Als ich am Dienstag durch das halbe Land fuhr, glaubte ich, ich würde spinnen. Hier war fast Frühling, entsprechend meine Kleidung. Unterwegs dann Schneetreiben über die Straßen hinweg, Schneeregen, Sturm - und als ich das Ziel erreichte, sprang ich bei herrlichstem Sonnenschein in meinen leichten Canvas-Turnschuhen aus dem Auto und begrüßte einen wundervollen Frühling, einen herrlich blühenden Kirschbaum und entwickelte eine solch erstaunliche Energie, die ich dann angesichts der Jungen-Behausung auch spontan umsetzte.
"Du musst das doch nicht machen", verdrehte Sohnemann I die Augen.
"Weiß ich", entgegnete ich fröhlich, "aber auch in den zwei Tagen will ich mich wohlfühlen und nicht zwischen leeren Flaschen, Stinksocken und Süßkrampapier schlafen."
Außerdem entdeckte ich bei dieser Aufräumaktion Sohnemanns Kassenbon für das defekte Headset. Ein Headset für immerhin 99 Euro.
"Du hast das immer noch nicht umgetauscht? Hast du zuviel Geld?"
Und ich entdeckte von Sohnemann II den Antrag auf Fahrtkostenzuschuss über immerhin 80 Euro - Abgabeschluss 2. Mai.
Sagte ich schon, dass ich die digitalen Zeiten mit ihren Erfindungen von digitaler Unterschrift und so liebe? Was man heutzutage alles gerade noch so regeln kann in Abwesenheit anderer....
Und dann war er wieder da, der "Kleine", geschafft nach einer Woche Biwak mit allem Drum & Dran, müde und k.o. - und dann hing er an meinem Hals "Ich bin echt froh, dich mal wiederzusehen."
Vier ganze Wochen hatten wir uns nun nicht mehr gesehen und je mehr wir darüber nachdachten, umso mehr erschloss sich uns, dass wir so lange noch nie voneinander getrennt gewesen waren.
Hier spürte ich einmal mehr dieses unsichtbare Band zwischen uns, so wundervoll stark und eng, und als wir uns am Abend voneinander verabschiedeten, ich wieder die Heimreise antrat, da fand ich, dass die Zeit mit ihm, so privat mit beiden Söhnen, irgendwie viel zu kurz gewesen war.
Wir hatten uns so viel zu sagen, so viel zu erzählen, während ich nebenbei Essen zubereitete und die Waschmaschine gemütlich grummelte. Irgendwie finde ich immer wieder, dass das Rummeln der Waschmaschine ein so wunderbares Gefühl von einem Zuhause vermittelt, in dem es warm, ordentlich und eben gemütlich ist. Wo es nach frischgebackenen Keksen, Kaffee und Tee atmet und der Junge seinen Kopf auf meinen Schoß bettet, er erzählt und beinah einschläft dabei.
Das sind genau die Momente, die ich so liebe, die nur den Jungs und mir gehören, in denen sie mir erzählen, wozu man in der Hast des Tages einfach nicht kommt, an die man nicht denkt, die man auf später verschiebt.
Ihnen mit fünf gespreizten Fingern durch das Haar zu fahren, während sie erzählen.
In einer Woche beginnt die Schießausbildung - für zwei Wochen.
"Diesmal mit scharfer Munition", sagt der Junge und er sagt auch, dass er Respekt davor hat.
"Da gibts schon Leute, die ziemlich konfus und unsicher sind. Wenn die die Knarre nicht richtig halten oder vor Schreck damit rumfuchteln, dann gute Nacht. Uns wurde von den Ausbildern schon gesagt, dass immer mal was passieren kann und auch passiert ist."
Ich habe sie an mich gedrückt, sie alle beide.
Ich bin nicht bereit, auch nur einen von beiden herzugeben. Für keinen Wahnsinn dieser Welt.
"Was auch immer du machst und was auch immer du tun willst - versprich mir nur, dass du immer auf dich aufpasst. Dass ihr auf euch achtgebt", sagte ich.
Im Herbst wird er sich erneut bei der Polizei bewerben.
Dass er in der letzten Runde - im Arztcheck - rausflog, weil sich sein Puls nicht innerhalb einer bestimmten Zeit auf einen bestimmten Wert korrigierte, sieht er nunmehr eher sportlich: "Wenn man eins beim Bund bekommt, dann Kondition. Das merke ich schon jetzt. Dann habe ich sicher bessere Chancen beim nächsten Mal."
Mir ist alles recht.
Solange es ihnen gut geht und sie glücklich sind.
"Mama don't cry"
2 Kommentare:
Das liest sich total schön. Es ist eigentlich egal, wie "groß" sie sind - man macht sich immer Sorgen und möchte, dass es ihnen einfach nur gut geht. Ich bin zwar keine Mama, aber mein Neffe, den ich mit groß gezogen habe, hat morgen sein Praktikum und wenn das klappt, bekommt er da eine Ausbildungsstelle und ich bange hier total mit. Er ist auch schon 23 und er hat schon einiges mitmachen müssen, was nicht schön war - da hofft man dann nur noch, dass es endlich Berg auf geht :)
Oh Mann... der Spruch "Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen" passt echt. :( Je größer die werden, desto mehr lernst du, dass du einfach nur vertrauen und auf das Gute hoffen kannst. Sonst wirst du ja verrückt. Der Junior hat gestern beiläufig erwähnt, dass er vielleicht den Motorradführerschein machen möchte. Ich war... entzückt. ;)
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