Dienstag, 17. Dezember 2013

The Perfect Life - für mich...


Ich habe mich geirrt. 
Es gibt in der Tat Rheumaerkrankungen, an denen man sterben kann. 

Heute Abend kam ich nach Hause, ich nahm meine Söhne in die Arme und ich dachte: Was ist das für ein Glücksgefühl, wenn du ein Zuhause hast, wo jemand auf dich wartet (hach ja, und sei es auch nur, damit ich ihnen was zu essen bereite), es ist warm, es ist gemütlich, und in der Luft schwingt sowas Harmonisches, Entspanntes...
Ich habe mich in meinem Zimmer auf den Fußboden gelegt, die Augen geschlossen und die Musik auf die Ohren gestülpt.
Ich fühlte mich frei.
Ich fühlte mich unendlich frei, leicht und wieder mit jenem Hauch der Unbeschwertheit, den ich doch eine Zeitlang in mir vermisst hatte - dann und wann.
Es ist diese Art der Entspannung, der inneren Ruhe und des inneren Friedens, die mich schon vor einigen Tagen überkommen hatte - und unmittelbar danach ließ der Schmerz in meinem Körper endlich nach.

Mit dem Attribut "perfekt" habe ich so meine Probleme. Ich brauch es nicht perfekt. Perfekt ist ohne Ecken und Kanten, es ist langweilig, weil das Leben darin fehlt...
Vielleicht möchte ich "perfektes Leben" eintauschen in "ein erfülltes, fröhliches, inniges Leben" - und wenn man ein solches als perfekt bezeichnen will, dann sei es so. Wie stelle ich mir dieses Leben vor? Wie stelle ich mir mein Leben vor? 
Ein Leben in Einklang mit mir selbst und den Menschen, an denen mein Herz hängt. Mein Fühlen, Denken, Träumen, Sehnen und Hoffen. Ein Leben mit Streiten und Versöhnen, mit Herz und mit Leidenschaft, ein Leben mit Gefühl und Vertrautheit. Ein Leben mit dem Gefühl, dass der andere immer bei dir ist, egal wo er gerade ist und mit wem. Ein Leben mit dem Gefühl, die Frau zu sein. Eine Frau. Seine Frau. Ein Leben mit dem Gefühl, dass du abends heimkehrst und du kuschelst dich an die Seite des geliebten Menschen, du erzählst von deinem Tag, er erzählt von seinem. Ein Leben, in dem du Märchenkassetten schaust oder dich über Aktuelles aus dem Zeitgeschehen. Ein Leben, in dem du dich nicht nur für dich und deinen Teller interessierst. Ein Leben, in dem du wach und aufmerksam bleibst und so auch jedem anderen begegnest. In dem du die Zwischentöne nicht überhörst und deine Bildmalerei nicht nur schwarz-weiß ist. Ein Leben wie eine Wanderung: Es geht hoch und es geht runter und aus allem kannst du etwas für dich mitnehmen...
Ein Leben, erfüllt von der Liebe zu dir selbst und zu den wenigen Menschen, die alles für dich sind.

"You only live once, but if you only live right - once is enough."
Es ist nicht entscheidend, wie lange du lebst.
Ich glaube, dass es entscheidend ist, wie viel Leben du deinem Leben gegeben hast. 

