Und da ist sie nun - die B-Reihe. Hatte dieser Tage überlegt, ob ich die noch aufschiebe, weil mir irgendwie nicht wirklich ein paar passende B-Worte einfallen wollten, zu denen ich mich auch auslassen könnte - aber ich versuchs trotzdem mal.
B wie Berta oder
B wie berührt
Ich habe mich in all den Jahren, die ich mich kenne und die ich mich am Bruttosozialprodukt des Landes beteiligen darf, immer als einen Menschen in zweiter Reihe empfunden. Die, die im Hintergrund wirken (und würgen). Die, die zuarbeiten. Serviceorientiert, aber immer im Hintergrund eben. Insofern hat mich das wirklich sehr überrascht, als vor nunmehr genau einundzwanzig Jahren jemand, der es gar nicht wissen konnte, weil er MICH doch gar nicht kannte, über mich sagte: "Um die musst du dich nicht sorgen, die ist ein Macher. Die ist stark, die schafft das." Und das in einer Lebensphase, in der ich mich selbst als sehr zerbrechlich empfand - und auch ziemlich in Scherben am Boden lag.
Man hat ja dann nur zwei Möglichkeiten: Entweder man bleibt liegen - oder man steht auf und geht los.
Ich hatte mich für das Losgehen entschieden. Auch wenn das anfänglich eher einem Humpeln glich - mit xfach verpflasterten Knien. Aber wenigstens ging ich los. Beruflich und privat. Letztlich gab es ja auch gar keine Alternative. Da saßen zu Hause zwei Minderjährige, die darauf vertrauten, dass immer zu essen, zu trinken und anzuziehen war. Und was zum Spielen. Und Schokolade.
Eine scheiß Zeit. Einfach war das nicht.
Als es vor gut drei Jahren hieß, man habe diese und jene Pläne mit dem Unternehmen und welche Rolle ich selbst dabei einnehmen sollte, hielt ich das entsprechend schlichtweg für einen Witz. Das habe ich wirklich nicht ernst genommen. Doch dann war die Zeit des Umbruchs heran - und mir wurde tatsächlich diese Rolle zugeteilt. Ein Moment, in dem ich vor mir selber Angst bekam. Sollte ich das machen? Konnte ich das überhaupt? Glich das nicht einem Harakiri - oder wenigstens einer Idiotie?
Jetzt könnte man sich denken: Okay, man läuft ein paar Monate oder eben die vereinbarte Zeit von 1,5 Jahren mit, guckt sich was ab und dann schauen wir mal.
Die Realität war und ist aber eine ganz andere.
Stichwort Controlling: Controlling gestaltete sich bisher so, man nahm eine Rechnungskopie, heftete diese in Monat X ab und kontrollierte im Folgemonat, ob das Geld eingegangen war. Was es auch zu 99,9 % war. Ob Projekte im Plus oder Minus abgeschlossen wurden - who cares? Solange für den Inhaber des Ladens am Monats- und auch am Jahresende genug Geld über war, genügte das. Was das bedeutete, anfangs für 8, dann für 10, streckenweise für 35 und aktuell für ca. 25 Mitarbeiter zu sorgen bzw. dafür zu sorgen, dass am Monatsende immer Geld da war, um nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch alle entsprechenden Rechnungen zu bezahlen - das ist eine Verantwortung, von der ich immer dachte: DAS könnte ich nicht.
Und jetzt muss ich es. Ich muss ein Controlling aufbauen; dazu muss ich aber wissen, was ich brauche, wo ich hin will. Basics? Haha. Begleitung? Hahaha. Einarbeitung? *Kreisch!!*
Mir sind Begriffe um die Ohren geflogen, von denen ich noch niemals etwas gehört hatte.
Ich weiß gar nicht, wie viele Nächte ich schlaflos lag. Dieser Druck im Nacken, gemeinsam mit dem neuen jüngeren Geschäftsführer alles zu wuppen, für alles zu sorgen, für alles einen Plan - und ein offenes Ohr für die Mitarbeiter zu haben. Die Contenance zu wahren auch in Momenten, wo es Dir nicht so leicht gemacht wird.
Und dann dieser eine Moment, wo der Mitarbeiter sich bedankt für die Zuwendung zum x-ten Firmenjubiläum. Der sich Dir und dem neuen GF zuwendet und sagt: "Ich möchte das mal zum Anlass nehmen, Euch zu danken. Dafür, dass ihr das hier übernommen habt, dass ihr das macht. Und ich kann nur für mich sprechen, aber ich finde, ihr macht das beide richtig gut."
