Dienstag, 24. Februar 2015

Es grüßt aus der Ferne - Ihre rostige Blechlaterne



Irgendwo in einem der Kommentare las ich, dass man sich doch gerne auch "tontechnisch" (wenn ichs mal so formulieren darf) vom aktuellen Einrosten meiner Stimmbänder überzeugen wollen würde.
Ét voila - hier kommt etwas, das ich brandaktuell, nämlich heute Vormittag einer pinken Lady auf ihr Handy sprach, nachdem sie mich - ähnlich rostend - in der grünen Gruppe der Whatsappenden begrüßt hatte.
Prinzipiell bin ich ja doch sehr zurückhaltend, was die Herausgabe meiner Telefonnummer betrifft. Ich unterliege da weniger der Paranoia, dass ich eben diese Telefonnummer morgen in der BILD-Zeitung oder so fände (dazu ist mein Licht nun wirklich zu schwach), aber ich hege vor allem Ängste, dass ich dann angerufen werde. Ja - so bekloppt bin ich: eine Telefonnummer herausgeben mit der Befürchtung, nun auch angerufen zu werden. Aber Hand aufs Herz: So n Handy ist doch heutzutage eigentlich gar kein Telefon mehr. Es ist doch eher die wandelnde Datenbank für Fotos, Videos, Kontakte, Geburtstage na und was man noch so (besser nicht!) in seiner Minimalundtragbarendatenbank speichert. Und die Kamera natürlich nur vom Feinsten, dass das mal klar ist. Wenn ich noch an mein allererstes Samsung denke, fast halb so klein wie mein aktuelles Phone, ne externe Kamera zum Anstecken (kreisch!!) und ne Bildqualität, bei der man gar keine Filter brauchte - es schneite von ganz allein auf jedem Foto! - dann überkommt mich doch ab und an die Ahnung, wie verwöhnt der bekloppte Mensch von heute (nämlich ich) ist und wie viel Geld bekloppte Menschen von heute (nämlich wir) bereit sind, dafür auszugeben, obwohl man doch - um hier meine kratzige Stimme aus Hessen zu zitieren - sich eigentlich nur ne gute Kamera kaufen müsste?
"Ja-haaaa" habe ich angemerkt, "klar kann man das und ich habe auch eine, mit der ich seeehr zufrieden bin (wenn ich sie irgendwann in den Tiefen der letzten Umzugskisten, die im Keller vor sich hin träumen, gefunden habe). Aaaaber: Ich kann damit keine Nachrichten schreiben, keine E-Mails lesen oder beantworten, ich kann keinen Routenplaner aufschlagen und mich mal eben fix in der neuen Stadt orientieren..." usw. usw.
Fluch oder Segen, ich denke, es kommt immer auf das rechte Maß an (keine Ahnung übrigens, wo das genau liegt), aber wenn ich so die Entwicklung der letzten Jahre betrachte, dann bin ich doch froh, dass ich noch nicht zu alt bin, mich der neuen Technik zu öffnen, mich dafür zu begeistern und auch mitzumachen. Auch wenn ich - und darauf bestehe ich - nicht der Freak bin, der jede neumodische Schwachsinnigkeit auch mitmachen muss. Denn was mir zum Beispiel nie niemals ins Haus kommen wird, ist das elektronische Buch. Die können ihre Technik entwickeln wie sie wollen: An ein richtiges Buch zum Umblättern, das gerne auch den leicht muffigen Geruch der letzten Jahre oder des Antiquitätenhandels in sich tragen darf, kommt kein Kindle-Kack ran. È basta.

Montag, 23. Februar 2015

Was wäre, wenn?

Dieser Tage las ich in einem Blog die Frage "Wenn du auf ein Organ/ Körperteil verzichten müsstest, um weiterleben zu dürfen - was wäre das dann und warum?"
Jetzt wäre das vielleicht eine Frage, über die man nachts im Gras liegend mit Freunden oder dem Liebsten und einer Flasche Weißwein philosophieren könnte - oder es wäre ein Thema, bei der im Hinterkopf ein Fragezeichen aufblinkt, ob man (zu) gelangweilt ist vom Leben, weils einem vielleicht (zu) gut geht?
Vor einiger Zeit bekam ich mal eine Blogempfehlung "Arbeit und Struktur", ein Ausriss des Lebens vom Schriftsteller Wolfgang Herrndorf. Bis zu dieser Blogempfehlung kannte ich seinen Namen nicht, ich kenne auch seine Bücher nicht. Ich habe zum Zeitpunkt der Blogempfehlung manche Nächte gelesen, zuletzt gestern Abend. Eine für mich doch sehr erschütternde "Dokumentation" des Lebens mit einem Hirntumor - und der Entscheidung eines Tages, diesem Leben 3 Jahre nach der Diagnose ein Ende zu setzen.
Am nachhaltigsten ist unter anderem der Abschnitt "Jana" für mich gewesen, seine Gedanken, seine Empfindungen, die dann auch an anderer Stelle, kurz vor dem Ende, noch mal auftauchen.
Vor allem jedoch der Abschnitt, "sein letztes Kapitel", wenn ich das mal so formulieren darf, mit dem immer deutlicher wird, wie stetig der Krebs sich in seinem Kopf ausbreitete und wie ebenso stetig ihm dies die Möglichkeit der Sprache nahm. Die Sprache. Ihm. Einem Schriftsteller. Selbst seinen Blog konnte er schlussendlich nur noch mit der Hilfe seiner Freunde führen.
Und gestern Abend dachte ich so bei mir... Was würden Menschen zur oben zitierten Frage sagen? Wie würden sie sie empfinden? Was würden sie dabei denken, fühlen?
Ob sie sagen würden: "Nehmt mir einen Fuß weg, wenn ich dafür überleben darf"?
Oder würden sie sagen: "Junge, Mensch, sei froh, dass du dir um sowas keine Gedanken machen musst, denn wenns drauf ankommt, wirst du sowieso nicht gefragt"?
Ist sie da wieder, die Frage nach dem Genießen des Augenblicks? Der Dankbarkeit für das, was man hat? Die Frage, wie leichtfertig man mitunter etwas beantwortet - und im entscheidenden Moment feststellt, dass man es ja doch einfach gar nicht kann? Wie sehr man sich an das, was man hat, gewöhnt - und es unglaublich vermisst, sobald es nicht mehr da ist? So sehr, wie man es zuvor gar nicht angenommen hätte?
Wenn man mich fragt: Ich möchte nichts von mir hergeben müssen. Ich möchte mich behalten dürfen, so wie ich bin, so lange es möglich ist. Ich möchte vollständig sein dürfen, so lange es irgendwie möglich ist. Weil mir alles an mir lieb & teuer ist.
Mir ist übrigens vollkommen bewusst, dass ich diese Frage noch vor zehn Jahren vermutlich anders beantwortet hätte.


Sonntag, 22. Februar 2015

Kategorie Fundstücke: Muss man nicht mögen, kann man aber



...über so einen Quatsch kann ich mich derart köstlich amüsieren, dass mir die Tränen in die Augen schießen!! Man beachte Mimik und Tonlage der Kakerlaken-Babies.
Köstlich... einfach nur... köstlich!

Traumfrauen



Und da waren sie nun...die Traumfrauen. Für die, die Kino auch lieben, die also Popcorn-Kino lieben, wäre das meine klare Filmempfehlung. Trotz der bereits etwas zahlreichen Ausschnitte, die ich zuvor im TV und Web gesehen hatte, hielt der Film, was er versprach: einen ausgesprochen netten Abend. Meine Meinung. Natürlich ist es ein Frauenfilm, natürlich ist es stellenweise Kitsch - oder glaubt wirklich jemand an ein dreifaches HappyEnd? - und entsprechend klischeebeladen, aber während meine Freundin die mitgebrachten Prosecco-Döschen "entkorkte" und wir abwechselnd Popcorn aus der Tüte pflückten, haben wir die Beine lang ausgestreckt (günstige Sitzreihe!) und uns entsprechend amüsiert.
Meine Meinung ist ja: Karoline Herfurth hat sie alle an die Wand gespielt. Allein ihretwegen würde ich mir diesen Film sogar noch mal reinziehen.
Übrigens: Ihre besten Szenen kommen im Trailer NICHT vor.
Auch die Berben in ihrer Rolle als vom Ehemann verlassene Mittfünfzigerin (?), die einen Computerkurs besucht und bei der Aufforderung "So und nun schließen wir mal das (Browser) Fenster" aufsteht, eines zuriegelt und meint: "Ja, mir war auch bisschen frisch."
Aber genug gespoilert: Wer mag, wer Lust auf einen kurzweiligen Abend mit einer Freundin hat, wem diese Art von Humor liegt, der wird diesen Film mögen und wie wir das Kino leicht beschwingt verlassen. OK, vielleicht wurde letzteres auch bisschen untermalt von 0,2 l Prosecco auf bis dahin leeren Magen - aber wir wollen doch mal nicht kleinlich sein :)

