Samstag, 30. August 2014

Na vielen Dank auch, Rosmarie!

...ist mein üblicher Spruch, wenn mir was gehörig gegen den Strich geht. Und was ist das heute? Ach, ich wollte mich einfach mal inspirieren lassen. Dass meine Haut dazu neigt, zu trocken zu sein, hab ich ja schon mal erwähnt. (Ich finde das ja unterm Strich immer noch besser als zu fettige Haut, aber nu ja.) Irgendwo, in irgendeinem Blog las ich die Tage, dass Mandelöl das Ultimative sei - und gestern, beim Einkauf fand ich nicht nur die Hafermilch (mein echter Dank geht an Miss April für den Tipp - ich muss sie jetzt nur mal trinken, aber heut Abend wird ja indisch gekocht, mit Freunden der gelben Seiten übrigens, das ist also der perfekte Anlass für indischen Tee mit Hafermilch), sondern ich fand auch Mandelöl. Na gut, MandelBLÜTENöl - aber wer will denn jetzt hier den Kümmel aus dem Käse holen?
(Ich hab auch extra ein Foto gemacht - aber Blogger sagt "Nur Fotos und Videos hochladen" - und ich weiß nicht, was dieser blöde Mac gegen dieses Foto hat? Na ja, ich sachs ja, teuer ist auch nicht immer das Beste, aber jetzt meine kleine bescheidene Windowsapparatur hochzufahren.. ach nö.)

Jedenfalls.. Ich habe mir heute nach dem Duschen dieses Öl gegönnt. Glücklicherweise erst mal nur für Handrücken, Schultern und die Füße. Gott sei DANK! Denn das Zeuch juckt! Und WIE! Ich kratz mich überall und frage mich: Was soll das heute Abend werden? Alles lacht, alles kocht - nur Miss Helma sitzt in der Ecke und schubbert sich verstohlen an jeder Kante, die sie finden kann?!
Ich glaube, da hilft nur ein Glas Wein. Ach was, eins...
Oder eine nochmalige Dusche. Jetzt. Sofort.
Was mir echt leid tut: Diese blöde scheiß Flasche hat mich fünf Euro gekostet. FÜNF! Wisst Ihr, wie viel Milchkaffee ich dafür hätte trinken können!? Und da hätte mir mitnichten das Fell gejuckt!

Freitag, 29. August 2014

Kleines Mädchen, großes Mädchen

“Ich sehe keine Kinder mehr, sie sterben aus. Ob 12, 13 oder 14, alle sehen für mich wie Erwachsene aus. Ich laufe die Straße entlang und alle Mädchen sehen sich ähnlich - gezupfte Augenbrauen, Leggins, Snapback, roter Lippenstift, Airmax und zerschnittene Arme - das Alter kann ich aber nicht einschätzen. Ob 12- oder 18-Jährige, das weiß niemand so genau. Nicht mal diese Mädchen selbst. Mental schon 22 Jahre, durch jede Party gefickt, aber körperlich letztendlich 13. Höchstens.
Ich bleibe stehen, ich fange an zu lauschen - überall höre ich dieselben Probleme: Liebe, Familie, sozialer Status und Sex.
Heutzutage braucht man keine Freunde, wenn man Likes in Facebook, Ask oder YouTube bekommen kann. Man will Fame werden, bekannt und schön sein. Niemand bemüht sich noch um einen guten Job, weil einfach das Motto “Yolo” ist. Wozu Liebe, wenn man Sex mit dem nächstbesten haben kann? Jungfräulichkeit hat keine Bedeutung mehr, da man beim ersten Mal sowieso besoffen war. Ich laufe weiter, und trotzdem wiederholt sich alles wieder und wieder. Mit 13 die größte Liebe verloren, mit 14 betrunken im Busch gelegen, mit 15 schon gekifft. Die Verbote werden immer strenger und die Verbraucher immer jünger. Die Kindheit ist der schönste Teil eines Menschenlebens, keine Probleme, keine Entscheidungen und einfach nur spielen. Man wollte erwachsen werden, hat eine Baby Born gekauft, um Mama zu spielen. Man wollte Mama spielen, und nicht mit 14 am Ende schwanger sein. Und jetzt? Der Stand heute? Heute werden wir förmlich in Stöckelschuhen und iPod in der Hand reingeboren. Die Eltern werden jünger, die Kinder schneller erwachsen. Von beiden Seiten wird die Kindheit erdrückt und bald ausgelöscht - und letztendlich machen wir uns über die Gesellschaft lustig, schreiben Texte darüber, aber es ändert sich gar nichts. Und wieso? Weil wir die Gesellschaft sind.”


Gestern, irgendwo im TV, sah ich einen Beitrag, in dem es um die Impfung für Mädchen gegen HPV ging. HPV - Humane Papillomviren. Die, die im Verdacht stehen, Gebärmutterhalskrebs auszulösen. Die durch Sex "verteilt" werden (können). 
Das Thema an sich ist nicht neu. Was für mich neu war: Künftig soll die Impfung schon ab 9 Jahren vorgenommen werden, und zwar mit der Begründung, dass mit 9 Jahren das Immunsystem eine solche Impfung "besser aufnehmen" könne. Und mit der Begründung, dass die Entwicklung wesentlich frühzeitiger stattfinden würde als beispielsweise noch in meiner Generation (40+). 
Ich lehnte mich zurück und dachte an mich, als ich 9 Jahre alt war. Ich habe mit Puppen gespielt. Mit Freundinnen oder Brüdern draußen herumgetobt. In der Hinsicht war ich völlig unbedarft und rückblickend hatte ich das, was wir heute Kindheit nennen. 
Kann man Entwicklungen aufhalten? Soll man Entwicklungen aufhalten?
Muss man alles gut und richtig finden, weil "es alle so machen"?
Bin ich rückständig und zu wenig offen, weil ich mir wünsche, dass Kinder noch Kinder sein dürfen, spielen und toben dürfen, anstatt schon mit 3 Jahren eine Fremdsprache zu lernen, kaum dass sie die eigene Muttersprache beherrschen? Ja, ich weiß, in dem Alter lernen sie spielerisch, sie lernen leichter, einfacher und für später ist das alles wichtig und überhaupt. Und ganz sicher bin ich auch keine der alternativen Mums, bei denen die Kinder keine Regeln kennen und keine Pflichten hätten. Aber kann ich später nur dann erfolgreich werden, wenn ich frühzeitig begonnen habe, drei Sprachen zu sprechen, jedes Jahr ein anderes Land kennen lernte, damit ich weltoffen bin und bleibe? Ich bin ja dafür, dass man Talente und Neigungen erkennt und fördert, aber was ich so in der Realität sehe und zu sehen bekomme, gleicht oft mehr einem Wettstreit ("Mein Kind saß schon mit 5 Monaten!" - "Meins sprach schon mit 5 Monaten!") und einem Druck "Du musst das so und so, damit aus dir später mal was Ordentliches wird!" Zählen nur noch Leistung und Ergebnis - und was ist mit der Freude und dem Genuss des Lebens? Dem Laubrascheln? Einfach nur durchlaufen, alles aufstöbern und begeistert lachen? Sind das verschenkte, vergeudete Momente, weil ich in diesen nicht effektiv war?

Ich kenne die Statistiken des Gebärmutterhalskrebses nicht. Ich bin auch zu wenig über den Impfstoff informiert und auch zu wenig über dessen Wirkungsweise. Ja ok - hatten wir ja grad, diese Un-Informiertheit und dann trotzdem ne Meinung haben wollen. Doch hier.. ist es eher ein Bauchgefühl. Eins, das sich wehrt, irgendwie. Dagegen, dass aus kleinen Mädchen schon junge Frauen gemacht werden. Dagegen, dass sich kleine Mädchen schon wie junge Frauen fühlen (müssen oder wollen?). Ich meine, ich bin als kleines Mädchen auch in den Pumps meiner Mum herumgeschlurft und fand das toll. Habe ihren Nagellack auf meinen winzigen Nägeln verteilt. Ihren Lippenstift ausprobiert. Draußen rumgetobt habe ich in Jeans. Mit 15 war ich das erste Mal richtig verliebt - in einen Jungen von der Nachbarschule und zu mehr als einem schüchternen Küsschen hat es mit ihm nie gereicht.
Es muss und es soll ja nicht immer alles so bleiben wie es war. Es ist ja ok, dass  Entwicklungen voranschreiten. Und wenn ich mit 9 oder mit 14 Jahren keine Impfung gegen diesen Krebs hatte und diese Erkrankung mich bis heute trotzdem nicht getroffen hat, dann habe ich vermutlich vor allem richtig großes Schwein gehabt.  

Gestern Nachmittag fand ich im Netz den oben zitierten Text. Leider kenne ich den Urheber dieser Zeilen nicht, denn auch da, wo ich es fand, war es ein Zitat mit dem Hinweis "Verfasser unbekannt". 
Er verstärkte dieses Bauchgefühl in mir, das sich seit der gestrigen TV-Reportage wehrt gegen kleine Mädchen, die nicht mehr nur kleine Mädchen sind. Oder sein wollen. Oder sein dürfen.
Und ich denke an meine Söhne. Denke an Junior II, der vor einigen Monaten zu mir sagte: "Wenn ich so zurückdenke... dann war ich ein richtig glückliches Kind mit einer schönen Kindheit."
(Dass ich es Junior I so nicht ermöglichen konnte, quält mich bis heute, aber das ist eine ganz andere Geschichte.) Und wenn ich an den Text oben denke, wenn ich an die vielen bemalten jungen Mädchen denke bei FB, die sich alle so gleichen mit ihren gruseligen nachgemalten Augenbrauen, einem bis zur Unkenntlichkeit geschminkten Gesicht und diesem noch gruseligeren Duck-Face und dann lese, sie sind 12, 13, 14... dann frage ich mich: Wann fängt es an? Wo fängt es an? Wie viel Einfluss hat die Erziehung durch die Eltern? Die Begleitung durch die Eltern? Wie viel Gewicht hat die Liebe der Eltern zu ihren Kindern gegen die Bewunderung und Anerkennung von Freunden? 
Denke ich an meine Söhne, denke ich, dass ich auch hier noch mal richtig großes Schwein hatte. Weil ich glaube, dass wir nicht immer alles in der Hand haben.
Ich glaube aber auch, dass ich nicht rückständig und altmodisch bin, nur weil ich wollte und wünsche, dass (meine) Kinder auch Kind sein können und dürfen.

Donnerstag, 28. August 2014

Handschmeichler...


...die glatt gespülten Steine vom Meer...
...einen Moment für einen Tag lang Wohlfühlen...
[Und dazu natürlich Musik.]
[Und außerdem dazu natürlich Kaffee. Mit viel Milch.]
[Freilich.]

Machen wir uns doch nichts vor...

  

...es ist Herbst geworden.
Oder OK: Spätsommer. Altweibersommer. 

