Diesen Spruch las ich heut auf einem Metalltäfelchen, angebracht auf einer Holzbank, im Vorbeikriechen auf den letzten Metern unseres Wanderweges. Mehr kann ich noch nicht davon berichten, denn ich muss erst mal meine Wunden pflegen. Und die Muskeln, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie überhaupt hatte :)
...aber ich musste ihn niederschreiben, weil ich ihn wirklich richtig zutreffend finde - und Angst habe, dass ich ihn sonst vergesse.
...fühle ich mich immer, wenn ich nur für zwei, drei Tage die Tasche packe und auf Reisen gehe. Und selbst wenn ich dafür nicht mal über die Landesgrenze hinausgeh, überkommt mich schon dieses Gefühl. Vielleicht hats ja auch einfach etwas damit zu tun, dass ich mich herauslöse aus dem Alltag, dass auf mich kein Muss wartet im Sinne von Kochen - Bügeln - Backen - Putzen, sondern mich entspannt in den Tag hinein- und wieder heraustreiben lassen kann, tun und lassen, was ich möchte oder auch nicht und nebenher noch Menschen und Dinge sehe und erlebe, die mir bis dato unbekannt waren.
Vielleicht erlebe ich das auch umso mehr, weil die Alltagswoche angefüllt war mit einem Stresspegel, der mir bis unter die Haarwurzeln ging und mich kaum atmen ließ - und ich diesem Stresspegel dann doppelt enfliehe: zum einen ins wohlverdiente, diesmal herrlich lange Wochenende, und zum anderen eben auch gleich noch an einen anderen Ort.
Hach ja, Flucht kann manchmal soooo erholsam sein ;)
Das Fazit zur letzten Woche also:
Viel geschafft, viel erreicht (auch wenn oftmals so ein Gefühl zurückbleibt wie: Irgendwas - vermutlich Wichtiges - haste vergessen...), drei mal im Sportstudio gewesen und dieser Körperfettanalysewaage doch die kalte Schulter gezeigt. Ich meine, ich fühl mich ja wohl und gut und so. Doch wenn ich mich auf jüngsten Fotos betrachte, muss ich sagen: Mir gefallen der Kopf und die Füße und alles, was dazwischen liegt, erscheint mir seltsam vergrößert, so als wäre das gar nicht ich, sondern eins dieser Mogel-Schiebe-Fotos, die wir noch aus Kindertagen kennen. Klar übertreibe ich, natürlich mach ich das - so wie ich mich eben auch immer aufs Korn nehme, auch um mich selber anzuspornen, ohne mich zugleich auch zu demotivieren. Jedenfalls habe ich beschlossen, mich umgehend mit Gutschein Nr. II in Verbindung zu setzen, um Anschlusstermine im Sportstudio gleich in der Folgewoche zu finden - immerhin: Die Bikinizeit naht und was man bis dahin geschickt kaschieren kann, zeigt sich spätestens dann in unerbittlicher Wahrheit.
Und bevor ich ins Wochenende entschwand, zauberte ich den Jungen noch ein paar Menüs (klar, ich hätte auch einfach Geld auf den Tisch legen und sagen können: Kümmert euch! - aber mir ist durchaus klar, dass es dann vier Tage lang nur Döner, Pizza & Chips zu essen gibt - und mal abgesehen vom Nährwert ist es mir einfach zu schade um mein sauer verdientes Geld), gab ihnen noch ein paar Instruktionen auf den Weg, während mir - klar - nur gelangweilte Gesichter entgegenblickten: "Muddaaaaa... wissen wir doch alles, können wir doch alles, nun mach dich endlich ab ins Wochenende, damit wir unsere Ruhe haben!" und irgendwann am Freitagabend sank ich müde, abgekämpft und so auf einem fremden Beifahrersitz - und wo ich gerade noch beschloss, mir die Ohren mit dem iPod zuzustöpseln und mich einem wohlverdienten Schläfchen hinzugeben, fand ich mich wieder in der wohl abwechslungsreichsten und lustigsten Konversation der letzten Monate. So macht Mitfahrgelegenheit auch Spaß und gab dies einen entspannten und heiteren Auftakt in ein Wochenende, auf dessen Erholung und Entspannung ich mich unsagbar freute - bis zu dem Moment, wo mir heute Morgen die Wanderschuhe vor die Tür gestellt wurden und es hieß: "Der Rucksack ist schon gepackt - auf gehts!"
