...und das spüre ich schon seit einiger Zeit. Ich bin immer noch dabei, mich einzuleben, mich einzugewöhnen und mich auch an dieses Gefühl zu gewöhnen, momentan nirgends wirklich "zu Hause" zu sein. Man sagt ja, zu Hause sei man da, wo das Herz ist - und so denke ich persönlich auch. Dass ich mich also irgendwie immer noch wie "entwurzelt" fühle, ist nicht negativ zu verstehen. Über zwanzig Jahre habe ich in L mit meinen Jungs gelebt, mich zwar erst nach gut 15 Jahren eingewöhnt und auch erst dann die Stadt lieben gelernt, bis ich dann meine Koffer packte und weiterzog.
Es ist auch nicht so, dass ich mich hier in M nicht wohlfühlen würde. Sogar an das U-Bahnfahren habe ich mich im Großen und Ganzen gewöhnt. Ich, die Klaustrophobikerin. (Früher konnte es mir - vor allem zwischenmenschlich - nicht nah und näher genug sein, heute setzt sofort ein beklemmendes Gefühl ein, wenn es überhaupt ein wenig näher kommt. Menschlich auch. Aber vor allem in Fahrstühlen, vollgestopften U-Bahnen und so. Krieg ich Kreislauf.)
Und nun fühle ich, dass ich mich daran gewöhne. An dieses Leben hier. An diese Wohnung hier. Daran, dass ich mit der U-Bahn so bequem ins Stadtzentrum gelange - und die gelben Seiten überzeugte, den Wohnungsticker wenigstens so zu erweitern, dass wir auch Angebote aus dem Stadtzentrum bekommen. Er würde ja gern auch etwas weiter ins Grüne - ich nicht! Es wäre mir zu ruhig, zu still, und wenn ich dann irgendwie nur noch zuschaue, wie Regen oder Schnee auf die Wiesen fallen, verfalle ich möglicherweise noch in Trübsinn. Und ich will einfach - zack! - in die City kommen und nicht erst umständlich S-Bahn oder Bus und dann noch Umsteigen in U-Bahn oder so nutzen. Ja, hat alles auch seinen Preis, gerade hier in M, aber uns eilt ja nix, es drückt ja nix.
Letzte Woche waren wir dann auch drei ganze Mal außerhäusig: Das ist viel, wenn man bedenkt, dass ich, als ich noch in L lebte, maximal am Wochenende durch die City streifte. Und so ist nebenher auch nix geworden: kein Bloggen (nur Lesen der Blogs anderer und ab und an ein bisschen Kommentieren), kein Bügeln, kein Fensterputzen - nix. Stattdessen ist irgendwie... Müdigkeit über mich gekommen: Tagsüber arbeiten, abends Essen zubereiten (oder eben ausgehen), gemeinsam den Tag ausklingen lassen - das wars. Ich weiß nicht, was das ist, dass ich mich gerade irgendwie ein bisschen wie... ja... gelähmt? fühle. Ich meine, ich lese auch in anderen Blogs aktuell, dass einige über eine gewisse Blogmüdigkeit "klagen", aber es ist nicht mal so sehr die Blogmüdigkeit. Sondern ganz allgemein eine Müdigkeit, die mich irgendwie schlaff sein lässt.
Ich lasse mich nicht stressen und nicht jagen, Termine werden so gelegt, dass sie mir auch in den Kram passen und auch sicher ist, dass ich auch pünktlich da sein kann (Frau J., ich bitte an dieser Stelle immer noch um Verzeihung, dass Du meinetwegen eine ganze halbe Stunde länger in Deiner Firma auf mich warten musstest - aber DAS war wirklich höhere Gewalt, ich konnte nix dafür!) - und wenn etwas nicht wird, dann wird es eben nicht.
Tagsüber reifen in meinem Kopf Themen, über die ich schreiben möchte. Themen, die sicherlich auch ziemlich kontrovers diskutiert werden könnten, doch wenn dann das Tagwerk beendet ist und ich mich eben diesen Dingen widmen könnte, dann... ist einfach eine Leere in meinem Kopf, in meinem Bauch.
Momentan fühlt es sich eher so an, als ziehe ich mich ein wenig zurück. Zurück in mich selbst, ohne dass ich mich aber auch viel mit mir befassen würde. Ist ein komisches Gefühl, schwierig zu beschreiben und mit "es fließt irgendwie nicht" wohl am ehesten erfasst. Ich kann aber auch nicht sagen, dass ich das jetzt unbedingt negativ empfinden würde. Ganz im Gegenteil. In so vielen Jahren und Phasen war ich derart in einem Tempo unterwegs, dass ich manchmal befürchtete, ich würde mich irgendwann selbst überholen und über meine eigenen Beine stolpern. Inzwischen ist so vieles von mir abgefallen, dass ich vermutlich die nun eintretende Ruhe erfasse, begreife - und sie irgendwie auch genieße: Was eben nicht wird, wird dann eben nicht. Vielleicht ist dieses "es fließt irgendwie nicht" auch eher ein "sich selbst entschleunigen"? Nicht, um irgendwann einzurosten, sondern eher, um alsdann wieder kraftvoller weiterzugehen?
