Mittwoch, 8. April 2015

"Wie viel Zeit haben Sie denn noch?"

On-and-off-Beziehungen werden oft und gern - und wie ich finde, fälschlicherweise - als aufgewärmter Goulasch bezeichnet. Ähnliches sagt man auch gern von Filmfortsetzungen - und hier, so finde ich, nicht wirklich zu unrecht.
Insofern war ich auch ein klein wenig voreingenommen, als wir uns am Montag in die Kinosessel lümmelten und die Beine ausstreckten....


Trailer und Filmausschnitte werden diesem wunderbaren Film nicht gerecht, soviel kann ich schon mal sagen.
Was mir hier begegnete, war die Fortsetzung eines Films, den ich damals im Kino sah und später auch auf DVD geschenkt bekam. Seit diesem ersten Film bin ich ein leiser Fan der Judy Dench. Insbesondere ihrer Rolle als Bloggerin, die im letzten Drittel ihres Lebens.. ein neues Leben in einem fremden Land beginnt.
Die Geschichten der Menschen, auf zarte Weise miteinander verbunden und doch jeder für sich... irgendwie.
Ein Film über Sehnsucht, Angst, Zweifel, dem Abwägen und dem Schritt für Schritt.
"Ich würde ihm sagen: Lass mir noch ein wenig Zeit. Wenn er mir doch nur ein wenig Zeit geben könnte."
"Wie viel Zeit haben Sie denn noch?" 
Und sie erwacht, um diesen einen Schritt zu gehen. Denn sie ist 79 Jahre jung.

Macht es wirklich einen Unterschied, ob wir 29, 59 oder 79 Jahre alt sind? Wie weit ist weit, wie nah ist nah und welche Entscheidungen haben wir nicht getroffen, welche Wege sind wir nicht gegangen, weil wir glaubten, dass es nicht der richtige Zeitpunkt sei?
Gibt es einen richtigen Zeitpunkt?
Der Liebste und ich, wir kennen uns jetzt zwölf Jahre. Vor zwölf Jahren aufeinandergeprallt voller Sehnsucht, Wünschen, Träumen. War es damals trotzdem nicht der richtige Zeitpunkt? Brauchten wir die Jahre dazwischen, die Jahre, die Zeiten ohne einander? War das für mich besser so, weil es noch viel zu lernen und zu verstehen gab, das ich sonst vielleicht... nicht gelernt hätte?
Ich glaube, die wichtigste meiner Erfahrungen war wohl die, allein zu leben und zu erkennen, dass ich es auch kann. Dass ich bestehen kann. Dass ich eben nicht untergehe, wie mir das oftmals gesagt wurde.

"Wie oft können wir unser Leben neu anfangen? So oft wir wollen."
Das ist es, woran ich immer geglaubt habe. Und woran ich immer noch glaube. Heute mehr denn je.


9 Kommentare:

AnnJ hat gesagt…

Liebe Helma,
oh da sind sie wieder, diese Sätze, die ich so oft gehört habe: "Laß das, das kannst du nicht." "Das geht schief." "Du wirst untergehen, du kommst unter die Räder."

Ich hatte a) ziemlich viel Glück und kam b) irgendwann an den Punkt, wo ich nur noch trotzig dachte: Das werden wir ja sehen!

Heute weiß ich: Wenn ich das will, komme ich sehr wohl allein klar, ich bin auf niemanden angewiesen. Ich bin froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte.

Wir haben doch jeden Tag die Möglichkeit, unser Leben neu anzufangen! Ich habe für mich beschlossen: Wenn der Boandlkramer vor meiner Tür steht, will ich nicht traurig mit dem Gedanken zurückblicken "Was hab ich alles verpasst, weil ich mich nicht getraut habe!"
Ich will sagen können: "Ich habe gelebt!"

Es weiß doch keiner, wanns ihm aufgesetzet ist, oder?

~ Clara P. ~ hat gesagt…

Liebe Helma, es ist wohl nie zu spät, es sei denn, man liegt schon auf dem Sterbebett.

Für mich gibt es heute nur noch Lektionen - jede Entscheidung, selbst jene, die ich nicht getroffen habe, haben mich etwas gelehrt, mich weiter geführt auf meinem Weg.

Ich habe mich auch von geliebten Menschen trennen und meinen Weg alleine gehen müssen und ich weiss, dass es nötig war, um bestimmte Dinge lernen zu können. Manche Menschen kommen nun wieder zurück in mein Leben und wir lernen uns neu kennen, auch sie haben sich verändert und es ist sehr spannend!

In diesem Sinne ist eigentlich jeder Sonnenaufgang ein neuer Anfang, birgt jeder Tag eine neue Chance. Ob man sie ergreift, muss man selbst wissen.

lautleise hat gesagt…

Liebe Helma,
die Liebste knallte mit einer solchen Wucht in mein Leben rein, dass ich zuerst dachte, ich muss so weit weg wie möglich.
Und landete in Hamburg, wohin sie mir folgen musste, weil der Verlag es so wollte.
Seitdem sind wir zusammen.
Und die Töchter sagen:
Ihr Zwei, tststs...
LG - Wolf

Anonym hat gesagt…

Ach, "die anderen" sind immer so klug und wissen alles so gut. Vor allem dann, wenn es nicht um ihr Leben, sondern um das der anderen geht. ;)

Das ist übrigens ein wunderbarer Satz: "Wie oft können wir unser Leben neu anfangen? So oft wir wollen."