Was auch immer: Ich liebe verdammt noch mal diese Zeit.
Diese goldenen Farben des Laubes, der Sonne, die abends untergeht und wie sie die Stadt eintaucht
in neues, anderes Licht als noch wenige Wochen zuvor..
Ich liebe es, mich in meine alte, grobgestrickte Jacke zu hüllen, die Beine auf dem Holzfußboden
auszustrecken und in den Händen eine Tasse heißen Kakao halten...
Den Rücken an die Hauswand lehnen, die noch die Wärme des Tages oder vielleicht auch der letzten Wochen
abgibt.. und ich schaue dem Tag zu, der verblasst, und in mir breitet sich so eine wunderbare Stille und Ruhe 
aus, die ich so vermisst habe... Heut Morgen meinten die gelben Seiten, dass ich wohl gut und gern 
noch zwei Wochen anhängen könnte - und ich lächelte und dachte und ich sagte: "Oh ja, das könnte ich."

Nun ist er im Büro und ich habs mir gemütlich gemacht in meinen warmen weichen Sachen,
das Haar locker zusammengesteckt, eingetaucht in die Musik...
...und dabei begegnete mir dieser heutige Song.. Das ist für mich Musik, die so wunderbar zum Herbst passt.

Bin ich angekommen? Bin ich zu Hause?
Momentan fühlt sich alles noch so neu an, irgendwie fremder als zuvor - 
möglicherweise liegt es an dem Bewusstsein, dass ich jetzt eben weiß, 
für zumindest die nächsten Jahre hier zu sein. 
Aber ich genieße es unendlich, abends gemeinsam einzuschlafen und morgens gemeinsam zu erwachen.
[Auch dann, wenn er demonstrativ für eine Stunde das Zimmer verlässt, weil ich doch wissen musste,
für wen sich die Bachelorette entschied.]

Übrigens, gestern Abend sah ich einen kurzen Beitrag über so nen Modeschöpfer, Thomas Rath oder so ähnlich.
Er sagte, er legt Wert darauf, dass es immer und überall gut riecht - und ich dachte: OH GOTT JA!
Und dann packte der doch tatsächlich eine Flasche Raumspray aus und verpestete die Luft.
Örks.
Gut riechen ist für mich was anderes - nix Retortenmäßiges aus der Flasche.
Gut riechen ist für mich, wenn in der Luft der zarte Duft nach Frischgebackenem hängt,
sei es von Keksen oder frischem Brot.
Der Duft von frischen grünen Äpfeln.
Der samtige Geruch eines Sommerregens.
Ein Hauch von Vanille. Kardamom. Oder so etwas... Zartes. Natürliches.
Nicht zu vergessen freilich der liebliche Duft von frischem Kaffee!

So, ich muss dann mal... die Musik aufdrehen und mich berieseln lassen.
Sein Album X ist (m)eine wunderbare Entdeckung für diesen Herbst. Nicht alles. Nur die schönsten Titel :)

Mittwoch, 27. August 2014

Wer hat an der Uhr gedreht?

Heute ist schon Tag 3 meines sechstätigen Urlaubs. Na sagen wir fünftägig, denn an Tag 1 (nämlich letzten Freitag) haben Sohnemann und ich den ganzen Tag lang nur Möbel gerückt und alles auf- und eingeräumt, damit, wenn ich dann raus bin, alles fix und fertig und bereit zum Bewohnen durch die Jugend ist. (Übrigens ist auch das für mich durchaus ein Gefühl der völligen Befriedigung. Na gut, der Zufriedenheit. Doch, mir ist sowas echt wichtig, ein schönes Zuhause - auch und erst recht für meine Söhne. Nun, ab jetzt liegts bei ihnen. Bin schon gespannt, was mich am 17. September erwartet: Erst dann bin ich wieder zu Hause - die anderen Pausen werden aber nicht mehr so lang - und Junior I hat sich schon amüsiert: Wir räumen dann immer einen Tag vorher auf, sind alle zufrieden!)
Seit Montag also genieß ich erst wirklich Urlaub - und war bereits am Montagabend richtig erschrocken, wie schnell dieser Tag verflogen war. Ich meine, krankheitsbedingt war ich in den letzten Jahren ja immer mal daheim - aber ich kann mich nicht erinnern, dass die Zeit soooo rasend schnell verflog? Ich meine, ich bin früh mit den gelben Seiten aufgestanden, wir haben einen guten-Morgen-Kaffee zusammen getrunken, wir waren gemeinsam auf dem Amt - ich mich anmelden, er ein Auto abmelden - dann fuhr er ins Büro und ich nach Hause zum Mittagsschlaf. Und eh ichs mich versah... wars Abend. Der Dienstag ging ebenso rasant vorüber, obwohl ich hier nicht mal ausschlafe wie sonst und irgendwie... Huch, einmal um die eigene Achse gedreht, schon wieder eine Stunde weg.
Ist das möglich? Wie geht sowas?
OK, ich hab zwischendrin ein bisschen gearbeitet - doch kann das der Grund sein? Im Büro ging doch die Zeit sonst auch nicht so schnell vorüber?
Oder ist es die Erschöpfung der letzten Monate, die sich erst jetzt so richtig bemerkbar macht? Dass ich doch mehr trödel, mir Zeit lass mit den Erledigungen, dass ich doch länger Siesta mach als sonst, so dass unterm Strich der Tag vorüber ist?
Ich hab keine Ahnung - aber ich genieße es, ganz allein für mich zu sein. Keine Pflichten, weder als Hausfrau noch Mama. Also ich meine, keine besonderen Anforderungen.
Heute Vormittag, nachdem die gelben Seiten ins Büro gefahren waren, habe ich mir ein Bad eingelassen, Kerzen aufgestellt und mir richtig Zeit genommen für mich: Haut peelen, Haar entfernen, Maske für das Gesicht und die zu trocken gewordenen Hände, Maniküre, Pediküre...
Ich bin immer wieder begeistert, wie unendlich viel Energie man aus so ein wenig bewusster Zeit für sich ziehen kann.

Und ich liebe meinen neu eingeräumten Kleiderschrank mit der nun wieder intakten Tür. Vor dem Umzug habe ich noch einiges entsorgt (und ich habe Teile wiedergefunden, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass ich sie hatte), und jetzt sieht alles wieder so wunderbar aufgeräumt und aufgereiht auf, dass ich mich sogar trauen könnte, bei Shopping Queen mitzumachen - so wie die da immer in den Sachen und Schränken der anderen rumwühlen :)

Und siehste woll.... im Handumdrehn... isses schon wieder halb vier. Kaffeezeit!

Montag, 25. August 2014

Ice Bucket Challenge

Jetzt habe ich mich richtig schön blamiert. Wo? Auf FB. Da kursieren ja seit Tagen irgendwelche Nominierungen, wonach sich jeder Be- (oder soll ich sagen: Ge-) troffene einen Eimer eiskaltes Wasser plus Eiswürfel über Kopf und Körper schütten soll.
Was mich nachhaltig irritierte: Wie kommt es, dass sich so ein Schwachsinn derart verbreitet, dass selbst Prominente dabei mitmachen?
OK, hätte ich auch selber drauf kommen können, dass es irgendwie mit Spenden zu tun haben muss.
Bin aber nicht von allein drauf gekommen - und bei aller Teilerei habe ich es auch nirgendwo gelesen.
Jetzt könnte ich ja die Hintergründe ergooglen und mich informieren. (Sollte ich vielleicht mal vorher machen, bevor ich was sage ;))
Nichtsdestotrotz fand ich den Kommentar einer Userin klasse, in dem sie sinngemäß sagte: "Na vielen Dank für die Nominierung, aber wenn das das Nonplusultra ist, sich mit Eiswasser zu übergießen und so ein Video bei FB zu posten, dann tuts mir echt leid für euch. Jedenfalls ich habe für den Deutschen Verein für Muskelkranke gespendet {...}"
Ich bedanke mich mit gefühlten zehn Likes und füge hinzu, dass ich so einen Schwachsinn nicht nachvollziehen kann, nicht verstehe, wer so einen Schwachsinn ins Leben ruft und damit fragwürdigen "Erfolg" hat - und meine persönliche Spende immer an das Kinderhospiz Bärenherz geht, nur sowas sich leider nicht zum Nachmachen verbreiten ließe (da wären wir ja fast wieder beim Thema Pamela aus Essen und die Wirkung von Social Networks ;))
In nachfolgenden Kommentaren musste ich mich dann belehren lassen, dass die ursprüngliche Idee hinter dieser Challenge tatsächlich eine Spendenanregung war.
Von wem und wofür, hat sich mir immer noch nicht erschlossen - ich habs auch immer noch nicht ergoogelt und irgendwie... will ichs grad auch nicht.
Wohl auch, weil ich mich immer noch frage: Müssen erst solche - für mich immer noch - schwachsinnigen Aktionen ins Leben gerufen werden, um auf Wichtiges aufmerksam zu machen?
Kann ich anders einen Menschen nicht mehr erreichen??
Muss ich mich erst zum Deppen der Eiswassernation machen??
Soll das jetzt witzig sein, jemandem zuzuschauen, wie der sich unterm Eiswasser windet?
Und wie kanns dann sein, dass die Idee dahinter, die eigentliche Idee, völlig ins Nirvana versinkt?
Unter keinem Video lese ich was von "Hab jetzt an XY gespendet" oder so.
Ich als völlig.. äh.. Unbeleckte erfahre gar nicht, warum die das tun, ich seh nur, DASS sie es tun und überlege, eine Quizfrage zu erstellen nach dem Motto: "Wie tief kann der IQ eines Menschen eigentlich sinken?"
Aber ok. Ich bin zu un-informiert. Ich bin zu un-witzig. Ich sollte mir noch einen Kaffee zubereiten und einfach die Klappe halten.

