Dienstag, 24. April 2018

...und wies aussieht, ist doch ganz egal!



Ich gebe zu - es ist vielleicht nicht die anspruchsvollste Musik, aber hey - sie transportiert ein sehr geiles Lebensgefühl, so dass es (neben zwei anderen Titeln) aktuell bei mir rauf und runter läuft und mich auch auf den Weg nach L begleiten wird.
"Wir tanzen wie beim ersten Mal, und wie's aussieht, ist doch ganz egal!"
Hachz!
Das erinnert mich die wilden Diskozeiten, in denen ich einfach über den vibrierenden Tanzboden stürmte. Traut mir kein Schwein zu, der mich kennt - ich kann mich mir so auch gar nicht mehr vorstellen ;) Aber gestern Abend, als der Mann einen aushäusigen Termin wahrnahm, zu dem ich keine Lust hatte, ihn zu begleiten (ich liebe es noch immer, auch mal allein und für mich zu sein), da drehte ich auf und tanzte einfach so wie früher, wild und ausgelassen.
Wenns im Kopf ohnehin seit Wochen tags und nachts dreht wie ein Karussell, dann kann man den Rest des Körpers doch auch mal ein bisschen mit dazu drehen.


"Frühstück!" schrieb ich heute Morgen vergnügt dem Mann und er sagte"Och ne, ich dachte, ich bin Deine erste Liebe!"
"Dazu kamst du zu spät", summte ich vor mich hin und antwortete "Aber dafür bist du meine größte." Anschließend drehte ich die Musik auf und stürzte mich in die Arbeit. So liebe ich das!


Montag, 23. April 2018

Die vierte Übung

Heut Abend bin ich über einen Post der Brüllmaus gestolpert und.. irgendwie hängengeblieben. Ich müsste vermutlich zu vieles nachlesen, um den Zusammenhang der "vierten Übung" zu erfassen, jedoch lehne ich hier in meinem Stuhl, dem halbdunklen Zimmer, schaue auf den Bildschirm, auf den Ohren meine geliebte Musik (man kann da so herrlich laut trotz der Abendstunden) und mit dem Lesen der ersten Zeilen des Posts formen sich vor meinen Augen erste Zeilen an Dich...


"...wann genau ich Dich kennen gelernt habe, weiß ich nicht mehr so genau. Es war nicht Deine Intention, es war auch nicht meine, und als ich dazu gebracht, ja beinah gedrängt wurde, Dich kennenzulernen, hatte ich bis zum allerletzten Moment darüber nachgedacht, wie ich mich dieser Begegnung wieder entziehen könnte.
Und dann sah ich Dich auf mich zukommen, kaum größer als ich, dunkle Haare wie ich, Deine kurz, meine lang, und ein Lächeln, das mich beinah sofort für Dich einnahm. Ich bin fasziniert von Gesichtern anderer Menschen, den Blick in ihre Augen, auf ihren Mund, den Blick auf ihr Lachen, auf den Klang ihrer Stimme - und nichts, wirklich nichts ist so ausdrucksvoll wie dies.
Von Dir war ich beinah sofort fasziniert und Du hast es mir so leicht gemacht, diesen Abend. Wie wir in diesem Lokal am See saßen und über Gott und die Welt redeten, als hätten wir uns einfach nur zu lange nicht gesehen. Wir redeten über so unfassbar vieles, nur nicht über das, was uns aufgetragen worden war. Vielleicht haben wir beide es bewusst oder unbewusst ausgespart, vielleicht wollten wir beide einfach nur einen entspannten, losgelösten Abend, sehen, wer die andere ist. Uns war völlig gleich, ob der Dritte enttäuscht, wütend, frustriert über den Verlauf des Abends war - es zählte hier einfach nicht.
Du bist heimgefahren, ich bin heimgefahren, völlig erfüllt von dieser Begegnung - zugleich bin ich aber auch nicht sicher, ob wir uns noch einmal wiedergesehen hätten, würde der Dritte uns beide nicht dazu gedrängt haben.