Freitag, 20. Februar 2015

Erfahrungsresistent

Einen Schlüsselanhänger mit diesem Wort bekam ich irgendwann mal geschenkt, aus Gründen wohl. Jetzt liege ich hier auf meinem Sofa, versuche zu arbeiten und muss grad echt in mich reinkichern: Die Person, die mir diesen einst schenkte, kannte mich vermutlich wohl noch besser als gedacht.
Ich meine, ich sitze hier an meinem Sonnenplatz (nie wieder eine Wohnung ohne bodentiefe Fenster - yeah!), es ist wunderbar warm (die Tür bleibt zu!) und um meinen Hals habe ich einen dicken Schal, weil ich einen dicken Hals im Schal hab. Seit Tagen schon.
Als mir heute "kommentiert" wurde, ich solle mich bessern und mich pflegen lassen, da musste ich wirklich richtig lachen (auch wenn das Lachen aktuell eher einer rostigen Blechlaterne ähnelt):
Ich habe so gut wie nichts von dem gemacht, das der Liebste mir auftrug, stattdessen alles andere.
Sämtliche Erkältungspräparate (waaaaahhhh!!!) hat er bereitgestellt, den Honig dazu (waaaaahhhh!!! Ich HASSE Honig!!) und mir aufgetragen, vieeel Tee zu trinken (ob meine dritte Mördertasse - weil 500 ml *chrchrchr* Kaffee dagegen anstinken kann?), Rotlicht (ja heut Abend vielleicht, mit dem passenden Outfit dazu!), keine Zitrusfrüchte (ich hatte grad erst Mandarinen gekauft, wenn er glaubt, er kriegt die alleine, hat er sich deftig geschnitten; außerdem ist das Vitamin C pur, und wenns noch so brennt im Hals, mein Lieber!). Und trotzdem er noch sagte: "Wir ruhen uns am Wochenende aus und du kurierst dich, damit du nächste Woche wieder fit bist" (Da gehts wieder zur Jugend, Anm. der Redaktion), orderte ich heute Nachmittag seelenruhig 3 Kinokarten für die "Traumfrauen". Drei, weil außer dem Liebsten und mir noch meine Freundin mitgeht.
Und ich hoffe, dass ich noch nicht zu viele Filmausschnitte gesehen habe. Ist ja immer so ein Nachteil, wenn man zuviel im TV  oder im web sieht, die meisten Pointen sind dann verloren und man hängt leicht belämmert im Kinostuhl, fragt sich, "ob da noch was kommt" und bedauert, dass ca. 19 Euro für einen "Restefilm" plus Popcorn vielleicht doch etwas überzogen sind.
Egal. Sagte ich schon, dass ich Kino LIEBE? Großes Popcorn-Kino? Und sollte ich morgen immer noch zu schwach zum Laufen sein: Der Liebste schwor einst, mich immer auf Händen zu tragen. Weiß er zwar nix mehr von, aber das macht nichts, dazu hat er ja mich.

Mittwoch, 18. Februar 2015

Kategorie Fundstücke: Vom Glücklichsein


“Man will nicht nur glücklich sein, 
sondern glücklicher als die anderen. 
Und das ist deshalb so schwer, 
weil wir die anderen für glücklicher halten 
als sie sind.” 
Charles Louis de Montesquieu

Der Herr von nebenan

Wenn ich eines in den letzten Wochen immer wieder gehört oder gelesen habe, dann war es diese Antwort auf die vielfältigsten Fragen "Weil ich/ er/ sie es kann."
Der Herr von nebenan hat sich vergangene Nacht die Mühe gemacht, meine Frage auf "Wofür interessiert sich ein Mann deines Alters?" (ich vermute so 40/ 42) recht ausgiebig zu antworten und eigentlich könnte man seinen Post in einem Satz zusammenfassen: "Er holt jetzt nach, was er meint, versäumt zu haben - weil er's eben kann."
Das wiederum erinnerte mich an mein eigenes Leben: Mit 19 geheiratet, mit 20 das erste Kind bekommen, mit 30 die Erkenntnis teelöffelweise erlangt, dass das Leben womöglich doch mehr kann als mir permanent ans Bein zu pinkeln, mit 33 endlich den Mut zum Schritt und Schnitt.
Was wollte ich dann? Etwas nachholen, das ich bis dahin nicht gelebt hatte?
Eine Jägerin der verlorenen Jahre (in recht einseitiger Hinsicht), um hier den Zaubermann zu zitieren?
Ich denke nicht. Ich hatte nie den Hang danach, wild durch alle möglichen Betten zu toben, nur weil ich es konnte. Eine Freundin und ich sind viel ausgegangen, aber meist gemeinsam auch wieder heimgegangen. Wir haben den Moment gelebt, wir haben ihn genossen so wie es war - und es war, losgelöst von allem anderen, eine geile Zeit. Eine Zeit, die ich gerne auch als unbeschwerter bezeichnen würde, läge auf dieser Zeit nicht eben auch die Phase der Trennung vom Ex-Mann, die andere als Rosenkrieg bezeichnen (wobei es hier wohl mehr Krieg als Rosen gab, um es mal so auszudrücken) und auch die Trennung von dem anderen Mann,  die völlige Neuorientierung nach dem Verlust des Jobs und der Wohnung. Ein völliger Neubeginn von innen und außen und heute kann ich sagen: Damals wusste ich überhaupt nicht, was ich wollte, aber ich wusste zumindest, was ich unbedingt nicht wollte.
Natürlich ist es mir unglaublich schwer gefallen, mich auf die eigenen Beine zu stellen, die Eltern hunderte Kilometer weit weg, die Brüder hunderte Kilometer weit weg (wobei insbesondere der Jüngere und seine Frau eine echte Stütze für mich waren, sowohl als auch, und dafür bin ich bis heute sehr, sehr dankbar), nachts wach zu liegen, nicht zu wissen, wohin die Reise geht und wie überhaupt alles werden würde. Der Mann einer Freundin sagte damals zu ihr: "Um Helma musst du dir keine Gedanken machen, das ist eine Powerfrau, die schafft das." Ich selbst habe mich so nie gesehen, damals. Nie im Leben. Ein einziges Mal, damals, als mein Ex mich auch körperlich angegriffen hatte, da habe ich in meiner Wohnung am Fenster gestanden, die Stirn an das Glas gelehnt, den Blick auf die Straße gerichtet, und ich dachte: "Wenn du dich jetzt einfach nur fallen lässt, rausfallen lässt, dann ist endlich alles vorbei, dann kann dir niemand mehr was." Doch angekommen an diesem Punkt meldete sich mein Widerspruchsgeist: "Nö! Dann hätten sie ja gewonnen. Dann wäre ja alles bis hierher umsonst gewesen. NÖ!" Ich bin nie wieder an diesen Punkt gekommen und das war auch gut so.
Ich glaubte außerdem, dass mit Mitte 30 alle Eulen verflogen seien, alle seien in ihren Partnerschaften und machten ihr happy Ding. Ach Gott, wie naiv...
Wenn man mich heute fragt und wenn ich heute wählen könnte: Ich möchte nicht noch mal 20 sein. Man weiß einfach zu wenig über sich selbst. Wenn ich es mal bildlich ausdrücken darf: Man läuft mit Windmühlen in der Hand den Schmetterlingen hinterher. Das ist schön für dieses Alter, weil es durch eine gewisse Unbeschwertheit geprägt ist. Aber möchte ich heute noch mit Windmühlen und so weiter? Nein! Ich würde unheimlich gern noch mal 33 sein. Noch einmal diese Jahre kosten, ohne diese Belastung, die Bedrohung, die Bedrückung, frei von all dem... Doch gerade frage ich mich: Warum will ich eigentlich dazu noch mal 33 sein? Warum kann ich nicht auch jetzt genau diese Jahre kosten, die ich aktuell erlebe? Die Kinder groß, selbständig (mehr oder weniger ;)) und ich teile mein Leben mit dem Mann, den ich wollte und wir beide genießen uns und das, was wir haben. Am Tag und in der Nacht. Und ich denke, ich kann das so entspannt sagen und auch so empfinden, weil ich in keiner Phase meines Lebens das Gefühl hatte, etwas versäumt oder verpasst zu haben. Und weil man auch jenseits der 40 nicht aufhört zu leben, zu fühlen, zu entdecken, offen zu sein, aufmerksam zu sein, interessiert zu sein.
Ich bin angekommen. Genuss passiert für mich nicht nur zwischen den Laken, sondern auch außerhalb. Auch dann, wenn die Themen nicht nur Sex & Rock'n Roll betreffen. Und mir ist es egal, ob ich einem Gleichaltrigen zu alt, einem Jüngeren wahlweise zu alt oder reifeprüfungsmäßig interessant erscheine oder ob mein Partner 55 oder 60 sein muss, nur damit ich für ihn jung genug bin: Für mich persönlich ist das nicht wichtig, für mich ist nur wichtig, was die Menschen denken und fühlen, an denen mein Herz hängt. Und an wen ich mein Herz hänge, entscheide ich nach meinen ureigensten Prinzipien und Vorlieben. Dieser Mensch muss was haben, das mich einfängt. Was nutzt mir eine schöne Fassade, wenns dahinter hohl ist?

