"Hast du schon wieder Musik im Kopf?" fragt der Mann mit missmutigem Blick auf meinen rechten wippenden Fuß, als wir auf unserem Sofa lümmeln, uns einen Film reinziehen und aber die dort dargestellte Situation alles andere als musikalisch anmutet.
"Ja hab ich."
"Du machst mich nervös!"
Meine neueste Entdeckung des obigen Tracks dank Streaming vor einigen Tagen ging mir sofort ins Ohr, ins Blut und in die Beine. Der Mann kann dieser Musik nichts abgewinnen, sie triggert seinen Tinnitus und nervt ihn ob seiner Hyperakusis. Ich selbst bin ja nun auch mit so einigem "geschlagen", aber glücklicherweise weder mit Tinnitus noch der damit oft verbundenen Hyperakusis. Wenn, dann leide ich eher unter selektiver Hörschwäche ;)
Insofern könnte ich mir diesen Track stundenlang reinziehen, natürlich in entsprechender Lautstärke, weil, leise geht bei SO einer Musik nun wirklich nicht. Wenn das gerade nicht möglich ist, weil wir ja auch noch ein gemeinsames Leben miteinander führen, dann spielt diese Musik unablässig in meinem Kopf. Ich kann da nichts dafür, ich wurde so geboren!
Nicht umsonst sag ich ja immer, dass meine Blutkörperchen aus Kaffeebohnen und die Blutplättchen aus Musiknoten bestehen.
Es ist die Musik, die mir derzeit hilft, das eine oder andere so lange ausblenden zu können, bis einen die Realität wieder einholt. Ich weiß gar nicht, ob ich Menschen bewundern oder bemitleiden soll, die es schaffen, sich täglich oder wenigstens regelmäßig mit Nachrichten zu versorgen.
Eine Schulfreundin, die ich in der vergangenen Woche nach ewig langer Zeit wiedersah, meinte, sie müsse sich das regelmäßig anschauen bzw. anhören, weil sie sich vorbereiten wolle.
Ja nur... Vorbereiten auf was? Ist es nur (m)ein Gefühl oder haben wir aktuell wirklich eine der unbeständigsten Zeiten? Was bleibt, was ändert sich, was kommt, wie wirds?
Jeden Tag neue, andere, ähnliche, auch wieder zurückgenommene Meldungen - muss man da nicht irre werden im Kopf?
Als die Havarie der Nordstream-Leitungen bekannt wurde, sagte ich zum Mann: "Und du wirst sehen, sie werdens den Russen in die Schuhe schieben."
Erste Meldungen gehen mittlerweile tatsächlich in diese Richtung - verbunden mit der Aussage, dass beide Leitungen irreparabel beschädigt seien. Was der Russe von dieser Zerstörung haben soll, erschließt sich mir noch nicht. Gas abzustellen genügte ja auch, um die Versorgung zu kappen und die Abhängigkeit deutlich zu machen.. Eher könnte ich mir die ganz andere Richtung vorstellen; zum einen, um bestehende europäische Konflikte zu vertiefen; zum anderen, um "die drohende Gefahr" etwaiger diplomatischer Lösungen zur Wiederaufnahme der Versorgung vorsorglich gleich ganz vom Tisch zu fegen. Wie war denn das zum Beispiel mit dem Irak-Krieg? Amerika und England wollten diesen Krieg unbedingt, und hatte sich Powell nicht später entschuldigt dafür, dass dieser Krieg auf Lügen aufgebaut gewesen war?
Waren die Amerikaner nicht von Anfang an gegen dieses Leitungssystem?
Und: Wem nutzt es wirklich, wenn Nordstream 1 und 2 nicht mehr betrieben werden können?
Wem nutzt es, wenn Europa instabil wirkt und wird?
Was mir zum Beispiel nicht so bewusst war, ist, dass das Land Niedersachsen auf so reichen Erdgasvorkommen sitzt, dass damit Deutschland gut ein Jahrzehnt lang versorgt werden könnte. Zeit also, um dieses Erdgas zu fördern und zu nutzen, währenddessen an der alternativen Energie gearbeitet werden kann?
