eigentlich fühl ich mich gar nicht in der stimmung, im blog herumzukritzeln.
ich fühl mich aber auch nicht in der stimmung, mich ins bett zu legen und so zu tun, als ob ich dann schon noch einschlafen würde.
in die ferne will ich nicht schauen, hektische, aufdringliche werbespots aller zehn minuten sind das letzte, das ich jetzt gebrauchen könnte.
ich will nichts essen, nein, auch keine schokokekse.
ich will auch nichts trinken, nein, keine weißweinschorle.
irgendwie befinde ich mich grad outta line oder so, keine ahnung, wie man so einen gefühlszustand beschreibt. nicht gut, nicht schlecht, irgendwas dazwischen, gleichwohl hat mich mittelmaß immer schon angekotzt. dann lieber ganz unten oder doch ganz oben.
ich habe gerade bauchschmerzen.
ich sollte endlich aufhören, mir um andere menschen ständig gedanken zu machen, sie anzurufen und sie heben nicht ab und rufen auch nicht zurück, dann eben sms zu schicken und sie zu fragen "wie gehts dir, ich denk an dich!", nur um auch bloß keine reaktion zu bekommen, dafür aber irgendwann im world wide web zu lesen: bei der einen ist das erste kind schon vor zwei wochen auf die welt gekommen, bei der anderen der haussegen offensichtlich auch wieder gerade gerückt. das ist toll, wirklich, ich freu mich für jeden, dems gut geht! das meine ich sogar ehrlich.
aber ich mach hier nicht den clown für euch, den hampelmann gleich gar nicht. da muss mir auch niemand sagen, ich hätte ein schlechtes karma. überhaupt niemand.
noch vor einem jahr hätte ich jetzt zu hause im stillen kämmerlein gebröselt und an mir selber gezweifelt - heute sage ich: "schönes restleben!"
in diese stimmung passte super, dass sonntag abend am verabredeten treffpunkt kein verabredeter schnittiger pkw stand, sondern irgend ein komischer alter bus, in dem acht leute plus fahrer platz fanden - und ich die goldene mitte der letzten reihe zugewiesen bekam. was auf gut deutsch heißt: "kein fenster zum öffnen, kein sauerstoff, keine frische luft, dafür neun leute, der gestank von mindestens 12, eine luft zum schneiden - und noch vierhundert kilometer bis nach hause!" krampfhaft versuchte ich mich zu erinnern an so was wie "augen zu und immer schön durch den mund atmen"; allerdings artete dieser versuch eher in schnappatmung und eine drohende hyperventilation aus. also ließ ich das wieder bleiben, sank resigniert zurück in den sitz, stöpselte mir die ohren mit ordentlich mucke zu und versuchte sowas wie einen schlaf. dann vergeht die zeit, du merkst von dem gestank nicht wirklich was und wenn du aufwachst, stehste schon fast vor der haustür.
na ja. zumindest war das so abgemacht. für 30 euro immerhin. ein stolzer preis, wenn man bedenkt, dass die norm bei ca. 22 euro für mitfahrgelegenheiten liegt. mir schwante merkwürdiges, als der typ fragte: "wo liegt denn eigentlich down town?" und ich leicht konsterniert antwortete: "na da kommen wir doch vorbei, ich sag dann bescheid" - nur um leicht nervös ein paar stunden später zu fragen "du sag mal, wir hätten hier aber von der autobahn runtergemusst!?" und der zurückfragte: "nee wieso, wir fahren nach berlin, habe ich doch aber extra am telefon gesagt." na ich weiß nicht wem, mir jedenfalls nicht, im internet stand "down town" und bei ner räumlichen distanz von ca. 150 km bis nach berlin wäre mir dieser faktor mitnichten aufgefallen. "du wolltest mich in down town am supermarkt absetzen", jappste ich - aber was immer ich jetzt auch vorbrachte: bist du einmal an der autobahnabfahrt vorbei, haste einfach mal ein bisschen wie pech gehabt.
