Diesen Film hab ich heut Abend geschaut. OK OK, er ist nicht mehr neu und vielleicht ist es für Euch auch schon ein alter Hut.
Ich jedenfalls hab ihn heut zum ersten Mal gesehen und ich fand ihn... niedlich. Doch. Ja. Niedlich. Vater erzählt Sohn und Tochter abends, wenn sie nicht schlafen können, gute-Nacht-Geschichten und dreißig Jahre später erzählt Onkel (vormals Sohn) den Kindern seiner Schwester (vormals Tochter) eine Woche lang jeden Abend gute-Nacht-Geschichten. Und was der Protagonist recht schnell begreift: Die Geschichten, die er sich ausdenkt, passieren tags darauf in der Realität. Vielleicht nicht haargenau so, aber doch... denkbar ähnlich. Und er begreift ebenso schnell: Die Kinder sind es, die die Geschichten bestimmen. Er liefert die Grundidee, die Kinder schmücken den Fortgang aus und legen auch das Ende fest.
Natürlich - und das begreift Ihr sicher ganz schnell ;-) - versucht nunmehr er, die Geschichten zu steuern und zu lenken - in Richtung "glücklich mit der schönsten Frau der Welt, einem Ferrari im Stall und etwa zehn Millionen Dollar im Sparstrumpf"... Ebenso klar natürlich ist, dass Kinder ihre so ganz eigene Auffassung von Glück und Recht haben ;-)
Was locker-leichte Unterhaltung ist, niedlich gemacht und auch zum Schmunzeln verleitend, erweckt so zirka dreißig Minuten nach Filmende die Gedanken: Welche gute-Nacht-Geschichte würde ich mir eigentlich ausdenken? Ich meine, sei'n wir doch ehrlich, würden wir nicht alle versuchen, der Geschichte eine Wendung zu geben, von der wir annehmen, dass jenes "Happy End" genau das sei, das wir uns schon immer wünschten und dass es nur das sei, das uns glücklich machen könne?
Nun, der Held unserer Geschichte - soviel sei "verraten - war am Ende "super-happy", wenngleich auch seine "Bedtimestory" eine völlig andere Wendung genommen hatte als zunächst gedacht.
Und irgendwie... denke ich mir: Ist es nicht im wahren Leben... irgendwie auch so? Wie verbissen jagen wir mitunter einem Traum hinterher und wenn er sich erfüllt hat... müssen wir ernüchtert feststellen, dass es gar nicht (mehr) das ist, was wir eigentlich wollten. Was wir ursprünglich wollten. Dass irgendwie... alles ganz anders ist. Oder... sind eher wir es, die inzwischen verändert sind? Heißt es nicht umsonst "Der Weg ist das Ziel"? Offen gesagt, mit diesem Satz konnte ich noch vor ein paar Jahren überhaupt nichts anfangen. Ich konnte nicht begreifen, welcher Sinn im Weg steckte.
Wenn ich so an die letzten - sagen wir mal zehn - Jahre zurückdenke, was sich ereignete, wer mir begegnete, wie oft ich stürzte, dann muss ich sagen: Der ganze Körper ist bedeckt von Blessuren, die nicht alle sichtbar sind. Aber alles in diesen zehn Jahren hat mich verändert. Jedes Ereignis, jede Begegnung, jeder Sturz.
Und bin ich heute genau da, wo ich immer sein sollte?
Ich will Euch mal was sagen: Es geht mir gar nicht mehr darum, sobald an ein bestimmtes Ziel zu kommen. Was ich bitte nicht verwechselt wissen möchte damit, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Dinge, die ich verwirklichen, die ich umsetzen möchte. Aber das... ist etwas anderes.
Was ich vielmehr meine, ist: Ich habe gelernt zu warten. Ich habe gelernt, auf den richtigen Moment zu warten. Und ich habe gelernt, dass manche Dinge im Leben ihre Zeit brauchen.
Wenn ich nur einen Augenblick lang darüber nachdenke, was in den letzten zehn Jahren passiert ist und was ich genau daraus gelernt habe, dann sind das für mich die wertvollsten Jahre, in denen ich gelebt habe.
Früher habe ich mir immer gewünscht, es gäbe einen Spiegel, in den ich schauen könnte und der mir zeigte, wie mein Leben in vielleicht zwanzig Jahren wäre. Nur mal einen kleinen Blick riskieren und das befriedigende Wissen erlangen: Ja oder Nein.
Heute wünsche ich mir das schon lange nicht mehr. Wüsste ich, dass ich in zwanzig Jahren an Krebs stürbe, würde mich vermutlich die Angst davor zerfressen und Glücksempfinden zerstören. Wüsste ich, dass ich in zwanzig Jahren mit genau dem Menschen an meiner Seite grenzenlos glücklich wäre, den ich mir in meinem Leben wünschte, würde ich vielleicht keiner Begegnung mehr "dazwischen" die rechte Bedeutung beimessen: "Er ist es ja nicht..."
So aber... weil ich es nicht weiß, das passiert... Bleibt alles offen. Alles ist möglich. Jeden Tag, jedes Jahr. Jeden Tag legt uns das Leben unsere Möglichkeiten in die Hände und nur wir selbst entscheiden darüber, was wir daraus machen oder nicht. Jede Möglichkeit in unseren Händen, die wir drehen und wenden, erleben wir bewusst, so wie wir alles um uns herum bewusst wahrnehmen.
Dieser Satz "Für jede Tür, die sich schließt, öffnet sich eine neue" hat in den letzten Jahren für mich eine besondere Bedeutung bekommen. Ganz gleich, ob im Job oder im Privaten. Jedes Ende von etwas hat den Grundstein für etwas Neues gelegt. Natürlich - das ist ja das Leben. Und jedes Neue hat neue Möglichkeiten, neues Positives und Wunderbares mit sich gebracht. Und neue Stolpersteine. Ich für mich jedenfalls habe gerade durch die Stolpersteine das meiste über mich selbst gelernt.
Natürlich bin ich noch immer... "unfertig". Aber heute fühle ich mich wohl. Heute geht es mir gut. Heute erwache ich jeden Morgen voller Neugier auf das Leben. Heute spüre ich vor allem, dass ich lebe. Dass ich atme.
Auch wenn ich über meinen kleinen Grünen jammere, über meine adipöse Bauchdecke oder den K(r)ampf mit dem Finanzamt :-) Aber auch das gehört zu meinem Leben dazu - und heute lebe ich es bewusst, intensiv - und voller Dankbarkeit. Heute freue ich mich über jeden einzelnen Schritt, den ich gegangen bin und noch immer gehen kann. Über das, was ich erreicht habe und über die Menschen, die ich in meinem Leben weiß. Und das sind Dinge... die ich vor zehn Jahren nicht gesehen und nicht begriffen habe.
Besser... spät als nie. Oder? :-)