Als ich mir heute Morgen nach dem Duschen in den Fuß schnitt, das Blut auf die weißen Fliesen tropfte, da dachte ich: Okay, schlimmer wirds heut nimmer.
Schon länger vermeide ich es, im Blog zu schreiben, wenn ich mich gut fühle. Schon länger antworte ich auch auf die Frage, wie es mir geht, eher verhalten mit "Joar, passt schon." Weil die Erfahrung einfach immer wieder bewies, dass genau dieses wunderbare Lebensgefühl durch das Außen ins Gegenteil verkehrt wurde.
Insofern habe ich heute Morgen auf dem Weg ins Büro die Morgensonne genossen, das Goldgelb an den Bäumen genossen, die Musik genossen - und in jenem Moment gedacht: Grad fühlt sich alles irgendwie rund an. Wundervoll rund.
"Ich frag dich heute nicht, wie es dir geht", begrüßte mich anschließend auch die Kollegin. "So wie du aussiehst, geht es dir super."
Vergangene Woche habe ich ein Blutbild anfertigen lassen. Das ist Standard, wenn man sich jede Woche eine Spritze setzen muss. Drei Werte passen nicht, aber der Doc maß dem nicht all zu viel Bedeutung bei.
"Ich geh mal davon aus, dass wir bei Ihnen keinen Schlaganfall oder Herzinfarkt befürchten müssen."
"Na jaaaa... Also wenn ich mir so meine Familie anschaue, würde ich das vielleicht jetzt nicht so unterschreiben", scherzte ich noch.
"Wieso? Gibts da Häufungen?"
"Meine Großmutter ist nach einem Schlaganfall verstorben, mein Vater hatte einen Herzinfarkt und anschließend einen Schlaganfall - und mein Sohn hatte auch einen in diesem Jahr."
Vom Sohn war er erschrocken und überrascht, auch über die Information über den ärztlicherseits vermuteten Auslöser, die Impfung.
"Dann werden wir Ihre Werte doch lieber genauer überwachen", meinte er.
Am Montag ist noch ein weiteres Familienmitglied hinzugekommen, das habe ich erst heute erfahren.
Heute Abend habe ich dann mit ihm telefoniert.
Er ist runter von der Intensivstation, sprachlich habe ich meinen großen Bruder auch schon besser verstanden - aber es geht ihm besser. Wie sehr mich das "angefasst" hat, wurde mir erst in dem kurzen Telefonat mit ihm bewusst - und in den Stunden danach.
An meinem jüngeren Bruder hänge ich, weil ich dessen trockenen Humor so liebe.
An meinem älteren Bruder hänge ich, weil er mir so ähnlich ist - in seinem Denken und in seinem Handeln.
Glück ist verdammt zerbrechlich.
2 Kommentare:
Das kann ich so gut nachempfinden;)
LG
Claudi
bei Schlag auf Schlag kriege ich Gänsehaut ohne Ende und meine Fußnägel stellen sich nach oben...
immer dann wenn man sich im Verdrängungsmodus befindet / um sich selbst wenigstens etwas zu schützen /
ich zähle nicht welche verlsute das letzte Jahr in sich barg-
denn es sind zu vele
eindeutig zu viele um den Gedanken daran auszuhalten...
mit vielen Deiner Texten gehst du mir
- tief unter die Haut _
- denn sie sind wunderbar -
treffen den inneren Kern
der sich heraus/traut
wenn auch oft nur
in lauten Gedanken...
herzlichst
du bewegst...
sogar den Regentropfen auf der Haut...
Kommentar veröffentlichen