Montag, 26. Februar 2018

La Buerana Tropicana

Letzte Woche gondelte ich nach L. Das ist nichts Ungewöhnliches, schließlich mache ich das relativ regelmäßig. Ebenso ungewöhnlich ist nicht, dass es dort im Moment nicht wirklich einen Platz für mich gibt.
Meinen einstigen festen Platz überließ ich nach meinem Umzug von L nach M dem Azubi und inzwischen haben wir, weil eine von den Mädels uns außerdem in rund vier Wochen für die Dauer von Mutterschutz und Erziehungsjahr verlassen wird, seit Januar eine personelle Verstärkung. Was bedeutet: Das Office ist "voll", kein Platz für Leute für mich, die nur selten vor Ort sind und sowieso lieber von zu Hause aus arbeiten ("Sieh mal zu, dass du wieder nach L zurückkommst, dein Platz ist hier und wir brauchen dich hier!" - "Chef, fünf Tage die Woche ertrage ich dich gar nicht mehr.")

Eingedenk der zuvor sorgfältig studierten Wettervorhersagen brauchte ich mir dieses Mal auch gar nicht so viel einzupacken. Nicht mal ich als Frau. Zwei coole Strickpullover, einen Rock, eine Hose, Stiefel - thats it. Angesichts von Tageshöchsttemperaturen um minus 6 Grad (ich muss das Minus ausschreiben, sonst überliest das noch einer und wundert sich vielleicht ;)) braucht auch eine Frau nicht großartig zu überlegen, was sie anziehen soll: Hauptsache warm.
Mir wird ja gerne unterstellt: "Du brauchst doch gar nichts mehr zum Anziehen zu kaufen, du sitzt doch höchstens im Schlafanzug oder der Jogginghose am Schreibtisch."
Nun.
In den Sommermonaten könnte das vielleicht sogar durchaus mal vorkommen. Obwohl... Da eigentlich auch nicht, weil, da schlafe ich bevorzugt unbekleidet.
Und in den Wintermonaten - als wie jetzt - verkneife ich mir das angesichts von Zimmertemperaturen von maximal 19,2 Grad (ja, ich habe extra abgelesen, Herr Blau, falls Du das liest. Und sag nicht: "Du kannst ja höher drehen!" Verglichen mit einem ICE besitzt unsere Heizung die Mentalität allerhöchstens einer Bäderbahn!).
Aber ich muss sagen: Nach nunmehr 3,5 Jahren Home Office habe mich an diese Umgebungstemperatur gewöhnt. Zwar nicht für die Ewigkeit, aber ich weiß ja, dass irgendwann auch mal wieder Frühling und Sommer wird, auch wenn man sich das aktuell gar nicht vorstellen kann. Außerdem habe ich einen positiven Nebeneffekt festgestellt: Wenn der Körper permanent damit beschäftigt ist, mich bei Laune zu halten (also die Körpertemperatur konstant zu halten), dann kann das auch gut und gerne mal ein oder zwei Kilos kosten. Jedenfalls bei mir.

Nun kam ich also letzte Woche im Office an und wählte aus Ermangelung eines Platzes den im Nebenzimmer, weil dort eine von dreien erkrankt war. Die haben dort nicht nur eine riesige Palme stehen - die haben auch eine Zimmertemperatur von sage und schreibe 30 Grad. Ja wirklich, 30 Grad. Ich konnts gar nicht glauben. Aber wenn du ein Zimmer betrittst und hast das Gefühl, zugleich gegen eine Wand zu prallen; wenn du außerdem das permanente Bedürfnis nach Wasser trinken hast; wenn dir dein Lieblingsdeo irgendwann aussteigt und du heimlich duschen gehst (wozu installiert man eigentlich eine Dusche im Badezimmer, wenn die keiner nutzen darf??), wenn dir trotz allem irgendwann die Zunge am Gaumen anklebt und du das Gefühl hast, keine Luft mehr zu kriegen, dann.. muss auch mal die Frage erlaubt sein dürfen, ob man nicht mal ein wenig die Heizung runterregulieren könnte (Fußbodenheizung! Latenzzeit: 24 Stunden!) oder wenigstens mal das Fenster öffnen dürfte.
Zwei Paar Augen schauen dich etwas pikiert an: Wie jetzt? Du willst allen Ernstes bei Minusgraden das Fenster öffnen?
"Mädels... Ich kriege keine Luft mehr", greinte ich ein wenig, "aber was noch viel schlimmer ist: Mir zerläuft die Schokolade, weil ich sie so schnell gar nicht genießen kann!"
Außerdem bereute ich zutiefst, die Strickpullovervariante gewählt zu haben. Ausziehen ging aber leider auch nicht - hatte nur ein knappes Top drunter. Und ich sitze ja nicht NUR in diesem Büro. Beim Chef zwei Zimmer weiter friert man gerne auch mal im Strick - so wie hier zu Hause.
Kollegin II des Zimmers - wohlgemerkt: ihr Strick war noch dicker als meiner - wandte ein: "Findest du das zu warm? Was du nun wieder hast! Für mich könnte ruhig noch mehr."
Die andere schlug einen Kompromiss vor: "Über Mittag, wenn wir alle essen sind, machen wir mal das Fenster auf." Und bevor ich mich hätte freuen können: "Aber danach drehen wir die Heizung hoch!"
Unglaublich. 30 Grad im Büro, das ist doch nicht gesund. Erst recht nicht im Februar.
Wie soll man da arbeiten? Sich konzentrieren?
"Morgen komm ich im Bikini", beschloss ich. "Und meinen Kaffee lasse ich ab jetzt nur noch kalt werden, dann habe ich wenigstens sowas wie Eiskaffee."