Mit den Jahren haben wir einander erkannt. Kaum jemand war mir so ähnlich wie Du, bis hin zu den eigenen Untiefen und auch Verrücktheiten. Kaum jemand hat mich so sehr gespiegelt wie Du, und kaum jemand hat zugleich die eigene Zerrissenheit so offenbart und Krallen in die Wunden des anderen geschlagen wie Du. Niemand hat mich je so wie Du dazu gebracht, ehrlich zu mir selbst zu sein. Nicht zu lachen, wenn ich lieber weinen wollte. Nicht zu schweigen, wenn ich lieber sprechen sollte. Nicht zu lieben, wenn es nicht das Richtige war. Nicht etwas nach außen zu zeigen, das man im Inneren nicht war. Und selber hast Du zugleich ein so zurechtgewebtes Leben geführt, bei dem man nicht so wirklich wusste, was davon echt war und was nicht.
Du bist gekommen und gegangen wie es sich für Dich richtig anfühlte und wie Du es für Dich gebraucht hast. Vollkommen abgetaucht in Deine ganz eigene Welt, unerreichbar für jeden von außen. Nur um irgendwann nach Wochen oder Monaten zurückzukehren. Ich weiß nicht, ob Du Dir je Gedanken darüber gemacht hast, wann immer ich es Dir auch sagte und Dich bat "Tu das nicht, bitte".

Mir war bewusst, wie sehr ich an Deinen Beinen hing, wann immer Du im Begriff warst zu gehen. Wie lange ich auf den Treppenstufen hockte, um auf Deine Rückkehr zu warten. Aber ich weiß heute nicht mehr, ob es Dir auch je bewusst war. Ich weiß nicht, ob Du mir je wirklich zugehört hattest, ob es Dich zurückgehalten hätte, ob es überhaupt richtig gewesen wäre, Dich zurückzuhalten. Zu oft empfand ich Dich als einen Vogel mit Bändern an den Beinen, der den Duft der Freiheit so liebte und doch selber nicht zu leben vermochte. Immer und immer wieder der Tanz auf dem schmalen Grat dessen, was möglich war und was nicht sein durfte, nie angekommen, immer rastlos, immer auf der Suche.. Ich wollte so sein wie Du, ich wollte das aus mir hervorbringen, das ich selber nie wagte zu sein - und dennoch bin.. Ich habe mich an Dir orientiert und zugleich Angst bekommen, dass es mich mit in die Tiefe reißen würde, wenn Du stürzt.
Du vertraust auf Deine Verhaltensmuster, auf Deine Taktiken, und verstehst nicht, dass diese sich mit der Zeit abnutzen. Dein Gegenüber irgendwann resigniert, aufgibt, weggeht, nicht mehr will, was Dich dann wiederum endlos fallen lässt..

"Sehen wir uns noch einmal?" fragte ich Dich, bevor ich die Stadt für immer verließ.
"Ich denke nicht. Es würde mir zu sehr weh tun", hast Du geantwortet. Das Schweigen der Tage und Wochen danach, das ich dieses letzte Mal auch nicht mehr zu brechen versuchte, nahm ich als Deinen wiederholten Versuch, Dich in Dir selbst zu vergraben, Dich selbst zu schützen..
..und in diesen Tagen, als ich all meine Habe in Kisten verpackte, begriff ich: Wenn man etwas nicht mehr erträgt, dann muss man sich davor schützen. Du hast das getan, ganz gleich, was es mit mir machte. Die Narben in mir sind nicht Deine Narben, die Schritte anderer, die bis heute schmerzen, waren nicht Deine Schritte, doch vieles von Dir hat genau das wieder geöffnet, wieder und wieder, und über diesen Umzugskisten schwor ich mir: "Ab jetzt passe auch ich besser auf mich auf. Ich habe es versprochen."