Na dann... wolln mer mal :)
Der vorletzte Tag meines vierwöchigen Ausflugs in ein Sportstudio.
Ich gebe ja zu, ich hab sowas nicht zum ersten Mal von innen gesehen. Aber das letzte Mal liegt eben auch schon einige Jahre zurück.
Nun bin ich also seit vier Wochen regelmäßig wieder zu Besuch und stelle fest: Es tut so gut im Kampf gegen Freund Schmerz (vielleicht sollte ich ihn lieber zum Feind erklären? aber ich glaube, das ist mir zuviel negative Energie, die mir bloß unnötig die Sinne raubt), auch wenn ich abends, wenn ich heimkomm, nach den ersten schlappen und müden Minuten aufdreh und dann bis in die Nacht hinein Musik höre, E-Mails beantworte - oder eben schreibe.
Aber cool finde ich ja schon, dass ich - obschon die Waage offenbar mein erklärter Gegner bleibt - irgendwie wieder in Form komme und es mir auch wieder Spaß macht, meinem Spiegelbild unterhalb des Brustkorbes zu begegnen.
Schmunzeln aber musste ich vergangenen Freitag aber doch: Ich meine, da ging ich seit drei Wochen regelmäßig dorthin, kämpfte und mühte mich ab, nur um anschließend eben müde und ausgepumpt das Haus zu verlassen, um mir daheim mein Wohlfühlbad zu gönnen und die schmerzende Muskulatur in Ruhe entspannen zu lassen. Der eine oder andere Leser unter Euch weiß ja: Mit Gemeinschaftstoiletten hab ich es so gar nicht - und dasselbe gilt auch für Gemeinschaftsduschen. Hey, deshalb bin ich auch nicht gleich ein Sozialphobiker - aber fremde Haare, fremde unschöne Gerüche, fremde unschöne Ausdünstungen... grrrrrrrr - nee, da fahr ich doch lieber nach Hause, lasse mich auf meinem ganz privaten Klo nieder (das hatten wir ja schon mal ;)) oder dusche eben in meiner ganz privaten Ecke. Grad muss ich lachen, weil ich mir denke: Hätten die das vor Jahren gewusst, als ich zum ersten Mal in einer Schmerzklinik war, die hätten mich vermutlich ins Dschungelcamp gesteckt und mich die schmutzigsten und stinkendsten Prüfungen durchmachen lassen. Aber OK.
Jedenfalls, was ich eigentlich erzählen wollte (ich schweif immer so gerne ab, herrje :)), letzten Freitag konnte ich dieses Haus nicht ungeduscht und so verlassen: Ein Date in der Stadt rief mich - und also gab ich nach dem Sport alles, was ging: Ausgiebig duschen, Haare waschen, eincremen, schminken - das volle Programm einer Frau, die sich ins Nightlife zu stürzen gedachte.
Vorn am Tresen, bei der Abgabe meines Spindschlüssels, guckte mich der Typ, der mich drei Wochen lang nicht mal mit dem Arsch angeguckt hatte, erstaunt an und meinte: "Äh.... Haben wir eigentlich überhaupt ein Foto von dir gemacht?" Woraufhin ich schwungvoll antwortete: "Ich hoffe doch nicht!" Wahrscheinlich noch heimlich aufgenommen, wo ich hochrot und schweißbedeckt an den Geräten arbeitete oder mich in den Kursen wälzte. "Nun, wir brauchen aber ein Foto für unsere Statistik." Ah ja. "Ah ja", sprach ich also, "und das fällt euch jetzt ein, so kurz vor Ende meines Gutscheins." - "Na jaaaaa... Das hat man dann wohl versäumt! Wir machen das immer, so vorher - nachher und so." Ich grinste: "Bestimmt! Aber nun lohnt sich datt auch nich mehr!"
