschiedet, und ich habe mich irgendwie nie wirklich von Dir gelöst. Ich zögere, auf Dich zuzugehen - auch wenn ich nicht weiß, ob ich das eines Tages sehr, sehr bereuen werde. 
Um es mit den Worten eines anderen zu sagen: "I am the captain of my life. Only me."
Aber ich vermisse Dich. Jeden Tag. 




Wolkig mit Aussicht auf Schoko-Kekse

Das letzte Wochenende stand ganz im Zeichen von Sonne, Erholung - und einem wunderbaren Wir-Gefühl. Eins, das ich (zugegeben) irgendwie ein wenig vermisst habe in letzter Zeit. Eins, von dem ich mir zwischenzeitlich auch nicht mehr so sicher war, ob der Boden unter dem Wir nicht doch wacklig, bröselig geworden war.
Die Leichtigkeit war irgendwie... dahin - und noch so einiges mehr. Vielleicht sind wir Menschen ja doch einfach nur ein wenig meschugge im Kopf, solange es noch nicht so richtig "frühlingt"?
Nichtsdestotrotz heißt es ja auch immer noch, dass Beziehungen scheitern, weil zu wenig miteinander geredet wird. Konnte man das von uns auch sagen? Eigentlich nicht. Aber irgendwie doch, denn wenn man zwar miteinander spricht und trotzdem nicht miteinander redet...

Der Freitag war ein wunderbarer Frühlingstag. Warm. Sonnig. Zeitweise habe ich draußen auf der Terrasse gearbeitet, mir die Sonne auf die nackten Schultern scheinen lassen. An solchen Tagen habe ich dann auch nicht wirklich ein Problem damit, dass so ein Arbeitstag selbst an einem Freitag bis 17.30 Uhr dauert. Lange Freitage kennen wir doch sowieso. Kurze Freitage gibt es eh nur bei den Behörden.
Wie auch immer: Trotz der Nachricht von Sohnemanns Jobverlust, der mir - zugegeben - immer noch recht schwer im Magen liegt (während er sich bereits wieder etwas entspannt hat), war mir irgendwie.. leichter zumute. Allein das Gefühl, ein dünnes buntes Kleid anzuziehen und die Strickjacke nur alibimäßig mitzunehmen, weil die Kopfstimme wisperte "s is vielleicht e bissl wie komisch, wenn du Anfang April so nacktschultrig losrennst?" - sich im Straßencafe niederzulassen und einen Milchkaffee in beide Hände zu nehmen - hmmmm!!!! Da spürte ich schon genug Energie zurückkehren, so dass ich am Plan festhielt, am Abend mit dem Mann schwimmen zu gehen. Und es war schön. Auch wenn für unsere sonstigen Ausgelassenheiten und Herumalbernheiten im Wasser schlichtweg kein Platz war. Einfach zuviele Leute trotz der leicht fortgeschrittenen Zeit. Egal. Es war trotzdem schön.
In dieser wunderbar milden Nacht Hand in Hand nach Hause zu schlendern, Eckchen zu entdecken, wo man vielleicht auch richtig schön wohnen könnte, neue Lokalitäten zu entdecken, deren Küche wir beide noch nicht kennen (Libanesen - kennt das jemand? Ich will das unbedingt mal ausprobieren.), da wurde die Seele trotz aller Kümmernisse frei. Am Samstagmorgen bei wolkigem, aber immer noch milden Wetter aufstehen, den Tag begrüßen, den Mann zur Radtour loswerden, Fenster und Türen öffnen, Sonne und Wind hinein- und die Musik hinauslassen, die Wohnung auf Vordermann zu bringen und endlich mal die Wäsche zu bügeln (und festzustellen, dass man nunmehr... vielleicht... doch genug Kleider eingekauft hatte?), den Samstag herrlich entspannt bei einem Glas Weißwein ausklingen lassen, den Sonntag raus aufs Land zu Freunden zu fahren... Doch. Da kann ich gut und gern behaupten, dass es ein wirklich wunderschönes Wochenende war.
Gedanken an Kummer, Sorgen.. alles weggeschoben. So gut es ging.
Gedanken an Stimmen, die sich zurückgemeldet haben.. weggeschoben mit der Angst vor dem erneuten Zurückgelassenwerden. So gut es ging.
Einfach an nichts denken müssen, nichts bewegen müssen, nichts organisieren müssen, nicht agieren müssen. Stattdessen treiben lassen..