Ich habe Dir nie wieder geschrieben, Dich nie mehr angerufen und Dich auch nie wiedergesehen. Deine Versuche geblockt und zugleich jedes Mal den Verlust betrauert. Es hat so lange gedauert, bis es nicht mehr weh tat.
Ein einziges Mal habe ich vor langer Zeit nach Dir gefragt, gefragt, wie es Dir geht, und es hieß: "Ich denke, es geht ihr wirklich gut."
Ich hoffe und wünsche Dir von ganzem Herzen, dass das stimmt.
Bis heute vermisse ich Dich."


Ausblicke


Liebster, glaubst Du wirklich, dass man SO einen Arbeitsplatz, SO einen Anblick zum frühen Morgen tatsächlich aufgeben sollte?
Keiner mault mich an, keiner spricht mich an - und niemand zählt die Tassen Kaffee ;)
Hachz, ich liebe diese Zeit!!

Sonntag, 22. April 2018

"Von der Unbeirrbarkeit aller Optimisten"



Whoever said that love was sweet
(Drank a little too much whiskey, baby)
Whoever said that life was easy
(Never lived anywhere near me)
I wouldn't change a thing
'Cause you're the one I wanna sink with..


"Schau mal, die beiden", sagtest Du.
"Zukunftsmusik?" lächelte ich.


"Weißt du was, ich glaube fast,
es kann nur daran liegen, 
dass du mich verzaubert hast.
Ich kann auf einmal fliegen."
(Aus "Sag mir, wie lange wirst du mich lieben?")

Sicher ist nichts in unserem Leben, nicht in deinem, nicht in meinem.
Aber so, wie es gerade ist, darf es gerne bitte noch für einen Moment so bleiben.


Donnerstag, 19. April 2018

"Willst du immer weiter schweifen? Sieh, die Lösung liegt so nah!"

Quelle: https://www.jamiiforums.com/threads/msaada-unahitajika-hapa.147866/

Nicht selten denkt das Personal, dass dem Chef sämtliche Hinweise oder Aufforderungen seitens der IT in obiger Sprache vorkommen müssen. Er gibt auch unumwunden zu, dass er zwar ein umfangreiches Wissen besitzt, die Sparte "IT" für ihn jedoch auf immer und ewig ein unerschlossenes Gelände bleiben wird. Das ist im Grunde auch erst mal ok, wozu hat man schließlich seine Vasallen - und man kann ja auch nicht alles können und wissen.

Lustig wird es, wenn Du im Nebenzimmer sitzt, das unnachahmliche "Windows-Klonk" vernimmst und kurz darauf den Wut-Aufschrei: "Helma! Komm mal her! Wieso kann ich nicht drucken?" oder "Was will der hier von mir?", wahlweise begleitet auch von "Wo ist meine Datei geblieben?"
Spannend wird es, wenn Du zum Öffnen einer Datei im kB-Bereich gefühlte fünf Minuten brauchst, ergo in den Investitionsplan des laufenden Kalenderjahres neue Hardware einträgst und er sich bedeutungsvoll an die Stirn tippt: "Spinnt ihr? Ich habe euch erst vor fünf Jahren neue Technik gekauft! Die ist doch noch gut!"
Schwierig hingegen wird es, wenn - wie seit Montag - das Netzwerk lahmliegt, keiner so recht trotz intensiver Fehleranalysen weiß warum und täglich sowohl IT als auch Netzanbieter die Schultern heben "Wir nix verstehn." Das ist ein Satz, der Chef vermutlich energisches Fuß- und Kopfhautkribbeln verursacht und spätestens am dritten Tag verlor er die Nerven: "Ich rufe meinen Anwalt an! Ich kürze denen die Rechnung! Alles Betrüger!" Schwierig vor allem dann, wenn dies sowohl in Tonart als auch in Lautstärke gegenüber Anbieter und IT kommuniziert wird.
Hätten wir unsere IT nicht, wären wir tatsächlich 3 Tage arbeitsunfähig gewesen und das - das sehe selbst ich als Angestellte ein - geht nicht. Es war unsere externe IT, die etwas unkonventionell zwar, aber praktisch ein erfolgreiches Provisorium schuf "Für alle Mitarbeiter will ich das aber nicht machen müssen, da brauche ich drei Tage mindestens, die Rechnung dafür ginge ins Uferlose." Heute, am vierten Tag, sah das Personal den Dienstwagen des Kabelanbieters vorfahren und unmittelbar danach läutete es an der Bürotür.
Als unser Azubi mir am Telefon die Meldung über den nunmehr vorgefundenen Fehler erstattete, ließ ich mich kreischend vor Begeisterung auf meinen Stuhl fallen und rief begeistert: "Und vor zwei Tagen habe ich noch zum Chef gesagt: Am Ende liegt der Fehler bei uns im Keller!"

