Wenn ich seit meinem letzten Post noch nicht wieder schrieb oder auf Kommentare antwortete, lag das einzig und allein daran, dass ich mich wieder im Reich meiner Jungen befinde. Genauer gesagt: im Spagat zwischen Office vor Ort und einer eigentlich süßen Zweizimmerwohnung, die von der Jugend beherbergt wird und die es gilt, innerhalb der 3 Tage, die ich hier verweile, stets wieder in diesen "süßen" Zustand zurückzubringen.
"Lass doch die Jugend das machen", höre ich oft und inzwischen nicke ich dazu und fühle vor allem auch: Ja, solln se.
Fakt ist jedoch, dass ich gestern Abend, als ich mich nach dem Abendessen gemütlich ausbreiten und ein wenig in die Ferne schauen wollte, feststellen musste, dass eben dies nicht ging: Nach ungefähr zwei Stunden des Probierens, Sendersuchens und Kanal einstellens blieb nur noch die Vermutung, dass die Empfangsstörung der digitalen Sender auf einem Defekt des Antennenkabels beruhen kann. Zumal Sohnemann I in seinem Zimmer alle Programme wie gehabt empfängt - nur Sohnemann II nicht. (Nur wenn Sohnemann I seine Playstation knechtet, egal ob ich da bin oder nicht, hab ich leider nix davon, dass er alle Sender empfängt.)
Ja und irgendwie muss ich mich ja dann auch beschäftigen, zumal ich nicht müde genug war fürs Zubettgehen.
Ungeachtet dessen habe ich mir Eure Kommentare zu meinem letzten Post sehr aufmerksam durchgelesen und möchte hier noch mal etwas zusammenfassen, um vor allem eines deutlich zu machen:
Ich als Privatmensch, als eine Frau, die nicht von sich behaupten würde, dass sie sich politisch auskennt (auch wenn ich mich dafür interessiere), verwahre mich dagegen, mit Pegida in einen Zusammenhang gebracht zu werden - und ich lehne das, was da hinter deren Fassade steckt, absolut ab.
Genauso bin ich IMMER dafür, Menschen in unserem Land willkommen zu heißen, die entweder auf der Flucht sind oder selbst einfach nur den Wunsch hatten, ihr Land zu verlassen, selbst wenn "nur" aus wirtschaftliche Gründe der Anlass waren. Was Grauen des Kriegs bedeuten, hat meine Generation hier in Deutschland Gott sei Dank nicht mehr erfahren müssen - und mittlerweile bete ich fast täglich darum, dass das auch so bleibt! Es erschüttert mich, wie wenig das Leben eines Menschen gewürdigt ist und wird, wie wenig zufrieden der "satte" Mensch ist, der immer noch mehr will - und was er dafür in Kauf nimmt.
Ich persönlich denke, dass die meisten derer, die z. B. in Dresden mitgelaufen sind, gar nicht gegen den Ausländer an sich sind. Es macht jedoch einen Unterschied, ob ich pro Jahr 500 oder 500.000 Menschen willkommen heiße. Da muss ich doch einen Plan haben, wie ein Miteinander auch wirklich gelebt werden kann! Es muss doch klar sein, nach welchen Regeln hier miteinander gelebt wird - und dass es immer das Gastgeberland ist, das diese Regeln vorgibt. Es stellt sich doch gar nicht die Frage, OB ich jemandem helfe - es stellt sich doch aber ab einer Größenordnung die Frage, WIE diese Hilfe aussehen kann? Inzwischen ist für mein Empfinden jedoch die Stimmung derart hochgeheizt worden, dass man sofort, kaum dass man hinterfragt oder überhaupt Fragen stellt, in eine Ecke bewertet oder auch gedrängt wird, die man überhaupt nicht vertritt und die man vor allem auch ablehnt!
Und wenn ich sage, dass mich Pauschalierung auch im Hinblick auf Pegida zu nerven beginnt, dann meine ich NICHT die Pegida selbst bzw. deren Initiatoren - sondern ich meine die Tausenden Menschen, die da mitgelaufen sind, weil sie durch diese ich-habe-keinen-Plan- und dieses nicht-Stellung-beziehen-und-vertreten der Politik vor allem eines sind: verunsichert! Es muss einen doch stutzig machen, dass innerhalb kürzester Zeit Tausende (!!) Menschen auf die Straße gehen - Tausende, die weder rechts denken noch fühlen und die nicht alle hirn- und meinungslos der Schlachtbank hinterherlaufen!
Es ist immer so einfach, etwas zu verurteilen, anstatt etwas ernst zu nehmen, die Gründe herauszufinden und sich damit auseinanderzusetzen! Nicht alles kann man aussitzen, verdammt noch mal!
Und so ist es auch gar nicht hilfreich, wenn die Politiker losschreien "Schande über euch Demonstranten!", denn das ist nur blankes Ablenkungsmanöver vom eigenen Versäumnis! Anstatt drei Jahre darüber zu sinnieren, WANN man die Maut denn nun einführt trotz Merkels Aussage "In meiner Amtszeit wird es keine Maut geben!", hätte man sich viel mehr einer Integrationspolitik zuwenden müssen, die transparent und nachvollziehbar bleibt, damit eben nicht durch fragwürdige Medien und Institutionen ein Fremdenhass geschürt und ihnen erst gar nicht Raum und Stimme gegeben wird!
