Dieses Jahr hat nur noch wenige Tage, dann beginnt ein neues. An meinen Schultern, an meinem ganzen Ich fühle ich die Last dieses Jahres an mir hängen, wohl nicht zuletzt auch aufgrund des letzten, unerwartet und ungewohnt langen Schmerzschubes, den ich momentan richtig gut beherrschen kann.
Was ich aus diesem Jahr mitnehme, ist ein Jahr voller Anstrengungen, Belastungen - aber auch von sonnigen Momenten, von denen ich mir im kommenden Jahr etwas mehr wünsche. Etwas mehr Leichtigkeit wieder. Auch wenn mir bewusst ist, dass diese vor allem im Kopf beginnt - im eigenen.
Da, wo auch die meisten Probleme entstehen.
In diesem Jahr habe ich manches verloren und manches wiedergewonnen. Nicht nur Friederike. Auch eine andere Freundin, die ich hier Brummkreisel nennen möchte. Vielleicht erinnert sie sich, woher diese Bezeichnung stammt ;) Ich wusste nicht, dass sie diesen Blog noch liest, ich wusste nicht einmal, ob sie überhaupt noch an mich dachte. So wie ich an sie, spätestens dann, wann immer ich mich auf längere Autoreisen begab. Immer dachte ich dann an unsere allererste gemeinsame Fahrt. Bis dahin kannten wir uns nicht, hatten wir uns nie zuvor gesehen - aber sie bot eine Mitfahrgelegenheit, und nur mich hatte sie mitgenommen. Als wir begannen zu erzählen, dachte ich manchmal: "Wir reden über Sachen, als würden wir uns schon ewig kennen." Und als sie dann ihre Stullen aus einer Brotdose auspackte, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, streckte aber wohlig die Beine aus und legte mich entspannt und bequem im Sitz zurück: Typisch Ossi-Kind - so wie ich.
Zwei Jahre haben wir uns nicht gesehen, nicht gehört, nicht gelesen - und vielleicht wissen wir beide nicht so genau, warum genau das passiert ist. So wie ich auch nicht weiß, warum ich in diesen zwei Jahren nie den Schritt auf sie zugemacht hatte.
Irgendwann vor wenigen Wochen, als ich nach langer Zeit wieder mein Postfach betrat, fand ich inmitten einer unzähligen Werbeflut ihre E-Mail. Sie hatte in meinem Blog gelesen, und sie hatte von Friederike gelesen. Von dem, was ich mir dachte, was ich empfand. Und wenn sie auch wusste, dass nicht sie gemeint war, so hatte sie sich hingesetzt und eben diese E-Mail an mich geschrieben.
Ich war unglaublich berührt. Beschämt. Und sehr überrascht. Ich glaubte, dass sie mich längst vergessen hatte.
Ich glaube das immer, dass man mich vergessen hat.
Ich glaube immer, dass ich anderen nichts Wirkliches geben kann und ich nicht so ein Mensch bin, den man nicht vergessen kann.
Ich glaube immer, dass man mich nur dann liebenswert empfinden kann, wenn ich den Erwartungen gerecht werde. Ob in Freundschaft oder in Liebe. Noch vor wenigen Jahren war mein hauptsächlichstes Bestreben, diese auch unausgesprochenen Erwartungen zu erfüllen, damit mir Freundschaft und Liebe sicher wären. Ich bildete mir ein, wenn ich dies und jenes tu und sage und gebe, dann bin ich die Freundschaft wert. Und die Liebe.
Heute lebe ich nicht mehr nach diesem Prinzip. Ich grenze mich ab. Ich sage Nein. Und ich sage Stopp. Manchmal ziehe ich mich monatelang vor manchen Menschen zurück, einfach nur, um mich selbst zu schützen. Ich gebe, was ich geben kann - oder ich lasse es und gerate in Vergessenheit. Dann sei es so.
Oder eben auch nicht. Friederike hat mich nicht vergessen. Mein Brummkreisel mich auch nicht. Und auch die gelben Seiten nicht, zu denen ich vor langer Zeit öfter und einmal auch über ein Jahr lang keine Verbindung hatte. Auch von ihm glaubte ich, er habe mich längst vergessen und ein neues Leben begonnen. Ich wusste nicht, dass ich für ihn immer noch die einzige Frau war, während hingegen ich tatsächlich ein neues Leben begonnen und auch einem anderen Mann Raum darin gegeben hatte.
Und heute... planen wir ein Leben, zu dem Entscheidungen gehören. Dass das eines Tages so sein würde, wussten wir, bevor wir einander wiederfanden. Und wir haben diese Entscheidungen lange vor uns hergeschoben. Nun wird es Zeit, Gespräche zu führen. Nicht miteinander, aber füreinander.