Frei kreiert nach Goethe ist es ja ganz oft der Fall: Je simpler die Lösung, desto weniger vermag man sie zu sehen :)


Übrigens: Wir hatten keinen Strom mehr im Keller. Da, wo die Box des Kabelanbieters hängt.
Nun ja. Es wäre halt zu naheliegend gedacht gewesen :)
Drei Tage war das Personal so krank - nun surft es wieder, Gott sei Dank!

Montag, 16. April 2018

Where Words fails


Momentan gehts mir wie einigen anderen Bloggern auch: Mehr und mehr versinke ich in Wortlosigkeit bzw. allgemeiner Unlust, Gedanken und Emotionen zu Papier zu bringen.
Wobei "momentan" es sicherlich auch nicht richtig beschreibt. Eigentlich geht es mir schon länger so, seit Monaten, um genau zu sein - und bisher dachte ich, das läge an meinem Umzug nach M vor gut vier Jahren (Ist es wirklich schon wieder so lange her? Erschreckend...), an dem Arbeiten überwiegend im Home Office, wo niemand wirklich mit Dir spricht, wo es überwiegend ruhig und still ist und Du allein bist mit Dir selbst - und damit einer mangelnden Inspiration.
Dann las ich bei Juliane den Post zu ihrem 8. - und fand mich in so einigem wieder.
Sicherlich sehe und höre ich immer noch, sicherlich mache ich mir auch immer noch so meine Gedanken darüber - aber oftmals inzwischen begleitet auch mit einem inneren Schulterzucken "So isses halt eben". Ist es jetzt wirklich genug, um einen witzigen, ironischen oder auch nachdenklichen Post darüber zu verfassen? Dabei stelle ich mir weniger die Frage, wer das liest und wen das denn überhaupt interessiert. Ich stelle mir eher die Frage: Will ICH sowas selber lesen?
Jeder Blogger stöbert doch dann und wann in seinen eigenen Posts, liest, erinnert sich wieder, schmunzelt oder trocknet die Träne im Knopfloch (und genau dieser Umstand hat mich bislang auch davon abgehalten, diesen Blog zu löschen und ins virtuelle Nirvana zu schicken) - aber will ich dies und jenes dann auch in 2 oder 5 Jahren noch mal lesen?

Für einige Menschen, die ich real kenne, habe ich diesen Blog auch geführt, um sie weiter an meinem Leben teilhaben lassen zu können, seitdem wir nur noch wenigen oder auch gar keinen Kontakt mehr haben (können). Auch hier stelle ich mir weniger die Frage, ob sie überhaupt noch lesen inzwischen und an mir noch teilhaben wollen; ich frage mich vielmehr, ob ICH sie teilhaben lassen wollte.