Sprachs und verließ ebenso schwungvoll den Laden, breit grinsend im Gesicht und ich dachte: Teufel noch eins, bloß weil du mal die Augen getuscht und das Haar gefönt hast, wollen die gleich ein Foto von dir machen. Typisch Kerle. Innere Werte zählen vermutlich wirklich nicht. Muhhaahhaa.
Aber na ja. Aufregen will ich mich ja gar nicht. Hätte der mich nämlich trotz meiner Kriegsbemalung auch nicht wahrgenommen, wäre mir das vermutlich auch nicht recht gewesen.
Morgen nun ist der letzte Tag in zumindest diesem Sportstudio und ich hadere immer noch mit mir: Steig ich noch einmal todesmutig auf die Körperfettanalysewaage oder lass ich es einfach besser bleiben? Ich mein... Könnt ja sein, dass ich anschließend singend und musizierend und mit wehenden Fahnen die Straßen hinunterlauf. Aber... Es könnt eben auch genauso gut sein, dass ich vollkommen frustriert und demotiviert von meiner neuen Feindin steige und mit dem Gutschein für das nächste Studio dem Typen das Maul stopfe, bevor der überhaupt noch mal nach einem vorher-nachher-Foto fragen könnte!
Habt Ihr es auch schon bemerkt?
Irgendwie hat es WUMMMMMMM gemacht - und gerade erwacht rings um uns herum das Leben. Die Knospen öffnen sich zu wunderschönen Blüten, und mein Lieblingsbaum, die Kastanie, treibt, wenn auch noch zart, diese wunderbaren sattgrünen Blätter, die ich so liebe... Blätter wie eine offene Hand, in die ich nur meine eigene zu legen brauchte, damit deren Finger mich umschlingen und behüten, mich festhalten können...
Ich freu mich so sehr darauf, wieder im Gras zu liegen, über mir spannt sich der Himmel, dehnt sich scheinbar endlos und erfüllt mich mit diesem Empfinden eines Vogels, der jetzt nur die Flügel ausbreiten muss, um sich zu erheben und davonzufliegen... Ein wunderbares, unvergleichliches Lebensgefühl, das irgendwie nur der Frühling in mir zu wecken vermag...
...und das Bewusstsein öffnet für so viele kleine Kostbarkeiten, die unser Leben einfach nur bunt & schön machen...
"...ich kann das nicht... ich bin nicht so stark wie du", hatte mir erst dieser Tage eine Freundin geschrieben. Und ich antwortete ihr: "Niemand soll so sein wie ein anderer, jeder soll er selbst bleiben - und genau so soll es gut sein..."
Ich meine, wer ist schon immer stark?
Und wer ist nicht auch mal schwach?
Bis wohin ist man schwach und ab wann ist man stark?
Ist Stärke nicht ebenso, zulassen zu können, dass man weint, heult, dass man sich vor Verzweiflung wälzt und um Hilfe schreit? Ist das nicht ebenso eine Stärke?
Das, was mir fehlt, bekomm ich von denen, die es in sich tragen.
Das, was in mir ist, gebe ich ab nach außen.
Jeder gibt etwas, jeder nimmt etwas. Mal der eine, mal der andere. Mal mehr, mal weniger.
Mein Weg von damals bis hierher... Irgendwie bin ich immer derselbe Mensch und doch auch wieder ein anderer. Das ist doch das Leben, das ist die Entwicklung. Wachsen tun wir nicht von heut auf morgen, und wäre alles immer nur einfach - wir wüssten es doch nicht zu schätzen. Oder?
Wäre mir immer alles einfach in den Schoß gefallen... ich ginge heute vermutlich achtlos an diesem Schneckenhaus vorüber
Letzte Nacht habe ich nur zwei Stunden geschlafen und mich ansonsten ruhlos hin und her gewühlt, die Kissen aufgeschüttelt, immer wieder neu, sie schlussendlich aus dem Bett geschubst und dennoch nicht die richtige Ruheposition finden können.
