Na ja oder so ähnlich sagt man bei uns im Norden, wenn man zum Ausdruck bringen will, dass grad einiges passiert und man nicht zum Luftholen kommt.
Junior hatte sich beworben. Ist nix Neues, macht er seit Mitte September, seit er mit der Ausbildung fertig ist. Er hatte Vorstellungsgespräche, er war schrecklich nervös, er hatte das Tippen trainiert - und sich am Samstag noch ein neues Hemd gekauft. Gute Wahl! Schwarz, slim - perfekt.
"Aber die Krawatte is nich dein Ernst, oder?" hatte ich ihn entgeistert gefragt und er grinste: "Siehste, ich hab doch gleich zum Vater gesagt, ich seh damit so verkleidet aus, das trägt kein Mensch mehr."
Aber gegen meinen Ex und dessen Weggefährtin hat er keine Chance (na das lernt er noch).
Das Bewerbungsgespräch fand ca. 48 km von zu Hause statt und seit der Einladung lag mein Ex dem Jungen in den Ohren: "Mach das nicht! Ist viel zu weit zum Pendeln, viel zu teuer und ne Wohnung brauchst du nicht, du überstehst vielleicht nicht mal die Probezeit!" Ja was soll ich sagen... Der blanke Optimist - der Mann. Ohne Worte.
Als Sohnemann am Sonntagabend vor mir stand mit hängenden Schultern und hilflosem Blick und auch noch die Frage hervorschob "Was meinst du, Mutsch, ob man den Termin nicht wirklich absagen sollte?"
Da sprach ich ein Machtwort, das ganz entgegen meiner Art kurz und knapp ausfiel: "Nein!"
"Na ja aber..."
"Kein Aber! Erst liegt der Vater dir drei Jahre in den Ohren, dass deine Ausbildung nix taugt, weil du sowieso keinen Job hier findest und andere (! - wie ich DEN Spruch "die anderen" immer gehasst habe!) bis in die Schweiz fahren müssen; jetzt kannst du dich hier bewerben und sollst nicht?"
Merke: Der eigentliche Job wär etwas näher ran, nämlich in 34 km erreichbar. Eine Strecke, die ich auch jeden Tag fahr.
"Na ja... Als ich dann gegangen bin, hat er mir noch gesagt: Wenn du diesen Job annimmst, rechne aber ja nicht mit meiner Unterstützung!"
"Tun wir auch nicht", habe ich geantwortet, "wär ja auch was Neues."
Jedenfalls: Sohnemann ist gefahren und als er zurückkam, wirkte er recht euphorisch. Ob es mit dem Job klappt, wissen wir nicht - aber es muss ihm dort gefallen haben. Mal raus aus dem Kuhkaff, wo er normalerweise wohnt, andere Menschen, andere Sitten und Gebräuche ;) Die Krawatte lag übrigens irgendwo in der Ecke.
Ja und heute... Gleich drei Firmen haben sich bei ihm gemeldet, jetzt heißt es Daumen drücken!
Zwei Bewerbungen habe ich ihm auch noch zugespielt - versendet.
Und dann klingelte mein Telefon und ein Doc war dran, der sich mit mir über meine Schmerzerkrankung unterhalten wollte. Ein Klinikchef, Verbindung hergestellt über achtundneunzig Ecken. Er hatte all meine Akten gelesen - außer der vom Rheumatologen, denn der Bericht liegt immer noch nicht vor.
"Das mit dem Rheuma ist sehr wahrscheinlich, bei DER Geschichte", sagte er, "und es klingt nach Vaskulitis (ich glaub, das war das, was die Rheumatologin vermutete und was noch in der Labortestphase sein soll). Ich brauch aber den Bericht noch, können Sie mir den organisieren?"
"Äh..."
"Und hat man Ihnen schon Cortison gegeben?"
"Äh.. nein!"
"Warum nicht?"
"Das kann ich Ihnen auch nicht sagen."
Er wollte dann von mir noch mal meinen ganzen Weg wissen, von Beginn der Erkrankung an, die Umstände, die Symptome und überhaupt alles.
Ja und dann wollte ich die Rheumatologin anrufen: Sprechzeit nur von acht bis zwölf. So möcht ich auch mal arbeiten! Vielleicht mal beim Hausarzt anrufen? Der könnte ja auch schon den Bericht haben. Sprechzeiten von acht bis elf!
"Rufen Sie mich einfach wieder an, wenn Sie den Befund haben", sagte der Klinik-Chef, "ich mach erst mal Feierabend."
Hmmpff.
Ich hatte ja irgendwie schon ein schlechtes Gewissen, dass ich heute hier einiges Privates erledige - und dann auch noch blogge, während mein ehemaliger Azubi und seit Juli Festangestellte hier wühlt und macht und tut. Aber als ich aufstand, um mir etwas Kaffee nachzufüllen, sah ich, dass sie gar nicht rechnungsprüfend über ihren Tisch gebeugt saß - sondern über ihrem Smartphone! YEAH!
Es ist Weihnachten - und unsere Büromotivation hat spürbar nachgelassen. Ja, auch die :)
4 Kommentare:
Noch kein Cortison gespritzt bekommen? Es kann gut tun... aber auch sehr schmerzhaft. Mir sagt man jetzt in der Schmerzklinik, dass ich schon zu viel Cortison gespritzt bekommen habe.
Bis bald.. bin auf den Weg zur Klinik.
Gespritzt??? Oh Gott.... DA hätt ich doch gern lieber Pillen...
Ich wünsch Dir alles, alles Gute!!
Immerhin weiß ich ja, wovon Du sprichst :(
Weißt Du schon, wie lange Du in der Klinik bleiben musst?
Hmmm..
Exmann = Arsch!
Dir und Junior viel Glück,
Gruß
Danke Holger. Wenn man "Danke" sagt, klingt das oft wie eine Floskel.
Aber ich meine es wirklich so.
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