Und heute?
Es ist Montag - was erwartet man schon von einem Montag?
Alltag natürlich. Alltag mit einem Junior, dessen junge Gelassenheit wieder so gelassen wirkt, dass wiederum ich nervös und ungeduldig werde - trotzdem verabschieden wir drei neue Bewerbungen. Ist ja nicht so, dass es gar keine Jobs gibt. Fragt sich halt nur... ach egal, einfach mal abwarten. Alltag ansonsten mit einer DHL, die ein Paket als Paket entgegennimmt, sich es auch so bezahlen lässt - und es trotz Sendungsnummer verschollen bleibt, weil es angeblich als Päckchen deklariert wurde... "Ich wünsch euch trotzdem schöne Ostern", hat der Papa gesagt und meine Mum wird nun heute, nach meinem ergebnislosen Chat mit einem montagsgestimmten Typen von DHL, einen Nachforschungsauftrag stellen. Und Alltag, in dem bereits neue Pläne für neue kleine Inseln geschmiedet werden. Es ist doch Frühling, schließlich. Und wenn das auch nichts hilft, dann... haben wir auf jeden Fall Schokokekse im Haus.

Donnerstag, 9. April 2015

Produktiv sieht anders aus

..jedenfalls habe ich das Gefühl, heute nicht viel geschafft, bewegt zu haben. Oder vielleicht doch? Gegen Mittag habe ich dann doch noch mal Sohnemann angerufen - und ihn auch erreicht.
Was er gerade gemacht hat? Sein Zimmer in Ordnung bringen. Das empfand ich nun wirklich als positiv. Nicht nur im Hinblick auf die Ordnung selbst (das Chaos in der Wohnung ist mir ja schließlich wohlbekannt), sondern vor allem deshalb, weil es mir vermittelte: Er lässt sich eben nicht hängen. Er ist traurig, enttäuscht, frustriert - aber hängenlassen? Nee.
Er hat alle Unterlagen zusammengesucht, die er morgen braucht, wenn er zum Amt fährt.
"Ich will gleich einer der ersten sein, bevor alle anderen kommen."
Also fährt er 7.14 Uhr mit der Bahn, die Bahnkarte hat er sich gleich heute noch besorgt, bevor er zum Nebenjob antrat.
Was ich auch noch nicht wusste: Die Zeitarbeitsfirma, die ihm den Job zur letzten Arbeitsstelle vermittelt hatte, steht nach wie vor in Kontakt mit ihm. Oder er mit ihr.
"Wenn ihr so einen guten Draht zueinander habt, dann ruf die doch mal an, aktivier deine letzte Bewerbung vom Juli?"
"Ja will ich auch", sagte er, "ich hab mir extra die Nummer gespeichert. Aber eins ist klar: Callcenter mache ich jetzt nicht mehr. Mir reicht das."
Was beim Telefonat rausgekommen ist, weiß ich noch nicht. Will ihn auch nicht dauernd löchern. Wenn er etwas hat bzw. weiß, wird er mir das sagen.
Und wir haben zwei Bewerbungen fertiggestellt und abgeschickt, per E-Mail. Auf eine wurde schon reagiert - sie melden sich, sollte er in die engere Wahl kommen. Natürlich heißt das nix, das ist klar. Aber es bedeutet: Aufstehen, Knie abputzen, weitergehen.
Es tat gut, ihn heute so zu hören, ihn reden zu lassen, über dieses und jenes, über den Ärger, den Frust, sei es mit der Firma oder auch anderen Dingen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er Frust und Ärger rausließ - aber dass irgendwie auch die Anspannung von ihm abfiel.
Und er macht Pläne, wie er was regeln will in der nächsten Zeit.
Ich bin so verdammt stolz auf ihn. Ich hörte ihn förmlich schmunzeln, als ich ihm das sagte.