"Das macht der viele Sport, ich kenn das, war bei mir am Anfang auch so", wurde mir bescheinigt.
Vielleicht ist das so.
Also liegt es an den freigesetzten Energien, die einen Wirbel in meinem Kopf veranstalten und mein Ich hungrig, gierig machen...
Irgendwie hab ich schon vor längerer Zeit aufgehört, alles und jedes zu hinterfragen oder gar auch verstehen zu wollen.
Der Kommentator meines letzten Posts bescheinigt mir eine Aggressivität bei einer Thematik, die mich überhaupt nicht aufregt, aber meinen Geist anregt - gleichwohl jedoch ein Hinweis, der mir so nicht neu und somit nicht unbekannt ist - allein weiß ich nur noch nicht, woher es rührt.
Zumindest das beschäftigt mich, die Ursache der Aggressivität. Ja, doch, die Wirkung auch. Immerhin - niemand, der mich kennt, kennt mich aggressiv. Würde ich jetzt mal behaupten.
Gleichwohl bin ich weder frustriert oder enttäuscht oder wütend. Ganz im Gegenteil. Keine Attribute, die Aggressionen schüren oder wenigstens erklärten.
Vielleicht ist es einfach nur... eine Häutung? Etwas von mir abstreifen und zurücklassen, damit etwas Neues, Kraftvolles entstehen kann?? Mein wirkliches Ich?
Es ist beinah zehn Jahre her, da bescheinigte mir ein Mensch, der mich im Grunde überhaupt nicht kannte: "Du bist eigentlich gar nicht du selbst. Du bist jemand, der eine zweite Haut übergezogen hat und der sie sich so zu eigen machte, dass er glaubt, diese Haut sei seine Haut"....
Er kannte mich nicht. Aber er ERkannte mich. Augenscheinlich.
In den fünfzehn Jahren meiner damaligen Ehe habe ich nichts von dem getan, das ICH bin. Ich habe keinen Pinselstrich gemalt. Ich habe kein einziges Wort geschrieben. Ich habe nicht getanzt und nicht gesungen. Dafür habe ich allen Erwartungen entsprochen, in der Familie, in der Firma, als Hausfrau, Geliebte und Mutter. Na ja, den meisten wenigstens. Oder sagen wir: Ich hatte es versucht. Ernsthaft versucht. Immerhin. In dem Glauben: Ich beweis es euch allen, ich schaff das.
Eines Tages habe ich meine Sachen gepackt und bin gegangen. Scheiße, was hatte ich für eine Angst vor diesem Schritt - und wie gottverdammt lange habe ich gezögert, diesen zu gehen. Aus Angst, die in mir geschürt wurde. Aus Angst, die mir eingeredet wurde. Aus Angst vor mir selber.
Die Freiheit
ist eine Treppe mit tausend Stufen,
kein Fahrstuhl.
(Hans Kasper)
Du denkst, du triffst eine Entscheidung und fortan ist alles gut.
Du denkst, du zerreißt die Fessel und fortan bist du frei von allem.
Du befreist dich und glaubst allen Ernstes, dass es dir ab morgen schon gut geht.
Die Wahrheit ist:
Du leidest wie ein Hund und während du nicht aufhören kannst zu weinen, zu reden, werden die Menschen um dich herum ungeduldig und müde und putzen sich die Fingernägel, während du voller Verzweiflung in den Teppich beißt. Du fällst tief und immer tiefer und du glaubst, dir wird ganz schwindlig von diesem freien Fall und du glaubst, nichts hält diesen Fall auf und so wirst du irgendwann hart aufkommen und an diesem Aufschlag zerbrechen.
