Was ob des Titels etwas philosophisch anmutet, ist in der Tat diesmal... ziemlich wörtlich gemeint. Sehr wörtlich, ums mal so zu sagen.
Der Becher mit lecker heißem Kaffee zwischen den Oberschenkeln, Rauschen über den Highway, Musik so laut, dass die Haare fliegen - und mittendrin ich, die singt. Und all das frühmorgens auf dem Weg in die Arbeit (Ihr wisst ja - ich bin noch immer in heimischen Gefilden).Es gibt eben Dinge, die werden immer bleiben wie sie sind. Egal wie oft ich mir schon das Bein verbrannte oder den kostbaren Energizer auf der Fußmatte vergoss. (In abwaschbaren Zeiten doch alles kein wirkliches Thema. Jedenfalls nicht in meinem Wägelchen.)
Andere Dinge sind da nicht so robust.
Angefangen mit der Waschmaschine, die ich so kurz vor meiner Abreise noch bestückte und die mit einem Mal so seltsam laute Geräusche von sich gab, dass der Liebste mich schockiert fragte, was ich denn da in die Maschine getan hätte, bevor er zur selbigen stürzte. (Frechheit eigentlich, oder wie seht Ihr das? Als wüsste ICH nicht, wie man so ein Teil bedient!)
Und so kurz vor dem Ende dieses doch sehr anstrengenden, aufwühlenden, entscheidungsträchtigen Jahres bildete dies den Auftakt zu einer.. äh.. zerstörerischen Serie.
Als ich hier am Mittwoch bei der Jugend einkehrte, sah es hier derart schlimm aus, dass mir glatt der Mund trocken wurde. Hatte ich gerade doch noch den Jüngeren gelobt, indem ich meinte, er wäre der Ordentlichere von beiden, so wurde ich dieses Mal eines Besseren belehrt.
Schon Suse hatte im Vorfeld zu mir gemeint: "Bloß nicht schimpfen, Leben ist zu kurz" oder so ähnlich. Schimpfen. Es sind eh Hopfen & Malz verloren, die Jugend ist erwachsen. Außerdem: Es ist jetzt ihr Reich, sie müssen hier leben und schlafen. Ich reg mich nicht mehr auf. Stattdessen sehe ich nur noch zu, dass es da, wo ich mich zur Nacht niederlege, ordentlich ist - den Rest ignoriere ich inzwischen. So gut ich es kann, jedenfalls. Also ich versuchs.
Ich war dafür froh und dankbar, dass in diesem Haushalt nicht auch wieder etwas entzwei gegangen war. Vor allem nichts, das ordentlich Geld kostete.
Bis gestern Abend. Erst fuhr mir so eine dusselige Kuh aufs Auto. Dusselig, weil wir an einer Ampel standen - und sie nicht bemerkte, dass sie rollte. Und rollte. Und rollte - bis sie auf meinem kleinen Weißen aufsaß.
"Es tut mir so leid", meinte sie, "mein Auto ist ausgegangen."
"Dann ziehen Sie doch die Handbremse, Herrgott noch mal!" ging es mit mir durch.
"Das ging ja nicht! Das ist ein Automatik, wenn der ausgeht, geht da gar nichts mehr."Ich hab noch nie einen Automatik gefahren, ich weiß es nicht, kann mir aber nicht vorstellen, dass eine Handbremse nicht mehr bedienbar sein soll. Aber Hauptsache, ein großes, fettes Auto fahren - und es dann nicht bedienen können - sowas habe ich ja zum Fressen gern!
Sie hatte nur Glück, dass ganz offensichtlich nur das Nummernschild eingebeult war. Sie gab mir ihre Kontaktdaten: "Rufen Sie mich an, wenn doch noch irgendwas sein sollte, dann regulieren wir das natürlich." Da isser nun so klein, der Weiße, und das ist jetzt schon der zweite Schnitzer, den er hinnehmen musste. Der erste war ein Parkschaden so kurz vor dem Umzug - und da war ich schon echt dankbar, dass der Verursacher sich gemeldet und nicht klammheimlich vom Acker gemacht hatte.
Und heute? Beichtet mir Junior II, dass sein Handy kaputt ist. Er besitzt es gerade mal ein gutes halbes Jahr, dafür hatten wir extra den Vertrag verlängert, den er von mir gesponsert bekommt. "Spider App" nennt der Liebste den Schaden - und ich, ich könnte heulen. Wie kann man ein Handy in die Arschtasche der Jeans stecken und sich dann draufsetzen?? Wie kommt man auf so eine Idee? "Das habe ich doch immer so gemacht!" verteidigte er sich. "Dann gehört dir noch nachträglich was hinter die Ohren gesemmelt!"
Mal abgesehen davon, dass seine Jeans auch in diesem Bereich um ihn herumschlackern (dieser Glückskeks) - so bietet er sich doch dankbar an, dass man ihm wahlweise Handy und / oder Geldbörse klaut? Gerade jetzt auch im Gewusel auf dem Weihnachtsmarkt? Wie kann man nur so... so... blauäugig sein? Jedenfalls ist es jetzt nicht mehr am Arsch, sondern ist in Arsch - ja, ich MUSS das jetzt so drastisch formulieren, weil mir einfach danach ist und weil mein Frust ja auch irgendwo raus muss. (Hat meine Schmerzärztin mir vor Jahren gepredigt, als sie mich fragte, wie ich denn Frust und Ärger kompensiere, was ich dann tu und ich wahrheitsgemäß antwortete, dass ich die Musik brechend laut aufdrehe. "Und dann? Was noch?" - "Nichts 'und dann'. Nach ein paar Titeln ist die Wut verraucht." - "Aber so lassen Sie ja nichts raus." - "Hm. Ja also manchmal schmeiße ich auch was." - "Und was?" - "Keine Ahnung. Irgendwas. Irgendwas, das nicht kaputt geht und niemandem weh tut, wenns ihn trifft." - "Aha. Na ja. Na dann... Typisch.")
