Sonntag, 2. November 2014

A thousand light


 

 Diesen Titel von Leona Lewis kannte ich noch nicht (überhaupt finde ich ja, dass man in letzter Zeit so gar nichts mehr von ihr hört.) Ich hab ihn mir heute dennoch ausgesucht, weil er so zu diesem wunderbaren Novemberwochenende passt: Tausend Lichter - dieses Gefühl überkommt einen wirklich, sobald man sich aus dem Haus begibt: Wann hat es zuletzt so einen milden und herrlich sonnigen November gegeben?

Gut, dieses Foto von mir habe ich - sagen wir: noch ein wenig aufgehellt - jedoch die Strahlen, die da buchstäblich über mir ausgeschüttet werden - die sind echt, das sind wirkliche Sonnenstrahlen, eingefangen von der Kamera.
Jetzt hätte nur noch ich ein wenig freundlicher in die Kamera schauen müssen, immerhin habe ich auch gerade meinen Lieblingskaffee in der Hand.
Ich gebe zu, ich war gestern und heute eher still und in mich gekehrt, aus Gründen (über die ich nicht reden mag). Und der Besuch in der archäologischen Staatssammlung trug auch nicht UNbedingt dazu bei, meinen Stimmungspegel zu heben. Obwohl ich sagen muss, dass mich so Ausgrabungen und so unwahrscheinlich interessieren und faszinieren - auch wenn ich als Sternzeichen Zwillinge niemals die Geduld aufbrächte, stundenlang mit einem Pinsel an einer Tonscherbe herumzuputzen. Ich wäre vermutlich eher die, die begeistert übers Land springt, die Arme hochreißt und ruft: "Hier ist auch was! Hier auch! Und hier auch!"
Und dann hatten sie neben der ständigen Ausstellung auch noch eine Sonderpräsentation - eine echte Mumie, lange Zeit als eine Leiche aus dem Dachauer Moos vermutet, bis umfangreiche forensische Untersuchungen bestätigten: Sie stammt weder aus diesem Moor noch aus Deutschland. Allen Untersuchungsergebnissen nach ist es eine junge Frau, maximal 25 Jahre alt und brutal (und ich meine, wirklich brutal) erschlagen aus Südamerika.
Mehr dazu gibts hier: 
 
Einerseits finde ich die Untersuchungsmöglichkeiten schon sehr, sehr faszinierend (oder wie findet Ihr das, wenn man nach 500 Jahren noch unter anderem anhand von Blut auf der Zunge nachweisen kann, dass dieser immense Schädelbruch nicht nach dem Tod eingetreten sein kann?)
Andererseits frage ich mich schon auch: Da reißen sie alle die ethische Fahne immer so hoch, reden von der Würde des Menschen und Totenruhe und so - und dann zerren sie sorgsam in die Erde eingebrachte Verstorbene ans Licht, nehmen sie im wahrsten Sinne des Wortes auseinander und das alles unter dem Siegel der Wissenschaft.
Ja ok, mir ist schon auch bewusst, wenn wir nicht forschen und nicht erkennen, dann erfahren wir auch nichts von unserer eigenen Geschichte. 
Und dann denke ich an die Gegenwart. Krieg und Krawall überall. Manchmal fühl ich mich im eigenen Land, in der eigenen Stadt nicht mehr wohl und nicht mehr sicher, mal abgesehen davon, dass ich schon als Kind Angst im Dunkeln hatte (was bis heute noch so ist). Dann frage ich mich, warum man einfach nicht friedlich miteinander umgehen kann, warum einer immer etwas haben muss, das ihm nicht gehört. Warum Menschen zu Tausenden umgebracht werden, nur weil sie nicht an dasselbe oder denselben glauben wie andere? Warum man selbst hier inzwischen Angst haben muss, offen seine Meinung kundzutun? 
Ach vielleicht sollte ich einfach mal das Glas Wein trinken, das mir heut Abend erneut auf den Tisch gestellt wurde, meine Klappe halten und noch eine Nacht über alles schlafen, damit auch meine Seele selbst wieder zur Ruhe findet.

Nächste Woche wird Sohnemann 19. Der "Kleine" wird größer, immer erwachsener. 
Jobtechnisch hab ich alles so gedreht, dass ich da bin an "seinem" Tag. Erinnere mich an den Tag seiner Geburt, als wäre es nur ein paar Wochen her. Wie ich Montag morgens um halb vier in die Klinik fuhr. Wie er mir um 10.57 Uhr auf den Bauch gelegt wurde, noch ganz zusammengerollt, bis er sich streckte und zu schreien begann. Nur ganz kurz, weil er in meinem Arm gleich wieder ruhig wurde - und mit einem Blinzeln in die Welt zu schauen begann...
Morgen früh beginnt sein nächstes Praktikum im Kindergarten - und vor ein paar Tagen sagte er zu mir: "Als ich dort hinkam, um mich zu bewerben, war grad Mittagsruhe. Als ich all die Kleinen da schlafen sah, ging mir richtig das Herz auf. Ich glaub, ich überlege mir das doch noch mal."
Wenn sie ihn bei der Polizei also nicht wollen, dann also doch Erzieher? Ich würde es mir echt wünschen. Doch das Leben ist seins, die Entscheidungen sind seins. Mir liegt nur ein einziger Wunsch tief unter der Haut: Dass meine Kinder glücklich sind und werden mit dem, was sie tun. 
Mir hat mal jemand gesagt, dass um mich herum immer Licht sei.
A thousand light?
Ich wünschte, die Welt hörte auf, ein Irrenhaus zu sein. Dass man Toleranz nicht nur predigt, sondern vor allem lebt.
Und nein - das war es nicht, was mir die letzten zwei Tage auf der Seele lastete. Das waren private, persönliche Dinge. Aber manchmal denk ich doch, wie nah alles letztlich irgendwie doch beieinander liegt. 

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Morgen Helma,
Ja, sie sollen glücklich sein, unsere Kinder. Egal, was sie tun und was sie machen.
Gestern war mein Grosser wieder auf so ein Konzert, mit ca. 20000 Zuschauer. Was war ich wieder froh ihn, als er gegen Mittag nach Hause kam. Als ich ihm das dann sagte, meinte er doch ganz cool: "Mensch Mama, ich bin doch kein Baby mehr!" Es ist schon alles so seltsam. Je älter, je reifer sie werden, desto mehr Gedanken mach ich mir!

~ Clara P. ~ hat gesagt…

Moin Helma, ich hoffe, Dir geht es heute wieder besser. Deine Kids kriegen das schon hin. Die haben doch Dich zur Mutter, wie könnten sie es also nicht hinbekommen :)

Das Foto mag ich sehr, auch wenn Du nicht drauf lachst. Es wirkt auf mich einfach ehrlich - es ist einem ja auch nicht immer nur zum lachen.

Hab einen guten Wochenstart :)

Lg
Clara

Lascincoies hat gesagt…

Ach Maus, es gibt so Tage, da fühlt man den Weltschmerz. Zum Glück gibts dann Kaffee und Schokolade und Sonne und das Schreiben.