Mission: Completed

Irgendwie war es ungewohnt, gestern Abend den Wecker gar auszustellen und nicht mal - wie für gewöhnlich - auf 6 Uhr zu stellen, damit das "Fresspaket" für die Jugend geschnürt und ich mich auch noch ausreichend duschen und zurechtmachen konnte, bevor der eigentliche Tag, also der Arbeitstag, begann.
Ich war in den letzten Jahren so oft in dieser Stadt, bin so oft hier eingeschlafen und wieder erwacht - aber so gut wie nie an einem Montag - und jetzt bin ich irgendwie... in so nem komischen Zwischengefühl "nicht Fisch, nicht Fleisch", weil es eben Montag ist und ich meine Taschen auspackte und nicht wieder ein. Ich erwache und das erste, was ich sehe, ist mein Kleiderschrank. Hier. In einer nunmehr doch fremden Stadt.
Oh mein Gott, ist das alles noch komisch?!
Noch merkwürdiger wurde mir, als ich meinen Ausweis und den neuen Schlüsselbund an mich nahm und fast wie ein wenig schutzsuchend nach der Hand der gelben Seiten griff: "Dann lass uns mal zum Amt gehen."
Da, wo ich grad herkomme, ist ein Mensch, der sich neu in Deutschland anmelden möchte, eher eine Seltenheit.
Da, wo ich mich heute morgen angemeldet habe, redete die Mehrheit russisch, türkisch, sogar chinesisch. Und ich dazwischen, irgendwie wie verloren und ein bisschen vergrießgnaddelt darüber, dass die gelben Seiten lieber am Fenster stehen bleiben wollten, um in Ruhe dienstlich zu telefonieren, statt bei mir zu sitzen und mir so ein bisschen.. äh.. Geborgenheit zu geben.
Menno.
Fünfundvierzig Jahre und benimmt sich wie Heidi, die das erste Mal in ner großen Stadt ankommt.
Na und, was solls. Man kann ja nicht immer die Starke sein. Punkt.
Und der Typ bei der Anmeldung war dann auch ganz nett. "Aaaah, Sie kommen von Rügen? Und bleiben jetzt für immer hier?" "Nie niemals", wispere ich leise, aber entschieden über den Tisch. "Aber sagen Sie das nicht meinem Mann, der sitzt grad zwei Tische weiter und meldet ein Auto ab."
Er hat gegrinst und dann nichts mehr gefragt.
Auch nicht, dass ich mir ungefragt zwei Organspendeausweise in die Tasche steckte.
Ich hab ja - offen gestanden - zum allerersten Mal so einen in der Hand gehalten und mir diesen entsprechend auch zum allerersten Mal durchgelesen. Das Thema ist ja nicht neu, auch nicht für so ne Heidi wie mich, aber kann ich behaupten, ich hätte mich ausgiebig mit diesem Thema befasst? Vermutlich nicht. Sicher ist nur, dass mich wohl die größten Ängste der meisten Menschen plagen: Dass man "vorzeitig" für tot erklärt wird, nur damit man im wahrsten Sinne des Wortes ausgeschlachtet werden kann. Dass nicht mehr genug für mich getan wird, weil man an meine Ersatzteile ran will. Dass ich vielleicht auch "nur" im Locked In festhänge und die nicht hören können, wie ich innerlich Zeter und Mordio schreie. (Andererseits gestehe ich auch, dass ich Angst davor hab, ungewollt lebendig begraben zu werden - und dann in der Gruft erwache. Huch nee! Man lege mir also bitte eine Taschenlampe, eine Säge und ein paar Flaschen Fertigkaffee mit in den Sarg. Oder wenigstens ein Mobiltelefon mit Standby-Akku für mindestens zwei Wochen - danach is dann auch wirklich alles vorbei. Oder doch lieber verbrennen lassen? Hmm, na dann hoffe ich mal, dass ich vorher nicht beim Mexikaner speisen war und dort ein paar Maiskolben vertilgte!)
Andererseits... Wie würde ich denken, hinge vor allem das Leben meiner eigenen Kinder, meines Partners von einem fremden Organ ab? Es würde mich in tiefstes Gefühlschaos stürzen, das weiß ich - aber unterm Strich würde ich mir natürlich vor allem wünschen: dass mein Kind überleben kann - und darf.
Und irgendwie hat mich eines auf diesem Ausweis beruhigt: Ich MUSS mit diesem Ausweis nicht automatisch alles hergeben. Ich kann verfügen, dass man erst meinen Partner (oder meine Kinder) befragt, ob und was sie nehmen dürfen. Wobei... Brauche ich dann wirklich auch den Ausweis? Fragen würden sie meine Angehörigen ja dann sowieso. Und wer würde auch schon nachzählen wollen, ob in meinem Inneren noch alles vollzählig ist?
Okay, ich gebe zu, das alles sind schon etwas.. heftige Gedanken zum Montagmorgen. Was so eine Anmeldung in der neuen Stadt doch alles bewirken kann, was? Was einem da so alles durch den Kopf geht, was? Na aber ich kann ja auch nix dafür, dass überall auf den Tischen solche Ausweise rumliegen, frei nach dem Motto: "Hast du dich jetzt schon bis hierher getraut, kannste auch gleich noch nen Schritt weitergehen!"
In diesem Sinne: Ich muss jetzt mal in die Tiefgarage, ich vermisse das Netzkabel zu meinem eigenen Laptop. Und dann bereite ich mir als Amtshandlung erst mal einen ordentlichen Pott Kaffee.
Jedenfalls.
Ich bin jetzt umgezogen, ich bin jetzt auch amtlich angemeldet. Mission abgeschlossen. Zunächst.

Sonntag, 24. August 2014

Pam´s Schreibzeit: Guten Morgen Leute…

Pam´s Schreibzeit: Guten Morgen Leute…: … habt ihr auch so gut geschlafen wie ich? Und dann das aufstehen… der Kaffeeduft erreicht das Riechorgan… das Zigarettchen glimmt auf… (Ich...



Auch wenn es den einen oder anderen Leser nerven mag - aber ich möchte irgendwie unbedingt gern zu diesem Post meine Gedanken loswerden. Natürlich könnte ich diese einfach auch nur in einen Kommentar unter Pams Post setzen, aber irgendwie.. fühlt sich das nicht genug an.

In jeder Zeile, in jedem Wort dieses Posts kann ich die Enttäuschung, die Frustration und auch das Unverständnis gegenüber anderem Unverständnis, vielleicht auch Ignoranz herauslesen.

Ich kann sie, ich kann Dich, Pam, so gut verstehen. Vier Jahre Kraft, Energie, die Du aufgebracht hast, um auf ein anderes Leben aufmerksam zu machen. Du hast unglaublich viel von Dir selbst gezeigt in der Hoffnung, es möge einen Denkanstoß bewirken, es möge Mut bewirken - oder es möge überhaupt etwas in den Köpfen anderer Menschen bewirken. Positiv natürlich.

Ich persönlich denke, dass Du sehr viel(e) mit dem, das Du getan, geschrieben, von Dir gegeben hast, auch erreicht hast. Vielleicht war Dein Blog der Anlass, dass es noch mehr Blogs gibt von Menschen, die sich mit ihrem falschen Körper quälen? Die sich damit quälen, ein Leben zu führen, das doch nicht zu ihnen gehört? Vielleicht hast Du anderen Menschen Mut gemacht, ohne es zu wissen?

Vielleicht haben sie sich nicht in der Öffentlichkeit "geoutet" (ich mag dieses Wort irgendwie nicht, es wirkt auf mich so... negativ.. Als müsse man sich für etwas rechtfertigen - aber das muss niemand, verdammt), aber vielleicht schreiben sie inzwischen auch einen Blog oder begeben sich in Foren oder oder oder?

Du hast irgendwo mal gefragt, ob Du eventuell zuviel erwartest - und ich bin mir nicht sicher, ob dem so ist. Vermutlich ja, weil Du Dir eine Offenheit, einen Respekt wünscht, die und der jedoch das Umdenken einer Gesellschaft bedingt? Vermutlich nein, weil verdammt noch mal jeder Mensch das Recht hat, sich als Mann oder als Frau zu fühlen, er sein zu können, auch dann, wenn er im falschen Körper zur Welt kam oder - wie andere Menschen mit einem Gendefekt. Was macht die Menschen mit intakter DNS zu einem besseren Menschen? Was macht mich zu einem besseren Menschen, nur weil ich eine Frau bin, die von Geburt an eine Frau war? Wer sagt denn, dass das so ist? Niemand darf das, und doch maßt sich die "breite Masse" dieses Urteil an, weil "es eben nicht normal ist". Aha, normal ist also, wies die meisten tun?

Ich weiß, dass Du nach dem 31. gehen wirst - und ich kanns nachvollziehen. Du hast vier Jahre lang Dein Leben auch der Öffentlichkeitsarbeit gegeben - und bei jedem kommt irgendwann der Tag, wo er sich sagt: "Ich habe meinen Beitrag geleistet, jetzt sind andere dran."

Und dabei ist im Grunde egal, ob wir über das Wetter oder über unser Leben und unsere Ziele bloggen.

Ich persönlich denke... Deine Arbeit war nicht umsonst. Definitiv nicht. Wenn sie im Blog oder bei FB nicht geteilt, nicht gewürdigt wurde - dann ist das keine Antwort auf Deine Arbeit, sondern ein Ausdruck der Oberflächlichkeit der Menschen, die dort mit Dir befreundet sind. Oder auch ein Ausdruck von einer Art "Gedankenlosigkeit", die nicht böse gemeint ist: Es wird gelesen, zur Kenntnis genommen - und gut... Für Dich ist es natürlich nicht gut, Du wünscht Dir, dass Deine Worte wirklich gehört und aufgenommen werden, Du möchtest Ergebnisse SEHEN.

Vermutlich jedoch sind aber nicht alle Ergebnisse sichtbar und auch nicht in Zahlen messbar.

Du hast auch mal gesagt, dass Du jahrelang die Menschen belügen musstest ob Deiner Selbst; dass Du es früher gewohnt warst, sofort die Ergebnisse Deiner Arbeit zu sehen.

Ein bisschen musste ich hier schmunzeln, weil eine Freundin von mir genauso ergebnisorientiert denkt und handelt, und die gelben Seiten sind da auch so.

Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob diese Ergebnisse immer die Ergebnisse einer Arbeit waren, die die Gesellschaft als solches aufrütteln sollten. Die etwas bewegen sollten, was vorher so noch nicht war.

Oder ob es eher Ergebnisse des alltäglichen Lebens, Geschehens waren?

Ich denke, dass das Anliegen, das Du hast, viel mehr Zeit und Geduld braucht, und dass jeder einzelne einfach auch nicht aufgeben darf. Zahlen und Ergebnisse werden nicht sofort kommen, und trotzdem hast Du die Menschen erreicht.. Dessen bin ich mir sicher. Doch wenn man aufhört, nachlässt, nicht mehr redet, verklingt das Gesprochene... versinkt im Vergessen... Wärs aber nicht schade um die vier Jahre?



FB... ist sicherlich keine Plattform für solche Themen. FB ist ein Bild unserer heutigen Gesellschaft: Bunt und oberflächlich. Ich bin wieder dort, auch meiner Söhne wegen, die ja nun weit weg sind - aber ich gehe inzwischen mit einer anderen Sicht heran.



Es ist das Kreuz unserer Erwartungen: Wir tun etwas und erwarten ein Ergebnis. Irgendeins. Eine Reaktion. Irgendwas. Aber am Ende stolpern wir genau über diese Erwartungen, weil sie sich so nicht erfüllt haben - und dann sehen wir in unserer Wut, Enttäuschung nicht, was wir stattdessen bekommen (haben)...

Drei Dinge, an die ich mich noch gewöhnen muss

1. Ich bin nicht mehr allein. (OK, das bin ich sowieso nie, aber für gewöhnlich reden die Stimmen in meinem Kopp nicht laut mit mir und lassen mich in Ruhe bloggen oder Blogs lesen.)
2. Wochenenden zählen nicht mehr: Spätestens 8.30 Uhr werde ich gnadenlos geweckt. Mit der Aufforderung, man(n) habe Hunger.
3. Das Fernsehprogramm bestimme nicht mehr ich allein. Und Sixx gibts hier auch nicht. Scheiße.