In meiner Timeline bei FB tauchen immer öfter Bilder auf, die mich zu Instagram einladen möchten, weil immer mehr meiner Kontakte sich dort eingefunden haben. Manchmal denke ich, dass diese Art des sich Mitteilens auch dazu führt, dass weniger gebloggt wird. Menschen sind immer öfter mit sich selbst beschäftigt und wollen dann, wenn sie mal Zeit haben, keine ellenlangen und/ oder gedankenschweren Posts lesen, sondern sich berieseln lassen. Ein Bild kann sehr viel aussagen - auch ohne Worte. Ein maximal zweizeiliges Statement ebenso. Damit ist dann alles gesagt, wozu also noch einen Post verfassen, der eindeutig mehr Zeit von Blogger und auch vom Leser abverlangt?

Und dann sitze ich hier, stöbere in den Fotos der vergangenen Tage, denke an den Spaziergang in der herrlich warmen Frühlingssonne und dem anschließenden Kaffee im Biergarten, ich denke an die Fahrt nach L letzte Woche und daran, wie sehr ich es immer wieder genieße, die Musik aufzudrehen und die Gedanken treiben zu lassen, zwanglos, gedankenlos irgendwie, mich zu erinnern oder auch Tagträumen nachzuhängen, der Besuch des Museums über drei Etagen, in dem ich am längsten vor der Skulptur des frisch verstorbenen Napoleons stehenblieb (irgendwie faszinieren mich vor allem Dinge, die echt sind; nachgebaute Skulpturen beispielsweise reizen mich wiederum gar nicht), während hingegen der Mann völlig fasziniert in der Klangwelt versank, alle möglichen Instrumente und Klänge aller möglichen Kulturen ausprobierte, während ich mich müde auf dem Hocker am Eingang niederließ und geduldig darauf wartete, dass er sich genügend die Seele aus dem Leib gefiedelt und geklimpert hatte. Der Besuch des Museums war meine Idee, er hingegen hätte viel lieber ein Bierkloster in der Nähe besucht. Kloster - Land - Abgeschiedenheit - das alles klang für mich nach genau der Ruhe, die ich im allgemeinen ohnehin beinah täglich genieße, zumindest, solange ich im Home Office sitze. Ich aber wollte raus. Ich wollte unter Menschen, ich wollte sie, diese tausend Stimmen, die Gerüche nach Kaffee und süßem Gebäck oder auch gebratener Wurst, ich wollte ihnen zusehen, diesen Menschen, ich wollte über den Markt schlendern, einen weiteren Lavendeltopf einkaufen, die Sonne genießen, das pulsierende Leben genießen und für einen Moment vergessen, was derzeit in den Nachrichten (und eben nicht nur dort) brennt. Ich wollte genießen, dass ich lebe, insbesondere auch nach Freitagnacht, in der ich mit ungefähr 200 Sachen auf der Autobahn entlangdüste und nach einer Linkskurve fast unmittelbar einen Feuerwehrzug vor mir zu stehen hatte, der mich zur Vollbremsung zwang und eigentlich auch zum Ausweichen auf die mittlere Spur - wäre dort nicht ein schwarzer Mini unterwegs gewesen - ohne Beleuchtung. Nachts. Schwarzer Mini. Ohne Licht. Das war knapp. Das war mehr als knapp, da hilft auch kein erschrocken wütendes Schreien "Mach dein Licht an, du deppertes Arschgesicht!" und ich erinnerte mich beschämt einmal mehr an mein Versprechen: "Ja, ich fahre vorsichtig. Ja, ich passe auf mich auf." Dann mach das auch - du dumme Nuss, sagte ich mir, nachdem ich mit zittrigen Beinen und Händen langsam weiterfuhr und irgendwann doch noch gesund und unbeschadet zu Hause ankam. Als ich die Taschen auspackte, das Auto verschloss und zum Lift trottete, ging mir einmal mehr durch den Sinn, wie oft wohl in nur einem einzigen Moment alles anders sein kann, das eigene und auch das andere Leben völlig verändert sein kann. Im Kleinen wie im Großen, im Privaten wie im Politischen und Gesellschaftlichen.

