Sonntag, 19. Februar 2017

Vielleicht. Vielleicht auch nicht.


Als ich als zweites von drei Kindern geboren wurde, so erzählte mir meine Mutter, war sie nur wenige Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus irritiert: Öffnete ich die Augen, konnte sie in dem einen keine Iris, geschweige denn überhaupt irgendetwas erkennen. Alles war rot und gelb.
Also packte sie mich ein und stellte mich auf der Notfallstation des Krankenhauses vor.
Der öffnete meine Augen, schaute hinein und sagte: "Ja mein Gott, da ist halt bisschen Fruchtwasser ins Auge gekommen, bisschen entzündet, kein Grund, Theater zu machen."
Wer meine Mutter kennt übrigens, weiß, dass gerade sie jemand ist, den nichts so schnell aus der Ruhe bringt, den ich selbst auch nie irgendwie aufgeregt oder gar hysterisch erlebt hätte. Und dass sie auch jemand ist, der erst dann einen Arzt aufsucht, wenn der Arm oder das Bein, das schmerzt, schon halb abgefallen ist. 
"Ich dachte nur, nicht dass sie erblindet, das sah so gefährlich aus", so in der Art rechtfertigte sich meine Mutter, latent eingeschüchtert und der Arzt fragte sie: "Was sind Sie eigentlich von Beruf?"
"Erzieherin."
"Ach, Pädagogin also. Na das erklärt ja auch alles, die übertreiben sowieso immer."

Pädagogen-Kinder, so hieß es früher, seien die am schlechtesten erzogenen Kinder. Woher diese Auffassung kommt, kann ich gar nicht sagen. Wir sind drei Kinder, zwei Jungs, ein Mädchen. Jeder von uns ist seinen individuellen, aber mehr oder minder geradlinigen Weg gegangen. Zumindest empfinde ich das so.
Mein jüngster Bruder war der erste von uns dreien, der die Scheidung von seiner Frau einreichte.
Ich war die zweite.
Mein großer Bruder "folgte" uns nur zwei oder drei Jahre später.
"Da hast du wohl in der Erziehung was falsch gemacht", ließ mein Vater sich unmittelbar danach sagen - und das ausgerechnet von jemandem, mindestens einmal geschieden, mindestens zum zweiten Mal verheiratet, mit einer Privatinsolvenz am Hals und diversen erfolglosen Jobs. Das an sich finde ich nicht ver- oder beurteilenswert - aber: Warum Menschen, die alle erst mal bei sich selber anfangen sollten, gerne mit dem Finger auf andere zeigen, über andere urteilen, ohne sich dabei um Umstände, Beweggründe oder sonstiges zu kümmern oder diese je erfahren zu haben, werde ich vermutlich nie verstehen, will ich aber auch gar nicht. Mich hat eher bestürzt, dass mein Vater sich so etwas sagen ließ.