Montag, 16. Februar 2015

Ein Mann für gewisse Stunden

 Im Kommentarbereich eines anderen Blogs wurde ich dieser Tage an einen Film erinnert, den ich vor etlichen Jahren mal gesehen habe: "Ein Mann für gewisse Stunden" - oder im Original "American Gigolo". Der Film ist, glaube ich, aus den 80ern mit einem entsprechend sehr jungen Richard Gere. Und wenn Ihr mich fragt: Mir gefiel seine latent ältere Ausgabe in "Pretty Woman" oder seine noch etwas ältere Ausgabe in "Unfaithful" bedeutend besser: Es gibt so einige Frauen, die sich in einem gewissen Alter einen jüngeren Partner in ihr Bett holen, sei es nun für kurz oder länger. Ich finde das genauso normal wie Männer, die sich eine jüngere Frau ins Bett holen (ich finde überhaupt in dieser Hinsicht vieles normal, aber das mal nur so am Rande, das würde diesen Blogpostrahmen sprengen und verdiente eher einen eigenen).
In meinen wilden Sturm- und Drangzeiten, also in meiner Single-Zeit, gab es einen 25jährigen, während ich meinen 37. Geburtstag feierte. Nun sah ich vielleicht damals auch nicht unbedingt wie 37 aus und er vor allem auch nicht wie 25. Rückblickend kann ich auch sagen, dass er wesentlich konservativer und gesetzter war als ich und sein Wunsch nach Heirat, Familie und Haus aus seiner Sicht durchaus nachvollziehbar waren, aber eben auch nicht das, wovon ich träumte.
Ich habe mich immer gefragt: Was findet ein junger Mann an einer älteren Frau? Was erhofft er sich von ihr, was will er von ihr - und ist der Sex mit einer Gleichaltrigen oder Jüngeren nicht... eher das, wovon der Mann träumt? Was Junges, Knackiges, das einen auch außerhalb der Bettkante gnadenlos anhimmelt und bewundert, nicht viele Fragen stellt und erst recht keine Forderungen?
(Natürlich überspitze ich das hier, dessen bin ich mir völlig bewusst. Gleichwohl war ich doch immer überrascht, dass vor allem jüngere Männer mich angeschrieben haben. Obwohl ich mein reales Alter immer offen präsentiert habe. Wozu auch anlocken, wenn man(n) dann doch feststellen muss, dass die Realität eine andere war?)
Er war einige Jahre lang mein treuer Begleiter, in vielen Momenten war er einfach da, wenn ich ihn brauchte - doch mehr... konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Mehr ging irgendwie nicht. Und dabei hab ich mich nicht davon abhalten lassen, "was andere Leute von mir denken". Wen kümmert sowas? Wenn man auf solche Fragen achtet, dann hat man sein Leben lang damit zu tun, den Erwartungen anderer zu entsprechend und dann stellt man am Ende seines Lebens fest, dass man nur entsprochen, aber nicht genossen hat. Aber auch das mal nur so am Rande. 
Er hat irgendwann geheiratet und eine Familie gegründet und wir haben uns aus den Augen verloren. Ich denke noch heute an ihn und ich vermisse die Nächte, die wir uns mit Canasta-Spielen um die Ohren geschlagen haben, die Leichtigkeit, die wir hatten. Ich weiß nicht, wie er heute lebt und von mir weiß er das vermutlich auch nicht. 
Was nun also findet der jüngere Mann an der älteren Frau? Den Reiz der Reifeprüfung, wie sie uns schon Hoffmann zeigte? Der Reiz, was Neues (Altes) auszuprobieren, um mitreden zu können? Der Reiz, "das" auch mal erlebt zu haben?
Genauso frage ich mich, was den älteren Mann an der jüngeren Frau reizt? Dass rosafarbene Nippel wie Knospen nach oben in den Himmel zeigen und nicht - wie in einem Witz präsentiert - die Oma in der Bikinihose aus der Umkleide kommt und sagt "Oberteil brauche ich nicht, krieg ich alles in die Hose gesteckt"? 
Sind es wirklich nur die Äußerlichkeiten, die reizen? Der Wunsch, nicht altern zu wollen und sich aus diesem Grund mit Jüngeren zusammenzutun, um sich wenigstens die Illusion der Jugend zu erhalten? So zu tun als ob? 
In besagtem Film gab es diesen einen Dialog, in dem Gere sagte, dass er auf die reiferen Frauen stünde und mit den Jüngeren nichts anfangen könne. Die Jungen bekämen schon allein vor Aufregung einen Orgasmus, für ihn sei das keine Herausforderung so wie bei jener Dame, die seit vielen Jahren keinen Orgasmus mehr erlebt hatte (oder noch nie? So genau weiß ich das nicht mehr) und auch nicht mehr daran glaubte, diesen ihr entlocken zu können. Im zitierten Kommentarbereich nun wurde mir geantwortet, dass für den Mann seines Alters (ich vermute, nicht so weit weg von meinem, aber wohl jünger) weder das eine noch das andere interessant sei. Also weder der Orgasmus der Frau noch die Herausforderungen diesbezüglicher Art. Das wiederum interessiert mich: Was interessiert ihn dann? Was ist wichtig für ihn? Also nicht ihn an sich, sondern einen Mann seines Alters? Es erinnerte mich zugleich an ein Gespräch mit meiner Freundin, die wiederum mit ihrem Partner (einem Mediziner) Studien zum gemeinsamen Höhepunkt "betreibt". Sie hatte mich gefragt, wie wichtig mir persönlich das sei und ich antwortete spontan und aus dem Bauch heraus: "Es ist ein sehr schönes Gefühl, wenn das so ist, aber wenn es nicht so ist, wird der Sex dadurch nicht weniger schön. Entscheidend ist doch, dass man das, was man tut, mit Lust und Leidenschaft tut. Sich fallenlassen können, ohne Nachdenken, einfach treiben lassen. Mich 'mitnehmen' lassen."
Für mich ist jedoch genauso wichtig, dass der Mann seine Erfüllung findet. Ob nun vor mir, nach mir, mit mir, das ist für mich nicht wichtig. Ich brauche auch keine akrobatischen Verrenkungen, für die ich wahlweise vorher erst einen Schlangenkurs belegen oder anschließend einen Chiropraktiker aufsuchen muss. Ideal finde ich, wenn beide Spaß haben an dem, was sie da tun, wie sie es tun, wenn sie beide ihre Erfüllung dabei finden.
Mit einem Jüngeren ist es mir übrigens nicht gelungen, mich "mitnehmen" zu lassen. Mit einem Jüngeren ist es, wie ich es früher oft in Single-Portalen schrieb "Nur für den Sex brauche ich niemanden, das kann ich auch alleine."


Freitag, 13. Februar 2015

Was geht ab?

