Dienstag, 29. August 2017

Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist



Wenn man früher das Haus meiner Eltern betrat, musste man zunächst den Vorbau, den Korridor, rechter Hand dann das Wohnzimmer und das Zimmer der Brüder durchqueren, ehe man in das kleine Zimmer gelangte, das mein eigenes war. Die Musik, die ich für gewöhnlich hörte, konnte man problemlos in der Wohnküche linker Hand vom Korridor mitsingen. Das hat meinen Vater regelmäßig dazu veranlasst, von der Arbeit heimzukommen und noch in seiner Montur in mein Zimmer zu stürzen und zu versuchen, lauter als die Musik zu schreien: "MACH! VERDAMMT! NOCH MAL! DIE! MUSIK! LEISER! DAS! HÄLT! DOCH! KEIN! SCHWEIN! AUS!"
Musik selbst ist ja weniger laut, wenn man tatsächlich auch selber mitsingt. Fakt ist aber, dass ich in unserem Haus die einzige war, die sang. Egal, in welchem Haushalt ich bislang wohnte - ich war und ich bin immer die einzige, die sang bzw. mitsingt. Vorzugsweise beim Essen zubereiten. (Grad fällt mir ein.... Der Mann denkt immer, das gute Wachstum der Pflanzen sei auf seinen grünen Daumen zurückzuführen. Was aber, wenn das gar nicht an seinem Daumen, sondern meiner Beschallung liegt?? Immerhin gibts in der Toscana Weinberge, die mit Mozart verwöhnt werden. Haben wir schließlich selbst gesehen :))
Ich singe aber auch sehr gerne im Badezimmer oder beim Ordnung machen, ich brauche immer nur ein Mindestlevel an Lautstärke. Wenn jedoch der Mann zu Hause ist, ging das so gut wie nie. Tinnitus und so, da muss ich nix hinzufügen.
Musik aber.. ist einfach mein Leben. Musik liegt in meinem Blut, in jedem Zentimeter von mir, kann mich aufrichten, kann mich beflügeln, kann mich groß & stark machen, kann mich träumen lassen - von hier nach ganz woanders hin, kann mich... einfach mich wohl fühlen lassen.
Mit Musik kann ich mir einfach alles vorstellen.
Ohne Musik aber... bin ich so leer wie ein großer dunkler Raum - und wer will das schon.



Sohnemann kaufte sich letztes Jahr eine Bose-Soundbox und was soll ich sagen.... Ich war schockverliebt! Fortan gabs mit jeder Wäschebügel-Aktion Disco im Hause Ziggenheimer. Diese kleine unscheinbare Box hat so einen herrlich satten Sound, dass ich fürchtete, mir würden entweder die Ohren abfliegen oder mindestens die Nachbarn auf der Matte zu stehen kommen.
"Die haben sich noch nie beschwert, und ich hör bestimmt nicht leise", winkte Sohnemann ab.
Freie Fahrt für Helma Ziggenheimer!
Und ich schwor mir: Wenn mal ein paar Groschen über sind, dann werde ich mir so eine Zauberbox auch zu eigen machen.

Der Mann selber kam erst letztens auf den Geschmack derer, als wir bei Freunden von ihm zu Besuch waren und die dort dieselbe kleine Soundbox zu stehen hatten. Er ist da ja komplett anders unterwegs als ich: Hat er sich erst mal für etwas erwärmt, werden die Internetseiten rauf und runter geblättert, werden Artikel und Preise miteinander verglichen und das Bestmöglichste herausgefiltert. (Wenn ich beispielsweise weiß, was ich will, dann will ich auch nur das und muss da nicht x Sachen miteinander vergleichen. Augenmensch halt, kann ich nix für. OK, in dem Falle eher Ohrenmensch.) 
Das uferte letztlich in einem gemeinsamen Stadtbummel aus, bei dem wir uns mehrere Geräte akustisch zu Gemüte führten. (Den Scheiß Aufwand habe ich nur mitgemacht, weil ich A) auch mal wieder raus wollte von daheim und B) hoffte, er würde sich vom Bose-Sound überzeugen lassen.) Während sein Herz für "Marshall" schlug, blieb ich nach wie vor begeisteter Bose-Fan. (Ist auch irgendwie so ne Macke von mir: Wenn ich mich einmal für etwas begeistert habe, komme ich im Grunde auch nie wieder wirklich davon ab :))
Allerdings musste ich zugeben, dass die Bose-Box, je lauter man sie dreht, die Höhen "abknickt". Eher "wummert" das Teil dann nur noch, akustisch geht dann schon echt einiges flöten.
Da war die Marshall um Längen besser, jedoch die versagte wiederum total im unteren Bereich.
"Da kommt ja gar nix mehr", beklagte ich mich.
"Bei der anderen kommt nach oben raus nix mehr", antwortete der Mann, "da kann man ja nie richtig laut drehen."
"Laut drehen", konterte ich, "ist doch bei dir sowieso nie. Wer kommt denn dauernd ins Bad und beklagt sich, dass die Musik zu laut ist? Wer sagt mir dauernd, ich soll die Musik unter meinen Kopfhörern um Himmels willen leiser machen? Also!"
"Perfekt wäre eine Mischung aus beiden Geräten", räsonierte er, "und die gibts sogar. Kostet nur um 350 Euro."
Aus meiner Sicht völliger Schwachsinn. Wir haben eine sehr gute Musikanlage hier zu Hause, wir sind zu selten im Urlaub, zu selten in Situationen, wo die Zauberbox zum Einsatz kommen könnte. Und wirklich laut hören wie ich es möchte kann ich eh nicht, solange der Mann im Haus ist.
"Willst du mich etwa vertreiben?"
"Nein, ich will dich vor Unsinn bewahren."

Lange Rede, kurzer Sinn:
Natürlich hat schlussendlich die Bose-Box gewonnen. Jetzt müssen wir uns nur noch einig werden, wer sein iPhone damit koppeln darf :)

2 Kommentare:

Nelly aus Sachsen hat gesagt…

Wow, tolles Bild von Dir. Ich bin gelinde gesagt beeindruckt

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Danke Nelly :) Ich wollte einfach nur passend zum Thema ein Foto finden, auf dem ich mich musikalisch so richtig schön "weggebeamt" habe. Tatsächlich gibts davon fast gar nix. Muss mal noch mit meinem Umfeld reden. Denn wenn, fotografieren die mich vorzugsweise beim Essen, das sind echt soooo undankbare Fotos :D