Where Words Fails Music Speaks, las ich einst.
Where Words Fails Pictures Speaks, dachte ich gestern beim Lesen von Julianes Posts.
Und im Moment denke ich... Das Bloggen selbst würde auch mir fehlen. Manchmal ist mit einem Song oder einem Bild doch nicht alles gesagt.

Dienstag, 10. April 2018

Zwischen Erinnerungen und Wunschwolkenbergen



Seit Wochen bin ich so müde, tags wie nachts - wenn ich wollte, könnte ich überall und jederzeit einschlafen. Doch lege ich mich nieder, schließe ich meine Augen, sind da sofort tausend Gedanken in meinem Kopf. Gedanken, die nicht zu greifen sind, Gedanken, die sich nicht erfassen lassen. Diffuse Empfindungen, die kaum unterscheiden können zwischen Erinnerung und Wunschwolkenbergen.
Menschen um mich herum streiten sich, trennen sich, lieben sich oder bekommen ein Kind. Um mich herum passiert das ganz normale Leben, und manchmal nehme ich dieses Leben auf, nehme es mit in meine Nachtgedanken, nehme es mit in den Schlaf, in meine zuweilen komischen Träume, in denen ich aus fahrenden Zügen springe, zögernd und mir selbst zuredend: "Spring JETZT, sonst ist es zu spät und dann schaffst du es nicht mehr."
Und ich erwache verwirrt und denke: Springe JETZT? Das hattest du doch schon mal, da war doch noch was.

Manchmal nachts lege ich mich näher zu Dir, suche Deine Hände, will meine Hand dahineinlegen, ganz nah bei Dir liegen und das Gefühl genießen, dass ich nur neben Dir so zur Ruhe finde.
Wie oft haben wir uns gesagt, geschrieben, dass es das jetzt war, dass wir uns nicht mehr lieben, und wie oft sind wir dann eigene Wege gegangen. Wie oft haben wir versucht, ein Leben ohne einander zu führen, die Tür anderen Menschen zu öffnen und gedacht, dass es miteinander einfach nicht geht - und das Vermissen zur Seite geschoben.
Manchmal fragst Du mich, warum ich überhaupt noch bei Dir bin, warum ich Dich überhaupt liebe.
Manchmal habe ich mich das auch gefragt.
"Hast du dich manchmal gefragt, ob du [den Mann] verlassen möchtest?" hat mich letzte Woche die Achtjährige gefragt und als ich nicht sofort zu antworten vermochte, hat der Mann mich angeschaut: "Die Pause war jetzt aber zu lang, Frollein."

Heute bist es Du, der neben mir liegt und schläft, der morgens still seinen Kaffee mit mir genießt, der mich mehr zum Lachen als zum Weinen und zugleich auch oft zum Nachdenken bringt. Der mit mir träumt und diese Träume auch umsetzen möchte. Der aufgegeben hat, alles an mir verstehen zu wollen, auch wenn er immer noch glaubt, mich in- und auswendig zu kennen. Der gerne etwas von meinem Wesen hätte, es aber auch gerne sehen würde, wäre ich in manchen Dingen mehr wie er. Von dem ich immer noch träume, wenn er nicht da ist, wenn er nicht bei mir ist. Auf den ich mich immer noch jeden einzelnen Tag freue, wenn ich ihm am Abend die Tür öffnen kann.
"Niemand freut sich so auf mich wie du", sagst Du manchmal.
Ich bin nicht bei Dir, weil ich es muss. Nicht aus finanziellen Gründen. Nicht aus familiären Gründen. Und Du bist es auch nicht. Wir sind immer noch frei. Und sind zusammen, hier und jetzt, weil wir uns jeden einzelnen Tag füreinander entscheiden. Ganz gleich, was hinter uns liegt. Weil wir uns verlassen, aber nicht aufgegeben haben. Für mich ist das Liebe. Ganz gleich, was wir früher gesagt haben.

Montag, 9. April 2018

Zuhause ist es am schönsten..