Was sagen uns diese drei Dinge?
Genau - der Umzug ist vollzogen. Gestern morgen Punkt 9 Uhr stand der Möbelwagen vor der Haustür, hübsch daneben parkte ich meinen kleinen Weißen. Und mit Hilfe meiner Jugend und den gelben Seiten war ratz-fatz alles eingeladen, Punkt 10 Uhr gings los.
Natürlich nicht, ohne dass ich auch noch zu heulen anfing. Aber das erst außerhalb des Sichtkreises der Jugend, um sie nicht noch mehr zu verwirren. Immerhin hörte der "Kleine" gar nicht auf, mich zum Abschied zu drücken und zu schmusen. Ja, hätteste das mal öfter gemacht und obendrein ab und zu bisschen abgewaschen und so, nich wahr?
Vier Stunden Fahrt, ein bisschen Stau, und das Ausladen, das Einräumen, das Begutachten von Transportschäden (alles Geschirr blieb ganz, nur der Kleiderschrank trug zwei Blessuren davon, die immerhin verhinderten, unser ganz privates Rom über Nacht zu erschaffen) - und dann erwarteten mich ein wunderbares Willkommensplakat mit meinem neuen Wohnungsschlüssel und so.
Alles fühlt sich trotzdem so unwirklich an. Auch wenn man wochen-, ach was sag ich: monatelang drauf hingearbeitet, hingesehnt und so hat: Es ist irgendwie... komisch. Man fährt anders durch diese Stadt als die letzten Jahre und denkt: "Und das soll jetzt mein Zuhause sein?"
Ich lümmel hier auf dem Sofa, schaue zum Fenster raus und ertappe mich, wie ich auf die Uhr sehe: "Es ist Sonntag. Wann geht noch mal die Mitfahrgelegenheit?"
Nun, die fährt künftig ohne mich.
Dafür befasse ich mich erneut mit Zweitwohnungssteuer und so'n Tüddelkram und überlege mir, dass das Luxus ist, den ich nicht brauche. Morgen früh melde ich mich hier an und dann... gehört der Rest der Woche mir. Mir ganz allein - denn die gelben Seiten müssen dann wieder arbeiten.

Ich könnte ja... ein bisschen durch die Stadt schlendern?
Oder einfach mal gucken, ob es hier möglicherweise nicht doch noch Sixx gibt?
Wenn nicht, das wäre ja fast... äh.... ein Grund... ;)

Ach und die erste Nacht im neuen Heim... Sagte doch meine Mama gestern noch: "Achte drauf, was du träumst."
Griimpppffff!
Soll ich Euch sagen, was ich träumte?
Dass es Abend war - oder Nacht - in der Wohnung dunkel und im Hausflur Licht, das durch die Handbreit Öffnung unter der Wohnungstür hineinleuchtet. Und in diesem Licht seh ich zwei Schuhe, so wie Springerstiefel. Und ich hab Angst. Und ich weiß, dass ich Angst haben muss: Da will jemand einbrechen. Mir etwas wegnehmen, irgendwas mitnehmen. Und mir was antun, weil ich da bin, obwohl derjenige hoffte, hier sei niemand.
Und die Tür öffnet sich und ich sehe, es sind keine Springerstiefel, sondern Turnschuhe, orange-schwarz mit einem spinnennetzähnlichen Muster (nee, Spiderman isses nicht gewesen, ich habs genau gesehen), und diese Person war sehr schlank, sehr groß, dunkle Haare und der böseste Ausdruck im Gesicht, den ich seit langer Zeit gesehen habe.
Und ich Großklappe, die ich für gewöhnlich bin, sage: "Gut, dass ich dein Gesicht gesehen habe!"
(Würde ich im wahren Leben nie machen, da käme maximal ein dünnes "Fiiieeep" raus, wenn denn überhaupt.
Ich weiß noch, dass ich versuchte, die Tür wieder zuzuschlagen - und dann zuckte ich ordentlich zusammen, weil die gelben Seiten mich wachküssten. Mit Dreitagebart. Kennerinnen unter uns wissen, was das bedeutet.
Ja und nun? Sind das etwa meine Aussichten hier?
Ich hoffe das mal nicht und was mich dahingehend auch zuversichtlich stimmt: Interessanterweise sah die Wohnung im Traum eher wie die Wohnung aus, die ich mit meinem Ex-Mann bewohnte. Samt Hausflur. Den gibts hier nämlich nicht.

Und nun lümmel ich hier und blogge. Weil im TV "Grip" läuft. Solche Sendungen kannte mein TV gar nicht. Ich auch nicht. Nun ja. Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier. Mal sehen, wer sich hier noch an was gewöhnen muss.

Donnerstag, 21. August 2014

Dammbruch

  

Von durchschnittlich dreißig Tagen im Monat werden wir etwa 25 Tage miteinander verbringen.
Wir werden beinah jede Nacht beieinander liegen und die kalten Nasen aneinander wärmen (ja, es wird Herbst, sorry.)
Wir werden den Morgen und den Abend teilen, den heißen Kakao und das Körnerbrot, wir können uns in den Kinosessel lümmeln, wann wir wollen und so oft wir wollen.
Wir können uns etwas vorlesen oder miteinander schweigen.
Ich freue mich wirklich auf diese gemeinsame Zeit. Es ist elf Jahre her, dass ich Zusammenleben auch gelebt habe, und neben dem Respekt vor diesem Neubeginn empfinde ich vor allem (Vor-) Freude.

Seit Sonntag bin ich 9 Stunden im Büro und packe anschließend 3 und 4 Stunden meine Sachen ein.
Ich stelle fest, dass ich funktioniere und für großartiges Empfinden nicht viel Zeit übrig bleibt..

Und heute, als mir meine Kollegin beim Abschied ihr kleines, wunderbares Präsent in die Hand drückte, da brach der Damm. So richtig. 

Jetzt bin ich zu Hause und muss noch bügeln. Ordnung machen. Essen zubereiten. Wäsche machen.
Musik... geht heute nur mit meinem Ordner "Rappelmucke". Weil ich sonst nicht aufhören könnte zu heulen.
Bei aller Freude.
Noch zweimal schlafen.

Mittwoch, 20. August 2014

Pam´s Schreibzeit: Ich habe mich geoutet…

Pam´s Schreibzeit: Ich habe mich geoutet…:   … und damit einiges erreicht. Ich habe mit meinem öffentlichen Outing (Blog, Buch, usw.) einige Menschen erreicht, die es vielleicht verst...


Es ist ja nicht so, dass die Heterosexuellen noch nie was von Homosexuellen gehört hätten. Es ist auch nicht so, dass die Frau in der Frau noch nie was von der Frau im Mann oder dem Mann in der Frau gehört hätte.

Doch wenn ich persönlich ehrlich sein soll - so kenne ich (leider!) in meinem privaten Umfeld niemanden, der mir diese oder überhaupt eine andere Seite des Lebens zeigen, eröffnen könnte. Das hat mich zwar nicht daran gehindert, offen zu sein und zu bleiben, offen für anderes Denken, Fühlen, Handeln - aber wirklich gewusst... habe ich nichts.

Pamela Halling aus Essen schreibt ihren Blog darüber, über dieses Leben, über die Erfahrung zu erkennen: Wer bin ich eigentlich und was braucht es, damit ich auch ICH sein kann?

Ihr Blog ist der einzige, den ich verfolge, weil er für mich beides verbindet: Einerseits zeigt der Blog mir den Weg, den Pam gegangen ist und den sie weiterhin gehen wird - aber er zeigt mir vor allem auch eines: eine wunderbare Normalität. Ein Leben mit Liebe, Enttäuschungen, Frust im Alltag, Enttäuschungen bei der Jobsuche, Frust bei Behördengängen. Es macht sie so wunderbar normal - und ich frage mich so oft: Warum nur stößt sich die heutige Gesellschaft, die sich für ach so aufgeklärt und aufgeschlossen hält, an Menschen, die eben ein anderes Leben haben?

Sicherlich ist ihre Intention immer die Aufklärung gewesen - die Aufklärung darüber, dass jeder Mensch, ganz egal, woher er kommt und was er ist, Respekt und Achtung verdient, Anerkennung und Wertschätzung.
Dennoch habe ich als Leserin niemals dieses Gefühl gehabt: Da will mich jemand mit Macht von etwas überzeugen.
Viel eher hatte ich immer dieses Gefühl: Ich lümmel mich in den Sessel und unterhalte mich mit einem anderen Menschen.

Diese Art zu schreiben, das Vermögen, dieses Gefühl der Unterhaltung hervorzulocken, das können nicht viele.

Sie kann es - und darum lese ich jeden Post von ihr und um mein Bild von ihr zu "vervollständigen", habe ich mir damals die TV-Sendung angeschaut. Ich bin so - ich will immer wissen, wer der andere ist, mit "wem ich es zu tun habe". Ein Bild ist ein Bild, aber Sprache, Klang der Stimme, Gesten, Mimiken - das kann alles verändern oder es kann alles vertiefen.

Pam ist ein Mensch wie Du und ich - und es ist völlig egal, ob sie als Frau im falschen Körper zur Welt kam.

Sie lebt und denkt und fühlt wie Du und ich.

Ihr und ihrer Familie wünsche ich für ihr Leben alles Liebe, alles Gute - aufgeben wird sie sowieso nicht.

Uns allen anderen wünsche ich, dass viel mehr Menschen den Mut finden dürfen und können, zu sich selbst zu stehen, sie selbst sein zu dürfen, auch wenn das manchmal über Umwege geht.

Ich wurde als Frau geboren, ich fühle mich auch zu hundert Prozent als Frau und (körperliche) Liebe mit einer Frau kann ich mir für mich nicht vorstellen. Mir ist aber völlig egal, ob Du als Frau eine Frau liebst, ob Du als Mann einen Mann liebst oder ob Du feststellst, dass der Körper, in dem Du lebst, nicht der richtige ist.

Für mich bist und bleibst Du das, was wir alle sind: Ein MENSCH, der denkt und lebt und hofft und fühlt und träumt.

Es bleibt zu wünschen, dass sich die Akzeptanz und der Respekt, die Achtung und die Wertschätzung in der Gesellschaft durchsetzen. Ich persönlich glaube auch daran, dass es eines Tages so sein wird. Auch wenn unsere Generation das vielleicht nicht mehr erleben kann. Doch Hauptsache, es ist eines Tages so. Und daran glaube ich.

Dienstag, 19. August 2014

Aufbruchstimmung...

Es wird Herbst.... mitten im August! Summer is leaving...

Ein wunderbarer Abend mit einer wunderbaren Miss U.
Unser letzter gemeinsamer Abend...  We are leaving...

Nun habe ich doch schon eher angefangen... Entgegen meiner eigenen Aussagen, Zankereien und so weiter.
Frau halt.
I am leaving...