Das war dann dieser Moment, wo all der aufgestaute Druck, die schlaflosen Nächte, das Hin und Her mit den Wirtschaftsprüfern, denen Du manches dreimal erklären und belegen musst, die Enttäuschung und der Frust der letzten Wochen und Monate, genau genommen der letzten drei Jahre ihren Tribut forderten. Ich habe ihn angelächelt und dann bin ich gegangen. Es hat mich - ich kann es gar nicht sagen - wirklich sehr berührt. Dieses einfache Danke.
Ich bin in mein Büro gegangen, Tür zu - und dann hab ich geweint. Richtig geweint, so diese Rotz und Wasser-Geschichte. Als der jüngere GF dann zu mir kam, hatte ich mich schon wieder in der Fassung, aber er sah es mir wohl an.
"Man muss ja auch mal einen schwachen Moment haben dürfen, oder?"
"Darfst du", antwortete er und lächelte ebenfalls.
B wie Brüder
An dieses Thema habe ich mich sehr lange nicht herangewagt. So schwer es mir im Magen lag, so sehr hats auch weh getan.
Der Mann sagt ja heute immer noch öfter, dass wir wieder zurück nach M gehen sollten.
Ich antworte jedesmal gleich: dass ich froh bin, dass meine Jungen wieder miteinander sprechen inzwischen. Dass ich sehr froh und sehr dankbar bin, dass sie mittlerweile überhaupt wieder an einem Tisch sitzen, auch wenn das nur an unserem Tisch geht.
Was genau der Auslöser dafür war, kann ich nicht mal sagen. Aber dass ich darauf Einfluss hatte, ist wohl unbestritten. Und das macht sich aus der Nähe einfach besser als Hunderte Kilometer weit weg.
Im ganzen letzten Jahr habe ich ja öfter Gespräche mit dem Älteren geführt. Sichtweisen angehört und aufgefordert, auch mal den Blickwinkel zu wechseln. Und wie oft ich gesagt hatte "Geht nicht in so einem Streit auseinander, man weiß nie, ob man sich wiedersieht."
Vermutlich aber war es die eigene Erkrankung, die dazu führte, eine andere Haltung einzunehmen. Er hat Symptome an sich festgestellt gehabt, die nach und nach zunahmen und dann immer deutlicher wurden. Dass es so gut und dass es überhaupt behandelbar ist, wussten wir zu dem Zeitpunkt nicht - und das war eine wirklich schwierige Zeit für uns alle. Aber es war eben auch eine Zeit, die die beiden Jungen wieder näher zusammenbrachte. Es ist nicht "alles wieder gut" - aber heute ist es so, dass sie wieder miteinander sprechen, zum Geburtstag oder einem Grillabend an einem Tisch sitzen, dass sie über Game-Chats kommunizieren und der Ältere Geburtstagspräsente heute auspackt, anstatt sie ungesehen im Mülleimer entsorgen zu wollen.
Die Jungen sind der Hauptgrund, warum wir wieder in L wohnen. Meine Jungen und seine Mama. Vielleicht ist nicht alles so (geworden), wie wir uns das vorgestellt haben. Aber ich bin immer noch sehr froh und sehr dankbar, dass wir das gemacht haben - und wir heute hier sind.
B wie Bombardement
Vor kurzem habe ich auf Instagram einen Artikel geteilt. Es ging um die 7 Helfer aus allen möglichen Ländern, die im Gaza-Streifen durch Israels Luftangriff getötet wurden. Jemand auf Instagram hatte all diesen 7 Helfern "ihr Gesicht gegeben", hatte jeden einzelnen gezeigt sinngemäß mit den Worten "Vergesst nicht, dass im Krieg alle sterben, vor allem die Unschuldigen; egal woher sie kommen".
Ich habe diesen Beitrag geteilt, weil ich auch heute noch der Meinung bin, dass Israels Antwort auf das Massaker der Hamas mit nichts rechtzufertigen ist. Wie viele Tausende Kinder und Frauen vor allem dort durch das Bombardement Israels sterben. Es ist grausam, was dort geschieht - und ich frage mich: Darf ein Land wie unseres ein anderes so mit Kriegsmitteln unterstützen, wenn das so ein unfassbares, so ein unvorstellbares Leiden hervorruft? Wie lange soll das dort noch so gehen - und wer hilft den Menschen, die dort leben?
