Wenn man nämlich Bewerbungen verschickt, dann könnte man durchaus damit rechnen, dass auch jemand anruft.
Wenn man wieder auf Jobsuche ist, dann könnte man durchaus jeden Tag recherchieren. Und damit meine ich nicht jeden Dienstag aller drei Wochen. Oder so.
Okay Okay - ich übertreibe wieder, aber dass der Erschütterung von letzter Woche gleich eine solche Arschruhe folgt... Oder nennt man das jetzt eher Schocklethargie oder so? Wenn man will, kann man alle möglichen Namen dafür finden - nur eins findet sich damit nicht: eine neue Anstellung.
Als ich Junior heute nach zwölf Anrufen (ja, ich habe extra nachgezählt, ich Pingel-Liese - aber auch nur, weil mich das echt nervt) endlich doch erreichte, habe ich ihm entsprechend meine Meinung gegeigt.
"Ich als potentieller Arbeitgeber würde maximal zweimal versuchen, dich ans Telefon zu kriegen. Hörst du nicht, willst du also nicht - das wars!" habe ich ihn angeknurrt.
"Mutsch, ich hab Musik gehört, ich hatte die Kopfhörer drin."
"Willst du mich veralbern? Ich habe auch ein iPhone, mein Freund, ich weiß, wie das funktioniert! Ruft einer an, geht die Musik aus!" (Vermutlich geht das auch mit Smartphones so, aber das ist ja erst mal egal.)
Doch schnell aufs Wesentliche konzentriert, denn die Mittagspause ist knapp bemessen. Jedenfalls, wenn noch zuviele to do's auf meiner Liste stehen.
"Hast du gesehen, die Uni hat inseriert. Sogar die Abteilung, wo du ein Praktikum gemacht hast."
"Ähm..."
Stoßgebet zum Himmel. Kurzes Vaterunser. Megakurzes, denn ich kenne eigentlich keine Gebete. Jedenfalls nicht solche.
"Da gibts ein kleines Problem."
"Ah ja?"
"Ja. Der Monitor geht nicht mehr. Also der Rechner schon, aber der Monitor nicht."
"Hast du alle Steckverbindungen geprüft?"
"Ja, geht aber trotzdem nicht."
"Dann wird er wohl kaputt sein! Ich vermute mal: runtergefallen?"
"Ja schon, aber davon geht er ja nicht gleich kaputt."
Aaaaaahhhhhhh!!!!!
"Musst du dir einen neuen besorgen. Bis dahin könntest du auch deinen Bruder fragen, ob er dir deinen Laptop..."
Nein, lieber nicht. Der Bruder bekam diesen erst letztes Jahr im November zum Geburtstag. Ich habe wirklich Vertrauen in meinen Bruchvogel, aber nicht unbedingt in seine Benutzung von Geräten. Wie er das immer schafft, weiß ich ja auch nicht - aber er schafft sie alle. Wäre echt sehr schade um den Laptop. Für einen neuen Monitor will er jetzt auch kein Geld ausgeben: "Beim Amt haben sie gesagt, ob ich Leistungen beziehen kann, sagen sie mir erst, wenn mein Antrag vorliegt. Den haben sie mir wohl zugeschickt, aber angekommen ist noch nichts."
Stoßgebet das II.
"Das wird mir jetzt alles zu kompliziert."
Ich habe ihm drei Ausschreibungen vorgelesen, im Detail mit ihm besprochen, dann habe ich seine Bewerbungen erstellt und rausgeschickt. Ein dreifaches HOCH auf die digitale Technik. Was würden wir nur ohne sie machen? Vermutlich mehr den Arsch bewegen müssen, aber so sicher bin ich mir da eben auch nicht.
Wie war das eigentlich noch mit dem Wunsch ans Universum? Ich weiß ja nicht, ob man solchen Dingen glauben kann, aber auf einen Versuch... käme es doch mal an, oder? Ich wüsste da einen Wunsch.
6 Kommentare:
Ich weiß, Du bist Mutter und vielleicht fehlt mir da auch so ein Gen, aber DER HAT EIN SMARTPHONE, damit kann man sich auch die entsprechenden Daten raussuchen und dann immer noch den Bruder oder die Mutter bitten, mal eben die Bewerbungsunterlagen mit entsprechendem Anschreiben rauszusuchen. Jepp mag gerade eine Form von Starre sein, aber Muttern hilft nicht wirklich indem sie für ihn die Stellensuche übernimmt ;) Auch wenn ich es total lieb, süss und toll finde und mir für mich selber damals ein klitzekleines bischen von dieser Art Unterstützung gewünscht hätte.
Hab ich schon gesagt, dass Du eine tolle Mutter bist? ;)
Liebe Goldi, ich weiß, ich tu ihm keinen Gefallen damit :( Dass er sich so lethargisch verhält, ist ganz sicher eben auch der Erziehungsfehler.