Ostersonntag bei der Mama und dem Papa
Angereist mit Mann und zwei Mädchen, 8 und 11 Jahre, was sich für mich - so sehr ich Kinder auch liebe - in dieser Woche als doch recht gewöhnungsbedürftig herausstellt. In jeder Minute des Tages gefordert zu sein, ist eben doch.. eine Herausforderung, die ich schon fast wieder vergessen hatte.
Angereist mit meinem kleinen Schwarzen (nein, nicht der auf dem Bild, der gehört mir nicht), wegen dem wir extra gebeten hatten: Bitte nur das Nötigste mitnehmen, wir haben diesmal nur das kleine Auto dabei, mussten wir feststellen: Die zwei Mädchen bringen mehr mit als wir beiden Erwachsenen. Von dem sie letztlich nicht mal ein Drittel benötigten. Netter Vorgeschmack für später, denke ich.
Die Mama stellt mir wortlos und mit verstehendem Blick das Käffchen hin, während der Mann draußen im Schnee Kind 1 und 2 bespaßt, die nach der stundenlangen Anfahrt erst mal Auslauf brauchen. Sie laden uns für Sonntag ein und ich nehme dankbar an. Eine Einladung bei der Mama bedeutet immer eins: Selbstgebackener Kuchen - Schlemmerpotential bis in die Ewigkeit. Ich werde nicht enttäuscht!
Und weil der Schneefall immer dichter wird, beschließen wir: Wir fahren nicht erst ins Feriendomizil und laden aus (von wegen Platz schaffen und so), sondern bewegen uns Richtung Seebad, kaufen dort was Essbares für die kommenden 2 Tage und bringen dann alles in einem Satz ins Domizil.
Nun ja. Ich sage nur... A 1. Zwei Erwachsene. Zwei Kinder. Sechs Reisetaschen (ja, ich dachte auch, ich krieg nen Föhn!), ein Fresskorb, zwei Rucksäcke voll mit Spielzeug (ich denke, ich war da mit meinen Jungs echt verwöhnt: Jeder sein Gameboy und sein mp3-Player - schon warnse glücklich) - und dann noch der Einkauf? Packmonster Mann beschaut die Lage und urteilt: "Wir schaffen das!"
Und verteilt Milchtüten, Ananas, Brot und was man eben so braucht an Kind 1 und 2: "Packt das bei euch irgendwo mit hin, wo noch Platz ist."
Angekommen in der Tiefgarage des Domizils argwöhnt Kind 1 beim aussteigenden Mann: "Mach jetzt bloß nicht den Sitz nach vorn!" Augenblicklich habe ich die Szene aus "Manta Manta" vor Augen, wo Klausi die Wagentür öffnet und mit ihm immer erstmal unzählige Bierdosen etc. mit aussteigen - und amüsiere mich köstlich.
Immerhin - wir sind gut angekommen und beschließen angesichts des nunmehr hereinbrechenden Schneesturms: "Wir gehen nicht mehr vors Haus, wir legen die Beine hoch und machen nix mehr. Nur noch was zu essen."

Ostermontag
Der Schneesturm hat sich gelegt, auf Eis & Schnee plätschert fröhlich der Aprilregen und ich fühle mich entsprechend müde und ein wenig durchgematscht. Dennoch nutzen wir die Gunst einer ruhigen Stunde und suchen zu viert das Ufer nach Hühnergöttern ab. Es ist arschkalt, irgendwas um drei Grad, und als mir die Freundin schreibt: "19 Grad Grüße aus M", da bin ich kurz vor dem Schnee-im-April-ist-sowas-von-Kacke-Koller und erwäge nur für den Bruchteil einer Sekunde, das Telefon im Meer zu versenken. Entsprechend missmutig motiviert finde ich natürlich auch keinen Hühnergott, dafür aber gleich drei Steine in Herzform.
"Willst du mir was damit sagen?" fragt der Mann.