Ich denke noch heute oft an sie, in so verschiedenen Situationen, und dann denke ich mir so, dass sie gewiss ihre Freude an mir hätte. Bzw. an meiner Entwicklung, die ich seither gemacht habe. Doch, ich denke schon. Immerhin bedauert der Liebste öfter, dass ich nicht mehr so ruhig und sanft und lieb bin wie ich das mal war. Vor elf Jahren. (Manchmal unterstellt er mir bestimmt, ich hätte mich nur verstellt, um ihn "einzufangen" und später dann mein wahres Gesicht gezeigt. Aber ich schwör, dass ich damals wirklich so war. Und heute bin ich eben... anders.)
Am 22. muss ich wieder zum Zahnarzt. Ich wohne ja jetzt in M und musste mir also eine neue Zahnfee suchen. Die Bestandsaufnahme selbst - die klang gar nicht soooo schlimm, aber ich vermute, das lag an den ausschließlich lateinischen Begriffen, mit denen die so um sich warf. Ich versteh ja nix davon. Es klang dafür weniger bedrohlich als sonst. Und ich glaubte auch, dass der Termin am 22. ähnlich entspannt werden würde. Immerhin - so kurz vor Weihnachten.
Doch seit gestern weiß ich, dass es da einen Problemzahn mehr gibt. Es ist nichts zu sehen, im Gegenteil, der sieht noch richtig schön.. äh... jungfräulich aus. Aber beim Draufbeißen geh ich an die Decke.
Das wird noch lustig, ich ahne es.
Und zu guter Letzt: Das versprochene Paket mit den Weihnachts- und sonstigen Deko-Artikeln ist nicht eingetroffen. (Ihr erinnert Euch? Impressionen.de? Erst bestätigen sie mir die ausgesuchten Sachen und dann schreiben sie zwei Tage später, dass manches leider doch vergriffen sei.) Bekam ich jedenfalls heute Nachmittag eine E-Mail, man würde alles bis Dienstag nachliefern. Das will ich auch schwer hoffen, denn am Mittwoch fahre ich wieder zurück nach Hause - und komme auch erst im Januar wieder. Ich will jetzt auch einfach gar nicht darüber nachdenken, wie ich reagiere, wenn sie es nicht bis Dienstag nachliefern. Ich WILL jetzt einfach davon ausgehen, dass die ihr Wort halten. So unzuverlässig habe ich die gar nicht in Erinnerung, ganz im Gegenteil!
Junior I schaute mich jedenfalls ziemlich nachdenklich an, wie ich da in der Küche stand und mir wutentbrannt erst mal einen Kaffee zur Entspannung zubereitete. Er packte gemächlich eine Zigarette aus und bevor er hinaus auf die Terrasse ging, schmunzelte er: "Hier, willste auch mal eine? Vielleicht sollteste ja einfach mal eine rauchen, wirste ruhiger."
Hat man da noch Worte?
Ich bleibe beim Kaffee und hoffe auf anständigere Zeiten.
4 Kommentare:
Na, immerhin bist Du auf einem guten Weg, wenn Du Deine Wut jetzt besser rauslassen kannst und der Jugend nicht mehr hinterher räumst.
Das mit dem Smartphone in der Tasche und sich drauf setzen, ist ein Witz, oder? Man setzt sich doch nciht auf das Smartphone! Also dem würd ich kein neues bezahlen. Vielleicht ist er vorsichtiger, wenn er es sich vom Mund absparen muss. Ich weiss, das klingt hart, aber wenn man so fahrlässig mit seinen Sachen umgeht, kennt man ihren Wert wohl noch nicht.
Wie gut, dass der Unfall "nur" ein kleiner war. Trotzdem ärgerlich. Die gute Frau klang ziemlich überfordert. Ich kenne mich mit Autos ja nicht aus, aber kann das wirklich so sein, wie sie sagt? Ich hege gerade Zweifel, ob die Gute nicht ihr eigenes Unvermögen aufs Auto geschoben hat.
Naja, Hauptsache ist, Dir ist nichts passiert :-)
Hoppla, da ist ja was los! Und wie es oft ist mit leichten bis mittelschweren Widrigkeiten - wenn man's hinterher erzählt, hat Manches echten Unterhaltungswert. Vielen Dank für die schwungvollen vorweihnachtlichen Skizzen - da fühlt man sich mit den eigenen Missgeschicken nicht so allein. : )
Liebe Grüße
Nicola
Liebe Frau Ziggenheimer, für mich bist du bald nicht mehr die Frau mit dem roten Kleid... sondern die mit dem Kaffeebecher zwischen den Oberschenkeln. ;))
Murphy hat's aber gerade auf euch abgesehen, oder? Tief durchatmen, Musik laut aufdrehen (ich finde schon, dass das hilft) und immer dran denken: Das geht vorbei und dann sucht sich Murphy einen neuen Spielplatz.
Also @Smartphone muss ich leider gestehen, dass ich... na ja... das ist natürlich extrem blöd gelaufen, aber das könnte von mir sein. Und meine Hose schlackert nicht am Hintern. Manchmal ist man halt ein wenig verpeilt... *blush*
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