Freitag, 15. August 2014

Jahrestage

Vermutlich wird meine kratzige Stimme aus Hessen, während es wahlweise ein Pfeifchen schmaucht oder mit Mutti ein Likörchen schlürft, diese Zeilen lesen und sagen: "Eule tzzzz, lass doch endlich mal los." Oder so ähnlich vielleicht.
Ich bin übrigens ein Mensch, der absolut nicht nachtragend ist und Böses und Arges sofort (wirklich sofort) vergisst, wenn die Dinge bereinigt sind.
Demgegenüber gibts aber auch Dinge, die sind so festgebrannt im Hirn, dass ich mir noch nicht sicher bin, ob Altersdemenz auch eine Art Erlösung sein kann. Für so Erinnerungen, meine ich.

Der 15.08. bezeichnet so einige Jahrestage in meinem Umfeld - Geburtstage vor allem.
Er bezeichnet aber auch genau diesen Tag im Jahr 2006, an dem ich morgens auf dem Weg in die Arbeit feststellte, dass die Lenkung meines damaligen Fahrzeugs nicht mehr reagierte.
Heute vor acht Jahren lag ich mit verbundenem Kopf und geplatzter Muskulatur im Krankenbett - mit dem Bewusstsein nach dem ersten Schock, dass auch alles hätte hier und jetzt zuende sein können. Mit mir.
Und den Worten meines Vaters im Ohr: "Deine Zeit war noch nicht gekommen."

Rückblickend denke ich, dass es der Unfall war, der vieles in mir zu einem Umbruch angestoßen hat. Dass ich eine Woche nach diesem Unfall verlassen wurde, hat das Trauma, das mich noch Jahre danach gequält hat, sozusagen vollendet. Und rückblickend denke ich eben, dass es genau diese Erfahrungen waren, die ein Umdenken, ein Umfühlen, ein Umändern des eigenen Verhaltens bewirkt haben.
"Was uns nicht umbringt, macht uns stärker", heißt es. Eigentlich mag ich diesen Spruch nicht. Gleichwohl denke ich inzwischen, dass so viel Wahres darin steckt. Es passiert nicht sofort, es geht nichts sofort. Und doch leiten sich schleichende Prozesse ein, die mich heute eher an dieses sich Häuten erinnern. Die Schlangen zum Beispiel tun das und lassen ihre alte Hülle zurück.
Und manchmal... an Tagen wie diesen, wo ich auf den Kalender schaue, habe ich das Gefühl, ich sehe sie vor mir - diese abgelegte Haut... Dieses zarte Mäntelchen aus Unbedarftheit, aus Urvertrauen, Zutrauen.
Jedes Jahr an diesem Tag denke ich immer wieder daran.
Oder wenn ich diesen Song höre "The sun always shines on TV" - bei diesem Song bin ich verunglückt.
Letztens war ich mit den gelben Seiten unterwegs, im Auto, und dieser Song spielte im Radio, und ich sagte, woran ich dachte. Ich sagte es einfach nur - eine Feststellung ohne Gänsehaut, ohne Schauer auf dem Rücken, ohne Schmerz. Er hat den Radiosender sofort verstellt.
Aber das löscht es nicht aus. Verdrängen, verstellen - das löscht die Erinnerung nicht aus.
Es ist jedoch auch wichtig für mich, dass ich heute über diese Zeit sprechen, daran denken kann, als würde ich vom Baden im See am letzten Wochenende erzählen.
Ich glaube, dass das wichtig ist. Das Verarbeiten und auch das verarbeiten dürfen; die Zeit haben dürfen, die es braucht. Egal, wie lange es dauert.

Heute denke ich nur noch selten daran. Im Grunde eigentlich nur... bei diesem Song. Und an jedem 15.08. Doch was ich seither bis heute vermisse, ist meine Unbeschwertheit. Und mein Urvertrauen.
Acht Jahre hat es gedauert, um zu verarbeiten.
Ich denke, Unbeschwertheit und Urvertrauen sind auch ebenso nur eine Frage der Zeit.

Donnerstag, 14. August 2014

Verbrannte Erde

Diese Tage habens in sich. Irgendwie sicherlich auch nachvollziehbar: Noch eine Woche! Die Zeit schreitet voran - und ich komme ihr gemütlich nach.
Das Wichtigste: Bis heute hat sich Junior die Konsolen nicht aus der Kammer des Schreckens geholt. Dafür hat er sich am vorgestrigen Abend sehr erwachsen, sehr aufrichtig bei mir entschuldigt und das anschließende Gespräch zwischen Mama & Sohn verlief entsprechend ruhig und sachlich und überhaupt.
"Auf so eine Weise möchte ich die Konsolen auch nicht wiederhaben", sagte er, "gib sie uns wieder, wann du es für richtig hältst."
Auch jetzt noch empfinde ich diese Maßnahme von mir ziemlich... ja albern irgendwie. Das habe ich ihm jedoch so nicht gesagt. Stattdessen habe ich ihm gesagt, dass ich mich ziemlich hilflos fühle im "Kampf" gegen die Konsolen. Dass diese dominiert und ich mit allem hintenansteh.
"Das tust du für mich nicht", sagt er.
"Es fühlt sich für mich aber so an", sage ich.
"Bitte denke nicht, dass ich dir weh tun wollte oder will. Ich bin wirklich froh, euch beide als Eltern zu haben," sagt er [Damit meint er die gelben Seiten und mich, nicht mal den eigenen Vater - wie bezeichnend!]
"Ich dachte nie, dass du mir weh tun willst oder wolltest. Das ändert aber nichts daran, dass es manchmal trotzdem so ist. Nur dann muss man auch miteinander reden können," sage ich.
Das Chaotenzimmer ansonsten nimmt langsam wieder Form an, und so richtig gemütlich wird es wohl auch erst werden, wenn ich in einer Woche singen kann "Hab mei Wage vollgelade..." und mit diesem Liedchen auf den Lippen und der Träne im Knopfloch von dannen ziehe.

Ich hoffe, ich hinterlasse hier nicht auch noch verbrannte Erde.
Denn beim gestrigen Mittagessen mit den Kollegen und im Gespräch mit eben diesen fiel es mir wie Schuppen vor den Augen:
1. Der Kindergarten, in dem ich war - abgerissen.
2. Die Schule, die ich einst besuchte, gibt es nicht mehr. Dort herrscht Brachland, nur wenige Jahre, nachdem ich dort raus war.
3. Das Haus meiner Eltern, in dem ich aufwuchs, gibt es nicht mehr. Alles eingeebnet und begrast, kurz nachdem ich ausgezogen war.
4. Meine erste Arbeitsstätte auf der Insel, genauer gesagt: Die Abteilung, in der ich war, gibt es nicht mehr. Eingeebnet und begrast.
5. Die Schmerzklinik, in die ich 2008 geschickt wurde: Abgerissen - Brachland.
Als die Kollegin denn fragte, ob wenigstens das Krankenhaus noch stünde, in dem ich geboren wurde, stutzte ich kurz und vor Begeisterung kreischend und unter herrlichem Lachen gestand ich: "Scheiße, auch DAS steht nicht mehr! Die haben daneben ein neues gebaut und das alte abgerissen!"

Sollte ich jetzt die gelben Seiten warnen? Eventuell?

Dienstag, 12. August 2014

One to One

Gestern Abend habe ich geweint. Ziemlich bitterlich, wie ich selber irgendwann feststellte, noch bevor ich nachts in den Badezimmerspiegel sah, beim Händewaschen und dem Kühlen des Gesichts mit kaltem Wasser.
Ich mach mir nicht wirklich Gedanken darüber, was andere Menschen von mir denken, halten oder wie arrogant sie mich empfinden. Im Grunde mache ich mir erst Gedanken darüber, wenn mir ihre Auffassung entgegenschlägt, die sich zuweilen anfühlt wie ein Tritt in den Magen. Oder wenigstens wie eine Ohrfeige (mit denen kenn ich mich übrigens aus, mit den echten Ohrfeigen; als Kind hab ich mir öfter eine "abholen" dürfen, und dann zuletzt vom Ehemann. Das ist viele Jahre her - vergessen hab ichs nicht. Auch nicht, wie sich das anfühlt.)
Ich befasse mich auch nicht damit, ob meine Kinder mir überall und in jeder Lebenslage den "gebührenden" Respekt entgegenbringen: Mir genügt das Wissen, dass sie mich lieben, zu mir stehen und auch ihren Teil zur Familie beitragen (ja ok, manchmal wünschte ich, der käme nicht immer nur auf Anforderung, und manchmal wünschte ich, da käme zuweilen einfach bisschen... mehr.)

Dass die geliebten Zockerstationen seit ein paar Tagen in der Abstellkammer ihr trostloses Dasein fristen, hatte ich sicherlich schon erzählt. Während Junior I einen ganzen Tag lang nicht mehr mit mir sprach und stattdessen lediglich mal eine Tür kraftvoll ins Schloss fiel, signalisierte mir zumindest Junior II sowas wie Verständnis. Er hats nicht ausgesprochen, aber seinem Verhalten nach denke ich: Er versteht den "Denkzettel". Natürlich finde ich es - insbesondere angesichts ihres Alters - eher lächerlich, auf solche.. nun.. erzieherische Maßnahmen zurückgreifen zu müssen: Was soll das jetzt noch, alle Eulen sind verflogen, die Messen sind gesungen - und außerdem bin ich in nunmehr eineinhalb Wochen weg.

Noch eineinhalb Wochen.

Doch genau das ist - für mich - der Punkt: Ich will einfach nicht mehr eineinhalb Wochen lang jeden Abend nach Hause kommen, die Jugend vor der Zockerstation sitzen sehen, Süßkramreste rumliegend, geleerte Flaschen rumliegend, Klamotten rumliegend (über all das andere mag ich gar nicht reden) - und in der Küche ein ähnliches Bild.
Ich will mich einfach nicht mehr jeden Abend ärgern und grämen, dass die Jugend tatsächlich nur das erbringt, was ich ihnen aufgetragen habe - und letztlich manchmal nicht mal das. Weder habe ich den Willen, die Energie dazu, mich um alles kümmern zu müssen (Bewerbungsschreiben, Memo-Zettel mit to-dos etc.), wenn dann so wenig oder.. ja.. manchmal gar nichts zurückkommt. Mir ist bewusst, dass alle Eltern von ihren Sprösslingen dieselben Dinge berichten. Ob Junge oder Mädchen, die nehmen sich alle nix.
Mir ist das bewusst, ja. Jedoch immer mit allem allein dazustehen, allein durchzukämpfen, nicht alles "erzählen" zu können, damit woanders kein Frust oder falsches Bild entsteht - und dann auch das eigene Tagwerk zu bewältigen - das ist mir irgendwann zuviel geworden. Viel zu oft habe ich das Gefühl, dass jeder mit seinen Vorstellungen und Wünschen an mir zerrt - aber mich keiner fragt, wie es mir eigentlich geht. Und wenn ich es dann doch mal erwähne, habe ich entweder keine Freunde mehr oder wohlgemeinte Ratschläge, in denen ich mich nicht wiederfinde.