Die Wege freizumachen für zum Beispiel Wasserstoff: Fördermittel freigeben, Genehmigungsverfahren vereinfachen bzw. verkürzen. Denn wenn Jahre verschenkt werden, um Geplantes überhaupt erstmal genehmigt zu bekommen, neue Systeme aber ebenso Jahre brauchen, um gebaut zu werden, dann wirds irgendwann knapp..
Wobei ich ja auch immer irgendwie schmunzeln muss: Wie sie doch alle schreien nach der erneuerbaren Energie - und wie schwierig die Umsetzung dahingehend ist, als dass die Energie aus Sonne und Wind, die sich bis dato noch nicht speichern lässt, aus dem Norden beispielsweise ja auch in den Süden geleitet werden müsste/ könnte, die Menschen jedoch die damit verbundene Trasse, ob nun ober- oder unterirdisch, aber nicht haben wollen. Und Windräder wollen sie auch keine in ihrer Nähe.
Dazu hatte ich unlängst übrigens gelesen, dass die Windkraft selbst allein durch die Errichtung von Windrädern abnimmt - und damit weniger Energie gewonnen wird als zu Beginn des Ganzen. Also ist dieser grüne Weg auf lange Sicht auch keine Perspektive?
Warum man also auf einer so unsicheren Basis die Atomkraftwerke stilllegt, erschließt sich mir da auch nicht. Ich bin nicht für Grün und hab die auch nicht gewählt, aber diesen Beschluss haben auch nicht die Grünen gefällt, sondern die Schwarzen. Die Grünen wollen nur weiter dran festhalten, aber ich frage mich, ob das in der aktuellen Situation das Richtige ist.
Diese ganze Energieproblematik kostet einen so dermaßen Haufen Asche, dass einem schwindlig davon wird - und dann befeuern wir das alles noch, indem wir überteuerte Energie aus Nachbarländern, Asien und Amerika beziehen, die im Übrigen auch bloß keine grüne ist. Für den Übergang, heißt es - aber wie lange soll dieser Übergang andauern? Könnte man diesen Übergang nicht auch "einfacher" haben, wenn man beispielsweise die Laufzeit der AKWs limitiert verlängert, bis wir selber eigene Alternativen geschaffen haben?
So viele Gedanken und Fragen, aber auch so vieles im Konjunktiv - worauf soll man sich nun vorbereiten?
Quelle: Cartoon Madness - Clemens Ottawa
Manchmal, da liegen der Mann und ich nachts Nase an Nase, halten uns an den Händen und flüstern leise über dies und jenes. Über das Heute, über das Jetzt und Hier. Manchmal atmen wir tief ein ob der schweren Gedanken, aber manchmal lachen wir einfach auch. Ist es nicht der Humor, der verhindert, dass einem der Kragen platzt? Und ist es nicht der Humor, mit dem sich alles irgendwie leichter er/tragen lässt? Jedenfalls hin und wieder?
Letzte Nacht lagen wir wieder so beieinander, und ich schwör, ich liebe diese vertrauten, stillen Momente.
Vertraut und still bis zu jenem Moment, in dem er rügte, dass ich seiner Meinung nach immer noch zu wenig trinke.
"Die drei Tassen Tee heut Abend sind nicht genug."
"Ich hatte noch zwei große Käffchen tagsüber."
"Das machts Kraut auch nicht fett."
"Es könnten auch drei gewesen sein!"
"Das! Reicht! Nicht! Bei deiner Körpermasse..."
Was er dann noch sagte, verstand ich nicht mehr; das ging unter in meinem herzhaften Gelächter, unter dem ich fast vom Laken gesprungen wäre.
"Hast du jetzt echt KörperMASSE gesagt?" kreischte ich begeistert.
"Du weißt doch, wie ich das meine! Du mein Rosenblatt."
"Hast du jetzt etwa RosenPFERD zu mir gesagt??" Ich kam aus dem Lachen echt überhaupt nicht mehr raus.
"BLATT! Ich sagte: RosenBLATT!"
"Ach soooo! Na ja MASSE und PFERD liegen ja nun auch nicht soooo weit auseinander!"
Es sind solche Momente, die mir guttun.
Und es ist die Musik, die mir guttut.
Ich weiß, dass man nicht alles ignorieren, ausblenden oder wegtanzen kann. Dass das nur für begrenzte Momente so funktioniert.