Und Junior II? Der plagt sich gerade mit seinem Vater. Weil der ihn letzten Samstag einlud - und Sohnemann absagte: "Du, das klappt bei mir nicht, ich hab da schon was vor, das kann ich nicht mehr verschieben."
Vor zwei Tagen muss es dann wohl etliche böse Nachrichten geregnet haben. Die meisten Aussagen wehrte Junior mit einem Satz ab: "Warum meldest du dich nicht eher, wenn was ist? Ich kann doch nicht immer gleich springen, wenn du mit dem Finger schnippst, ich hab doch auch mein Leben."
Doch was ihn wohl am meisten getroffen hatte, war die Aussage: "Aber ok, du kommst auch nur, wenn du was brauchst."
Über diese Aussage war übrigens auch ich verblüfft. Seit über zwölf Jahren lebten Sohnemann und ich im eigenen Haushalt. Unterstützung vom Vater - ob seelisch, moralisch oder finanziell - gab es von Anfang an nicht.
Sie sahen sich wochenlang nicht, weil der Vater ja immer im Schichtdienst arbeiten musste und an seinen freien Tagen auch mal Zeit für sich brauchte und in der anderen Zeit damit beschäftigt war, mein Leben zu verfolgen und mit den Söhnen auszuwerten.
Der Junge liebt seinen Vater, sie beide lieben ihn - aber getan hat er nichts für sie. Er findet nicht mal einen 10 km-Weg zu ihnen, wenn er das nicht mit irgendwas für ihn Nützlichem verbinden kann. Solange ich noch da war, sowieso nie, aber auch seit ich fort bin, nicht. Das zum Beispiel habe ich auch nie verstanden: Wohnte ich in der Nähe, würde ich mich schon ab und an zu einem Käffchen bei ihnen einladen (und als Gegenleistung bügeln und so ;)) oder sie an den Wochenenden immer mal zum Mittagessen einladen, damit sie wenigstens dann was Ordentliches in den Magen kriegen. Und der Vater? Seit einem dreiviertel Jahr bin ich weg - zum Essen eingeladen hat er sie genau zweimal: zu Weihnachten und zu Ostern. Ich meine, es geht doch nicht nur um den Akt an sich. Sie zu sich einzuladen bedeutet doch vor allem, ein Stück weit an ihrem Leben teilhaben zu können. Dass sie was von sich erzählen, einfach so. Dass man sich was erzählt.
Entsprechend reagierte der Sohn: "Wann habe ich dich je um irgendwas gebeten? Wann habe ich je irgendwas von dir bekommen? Ich glaube, du verwechselst da was. Hast du mich jemals gefragt, ob und wie ich oder wir hier zurechtkommen in der eigenen Wohnung? Ob wir Hilfe brauchen oder obs überhaupt irgendwas gibt?" Nein, hat er nicht. Wenn was ist, kommen die Jungen zu mir. Auch über 430 km hinweg lieber zu mir. Der Vater hingegen erwartet, dass die Jungs ihn fragen, ob alles ok ist oder ob er irgendwas braucht. Der arme Mann. Weder alt noch gebrechlich, krank ist er auch nicht - aber gefragt werden möchte er. Haben möchte er das, was er selber nicht gibt.
"Ich hoffe und ich wünsche dir, dass du das eines Tages nicht bereust, wie du auftrittst", habe ich vor Jahren mal zu meinem Ex gesagt, "ich hoffe und ich wünsche dir, dass deine Söhne sich nicht irgendwann mal abwenden oder sie keine Lust mehr darauf haben, zu dir zu kommen. Nicht sie müssen was für dich tun. Ihr müsst für euch was tun, nehmen und geben." Hat er nie begriffen. Oder er hats begriffen und trotzdem nie gelebt - der Effekt ist wohl derselbe.

Und so tragen sie beide gerade ihr Paket, die Jungen. Der eine jobmäßig, der andere mit dem Vater, der dem Jungen gestern schrieb: "Für mich hat sich das mit dir erledigt."
Mir dreht sich da der Magen um - aber nur im Hinblick auf den Jungen. Wie sich das für ihn anfühlen muss. Wenigstens erzählt er mir das. So kann man seine Wogen glätten, sein Gemüt beruhigen - und seine Seele wieder in die richtige Lage bringen.

Und dann habe ich doch noch die restlichen to dos auf der Büroliste abgearbeitet. War nicht viel. Aber alles abgehakt.
Vielleicht war ich ja doch produktiv. Wenn nicht, ist es auch wurscht. Morgen ist Freitag. Und dann Wochenende. Ein wunderbares Frühlingswochenende. Da können mich alle Dämonen mal kreuzweise.