Bereits gestern war ich etwas überrascht über die Zugriffszahl auf meinem Blog.
Normalerweise bewegt sie sich so zwischen 300 und 400 am Tag - und schon das ist eine Zahl, die ich mir so schon nie zu träumen gewagt hätte. Für viele von Euch mögen das ja Peanuts sein - für mich nicht, und ich finde das cool. Richtig cool.
Als die Zahl aber bereits am Mittag die 600er Marke geknackt hatte, war ich dann doch sehr erstaunt: So viele Zugriffe hatte ich noch nie.
Inzwischen liegt sie bei 1.060 - und als ich dem Liebsten das heute Abend zeigte - was war da seine erste (er-) nüchternde Reaktion?
"Ist bestimmt ein Serverfehler."
Klar. Was sonst.
Ich habe nix gesagt.
Nur geguckt.
"Is was?"
"Du könntest dir also nicht vorstellen, dass da einfach nur mal jemand meinen Blog gefunden und sich durch die Jahre gelesen hat, was?"
"Doch natürlich, das kann natürlich auch sein, na klar", beeilte er sich ein wenig zu euphorisch zu sagen. Alsdann packte er eine Flasche Rosé aus, nur um sicherzustellen, dass ich spätestens nach dem ersten Glas auch wirklich wieder milde gestimmt sei.
Und suchte anschließend, um GANZ sicherzugehen, noch nach etwas Süßem.
Nur um - in der Schublade wühlend - kichernd anzumerken: "Ich glaube, unser Mäuschen ist jetzt umgestiegen: Es will keine Würstchen mehr, es frisst jetzt Russisch Brot! Hat alles weggeputzt!"
"Di-hie wa-ha-ren doch schon weich!" gackerte ich und er meinte: "Ja klar, ich bin auch weich" und ich bekam glänzende Augen: "Sei unbesorgt -  nicht mehr lange!"

Friday I'm In Love!

Anti-Schmerz-Sport und Dehnungsübungen ins Tagesprogramm eingebaut


An Freitag, den 13. erinnert:
Spontan Yoga-Übung "Entspannter Schwan", Marke Ziggenheimer, eingenommen.

An die schönen Dinge im Leben erinnert.
(Klar gibts da noch Schöneres, aber keine Fotos davon!
Hier lesen schließlich meine Söhne mit! Manchmal.)

Wahrscheinlichkeitstheorien

In einem Blog las ich gerade, dass wir heute Freitag, den 13. schreiben. Huppsala! Wäre mir vermutlich nicht bis heute Abend oder morgen früh oder auch niemals aufgefallen.
Also könnte ich spontan beschließen, im Bett zu bleiben und auch nur von dort aus zu arbeiten (der aktuell doch noch andauernde Ringkampf mit irgendwelchen Viren oder so täte dies durchaus auch vor mir selbst rechtfertigen), keinen zwielichtigen Gestalten die Tür öffnen ("Wir kommen zum Zählerablesen." - "Sie waren doch gerade erst da!" - "Nein!" - "Doch. Ganz sicher." - "Wir müssen in die Etage über Ihnen." An dieser Stelle hatte der Liebste kommentarlos eingehängt... Mann ey, war ICH froh, dass ER an der Wechselsprech stand und nicht ich. Merkt Euch: Ich bin noch NICHT 84 Jahre alt und wohne auch NICHT ohne komplett muskulären Beistand. Dass Ihr's wisst!) und ich könnte darauf warten, dass dieser 13. Freitag vorübergeht ohne spektakuläre Ereignisse.
(Gerade überlege ich: Wenn man zwei ganze Tage lang mitunter heftige Bauchkrämpfe hat, kann ich davon dann wenigstens ein Sixpack bekommen? Immerhin... sind das doch "muskuläre Kontraktionen" *kreisch* - also Muskelbewegungen - anspannen, entspannen, anspannen... halten... sechs sieben acht... noch drei Sekunden halten! aaaahhh... Entspannung!, also trainiertes Bauchmuskelfleisch? Wollt ja nur mal gefragt haben. Für irgendwas muss doch dieser Blödsinn gut sein.)
Andererseits... Ist durchaus denkbar, dass ich mir die Finger am Wasserkocher verbrüh (wäre ja nicht das erste Mal), den Zeh am Bettpfosten ramme und wenn ich mir zu guter Letzt zum ich-versöhne-mich-mit-der-Welt-Gedenken einen Kaffee zubereiten will, ist vermutlich die Milch aus oder der letzte Schluck sauer geworden. Ich kenne mich! Ich kenne mein Leben! Insofern weiß ich allerdings auch, dass es dazu keinen 13. Freitag braucht und es auch keinen Unterschied macht, ob ich im Haus bleibe oder nicht.
Also mache ich einfach weiter wie bisher. Wahrscheinlich.


Donnerstag, 12. Februar 2015

Reich in der Seele


E-Mail an einen Freund, 19.08.2008

"....Mensch Du, die Tage auf dem Darss, das war einfach... unbeschreiblich. Ehrlich. Sowohl als auch. Also zum einen hatten wir mit Ahrenshoop den neben Wustrow wohl schönsten Ort der Insel (Born hatte mir auch gefallen, aber nur zur Hälfte, dann kam die andere Hälfte des Ortes, das war nun nicht so mein Fall) "erwischt". Die kleine Insel mit dem Rad erkunden, ein wunderbares Sommerwetter, auf dem Deich langradeln, die Sonne auf der Haut, den Wind in den Haaren - ehrlich, ich hab mich beinah wie eine Prinzessin gefühlt...
Zum anderen hat mich diese Umgebung derart positiv inspiriert - ich konnte gar nicht aufhören, in meinem Skizzenblock zu zeichnen bzw. Gedanken für mein Buch hineinzuschreiben (weil ich befürchtete, diese Art der Inspiration zu vergessen und ich ja den Laptop nicht mitgenommen hatte). Gedanken festzuhalten, einen Stil des Ausdrucks, des Schreibens festzuhalten, der mir hier, inmitten des Alltags, der Sorgen und Probleme, des Kummers und der Auseinandersetzungen beinah abhanden gekommen wäre. So empfinde ich es einmal mehr, wenn ich die Zeilen in dem Skizzenblock betrachte und die Zeilen lese, die ich noch vor wenigen Wochen in mein Buch getippt hatte....
Und das Haus erst... mein Gott, dieses alte reetgedeckte Haus... Das war einfach nur... der Wahnsinn... Der Holztisch am Fenster, der Blick in den verwunschenen Garten, der Blick zugleich auf das Wasser, Dielen, die leise knarren, wenn man barfuss darüber läuft, ein herrlich uraltes Holzbett, in dem ich wunderbar geträumt hätte, hätte ich mich ob der unangenehm harten und/oder durchgelegenen Matratze nicht beinah wie eine Prinzessin auf der Erbse gefühlt..."


Auszug aus meinem Skizzenbuch,
28.07.2008
"Als wir durch die niedrige Tür des Hauses traten, atmete ich den Geruch des alten Hauses. Dieser unverwechselbare Geruch nach frischem Leinen, grünen Äpfeln im Korb - und altem Holz.
Die Tür zum Zimmer lehnte nur an, sanft stießen wir sie auf und noch ehe die Sinne das Zimmer vollständig erfassten, so atmete ich diesen Raum als einen Raum der Schöpfung. Einer Schöpfung gleich welcher Art. Ein kleines Zimmer, viel Licht, viel Holz und auf diesen Regalen voller Bücher und Schallplatten, der geleerten Weinkaraffe, den an die Wand gepinnten Postkarten und den bereits heruntergebrannten Kerzen - da sah ich es: Da sah ich mich. Mich beim Schreiben im Sessel an den bodentiefen Fenstern. Mich beim Lesen. Mich beim Malen, in der Hand zuweilen ein Glas Wein, der Blick in den wie verwunschen wirkenden Garten und am Horizont das Meer - und ich sah zu dem Mann an meiner Seite herauf: 
"Teile mit mir dieses Leben, teile mit mir diesen Traum." Und in den Augen des Mannes meinte ich einen Glanz zu sehen, den Glanz der Sehnsucht, die meiner eigenen so ähnlich schien."
Darum betrachte ich jeden Schritt, den ich gehe, jeden Ort, an dem ich verweile als eine Art... Zwischenstation. Ich werde zurückkehren, dessen bin ich mir sicher. Zurück an das Meer. Am Meer liegen meine Wurzeln, an das Meer kehre ich zurück. Wo auch immer das sein wird. Wie auch immer das sein wird. 

"Reich ist der, der mehr Träume in seiner Seele hat als die Realität je zerstören kann."


Mittwoch, 11. Februar 2015

Sag irgendwas....

