Na ja oder so ähnlich heißts doch wohl.
Ich hab heut Morgen - beim Zubereiten meines ich-begrüße-den-Tag-Kaffees - meine langgesuchte CD "Eleven" von Bryan Adams wiedergefunden. Zu meiner Schande muss ich gestehen: Die lag eigentlich... ganz zuoberst auf einem Stapel. Fragt nicht, wieso ich sie dann nicht gefunden habe - ich kann das echt nicht beantworten. Möglicherweise sollte mir dieser Anflug von.. äh.. Alltagsblindheit? zu denken geben. Tut es aber nicht. Ich habe die CD eingelegt, den Lieblingstitel auf Dauerrepeat gestellt und mich ganz vergnügt in Kissen und Decke zurückgezogen.
Es ist Wochenende, da lasse ich mich prinzipiell durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen. Stress & Co. gibt es unter der Woche genug, so dass ich mir angewöhnt habe, das Wochenende nicht betont geruhsam, aber doch in meiner typisch nordischen Mentalität anzugehen. Und in der Regel auch so zu beenden.
Ja aber was mir heute Morgen beim Wiederfinden jener CD so durch die Sinne ging... Da liegen die Dinge ganz offensichtlich vor dir - und du siehst sie dennoch nicht. Dieser berühmte Wald vor lauter Bäumen und ähnliches.
Wie eben auch mit der Jugend: Junior I wollte immer eine eigene Wohnung oder wenigstens in eine WG - und hat sich dieses Vorhaben vom Vater immer wieder ausreden lassen mit der Begründung: "Das kannst du doch eh alles nicht bezahlen" (Ich muss diese Anmerkung jetzt liefern: Das hat der Vater ihm so lange ausgeredet, wie er das Kindergeld für den Jungen bezog, nämlich bis September letzten Jahres.) Und Junior II wollte seit der Entscheidung, dass ich hier fortgehe, eine eigene Wohnung für sich allein. Nur zur Konsequenz dessen, sich dann auch um einen Nebenjob zu bemühen, konnte er sich bis dato nicht aufraffen. Wo ich mich schon dazu gezwungen sah, die Zahlung des Kindergeldes an ihn wieder einzustellen und dieses Geld für Mietkaution etc. zu sparen, damit am Ende nicht wieder alles an mir hängenbliebe und ich der Jugend vermittelte: "Die Mama wirds schon richten."
Doch dann... Wie auch immer mir das gelungen war (ich nehme an, die Argumente waren handfest genug, wasserdicht und so), jedenfalls konnte ich beide Jungen dann doch noch davon überzeugen, dass sie beide aus unserer Wohnung ihre WG machen. Selbst die Raumaufteilung war für beide kein Thema - man(n) einigte sich kurz und knapp: "Ich das Zimmer mit dem Balkon." - "OK, wenn du meinst."
Und ich spürte, wie leicht mir irgendwie zumute wurde. Nicht nur, dass mir eine Unmenge an Aufwand, weiteren Besichtigungsterminen, nicht zuletzt auch Geld erspart wird - irgendwie... gefällt es vor allem meinem Bauchgefühl, meine Jungs beieinander zu wissen, in einem Zuhause, das ihnen vertraut und bekannt ist.
Wir haben das - zugegebenermaßen - schon vor etwa vier Wochen entschieden: Ende Mai hätte ich meine Wohnung kündigen müssen. Mir aber wurde das Pflaster zu heiß, dass Junior sich immer noch nicht um einen richtigen Nebenjob gekümmert hatte (Gelegenheitsjobs wie die in der Disko sind sicherlich rentabel, mir aber zu unsicher, um jeden Monat die Kosten für das Alleinleben zu decken. Und ich sehe nun so gar nicht ein, dass ich auch das noch dem Filius finanziere.) - und so legten wir noch einmal Pro und Contra auf den Tisch, auch in Zahlen, und schon stimmte Junior II einer WG mit dem Bruder zu.
Inzwischen fragt er sich schon auch, wie sich das denn überhaupt gestalten soll, wie viel Geld man für Essen, Trinken etc. braucht, wer was kocht, wer bügelt - wie überhaupt alles werden soll - und ich musste schmunzeln: Na endlich machen sie sich mal diese Gedanken.