Als ich zum ersten Mal schwanger war, habe ich mir keine Bücher gekauft über das "richtige" Verhalten in der Schwangerschaft, was darf ich, was sollte ich jetzt essen, trinken und auch nicht, bla bla. Auch Geburtsvorbereitungskurse habe ich nie besucht (ich muss gestehen, ich persönlich fand das irgendwie albern, mit mehreren werdenden Müttern und vielleicht sogar noch Vätern da herumzusitzen und zu liegen und mir da einen wegzuhecheln). Auch habe ich mir nie irgendwelche Erziehungsratgeber gekauft. Ehrlich gesagt, braucht man die auch gar nicht: Es gibt genug Menschen in jedem Umfeld, die einem sagen wollen, was man wie tun sollte und was nicht.
Ganz egal, ob es sich dabei um Pädagogen handelt oder nicht - es weiß sowieso jeder am besten und jeder ist am glühendsten von seiner eigenen Auffassung und Lebensweise überzeugt. Nur so und nicht anders hats zu gehen! Prinzipiell kümmere ich mich nicht um die Meinungen anderer, weil ich nicht deren Leben leben will, sondern mein eigenes. Nur wenn mir zugetragen wird, was über mich getratscht wird, dann ticke ich aus. Da kenne ich nix. So wie bei der alten Dame aus dem Erdgeschoss, die sich darüber mokierte, dass ich so viele Windeln in den Müll bringen würde - und ob ich zuviel Müll in der Küche stapeln würde? Und die davon ausging, dass ich die Windeln durch die Toilette verabschieden würde - woher schließlich sollte die Rohrverstopfung kommen? Als ich davon erfuhr, bin ich direkt von der letzten Etage bis runter ins Erdgeschoss marschiert und habe bei ihr geklingelt. Wie sie dazu käme, solche Aussagen im Haus zu tätigen - und dann hielt ich ihr eine von diesen Pampers unter die Augen (natürlich keine benutzte): "Wollen Sie ernsthaft glauben, dass man so etwas tatsächlich in die Toilette tun würde? Wollen Sie ernsthaft glauben, dass man so etwas auch nur versuchen wollte, runterzuspülen?" Sie war puterrot im Gesicht, ich war auf hundertachtzig.
"Ich habe doch nicht... Ich würde doch nie!..."
"Wenn Sie Fragen haben oder etwas wissen wollen, dann klingeln Sie doch einfach und fragen mich danach."
"Na ja, aber Sie.. Sie gehen doch fast jeden Tag zum Müllcontainer."
"Mein Baby produziert pro Tag etwa sechs Windeln, dazu die Nachtwindeln, soll ich mir die etwa alle in der Wohnung aufheben?" (Übrigens, wenn man Bio-Lebensmittel kauft, weil man so ökologisch wertvoll leben soll - wieso haben dann die Bio-Lebensmittel haargenauso viel Verpackungsmüll?)
An diesen Dialog erinnere ich mich noch so genau als wäre es erst vor zwei Tagen gewesen - und dabei ist es nun schon rund 25 Jahre her. (Wohin ich aber gestern die Nagelschere legte, verdammt, ich weiß es einfach nicht mehr!)
Wie genau die Leute einen beobachten und bewerten, ging mir spätestens dann auf, als es hieß, ich würde meine Wäsche verkehrt auf die Leine hängen. Ich weiß zwar nicht, was man da verkehrt machen kann, aber na gut, ich habe auch nie danach gefragt, wie es ihrer Meinung nach hätte richtig sein sollen.
Ich habe mich auch nie dafür gerechtfertigt, dass mein Baby den süßen Brei aus Gläschen bevorzugte - oder auch den selbst zubereiteten Grieß. Spätestens mit dem Entdecken von weichem Leberwurstbrot war diese Phase ohnehin vorbei. Und fürs Gläschen kaufen rechtfertige ich mich auch heute noch nicht. Diese Gelassenheit im Zeiteinteilen und diese Freude am Selbermachen hat sich bei mir eben erst entwickelt, als meine Kinder schon groß waren. Immerhin sind sie sogar groß geworden! Und physisch gesund, auch mit sehr gesundem Gebiss. Glaubt man ja gar nicht, oder?
"Jetzt kaufen Sie ihm doch das bisschen Schokolade", maulte die Oma an der Kasse hinter mir, weil das Kind im Einkaufswagen so einen Spektakel machte.
"Nö, mach ich nicht. Wissen Sie vielleicht, wie viel wir von dem Zeug zu Hause haben?"
Später, als er drei Jahre war, warf er sich nach meinem kategorischen Nein im Supermarkt auf den Boden und zeterte (gibts übrigens auch so eine herrliche Werbung dazu, finde ich klasse!) und ich zuckte die Schultern, stieg über ihn hinweg und schritt zur Kasse. "Du kannst ihn doch da nicht liegenlassen", meinte mein Ex-Mann irritiert, "die Leute gucken doch!"
"Ist mir doch egal. Er wird schon kommen, wenn er uns nicht mehr sieht."