Die Haare fallen dir aus und die Fingernägel brechen dir weg, das Blut läuft dir weg wie Wasser - weil du weder essen noch schlafen kannst und während du tagsüber liebevoll für deine Kinder sorgst, zerbeißt du nachts die Kissen, weil du nicht willst, dass sie dein Weinen hören. Du weißt, dass du mehr als nur die Verantwortung für sie trägst, und trotzdem stehst du am Fenster, dein Körper verletzt von Menschen, deren Überlegenheit die reine körperliche Kraft gewesen war, deine Seele fast zerstört - und du lehnst die Stirn an das kühle Glas und schließt die Augen: "Lass dich einfach nur fallen... Dann ist alles vorbei und niemand mehr kann dir auch nur irgendetwas anhaben."
Aber ernsthaft vor hast du das nicht, weil neben deiner Liebe zu deinen Kindern tief in dir auch die Hoffnung und die Zuversicht leben, dass jedes Leben, jedes einzelne Leben für eben jeden etwas ganz Wundervolles bereithält. Auch für dich.
Du glaubst nicht, dass du noch einmal lieben kannst.
Du glaubst, dass das, was du bereits gelebt und gefühlt hast, das Großartigste war - bis du irgendwann begreifst, dass Träume, die auf Sandburgen gebaut wurden, allerhöchstens Seifenblasen gewesen sind, schillernd und unsagbar schön - aber die bei ihrer Berührung zerplatzen.
Die Wahrheit ist:
Diese Zeit des Wartens, des Erkennens, des sich Lösens von Träumen und Wünschen ist für dich eine emotionale Hölle, ein ständiges Aufstehen und wieder Stürzen, und deine Knie sind so blutig und vernarben so wie du glaubst, dass deine Seele vernarbt. Und du zu nichts Reinem, Ernsthaftem, Aufrichtigem mehr in der Lage sein kannst. Und du fragst dich: Wenn so viele Menschen nur mit ihrem Freund, ihrem Mann zusammen sind und bleiben, weil sie etwas anderes nicht bekommen konnten - warum sollst du dann das Glück haben, jemals (noch einmal) tief und unverwechselbar lieben zu können?
Die Wahrheit ist aber eben auch:
Jeder Mensch, der aufrichtig liebt und gibt, der aufrichtig wünscht und sehnt - der wird eines Tages wissen, dass jedes Stolpern, jeder Sturz, jedes blutige Knie, jede durchweinte Nacht unbedingt notwendig war, wenn du mehr über dich wissen willst als das, was dir jeden Morgen im Spiegelbild begegnet. Und dass du unbedingt all dieses Wissen brauchst, wenn du eines Tages mit dem Menschen neben dir das Wort Glück in den Himmel schreiben willst und weder du noch der andere neben dir nach der ersten Euphorie zu einem Möbelstück geraten sollen. OK, das ist meine ganz persönliche Erfahrung. Und somit meine ganz persönliche Meinung. Teile sie oder nimm dir etwas daraus mit. Das, was du willst. Oder auch nichts. Finde deine eigene Wahrheit.
Vor gut zehn Jahren erreichte mich eine Postkarte mit den Worten: "So ernsthaft, wie du die Liebe suchst, wird sie dich auch finden."
Und genauso ist es gekommen. Irgendwann. Eines Tages.
Es ist nicht so, dass du nichts dafür tun musst. Es ist auch nicht so, dass sie an deine Tür klopft und sagt: "Komm, hör auf zu weinen, jetzt bin ich da."
Es ist wohl eher so... dass du immer noch sehnst und träumst und fühlst und auch suchst... Und während du gerade über deiner Steuererklärung brütest, macht es Pling - egal ob du es gerade erwartet, erhofft oder erbeten hast. Es ist da.
Ich habe niemals bereut, (los)gegangen zu sein.
Ich habe immer nur gedacht: Wieso habe ich das nicht eher getan? Wieso habe ich mir so wenig zugetraut? Wieso habe ich mich nicht getraut?
Zehn Jahre also hat es gedauert, mir diese zweite Haut abzustreifen und zu mir selbst zurückzufinden. Bin ich also derzeit gar nicht wirklich aggressiv, sondern ist in Wahrheit dieser Akt der Häutung die Summe all der ungelebten Emotionen, die ich mich nie wagte zu sagen, zu zeigen, weil ich mich damit zu wenig liebenswert hätte fühlen können? Bin ich gerade also zu unduldsam, zu ungeduldig, zu direkt, zu ehrlich, zu unsanft und auch ungerecht, weil ich erst noch herausfinden muss, was von diesem Prozess danach noch Meins ist und was nicht?
