...macht hoffentlich klug: Junior hat wieder einen neuen Job. Ab 18. darf er wieder loslegen. Drei Monate Einarbeitungszeit werden ihm zugestanden; läuft alles gut, wird er zum 1. Januar mit ner kleinen Gehaltserhöhung übernommen. Gehaltserhöhung auf Mindestlohn - aber alles Geld, das nicht vom Staat kommen muss, ist gutes Geld. Jedenfalls sehen wir das so - denn das, was er dann verdient, ist immer noch eine Stange mehr als das, was ihm momentan zur Verfügung steht bzw. stehen darf. Und damit könnte er weder Mietanteil bezahlen noch sonst großartig Kosten tragen. Insofern ist jeder Euro mehr ein Schritt nach vorn. Mal abgesehen davon, dass es ohnehin Scheiße ist, ohne Arbeit zu sein.
Aber ganz ehrlich: Ich bin froh, wenn ich das alles ab 23. August nicht mehr sehen muss: Die Jugend, wie sie in ihrem Zimmer haust, Klamotten, Papiere (ja, auch die wichtigen), Geschirr, leere Chipstüten etc. herumliegen lässt, inmitten des Chaos hockt und mit virtuellen Freunden um die Wette zockt, nicht duscht, nicht isst (nein, Chips sind KEIN Essen für mich, auch wenn Lily Allen durch Chipsfressorgien angeblich rund 10 Kilo abgenommen haben soll), keine E-Mails checkt ("Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen"...) und vor elf Uhr auch nicht erreichbar ist, weil man da eben noch den Schlaf der letzten Nacht nachholt... Nä! Ich wills einfach nicht mehr sehen. Ich kanns nicht mehr sehen, ohne einen Koller zu kriegen und wahlweise entweder den Router mitzunehmen ("Ich kann auch offline spielen, wenn ich das will!") oder eben auch gleich diese ganze kack Station in die Kammer halbe Treppe tiefer einzuschließen (zu dieser gibts nur einen Schlüssel, und dreimal dürft Ihr raten, wer diesen besitzt). Andererseits greife ich mir an den Kopf, wenn ich mir sage: Mensch, die sind 18 und 24 Jahre alt, da darf und da MUSS ich einfach mehr erwarten!
Sie echauffieren sich, weil ich sie wie kleine Kinder behandle - und ich sage dann stets: "Benehmt euch wie Erwachsene, dann behandel ich euch auch so." OK, manchmal sage ich das nicht, sondern poltere es hinterher, während Türen fliegen und irgendwelche Ausdrücke mit hinter die Tür genommen werden, von denen es gut ist, dass ich sie nicht höre. Gut für beide Seiten.
Und dann lege ich mich auf meine Terrasse, trinke ich ein Glas Wein, starre in den wunderbaren Nachthimmel hinaus, ziehe die Strickjacke etwas enger um mich, strecke die nackten Beine aus, lässig übereinander geschlagen - und frage mich, wann ich und wo ich in meiner - zugegeben liberalen - Erziehung etwas verpasst habe. Ich wollte immer, dass sie mir vertrauen, dass sie keine Scheu oder Angst haben, zu mir zu kommen, weil irgendwas passiert ist oder eben einfach auch was ausgefressen wurde. Dass sie wissen, was immer auch geschieht - ich liebe sie und bin für sie da.
Okay, ich glaube, DAS zumindest habe ich erreicht. Was mir nur nie wirklich bewusst war, war möglicherweise das Ausmaß. Ich meine, manchmal fühle ich mich schon so ein bisschen wie... wie... ja wie eigentlich? Geht was schief, rufen sie mich an. Haben sie Stress, rufen sie mich an. Geht was zu Bruch, war es mit Sicherheit meins. Haben sie Kummer oder Sorgen, dann kommen sie zu mir. Wenn dies aber - wie aktuell - jede Woche passiert, wirds mir irgendwann auch zu doof.
"Orrr man ey, du lässt ja überhaupt keine Luft ran!" stöhnte Junior I heute, als ich es wagte, ihn 11 Uhr 10 nach diversen Versuchen aus dem Bett zu klingeln und zu sagen, dass er ab 18. wieder einen Job hat. Dass er sich gefälligst zu kümmern hat, warum der letzte Arbeitgeber die Besteuerung nach Klasse 6 statt 1 vornahm - und unter Umständen heute noch hinfahren muss, um die Steuerkarte nachzureichen bzw. eine Kopie dazulassen ("Hast du die denn nicht bei Vertragsunterzeichnung übergeben?" - "Wieso? Hat mich keiner danach gefragt.") Immerhin soll er morgen einen beim neuen Arbeitgeber einen Vertrag unterzeichnen - und seine Lohnsteuerkarte mitbringen. Da ist verdammt noch mal nicht viel Luft - HimmelarschundZwirn!