Nichts zu trinken im Haus


..außer Kaffee - und mir ist trotzdem übel, als hätte ich letzte Nacht durchgefeiert. Als Junior letztes Jahr im August seinen neuen Job antrat, zuckte ich bei jedem anschließenden Anruf von ihm immer erst mal zusammen "Oh Gott... Jetzt ruft er an und sagt, er ist wieder raus."
Es ist nicht so, dass ich nicht an ihn glaube. Ganz im Gegenteil. Trotzdem habe ich jedes Telefonat gewappnet entgegengenommen und mir überlegt, was ich sage, wie ich es sage, um ihn dann aufzufangen.
Gut neun Monate sind seither vergangen.
Er entwickelte sich immer weiter, fand sich rein in den Job - und sein Ehrgeiz zerfraß ihn fast. Der Druck, der enorme Zeitdruck, unter den die Leute dort gestellt sind und werden, der zerfraß ihn fast. Er schlief zu wenig, aß zu wenig, rauchte zuviel. Die enorme Anspannung wird zumeist an der Konsole kompensiert. Außenstehende sagen: "Ich kann ihn verstehen." Oft zittern ihm die Hände und mir ist klar, das macht der Mix aus allem. Mir ist nur nicht klar, wie man es schafft, ihn auf anderes zu lenken.
Noch vor einem Jahr sagte er zu mir: "Du weißt, ich lass mich nicht unterkriegen, ich beiß mich durch, ich steh immer wieder auf."
Darauf vertraue ich, darauf möchte ich vertrauen dürfen, darauf muss ich vertrauen können.
Denn es gibt auch ganz andere Dinge, die er mir irgendwann vor drei Jahren anvertraute - und die machen mir bis heute Angst. Angst um ihn, diese feinsinnige Seele. Dass ich an ihn glaube, hat wohl nicht wirklich Gewicht für ihn: "Ich bin ja auch dein Kind, ist ja klar, dass du an mich glaubst."
Als er gestern Abend anrief, bin ich zum wohl ersten Mal ans Telefon gegangen ohne einen Gedanken, ohne auch nur irgendeine Beklommenheit.
Und erst, als er nichts weiter sagte außer "Hallo" und er auf meine Frage "Ist alles okay bei dir?" auch nicht antwortete, offenbar auf seinen Tränen rumbiss, da begriff ich.
"Sie haben gesagt, ich soll den Computer runterfahren, alles abgeben und ich kann gehen."
"Warum das?"
"Weil ich die Zielzeit nicht erreiche. Pro Call einschließlich Dokumentieren lag ich bei etwa 6 Minuten im Durchschnitt und war da schon stolz auf mich. Die Zielzeit lag ja anfangs auch bei 5.50 Minuten. Aber mittlerweile liegt die Zielzeit bei 4.50 Minuten. Und sie meinten, sie sehen nicht, dass ich das in den letzten drei Wochen der Probezeit noch schaffen kann."
"Dafür lagst du doch aber bei der Auftragseinholung auf Platz zwei von allen? Daran verdienen sie doch? Zählt das denn gar nicht?"
"Anscheinend nicht. Siehst ja."
Ich war nicht vorbereitet. Ich hatte mir nichts zurechtgelegt. In meinem Bauch war nur ein großes schwarzes Loch allein bei dem Gedanken daran, wie er sich jetzt fühlte. Der dritte Jobverlust innerhalb eines Jahres, immer kurz vor Ende der Probezeit. Ist das Zufall, ist das Methode? Weiß ich nicht alles, erzählt er nicht alles?
Von Fremden wird er als zurückhaltend, aber sehr höflich und freundlich beschrieben. Als ehrgeizig, aber auch als zerstreut. Und vor allem als unsicher. Als sehr genau und gewissenhaft - und wohl auch deshalb als zu langsam. Wobei ich mich frage... Wie langsam ist zu langsam?

Mir ist immer noch übel, sehr. Der Liebste hat mir Frühstück hingestellt, aber ich kann nichts essen, ich bekomme nichts runter. Nur Kaffee.
Einfach nur... Kaffee.
Den Jungen kann ich nicht erreichen seit unserem Telefonat, aber ich will ihn auch nicht mit Anrufen belasten. Ich weiß auch so, wie er sich gerade fühlt, da muss er mir in whatsapp nicht antworten, dass grad nichts geht.
"Was ist mit Alternativen?" hat der Liebste mich gefragt. Vor gut einem dreiviertel Jahr hatte Junior eine Bewerbung in einer Klinik abgegeben - diese sollte er vor etwa vier Wochen noch mal erneuern. Gehört hat er seither nichts mehr davon. Nachfragen ging nur außerhalb seiner irren Arbeitszeiten - und da war das Handy des anderen ausgeschalten. Weitere Bewerbungen? Nein, hat er nicht verschickt. Er fühlte sich recht wohl in dem, was er da tat - und er wollte sich beweisen. Es sich beweisen - und allen anderen.
"Ich weiß, ich muss jetzt zum Amt. Ob ich überhaupt wieder Anspruch hab oder nicht, ist mir scheißegal. Ich will gar kein Geld von denen. Ist mir alles... überhaupt grad egal."
Eigentlich glaube ich nicht, dass er sich aufgibt.
Un-Eigentlich... habe ich trotzdem Angst.
"Wir finden eine Lösung", habe ich ihm gestern Abend über whatsapp geschrieben, "hab Vertrauen."
Nach über drei Stunden hat er es gelesen. Geantwortet bis jetzt nicht. Aber das muss er auch nicht.