Ich kann das alles noch nicht recht beantworten oder gar einschätzen. Entscheidend ist doch eigentlich nur... am Ende des Tages bei mir selber anzukommen.
Als ich damals auszog, habe ich nichts erwartet oder erhofft. Nur eine vage Vorstellung im Kopf gehabt und ein Bewusstsein dessen, was ich NICHT wollte. Ich würde also sagen: Der Strudel der Ereignisse riss mich einst mit sich. Und als ich wieder auftauchte, ist mir das Beste passiert, das mir je passieren konnte:
...wir Frauen seien alle mit dem Klammersack gepudert!
Kam mir doch grad diese Werbung unter die Augen:
19 Kilogramm Körperfett - neun-zehn Ki-lo-gramm! Hallo? Wie in aller Welt soll die Mutter aller Stabheuschrecken ganze neunzehn Kilogramm Körperfett vor uns verborgen gehalten haben? Ich meine, bei ihrer Omnipräsenz in Zeitschriften und TV wäre den Argusaugen von uns Normalo-Frauen ein solcher Umstand niemals entgangen. Niemals! Wir hätten zufrieden die Tasse Milchkaffee gehoben, entspannt ein Löffelchen Zucker hineingetan und uns befriedigt den Bauch gestreichelt:
"Ach Heidi, nicht traurig sein, du verdienst vielleicht Millionen, aber ansonsten bist du ganz genau wie wir!"
Und - mit Verlaub - Photoshop hin oder her - ein paar Dellen, Falten oder Ähnliches wegzuretuschieren ist keine Kunst. Aber 19 Kilogramm zu retuschieren - ich wüsste nicht, welchen Sinn dieser ganze Aufwand haben sollte. Anwärterinnen für den Heidi-Ersatz gibts schließlich genug. Leider.
Ich habe mir erlaubt, die entsprechende Website aus diesem Beitrag herauszulöschen!
Weil:
Nicht die Ergebnisse dieser Regel-für-den-flachen-Bauch täten mich erschrecken. Sondern die Dreistigkeit der Werbetreibenden, die offenbar ernsthaft glauben, dass wir ihnen diesen Scheiß abnehmen - im doppelten Sinne!
Nee Leute, nee Leute, nee Leute!
Und Heidi, lass das Grinsen sein! Sonst komm ich noch auf die Idee, mitten in der Nacht meine Heizung hochzudrehen!
...trotzdem ich das ganze schöne lange Osterwochenende vergammelt und verpennt habe, mich also quasi nach Strich und Faden erholte und Miss Angina so halbwegs zum Teufel jagte, kam ich heut Morgen trotzdem nicht in die Gänge.
Ach na ja, was heißt schon heute morgen... Meine Pause von acht bis siebzehn Uhr musste gefüllt werden!
Wenigstens reichte die Kraft am Ende des Tages aus, um das Sportstudio zu betreten. Und irgendwie fetzt das schon zu sehen, dass ich mein eigenes Limit täglich, ja wirklich täglich steigern kann! Wenn das so weitergeht, kann ich eines Tages tatsächlich noch die Nüsse mit den Oberschenkeln knacken! Oder mit den Arschbacken. Na wobei aber iiieeehh, also bitt schön, die möcht ich dann aber nicht mehr essen! :)
Und dann fuhr ich wieder heim, erschöpft, k.o. - aber irgendwie happy und vor allem unlustig, schon jetzt den Heimweg anzutreten. Ich meine, watt willste auch zu Hause, wo keine Seele wartet, auch kein Essen zuzubereiten ist und so? Also dachte ich: Malle is schätzungsweise vier Kilometer entfernt, fliegste mal eben für ein paar Minuten in die Sonne. Gesagt, getan.