  


Es gibt Menschen, die müssen über die Dinge, die ihnen auf der Seele liegen, reden können.
Wenn sie es nicht können, dann singen sie.
Wenn sie nicht singen können, dann tanzen sie.
Es gibt Menschen, die können weder das eine noch das andere - und sie wollen es mitunter auch nicht. Sie wollen alles mit sich selbst regeln - und wundern sich am Ende des Tages vielleicht, warum sie so verbittert, so hart und auch... in gewisser Weise so desillusioniert sind.
Ich kann nicht singen, ich kann nicht tanzen - und seit wenigen Jahren kann ich auch nicht so gut über all das reden, das sich in mir aufgestaut hat. 
Ich glaub, am besten, was das Gefühl herauslassen betrifft, funktioniert bei mir das Schreiben. 
Es gibt so... Momente, da kann ich es, da muss ich es - auch über Dinge, die so lange her sind. Um zu verstehen, woher Ängste kommen, Zweifel, auch die an sich selbst. 
Diese Momente kommen und gehen, ich kann nicht steuern, wann sie kommen, ich kann maximal beeinflussen, dass sie wieder gehen. Ungesagt und ungehört - oder auch nicht. 
"Man muss es auch mal gut sein lassen", wurde mir bereits 2008 in der Schmerzklinik gesagt, "aber jetzt ist es noch zu früh."
Ja. Ich weiß. Irgendwann muss man loslassen, sich auf das Heute, Jetzt und Hier konzentrieren. Nicht im Vergangenen leben, auch dann nicht, wenn man - wie ich - sagt, dass man nur zurückschaut, um zu sehen, wie weit man gekommen ist. Es ist nicht immer nur dieses Zurückschauen. Es ist manchmal auch... eine Erinnerung. Ein Wort, eine Melodie - oder das Leben fremder Menschen, das an eigenem rührt, das eigenes berührt und Fragen erweckt, die vielleicht bis heute nicht beantwortet wurden.
Als der Liebste heute eine geschlagene Stunde eher heimkehrte als sonst, freute ich mich sehr: Heute Morgen hatte ich mich im Büro krank melden müssen. Schwerstgewichte an Armen und Beinen, Fieber und Bauchkrämpfe, von einem Moment auf den anderen, und ich bin da ganz zuversichtlich, dass sich das so schnell verliert wie es kam. So ist es ja meist.
Nun war er eher da als gedacht, er bereitete das Essen, er telefonierte - und dann war er auf einmal da, so ein Moment. Einer dieser Momente, wo ich frage, hinterfrage, wo ich es ganz genau wissen will.
"Ich finde das nicht schön, wenn du das so sagst."
"Das ist mir jetzt aber egal. Ich sage es so, wie ich mich fühle. Ich sage es so, wie ich es empfinde."
"Dann tut es mir leid, dass du es so empfindest, aber ich kann dir sagen, dass es anders ist als du denkst."
"Deswegen hinterfrage ich es! Ich will nicht grübeln, ich will nicht interpretieren, ich will nichts hineindenken, ich will es wissen."
Wir reden über das Betrügen und Betrogen werden, ohne dabei jedoch unsere Koffer zu entpacken, die wir mit uns herumschleppen und die wir mitbrachten bei unserer allerersten Begegnung, wir reden aber über Geheimnisse, über Lügen, über zurechtgebogene Wahrheiten. Wir beide kennen beide Seiten, auch miteinander, und in all den Jahren, die wir uns kennen und uns immer wieder als Paar versuchten, erschien die Kluft zwischen uns tief. Zu tief manchmal, um sie überwinden zu können. Wie oft wollten wir beide gehen, alles hinwerfen, auf alles pfeifen, einfach abhauen und woanders sein - ohne einander. Wie oft haben wir das auch getan, manchmal für ein Jahr oder länger. Ließen andere Menschen in unser Leben und dann doch wieder zurück auf Anfang. Nur dass eben der Anfang ab einem bestimmten Punkt einfach nicht mehr geht... Wie oft glaubten wir, dass wir über diese Kluft einfach nicht kommen können.
"Ich will nicht über all das reden. Ich will genießen, dass wir heute und hier zusammen sind."
"Ja das will ich auch." Aber ich will auch an die Wurzel meiner Zweifel. Meiner Unsicherheit. Die tief in mir verankert sind wie ein Backenzahn mit sechs Wurzelköpfen. Der kann auch nicht herausgebeten werden, der muss operiert werden. Schmerzhaft, ja. Aber wenn er raus ist, ist es gut. Dann wird alles gut. 

...die Zeit heilt alle Wunden...
Dem stimme ich nicht zu! 
Die Wunden bleiben. 
Mit der Zeit schützt die Seele den gesunden Verstand
und bedeckt ihn mit Narbengewebe
und der Schmerz lässt nach.
Aber er verschwindet nie.

- Rose Kennedy - 


Ich höre diese Musik über Kopfhörer, während ich hier schreibe und während er surft und nichts hört. Er greift in genau dem Moment nach meiner Hand, als es heißt "...I'll be the one if you want me too."
Ich lächle glücklich und meine Augen füllen sich mit Tränen.

Dienstag, 10. Februar 2015

Muss ich mir jetzt Gedanken machen?

Der Opa des Liebsten ist 98 Jahre alt. Die meisten meiner Leser werden sicher wissen, dass er seit fast einem Jahr im Pflegeheim lebt. Wann genau es anfing, dass er Dinge vergaß und verwechselte, kann ich nicht sagen. Ich vermute jedoch, dass er um einiges älter war als ich es heute bin?
Ich meine, dass wir Dinge im Alltag vergessen, versäumen, verlegen und nicht wiederfinden - das kennen wir doch alle (ausgenommen diese Krümelkacker, die immer alles peinlich genau und hundertprozentig tun und kontrollieren und so).
Ich im Sternzeichen Zwillinge Geborene trage mitunter viel mehr Dinge in meinem Kopf als da eigentlich reinpassen - und nicht immer kann ich sortieren, was wichtig ist und was nicht (der Liebste findet ja ohnehin, dass ich mir viel Überflüssiges merke, aber das findet er meist auch nur dann, wenn ich Dialoge zwischen uns 1 : 1 und wortgetreu wiedergeben kann, die bereits einen langen weißen Bart haben, und ihm ergo die Argumente ausgehen - jaaaa, DA kann ICH pingelig sein! - während ich beim Einkaufen regelmäßig vergesse, dass er Kaffeesahne zum Kaffee nimmt, nicht Milch wie ich. Zum Beispiel.)
Gestern nun kam er abends irgendwann heim und ich hatte, wie schon gesagt, nichts zubereitet und mich auch nicht... äh... in Form gelegt. Ich habe einfach Blogs gelesen und "Millionär" geschaut, ich ignorantes Weib!
Also stellte er sich in die Küche und... suchte das Brot.
"Wo hast du den Brotkorb hingetan?"
"Na da wo er immer ist?"
"Äh... Nein?"
"Doch?"
"Nein, da ist er nicht!"
Seufzend erhob ich mich und grummelte was von wegen "Ist ja wie mit der Jugend, die kriegen die Augen auch nicht auf, obwohl sie davorstehen!" und kam in die Küche. Der Brotkorb war tatsächlich nicht da. Jedenfalls nicht da, wo er hingehört - aber auch sonst nirgends. Wir fanden den Brotkorb schließlich im Schrank daneben, da, wo für gewöhnlich nur die Schüsseln und Teller stehen!
Ähm... Hä? Wer war das?
Ich musste spontan herzhaft lachen und sprach: "Wir sollten jetzt doch endlich mal unsere Sachen regeln, von wegen Patientenverfügung und so! S geht vielleicht doch schneller als gedacht?"
Als ich mich geruhsam aufs Sofa wieder niederließ, stand er in der Tür: "Frisst unser Mäuschen jetzt auch Teewurst oder warst du das?"
Ich habe gelacht und gerufen "Böses, böses Mäuschen!" und er runzelte die Stirn: "Du sollst doch keine Wurst mehr essen!"
"Wer sagt denn sowas?"
"Na dein Arzt? Wegen deiner Blutwerte?"
Kurzes Suchen im Oberstübchen.
"Der hat gesagt, ich soll weniger essen. Weniger! Nicht 'gar keine'."
Jedenfalls kam er dann, fünf belegte Schnittchen auf seinem Teller (und ja, er hatte gefragt, ob ich auch was wolle - aber ich war bereits satt.)
Als ich gefühlt ein paar Sekunden später zu ihm sagte: "Lass es dir schmecken", guckte er mich ganz merkwürdig an.
"Na was denn?" fragte ich.
Er: "Das sagst du jetzt. Jetzt? Ich bin fertig mit Essen."
"Ich sage ja immer, du isst viel zu hastig", antwortete ich gelassen. Meine Wimper hat nicht dabei gezuckt!