Mittwoch, 8. April 2015

"Wie viel Zeit haben Sie denn noch?"

On-and-off-Beziehungen werden oft und gern - und wie ich finde, fälschlicherweise - als aufgewärmter Goulasch bezeichnet. Ähnliches sagt man auch gern von Filmfortsetzungen - und hier, so finde ich, nicht wirklich zu unrecht.
Insofern war ich auch ein klein wenig voreingenommen, als wir uns am Montag in die Kinosessel lümmelten und die Beine ausstreckten....


Trailer und Filmausschnitte werden diesem wunderbaren Film nicht gerecht, soviel kann ich schon mal sagen.
Was mir hier begegnete, war die Fortsetzung eines Films, den ich damals im Kino sah und später auch auf DVD geschenkt bekam. Seit diesem ersten Film bin ich ein leiser Fan der Judy Dench. Insbesondere ihrer Rolle als Bloggerin, die im letzten Drittel ihres Lebens.. ein neues Leben in einem fremden Land beginnt.
Die Geschichten der Menschen, auf zarte Weise miteinander verbunden und doch jeder für sich... irgendwie.
Ein Film über Sehnsucht, Angst, Zweifel, dem Abwägen und dem Schritt für Schritt.
"Ich würde ihm sagen: Lass mir noch ein wenig Zeit. Wenn er mir doch nur ein wenig Zeit geben könnte."
"Wie viel Zeit haben Sie denn noch?" 
Und sie erwacht, um diesen einen Schritt zu gehen. Denn sie ist 79 Jahre jung.

Macht es wirklich einen Unterschied, ob wir 29, 59 oder 79 Jahre alt sind? Wie weit ist weit, wie nah ist nah und welche Entscheidungen haben wir nicht getroffen, welche Wege sind wir nicht gegangen, weil wir glaubten, dass es nicht der richtige Zeitpunkt sei?
Gibt es einen richtigen Zeitpunkt?
Der Liebste und ich, wir kennen uns jetzt zwölf Jahre. Vor zwölf Jahren aufeinandergeprallt voller Sehnsucht, Wünschen, Träumen. War es damals trotzdem nicht der richtige Zeitpunkt? Brauchten wir die Jahre dazwischen, die Jahre, die Zeiten ohne einander? War das für mich besser so, weil es noch viel zu lernen und zu verstehen gab, das ich sonst vielleicht... nicht gelernt hätte?
Ich glaube, die wichtigste meiner Erfahrungen war wohl die, allein zu leben und zu erkennen, dass ich es auch kann. Dass ich bestehen kann. Dass ich eben nicht untergehe, wie mir das oftmals gesagt wurde.

"Wie oft können wir unser Leben neu anfangen? So oft wir wollen."
Das ist es, woran ich immer geglaubt habe. Und woran ich immer noch glaube. Heute mehr denn je.


Dienstag, 7. April 2015

Gegen das Vergessen - My One Line Day

Meinen Blog gibts ja nun schon ein Weilchen. Manchmal stöber ich selbst darin herum und erinnere mich wieder an dieses und jenes, das mir so gar nicht mehr gegenwärtig war. Mehr oder weniger ist es ja doch eine Art Online-Tagebuch geworden, auch wenn ich nicht alles hier reinschreibe.
Am Freitag besuchten wir eine Ausstellung. Ich hatte davon gelesen und die Idee faszinierte mich: Vier Schwestern, jedes Jahr einmal in derselben Pose fotografiert - und das vierzig Jahre lang.
Also haben wir uns diese Fotografien angesehen - und die Malereien in anderen Räumen. Ich bin kein Kunstkenner, absolut nicht, aber die meisten Malereien haben mich inspiriert. Während ich bei einigen anderen an die Geschichte des "Kaisers neue Kleider" denken musste. Ich bin schon sehr überzeugt davon, dass Menschen etwas als Kunst bezeichnen und selbst in einen Punkt oder eine krumme Linie etwas hineindeuten, sobald dies von jemandem mit einem gewissen Namen stammt. Was das betrifft, werde ich wohl ewig das Kind bleiben, das da ruft: "Na aber der is doch naggisch?!"