Letztlich hatte ich aber auch nie den Anspruch an das Leben, immer alles richtig zu machen oder gemacht zu haben. Ich hab da einfach nie drüber nachgedacht. Ich habe mein Kind vergöttert, weil es mein erstes war, das ich mit 20 Jahren bekommen habe. Dafür war ich die Inkonsequenz in Person - bis sein Bruder auf die Welt kam und ich einfach keine Zeit mehr dafür hatte. Trotzdem sind meine Söhne erwachsen geworden, haben ihre Abschlüsse, ihre Wohnung, ihr Leben, sie haben ihre Vorstellungen, ihre Ziele, haben sich nie auf Kosten anderer bereichert oder profiliert, sie lieben ihre Familie und stehen zu dem Scheiß, den sie selber fabrizieren. Also ist aus ihnen ja doch etwas geworden? Trotz fehlendem Geburtsvorbereitungskurs, trotz fehlender Erziehungsratgeber und missachteter Meinungen aus dem Umfeld, trotz Gläschenbrei und Papierwindeln? Trotzdem ich sie beide nur je knapp drei Monate stillen konnte, was ich jetzt auch nicht so schlimm fand - auch wenn es praktisch ist, dass man das Essen immer dabei hatte? (Essen auf "Rädern" bekommt da irgendwie grad ne ganz neue Bedeutung ;)). Ich liebe meine Kinder, mehr denn je, aber ich hab sie trotzdem nicht mit in meinem Bett schlafen lassen (wenn sie sich morgens mit ihrem Teddy zu einem kuschelten, hey, das war was anderes!), das Basteln haben sie im Kindergarten gelernt und wenn ich mal in Ruhe putzen oder Wäsche machen wollten, haben sie eben die Teletubbies geguckt. Das gibt ja auch heute noch immer gleich einen Aufschrei "Waaaahhh, das Kind wird vor dem Fernseher geparkt!" Ja und, steh ich auch dazu. Wann soll man das sonst alles machen? Nachts, wenn die Kinder schlafen und man selber kaum noch die Augen offen halten konnte?
Nie werde ich das Beratungsgespräch vergessen, in dem ich Rotz und Wasser heulte und die nette Dame mir erst ein Taschentuch überreichte mit der Frage "Erzählen Sie mir doch mal von Ihrem Tag, vielleicht organisieren Sie sich ja nur falsch?" und am Ende der Geschichte wortlos, aber verständnisvoll ein Bestätigungsformular über den Tisch, "falls sich das nicht schon mit dem Entfernen der Empfängnisverhütung von selbst erledigen wird".

Vielleicht wäre mein Großer heute ein aktiver Fußballer, wenn wir sein Talent, seine glühende Begeisterung eher erkannt und entsprechend gefördert hätten.
Vielleicht wäre mein Jüngster nicht nach der 7. Klasse vom Gymnasium abgegangen, nachdem er dort eine Ehrenrunde hatte drehen müssen, die Kinderärztin nach seinen sich inzwischen beinah monatlich einstellenden Bauchschmerzen und Übelkeitsphasen bei wiederholtem befundfreien Blutbild anklingen ließ, dass das möglicherweise doch eher psychische Ursachen hätte und der Junge selbst schließlich befand: "Ich will nicht mehr aufs Gymnasium."
Vielleicht hätten beide Kinder heute ein Abi und ein Studium begonnen, wenn wir ihren Ehrgeiz mehr ge- und befördert hätten, anstatt uns jahrelang in einem schlechten Rosenkrieg auseinanderzusetzen.
Und vielleicht hätte ich tatsächlich Erziehungsratgeber lesen und mir fremde Meinungen annehmen müssen.
Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.
Stattdessen war ich der Überzeugung, meinen Kindern meine Wertvorstellungen von Respekt und Achtung mitzugeben, von einem Bewusstsein für die Schwächeren um uns herum und ihnen vor allem meine bedingungslose Liebe mitzugeben, die sich wiederum aber nicht darin ausdrückt, mein Leben lang auf ihnen zu hocken. Dass ich sie, wenn ich bei ihnen bin, bekoche und manchmal bebacke, ihre Wäsche wasche und bügle, das mache ich, weil es MIR Spaß macht. Und weil ich es nicht mehr jeden Tag tun muss ;)
Ich genieße es, dass jeder von uns sein Leben führt und wir trotzdem immer zusammen sind. Auch über die räumliche Distanz. Jeder geht seinen eigenen Weg und genießt, dass wir einander haben. So zumindest habe ich mir das auch immer vorgestellt. Auch ganz ohne Ratgeber.

17 Kommentare:

Clara Himmelhoch hat gesagt…

Du weißt doch: "Lehrers Kinder, Pastors Vieh, gedeihen selten oder nie!"
Das habe ich immer zu hören bekommen, denn ich war Lehrers Kind.
Schön, dass du dich nur wenig von anderen hast verrückt machen lassen.
Lieben Gruß von Clara

Herr B. hat gesagt…

Wer will sich denn überhaupt ein Richtig oder Falsch in der Erziehung eines Anderen anmaßen? Ich denke, bis auf wenige Ausnahmen gibt man doch immer sein Bestes, versucht, Fehler der eigenen Kindheit nicht zu wiederholen (um dafür andere zu machen), und darüber hinaus kann man ja trotzdem auch mal einen Rat annehmen, wenn er sinnvoll erscheint.
Die Situation mit dem schreienden Etwas kenne ich gut. Den bösen Rabeneltern-Blick der Leute drum herum muss man dann aushalten, aber der Lernerfolg fürs Kind stellt sich schnell ein!