Und Junior II? "Was ist denn nun mit deinem Nebenjob?" fragte ich gestern, nachdem dieses Kind extra seinen Ostseeurlaub nach bereits einer Woche abbrach (ja ich weiß - das mit dem Nebenjob war nur ne Ausrede, in Wirklichkeit fehlen ihm die Dates und das Sportstudio. Kanaille, die.) "Frühestens Ende September, denn jetzt im Sommer haben die kaum Bedarf." Er bewarb sich im Sonnenstudio, übrigens.
"Ja und?"
"Was und? Vor Ende September wird das nichts."
"Aha?!! Und wie wärs vielleicht mit nem anderen Nebenjob? Habe ich dir nicht Sonntag zwei Adressen hingelegt, die ich unterwegs in der Stadt sah!?"
"Was will ich denn im Eiscafe arbeiten? Im Winter gibts kein Eis und am Ende krieg ich auch nur 5 Euro die Stunde."
Da habe ich ernsthaft kurz erwogen, einen Knüppel aus dem Sack zu bestellen.
Diesen nicht nur mahnend an die Küchenwand zu nageln, sondern auch mal zu verwenden.
So wie das meine Mum einst mit uns tat: Die hatte so ne rot lackierte Kelle an der Wand hängen ("nur zur Dekoration", wurde scheinheilig immer gesagt) - und wo Haken dran waren, um eigentlich Tassen oder so Zeug anzuhängen. Tassen oder so Zeug hingen da übrigens nur kurzzeitig dran. Macht sich blöd, wenn mans von der Verankerung reißt, um der ungehobelten Brut etwas über den Allerwertesten zu ziehen.
"Erstens kennst du den Verdienst nicht, solange du nicht danach fragst. Und zweitens ist das zwar ein Eiscafe, aber - und das wüsstest du, würdest du mir auch mal richtig zuhören - verkaufen die neben Eis auch Kaffee, Kuchen und Pizza! Und die GIBT ES DAS GANZE JAHR!"
Und dann drehe ich - Mutterdrache Helma Ziggenheimer - feuerspeiend meine Runden an der Zimmerdecke und die Jugend schaut von unten chipskauend und die Hände lässig in den Hosentaschen zu und versteht nicht, warum die Mutter sich so aufregt. Is ne Metapher! "Is hier wie beim Vater", sind sie sich einig.
Ich sehe das anders. Wäre es wie beim Vater, wären vor allem Vergleiche mit biertrinkenden, jogghinghosentragenden Rülpsern am Kiosk dabei, begleitet von einem Vokabular, bei dem sich selbst mein Hirn weigert, solche Ausdrücke überhaupt nur zu denken - und vor allem würde ich immer nur reden und selber jedoch nichts tun. So ist es beim Vater.
Obs bei mir besser ist, habe ich keine Ahnung. Vermutlich habe ich genauso versagt. Anders, aber mit demselben Ergebnis. Andererseits... Wenn ich so höre, was in anderen Familien so los ist... Ist ja irgendwie doch überall dasselbe, zumindest verhalten sie sich altersgerecht. Ja auch der Große. Denn dass er seiner Entwicklung immer etwas hinterher hinkt, wurde uns schon gesagt, als er noch ein Kleinkind war. Jedoch alles kann man nicht immer entschuldigen, will ich auch nicht. Nicht mehr. Die Geduld ist längst erschöpft.
Noch zweieinhalb Wochen!
2 Kommentare:
Gratulation an deinen Junior und toi, toi, toi. Auf dass die Einarbeitungszeit auch wirklich eine ist und nicht wieder erwartet wird, dass er so agiert, als wäre er Jahre im Job.
Noch zweieinhalb Wochen... wow... die Zeit scheint plötzlich zu fliegen. Hattest du nicht erst kürzlich geschrieben, dass du bald wegziehst? Nein. Mein Zeitgefühl ist wohl im Eimer. ;))
Na Urlauberin? Kein Wunder, dass Dein Zeitgefühl im Eimer ist - geht mir auch immer so nach nur nem verlängerten Wochenende: Da denk ich immer, ich komm aus ner ganz anderen Welt :)
Ja, ich hoffe und wünsche ihm das auch, 6 Monate Probezeit, 3 davon Einarbeitungszeit, ich bin gespannt.
Die Konditionen sind jedoch besser als er gestern sagte. Möglich, dass er was durcheinanderbrachte: Er hat fast jeden Tag ein Vorstellungsgespräch gehabt, an manchen Tagen auch 2. Ich habs aufgegeben, da noch durchzublicken, reichte mir, wenns ihm gelang ;) Er hat jetzt schon fast Mindestlohn (ist auch nicht viel, aber unterm Strich eben doch deutlich mehr als er gestern erzählte), und hier bei dieser Firma bekommt er Fahrtkostenzuschuss, Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Vom Umzug erstmals geschrieben hab ich im Januar. Und jetzt bin ich selber ganz fassungslos, wie schnell wir August haben. Und nu gehts bald los :)
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