Mir ist bewusst, dass man sich auf ein anderes Leben einstimmen muss. Anders als das, was wir bisher kannten. Mir ist auch bewusst, dass der Mensch dem Überfluss so lange frönt, bis er dazu gezwungen ist, es anders zu handhaben. Dass er seinen Überfluss nicht freiwillig aufgibt.
Aber ich denke an all jene Menschen, die eben nicht im Überfluss leben. Und wie ich es erst letztens zum Chef sagte: "Du musst da gar nicht nur an die Rentner oder Hartz IV-Empfänger denken. Wir sind auch schon längst angekommen bei den mittleren Einkommen, für die das Leben immer weniger bezahlbar wird."
Ich denke da an meinen Ältesten, der - und da könnte ich tatsächlich immer noch vor Freude im Kreis tanzen - Anfang September seinen unbefristeten Arbeitsvertrag bekommen hat. Ihr glaubt gar nicht, wie glücklich, dankbar und erleichtert ich bin. Von meinem Begeisterungsschrei müsste der Junge eigentlich einen Hörschaden erlitten haben; wenigstens entrang es ihm ein latent genervtes "Orrrrrr Mudders!"
Gefreut hat es ihn natürlich auch, aber das Igelchen mit seiner harten Außenschale kanns halt nicht mehr so zeigen.
Aber selbst mit dem Einkommen aus dem nun unbefristeten Vollzeitjob wird er sein Leben nicht so ohne Weiteres allein finanzieren können, wenn er noch etwas mehr vom diesem Leben wünscht als zu schlafen, zu essen und zur Arbeit zu fahren. Auch deshalb hält er weiterhin fest am Nebenjob, egal was wir um ihn herum dazu sagen. Er weiß, dass er das auf lange Sicht nicht durchhalten kann, beispielsweise drei Wochen am Stück ohne auch nur einen einzigen Tag Pause durchzuarbeiten.
Aber er sagt: "Solange ich das hinkriege, werde ich das machen müssen."
In den letzten Wochen bin ich immer öfter in verschiedenster Hinsicht an diesen Punkt gekommen, wo ich mir sage: "Entspann dich. Rankommen lassen. Du kannst nicht alles ändern und hast auch nicht alles in der Hand."
Und es ist vor allem die Musik, die mir dabei hilft, das auch so zu leben.
Ganz gleich, ob sie den Raum füllt oder nur in meinem Kopf spielt.
14 Kommentare:
Der Cartoon ist so supersupersuper.
Ohrmäßig würden dein Mann und ich gut zusammenpassen, obwohl ich ja zum Glück wenigstens den Tinnitus durch die Hörgeräte losgeworden bin. Obwohl schwerhörig, wird mir immer wieder eine Hyperakusis bescheinigt, besonders bei bestimmten Frequenzen - bei Leuten mit Stimmen dieser Art könnte ich schlechte Gedanken entwickeln.
Jetzt lese ich erst mal den Artikel zu Ende - ich habe geschrieben, bevor ich es vergessen habe, was ich schreiben wollte.
Fetten Gruß zu dir/euch
Immer noch nicht zu Ende gelesen, und schon bin ich wieder da. Ich habe heute über eine Stunde mit einem guten und vor allem klugen und politikinteressierten Mann über die Anschläge auf die beiden Gasleitungen gesprochen. Und beide haben wir erörtert: "Wem nutzt es?" Und wir kamen auch auf den "Weltpolizisten", der sich überall dort einmischt, wo es was für ihn zu holen gibt. Er will sein (teures) Fragginggas (oder wie das heißt und sich schreibt ist mir egal) an uns verkaufen, wenn wir kein Erdgas mehr beziehen können oder wollen.
Ich sage doch immer: Politik und Geldgier gehören zu den sieben Todsünden.
Wenn ich weiterlese, komme ich vielleicht noch einmal wieder.
Ja ich hab dann auch alles gelesen. Ja auf was vorbereiten. Hoffen, an das Gute glauben, mit dem schlimmsten rechnen. Gut mein Konto wird sicher nicht voller und mehr. Das ist sicher. Der erste sehr hohe neue Energieabschlag wurde abgebucht, dann noch der Wocheneinkauf. Decke über den Kopf?
Keine Ahnung.