Pyrgus hat gesagt…

Ach ja. Genau so war es. Und wenn mich nicht alles täuscht, ist es heutzutage noch so viel schlimmer. Heute gibt es fast nur noch Profis auf dem Gebiet der Kindererziehung. Und wehe, Eine aus dem Reigen tanzt mal aus der Reihe. Die wird platt gemacht und ist raus. "Rabenmutter".
Ich habe bestimmt auch nicht alles richtig gemacht. Bei mancher Erinnerung muss ich heute noch schlucken und klatsche mir vor den Kopf. Aber trotzdem oder gerade weil es so lief, wie es lief: Alle Drei sind supertoll auf ihre Art, und sie leben erfolgreich und glücklich.
Ganz lieben Gruß
Gabi

A. hat gesagt…

Komisch....obwohl ich sonst einen Ratgeber nach dem nächsten für mich kaufe, gab es nur einen Erziehungsratgeber (Anflug von Größenwahn?!?). Und der war für die Pubertät und den habe ich nur gekauft, weil überall Horrorstorys über diese schlimme, schlimme Zeit erzählt wurden- wollte also vorbereitet sein. ;D Nun ja. Ich habe das Ding grob überflogen und hätte es nicht gebraucht.

Rückblickend betrachtet habe ich sicher einige grobe Böcke geschossen und manchmal knallen hier noch immer beiderseits ordentlich die Türen, weil wir beide schnell entflammbar u. dickköpfig (aber nicht nachtragend) sind. Andererseits hat das offenbar nicht geschadet und ich hätte es am Anfang meiner "Mutterkarriere" kaum zu hoffen gewagt, dass wir mal ein derart gutes u. entspanntes Mutter-Sohn-Verhältnis haben würden. Möge das so bleiben... Die Erziehungsratschläge von anderen habe ich übrigens konsequent ignoriert und ich würde es wieder tun. ;)

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

@Clara: Genau, jetzt, wo Du es sagst, fällt mir der Spruch auch wieder ein :) Nö, verrückt machen nicht. Es hat mich einfach nie gekümmert, was andere denken. Nur Unwahres verbreiten darf keiner, wenn ich das mitkriege, gehe ich auch heute noch auf diesen Menschen zu und spreche es direkt an. Da kenn ich gar nix.

@Herr B.: Jahaha, das ist eine gute Frage - wer über Richtig & Falsch urteilen will? Ich bin echt froh, dass es zu der Zeit, als meine Söhne noch klein waren, kein Internet gab. Ergo kein Mütterforum. Ich weiß zwar nicht, ob ich mich da mit angemeldet hätte, ausschließen würd ich das aber auch nicht. Und ich bin mir seeeehr sicher, dass ich für viele - ums mit Annas Worten auszudrücken - selbst geschossene Böcke ordentlich geteert, gefedert und öffentlich angeprangert worden wäre. Insofern könnte ich mich zurücklehnen und sagen: "Gott sei Dank hab ich früher doch noch ruhiger gelebt" ;)
Es ist ja auch nicht so, dass ich gegen alles von außen immun gewesen wäre. Aber wenn mir jemand (gefragt oder ungefragt) einen guten Rat erteilt, muss mir die Freiheit zugestanden bleiben, dass ich jeden Blickwinkel mit betrachte, aber nur etwas mitnehmen kann, das auch zu mir bzw. meiner Lebensweise passt. Ich glaube nicht, dass man entgegen seiner eigenen Überzeugungen handeln kann. Jedenfalls ich kann das nicht. Ich halte nichts von der strengen Erziehung von ganz früher, wo die Kinder mit dem Rohrstock auf den Hintern oder die Finger geschlagen wurden und solche Geschichten. Ich halte auch nichts von der komplett gegenteiligen anti-autoritären Erziehung, wonach die Kinder alles tun und lassen und den Tagesablauf bestimmen dürfen und nur Zucker in den Allerwertesten geblasen bekommen. So weit kommts noch! Ich persönlich vertrete (ob nun bewusst oder unbewusst) tatsächlich die libertäre Lebensweise. Es muss Regeln geben, aber jeder soll genug Raum haben, sich entfalten zu dürfen.