Vergangenen Samstag haben wir Farbe eingekauft - die Jugend und ich. Das Zimmer von Junior II soll umgestaltet werden, nicht zuletzt auch, weil das nach zwei Jahren ohnehin notwendig geworden ist.
Gestern - das war meine "Forderung" - sollten sie alles entsprechende abkleben.
Das haben sie sogar gemacht. Und wirklich lächeln musste ich, als mich Junior II gegen 17 Uhr anrief: "Wir sind jetzt fertig, ist es ok, wenn ich erst mal zum Sport gehe?" Der fragt sonst nie. Egal. Für mich wars ok, denn ich wusste: Nach einer Woche Chef-Urlaub und auch dieser Woche mit seiner überwiegend glänzenden Abwesenheit wusste ich: Das wird ein langer Montag. Gut, dass er soooo lange wird - bis 19 Uhr - war mir dann auch nicht klar, aber gut. 19.30 Uhr war ich dann endlich zu Hause, in die Malerklamotten gesprungen und mit Junior I begonnen, die Wände zu streichen. Jahrelang habe ich all diese Dinge komplett allein gemacht - und jetzt war ich begeistert zu sehen, wie schnell alles gehen kann, wenn man sich die Arbeit eben teilt.
Junior I jedoch blieb muffelig... Immer noch. Und wenn ich seine Streichfähigkeit lobte (der konnte das echt besser noch als ich :)) oder mal ein Witzchen riss - er blieb muffelig. Weil er - wie sich dann herausstellte - gehofft hatte, mit dieser erledigten Arbeit käme auch die Zockerstation zurück.
Ich war sehr ruhig, entspannt, als ich antwortete, dass mir selber noch nicht wirklich klar sei, wie ich mich "richtig" verhalte, dass es mir nicht darum ging, die Jungs zu "bestrafen" - denn aus dem Alter seien sie raus - aber dass es mir darum ging, einen Gedankenanstoß zu bewirken. Auch auf die letzten Meter. Dass es für mich nicht mehr geht, jeden Abend heimzukommen, mich zu ärgern und mich frustriert mit einem Glas Wein auf die Terrasse zu legen, während die Jugend selbst ihrem unbesorgten Dasein frönt und sich einfach nur auf mich verlässt. "Geben und Nehmen" - war immer mein Credo, und ich glaubte eigentlich, sie auch danach erzogen zu haben. Ist ja auch nicht so, dass sie immer nur nehmen. Trotzdem empfinde ich vor allem in den letzten Wochen ein Ungleichgewicht - und das zerfrisst mich. Mehr und mehr. Das will ich nicht mehr.
Und Junior? "Ich sehe nicht ein, was du hier machst. Du fängst genauso an wie der Vater. Aber ich hab mir auch schon was überlegt." Da war ich doch wirklich verblüfft. "Ist das jetzt eine Drohung?"
"Nein! Aber ich finde das nicht in Ordnung von dir."
Natürlich nicht. Geht ja auch gegen ihren Strich.
Ziemlich langsam und ruhig, mit dem Farbpinsel in der Hand, ordentlich angeschmiert im doppelten Sinne, antworte ich: "Ich glaube, du hast nichts von dem verstanden, das ich dir sagte. Gar nichts."
"Ach ich will gar nichts mehr hören."
"Sag mal, glaubst du, ich mache das hier alles für mich? Wer wäscht deine Wäsche, kocht, bügelt, kümmert sich um deine Bewerbungen, fährt dich zur Arbeit, weil du verschlafen hattest, ist immer da, wenn du ihn brauchst?"
"Muss ich jetzt dankbar sein, weil du meine Klamotten wäscht? Als Familie?"
"Findest du das alles denn so selbstverständlich? Bloß weil ich die Mutter bin? Bin ich so selbstverständlich?"
"Nein. Trotzdem."
"Meinst du nicht, ich könnte mir Schöneres für meinen Feierabend vorstellen, als hier zu stehen und deine Wände zu malern? Abends um 21 Uhr? Ihr habt beide den ganzen Tag frei, ihr habt nichts, aber auch gar nichts zu tun, während ich früh aufstehe und einen ganzen Arbeitstag hinter mich bringe und dann hier noch weitermachen darf?"
"Musst du mir das jedesmal vorrechnen? Ich geh auch nebenbei noch arbeiten! Wenn ich sehe, dass es dir nicht gut geht, mach ich selber was zu essen! Du bist genauso wie der Vater: Läuft alles nach euren Wünschen, ist alles gut. Läuft das mal nicht so, machen wir überhaupt nie was!"
Da sind mir die Tränen regelrecht in die Augen gesprungen. Doch, sowas geht. Ich war so fassungslos und gleichzeitig irgendwie angewidert von dem Gedanken, mit diesem anderen Menschen verglichen zu werden, der nicht mal weiß, wie man Anstand und Respekt buchstabiert.
"Ich habe nirgendwo gesagt, dass ihr nie was macht. Und mal ganz ehrlich: Wie oft hast du Essen zubereitet? Sei mir nicht böse, aber DAS kann ich an einer Hand abzählen. In all den Jahren reicht dafür trotzdem eine Hand." Und als er nichts sagte, nur den Kopf schüttelte frei nach dem Motto "Hat alles eh keinen Sinn", da fügte ich noch hinzu: "Letztlich gehts mir nur darum, dass ihr keine oder die falschen Prioritäten setzt. Lieber zockst du drei Tage am Stück, als dich um Bewerbungen und Job zu kümmern oder einfach mal den Geschirrspüler auszuräumen. Etwas zu tun, ohne dass ich jedesmal sagen muss: Mensch Leute..."
Dann bin ich gegangen. Raus aus seinem Zimmer - die Malerei war ja fertig. Habe ihm den Schlüssel zur Kammer gegeben und gesagt: "Hier. Wenn es dir so wichtig ist, dann hol dir deine Konsole. Aber dann macht auch ab heute jeder seins. Mit mir dann nicht mehr."
Er hat nichts geantwortet, den Schlüssel auch nicht genommen. Bis heute morgen nicht, übrigens.

Und ich? Ich habe nachts um 22.30 Uhr noch Wäsche aufgehangen, mich daneben gesetzt und einfach nur geweint. Bitterlich geweint.
Heute Morgen in der Firma nahm ich meinen allerersten Kaffee und setzte mich vor die Tür auf die Stufen. Die Sonne schien, alles war ruhig und friedlich. Ich hielt die Tasse mit beiden Händen und schaute zu, wie ein paar hundert Meter weiter die Hochwasserschutzmauer errichtet wird (na endlich, nach zehn Jahren und nach Schäden in Millionenhöhe). In mir war alles ruhig und still - aber unendlich traurig. Nicht nur der Jugend wegen. So allgemein.
Ich hatte dann noch ein weiteres sogenanntes one-to-one mit dem Chef. Der Änderungsvertrag ist unterschrieben, Technik, die ich dann im Homeoffice benötige, größtenteils eingekauft. Eine Liste erstellt mit Aufgaben, die mir da zufallen.
"Ich schätze deine Arbeit sehr", sagte er, "als Mensch und auch als Arbeitskraft. Ich schätze an dir, dass du immer so fröhlich bist, gerne lachst und uns mitreißt. Auch wenn ich deine Arbeit der letzten Woche sehe, bist du für uns nicht wegzudenken. Aber... man merkt eben auch: Du bist nicht mehr die alte Helma."
Er machte eine Pause und auch ich sagte nichts.
"Man spürt förmlich deine Verkrampfung, deine Verspannung, und das ist sicherlich auch begründet in dem, was du alles bewältigst schon mit den Umzugsvorbereitungen und deinen Söhnen und so weiter. Wenn wir dir irgendwie helfen können, dann sag es uns. Lass es uns wissen. Ich denke mal, ich spreche da nicht nur für mich, sondern auch für andere Kollegen." Das ist Anerkennung. Wenn auch nicht hundertprozentig: Privat darf den Dienst nicht beeinflussen. Erst recht nicht die Qualität der Arbeit. Er bescheinigt mir eine sehr gute. Er bescheinigt mir zwischen den Zeilen aber auch, dass es schon mal noch besser war.

Und jetzt musste ich mir das einfach alles von der Seele schreiben, damit es endlich aus meinem Kopf und vor allem aus meinem Bauch kommt.
Doch nun muss ich  weiterarbeiten.

Samstag, 9. August 2014

Wenn wir ernten, was wir säen...

...nennt man das Karma. Hab ich irgendwo mal gehört oder gelesen. Oder beides.
Dann frage ich mich: "Was zum Teufel habe ich gesät? Eine billige Saat aus China?"
Ständig werde ich gefragt: "Hast du schon dies? Hast du schon das?" Und wenn ich dann irgendwann die Geduld verliere und knurre: "Nein, aber ich ziehe auch nicht zum ersten Mal um!"
Sechsmal übrigens. Sechsmal bin ich in meinem Leben umgezogen, dreimal davon habe ich ganz allein organisiert und mit Hilfe weniger Freunde durchgezogen. Alle Abmeldungen zuvor erledigt, manche schriftlich, manche persönlich. Alle meine Sachen am Vorabend zusammengepackt und am nächsten Morgen eingeladen, umgeladen, ausgepackt.
Ich wüsste nicht, was ich daran ändern sollte, wenn es dreimal so funktioniert hat?
Ich wüsste nicht, warum ich was daran ändern sollte, nur weil andere Menschen das anders handhaben?
Von montags bis freitags stehe ich unter Strom und Stress, mit Fremden oder der Familie, entscheide, koordiniere, regle, höre zu, helfe aus, stehe bei. Freitags Abends, wenn ich das Büro zuschließe, ist es, als drehe ich damit auch den Schlüssel rum und lasse alles hinter mir, was mich unter der Woche stresst, nervt, plagt, anstrengt.
Mein Wochenende ist mir heilig geworden.
Da lasse ich mich nicht stressen und auch nicht ärgern, da will ich möglichst nichts sehen und nichts hören, das irgendwie nach Verpflichtung und Ärger atmet. Und wenn das in dieser heiligen Zeit trotzdem jemand versucht, ziehe ich mich zurück, vertiefe mich in meine Musik, vor allem die Musik. Tue Gutes für meinen Körper, meine Haut, meine Haare. Ja, da kann ich unglaublich entspannen.
Mein Wochenende ist meine Wohlfühlinsel geworden. Der Ort, wo ich zur Ruhe und zu meinem inneren Seelenfrieden finden möchte.
Oftmals bin ich zu müde, um den Pinsel auf die Leinwand zu heben. Zu müde, ein Buch zu lesen. Diese Energie kommt meist erst zu Beginn der Woche zurück - wenn ich mich genug ausgeschlafen hab. Wenn ich genug für meine Seele getan habe.
Neben der Liebe zu dem Mann ist der Umzug auch ein Grund, mein Leben zu ändern. Ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was mich erwartet, was ich will und was ich nicht mehr will. Ich habe meine Prioritäten gesetzt: Zur Ruhe finden, von innen und außen, und gesund werden.
Die Wochenenden allein, diese Ruheinseln allein, die haben nicht mehr genügt für diese Prioritäten.
Also ziehe ich um.
Aber das tue ich verdammt noch mal auf meine Weise. Mir ist so scheißegal, wies andere machen. Für mich funktioniert mein System, das genügt. Also hört auf mit den spitzen Fragen.

