Donnerstag, 12. Februar 2015

Reich in der Seele


E-Mail an einen Freund, 19.08.2008

"....Mensch Du, die Tage auf dem Darss, das war einfach... unbeschreiblich. Ehrlich. Sowohl als auch. Also zum einen hatten wir mit Ahrenshoop den neben Wustrow wohl schönsten Ort der Insel (Born hatte mir auch gefallen, aber nur zur Hälfte, dann kam die andere Hälfte des Ortes, das war nun nicht so mein Fall) "erwischt". Die kleine Insel mit dem Rad erkunden, ein wunderbares Sommerwetter, auf dem Deich langradeln, die Sonne auf der Haut, den Wind in den Haaren - ehrlich, ich hab mich beinah wie eine Prinzessin gefühlt...
Zum anderen hat mich diese Umgebung derart positiv inspiriert - ich konnte gar nicht aufhören, in meinem Skizzenblock zu zeichnen bzw. Gedanken für mein Buch hineinzuschreiben (weil ich befürchtete, diese Art der Inspiration zu vergessen und ich ja den Laptop nicht mitgenommen hatte). Gedanken festzuhalten, einen Stil des Ausdrucks, des Schreibens festzuhalten, der mir hier, inmitten des Alltags, der Sorgen und Probleme, des Kummers und der Auseinandersetzungen beinah abhanden gekommen wäre. So empfinde ich es einmal mehr, wenn ich die Zeilen in dem Skizzenblock betrachte und die Zeilen lese, die ich noch vor wenigen Wochen in mein Buch getippt hatte....
Und das Haus erst... mein Gott, dieses alte reetgedeckte Haus... Das war einfach nur... der Wahnsinn... Der Holztisch am Fenster, der Blick in den verwunschenen Garten, der Blick zugleich auf das Wasser, Dielen, die leise knarren, wenn man barfuss darüber läuft, ein herrlich uraltes Holzbett, in dem ich wunderbar geträumt hätte, hätte ich mich ob der unangenehm harten und/oder durchgelegenen Matratze nicht beinah wie eine Prinzessin auf der Erbse gefühlt..."


Auszug aus meinem Skizzenbuch,
28.07.2008
"Als wir durch die niedrige Tür des Hauses traten, atmete ich den Geruch des alten Hauses. Dieser unverwechselbare Geruch nach frischem Leinen, grünen Äpfeln im Korb - und altem Holz.
Die Tür zum Zimmer lehnte nur an, sanft stießen wir sie auf und noch ehe die Sinne das Zimmer vollständig erfassten, so atmete ich diesen Raum als einen Raum der Schöpfung. Einer Schöpfung gleich welcher Art. Ein kleines Zimmer, viel Licht, viel Holz und auf diesen Regalen voller Bücher und Schallplatten, der geleerten Weinkaraffe, den an die Wand gepinnten Postkarten und den bereits heruntergebrannten Kerzen - da sah ich es: Da sah ich mich. Mich beim Schreiben im Sessel an den bodentiefen Fenstern. Mich beim Lesen. Mich beim Malen, in der Hand zuweilen ein Glas Wein, der Blick in den wie verwunschen wirkenden Garten und am Horizont das Meer - und ich sah zu dem Mann an meiner Seite herauf: 
"Teile mit mir dieses Leben, teile mit mir diesen Traum." Und in den Augen des Mannes meinte ich einen Glanz zu sehen, den Glanz der Sehnsucht, die meiner eigenen so ähnlich schien."
Darum betrachte ich jeden Schritt, den ich gehe, jeden Ort, an dem ich verweile als eine Art... Zwischenstation. Ich werde zurückkehren, dessen bin ich mir sicher. Zurück an das Meer. Am Meer liegen meine Wurzeln, an das Meer kehre ich zurück. Wo auch immer das sein wird. Wie auch immer das sein wird. 

"Reich ist der, der mehr Träume in seiner Seele hat als die Realität je zerstören kann."


4 Kommentare:

Satt Werden hat gesagt…

Was für ein schönes Bild :)

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Ich danke Dir :)

Wirrkopf hat gesagt…

Prerow, Weststrand ... da kommen Erinnerungen hoch. :-) Ein wunderschönes Fleckchen Erde.

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Dorthin sind wir mit dem Rad gefahren, erst auf dem Deich entlang, dann später durch den Wald, bis hin zum Leuchtturm, haben die Räder in den Sand geworfen und sind ins Wasser gesprungen... Das sind so seltene, ausgelassene Momente, von denen ich ewig zehre... Und diese Ecke dort ist wirklich wunderschön!