Am Wochenende habe ich endlich den Film "Muriels Hochzeit" geschaut - das Original mit Toni Colette.
Dieser Film war irgendwie... ganz anders als ich ihn mir eigentlich vorgestellt hatte. Ich dachte, er wäre witziger, lustiger, ja... vielleicht ein Stück oberflächlicher.
Was mich erwartete, war stattdessen ein derart tiefgründiger Film, dass ich zuweilen nicht wusste, ob ich eher weinen denn lachen sollte. Was ich am beeindruckendsten empfand, war die Rolle der Mutter. Eine Frau mit einem sicherlich überschaubaren Horizont - aber was sie zu geben hatte, war soviel mehr. Und keiner hat es wirklich wahrgenommen. Bis sie sich das Leben nahm. Ihr Leben in ständiger Nichtanerkennung, Erniedrigung - auch wenn ihre Kinder sie geliebt hatten, zweifellos. Oh Gott, mir tat fast körperlich weh, dass Muriel in der Kirche ihre Mutter übersehen hatte.. Wie so manches andere auch.
Noch lange danach, als der Film geendet hatte, dachte ich darüber nach.
Vor zehn Jahren habe ich mich von meinem Ex getrennt. Wann immer ich danach darüber nachdachte, überkam mich nur ein einziger Gedanke "Diese Entscheidung hat das ganze Leben verändert - und sie war vom ersten Moment an richtig."
In den folgenden zehn Jahren habe ich so vieles erlebt, um mich herum und in mir. 

Vielleicht werde ich eines Tages 84 oder doch 104 Jahre alt. Dann hätte ich noch sechzig Jahre.
Vielleicht schaff ich es, vielleicht auch nicht.
Aber ich bin so sehr froh und dankbar für die Zeit, die ich jetzt erlebe. Heute. Jetzt. Und hier.
Vor zehn Jahren war ich fast tot. Und jetzt... bin ich glücklich. In mir selbst und um mich herum.

4 Kommentare:

lautleise hat gesagt…

Ich sach ma so:
Nicht einfach mit Dir...
Du haust mal kurz die Trennung von dem Ex raus, dann haste zehn tolle Jahre, und dann so ein Post?
Nicht einfach mit Dir.
Aber: Trotzdem drücke ich Dir die Daumen.
Du bist schon ne Nummer!
Ne gute Nummer!!!
**Lach**
LG - Wolf

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Guten Morgen :)
Vermutlich hab ich noch zu wenig Koffein in mir - weil, ich kann Deinen Worten grad nicht folgen ;)
Ich sags mal so: Die zehn Jahre waren nicht nur toll, die waren mitunter auch richtig schmerzhaft und böse, und nicht alles darin war gut. Aber alles darin war wichtig für mich - und das begreift man ja immer erst danach ;)
Doch was immer ich auch erlebt habe - alles, einfach alles war es wert, diesen Weg zu gehen, mich von dem Menschen zu trennen und irgendwann mich auch innerlich von diesem Muster zu befreien, ein neues Leben anzufangen. Klingt klischeebeladen, war aber so :)

Und nach der Rheuma-Diagnose bzw. den Auswirkungen, die mir da gestern so um die Ohren flogen, und dann noch der Titel "Perfect Life" - da musste ich mich spontan fragen, ob ich nach allem so lebe wie ich leben wollte und ob es schlimm wäre, wenn ich nur 50 und nicht 104 werden kann. Aber ob krank oder gesund - das weiß man ja eh nie und ist auch nicht das, was mich täglich beschäftigt. Sondern nur aus gegebenen Anlässen heraus und dann vergess ichs wieder und weiter gehts :)

lautleise hat gesagt…

Das sollte ein einfaches Kompliment sein, weil mich Dein Post sehr nachdenklich gestimmt hat.
Da wurden mehrere Saiten angespielt, denen ich so noch nicht begegnet bin.
Das ist doch wunderbar!
Dafür danke ich Dir.
Hier scheint eine fahle Wintersonne und färbt halbrosa Wolkenstreifen an den Himmel.
Und: Ich trank noch keinen Kaffee, aber das ändert sich gleich...

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

...hey, ich war augenscheinlich doch noch zu müde und unaufmerksam ;)
Danke :)
Irrwitzigerweise bin ich hier oftmals die, die eine ganze Kanne Kaffee kocht und dann keinen abbekommt x-( Immer bloß die Neige *griimmmppfff*
Das mit der Wintersonne... Ich poste gleich mal ein Foto, hab ich heut Morgen auf dem Weg ins Büro aufgenommen: Der Himmel brennt :)