Dieses Eiland betrat ich übrigens zum ersten Mal und beflissen breitete die gute Dame hinterm Tresen vor mir ihr sämtliches Repertoire an Bräunungsbeschleunigern & Co. aus: "Wir haben hier was mit Schoko, Banane, Erdbeere" - und rückversetzt in meinen jüngsten Sexshopbesuch - unterdrückte ich ein Grinsen:
"Ach was! Mit Geschmack habt Ihrs auch?"
und sie antwortete eifrig: "Nein nein, das ist natürlich nur zum Einreiben für Gesicht und Dekolleté!"
Nun ja. Spaß verstehen die auf Malle also auch keinen.
Wohin die mir jedenfalls beim Sprechen geguckt hat, erschloss sich mir nicht. Denn das, was sie mir als Pröbchen für eben jenen Bereich verkaufte, reichte auch noch für den Allerwertesten!
Womit ich übrigens nicht mal sagen will, dass die Paste für'n Arsch war!
Ohne Worte, Kinder. Ohne Worte.
Ja. Wie nennt man das eigentlich?
Man geht alleine ins Bett und wacht gemeinsam wieder auf - Freundin Angina und ich.
Nennt man das jetzt Reproduktionstechnik á la Ziggenheimer - oder einfach nur dämlich?
Ich meine, wie kann man schon wieder Breitseite kriegen, kaum dass man die eine überstanden hat und sich wie Bolle auf ein herrlich langes, entspanntes Wochenende freute??? Sich soviel vorgenommen hat, soviel Energie & Elan verspürte - und nur mit einer einzigen Nacht mit einem Schlag alles zunichte wurde? Nun liege ich da wie ein Häufchen Elend (aber nur äußerlich, ha ha!), um mich herum versammelt eine Schar Taschentücher, eingehüllt in eine dicke Strickjacke, dicke selbstgestrickte Socken an den Füßen (die gibts jedes Jahr zu Weihnachten - danke, Mama! :)), vor mir ein Glas Tee, ein Glas Honig (igitt, aber es hilft!) und wenn ich zum Fenster hinausschau.... Brrrrrrrr!! Das ist wohl das einzig Positive daran: Ich kann mich erholen, ausschlafen und stundenlang in der Badewanne liegen, ohne auch nur den Funken eines schlechten Gewissens zu verspüren.
Meinte noch der Kollege zu mir: "Mensch, Ostern letztes Jahr sind wir schon im T-Shirt herumgelaufen", so hielt ich entgegen: "Na dafür hatten wir aber auch einen Winter, über den wir uns echt nicht beklagen konnten!"
Gestern Abend raffte ich mich dennoch auf und ließ mich in die bunte Kinowelt entführen:
"Best Exotic Marigold Hotel"...
...ein Wahnsinnsfilm mit einer wunderbaren Aussage für das Leben, für die Liebe - und dass es niemals zu spät ist, egal, wovon Du träumst.
Natürlich gefiel mir die Judy Dench am allerbesten, klar ;) - gleichwohl die Aussage des Films, die immer und immer wiederkehrte, die sich irgendwie durch den ganzen Film trug, die ist mir im Sinn geblieben und wird wohl auch für immer dort eingemeißelt bleiben:
Nun, das Thema Selbstwahrnehmung haben wir ja schon oft genug durchgekaut, fang ich jetzt auch nicht wieder mit an. Aber irgendwie muss ich doch mal sagen: Ich bin ja nun nicht gerade kleinwüchsig, kann man nicht wirklich sagen. Und auch wenn mir die Magergrößen inzwischen nicht mehr passen, hielt ich mich immerhin noch für... sagen wir... eine FRAU mit allem Drum & Dran - ein Schneewittchen mit Arsch und ... ok!
Vielleicht hatte ich ja in den letzten Wochen und Monaten einfach nur den Bogen raus, was ich wie anziehen muss, damit ich eben auch genauso aussah wie ich mich halt empfand.