Der Mensch aus einem fremden Land ist doch gar nicht das Problem - jedoch auf ihn ist diese ganze Scheiße projiziert worden. Er wird verantwortlich gemacht dafür, was die hauseigene Politik hier versäumt hat, warum die Menschen hier immer unsicherer wurden.
Mehr möchte ich jetzt zu diesem Thema nicht mehr sagen - ich hoffe und wünsche mir nur sehr, dass wir alle klug genug sind, Lösungen zu gestalten und dass es nicht zu Eskalationen kommt. Mein Sohn hat mal zu mir gesagt, dass er unheimlich froh und dankbar ist, dass er hier in Deutschland lebt, wo es keinen Krieg gibt, wo er sich wohl und sicher fühlen kann. Ich bete darum, dass das bitte immer so bleiben möge! Und erinnere mich an einen Spruch aus meiner Schulzeit:
"Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin."
8 Kommentare:
Du erklärst Deine Einstellung noch mal? Ach Mensch, dabei fand ich den vorigen Post schon super.
Ich glaube auch, dass die meisten Menschen dieses Thema ganz ähnlich sehen (ich hoffe es doch mal). Da ist doch auch nichts schlimm dran, oder? Wieso ist es negativ, die Dinge erst mal zu durchleuchten, zu hinterfragen? Wie soll man ein für alle Beteiligten annehmbares Ergebnis erlangen, wenn man sich mit der Situation nicht ordentlich auseinandersetzt?
Liebe Frau mit rotem Kleid, die Kaffee liebt,
Apfel-Mango-Chutney als Dessert klingt zwar lecker und weitaus unverfänglicher als politische Themen. Aber Deine Gedanken und das Hinterfragen ... wirklich super. Und mutig, denn meist verstehen die Menschen nur das, was sie verstehen wollen ... und schwupps, bekommt man einen Stempel aufgedrückt, der gar nichts mit einem zu tun hat ... (*seufz* und genau das ist der eigentliche und sich so heftig festbeißende Punkt bei dieser Sache ... schwierig, schwierig)
Ich freue mich jedenfalls sehr, dass Du mich gefunden hast! ;0)
Alles Liebe,
Sonja
Chapeau. Ich möchte Dich für diese Zeilen nochmal drücken, umarmen und einfach Danke sagen :-*
Und ich als Privatmensch habe deine Posts sehr aufmerksam gelesen. ;)
Aber das Thema ist so vielschichtig, dass ich gar nicht erst versucht habe, in so einem winzigen Kommentar irgendwas dazu zu sagen. Irgendwie haben mir die Worte gefehlt. Nur so viel: Ich finde es gut und richtig, die Dinge zu hinterfragen - egal, worum es geht - und wer mir das verbieten möchte, wird seine Gründe dafür haben. Ebenso wichtig ist es zu schauen, wer mich wofür instrumentalisieren möchte, denn selbstverständlich lasse ich mich nicht vor den Karren von jemandem spannen, der mir zutiefest zuwider ist. Und Posts wie deine (und einige andere auch), haben dazu beigetragen, dass ich mich da mal intensiver eingelesen habe. Und das war gut so. Danke dafür. ;)
Ich umarme dich.
Suse
Es gibt keinen Grund zu ergänzen. Du hattest alles klar und deutlich formuliert ;-) Danke trotzdem.
Ich danke Euch für Eure Kommentare. Privat, also außerhalb des Blogs, war ich gefragt worden, ob ich denn gut fände, was da z. B. in Dresden passiere, ob ich nicht auch der Meinung sei, dass ein Deutscher andere Zeichen setzen müsse - und ob ich mit Pegida sympatisiere. Das wurde ich nicht alles von nur einer Person gefragt - und es hat mich schon ein bisschen aus den Socken geschossen: Ich nahm schon auch an, ich hätte mich deutlich positioniert?
Darum mein Nachtrag.
Tja, die Fallstricke des Schreibens. Das, was man ausdrücken möchte und eigentlich auch verständlich dargelegt hat, wird doch ganz anders aufgefasst. Manchmal erstaunlich, was ins Geschriebene reininterpretiert wird. Und zu deinen Texten: Ich hab da nirgendwo rausgelesen, dass du mit der Pegida symphatisierst. ;)
Liebe Sonja, jetzt schreibe ich zum 5. Mal den Kommentar (das ist übrigens ein entschiedener Nachteil des iPads: Einmal zu oft/ zu schnell die Korrekturtaste gedrückt, verschwindet alles.
Jetzt sag ich einfach nur noch: Herzlich Willkommen hier bei mir - ich hoffe, dass es JETZT wenigstens stehenbleibt.
Liebe Anna, ich suchte den Fehler zuerst bei mir: Manchmal ist mein Kopf so voll, die Gedanken zu sehr kreuz und quer, dass ich so viel sagen will - und dann verlier ich mich. Stelle oft im Nachhinein fest, dass ich viel gesagt, aber nicht das gesagt hab, was ich eigentlich wollte ;)
Aber wenn Ihr mich hier gleich richtig verstanden habt, kann es so konfus doch nicht zugegangen sein :)
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