Also den muss ich jetzt noch loswerden, bevor ich mich wieder in die Arbeit.. äh.. stürze.
Ruft mich doch heute Vormittag Junior I an: Nach den ersten seiner Bewerbungen trudeln nun auch die ersten Reaktionen ein. Zwei Vorstellungsgespräche geführt, dreiTelefoninterviews geführt und während ich den Überblick verliere, jongliert sich der junge Mann durch den Arbeitsplatzsuchewahn.
Nach dem Durchsehen seines Lebenslaufs war mir aufgefallen, dass er vergessen hatte, seinen Führerschein anzugeben.
"Auch wenn du einen Bürojob hast, sowas ist immer wichtig", belehrte ich ihn, er änderte um und telefonierte bei allen Interessenten noch mal nach. Auch um ihnen zu sagen, dass er mit der Einschätzung seiner eigenen Schreibgeschwindigkeit mächtig daneben gelegen hatte: "Herr D., ich wollte Ihnen noch sagen, dass ich mich da doch bisschen vertan hab. Ich hätts ja nie gedacht, weil ich momentan nur mit zwei Fingern schreiben kann, aber ich schaffe trotzdem die 200 Anschläge in der Minute!"
(Diesen Schnelltest hat er mir weitergeleitet, guckst Du hier:
http://www.typingspeed.u4u.cc/ranking
und natürlich konnte ich nicht anders - ich MUSSTE an diesem Test teilnehmen. Hinterher weinte ich ein bisschen, weil meine Geschwindigkeit um doch etliches nachgelassen hat. Aber nach einem Kaffee war alles wieder gut. Lachen konnte ich dann wieder immerhin angesichts dessen, dass ich den 1-Minuten-Test überhaupt nicht bestand, aber bei 3 und 5 Minuten immer besser wurde. Na ja, Nordkind eben: Lässt man ihr bisschen Zeit, kommt sie auch ;))
Ja nu jedenfalls - so redet es, mein Herzchen.
So wie er heute auch noch mit der letzten Dame telefonierte: Erst erkundigte sich, wie seinen Chancen nach dem Bewerbergespräch seien und ob er immer noch in der Auswahl sei. Ja, sei er. "Ah ja, vielen Dank und dann wollte ich Ihnen noch sagen, dass ich doch ein Auto hab. Sie wissen ja, ich nutze das von meiner Mum, aber die hat mir jetzt geraten, in den Bewerbergesprächen immer zu sagen, dass ich ein Auto hab und nicht, dass ich nur manchmal eins hab."
Ach das Herzchen...
Während mir selbiges in den Schoß rutschte, griff ich beherzt zum Kaffeebecher, trank erst mal einen großen Schluck und belehrte ihn dann nochmals darüber, wie er nun wirklich auftreten sollte, ohne dass er mich oder überhaupt wen ins Spiel brachte.
Die Leute, die Junior I kennen, den sensiblen 1,94-Meter-Mann, der immer schüchtern auf einen herunterschaut, die wissen, dass er wirklich ein Goldstück ist, ein Seelchen. Und ich bin mir auch gar nicht so sicher, ob die Auffassung seines Vaters, dass er in dieser Welt verloren sei mit seiner Art, auch stimmt.
Denn in jeder E-Mail, die er bekommt, wird ihm ganz explizit für seine Freundlichkeit gedankt.
Sogar die vom Arbeitsamt hat er damit rumgekriegt: Die hat seine Arbeit gemacht und dafür gesorgt, dass er aufgrund seiner 1. Ausbildung auch sein Geld bekommt, und zwar richtig pronto - wir waren alle von den Socken. Und dann hat sie noch so eine nette E-Mail geschrieben und ihm für seine echte Freundlichkeit gedankt. Hört man an der Stelle sicherlich auch nicht oft. Ich sags ja: Er macht seine Sache und geht seinen Weg. Is meistens so im Leben.
3 Kommentare:
Da hört man sooo deutlich den Stolz der Mutter raus. Kannst aber auch stolz drauf sein. Es ist ja auch so toll, wenn man sieht wie aus den Kinder was wird. Einfach schön...
LG Susann
Ähm, ich als Sekretärin kann nur sagen, dass ich auch schlecht abgeschnitten habe, was ich sicher nicht bin, ich krieg den Beweis ja jeden Tag im Job. Das Problem an dem Test ist, dass die Wörter einfach so zusammenhanglos Wörter aneinander gereiht sind, keinen Sinn ergeben und deshalb viel schwieriger zu schreiben sind. Ich schreibe häufig schneller als ich reden kann, es kann somit unmöglich an meiner Tipp-Geschwindigkeit liegen...
Zum restlichen Thema: Ach, so ein Sohn ist doch Gold wert...
Lara
Liebe Susann - ja, stolz bin ich wirklich auf meine Söhne. Wer kennt das nicht ;)
Liebe Lara, willkommen bei mir :)
Bei dem Schreibtest habe ich mich ertappt dabei, dass ich immer versuchte, den Sinn zu erfassen - und dann völlig aus dem "Takt" kam, mich dauernd verschrieb, korrigierte :) Das aber vor allem in dem 1-Minuten-Test. Wenn man 3 oder 5 Minuten schreibt, will man nur noch fertig werden und denkt weniger nach; vermutlich waren deshalb die Ergebnisse besser :)
Und ja, ich bin auch immer sehr froh, dass meine Kinder so sind und nicht so wie jene Kinder, wie es gerne mal in fragwürdigen TV-Sendungen dargestellt ist. Dort wird sicherlich alles überzogen der Quote wegen, aber ich glaube schon, dass es im wahren Leben durchaus auch zutreffen kann.
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