@Gabi: Ja, genau das! Heutzutage ist man ja wegen allem gleich eine Rabenmutter - na holla die Waldfee! Und am schlimmsten sind die Mütter, die sich über ihre Kinder definieren, weil sie einfach keinen anderen Lebensinhalt haben. Aber nur, weil ich Mama geworden bin, habe ich nicht aufgehört, vor allem auch eine Frau und ein Mensch mit eigenen Bedürfnissen zu sein.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Hey Anna, Du bist Stier, oder? Ist es da nicht normal, dass es hitzig wird? :D Meine Mama ist ja auch Stier und mein Vater beklagt oft, dass die "immer mit ihren Hörnern quer durch die Wand geht" :D Sie kann das zwar leise und ohne Brüllen (im Gegensatz zum Papa), aber durch ist durch ;)
Aber ganz ehrlich: Erziehung hab ich mir auch nie zugetraut. Ich hatte ne scheiß Angst vor dieser Verantwortung und war mir überhaupt in gar nichts sicher. Nur war ich damals eben auch noch ganz schön unbekümmert und hab mir oft gesagt "Ach das wird schon alles werden". So denke ich zwar auch heute noch, nur bin ich nicht mehr so unbekümmert. Aber das.. ist ne andere Geschichte.

A. hat gesagt…

*hust* Ich bin Stier, ja. Und ich kann es mit u. ohne Brüllen. ;)

Was ich vergessen habe zu erwähnen: Habe mit 20 (kurz nachdem es mich aus privaten Gründen seelisch völlig aus der Bahn geworfen hatte) ja mal für 1 Jahr die Fachschule für Sozialpädagogik besucht. Der Super-Gau! Da hatte ich die miesesten Noten meines Lebens. Psychologie ne 4 u. Pädagogik ne 5. *g* Das hätte erziehungstechnisch also echt nach hinten losgehen können. ;)

Und ja, da sagst du was...diese Verantwortung... nur gut, dass ich da vorher gar nicht drüber nachgedacht habe. Wenn du das ständig im Hinterkopf hast, wirst du doch verrückt.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Also Pädagogik weiß ich nicht, wahrscheinlich wäre ich denen zu tolerant und zu wenig Leitfigur *lach* Aber Psychologie? Das ist nun wiederum was, das mich total fasziniert, das Thema ;)

A. hat gesagt…

Psychologie fasziniert mich auch. Sehr sogar. Aber manchmal bist du einfach zur falschen Zeit am richtigen(?) Ort. Und darum lese ich jetzt alle Psychoratgeber leer. *g*

Nelly aus Sachsen hat gesagt…

Ich finde es genau richtig eben sich nicht zu viel Gedanken zu machen und einfach zu machen. Es gibt immer etwas, was man hätte besser, anders oder sonst wie hätte machen können....na und?

gretel hat gesagt…

Ich bin vollkommen bei dir.
Mir ist das ein wenig suspekt, wie sehr heute das Bauchgefühl und der Instinkt zu verkümmern scheinen. Jede noch so kleine Problematik wird im Netz ausdiskutiert und abgesichert durch andere Meinungen. Dabei ist doch sowieso jedes Kind anders, wie kann denn dann ein Erziehungsratgeber helfen. Auch fördern ist nicht so meine Sache, das riecht schon nach fordern. Unterstützen ist mir lieber. Kinder werden groß - so oder so. Wichtig ist mir nur ein gewisses Vorbild als Mensch zu sein und Liebe - davon kann es nicht genug geben.
Für mich bist du eine tolle Mutter, mit vollem Herzen. Und wenn du schreibst, Erziehung hättest du dir nie zugetraut, dann finde ich das auf den Punkt gebracht. Ich denke, wir sind auch nicht da zur Erziehung, eher als Begleitung...
Lieben Gruß

A. hat gesagt…

Frau Ziggenheimer, bin übrigens gerade froh, dass wir (v)erziehend tätig werden durften, als es die Moms of Instagram noch nicht gab. ;)

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

@Nelly: Ganz genauso sehe ich das auch - es gibt immer irgend etwas. Ich habe aber auch für mich erkannt, dass ich Entscheidungen getroffen habe, die zu jenem Zeitpunkt für mich auch die richtigen waren. Das ganze Leben ist ein ewiger Prozess des Lernens und Verstehens, zumindest sehe ich das so. Und heute lächeln wir über das, was wir mit 15- 20- 30 alles so gemacht und entschieden haben - und stehen trotzdem dazu. Und das ist es eben, was ich auch Herrn Blau immer sage: "Natürlich höre ich mir deine (oder andere) Sichtweise(n) an, aber das heißt doch noch lange nicht, dass ich dann auch haargenau so handeln muss. Es muss doch auch zu mir passen. Der Weg, den du gehen würdest, muss doch für mich nicht auch der richtige sein." Ich höre mir eher alles an und nehme dann das daraus mit, womit ich für mich weiterkomme.
Dann kann ich auch nach 20 Jahren dazu stehen, dass ich sage "Okay, hätte ich damals anders machen können, habe ich aber nicht".