"Auf die eine oder andere Art wird unser Karma uns immer finden. Wie schon gesagt: Karma ist scheiße."

A Long Walk

  

....to get what we want.

Vor ungefähr 10 Tagen habe ich mir einen Schreibtisch gekauft. Das heißt, die gelben Seiten haben ihn im Netz gefunden, Liebhaberstück günstig abzugeben - und ich habe gesagt "Ja ich will" und habe ihn gekauft.
Hatten wir uns unlängst noch darüber gekabbelt, dass mir seine Einrichtungsideen nicht gefielen und hatten die gelben Seiten sich beklagt, dass doch nicht alles nur nach meinen Vorstellungen gehen könne (und hier hatte ich ihn sanft, aber bestimmt daran erinnert, dass ER MIR jenen Einrichtungszepter längst überreicht hatte), so hielt ich doch für einen Moment, als das Foto kam, den Atem an...


...und es zeigt sich doch immer wieder: Die besten Dinge sind die, die wir mit ganzem Herzen tun. Auch wenn der Weg dahin manchmal etwas länger ist.

Freitag, 8. August 2014

Manches Mal ist die Welt so klein


  

...und dann begegnet man sich schneller als man glaubt. Da, wo man es gar nicht dachte. Menschen. Plätzen. Einrichtungen. 
Als Sohnemann erzählte, er habe den neuen Job, er habe auch schon unterschrieben, da wusste ich nur, dass dieser Job über eine Zeitarbeitsfirma vermittelt wurde. Alles ging so schnell, dass ich erst erfuhr, wo er sein würde, als er schon unterschrieben hatte. Und als er sagte "...in den alten Fabrikhäusern der ehemaligen Spinnerei", da war sie mit einem Mal wieder da: diese gedankliche Begegnung mit einem Viertel unserer Stadt, das wohl erst noch nach und nach seinen eigenen Flair entwickeln wird, aber das, so stelle ich es mir zumindest vor, zu einer der schönsten, weil antiken Ecken der Stadt werden könnte.
Und ich sah es wieder vor mir, den Laden mit den wunderbaren Utensilien zum Malen, Zeichnen, Gestalten. 
Das kleine, zauberhafte Café nebenan, wo die Mädchen in wie selbstgestrickten Jacken und Gamaschen den selbstgebackenen Kuchen verkauften. 
Ich war so ewig nicht mehr dort, ich weiß nicht mal, ob es dieses Café noch gibt, wo ich meine eiskalten Hände um die Tasse heißen Kaffee legte, die Beine wohlig ausstreckte und zurücksank in dieses verschlissene Sofa mit dem so ureigenen Charme.






...ich weiß, was ich vermisse, wenn ich hier fortgehe. Natürlich meine Söhne, aber das muss ich niemandem sagen. Natürlich die wenigen Menschen, zu denen ich eine innige Bindung habe. 
Ich werde auch diese Stadt vermissen, die eigentlich die Heimatstadt der gelben Seiten sind - und die zu meiner zweiten Heimatstadt wurde. Die ich erst so wirklich entdeckte, nachdem ich aus der einstigen ehelichen Wohnung ausgezogen war. In die ich mich erst dann Hals über Kopf verliebte. 
Aber es ist jetzt Zeit zu gehen. Zeit für etwas Neues. Es ist Zeit, weiterzugehen und den Blick nach vorn zu richten. Etwas Neues zu erschaffen. Und in meinem Kopf und in meinem Herzen, in meiner Seele, in meinem Fühlen und Denken die Erinnerung mitzunehmen, die Erinnerung an wunderbare Momente.

Noch zwei Wochen.

Donnerstag, 7. August 2014

Sturm im Wasserglas

Als ich heute Abend nach Hause kam, überwältigte mich wenigstens millisekundenkurz die Hoffnung, die Jugend möge aus dem Drachenflug des gestrigen Abends etwas gelernt haben. Vielleicht hatten sie sogar Abendessen zubereitet - und das mal nicht nur für sich selbst? Ich bin bescheiden, ich wäre sogar mit einem Leberwurstbrot zufrieden, aber bitte mit Gürkchen obendrauf.
Na ja wie gesagt - der Anflug war millisekundenkurz und verpuffte mit einem schwachen Püh, kaum dass ich aufgeschlossen hatte.
Nix mit Abendessen.
Das hätte ich ja noch verschmerzen können.
Aber auch sonst... Die Küche sah genauso aus wie gestern Abend, nachdem die Jugend sich ihr Essen zubereitet hatte (der eine hatte sich zwei Pizzen in den Ofen geschoben, der andere den Reis vom Vortag aufgewärmt und ein paar Garnelen dazu gebraten).
Das Jugendzimmer sah aus wie - ach lassen wir das.
Die Krönung war, dass die Jugend (ich vermute Junior II) gebügelt hatte: Leider nur sein eigenes Shirt, der Bügelkorb selbst  wurde galant übersehen. Was aber viel erheblicher war: Das Bügeleisen lief noch auf Hochtouren, das Kabel gefährlich nah am heißen Eisen - und die Jugend selbst war ausgeflogen.
Mit einem "Scheiße, ist DAS heiß!" entfernte ich den Stecker, brachte meine Wohnung in Ordnung - und alsdann alle drei (!) Zockerstationen in die Kammer halbe Treppe tiefer. Schlüssel rum und aus. Klappe zu, Affe tot. Ihr seid erwachsen? Genau - hatten wir ja grad.
Lustigerweise überkam mich beim Schlüsselrumdrehen eine solche Gelassenheit, dass ich meine knochentrockene Wäsche von der Terrasse hineinholte, das Bügeleisen noch mal anwarf, ein Liedchen pfiff und mir anschließend ein Glas Weißweinschorle eingoss.
Ich bin nicht ganz sicher, obs an dieser Form der Stressbewältigung lag...


...aber ich kann Euch sagen: Es hat gewirkt! Scheiße lecker hats gewirkt!
Und heute isses nämlich die Jugend, die wutentbrannt durch die Wohnung stapft und die Türen schmeißt. Während ich hier ausgestreckt und bequem auf meinem Sofa liege, vergnüglich an meinem Glas Wein nippe und heute aber sowas von gut schlafen werde.
Oh Gott, bin ich böse. Aber mir gefällts.

Noch zweieinviertel Wochen! 

Mittwoch, 6. August 2014

Der dritte Versuch

...macht hoffentlich klug: Junior hat wieder einen neuen Job. Ab 18. darf er wieder loslegen. Drei Monate Einarbeitungszeit werden ihm zugestanden; läuft alles gut, wird er zum 1. Januar mit ner kleinen Gehaltserhöhung übernommen. Gehaltserhöhung auf Mindestlohn - aber alles Geld, das nicht vom Staat kommen muss, ist gutes Geld. Jedenfalls sehen wir das so - denn das, was er dann verdient, ist immer noch eine Stange mehr als das, was ihm momentan zur Verfügung steht bzw. stehen darf. Und damit könnte er weder Mietanteil bezahlen noch sonst großartig Kosten tragen. Insofern ist jeder Euro mehr ein Schritt nach vorn. Mal abgesehen davon, dass es ohnehin Scheiße ist, ohne Arbeit zu sein.
Aber ganz ehrlich: Ich bin froh, wenn ich das alles ab 23. August nicht mehr sehen muss: Die Jugend, wie sie in ihrem Zimmer haust, Klamotten, Papiere (ja, auch die wichtigen), Geschirr, leere Chipstüten etc. herumliegen lässt, inmitten des Chaos hockt und mit virtuellen Freunden um die Wette zockt, nicht duscht, nicht isst (nein, Chips sind KEIN Essen für mich, auch wenn  Lily Allen durch Chipsfressorgien angeblich rund 10 Kilo abgenommen haben soll), keine E-Mails checkt ("Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen"...) und vor elf Uhr auch nicht erreichbar ist, weil man da eben noch den Schlaf der letzten Nacht nachholt... Nä! Ich wills einfach nicht mehr sehen. Ich kanns nicht mehr sehen, ohne einen Koller zu kriegen und wahlweise entweder den Router mitzunehmen ("Ich kann auch offline spielen, wenn ich das will!") oder eben auch gleich diese ganze kack Station in die Kammer halbe Treppe tiefer einzuschließen (zu dieser gibts nur einen Schlüssel, und dreimal dürft Ihr raten, wer diesen besitzt). Andererseits greife ich mir an den Kopf, wenn ich mir sage: Mensch, die sind 18 und 24 Jahre alt, da darf und da MUSS ich einfach mehr erwarten!
Sie echauffieren sich, weil ich sie wie kleine Kinder behandle - und ich sage dann stets: "Benehmt euch wie Erwachsene, dann behandel ich euch auch so." OK, manchmal sage ich das nicht, sondern poltere es hinterher, während Türen fliegen und irgendwelche Ausdrücke mit hinter die Tür genommen werden, von denen es gut ist, dass ich sie nicht höre. Gut für beide Seiten.
Und dann lege ich mich auf meine Terrasse, trinke ich ein Glas Wein, starre in den wunderbaren Nachthimmel hinaus, ziehe die Strickjacke etwas enger um mich, strecke die nackten Beine aus, lässig übereinander geschlagen - und frage mich, wann ich und wo ich in meiner - zugegeben liberalen - Erziehung etwas verpasst habe. Ich wollte immer, dass sie mir vertrauen, dass sie keine Scheu oder Angst haben, zu mir zu kommen, weil irgendwas passiert ist oder eben einfach auch was ausgefressen wurde. Dass sie wissen, was immer auch geschieht - ich liebe sie und bin für sie da.
Okay, ich glaube, DAS zumindest habe ich erreicht. Was mir nur nie wirklich bewusst war, war möglicherweise das Ausmaß. Ich meine, manchmal fühle ich mich schon so ein bisschen wie... wie... ja wie eigentlich? Geht was schief, rufen sie mich an. Haben sie Stress, rufen sie mich an. Geht was zu Bruch, war es mit Sicherheit meins. Haben sie Kummer oder Sorgen, dann kommen sie zu mir. Wenn dies aber - wie aktuell - jede Woche passiert, wirds mir irgendwann auch zu doof.
"Orrr man ey, du lässt ja überhaupt keine Luft ran!" stöhnte Junior I heute, als ich es wagte, ihn 11 Uhr 10 nach diversen Versuchen aus dem Bett zu klingeln und zu sagen, dass er ab 18. wieder einen Job hat. Dass er sich gefälligst zu kümmern hat, warum der letzte Arbeitgeber die Besteuerung nach Klasse 6 statt 1 vornahm - und unter Umständen heute noch hinfahren muss, um die Steuerkarte nachzureichen bzw. eine Kopie dazulassen ("Hast du die denn nicht bei Vertragsunterzeichnung übergeben?" - "Wieso? Hat mich keiner danach gefragt.") Immerhin soll er morgen einen beim neuen Arbeitgeber einen Vertrag unterzeichnen - und seine Lohnsteuerkarte mitbringen. Da ist verdammt noch mal nicht viel Luft - HimmelarschundZwirn!
Und Junior II? "Was ist denn nun mit deinem Nebenjob?" fragte ich gestern, nachdem dieses Kind extra seinen Ostseeurlaub nach bereits einer Woche abbrach (ja ich weiß - das mit dem Nebenjob war nur ne Ausrede, in Wirklichkeit fehlen ihm die Dates und das Sportstudio. Kanaille, die.) "Frühestens Ende September, denn jetzt im Sommer haben die kaum Bedarf." Er bewarb sich im Sonnenstudio, übrigens.
"Ja und?"
"Was und? Vor Ende September wird das nichts."
"Aha?!! Und wie wärs vielleicht mit nem anderen Nebenjob? Habe ich dir nicht Sonntag zwei Adressen hingelegt, die ich unterwegs in der Stadt sah!?"
"Was will ich denn im Eiscafe arbeiten? Im Winter gibts kein Eis und am Ende krieg ich auch nur 5 Euro die Stunde."
Da habe ich ernsthaft kurz erwogen, einen Knüppel aus dem Sack zu bestellen.
Diesen nicht nur mahnend an die Küchenwand zu nageln, sondern auch mal zu verwenden.
So wie das meine Mum einst mit uns tat: Die hatte so ne rot lackierte Kelle an der Wand hängen ("nur zur Dekoration", wurde scheinheilig immer gesagt) - und wo  Haken dran waren, um eigentlich Tassen oder so Zeug anzuhängen. Tassen oder so Zeug hingen da übrigens nur kurzzeitig dran. Macht sich blöd, wenn mans von der Verankerung reißt, um der ungehobelten Brut etwas über den Allerwertesten zu ziehen.
"Erstens kennst du den Verdienst nicht, solange du nicht danach fragst. Und zweitens ist das zwar ein Eiscafe, aber - und das wüsstest du, würdest du mir auch mal richtig zuhören - verkaufen die neben Eis auch Kaffee, Kuchen und Pizza! Und die GIBT ES DAS GANZE JAHR!"
Und dann drehe ich - Mutterdrache Helma Ziggenheimer - feuerspeiend meine Runden an der Zimmerdecke und die Jugend schaut von unten chipskauend und die Hände lässig in den Hosentaschen zu und versteht nicht, warum die Mutter sich so aufregt. Is ne Metapher!  "Is hier wie beim Vater", sind sie sich einig.
Ich sehe das anders. Wäre es wie beim Vater, wären vor allem Vergleiche mit biertrinkenden, jogghinghosentragenden Rülpsern am Kiosk dabei, begleitet von einem Vokabular, bei dem sich selbst mein Hirn weigert, solche Ausdrücke überhaupt nur zu denken - und vor allem würde ich immer nur reden und selber jedoch nichts tun. So ist es beim Vater.
Obs bei mir besser ist, habe ich keine Ahnung. Vermutlich habe ich genauso versagt. Anders, aber mit demselben Ergebnis. Andererseits... Wenn ich so höre, was in anderen Familien so los ist... Ist ja irgendwie doch überall dasselbe, zumindest verhalten sie sich altersgerecht. Ja auch der Große. Denn dass er seiner Entwicklung immer etwas hinterher hinkt, wurde uns schon gesagt, als er noch ein Kleinkind war. Jedoch alles kann man nicht immer entschuldigen, will ich auch nicht. Nicht mehr. Die Geduld ist längst erschöpft.