Gestern Abend haben wir die Nachricht gesehen von den etwa dreihundert Bombenangriffen des Irans auf Israel. Man kam an keiner Nachrichtensendung vorbei, die das nicht thematisierte. Ich schaute den Mann an und fragte: "Wenn Israel vor zwei Wochen Syrien bombardiert hat - warum haben wir davon nichts in den Nachrichten gesehen? Und wieso ist Israel berechtigt, ein anderes Land zu bombardieren? Und Scholz stellt sich hin und sagt, Deutschland steht bedingungslos zu Israel?"
Bei Instagram hat mir auf das Posting ein Follower postwendend die "virtuelle Freundschaft" gekündigt. Das ist auch so etwas, das ich in der heutigen Zeit nicht verstehe: Es gibt nur eine einzige richtige Meinung?
Es erinnert mich an eine Talkshow zwischen Maischberger und Nuhr, in der er - einst überzeugter Grüner - sagte, dass die Grünenkultur eine Verbotskultur geworden sei. Man habe eben nicht mehr eine andere Meinung, sondern man läge falsch.
So ähnlich hab ich es schon zu Corona-Zeiten empfunden. Wer Dinge und Entscheidungen kritisch (weil nicht logisch) hinterfragte, wurde automatisch zum Aluhutträger, zum Coronaleugner und was weiß ich nicht noch. Meine Furcht und meine Bedenken im Zusammenhang mit der Impfung habe ich heute noch. Und das aus guten Gründen - was MICH betrifft. Ich spreche bei solchen Dingen immer nur für mich, weil alles andere Anmaßung wäre.
Das hat mich eine Freundschaft gekostet. Vermisse ich sie? Nein. Wer so leicht auf mich scheißen kann, dem war ich eh nicht wichtig.
Ich frag mich trotzdem immer öfter, was in dieser Welt los ist, was mit den Menschen los ist.
B wie Börse
Es ist schon ein paar Jahre her, da hat der Mann mich überredet, Geld in ETF-Fonds anzulegen. Wird ja oft genug gesagt, dass wir immer weiter fleißig in die Rente einzahlen dürfen, aber immer weniger herausbekommen, weil nicht genügend Jugend da ist, die den Rententopf befüllt - oder eben die Jugend Work-Life-Balance praktizieren möchte und auf Instagram in die Kamera heult, weil ihr niemand gesagt hat, wie wenig Geld man verdient und wie wenig Zeit einem nach der Arbeit noch bleibt.
Ich kann verstehen, was gemeint ist. Andererseits.. Von ner gut bezahlten Dreißigstundenwoche kam der heutige allgemeine Wohlstand sicherlich auch nicht her.
Aber egal, nicht mein Thema heute. Was mich persönlich wirklich aufregte und ich da nen Hass kriege, ist, dass mir zu Beginn des Jahres vorsorglich erstmal Geld abgeknöpft wurde, weil ich auf mein Depot ja soundsoviel Gewinne erzielen könnte, wenn ich denn verkaufen würde.
Bisschen viel Konjunktiv dafür, dass der Staat sich erstmal Geld einstreicht?
Sicherlich - das soll ja alles wieder erstattet werden, wenn man Verluste statt Gewinne realisiert. Aber ehrlich: Wer soll DAS noch nachvollziehen können? Der Mann hat immer gepredigt: Rühr das Geld nicht an, lass es liegen, irgendwann arbeitet es von allein. Angenommen, ich lasse es jetzt 20 Jahre liegen - und bezahle brav jedes Jahr unter dem Decknamen Vorabpauschale eine Steuer, die ich unter Umständen gar nicht zahlen müsste, weil Gewinne gar nicht realisiert - wer rechnet dann die 20 Jahre zurück und wer soll das noch nachvollziehen können?
Wenn ich jetzt schon erlebe, dass der Wirtschaftsprüfer mit einem Jahresabschluss überfordert ist und ich ihm eine einzige Position in drei Anläufen erklären muss? Ey, da krieg ich den Hass, wirklich.
Das System sagt: "Sorge selber vor, wir ham irgendwann nix mehr für dich." Und dann sorgt man vor - mit seinem eigenen ersparten, bereits versteuerten Geld - und dann wird weiter und weiter die klebrige Hand aufgehalten, weil man keine Ahnung vom Sparen hat, das Geld millionenfach straffrei verschenkt (googelt mal Scholz und Warburg-Bank) oder auch versenkt (eine Sendung Extra Drei reicht schon für nen ordentlichen Grünstich im Gesicht; aber eigentlich hat man so ein Drama täglich in der eigenen Stadt vor Augen - so wie wir hier: Innerhalb von nur 1 Jahr ganze dreimal !! dieselbe Straße geöffnet, saniert und wieder geschlossen - und das für jeweils x lange Wochen. Da wirste wirklich blöde).
