Montag, 19. August 2013

Legenden der Leidenschaft

All jene, die für Brad Pitt schwärmen, hingen gestern Abend sicherlich vor dem TV und zogen sich die x-te Wiederholung besagter Leidenschaften rein.
Ich bin kein Pitt'scher Anhänger (auch wenn er ja ganz niedlich ist), aber die Leidenschaften gab es auch - nach einigen Tagen Abstinenz - bei mir zu Hause.
Eigentlich wollte ich ja schlafen, konnte aber wie immer nicht, Buch lesen ging irgendwie auch nicht und überhaupt war gestern alles irgendwie doof. Man kennt das ja. So dann und wann.

Ich hab den Film schon mal gesehen, aber nicht mehr so recht um die Ereignisse gewusst. Nach und nach, während des Schauens, fiel mir das eine oder andere wieder ein, doch bis dahin hatte ich auch schon wieder viel zu viel gesehen.
Leidenschaften verbinde ich mit großen Gefühlen, Herzschmerz, na ja, das ganz große Kino eben, nur kitschig darfs nicht sein. Diese Leidenschaften von gestern Abend aber waren vor allem eins: blutig.
OK, auch ein kurz skizzierter Krieg sollte realistisch dargestellt sein und nicht den Eindruck vermitteln, dass man da nicht nur "Eene Meene Muh und raus bist du" spielt.
Trotzdem. Mord und Totschlag, ein Hauen und Stechen zog sich durch den Film, und am Rande, wenn auch an den richtigen Stellen eingebettet, lag die unerfüllte Liebe von Susannah zu... ach, nun hab ich seinen Namen vergessen, na ja, nennen wir ihn doch beim richtigen - Brad Pitt.
Ich habe den Film nicht mehr bis zuende geschaut, weil es mir einfach zuviel wurde.
Der in der Werbung zwischendrin bereits angekündigte nächste Film wäre auch kein besserer geworden: Da rennt auch immer nur ein bis an die Zähne bewaffneter Glatzkopfwilli durch die Gegend und ballert um sich, als gäbs kein Morgen mehr. (Okay, gibts ja dann für die einen oder anderen auch nicht mehr.)
Dass sich diese Leute dann gerne noch Action Held nennen lassen, entzieht sich mittlerweile recht umfänglich meines Verstandes. Als gäbe es nur die Sprache der Waffen. Gut, bei den Amis ist das ja insgesamt nicht unbekannt.
Doch wenn man sich mal so durch die Programme zappt... Da kanns einem doch wirklich übel werden, oder nicht? Entweder erschlagen, erschießen oder zerschneiden sie sich - oder aber wir bekommen Real-life-Stories vorgesetzt, für die Mutter Berta noch ein Extra-Scheinchen obenauf gelegt bekommt, wenn sie ihre Tochter Schantal-Schackeline mal so richtig eins übers Mundwerk gibt.
Igitt.

Also schaltete ich die Kiste einfach wieder aus und dafür meine Klaviermusik an und zog mich still und leise in die Kissen zurück. Dachte an den Mittag mit den gelben Seiten und dessen Opa, der sich mit 90 Jahren noch die vierte Frau ausgesucht hatte. Ein süßes Paar, finde ich, auch wenn sie so viel redet, dass regelmäßig ihr Essen kalt wird und das Eis zerschmilzt. Trotzdem. Er 97, sie 87 und so liefen sie Hand in Hand friedlich und einträchtig vor uns her und irgendwie ging mir dabei das Herz auf.
Er sagt, es geht ihm gut und ihm tut nichts weh und nur die tausend Zettel in seiner Wohnung erinnern daran, dass er nicht mehr der Jüngste ist. Sie ist eine pensionierte Deutschlehrerin, die bis heute diese Leidenschaft zur deutschen Sprache hegt und ihre Schüler vermisst.

Ja und so seh ich immer noch dieses Bild vor mir, er im feinen Zwirn zum Sonntagsessen, sie in ihrem Kleid und der weißen Strickjacke, und sie laufen so friedlich und harmonisch vor uns her, dass mir einfach nur...
Ach mir fehlt das. Mir fehlt das wirklich sehr.
Ruhe. Gelassenheit. Entspanntheit. Kein Mord und Totschlag. Keine Diskussionen bis zum Umfallen.
Einfach nur mal wieder... Friede. Harmonie. Die beiden genießen ihr Leben, so gut es geht, während unsereiner glaubt, er täte das auch - und dabei rennt er lediglich hektisch und gestresst durch die Gegend, bis er selber das Pensionsalter erreicht hat. Wenn man sich denn nicht vorher abgemurkst hat.
Manchmal wünschte ich, ich wäre auch schon siebzig. Wenns denn nicht so schade um die dreißig Jahre bis dahin wär. Irgendwie... verlangt mir das Leben so viel ab, wie ich grad nicht ertragen kann. Oder nicht will. Mir fehlt das Schön(geistige), das Positive, das Sonnige. Ich hatte zuviel von dem anderen und jetzt bin ich gestern Abend an so einem Punkt gewesen, wo ich dachte: "Ich mag mein Leben nicht mehr tragen, ich mag einfach nicht mehr..."
Glücklicherweise gabs dann heute Morgen im Büro Schokoladenkekse.


2 Kommentare:

Mami hat gesagt…

Liebe Helma nicht aufgeben ... auch ich kann dem Fernsehprogramm nichts mehr abgewinnen und das liegt nicht nur daran das ich seit jenem schicksalshaften 10.Januar 2012 nicht mehr allein auf selbiger hocke ... was ich sagen will, wenn du denkst es geht nicht mehr kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Blöder Spruch aber wahr ... und wenn es nur die Schokokekse sind. Meinen Montag erfreuen kleine Minz-Schokoladen Plättchen in kleinen Tütchen hehe :D

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Danke Claudine. Manchmal braucht man eben einfach nur mal... ein wenig Zuspruch.