Montag, 10. November 2008

Eiskrem und Wollsocken


...Erinnert Ihr Euch auch an so ein herrliches Lebensgefühl? Abends nach der Dusche in die Wohlfühlsachen kuscheln, dicke Wollsocken an den Füßen, einen Becher Eiskrem, Musik in den Ohren - und auch, wenn der Text nicht zu dieser so ausgeglichenen Stimmung passt ("It hurts" - was für ein genialer Song von Roxette!!!!!! - mein Geheimtipp für diesen Spätherbst!!), das Wichtigste ist... Ich fühl mich endlich besser. Endlich... aufgetaucht. Ja wirklich, wie aufgetaucht. Irgendwie wurde die Luft doch bisschen knapp, drohte mir der Atem auszugehen. Und das, obwohl ich mir soviel vorgenommen hatte. Mir mehr Platz für mich selbst zu lassen. Mir mehr Platz für die Menschen zu lassen, die wirklich wichtig sind in meinem Leben. Und mich frei zu machen von dem, das nur schmerzt. Eigene Grenzen respektieren. Sich verabschieden von dem Gedanken, dass man immer alles richtig machen muss.

Grundgütiger, ich hab so viel falsch gemacht in meinem Leben.

Aber trotz allem war jeder Schritt... eben ein Schritt. Egal, ob richtig oder falsch. Irgendwie... hat mich jeder von ihnen ein Stück weitergebracht. Erkenntnisse. Erfahrungen. Dinge, die schmerzen. Dinge, die glücklich machen.
Immer mehr versuche ich, mich von den Fragen, dem Grübeln zu lösen, warum Menschen in den Zug meines Lebens ein- und wieder aussteigen, ohne sich darum zu kümmern, dass ich immer am Fenster stehe, mich weit hinauslehne, um noch einen letzten Blick zu erhaschen, ihnen noch ein letztes Wort zurufen zu können, damit sie zurückkommen, wieder einsteigen... Nein, davon möchte ich mich lösen. Aufhören, darüber nachzudenken, warum sie grußlos ausstiegen. Sie taten es und jeder von ihnen trägt den Grund dafür in sich. Jeder von ihnen steigt in einen neuen Zug... Daran denke ich immer vor allem dann, wenn ich selbst in eine Bahn steige... Die Stirn an das Fenster lehne, hinausschaue, dem Treiben auf dem Bahnsteig zusehe...
Heute grübel ich nicht mehr und nein, ich versuche sie auch nicht mehr zu halten, sondern wünsche jedem von ihnen, dass sie eine wunderbare Reise haben, dass sie sich auf anderen Sitzplätzen niederlassen, verweilen und sich... einfach nur... gut fühlen.
So wie ich mich jetzt hier auf meinem Wohlfühlplatz, eingebettet in meine Kissen, der Becher Eiskrem neben mir ist inzwischen leer, die Musik perlt noch immer durch meine kleine Wohnung - und die Sendung "Bauer sucht Frau" ist auch vorüber. Zuweilen ist es beinah niedlich, wie Menschen einander begegnen. Zuweilen aber... erinnert der Blick auf ein fremdes Leben auch daran, wie ich selber nicht mehr leben möchte. Und schürt umso mehr den Traum dessen, wie ich wirklich leben wollte.
Diese Entspanntheit, die in mich zurückkehrt. Die Gelassenheit, die mich umgibt. Die letzten beiden Tage... waren so angefüllt mit Ruhe. Endlich wieder Ruhe. Um mich herum, in mir.
Heut war ein wichtiger Tag für mich. Für mich selbst. Endlich auch mal Nein zu sagen zu einem Menschen, trotzdem er mir wichtig ist - dieser Mensch. Ein Nein auszusprechen, weil ich endlich begriffen habe, wovon ich bislang immer nur sprach: dass wir niemandem mehr etwas geben können, wenn wir selbst leer sind. Ein Nein auszusprechen und sich dennoch nicht schlecht damit zu fühlen.
Sagen zu können: Ich bin gern für dich da - aber nicht im Moment. Nicht heute und nicht morgen - lass mir einen Augenblick Zeit.
Es tut so gut, nicht grußlos aus dem Zug zu steigen. Mir tut so etwas gut. Mich einmal zu setzen, die Hände um die Knie zu schlingen und einfach nur alles an sich vorüberziehen zu lassen, einfach so, ohne ein Wort, ohne ein Tun. Innehalten. Atem schöpfen. Die Augen schließen. Den Klang der Musik zu hören. In mir, tief in mir.
Schon vor Jahren habe ich begriffen: Es ist nicht das Geschenk, das uns bereichert. Es ist das Schenken, das uns zu den reichsten Menschen der Erde macht. Und obwohl ich heute nichts von mir verschenkt hab... Heut Abend fühl ich mich reich. Vielleicht... Weil ich weiß, dass noch immer sehr viel zu geben bleibt. Solange ich auf mich achte.

Habt Ihr auch manchmal das Gefühl, wie ein Lampion in der Nacht zu strahlen? Es ist doch unglaublich, was Wollsocken, die richtige Sorte Eiskrem und die passende Musik bewirken können ;-)

Einen sonnigen Gruß in die Nacht schickt Euch Eure Helma!

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