Weil ich es gerade bei Annika gelesen hatte: Nicht nur für jeden Hypochonder muss insbesondere die heutige Zeit ein Graus sein. Ich meine, Hypochonder gabs ja auch in grauer Vorzeit, sprich: in meiner Ausbildungszeit schon, denn da berichtete eine (damals noch sehr junge) Lehrerin von ihrer Schwiegermutter, die bei Halsweh spontan auf Speiseröhrenkrebs schloss und erwog, ihr Testament zu verfassen. Damals konnteste darüber lachen oder nicht und damit wars dann auch gut.
Heutzutage aber stellst du irgendein Zipperlein, irgend nen verdächtigen Fleck auf der Haut oder was auch immer fest, beliest dich im Internet - und was dabei zum Vorschein kommt, erhebt dann nicht nur den Verdacht auf zum Beispiel Speiseröhrenkrebs, nein, du liest schwarz auf weiß, DASS du ihn hast und von Glück reden kannst, dass du die Zeichen insofern rechtzeitig erkannt hast, um jetzt noch schnell deinen letzten Willen aufzuschreiben.
Harmlose Pigmentstörungen werden zum weißen Hautkrebs, in Millisekunden, ja da kann man schon mal schwer dran schlucken.
Ich finde es heutzutage gar nicht so leicht, die Balance zwischen "ernst nehmen" und "abwinken" zu finden. Immerhin kenne ich meinen Körper sehr genau und erkenne sofort, wenn etwas anders ist als es sein soll. Die Frage ist eben immer nur, wie ernstzunehmend oder nicht ist etwas? Sich völlig zum Drops machen beim Arzt oder lieber doch nicht gehen und dann irgendwann denken: "Scheiße, wärste nur mal eher gegangen."?
Trotzdem habe ich mir abgewöhnt, Symptome im Internet zu googeln. Es ist nicht nur der Informationen wegen, die einem eh nix nutzen. Vor allem ist es deswegen, weil ich dort Bilder zu sehen bekam, die ich seither nie wieder los wurde! So zum Beispiel hatte ich mal nach einem Cartoon gesucht "No Brain - no Pain" und was bekam ich zu sehen? Eine tote Frau mit nur noch einem halben, dafür leeren Schädel... Ja ich weiß, selber schuld. Alle die, die noch ihr Abendessen vor sich hatten: Mahlzeit. [Meine Söhne und ich wollen heute Abend übrigens auch ausgehen. Also gleich. Ich schätze mal, dank der Bilder, die ich mir grad selber wieder in die Erinnerung gequatscht habe, wird es bei mir heute nur zu einem Salat reichen.]
Als Annika heute nun beschrieb, wie sich sich fühlte, als ein (befreundeter oder verschwägerter oder so) Arzt sie im Büro anrief und sie ihn konsterniert zurückrufen musste, da musste ich doch etwas lachen in der Erinnerung dessen, das Sohn I mir heute erzählte: Stand doch vor zwei Tagen sein Hausarzt hier vor seiner Tür und ehe Junior überhaupt realisierte, dass der Herr H. eben der Hausarzt Herr H. ist, da blieb ihm gar keine Zeit, sich irgendwelche Gedanken oder gar Sorgen zu machen.
"Ach na hallo, SIE sind das! Wie kommts?"
"Na Sie könnten ja zum Beispiel auch mal an Ihr Handy gehen. Ich musste Ihnen nämlich nur noch sagen, dass Ihre Blutbefunde da sind und Sie nur noch die halbe der neuen Tabletten nehmen dürfen."
Sprachs, drehte sich rum und ging wieder.
Ich nenne das ja echt engagiert und lebensnah am Patienten, sozusagen.
Aber ich weiß nicht, was in einem Hypochonder vor sich gegangen wäre? Der eigene Hausarzt abends vor der eigenen Haustür? Wer bis dahin noch keinem Herzleiden unterlag, bekäme wohl spätestens dann eines ;)
2 Kommentare:
Morbus Google nennen die Mediziner das Phänomen des Hypochonders mit Internetdiagnose.
Ich hab das selbst eine ganze Weile so gemacht. Immer das Netz befragen und mich danach sterbenskrank fühlen. Wäre dann noch der Hausarzt vor meiner Türe aufgetaucht, hätte ich wahrscheinlich Herzstolpern bekommen.
Inzwischen denke ich: was von alleine kommt, geht auch wieder von alleine weg.
Hoffentlich stimmt das.
Dann stell Dir mal vor, wie es ist, wenn Du die meisten Informationen dazu schon im Kopf hast, im nahen Umfeld es heißt "operiert wegen.." und Du dann eine Trefferquote von 90% hast mit dem was Du darüber denkst (es aber meist für Dich behälst) und es dann so kommt... - dazu kommt in den nächsten Tagen ein Beitrag-
Zu "No Brain" fällt mir ein, nein lassen wir das, Du sollst Deinen Salat noch essen. Hab einen schönen Abend mit den Jungs :-*
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