Mir vergeht da immer öfter die Lust - und am liebsten würde ich mich auf irgendeine Insel verziehen, wo mich alle mal an die Füße fassen könnten. Aber ohne meine Kinder? In einer immer bekloppteren Welt wie dieser?
B wie Bäume
Endlich ist es soweit und vor und hinter unserem Haus stehen die Bäume wieder in ihrer vollen grünen Pracht! Wie ich DAS liebe! Aber am geilsten finde ich, dass jetzt niemand mehr gucken kann, wie ich nackt und ratlos vor dem Kleiderschrank stehen und grübeln kann :)
Den ganzen Winter über haben wir auch "Spaß" gehabt mit den Raben in all den Bäumen vor und hinterm Haus. Man kann sich das gar nicht vorstellen! Wenn wir mal nachts heimkamen und der Mann mal ordentlich in die Hände klatschte, dann flogen da um die 20 - 30 Raben aus den Bäumen. Obwohl wir so nah an einem Park wohnen, dass man denkt, da hamse doch genug Platz? Aber womöglich ist es denen da zu luftig und entsprechend zu kalt, so dass sie die Wärme zwischen den Häusern bevorzugen. Aber fragt mal nicht, was die für einen Krach machen! Morgens gegen fünf spätestens geht das los - in einer Lautstärke... vom Feinsten.
Kaum ist der Frühling da, sind sie tatsächlich alle weg. Dafür sitzen da jetzt Amseln und so und singen uns was :)
B wie bunt
Es gab eine lange Zeit, da hab ich bevorzugt schwarze Klamotten getragen. Getreu dem Motto von Jennifer Rush "Schwarz macht schlank und sieht geil aus."
Das stimmt zwar - aber es liegt nicht nur am Frühling, dass meine Kleidung immer farbenfroher wird. Vermutlich liegt es doch am Gemüt. Wie ich mich kleide, so fühl ich mich. Meistens jedenfalls. Oder so. Die Grundtendenz dürfte also passen.
B wie Bauchgefühl
Ich war nie ein Fan von den Ärzten. Das ist einfach nicht meine Musik - bis auf ein, zwei Ausnahmen. Seit neuestem machen die sich ja nun auch stark für die Demokratie. Was ich grundsätzlich immer begrüße.
Aber bei den Ärzten habe ich da ein ganz mieses Bauchgefühl. Weil ich immer an das Konzert denken muss, das damals in Chemnitz gegeben wurde, nachdem ein Chemnitzer dort niedergestochen und tödlich verletzt worden war. Es hieß, es habe einen rassistischen Hintergrund gehabt, weil jener Chemnitzer die "falsche" Hautfarbe gehabt hätte. Spätere Berichte besagten eigentlich etwas anderes - aber ich war nicht dabei, ich weiß es nicht.
Was mich nur echt aufbrachte, war, dass zu einem Konzert, das extra gegeben wurde, um eben genau gegen Hass und Gewalt ein Statement abzugeben - da treten die mit ihrem Song "Bullenschwein" auf.
Und da hats bei mir aufgehört.
Also ich muss Euch sagen - B ist irgendwie ein schwieriger Buchstabe ;) Mir fällt da grad nicht wirklich viel dazu ein - aber zumindest hab ich die Themen untergebracht, die mir aktuell bisschen schwer im Magen liegen. Und die Erfahrung sagt ja: Isses raus (ausm Bauch), isses weg.
Dann freu ich mich doch schon mal auf das C - bei dem ich aktuell noch weniger Ideen habe als beim B :)
Ach doch - ein was fällt mir noch ein:
B wie Bilder
Der Mann liebt ja die Bilder, die ich male. Ihm gefallen sie viel besser als mir. Über Frauengesichter zu den Bären und zu Hasen und anschließend wieder zu Frauen-/Kindergesichter angekommen, denke ich ja immer öfter: Jeder Mensch hat was, das er gut kann. Der eine singt, der andere tanzt, der eine schreibt, der andere fotografiert... Oder malt. Und irgendwie.. Meine Überzeugung ist, dass man bei allem, das man tut, irgendwie immer ein Stück von sich selbst herzeigt..
Und da es bei mir aktuell eher Kindergesichter/ Kinderfiguren sind... Unlängst las ich dazu mal, dass Menschen immer jemanden suchen, mit dem sie alt werden können - aber eigentlich sollten sie sich
jemanden suchen, mit dem sie Kind bleiben können.
Wenn Ihr mich fragt, finde ich diese Intention weitaus schöner. Lebensfroher. Und vermutlich male ich sie aktuell deshalb so gern. Vor allem, wenn sie lachen.