Das glaube ich wirklich. Weil alles im Kopf beginnt. Und wenn man etwas wirklich will, dann kann man es auch schaffen... na ja... ziemlich viel zumindest. ;)

Und den Film werde ich mal im Hinterkopf behalten, muss allerdings gestehen, dass ich nicht mal den ersten Teil kenne.

Frau Vau hat gesagt…

Danke für den Filmtipp... ich werde mir die DVD des ersten Films leisten und die Fortsetzung im Kino schauen (wenn es den in unserem Kaff überhaupt gibt.. ansonsten eben auch hier.. DVD!)

Michaela (Alpenreport) hat gesagt…

Manchmal muß etwas passieren das ein ganzes Leben auf den Kopf stellt...
Und dann ist man nicht nur bereit sondern will von vorne anfangen. Ja ich glaube auch daran das man sich im Leben das nehmen sollte bzw. versuchen sich zu nehmen was man braucht/ will und das immer wieder...
Es ist nie zu spät!!

Anonym hat gesagt…

Liebe Helma,
Es ist schon schrecklich, wenn jemand zu einem sagt, dass man es alleine nicht schafft, dass man nicht alleine sein kann... und dennoch hast du allen bewiesen, dass du eine taffe Frau bist. Ich glaube, diese Beleidigungen, diese Schmerzen, die man dir zu genüge zugefügt hat, waren auch ein Ansporn für dich, dass es dazugekommen ist, dass sich alles zum Guten gewendet hat.
Schönen sonnigen tag Niggelo

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ihr Lieben, gestern hat mir die Energie gefehlt, auf Eure Kommentare zu antworten.
Liebe Ann, ja genau das habe ich so viele Jahre lang zu hören bekommen, es irgendwann sogar geglaubt, bis ich dann doch "ausgebrochen" bin und auch mir selber bewiesen habe (ohne das bewusst gewollt zu haben), dass ich eben doch kann. Mit wohl demselben Trotz, wie Du es auch beschreibst "Du wirst schon sehen!"

Liebe Clara, Deine Worte erinnern mich an was, das ich mal gelesen habe "Manchmal muss man gehen, um wiederkommen zu dürfen" (oder so ähnlich), und ich glaube, dass es wirklich auch einen Sinn hat, sich (erst mal) von etwas zu lösen und seinen Weg zu gehen, für sich zu verarbeiten, zu erkennen. Wenn man dann "zurückkommt", zeigt sich, ob und wie viel man sich dann wirklich zu sagen und zu geben hat.

Lieber Wolf, so musste es wohl auch dem Liebsten damals gegangen sein ;) Zumindest bei der ersten Begegnung.

Liebe Anna, irgendwie bin ich überzeugt davon, dass beide Filme Dir wirklich gefallen werden. Das sind so Filme für Abende, wo es draußen zwar mild ist, warm vielleicht, zugleich aber ein herrliches Gewitter donnert :)

Liebe Frau Vau, herzlich Willkommen :) Und ja, ich kann beide Filme echt nur empfehlen. Wobei Kino - für mich - ja immer noch diesen visuellen und akustischen Vorteil hat, Farben, Klänge, Augenblicke, das hat dort eine irgendwie andere, besondere Wirkung. Trotzdem werde ich mir auch Teil II auf DVD kaufen. Oder auch diesen schenken lassen ;)

Liebe Michaela, auch Dir ein herzliches Willkommen :) Ich habe mir mal Dein Profil (und natürlich Deine Website) angeschaut und mit einem Lächeln festgestellt, dass ich auch so einen Wecker besitze wie er in Deinem Profilfoto steht. Ich lieeebe solche Dinge!
Losgelöst davon: Ja, auch ich glaube daran, dass es niemals für irgendwas zu spät ist, dass manches vielleicht einfach nur Zeit braucht und man dann aber auch nicht mehr zögern sollte. Zumindest habe ich mir das mit den Jahren mehr und mehr verinnerlicht.

Liebe Niggelo, ja, dieses "Kleinmachen" bewirkt auch einen Ansporn, eine "Trotzreaktion". Auch wenn diese bei mir länger auf sich warten ließ. Vermutlich der Umstände wegen - und auch begründet in dem, was man in seiner Persönlichkeit mit sich bringt.
Dennoch: Besser spät als nie, sag ich immer ;)




Michaela (Alpenreport) hat gesagt…

Liebe Helma,

Ich hoffe (!!!) das es nicht zu spät ist für was auch immer...
Rein gedanklich hätte ich noch viel vor. Das Problem mit dem Leben ist nur das es meistens anders kommt als man sich das wünscht...
In meinem Fall hoffe ich doch auf ein paar wunderbare Neuanfänge...

Ganz lieben Gruß,
Michaela