Eine Umstellung wird es ohnehin für beide. Meine seit Monaten sich wiederholende Aussage: "Ihr werdet schon noch lernen, was es bedeutet, wenn ihr euch nachher um alles allein kümmern müsst" - wenn wieder stereotypes Gemaule bei meiner Erinnerung an haushaltliche und sonstige Pflichten auftrat - scheint nun endgültig auch Platz im Kopf der beiden gefunden zu haben. Nachhaltigen Platz.
"Ich schlage vor, ihr macht euch einen Plan, wer was pro Woche zu erledigen hat", antwortete ich auf Juniors Frage, "so wie das in jeder WG gemacht wird. Wer macht was, wer ist verantwortlich für dies und jenes. Wenn ihr wollt, richtet ihr euch eine Haushaltskasse ein, wo ihr jeden Monat einen Betrag X reintut und der muss dann reichen. Und um zu sehen, was ihr braucht, könnt ihr ja in den nächsten Wochen euren Einkauf erledigen. Gemeinsam. Dann seht ihr auch gleich, was es kostet, das Leben." Junior II wurde immer stiller, seine Augen dafür immer größer.
"Dann", fuhr ich ungerührt fort, "erinnere ich nochmals an das kleine Buch, das ich dir schenkte, und in dem du alle Rezepte eintragen wolltest von dem, was du in diesen Wochen zubereiten lernst. Ich lasse auch keine Ausrede mehr gelten von wegen: keine Zeit, muss zum Sport, muss dies, muss das. Der August ist schnell da, und dann bin ich weg."
Er schaute mich an. "Ach.. Im August erst?"
Ich schaute ihn an. Erwog kurz, ihn zur Adoption freizugeben.
"Könntest du nicht schon jetzt ausziehen? Also ich meine, in ein Hotel? Dann probieren wir, wie das hier geht, und du bist trotzdem immer noch in der Nähe, wenn was ist."
An dieser Stelle habe ich herzlich gelacht. Ich denke, als Antwort hatte das vollkommen ausgereicht.
Huch, schon halb zwei. Ich denke, es ist Zeit, sich aus den Kissen zu schälen und einen Bummel durch die City zu wagen. Die Hitze der letzten Tage hat spürbar nachgelassen und irgendwie... ziehts mich grad nach draußen. Unter Menschen. Ich liebe das so, das Eintauchen in eine fremde Menschenmenge, mich irgendwo hinzusetzen, etwas zu trinken, die Sonnenbrille zurechtzurücken, vielleicht etwas zu lesen und vor allem aber dem Trubel zuzusehen. Den Geruch nach Kaffee und Pasta von links, den Geruch nach gerösteten Mandeln und ähnlichem von rechts. Und mittendrin... ich. Entspannt. Sehr entspannt. Gelöst. Frei.
6 Kommentare:
Lachh, deine Jungs sind ja richtige Komiker! 😉
Klingt nach einen schönen Start ins Wochenende....genieße es.
Ja Suse, die meiste Zeit amüsieren sie mich ;)
Und Bohli - ich danke Dir! Glaubst Du mir, dass ich es aber sowas von genieße? Also ich glaube mir :)
Macht was Schönes!
Tja, Gedanken machen sie sich erst, wenn bedrohlich das "Mama-wirds-schon-richten" bröckelt ;-)
Ich wünsche dir ein erholsames Restwochenende))))
Lach. Super Erlebnis mit deinen Großen.
Liebe Lilly, ich habs vielleicht noch nicht so deutlich gemacht, aber ich zieh nicht "nur mal eben um die Ecke", sondern schlappe 400 Kilometer weit weg. Das heißt, sie sind dann wirklich mehr oder weniger auf sich allein gestellt, und ich glaube, Bauchschmerzen gibt es mittlerweile auf beiden Seiten ;) Andererseits: Sie sind erwachsen, wollen so behandelt werden, ja dann sollen sie auch endlich mal anfangen, sich so zu verhalten :)
Liebe Ganga, manchmal bedaure ich diesen Umstand doch: All die Jahre hat man sie großgezogen, jeglichen Ärger durchgestanden - und jetzt, wo es anfängt, mehr Spaß zu machen, geh ich weg. Blödes Timing :)
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