Mir ist auch bewusst, dass die in den integrierten Shops verkauften Postkarten, Bücher, Notizbücher etc. völlig überteuert sind, sowieso in einer Stadt wie M. Trotzdem habe ich etwas gekauft, das ich von der Idee her irgendwie cool fand: Ein Notizbuch für drei Jahre. Je Seite je ein Eintrag für 3 Jahre, aufeinanderfolgend, wenn man das so will.
Klar kann man sich auch ein ganz normales Tagebuch kaufen.
Klar kann man auch ausschließlich den Blog für sowas nutzen.
Klar kann man das alles auch lassen.
Ich habs trotzdem gekauft. Weil mir die Idee gefiel, weil mir die Aufmachung gefiel. Weil ich ein spontaner Augenmensch bin. Manchmal. Weil man so ein Buch doch schneller mal in die Hand nimmt.
Der Liebste hat den Kopf geschüttelt, sich getrollt und mir später eine Nachricht geschickt "Du findest mich im Café."

Und was hilft auch gegen das Vergessen?
Fotos natürlich. Solange die Speicherkarte hält ;)


Es war doch Ostern - und ich hab doch zwei Söhne. Einer Bayern-Fan, der andere Dortmund.
Und gleich vier freie Tage schreien ja förmlich danach zu verreisen. In ein Hotel mit Ganzkörperspiel *yeah!* Da kann man so schön Boogie vortanzen! Beispielsweise.
Und in Lokalen Kaffee trinken mit Milchkännchen dazu. Oder soll ich sagen Milchkännchenchenchen? Spontan jedenfalls erinnerte mich das an die Puppenstube, die ich einst besaß.
Wer anhand der sonstigen Impressionen herausfindet, wo wir waren, der gewinnt natürlich nix!
Und fragt sich jemand, was dieses komische blaue Bild dazwischen macht? Nun. Der treue Leser weiß ja: Junior I ist ein Unglücksrabe. Ein Bruchvogel wie seine Mum.
Er hatte sich vor einem dreiviertel Jahr einen TV gekauft. Er hatte nun einen schönen großen Flatscreen für die Kurzsichtigen unter uns. Die Betonung liegt auf "hatte"...
Was halt so passiert, wenn man im Game-Effekt mit etwas schmeißt, das man gerade zu greifen bekommt....
Schade eigentlich, dass dies am Samstag und nicht Sonntag passiert ist. Schade auch, dass der hiesige Anbieter neuerdings bis 21 Uhr geöffnet hat. Schade obendrein, dass der Bruder schon 20 Uhr zu Hause war. Ich denke, zwei Tage Sendepause hätten den Lerneffekt noch etwas verstärkt.

Donnerstag, 2. April 2015

Ein Blick der Augen - ein Augenblick



Menschen faszinieren mich.
Augen und Mund empfinde ich am ausdrucksstärksten.
Seit ich male, male ich Menschen.
Vor allem Gesichter.
Ich kann nichts anderes.

Das Meer fasziniert mich.
Am Ufer empfinde ich es es am intensivsten.
Die Arme ausbreiten, die Augen schließen, mich von Sonne und Wind umarmen lassen.
Seit ich denken kann, liebe ich das Meer.
Vor allem am Ufer.
Ich kenne keine andere größere Ahnung von unendlicher Tiefe und Weite, die Flügel verleiht.

Dieses Bild, das ich vor etwa acht Jahren malte - nach unendlich vielen Jahren der Pause, vereint beides. Das Auge als Spiegel zur Seele. Der helle Fleck.. ist eine kleine Muschel.

Ich habe es verschenkt. Was blieb, ist dieses (zugegeben schlechte)  Foto.
Ich wünschte, dass es noch existiert.

Zündquellen





Petrus kann sich nicht heute nicht entscheiden, Schnee oder Regen oder Schneeregen. Vermutlich hat er einfach PMS und lässt uns das spüren.
Ob es an meteorologischen Einflüssen liegt, dass der Gründonnerstag ein Tag zum Schreien geworden ist? Also natürlich nur im bildlichen Sinne. Heute mutierte es echt zur Schwerstarbeit, Chef bei Laune zu halten und Leute zu motivieren bzw. sie aus dem Schussfeld zu nehmen. Und dabei habe ich es hier, in ausreichendem Sicherheitsabstand zur Zündquelle, noch richtig gut. Wobei ich sagen muss: Bei den heutigen Ereignissen, die einen hin- und herreißen, kann ich seine Stimmung sehr gut nachvollziehen, die er so ausdrückt: "Wer heute was von mir will, der sollte sich gut überlegen, ob er mich anspricht."