Montag, 9. Februar 2015

Motiv: Blauer Himmel

 Heute habe ich was total Lustiges gelesen: "Frauen sind total unkompliziert! Wie ein Puzzle. Mit 8000 Teilen. Motiv: Blauer Himmel." Ich fand es lustig, aber ich finde auch, dass da durchaus was dran ist. Nicht umsonst gibt es auch bei weiblichen Comedien immer mehr Witze, in denen sich die Frauen sich und ihre... nun sagen wir... komplizierte Unkompliziertheit aufs Korn nehmen. Nicht umsonst sagen Frauen selbst über sich: "Wie kann ein Mann uns verstehen, wenn wir uns mitunter selber nicht mal verstehen?" Fakt ist wohl, wir Frauen denken zu tiefgründig, wir nehmen den Moment mit einem Mann, eine Geste von ihm, ein Wort (selbst das nicht ausgesprochene!) und legen es erst unter das Mikroskop und dann auf die Goldwaage. Oder umgekehrt. Wir können unglaublich viel in etwas Ungesagtes, Ungeschehenes hineindeuten. Und erst recht etwas in die Dinge, die tatsächlich gesagt oder getan wurden.
Aber manchmal denk ich so.... Dass wir eigentlich auch nicht soooo viel komplizierter sind - wir machen vielleicht nur mehr Gehabe drum?
Ich meine... Der Liebste war vor 14 Tagen für eine Woche im Schnee. Mit Freunden. Macht er jedes Jahr, kein Thema für mich. Bevor ich nach L fuhr, haben wir uns 1 Tag und 2 Abende gesehen - davon ziehe ich noch 1 Abend ab, weil wir uns verkrachten. Ausgerechnet der letzte Abend. Am nächsten Tag fuhr ich und komme heute, nach fast einer Woche wieder.
Ich meine, ich hätte es nicht mal gewünscht, geschweige denn ausgesprochen, aber... Er war es, der am Telefon sagte: "Ich überlege, heute auf den Sport zu verzichten und stattdessen gleich heimzukommen. Zu dir." Na klar hüpft da das kleine bescheidene Frauenherz! Hallo? Hüpfen? Samba tanzt es! Samba!
Nur... Er kommt nicht heim. Es wird sechs, es wird sieben und ich weiß: OK, er ist beim Sport. 
Wäre normalerweise OK für mich. Hätte er eben nicht gesagt, dass er eigentlich vielleicht und überhaupt.
Nun bin ich... hmm weiß nicht... stimmungsgekillt. Irgendwie. 
Und nö. Gekocht habe ich ihm nix. (Hingelegt habe ich mich aber auch nicht. Pffff.)
Ich hab mir einfach die Haare abschneiden lassen.
Hat er nun davon.
Was sagt uns das psychologisch?
Scheißegal.

Sonntag, 8. Februar 2015

Ein Vierteljahrhundert

Mein Hase, heute bist Du ein Vierteljahrhundert alt geworden - und Du hast Dir neben einigen... nun sagen wir: praktischen Dingen auch gewünscht, dass wir neben dem traditionellen gemeinsamen Essen im Lokal auch ins Kino gehen.
Was ich bis Freitag nicht wusste: Du musst am Samstag arbeiten und anschließend fährst Du zu Freunden, um mit ihnen in Deinen Geburtstag zu feiern. "Ich bin spätestens 13 Uhr wieder da", hast Du versprochen, denn um 14 Uhr begann der Film. "Honig im Kopf" wolltest Du sehen, denn Du magst die Schweiger-Filme. Heute Morgen um 8.30 Uhr habt Ihr die Party beendet und um 9.30 Uhr riefst Du mich an, dass Dein Bus erst in 2 Stunden käme, Du aber von Deinen Freunden schon weg seist und nicht mehr zurückkönntest. Ob ich Dich nicht holen könnte? Da musste ich gar nicht überlegen. Zwei Stunden lasse ich Dich nirgendwo stehen, und in der Kälte gleich gar nicht. Und so hattest Du noch die Chance, Dich noch mal zwei Stunden aufs Ohr zu legen, bis wir dann aufbrechen mussten, um pünktlich am Kino zu sein (die Karten konnte ich übrigens tauschen, trotz Lamentiererei. Ich blieb ganz freundlich, entspannt und höflich und manchmal kommt man damit eben doch weiter.) Am Ende dieses Films haben wir wohl alle drei, Du, Dein Bruder und ich, mit den Tränen gekämpft. "Das berührt ja eine meiner größten Ängste", sagtest Du und ich schaute Dich fragend an. "Angst vor dem Tag, an dem Oma oder Opa sterben", erklärtest Du und da musste ich Dich einfach umarmen. Das liebe ich so an Dir: Dass Du so an Deiner Familie hängst, dass Du Dir immer wünscht, dass es allen gut geht, nicht nur denen, die Du liebst. Du kannst unglaublich fürsorglich sein - nur nicht mit Dir selbst. Gesundes, regelmäßiges Essen ist Dir nicht so wichtig, Hauptsache, es sind genug Zigaretten im Haus. Du schläfst viel zu wenig und wenn Du Wut hast oder frustriert von der Arbeit bist, läufst Du stundenlang am See entlang oder durch die Stadt  - dann kann man Dich telefonisch auch nicht erreichen, und ohne Musik geht bei Dir fast nichts. (Das hast Du übrigens von mir.)
"Ich brauch einfach mal eine Pause", sagst Du in letzter Zeit oft und ich verstehe so gut, was Du meinst.
"Mir fällt die Umstellung nicht so leicht", sagst Du dann, "die drei Jahre Ausbildung waren Chillen ohne Ende, dann das Jahr arbeitslos mit den paar Jobs dazwischen. Aber seit August durchweg arbeiten ohne Pause und ohne richtige Wochenenden (weil Du samstags und bald auch sonntags arbeiten musst), das schlaucht mich echt."
"Willkommen im Leben", möchte ich dann manchmal sagen, aber ich sage es eben nicht, denn ich kann Dir so gut nachempfinden, wie Du Dich fühlst. Die Anspannung, die Müdigkeit und das Gefühl, sich nicht wirklich erholen zu können - das kenne ich nur allzu gut.
Heute Abend hat Dein Vater Dir am Telefon gratuliert - und anschließend sprach seine Freundin mit Dir. Zwischen Tür und Angel habe ich Deinen Tonfall vernommen, freundlich, höflich, zuvorkommend und ich musste daran denken, wie schnell Du vergessen kannst, wie schlecht Dich jemand behandelt. In Deinem ganzen Denken und Handeln bist Du unglaublich positiv und optimistisch, bei jedem Menschen glaubst Du an das Gute und willst gar nicht erst in Erwägung ziehen, dass es einfach auch Menschen mit schlechten Eigenschaften oder schlechtem Charakter gibt. 
Der Liebste hat Dich heut Abend auch angerufen und später zu mir gesagt, dass Dein Job Dir wohl echt guttut. Er meint, Du hättest Dich total zum Positiven geändert, Deine ganze Gesprächsführung und auch mit weniger Dialekt als sonst. Du seist viel offener und gesprächsbereiter und ich fragte ihn, ob er es Dir auch gesagt hätte. 
"Nein", sagte er und ich antwortete: "Warum nicht? Das würde ihm doch echt gut tun. Jeder sagt immer nur, was ihm nicht gefällt, aber Positives aussprechen..."
"Lass es mich auf meine Art machen", sagte der Liebste. OK. 
Ich wünsche Dir, dass Dir noch viel öfter gesagt wird, was alles positiv an Dir ist. Wie vieles an Dir so liebenswert ist. Dass noch viele andere erkennen, wie liebebedürftig Du bist und wie vieles Du zu geben hast - wenn man Dich denn auch ließe.
Du hattest und hast Deinen eigenen Kopf, oft willst Du mit diesem durch die Wand und kannst nur schwer akzeptieren, wenn etwas nicht geht, dass Du Dir eben in den Kopf gesetzt hast. Zweite Plätze haben für Dich schon viel weniger Wert, Du kämpfst oftmals um den ersten, im Sport, beim Autofahren... Du kennst aber auch Deine Grenzen, Du weißt, was Du nicht kannst - Du weißt aber noch nicht, was Du alles kannst, was in Dir steckt und oftmals traust Du Dir selbst zu wenig zu. 
Seit etwas über einem halben Jahr wohnst Du jetzt hier mit in dieser Wohnung, anfangs wir zu dritt, dann Du mit Deinem Bruder - und wenn ich einen Gedanken, eine Empfindung unendlich genieße, dann das Wissen, dass es Dir hier gut geht. Dass hier niemand mehr ist, der Dich anschreit, der Dich runterputzt und Dir das letzte bisschen eigenes Zutrauen nimmt. Du kannst Dir freie Tage einteilen, wie Du es willst, Du musst niemandem mehr Rechenschaft ablegen, auch nicht darüber, wofür Du Dein Geld ausgibst. Ob das immer sinnvoll ist oder nicht - es ist Dein Geld, es ist Deine Entscheidung. Ich denke und ich glaube, dass Du jetzt mit diesem bereiteten Weg endlich die Möglichkeit hast, Dich selbst zu entdecken, Deine Stärken, Deine Schwächen, Deine Wünsche und die Dinge, die Du für Dich ablehnst. 
Ich hoffe und wünsche Dir so sehr und von ganzem Herzen, dass Du diese Chance für Dich nutzt. 
Dass Du eines Tages so wie ich zurückschauen und sagen kannst: "Es war hart, aber jetzt bin ich da, wo ich immer hin wollte."
Das wünschen wir, die Dich lieben, und das wünsche vor allem ich Dir.
Du bist mein erster Sohn, ich hab viele Fehler gemacht. Fehler, die nicht mehr umkehrbar sind, aber ich hoffe jeden einzelnen Tag, dass Dich nichts daran hindert, Deinen eigenen Weg zu gehen.
Und was immer ich dafür tun kann, werde ich mit meinem ganzen Herzen tun. Nicht aus einem Schuldgefühl heraus. Sondern weil ich Dich sehr liebe und alles für Dich gebe. Solange ich atme.