Ich glaub, ich tu das auch ein bisschen für mich selbst: Mich belastet diese Situation enorm (weniger deshalb, weil wir uns die Miete teilen, aber wohl auch der finanziellen Zukunft Sohnemanns wegen), ich schlafe mies und esse mies. Ich mach Dinge, die mir Spaß machen, genieße sie aber irgendwie.. unfrei..
Du 200 % Mutter, wurde mir heute gesagt. Ich bin keine Glucke, aber dass sie sich gut fühlen, liegt mir irgendwie.. total an. Auch wenn ich da mit Sicherheit falsch agiere.
Die Anna schrieb da letztens einen wirklich passenden Artikel, wenn auch in völlig anderer Hinsicht.
Tonart: "Warum tun wir also, obwohl wir es eigentlich besser wissen? Weil wir noch nicht so weit sind, es anders zu machen." So in der Art :(
Pssst,
ich wiederhole
HAB ICH SCHON GESAGT DAS DU EINE TOLLE MUTTER BIST?
DU BIST EINE TOLLE MUTTER.
Das zum Sohnemann, hei klar, anderseits er ist alt genug und wer von uns hatte nicht irgendwann so einen Durchhänger? Du weißt als Mutter am Besten wie Du ihn in Gang bekommst und nein, als Glucke seh ich Dich wirklich nicht, dann wärst Du schön bei den Söhnen geblieben und würdest ihnen jeden morgen die Brote schmieren, Betten machen usw. Dein Leben hintenanstellen.
Du machst das schon richtig und ich wollte Dich auf keinen Fall angreifen, das war eher eine Ansprache an Deinen Kurzen.
Hey nein nein, angegriffen gefühlt hab ich mich gar nicht, doch auf die Fahne schreiben muss ichs mir auch.
Komme grad mit demMann vom Schwimmen und bin mega platt nach dem Herumtoben im Wasser ;) ich sag erst mal gute Nacht :*
Ich brech mal eine Lanze für Deinen Sohn. Ich bin 35 und wenn mir sowas passieren würde, würde ich auch ein paar Tage oder Wochen eher in eine leckt-mich-doch-alle Stimmung verfallen und erst mal gar nichts machen. Unproduktiv und sinnlos, ja. Aber menschlich. Und je mehr von aussen gepusht wird, desto dichter mach ich. Bis mir mein Rumgemoope selbst nervt und dann hole ich innerhalb ein paar Tage alles nach.
Von daher, mach Dir nicht zuviele Sorgen (haha, ich weiss, leichter gesagt etc...) Er wird seinen Weg finden!!
Liebe Lasci, ja, da muss ich Dir recht geben - und letztlich bin ich ja genauso: Je mehr Druck auf mich ausgeübt wird, desto langsamer gehe ich.. Und sage ja auch selber, dass jeder Mensch nur in seinem eigenen Tempo gehen kann.
Andererseits: Er fragte mich zwar, wie wir das jetzt mit der Miete machen (er und ich teilten uns die Miete, weil Junior II zu wenig Bafög bekommt, um davon den Mietanteil zu zahlen), er habe zwar noch Reserven, aber... Und fügte, als ich sagte, dass das nun wirklich dem Kummer sein kleinster wäre, dass er ja auf eigenen Beinen stehen und von niemandem abhängig sein möchte. Dass er es wahnsinnig genoss, sein eigenes Geld zu verdienen und damit machen zu können, was ER wollte. Dass es ihn so stolz gemacht hatte, selbst von dem geringen Verdienst noch Spargroschen zur Seite legen zu können.
Ich finde das auch alles toll. Und dass man zunächst in eine Art... Schockstarre fällt, kann ich auch total nachvollziehen. Und einmal Lohn bekommt er ja noch - er ist bis 23.04. angestellt.
Was dann kommt, ist ungewiss: Ist er bezugsberechtigt beim Amt - oder kommt übergangsweise Hartz IV? Allein dieser Satz von mir ließen ihm das Haar zu Berge stehen, aber Fakt ist eben: Verzichtet er darauf, muss er sich selbst krankenversichern - fragt sich nur, von was bezahlen. Von allein kommt nix. Meistens jedenfalls. In der Hinsicht immer. Ich weiß nicht, ob ihm bewusst ist, was das Leben tatsächlich kostet. Was Konsequenzen bedeuten. Denn er kann schlafen, ich wiederum... nicht.
Ich bin jedoch auch sehr, sehr erleichtert, dass der emotionale Absturz nicht gar so tief ging wie ich befürchtet hatte. Für alles andere werden sich Wege finden. Daran glaube ich ja. Eigentlich.
Kommentar veröffentlichen