Mein Papa ist auch so einer von der "kitzligen" Gattung. Hatte er sich doch vor zwei Tagen ein Smartphone gekauft. Das erste seines Lebens.
"Wozu brauchst du das?" hatte ich ihn gefragt.
"Na ich will auch mal bisschen surfen! Und die Dame von der Hotline hat gesagt, datt kostet mich nur zehn Euro. Zehn! Im Monat! Da lach ich doch drüber."
Nu ja. Nun hat er sich nen Vertrag für 20 Euro aufschwatzen lassen, "aber dafür hab ich jetzt Flat! In alle Netze!" Jo Papa. Wofür auch immer man Flat braucht, wenn man sowieso nicht telefoniert. Aber ich kenn ihn: Wer ihn in seiner aktuellen Begeisterung ausbremst, der wird umgerollt.
So gings meiner Mum. Der Papa weiß nämlich nicht, wie man das Smartphone einrichtet. Mit etwas über Siebzig muss er das auch nicht alleine, kann der Sohnemann helfen. Doch der hatte just an dem Abend keine Zeit. Und Papa ist ja so einer: Wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat, muss es sofort passieren. Sonst fängt er von alleine an, auch wenns schiefgeht (weiß ich wenigstens, von wem ich das hab ;)).
Die Mum sagte natürlich prompt: "Musst du denn jetzt am Handy rumspielen, kannst du denn nicht warten, bis T. da ist?"
"Lass mich doch, denkst du, ich bin zu blöd, um wenigstens mal ne SIM-Karte ins Handy zu legen?"
"Ja und dann machst du was falsch und dann sind wieder alle anderen schuld."
Da ist er wohl laut geworden. So frei nach dem Motto: "Du weißt ganz genau, dass ich da kitzlig bin, wieso bist du da nicht einfach mal ruhig und still?" Geht ganz fix bei ihm, eins zwo drei, ich kenn das. Und die Mum? Hat sich den Regenschirm geschnappt und ist losgegangen.
"Ich weiß nicht wohin", hat er gesagt, "aber ich hab sie trotzdem lieb."
Sollte er wohl besser ihr sagen, nicht mir. Hach ja, meine Oldies.

Und weil der Liebste heute Abend auch spät - vermutlich sehr spät - heimkommen wird, was mache ich da, um den Akku wieder zu füllen? Genau. Mucke on. (Ich hab auch erst gar nicht gefragt, wie lange das heut geht. Besser ist das so. Wenn er da ist, ist er da.)
Und nun... Bisschen Ordnung schaffen, vor allem das Arbeitszeug für die nächsten vier Tage ordentlich wegpacken. Wenn sich das Wetter ein wenig beruhigt hat, dann geh ich schnell noch was einkaufen. Denn gestern habe ich die Milch vergessen. Ausgerechnet die Milch. Ohne die krieg ich keinen Schluck Kaffee runter. Und ohne Kaffee... steh ich gar nicht erst auf ;)

Mittwoch, 1. April 2015

Und dann habe ich eben wieder zugemacht

Wenn ich mich, mein Verhalten, mein Auftreten, meine Empfindungen reflektiere, dann vor allem, weil ich manchmal agiere, reagiere, ohne mich selber zu verstehen. Ja ich weiß, gibt ja auch genug Witze über die Unverständlichkeit der Frauen (ich sage nur: Motiv blauer Himmel) und Fakt ist ja auch, dass wir, respektive ich oftmals reagieren, ohne dass wir uns selber verstehen.

In Ergänzung meines gestrigen Posts und auch der Worte, die mir via E-Mail zugeleitet wurden, möchte ich noch eins anfügen: Ich bin am Montag noch mal auf meine Schilddrüsenwerte untersucht worden. Laut Arzt gestern Mittag waren sie genauso wie beim letzten Bluttest.
Beim letzten Mal tat er so dramatisch und dass wir unbedingt und sofort mit Medikamenten beginnen müssten, wenn die wieder so ausfallen.
Gestern meinte er: "Bevor man sich dazu entschließt, jeden Tag eine Tablette zu nehmen, sollte man diesen Test vielleicht doch besser noch mal wiederholen. Hängt natürlich immer von den Symptomen ab, aber alle Symptome kann man auch nicht auf die Schilddrüse schieben."
In zehn Jahren Schmerzbehandlung erlebt man viel, man erlebt genug, vor allem auch Abwertung. Wenn ich mir eines abgewöhnt habe, dann die Diskussion bzw. das Hinterfragen von Informationen, Auslegungen, Diagnosestellungen mit einem Mediziner, von dem man ohnehin das Gefühl hat, dass er trotz eines sehr überschaubaren Wartezimmers mit seinen Gedanken woanders und die Person selbst immer auf dem Sprung ist.
In diesem Moment habe ich "zugemacht" - und nur eines ganz ruhig gefragt: "Was konkret empfehlen Sie mir jetzt zu tun?"
Seine Antwort war schlicht: "Nichts. Wir wiederholen den Test doch erst noch mal. Im Juni oder Juli."
"OK. So machen wir das. Auf Wiederhören."

