Mittwoch, 23. August 2017

Das Ende der schlaflosen Nächte


Wie es mir denn so ginge, werde ich derzeit hin und wieder gefragt, und dann lächle ich.
Ganz gut, antworte ich dann.
Ganz gut heißt? Was macht der Schmerz?
Na der ist da, wo er immer ist.
Aber in den Fingern nicht mehr, oder?
Doch, seit einer Weile auch da wieder, leider ziemlich deutlich.
Na ja, bei dem Chaos bei deinen Jungs würden mir auch die Finger weh tun, ha ha!
Tjaha, blöd nur, dass die Finger schon vorher wieder zu schmerzen begonnen haben. Kannst vielleicht doch nicht alles nur auf die Seele schieben!

Aber was definitiv damit zusammenhängt, sind die schlaflosen Nächte. Schon gut möglich, dass ich mir wieder viel zu viele Gedanken mache und am Ende alles wesentlich entspannter oder eben einfach anders wird als gedacht. Denn irgendwie wirds werden, das war ja klar. Nur wenn unsicher ist, wie dieses irgendwie aussieht, dann... Ach wat weet ick, ich kann da im Kopf einfach nicht loslassen. Dann liege ich halbe Nächte wach, schaue einen Krimi nach dem anderen oder sehe den Wissenschaftlern zu, wie sie herausfinden, wer wen warum und wie umgebracht hat. Der Mann hats aufgegeben, sich darüber zu beschweren, er geht dann einfach schon mal schlafen. Immerhin bekomme ich so dann meinen Teddybär zurück. Den großen, den mir mein Jüngster zum Geburtstag schenkte und den Herr Blau manchmal eifersüchtig knufft und heimlich hinter das Sofa wirft, wenn ich nicht hingucke. Den ich an mich gepresst halte, wenn ich gespannt die Krimis oder Beweisaufnahmen verfolge.
Mir war mal aufgefallen, dass ich, wenn ich hier in L bin, so gut wie nie schlafen kann und auch gar nicht erst richtig müde werde. Seit Sohn II die Zusage für L bekam, veränderte sich das schlagartig, und wenn ich mitunter auch die wildesten Träume entwickle - ich konnte aber jederzeit und überall wundervoll tief und fest und vor allem zeitig einschlafen.
Ja nun... Das ist eben auch hier vorbei. Sitze bis 1:30 auf dem Sofa, während ringsrum alles schnarcht, höre Musik und überlege, mir noch eine Folge mit Mark Benecke reinzuziehen oder doch lieber der Vernunft nachzugeben. Denn wenn 5:15 Uhr der Wecker klingelt und man sich auf eine Dienstfahrt an das Meer macht, dann sollte man nicht um ein Uhr noch so tun, als sei der Abend noch jung.
Andererseits...


Sohn II kommt heim, ist schon satt gefuttert und zufrieden und ganz erleichtert, sich wieder "entliebt" zu haben. "Sie sagt, ich sei so distanziert und das stimmt sogar."
"Warum distanziert?"
"Ich weiß nicht.. Irgendwie war alles so verkrampft. Wir wollen ja beide eine richtige Beziehung, also was Festes. Aber genau das hat uns irgendwie... unter Druck gesetzt. Oder so, keine Ahnung.. Vielleicht will ich ja auch einfach nur nicht wieder verletzt werden."
Ich umarme und drücke ihn, küsse ihn auf die Wange.
Er sieht zufrieden aus, er sieht entspannt aus, das tut mir gut, ihn so zu sehen.
Er bleibt auch entspannt beim Thema Ausbildung, die in gut einer Woche nun in C beginnt.
"Lass uns reden, ich hab einen Plan", fange ich an und er lächelt: "Na dann schieß mal los."
Wir stellen fest, dass wir beide dieselben Gedanken und Ziele verfolgen, dieselben Vorstellungen haben und wir nur noch eine Idee für Sohn I brauchen.
"Ich kenn da ein Mädel, die hat ne Freundin, da dachte ich, das wär genau die Richtige für [Sohn I]. Sieht gut aus, geht aber nie aus und zockt dafür jeden Tag."
Wir lachen beide.
"Lass die sich doch mal kennen lernen."
"Ich glaub, er hat grad gar keine Lust auf sowas."
"Er kennt es nur nicht. Was man nicht kennt, vermisst man nicht", lächle ich. Er lächelt zurück.
Ich bin grad richtig froh, hier in L sein zu können. Die Stimmung zu fühlen, zu erspüren - und zu sehen, dass es ihnen gut geht. So kann ich dann auch mit einem guten Gefühl wieder gehen und darauf hoffen, dass das Ende der schlaflosen Nächte naht. Ich bin da ganz zuversichtlich grad :)

2 Kommentare:

Nelly aus Sachsen hat gesagt…

Nein. Man kann nicht alles auf die Seele schieben, aber Schmerzen schaden ihr

Ganga hat gesagt…

Sehe ich auch so, nicht immer ist die Psyche der Auslöser.
Gut, dass die Schmerzen erträglich sind.

Alles Gute für deine Schätze!