Das kommende Jahr, von dem ich mir etwas mehr Leichtigkeit wünsche, wird uns eine ganze Menge abverlangen. Jeder von uns hat so seine Vorstellungen und Wünsche und Träume, und ich denke mir, dass von uns beiden eine Menge Kompromissbereitschaft und auch Toleranz dazugehören wird, diese im kommenden Jahr umzusetzen. Denn heute weiß ich nicht nur, was ich will - ich weiß auch, was ich mit Sicherheit nicht will und dass ich nicht wie früher schweigen und machen lasse.
Die Weihnachtstage haben wir zu Hause am Meer verbracht. Bei der Familie, bei meinen Wurzeln. Natürlich habe ich am Meer gestanden, hab am Ufer die Arme ausgebreitet und die Augen geschlossen. Und nur gelacht, als meine Mama sagte: "Herrgott, Mädchen, deine Schuhe!" Natürlich ist es nicht dasselbe Gefühl wie barfuss und im Flatterkleid. Aber es ist das... Mee(h)r-Gefühl. Unendliche Weite. Unendliche Tiefe. Unendliche Freiheit.
In diesen wenigen Tagen wurde die Idee zu einem neuen Buch geboren. Die gelben Seiten würden lachen, würden sie das hier lesen, und sie würden sagen: "Bring doch erst mal das andere zuende."
Und das ist etwas, das ich mir für das neue Jahr vorgenommen habe: mehr Zeit nur für mich. Mehr Zeit für das Schreiben, für meine Ideen, für meine Gedanken. Blog ist Blog, hier oder da. Aber ein Buch... ist etwas völlig anderes - und ob das je veröffentlicht würde, wieder eine ganz andere Frage.
Jedoch das ist auch wiederum zweitrangig für mich. An diesem Punkt geht es mir wie Friederike: Da ist etwas in mir, das herausmuss. So oder so.
Es gibt Menschen, die mit ihrem Gesang ihre Empfindungen zeigen.
Es gibt Menschen, die mit ihrem Tanz ihre Empfindungen zeigen.
Ich kann nicht singen und ich kann nicht tanzen.
Ich bin jemand, der schreiben muss.
Und das ist für das neue Jahr mein einziger Vorsatz: mehr Zeit und Ruhe zum Schreiben. Mehr Raum für meine Gedanken und meine Ideen.
Ist das egoistisch?
Ich weiß es nicht, vielleicht. Aber irgendwann muss mir das einfach auch mal egal sein. Sonst kann ich nie das tun, was ich wirklich will. Sondern nur das, was andere von mir erwarten. Und das... ist mir zu wenig.
5 Kommentare:
Schön!
Wirklich sehr schön geschrieben. Ja, man muss manchmal egoistisch sein, sonst kommt man im Leben nicht voran.
Viel Erfolg mit dem Buch und halte uns auf dem Laufenden =) Auch wenn ich es nur alle paar Wochen schaffe, meine Lieblingsblogs zu lesen ^^
Liebe Helma,
ich wünsche dir alles Gute für 2014. Zum glücklich werden gehört eine große Portion Egoismus und wenn man mehr Zeit für sich will, muss man nein sagen lernen. Schwere Lektionen.
Wenn ich jemals hier wegziehe, dann ans Meer. Da kann ich dich so gut verstehen.
LG Susann
Schön, aber denke dran:
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag.
Für 2014 wünsche ich Dir ganz viel Meer, ganz viel Ruhe und ganz viel Kraft.
Ganz liebe Grüße - Wolf
So Ihr Lieben :) Gerade wenn ich nicht zu Hause bin - so wie aktuell - lese und gebe ich die Kommentare via Handy frei, das Antworten verlege ich dann meist auf später :)
An dieser Stelle also jetzt mein Dank an Euch für Eure Worte und auch für Eure Wünsche.
Liebe "SoSo", ich versuche es, Euch auf dem Laufenden zu halten; aber es kann durchaus passieren, dass das nie was wird - oder erst dann, wenns keinen mehr interessiert :) Aber ich habs mir immerhin vorgenommen, wie so oft ;)
Liebe Susann - an das Meer zurück, das ist (m)ein Traum, den ich immer noch hege und auch nicht aufgebe. Nur zunächst muss es erst mal noch anders gehen, aber dazu später mehr.
Lieber Wolf, diesen Satz unterschreibe ich Dir blind: "Ein Tag ohne Lachen..." Auch in der Phase des akuten Schmerzes habe ich viel gelacht, nicht nur für die Maske. Und auch nicht nur für den Satz "Lache über die Dinge, dann hältst du sie besser aus." Sondern weil das Lachen immer noch in mir wohnt und Du kannst mir glauben: Darüber bin ich sehr, sehr froh. Ich wünsche mir selber sehr, dass das auch immer eine meiner Eigenschaften bleiben wird, denn mit allem anderen ziehe ich auch mich selbst nur runter.
Alles Liebe für Euch für 2014!!!
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