Meine Mum hatte mich gestern gefragt, warum ich das so hingenommen habe.
Der Liebste fragte mich gestern Abend in etwa dasselbe.
Beide wissen, dass alle, aber auch wirklich alle Symptome, die wir online nachgelesen haben, auf mich zutreffen.
"Warum hast du ihm das nicht gesagt?" fragte der Liebste. "Warum hast du ihm nicht gesagt, dass das manchmal auch eine Belastung für dich ist? Bis Ende Juni sinds noch drei Monate, wieso noch drei Monate warten?"
"Weil ich inzwischen weiß, wie die Ärzte über Patienten oder Möchtegern-Patienten denken, die sich im Internet informieren. Die darauf bestehen, dass sie dies und jenes haben, weil sie das dank Google gelesen haben."
"Aber du bildest es dir doch nicht ein", antwortete er verblüfft, "deine Werte sprechen doch für sich. Und hat er nicht beim letzten Mal was ganz anderes gesagt?"
"Ja hat er."
"Warum hast du ihm das nicht gesagt?"
"Weil ich nicht will, dass er mich für eine hysterische alte Kuh hält, die ganz wild darauf ist, irgendwelche Pillen zu nehmen und dabei selber nix für sich tun muss."
Ausgerechnet ich, die in zwei von zehn Jahren Medis an sich ausprobieren ließ und ob ihrer Erfolglosigkeit seit 2009 gar nichts mehr nimmt. Aber das weiß ja keiner. Und sagt man es, glaubt es keiner. Es ist so einfach, ignorant zu sein. Und billiger obendrein.
Und dann fing ich doch wieder an zu heulen. Leise, still, aber ein unendlicher Fluss. Ich war so unendlich erschöpft vom Pochen im linken Körper und vom Gefühl, nicht wirklich ernst genommen zu werden.
"Warum glaubst du, dass andere das von dir denken?" fragte er mich später.
Weil ich es so erlebt habe.
Mit Medizinern. Mit Freunden. Mit liebsten Menschen. Die mit dir im Straßencafe sitzen und denen dann plötzlich einfällt, dass sie jetzt unbedingt gerade nach Hause müssen. Oder dich verlassen.
Alte Hüte, ja ich weiß.
Geprägt von all dem, frage ich mich trotzdem manchmal: Bin ich wirklich eine starke Frau oder übe ich mich hier nur fleißig im Verlustvermeidungsverhalten? Hmm nee, eigentlich auch wieder nicht: Schönwetterfreunde habe ich aus meinem Leben gestrichen. Die neue Rufnummer, die ich seit Januar habe, habe ich sehr bewusst weitergegeben, andere gelöscht, nicht mit "transportiert", ausradiert.
Das Ende von manchen Freundschaften oder von Beziehungen ist meist traurig und manchmal schwierig zu verarbeiten - aber es ist nicht das Ende von allem anderen.
Dieses Bewusstsein jedoch, diese Einstellung habe mir erst mit den Jahren "erarbeitet" - und bis dahin habe ich mich wohl eher im Verlustvermeidungsmodus befunden. Gepaart mit der Erziehung, die eigene Schwächen nicht zulässt bzw. nicht immer sichtbar machen soll.
"Warum hast du dem Doc nicht deine Historie erzählt?"
"Weil ich wollte, dass er mich vorurteilsfrei behandelt. Dass er unvoreingenommen mit mir umgeht."
Vielleicht war das falsch.
"Du solltest offen mit ihm reden, ihn alles fragen, hinterfragen. Machst du doch sonst auch im Leben. Vielleicht ist ja alles auch nur ein Missverständnis."
Ja, möglich ist das.
Aber ich kenne mich. Zugemacht ist zugemacht. Vor Ende Juni wird er mich nicht wiedersehen. Nicht wiederhören. Bevor er mich in eine Schublade steckt, denke lieber ich möglicherweise Falsches von ihm.
"Dann darfst du aber auch nicht heulen."
OK. Mach ich auch nicht. Heimlich, vielleicht.