Inzwischen sitze ich nun also wieder hier in meinem heimischen, latent unterkühlten Zimmerchen, einsam und allein an meinem Schreibtisch, genieße aber zugleich die himmlische Ruhe und vor allem, dass ich wieder atmen kann!
Glatt fühle ich mich erinnert an den Indien-Urlaub 2016: Wie bin ich da nach den 3 Wochen in Indien aus dem Flughafen München raus in die Eiseskälte gestürmt, nur um endlich mal wieder frische, klare, herrliche Luft atmen zu können! Und wie sehr habe ich DAS genossen! Ich! Ich, die nichts mehr liebt als Sommer, Sonne, Wärme, Licht und Farben! 30 Grad im Büro aber haben einfach nichts mehr mit Wärme zu tun, auch nichts mit tropischer Wärme. Da hilft auch deren überdimensionale Palme in der Ecke nix.

4 Kommentare:

Wonderful Fifty hat gesagt…

Hallo Helma, ich gehöre eindeutig zur Kategorie der „Warmduscher“ – mir kann es fast nie warm genug sein, während alle um mich schon jammern und schwitzen, sitze ich da und friere mir den A… ab. Hin und wieder schummle ich dann einen Heizstrahler unter meinem Tisch, damit zumindest meine Füße wieder auftauen.
Manchmal glaube ich, ich habe hier irgendwo einen Defekt, dass ich keine Wärme speichern kann. Die Kälte krabbelt bei mir unter den dicken Pullover, schmiegt sich an meine Haut und wandert dann weiter direkt bis zum Knochen. Meine Hoffnung ist jetzt nur mehr, dass irgendwann mit der Menopause die Hitzewallungen kommen ;-)
Da ist ein Home-Office natürlich optimal, wenn die Temperatur entsprechend angepasst werden und man sich beim Arbeiten dann richtig wohl fühlt.
Ich wünsche dir noch einen schönen Arbeitstag.
Alles, alles Liebe Gesa

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Gesa, herzlich willkommen bei mir :) Und hey: Ich bin auch ein Warmduscher - kalt duschen funktioniert bei nur bis maximal Hüfte, dann ist aber definitiv Schluss :) Und ich bin auch die, die angesichts der Home Office-Temperaturen mindestens 2 Paar Socken, einen Strickpullover und Langarmshirt drunter trägt. Denn normalerweise kanns auch mir nicht warm genug sein.
Aber Strich 30 Grad im Büro - und dann noch im Strick (weil nicht erwartete Hitze ;)) und langen Stiefeln, ooarrr nee, das war dann selbst mir zuviel. Und meiner Schokolade leider auch :D
Ich wünsche auch Dir einen sonnigen Tag!!

ganga hat gesagt…

Liebe Helma, leider gehöre ich auch zu den Menschen die im Büro locker 26 Grad aushalten. Da wird es gerade erst gemütlich.
Ich habe deinen nächsten, aktuellen Blog gelesen und würde bei 18 Grad sterben. Ja, wirklich. oder man kann sich abhörten. Ich probiere es jedes Jahr auf's Neue, aber es muss mindestens 23 Grad haben, sonst gehe ich in die Sauna und anschliesend in das Schlafzimmer mit zusätzlicher Infrarotheizung und da bekommt mich dann keiner mehr raus.
Zum Glück habe ich ein Einzelbüro und kann da vor mich hinwärmen.

Liebe Grüße
Ganga

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Ganga, ich habe dann gestern auch ein wenig an der Uhr.. äh ne, an der Heizung gedreht und diese wenigstens auf 3 eingestellt. Man kann sich tatsächlich trainieren, denn es gab Jahre, da konnte es auch mir nicht warm genug sein. Aber 18 Grad ist dann doch zu wenig, wenn man den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt. 21, 22 - das reicht mir inzwischen aus.