Jedenfalls hatte ich heute meinen allerersten Termin im Sportstudio (Bekloppt, sag ich doch. Normale Leute gehen sonntags zur besten Zeit ein Milchkäffchen in der Sonne trinken, andere aber...) und bis dahin fühlte ich mich doch ganz wohl in meiner Haut, bezeichnete ich mich auch, ohne rot zu werden, als groß und schlank.
Na ja, das Gute ist: Groß bin ich immer noch!
Gleichwohl durchlief ich am heutigen Nachmittag folgende Phasen:
Phase 1 "Vor dem Sportstudio" - meine Rundum-Sorglos-Phase im Sinne von "Ich bin eine RICHTIGE Frau", von der Du nicht glaubst, mit nem Kleiderbügel im Bett zu liegen :)
Allerdings nur bis zu dem Moment, wo ich mich in Sportsklamotten im Spiegel des Sportstudios sah, von dem ich vermutete, dass es sich hier um einen Zerrspiegel handeln musste. Packt man die Frauen genau da, wo es ihnen am meisten wehtut, nämlich an ihrer Eitelkeit - hat man im Handumdrehen die Studiogebühren für die nächsten zehn Jahre gesichert!
So folgte Phase 2 "Im Spiegel des Studios", die es mir unmöglich machte, den Sportpulli auszuziehen und damit den Blick auf das darunter liegende... äh... Weibliche freizulegen. "War das denn nicht zu warm?" wurde ich prompt gefragt. "Na klar", hab ich geantwortet, "ich hab geschwitzt wie ein Schwein, aber ich war zu eitel, den Pullover auszuziehen."
Und an dieser Stelle folgte Phase 3 "Nach dem Telefonat mit Schatzi": "Na aber wieso, du warst doch schon immer so!" Ich begann derart zu lachen, dass Mann sich prompt zu verteidigen begann: "Na ja, bei dem Thema wäre es vermutlich egal, was ich sage, es kann nur immer falsch sein" und ich kreischte "Wie wärs denn mal mit Diplomatie? Eine, die mir nicht den Mut nimmt, bevor ich überhaupt angefangen habe?" und prompt folgte die Reaktion "Na ja, also schlanke Beine hast du ja!"
Darauf, liebe Leute, habe ich mit so einem kreischenden Lachen reagiert (weil mir spontan vor Augen kam, was ich alsdann hier skizzierte), dass Schatzi erst einmal auflegen musste und auch jetzt noch, über eine Stunde nach dem Telefonat, ein Pfeifen im Ohr hat.
Apropos Pfeifen - was macht man, wenn auch die halbe Facebook-Welt dir verschobene Eigenwahrnehmung bescheinigt sowie die Aussage "Baby, du hattest schlanke Beine, gestern, in meinem Spiegel" unterschiebt - wie hilft man sich dann aus diesem Ego-Tief? Genau! Man dreht die Mucke auf und pfeift sich einen :)
Übrigens telefonierte ich heut Abend noch mit meiner Mama und die fragte mich ganz aufgeregt, ob ich denn im letzten von ihr gesehenen Tatort mitgespielt hätte - der hätte doch in DownTown gespielt und sie war ganz, ganz sicher, mich dort im Straßencafé sitzend gesehen zu haben.
Daran konnte ich mich nicht erinnern und ich sagte noch: "Bist du sicher, dass ich das war? War das wirklich was dunkelhaariges Dickes?" und sie antwortete: "Kind, das konnte man ja nicht sehen, du hast doch gesessen."
Klasse!!! Wrong Answer!!!!! Wieso bauchpinselte sie mich nicht einfach, indem sie sagte "Kind, du bist doch nicht dick!" - sie ist doch schließlich meine Mutter???!!!!
Ich sag Euch mal was: Der Zuckerkuchen nach dem Sportstudio hat verdammt lecker geschmeckt und ich bereue keine einzige Krume :)
Und morgen Abend ist mein nächster Sporttermin. Eine vier-Wochen-Flat auf Gutschein-Basis will schließlich ordentlich ausgenutzt werden :)
Prost Kinners, ich trink mich jetzt am Rest meines Weinchens von gestern schön!