und so fand ich mich wieder mitten in der pampa, dunkel wars, der mond schien helle, und wie aus dem nichts ragte neben dem flughafen eine s-bahn-station empor und der typ war immerhin nett genug, mir den vollen preis von dreißig euro abzuknöpfen und dafür an eben diese station am rande der autobahn zu bringen. was hatte ich doch schwein, dass der automat zwar meinen geldschein nicht wollte und ergo kein ticket herausrückte, trotzdem aber nach lediglich sechs minuten die bahn erschien, die mich dankbar verschluckte. die schaffnerin war das erste nette, das mir an diesem abend begegnete, und nachdem ich das ticket gelöst und den seesack von den schmerzenden schultern gezogen hatte, warf ich mich müde und erschöpft in den sitz, nur um nach gut fünfundvierzig minuten mit einmal umsteigen bitte und etwas über einer stunde verspätung nach hause anzulangen. immerhin gesund und unversehrt - das hätte schließlich alles auch ganz anders kommen können. "rede dir nicht immer alles schön", wurde ich prompt zurechtgewiesen. nö. mach ich nicht. aber nur das negative zu sehen, bringt mir auch nichts und macht mich auch nicht froh.
die krone des ganzen setzten meine söhne auf, indem mir mein an angina erkranktes und fieberndes kind müde, erschöpft und verdammt anlehnungsbedürftig seinen kopf auf meinen schoß bettete und erzählte, dass der vater ihn in diesem zustand zur radtour zwang mit den worten "wenn du hier nur rumliegen willst, brauchst du auch nicht herzukommen" und der große erzählte: "das war noch nicht alles. der hat zum beispiel auch gesagt: ich bin echt froh, wenn ihr wieder weg seid, dann hab ich wenigstens meine ruhe". und so weiter. und so weiter. ich schaute erst den einen, dann den anderen an, ich konnts nicht glauben und nicht fassen. ich konnts einfach nicht fassen. mit diesem mann hatte ich so viel durchgemacht, dass ich davon ein buch schreiben könnte. mach ich aber nicht, das ist die sache nicht wert und wir wollen doch auch nicht die schöne märchenwelt zerstören, die er ringsherum aufgebaut hat, oder? dass er sich jedoch nie bemüßigt gefühlt hatte, auch nur einen einzigen cent unterhalt oder irgendwas in dieser art für seinen sohn zu bezahlen, dafür aber immer schön die hand aufgehalten hatte (klar, luxuskarossen müssen immerhin auch bezahlt werden!), dass er mir jedes jahr einen schwindel-plan vorlegt, wonach der arme mensch für viel zu wenig geld arbeiten muss wie ein tier, so dass leider, leider kaum wochenenden mit den kindern bleiben, mir im gegenzug aber stolz erzählt, dass seine freundin und er wellness wochenenden und was weiß ich nicht alles miteinander verbringen - dann empfand ich aller-allerspätestens am sonntag abend derart ekel und abscheu bei dem, was mir die jungs erzählte, dass ich am liebsten noch in der nacht zum telefon gegriffen und dem anderen den arsch bis zum stehkragen aufgerissen hätte. zurück hielt mich lediglich das wissen, dass die gegenseite primitiv genug war, sich ausschließlich in gewohnten verbalattacken zu verlieren und am ende nichts gewonnen war.
auf meine söhne konnte ich an dieser stelle nur ruhig und entspannt eingehen, ihnen ermöglichen, ihr unverständnis, ihre enttäuschung herauszulassen - und als ich anschließend noch zwei sms nachrichten las "schau mal sender xyz... schnell!" und die zweite zwanzig minuten später "aber nett, dass wir darüber geredet haben" - da war für mich ein punkt erreicht, wo ich am liebsten alles hingeschmissen und gebrüllt hätte "SCHÖNES RESTLEBEN!"
ich habe gerade bauchkrämpfe und ich muss jetzt verdammt noch mal was trinken!