Seit rund hundert Jahren, glaub ich, gibts den Nobelpreis für Frieden, für Literatur, für die Medizin und noch irgendwas Wissenschaftliches. Noch länger als den gibts die Liebe - und ich glaub, dafür gibts noch keinen Nobelpreis, oder?
Alfred Nobel hieß der gute Mann, der einst verfügte, dass seinen Preis derjenige bekommen sollte, der im Lauf eines Jahres den größten Nutzen auf einem dieser Spezialgebiete erwiesen hätte.
Nun, das Jahr neigt sich dem Ende zu (Weihnachten beginn ich übrigens langsam zu hassen, was ich aber eigentlich schade finde) und ich frage mich, weil ich grad nicht mehr schlafen kann, wer denn in diesem Jahr einen Preis bekommt und obs den diesmal auch in der Kategorie Liebe gibt.
Ich meine, Menschen sind so: Wenn sie einen Ansporn haben, wenn sie einen Jagdtrieb entwickelt haben und wenn sie am Ende etwas in ihrer Hand halten, das sie reich & auch berühmt macht, ich glaub, dann können sie so richtig über sich hinauswachsen und Dinge zeigen oder geben, von denen sie wohl auch selber nicht annahmen, dass sie dazu überhaupt in der Lage waren oder wären. Wenn sie aber ihr Ziel erreichten, wird alles uninteressant, zur Seite gelegt oder in die Vitrine gestellt, wo es in Ruhe einstaubt.
So ist es mit Pokalen. Und so ist es zuweilen mit Menschen.
Ich finde das schade. Ich finde das traurig. Und klar sage ich: Man soll sich mit einem anderen Menschen wohl und geborgen fühlen und nicht ständig Angst haben müssen, dass man den Partner vielleicht doch verliert. Aber ich sage auch: Niemand soll zur Selbstverständlichkeit werden. Niemals soll selbstverständlich sein, dass der andere neben Dir sitzt oder liegt oder vor allem Dich liebt.
Vor ein paar Tagen traf ich auf dem Weihnachtsmarkt einen Freund und der erzählte mir, dass sich seine Liebste gerade von ihm getrennt hatte, weil er keine Möglichkeit sah, ihr das Leben weiter zu finanzieren, in dem sie sich entspannt zurücklehnen, sich um Haus & Familie kümmern und dreimal pro Woche ins Fitnessstudio gehen konnte. Ich meine, man hatte von Liebe gesprochen, nach einem gemeinsamen Heim geschaut - er war willens und in der Lage, alles zu geben, das er konnte, vielleicht sogar noch mehr, vielleicht auch zuviel- und aber auch sagen musste: "Alles allein kann ich nicht, hilf mir" - während sie ihr bequemes Leben nicht aufzugeben gedachte, sondern lieber die Beziehung beendete. Punkt und aus. So einfach war das.
Ich frage mich (schon wieder, glaube ich): Ab wann ist es wirklich Liebe?
Wenn sich die Menschen verändert haben, wenn sich die Gesellschaft verändert hat, verändert sich dann auch die Liebe und müssen wir anno 2011 die Definition tatsächlich abändern?
Wie kann ich sagen "Ich brauche dich und deine Seele zum Leben" und anschließend zwei Stunden lang ausschließlich über Geld debattieren? Sind wir nicht mehr in der Lage, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren - auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass niemand nur von Luft & Liebe leben kann? Geht es uns heute so gut, dass wir das Größte erreichen und aber an dem Unwesentlichen scheitern?
Geht es uns heute zu gut?
Wenn Ihr mich fragt - ich glaube ja. Den meisten Menschen geht es einfach zu gut, sie stehen zu oft auf dem Gipfel, als dass sie dieses Glücksgefühl noch zu schätzen wissen, oben angekommen zu sein, etwas erreicht zu haben.
Mich widert es an. Menschen widern mich an, die nur so lange das Leben mit einem Menschen teilen, solange die Kasse stimmt.
Gestern musste ich leider eine Verabredung auf dem Weihnachtsmarkt absagen - mir war buchstäblich alles auf den Magen geschlagen. Ich zähle vielleicht nicht zu Deutschlands Oberschicht, zumindest nicht dem Bankkonto nach, aber von dem, was ich habe, hätte ich gestern gern mal wieder etwas investiert in einen Glühwein und von mir aus noch einen Liebesapfel oder auch zwei (ich bin und bleibe ein Leckermäulchen :)) und nur für das Empfinden: Es geht mir gut und ich genieße den Augenblick - und teile dieses Empfinden mit Menschen, die das genauso sehen.
Glücklicherweise ist aufgeschoben nicht aufgehoben :)
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