Wie dem auch sei... S is halt grad so wie es ist.
Von daher finde ich es auch sehr nett und lieb gemeint, wenn ich zu Privatterminen mitgenommen werden soll unter dem Aspekt "Vielleicht findest du so ja (neuen) Anschluss"? Aber ich brauch das so grad nicht. Ich fühle mich wohl so wie es grad ist. Und ich möchte mich auch zu nichts zwingen müssen, nur weils jemand sehr nett gemeint hat. Bin auch, wenn ich das ehrlicherweise so sagen darf, nicht der "Budenkriechertyp": Ich treff mich lieber outdoor, sicherlich nicht zuletzt auch deshalb, weil ich das Gefühl brauche, jederzeit aufstehen und gehen zu können, wenn ich nicht mehr mag. Sitzen aber die Leute auf meinem Sofa, kann ich ja wohl kaum die Tür öffnen und sagen: "So, s wird Zeit, eure Garderobe liegt schon auf der Straße!" Gibt Leute, die haben das drauf - ich nicht. Ich bin so eine, die nachts im Badezimmer (!) ein Nickerchen hält, weil die Gäste Sitzfleisch beweisen, und sich auf die Frage "Wo warst du denn so lange?" mit "Ich weiß nicht, irgendwas vom Essen ist mir wohl nicht so bekommen" herausredet. Es gibt allerdings auch Tage, an denen ich bis früh 5 Uhr mit meiner Freundin beim Käffchen saß und wir nicht merkten, wie die Zeit verging - und schockiert feststellten, dass 6 Uhr der Wecker klingeln würde.
Aber das weiß man ja eben immer nie vorher, wies wird.
4 Kommentare:
Klasse...Entschleunigen find ich gut..:-)))
Besonders bei Dir...!!!!
Körper und Seele müßen(wollen) ihren Rythmus umstellen...dies zieht immer eine temporäre "Instabilität" mit sich...aber wenn sich alles, besonders die Seele, wieder neu feinjustiert haben...
fließt`s auch wieder...paßt schon
Positive Grüße aus Hessen..:-)))
Ich denke Du kommst jetzt einfach zur Ruhe und somit ruhst Du auch langsam in Dir. Das dürfte für Dich, so wie ich Dich lese, dieses "fließt nicht" sein, wohin sollte auch was fließen, wenn eigentlich gerade alles perfekt ist? :-*
Hach ja, meine kratzige Stimme aus Hessen :) Wenn ich noch an die Zeit von vor 2 Jahren und so denke, wo ich nachts so gut wie gar nicht geschlafen hab, mich wild durch die Gegend surfte, Musik hörte oder schrieb, tagsüber durch die Welt hetzte, der eigene Leistungspegel immer am Anschlag... ja... dann ist dieses Entschleunigen wirklich wichtig. Ich bin mal gespannt, wie es anschließend weitergeht. Und kann mich aktuell zu keinem Schritt aufraffen. Will ich irgendwie auch nicht, ich glaub wirklich manchmal, das muss jetzt mal so sein.
Liebe Goldi, ich glaub, ich bin noch unschlüssig, ob alles so perfekt ist wie es sein soll? Gestern wurde ich gefragt, ob und was mir hier fehle - und ich sagte spontan "meine Kinder!". Ich bin mir nur irgendwie nicht sicher, ob das tatsächlich alles ist? Ich weiß es nicht und fühle mich... zu müde, darüber nachzudenken.
Als die gelben Seiten mich fragten, ob es für mich okay sei, dass er Donnerstag und Freitag Abend nicht da sei, dachte ich erst "Hä?" und sagte dann: "Ja na klar, wieso denn nicht?", da dachte ich so später bei mir: Ich glaube, das ist es, was mir fehlt. Die wenigen Freundinnen, die ich in meiner Nähe hatte, dass ich da nicht einfach mal hingehen und mit ihnen auf ein Käffchen oder auch zwei ausgehen könnte. Dieses Gefühl zu wissen: Man muss nicht, aber man kann, wenn man möchte - jederzeit.
Ich fühl mich hier nicht isoliert und ich hab momentan auch überhaupt nicht den Wunsch, Leute kennenlernen zu müssen, ich kann mich auch gut allein beschäftigen. Aber irgendwie... ick weess ooch nich :)
Mal abgesehen davon, dass wir gerade ähnlich ticken - mal wieder - finde ich auch das mit dem "Budenkriechertyp" interessant. Klasse beschrieben. Ich hasse das auch, irgendwohin eingeladen zu werden und dann nicht einfach gehen zu können, wie's mir passt. Nee, lieber auf neutralem Gebiet treffen. Besser ist das. Und in meine Wohnung kommt eh nur jemand, der... hm.... na es kommt nicht jeder rein. ;)
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