Einen hätte ich heute noch ;)
Als ich heute Morgen gegen vier Uhr in mein Bettchen kroch (na ja nein, das ist auch nicht wahr, ich lag schon seit Stunden drin, ich konnte nur nicht schlafen und was ich da veranstaltete, habsch ja grad zum Besten gegeben) und gegen Mittag wieder aus dem Schlaf fand, da schnupperte ich vergebens nach frischen Brötchen und heißer Milch mit Käffchen-Geschmack: Die Jugend schlief ebenfalls noch.
Aber hätte ich meinen Großen nicht... Der war nämlich schon wach, surfte ein wenig im world wide web und auf meine Nachfrage "Wolltest du heute nicht Frühstück zubereiten?" nickte er eifrig: "Ja klar, ich wusste nur nicht, wann du endlich aufstehst." Aha. Klar.
Junior II jedenfalls blieb gemächlich im Bett liegen, während Junior I die Küche unsicher machte, Brötchen backte, Kaffee zubereitete (er hatte nicht bedacht, dass ich den leider so noch nicht wieder trinken kann), den Tisch deckte und uns aufforderte: "Na los, dann kommt aber auch mal!"
Das Frühstücken selbst jedenfalls habe ich echt sehr genossen: Ausgedehnt, entspannt, aufschlussreich.
Mit Junior II besprach ich den Ablauf des heutigen Nachmittags: Bewerbungen schreiben, Lebenslauf schreiben, Zimmer aufräumen, Schulen googeln. Er bemüht sich um eine Fachschulausbildung, aber 120 Euro Schulgeld im Monat sind dann doch ein wenig zuviel. Klar soll er nebenbei auch arbeiten gehen, das wird ihm nicht erspart bleiben, doch wenn er wirklich ausziehen kann und will, dann wird es wohl gerade dafür reichen, diese Kosten zu decken. Jedenfalls sind das die Erfahrungswerte nach Junior I.
Und nach dem Theater, das wir mit dem Bafög-Amt jedes Jahr genießen durften, bleibt noch die Überlegung, ob wir nicht lieber einen Antrag ans Amt für Ausbildungsförderung denn das Bafög-Amt stellen. Die jedenfalls waren wesentlich entspannter und kooperativer. Aber das ist auch schon wieder fünf Jahre her, mag sich auch geändert haben. Egal - nur Versuch macht kluch. Oder so.
Jedenfalls, nach dem Frühstück gedachte Junior II zunächst erst mal auszuruhen: "Ich brauch erst mal ne halbe Stunde Pause" und ich entgegnete verwundert: "Von was denn? Vom Essen?" Mir war das aber im Grunde auch ziemlich wurscht, solange am Ende des Tages das Ergebnis zählte.
"Ach ja", erinnerte ich ihn ebenso daran, "du bist heute auch dran mit Abendessen zubereiten."
"Waaaaasss?? Iiiiicchhh?"
"Natürlich du", antwortete ich ungerührt. "Wer ausziehen will, muss sich schließlich auch versorgen können. Und wissen, wie man Wäsche wäscht, bügelt, sinnig einkauft..."
"Muuddaaaaaa!" rief das Kind schockiert aus. "Das pack ich doch nieee!"
"Ach doch", grinste ich. "Wir haben ja noch ein paar Monate Zeit."
Als ich auszog, konnte ich weder kochen noch waschen noch bügeln. Und ich war damals 19. Trau ich mich fast nicht zu sagen, ist aber so. Nur das muss ja Junior nicht wissen ;) Von daher weiß ich zumindest, wie schnell der Mensch lernen kann, wenn er muss.
Am Abend jedenfalls, trotz stundenlangen Chillens und Chattens (Bruders Playsi war zwar wieder zurück im Zimmer, wurde aber von Bruder vereinnahmt, den ich übrigens auch aufforderte, dieses Teil morgen wieder mit in das eigene Reich zu nehmen, was mir hochgezogene Augenbrauen und ein leichtes, kaum wahrnehmbares Kopfschütteln von Junior II einbrachte, aber auf diesem Auge bin ich vorzugsweise blind *hä hä*), hatte das Kind doch tatsächlich sein Tagwerk vollbracht: Das Zimmer pikobello, die Hausaufgaben erledigt, die Bewerbung excellent geschrieben, der Mutter noch einen leichten Herzinfarkt verpasst: "Ich glaube, das Praktikum ist in einer Woche" - ohne Worte!, und dann hat er auch das Essen zubereitet. Pizza á la Ziggenheimer: Ein Fladenbrot aufschneiden, zwei Hälften bilden, mit Ketchup bestreichen, mit Salami, Käse und wahlweise Tomaten belegen und ab in den Ofen. Schmeckt lecker, macht satt und geht so einfach, dass das selbst Haushaltsneuling wie Junior II hinbekam.
"Siehst du", schüttelte ich befriedigt mein weises Haupt, "schon kannst du dein erstes Essen selbst zubereiten."
Fortsetzung folgt, ich bin jetzt schon gespannt, wann ;)
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