Dienstag und Mittwoch
Diese Tage stehen nun ganz im Zeichen des Frühlings - Sonntag noch Schneesturm um den Nullpunkt, Mittwoch klettert das Thermometer bereits auf satte 17 Grad. Das bedeutet Strandwanderung, wo Kind 1 und 2 sich mit nackten Beinen in der Kneippkur üben, während ich entspannt im Sand liege und die Sonne genieße. Das bedeutet Kaffee & Kuchen im Straßencafe - und auch einen Besuch bei den Großeltern: Der Opa starb einst an meinem 7. Geburtstag, die Großmutter vor 13 Jahren nach einer missglückten Herz-OP.
"Was heißt missglückt?" fragt der Mann.
"Sie haben die Herzklappen falsch rum eingenäht. Als sie merkten, dass das Blut in die falsche Richtung pumpt, wars zu spät."
"Ernsthaft jetzt? Die muss man doch verklagen!"
"Das wollte meine Mama nicht. Das bringt mir meine Mama auch nicht zurück, hat sie damals gesagt."
Er schweigt und legt nach einer Weile den Arm um mich.
Der Besuch im Meeresmuseum begeistert nicht nur Kind 1 und 2. Es hat sich einiges verändert, seit ich Kind war - aber vieles ist auch geblieben. Ich erinnere mich, wie ich als Kind vor den Aquarien stand und die bunten Fische in ihrer Vielfalt fasziniert betrachtete. Heute stehe ich davor und denke: "Drei Haie in einem Becken, fünf Schildkröten in einem Becken - der Platz reicht doch nie."
Von der Skulptur des Schwarzen Anglerfischs bin ich hingegen begeistert. Ich dachte immer, den gibts nur im Film!
Hoffentlich gibt das keinen Alptraum, denke ich, als Kind 1 und Kind 2 diesen Fisch betrachten. Immerhin erzählt uns Kind 2 jeden Morgen am Frühstückstisch, dass sie einen Alptraum hatte.
Am beeindruckendsten für mich bleibt der überdimensionale Schaukasten mit dem am Meer gefundenen Unrat - und den beiden Möwen, die diesen fressen, weil sie glauben, dass das Nahrung sei - und die wahlweise daran ersticken oder verhungern, trotzdem ihr Magen prall gefüllt ist.
Ich habe ohnehin null Verständnis für Leute, die ihren Abfall gleich welcher Art auf Straßen und Wegen entsorgen - jedoch hier packt mich die echte Wut: Der Mensch ist und bleibt das größte Sauschwein von allen.

Donnerstag
Kind 2 hat Geburtstag - 8 Jahre - und draußen rauscht das Thermometer zurück auf 8 Grad.
"Du musst aber auch ein Kleid anziehen", verlangt es von mir, "den ganzen Tag lang! Heute ist nämlich mein Geburtstag, da darf ich bestimmen!" Und so springe ich aus der Jeans zurück in das einzige Kleid aus meiner Tasche.
"Hast du nur das Schwarze? Hast du kein helles Kleid?"
"Äh... Ne. Nicht hier im Urlaub. Aber guck mal, es hat doch immerhin weiße Streifen!"
Zwar friere mir damit draußen den Arsch ab - aber das Kind ist glücklich!
Und während die drei später stundenlang das Spaßbad unsicher machen, gehe ich ein wenig im Ort spazieren, alten Erinnerungen auf der Spur und immer dem zarten verlockenden Kaffeeduft nach.
"Die Helma kann nämlich nicht mit", ruft Kind 2 fröhlich in den Videochat mit ihrer Oma, "die hat nämlich ihre Tage!"
Stille am Tisch.



Freitag
Abreise. Endlich. Irgendwie bin ich froh, auch wenn wir insgesamt 11 Stunden brauchen, ehe ich meinen kleinen Schwarzen wieder zurück auf die heimische Parkebene stelle.
Zuhause ist es irgendwie doch am schönsten..

That is the "Oh..oh, I am in trouble" (the good kind) face . =)
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