Noch zweieinhalb Wochen!

Dienstag, 5. August 2014

Ein gutes Omen?

Mir flatterte doch gerade etwas ins Haus, das mir noch gar nicht aufgefallen war, obwohl ich - jobbedingt - im Grunde täglich auf den Kalender schaue:


Ob das da ein gutes Omen ist, dass ich heute - huch, wir haben ja August ;) - meine Steuererklärung zum Postmann brachte? Ich hoffe das jetzt einfach mal. Wenn ich sonst nichts kann - optimistisch sein kann ich!
Übrigens, es gibt endlich auch wieder echten Kaffee im Hause Ziggenheimer.
So echten, dass ich vorletzte Nacht mit Augen groß wie Unterteller durch die Wohnung geisterte und nicht recht in den Schlaf finden konnte. Da konnte ich aber wirklich kein Auge zutun.
Denn momentan frage ich mich schon ab und an, ob ich möglicherweise auch schlafwandle oder so. Oder wie soll ich es mir anders erklären, dass in unserer Wohnung immer, jawohl IMMER irgendwas zu Bruch geht - und frage ich die Jugend, ist es keiner von beiden gewesen! Nicht mal dann, wenn ich nachweislich nicht zu Hause war.
Wage ich dann auch noch zu sagen: "Von allein passiert das aber nicht, und wenn ich nicht da war...?! Oder hatten wir hier Gäste, von denen ich nichts weiß?", dann werden nur die Augen gerollt und unter Stöhnen werde ich bezichtigt: "Du bist genau wie der Vater, der schiebt auch immer alles auf uns."
Nun. Gäste gab es keine. Wenn, dann nur weibliche - und die liegen für gewöhnlich ausschließlich in Juniors Bett. Die sehe ich ja nicht mal, wenn ich da bin - so schnell huschen die von der Tür ins Bett und wieder zurück. Ist echt irre manchmal.
Als ich jedenfalls gestern Abend meine Steuerklärung kopieren wollte, musste ich feststellen, dass die Glasscheibe in tausenden kleinen Teilchen im Drucker lag. Genau: Es war keiner gewesen. Die ist ganz von allein zu Bruch gegangen. Kopieren, Scannen - Geschichte.
Junior II versuchte sich noch in zweifelhaften Auslegungen: "Der Drucker steht doch immer unter deinem Bett! Wer weiß, vielleicht ist das kaputtgegangen, als du dich drauf gesetzt hast!"
"Sag mal, bei dir trommeln wohl die Locken?! Hast du vielleicht mal eine Ahnung, wie schwer ich sein müsste, damit sich das Bett derart durchbiegt?"
Grinst der Junge schelmisch: "Du liegst ja nicht immer alleine drin!"

Das ist alles nur geklaut

...na ja sagen wir - fast alles. Nämlich nur das Bild. Nämlich hier: http://binichirr.blogspot.de/2014/08/fasziniert-aber-irritiert.html


Der Wirrkopf schwankt vermutlich immer noch zwischen Faszination und Abstoßung - oder sowas in der Art, während ich persönlich immer noch lachen muss ob der Vorstellung, wie man eine geteilte Zunge zeitgleich in zwei Richtungen dirigieren kann.
(Überhaupt, so finde ich, bekommt ja da die Redewendung "Sie spricht mit gespaltener Zunge" eine ganz neue Bedeutung!)
Ich weiß, wir Frauen sollen ja multitasking und so sein und im Grunde sind wir das ja auch. Jedoch ich... Ich könnte zum Beispiel nie niemals ein Schlagzeug spielen. Links der eine Rhythmus, rechts mit nem anderen - neben Schweißausbrüchen, Verzweiflungsattacken und ähnlichem würde ich innerhalb von nur Sekunden bereits wieder aus dem Takt geraten. Ja genau: Ich kann es nicht!
Und dann eine Zunge zeitgleich in zwei Richtungen? Wie geht sowas? Großhirn an Zunge: "Eine links, eine rechts - geht doch ganz einfach, Mädels, is doch wie beim Stricken!"?
Wobei... Da fällt mir gerade ein: Stricken kann ich auch nicht!
Was kann ich eigentlich überhaupt?
Und wieso fällt mir bei DER Frage spontan der Gedanke ein, so eine Zunge könne vermutlich dem Mann gefallen?!
Ich denke, ich sollte weiterarbeiten. Ich ertrinke ohnehin in Arbeit, zu Hause wie im Büro. Merkt man vermutlich an meiner spärlichen Bloggerei.
Wenigstens habe ich heute endlich meine Steuererklärung zur Post gebracht - nach nur einmaliger Erinnerung durch das Finanzamt.
Ich komme voran, würde ich sagen!

Sonntag, 3. August 2014

Unfaithful

  

Ich kenne diesen Film in- und auswendig. Und als ich heute Abend, vollkommen entspannt und zufrieden, auf meinem Sofa lag und müde durch die Programme zappte, da begegnete mir dieser Film erneut. Und ich blieb hängen.. So wie ich immer hängenbleibe, wenn ich ihm zufällig im TV begegne.

Jedesmal erinnere ich mich dann auch an die CD mit der wunderbaren Filmmusik dazu. Die Musik, die ich phasenweise nächtelang höre, um einschlafen zu können. Oder mich inspirieren lassen möchte, weil kaum etwas in mir mehr bewegt und anregt als die Musik.

Jedesmal auch erinnere ich mich an den Abend, als ich diesen Film zum ersten Mal im Kino sah und hernach irgendwie... still und betroffen nach Hause fuhr.

Mein realer Name ist dem ihren ähnlich. In meinem Leben gab es eine Zeit, der ihren ähnlich.
Es gibt Tausende Namen. Tausende Geschichten.
Und am Ende sind sie sich alle gleich.
Bis zu dem Punkt, wo man beschließt, einen neuen Weg zu gehen.

Bei mir war es ein Jahr nach dem Ende dieser Geschichte. Da begegneten mir die gelben Seiten.
Es war nicht immer alles gut zwischen uns und es war auch nicht immer alles schön zwischen uns. Manchmal haben wir uns lange nicht gesehen und nicht gehört, manchmal beinah eineinhalb Jahre lang nicht.
Manchmal weiß man eben nicht, dass der neue Weg bereits begonnen hat.
Und ich möchte nie niemals wieder zurück. In drei Wochen lebe ich ganz woanders. 430 Kilometer von hier.
Das ist keine Flucht. Das ist eine Vollendung des neuen Weges, der vor elf Jahren begonnen hat.

Am Anfang hatte ich vor allem Angst. Angst vor dem Loslassen, unfähig, loslassen zu können. Angst davor, den Ort zu sehr zu vermissen, der für mich irgendwann zum Zuhause geworden war. In den letzten Monaten mischte sich die Vorfreude hinzu. Und nun überwiegt im Moment die Vorfreude. Auch wenn der Freitagabend nach stundenlanger Diskussion eher dieses Gefühl des Zweifels hervorbrachte. Dieses Gefühl des resignieren wollens. Sicherlich ist es gut, neben einer Idee und einer Vorstellung auch einen Plan zu haben. Dennoch hat mein Leben mich gelehrt, dass nicht alles im Leben planbar ist. Dass der Mensch dazu neigt, schwieriger damit umzugehen, wenn der Plan misslingt. Wenn die Dinge in eine andere Richtung laufen als gedacht.

Ich habe ein Ziel, ich habe eine Idee und ich habe eine Vorstellung. Habe alles ringsherum gebastelt und gestaltet - auch für dieses neue Leben. Ich glaube, ich brauche keinen Plan. Nur ein Ziel. Und eine Idee, dieses Ziel zu erreichen.

Noch drei Wochen.