Deine Mum.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Ein Unikat? Ein Unikum vielleicht!

Nun. Der erste Monat des neuen Jahres ist rum. Da war schon gut Bewegung drin - und wie ich auch bei etlichen anderen Bloggern lesen konnte, zählt der Januar nicht unbedingt zum Lieblingsmonat.
Nun! Zu meinem auch nicht. Aber ich bin noch nicht sicher, ob der Februar besser wird? Obwohl - doch, eigentlich ganz bestimmt, denn irgendwie... Wenn ich in meiner Wetter-App lese, dass zum Ende der Woche hin schon wieder zarte Plusgrade zu erwarten sind, dann - ja prügelt mich von mir aus, kratzt mich, beißt mich, gebt mir Tiernamen! - rieche und atme und schmecke ich schon wieder... Frühling!
Ich bin wieder in L und als ich gestern Nachmittag die Wohnung der Jugend betrat, musste ich schon ein bisschen lachen: Wäre ich Lehrerin und müsste ich ihnen ein Zeugnis schreiben, stünde darin für diese Woche vermutlich der Satz "Sie haben sich bemüht!"
Der erste Arbeitstag vor Ort im Büro ist auch erzwungen ruhiger, weil ich zumindest versuche, mich dank der Schlappe der letzten Woche zu ermahnen: Kein Ablenkungsmanöver mehr!
(Was mir übrigens nicht gelungen ist: Zu Beginn der Mittagspause orderte  ich - Sohnemann hat ja Sonntag Geburtstag - drei Kinokarten. Ich dachte, ich bezahl sie gleich online, dann hab ich das weg. Und als die Bestätigung eintrudelte, dachte ich: SCHEISSE SCHEISSE SCHEISSE! Ich habe sie versehentlich nicht für Sonntag, sondern für Montag geordert *Haarerauf!!* Wieso muss ich auch zulassen, dass eine Kollegin "dazwischenkommt", mich etwas fragt, und ich sage eben nicht wie vorgenommen: "Moment, ich kann gerade nicht"?! 
Laut AGBs gibt es kein Rückgaberecht, wie mich die junge Dame am Telefon in ganz bestimmtem Ton darauf hinwies, was mir wiederum die Entgegnung entlockte: "Also wenn Sie Ihre AGBs kennen, dann wissen Sie auch, dass man bei technischen Problemen während der Bestellung oder bei der Feststellung, dass man versehentlich das falsche Kino gebucht hat, vor Ort im jeweiligen Kino vorsprechen sollte. Also sollte es zumindest die Aussicht bestehen, eine Lösung zu finden, ohne dass Sie das von vornherein ausschließen!" - "Gut! Dann kommen Sie halt mit Ihrem Ticket her und dann muss das die Bereichsebene entscheiden", wurde ich entnervt angepflaumt. Na bitte -geht doch! Ich wollte ja eh Samstag mal in die City. Immerhin besitze ich noch einen Gutschein für eins meiner Lieblingslabels.)
Sohnemann II hat übrigens die Arschbacken zusammengekniffen und sich besonnen. Im Januar durch den sportlichen Teil des Polizeitests gerauscht (ist eben doch ein Unterschied, ob du nur einen 2.400 m-Lauf hinlegst oder im Vorfeld noch ein paar andere Crashtests zu bestehen hast), tritt er nun im Oktober die Wiederholungsprüfung an, kann sich dann aber erst für das Ausbildungsjahr 2016 bewerben. Was bedeutet: Ab September steht er ohne Geld da. Eigentlich. Seine Idee: Ich geh arbeiten für ein Jahr, bewerbe mich im Oktober neu und mache dann ab September 2016 die Ausbildung. Und weil ich sowieso grad angepisst und keinen Bock mehr auf irgendwas hab, kann ich die aktuelle Erzieher- Ausbildung auch hinschmeißen und geh ab sofort arbeiten.
Junge Junge, was habe ich geredet, um ihn von diesem Schwachsinn abzubringen! Gott sei Dank, es ist mir gelungen. Nun macht er doch weiter.
Und ich habe meinen Gesundheitstest abgeschlossen. Diagnose: Die Schilddrüse will nich so as ik dat will. Das erklärt so einiges an mir und in mir in den letzten Jahren (!) - und ich frage mich schon auch, ob der neue Besen (respektive das neue Labor) nicht doch besser kehrt? Oder wie sonst ist zu erklären, dass ich noch im letzten Jahr im einstigen heimischen Labor weitestgehend die besten Werte hatte - und kaum wechsle ich umzugsbedingt in ein anderes, schlägt man da  die Hände übern Kopp zusammen?
Ich darf nun leider auch nicht mehr soviel Milch trinken und ich muss auf meine Geflügelwürstchen verzichten. Hat zwar nichts mit der Schilddrüse zu tun, aber mit anderen Werten, die auch nicht mehr im Normbereich liegen. (Den Liebsten wird das freuen, nehme ich an. Beklagte er sich doch unlängst: "Wir haben ein Mäuschen im Haus! Eins, das jeden Tag die Würstchen aus dem Kühlschrank frisst!" Und wir haben beide herzlich gelacht und auf das böse Mäuschen geschimpft!)
Sehr geschmeichelt habe ich mich dennoch gefühlt, als ich zum Doc am Telefon sagte: "Angst? Sorgen? Ach iwo! Wenn ich jetzt ein Medikament bekomme, werde ich von meiner Figur her vielleicht wieder normal?" (Also normal meint meine.. äh.. Form vor rund vier Jahren.) Sagte er, der mich ja just erst vor zwei Tagen auf der Pritsche liegen hatte: "Normal? Sie sind doch völlig normal. Sie werden dann höchstens.. sagen wir.. verfeinert!" Da hätte ich ja am liebsten vor Begeisterung gekreischt! Auf so einen Humor steh ich ja!
Ähnlich begeistert hatte ich mich übrigens auch am Dienstag auf seiner Pritsche gezeigt, als er meine Organe so via Ultraschall betrachtete und meinte: "Wussten Sie schon, dass Sie links eine Doppelniere haben?" Und ich riss die Augen auf? "Echt?? Wie cool ist das denn?! Da kann ich ja locker eine Niere spenden und habe dann immer noch zwei!"
Erst hatte er mich merkwürdig angeguckt, dann aber mit mir gelacht: "Nein nein, rein physisch haben Sie schon nur zwei. Aber eine mit zwei mal Nierenmark."
Ach sooooo. Hätte er ja auch gleich sagen können. Also doch kein Unikat. Ein Unikum halt eher. Wie immer also, hat sich daran auch im Alter nix geändert.