@Gretel: Weißt Du, was ich schon fast schlimm finde? Ich war ja selbst nie in einem Mütterforum und weiß demzufolge nur aus Erzählungen, wie die Mütter untereinander aufeinander losgehen. Da wird man ganz blass beim Zuhören! Mich erschreckt eher die Art und Weise, anderen Menschen regelrecht vorzuschreiben, wie man was zu machen hätte und dass man, wenn mans anders hält, keine richtige Mutter oder eben eine Rabenmutter ist.
Ein Kind zu haben ist wirklich das Wundervollste, aber auch das Schwierigste, was ich je an "Aufgabe" bekommen habe, und na klar sind mir früher auch die Nerven durchgegangen oder habe ich gedacht "Wenn der jetzt nicht aufhört zu schreien, dann spring ich ausm Fenster!" Irgendwann hab ich dann ganz von allein festgestellt: Je verrückter ich mich mache, desto nervöser reagiert mein Junge. Je gelassener ich bleibe, desto schneller kriegt er sich wieder ein. Na klar hat dieser Prozess ein paar Jahre gedauert und eher hat der "Kleine" davon profitiert - zumindest als sie kleiner waren.
Und ich sehe das genauso wie Du: Ich will meine Kinder eher begleiten und sie nicht in eine Richtung ziehen, von der ich denke, dass sie die einzig richtige wäre.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Anna, wow, da bleibt mir glatt die Spucke weg :D
Ich hab mir den Text durchgelesen und vor allem die Bilder angeschaut. Mein lieber Schwan! Bei mir war es immer ordentlich (hoffe ich) - aber wie aus dem Katalog sahs bei mir nie aus, weder das Kind noch die Wohnung. (Ich bin aber auch nicht der minimalistische Typ ;)) Und dann frage ich mich wirklich, was das bitte noch mit der Realität zu tun hat und ob es nicht auch genau das ist, was junge Mütter unter Druck setzt? Bzw. womit sie sich selbst unter Druck setzen? Da ist mir dann so ein Blog wie kiddothekid echt sehr viel lieber, weil es nicht nur die Realität zeigt, sondern einfach auch viel herzlicher rüberkommt. Ich kann mir nicht helfen, aber bei so "geleckten" Bildern wird mir eher immer e bissl wie kalt. Da friere ich.
Aber das ist auch nur meine Ansicht ;)

gretel hat gesagt…

@ Anna
Danke für den Link, is ja irre! Ich seh mich da ziemlich genau in der Mitte.

Herr MiM hat gesagt…

Menschen die einem erklären, wie man das eigene Leben aufzubauen und zu leben hat, haben a) zu viel Zeit und b) ist es oftmals, nicht immer, der Transfer des eigenen Maßstabes, den man selber nicht erreicht, auf andere zu übertragen.

Ich habe 3 Kinder... und bisher nicht einmal einen Ratgeber gelesen...

Nila hat gesagt…

Grins, ich bin auch Erzieherin. Und auch ich habe keinen besonderen Leitfaden in der Erziehung meiner 3 Kinder gehabt. Eigene Kinder zu erziehen ist sowieso ganz anders, als wenn man tagsüber ein paar Stunden auf fremde Kinder in der KITA aufpasst. Sozusagen Augen zu und durch war meine Devise von der ersten Tochter an. Und ja, es war nicht immer einfach. Doch mit viel Liebe, gepaart mit Instinkt und Selbstvertrauen, liesen sich so manche Rückschläge gut verkraften.
Wie heißt es so schön -> Perfekt ist keiner.
Un diejenigen, die Klugscheissen, die sollen erstmal alles "Besser" machen.
Meine 3 sind zumindest sehr gut geraten und ich bin stolz wie Oscar auf sie <3
Liebe Grüße
Nila