Dienstag, 7. Juli 2015

In der Ruhe liegt die Kraft

Inmitten des Verweilens und zur Ruhe findens bin ich doch manchmal leicht irritiert, wie schnell die Tage vorüberziehen. Ich kann mich kaum mehr dran erinnern, an dieses Gefühl, als die Zeit dröge dahinzog und Tage nicht vergehen wollten. Passiert denn wirklich sooooo viel - oder kommt es einem nur so vor? Vermutlich letzteres, auch wenn jeder Tag irgendwie vollgepackt scheint. Durchaus denkbar, dass dies aber vor allem eine Kopfgeschichte ist.
Seit einer Woche bekommt Sohn ein Schilddrüsenmedikament. Zwei bis vier Wochen sollen vergehen, bis eine Wirkung spürbar werde, so stehts im Beipackzettel. Nebenwirkungen: nur was mit Hautausschlägen und irgendwas mit Blutplättchen. Also zumindest nichts, das - ganz wichtig -  seine Fahrten mit dem Auto behindern würde. Und nun warten wir mal ab, was da kommen wird. Es war die Mama des Liebsten, die beim gemeinsamen Eisessen vergangene Woche feststellte: "Man sieht schon bisschen einen Kropf." Wenn das nicht wieder zurückgeht, ist das nicht dramatisch: Es fällt nur demjenigen auf, der sich mit sowas auskennt. Das Wichtigste ist, dass ihm nunmehr geholfen wird - und dass er jeden Morgen an die Einnahme dieser kleinen wichtigen Pille denkt. Es war der Große, der sich erst einen Eisbecher für Zwei schmecken ließ und anschließend noch einen Eisbecher mittlerer Größe orderte. Wo der das alles hinisst, ist ja mittlerweile klar, trotzdem könnte ich ihn glatt um diesen Umstand beneiden wollen: essen bis zum Platzen - und kein Gramm zunehmen.
Und ich selbst... Vergangene Woche, kaum den Highway erreicht, blieb ich mit dem kleinen Weißen liegen: Die Nothaltebucht just gerade noch erreicht, nur leider weit und breit keine Notdurftstätte in Sicht. Das kann ziemlich desaströs enden, wenn man trotz umgehend alarmierter gelber Engel immer noch satte eineinhalb Stunden in der heißen Sonne steht, trotz kurzem Flatterkleid ein kleiner Rinnsal die Rückenmitte hinabläuft (örks!) und der einzig mögliche Platz, sich versteckt in einen Busch zu schlagen, von einer Horde Brennesseln umzingelt ist. Keine Chance für mich, immerhin hatte ich bei schätzungsweise 36 Grad weder eine lange Hose noch geschlossene Schuhe dabei. Und außerdem: Den blanken Mond in die Nesseln gehangen, hätte mich obendrein auch beim Liebsten in Erklärungsnöte gebracht!
Nach diesen eineinhalb Stunden jedenfalls erreichte mich der Anruf einer Werkstatt: "Mir san sechs Kilomeder von Ihnen entfernt, schaffens noch bis hierher?" - "Äh... Keine Ahnung! Es ist irgendwas mit der Bremse." - "Könnens no bremsen?" - "Bis zum Stehenbleiben gings noch, keine Ahnung."
"No dann versuchens, mir können Sie auch holen, aber dann dauerts no a Stund!"
Noch ne Stunde in der brütenden Hitze und ohne die Möglichkeit der Notdurftverrichtung - nee. Also wirklich: ganz klares Nein. Egal wie, ich musste es in diese Werkstatt schaffen. Hab ich auch - nur um dann dort auch noch mal ne Stunde in einem Korbstuhl zu sitzen, der aus meinem ursprünglich weißen Kleid eins mit interessanten Flecken machte. Und ich durfte dann weiterfahren mit einem Auto, von dem ich mir nach dem schweren Unfall 2006 geschworen hatte: nie wieder ein Corsa! Eine Alternative gabs aber nicht bzw. wäre die unverhältnismäßig teurer geworden - und vierhundert Kilometer Fußmarsch liegen mir auch nicht wirklich. Also habe ich mich getraut, und außerdem war ja dieser Corsa schon ein Stücken neuer als der damalige. Wir entwickeln uns ja alle weiter mit den Jahren, warum also nicht auch ein Vehikel? Immerhin hatte auch der einen Klinkenstecker - das versöhnte mich schlussendlich mit allem, auch mit der Wartezeit, die mich dafür neue Pigmente haschen ließ, und mit einem verdreckten Kleid, das ich ja auch wechseln konnte.
Der Liebste war ziemlich erbost, dass man mich da so sitzenließ und wollte sich zunächst beim ADAC und dann in der Werkstatt beschweren. Ich hab nur abgewunken: "Ach was, kein Stress, Hauptsache, ich komm heute noch hier weg und heil nach Hause."
Und so wars dann auch.
Und das ist die Hauptsache.
"Wie lange sind Sie Freitag in der Werkstatt? Wegen Rücktausch?"
"No bis drei. Maximal."
Hui!
"Und ist Samstag jemand da?"
Der hätte mich fast ausgelacht: "Am Samstag net, da is hier kana!"
Ich glaube, da liefen die Uhren sogar rückwärts! Und das in der heutigen schnellen Zeit?
Aber heißt es nicht sowieso: "Wer's eilig hat, soll langsam gehen"?


2 Kommentare:

Matilda hat gesagt…

Du bist in Bayern. Da wird nur Mo-Fr gearbeitet. Und Freitags nur bis aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaalerhöchstens 14 od. 15 Uhr. Man hat ja schlie´ßlich sonst von 8 bis 17 Uhr auf. Samstags arbeiten? Niemals. Never-ever. Damit muss man sich hier abfinden.

Aber die Rechnung für die Reinigung - die würde die Werkstatt von mir noch geschickt bekommen.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Jetzt muss ich lachen: Da ist echt was dran :)
Ach das Kleid hat meine Waschmaschine auch wieder hinbekommen, sieht man nix mehr. War halt nur schade, weils mein Lieblingskleid war und ich es nun nicht mehr ausführen konnte ;)