Montag, 2. Februar 2015

Travel Where You Live


Dieses Video fand ich übrigens bei einem Bekannten auf dessen FB-Seite - und beim Anschauen überkamen mich - klar - Sehnsucht und aber auch Gänsehaut (vermutlich wegen der Sehnsucht).
Die, die mich kennen, wissen ja, dass ich viele Jahre in Sachsen gelebt habe, dass ich meine Söhne dort zur Welt brachte und wenn ich heute, einige Monate nach meinem Weggang an Sachsen denke, verbinde ich das natürlich automatisch mit der Sehnsucht nach meinen Söhnen.
Aber das ist nicht das einzige.
Als ich vor über 25 Jahren nach Sachsen zog, fiel es mir unglaublich schwer, mich dort einzugewöhnen. Die Leute begegneten mir sehr offen, sehr aufgeschlossen - aber falsch. So war mein Eindruck. Sie zeigten sich sehr gastgeberfreundlich, aber sie zeigten nicht, was sie wirklich dachten.
Für mich als nordisches Urgestein war das damals schwierig: Wenn ich jemanden mag, bin ich herzlich und aufgeschlossen; wenn ich jemanden nicht mag, bin ich höflich, aber distanziert.
Sicherlich hat zu dem über mehrere Jahre dauernden Eingewöhnungsprozess auch "beigetragen", dass ich in einer Ehe lebte, die nichts duldete, keine "Freiheit", keine "Aufgeschlossenheit", keinen Schritt ohne den anderen. (Und nein, ich gebe daran nicht allein meinem Ex-Mann die Schuld. Ich war unfähig, mich durchzusetzen, aber das gehört jetzt hier nicht her.)
Entdeckt habe ich die Stadt, in der ich wohnte, im Grunde genommen erst kurz vor der Trennung von meinem Ex-Mann und vor allem in den Jahren danach. Und ich habe begonnen, diese Stadt zu lieben. Ich habe es geliebt, mehr und mehr zu entdecken, Stück für Stück. Immer öfter habe ich mich gefragt, warum nur der Urlaub "zählt", den man außerhalb Deutschlands verbracht hat. Je mehr ich hier entdeckte, desto mehr verliebte ich mich in diesen Flecken Erde.
Und heute sah ich dazu das Video.
Was soll ich sagen... Spontan überkam mich Gänsehaut, ich erkannte das eine oder andere wieder, vor allem aber erwachte in mir wieder die Sehnsucht. Nach den Kindern, nach dem Sommer in der Stadt, nach dem Eisessen vor dem Eiscafe (dieses eine Besondere, das es leider nicht mehr gibt), dem Beinebaumeln in der Sonne, dem gelungenen Mix aus Altbau und Neubau, nach dem Blick von der Terrasse am Elbufer mit einem Glas Kaffee in der Hand und einem wunderbar leckeren Himbeerschnittchen vor mir und.. und.. und..
Wenn ich an Sachsen denke, denke ich zuerst an all diese Dinge.
Und ich finde Aussagen sehr, sehr schade, die Sachsen zuerst mit Pegida, Legida oder all diesem Scheiß in Verbindung bringen. Oder mit dem Dialekt, an den ich mich zugegebenermaßen auch erst gewöhnen musste. (Heute spreche ich aus Spaß manchmal so. Als ich vor gut acht Wochen hier in M an einer Bushaltestelle stand und mit einer Freundin telefonierte, die auch in M lebt, aber von Sachsen stammt, da unterhielten wir uns ganz übertrieben in diesem Dialekt und der Typ neben mir nahm irgendwann die Musikstöpsel aus seinen Ohren, musterte mich von oben bis unten und ging dann - Tatsache! - drei Schritte weiter weg von mir. Was haben wir zwei Mädels uns DA amüsiert!!)
Doch mal zurück zum Thema: Natürlich ist es etwas Wunderbares, dass der Mensch sich heute in den Flieger setzen und die Welt bereisen kann - wenn er das möchte. Ferne Länder sehen und Kulturen entdecken... Wenn ich an die erste Individual-Indienreise denke, die der Liebste unternahm - und wie "geerdet" er schien, als er zurückkehrte... Mit den Worten "Wenn man das alles mal erlebt hat, weiß man erst mal zu schätzen, wie gut es uns hier geht."
Ich bin aber genauso dafür, die Schätze, die wir hier vor der eigenen Haustür haben, genauso zu entdecken, zu bereisen. Das Großartige liegt nicht nur im Fernen, Fremden. Manchmal hat mans direkt vor der Nase - und siehts nicht mehr...

"I have so much to do, that I'm going to bed."

Hab ich irgendwo mal gelesen und fand ich spontan gut, diesen Satz. Kennt Ihr auch dieses Gefühl? So manchmal wenigstens? Dass man allein vom Gedanken an all die Dinge, die aktuell zu erledigen sind, schon so erschöpft ist, dass man am liebsten gleich zu Bett ginge?
Möglicherweise liegts aber auch am Montag Morgen, wo ich mich gemächlich aus dem Wochenende begeben habe und irgendwie noch nicht wirklich in der Stimmung bin zu arbeiten.
Draußen schneit es seit gestern, Mittwoch fahr ich wieder heim zur Jugend, und solange sie von sich aus sagen: "Musst du wirklich schon wieder fahren? Du bist doch gerade erst angekommen" bzw. "Wann kommst du noch mal? Mittwoch? Gott sei Dank!", dann verknote ich all die hämischen Zungen, die behaupten (würden), sie freuten sich auf mich nur der dann entstehenden Ordnung wegen.
Und sonst? Ja klar gehts mir besser, ist ja auch nichts Dramatisches passiert, halt eben nur so Alltagszeugs, das einem zuweilen auch mal auf die Nerven geht.
Auch ist der Liebste wieder zu Hause, ich schlafe nachts wieder besser, ruhiger und auch länger (Es muss was mit diesem Gefühl des Beschütztseins zu tun haben, vermute ich mal. Ich schlafe immer unruhig, wenn ich allein in einer Wohnung bin. Als Kind hab ich nachts immer unters Bett geguckt, bevor ich mich reingelegt hab. Beziehungsweise habe ich das Licht ausgeknipst und bin mit einem Riesensatz ins Bett gesprungen, nur für den Fall, dass da doch wer nach den Beinen greifen will. Man weiß ja nie! Auch habe ich meine Füße immer in die Decke eingewickelt, weil ich viele Jahre das Gefühl hatte, gleich greift mir wer danach. Jetzt als Erwachsene mittleren Alters mache ich solche Scherze vielleicht nicht mehr, aber abends im Dunkeln auf der Straße? Nur wenn sichs gar nicht vermeiden lässt. Aber na ja.... Wer sich im dunklen Zimmer sogar vor der eigenen Stuhllehne erschreckt und glaubt, da stünde wer in Fellweste.... Sagte ich eigentlich schon, dass ich diese Lammfelldeckendinger so gar nicht mag?)
Und ist die Bürostimmung wieder gut? Ja, ist sie. Klar. Gewitter ziehen auf, es knallt ordentlich und dann ist es wieder gut.
Nichtsdestotrotz.... Am Wochenende, so beim Gemüseschnipseln für eine lecker Karotten-Ingwer-Suppe mit Koriander (es ist leider nix mehr da!) ließ ich meinen doch etwas heftigeren jetzt-sage-ich-Dir-mal-meine-Meinung-aber-vielleicht-verteidige-ich-mich-auch-eher-Ausbruch vom Freitag Revue passieren. Und finde es immer noch richtig, dass ich mich zumindest für den heftigen Ton entschuldigte. (Für die Aussage selbst nicht, denn im Wort habe ich mich nicht vergriffen.) Andererseits... Müsste sowas nicht auch für den Chef gelten? Ich meine... muss er uns Angestellten nicht genauso Respekt entgegenbringen? Darf er uns anschreien und runterputzen, bloß weil wir die Angestellten sind und ihm der Laden gehört? Oder muss er nicht genau so die Form wahren wie wir es ja auch tun? Muss er das nicht auch dann, wenn man Angestellte hat, die denselben Fehler nicht nur einmal machen? Natürlich darf er Konsequenzen ziehen, wenn manche Fehler richtig Geld kosten. Aber den Respekt vor einer anderen Person, jünger oder älter, Angestellter oder nicht - muss er den nicht auch bringen?
Ich meine, wir sehen und verstehen die Belastung, der er ausgesetzt ist. Tauschen möchte da sicherlich niemand mit ihm. Aber rechtfertigt das alles?
Ist nur mal so ne Frage, die mir - wie gesagt - beim Gemüseschnippeln durch den Kopf ging und dies glücklicherweise ohne in Wallung geratendes Blut. Immerhin sind die zwei Finger gut verheilt vom letzten Mal, wäre doch schade, da gleich wieder reinzuhacken.
Übrigens, dieses Utensil zum Online-Bezahlen habe ich doch nicht in L vergessen (umsonst gezofft also), sondern in den Tiefen meines Schuhsackes gefunden, das einzige Tütchen, das ich nach der Reise noch nicht entpackt hatte. Wies da reinkam? Ich habe keine Ahnung. Es muss eins dieser Monster gewesen sein, die nachts unter Betten lauern. Es kann nur so gewesen sein.