Ich hab auch tausend Fragen an all das
Letztendlich haben wir uns alle (gut nicht alle) in den letzten Jahrzehnte nur ausgeruht auf der faulen Politik und mitgemacht immer mehr immer weiter immer schnellergrößere Autos, mehr Reisen etc. und jetzt das große Heulen.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende
LG
Ursula
J
Es ist sicherlich dem Gemütszustand nicht zuträglich, wenn man sich permanent mit dem Unbill der politischen Welt beschäftigt. Und ich weiß, wovon ich spreche. Insofern habe ich auch denjenigen ein gewisses Verständnis entgegengebracht, die gesagt haben: Lass mich bloß mit Politik zufrieden, ich will meine Ruhe haben. Aber jetzt folgt das große ABER. Wer glaubt, sich von Politik und politischen Entscheidungen fernhalten zu können, MIT dem wird Politik gemacht, der wird Objekt der Politik.
Das tritt sicherlich unterschiedlich zutage. Von den 5 großen Krisen der letzten 20 Jahre (Agenda 2010, Finanzkrise 2007ff., Flüchtlingskrise, Coronakrise und Ukrainekrise 2014ff. und Ukrainekrieg 2022) haben 4 davon nicht jedermann betroffen bzw. derjenige hat es nicht zwingend DIREKT bemerkt. Nicht jeder war arbeitslos und von Hartz 4 betroffen, aber die meisten waren von sinkenden Real(!)-Löhnen im unteren und mittleren Lohnbereich betroffen (die eigentliche Stoßrichtung der Hartz-Gesetze). Den Zusammenhang zwischen dem Schreckgespenst Hartz 4 (das man gezielt deswegen so aufgebaut hat) und den schlechten Löhnen haben halt nur sehr wenige begriffen. In der Finanzkrise wurden spekulationsgetriebene Banken von den einzelnen Staaten gerettet (deswegen die irreführende Bezeichnung als "Staatsschuldenkrise"), die wir alle als Steuerzahler zu bezahlen haben. Vorderhand hat es aber keiner von uns so richtig gemerkt. Die Flüchtlingskrise haben wir (trotz riesiger öffentlicher Kontroversen) nur am Rande mitbekommen, da Deutschland keine EU-Außengrenzen hat. In anderen Ländern hatte das viel, viel größere Auswirkungen, z.B. in Griechenland oder Italien. Und auch die Ukrainekrise und nun der Ukrainekrieg sind geografisch erstmal weit weg von uns und da fehlt uns auch die direkte Betroffenheit. Dennoch hat es natürlich indirekte Auswirkungen. Die Kriegsgefahr, die dadurch heraufzieht, ist nicht direkt zu greifen. Und da uns diese 4 Krisen nicht offensichtlich (!) betroffen haben, glaub(t)en viele, dass Ruhe erste Bürgerpflicht sei, weil es uns ja nicht beträfe.
Einzig und allein die Coronakrise hat auf jeden von uns direkte Auswirkungen gehabt (und hat sie noch). Egal ob man nun die Maßnahmen der Regierung für richtig oder falsch gehalten hat, hat jedermann die Auswirkungen gespürt. Und an dieser Stelle ist für alle deutlich geworden, dass alle (!) Entscheidungen der Politik irgendwelche Auswirkungen für uns als Bevölkerung haben. Nehmen wir sie hin, indem wir den Kopf in den Sand stecken, machen die Politiker ungestört immer weiter. Oder man sucht nach vernünftigen Wegen, sich dagegen zur Wehr zu setzen (sofern man es als falsch empfindet), dann hat man zumindest die Chance, etwas zu verändern.
Für mich war die Agenda 2010 mein damaliges Erweckungsereignis. Ich war zutiefst erschreckt, frustriert, verärgert (alle Worte dafür sind zu schwach dafür, was ich damals empfand), sodass ich mir sagte: Das nimmst Du nicht mehr hin. Gerade eine Partei, in die ich so viel Hoffnung gesteckt hatte nach den 16 langen Jahren unter Kohl, hatte dieses Verbrechen an der Bevölkerung in Deutschland begangen. Eine Partei, die ich gerade noch vor kurzem gewählt hatte. Und nun machte sie das glatte Gegenteil von dem, wofür ich sie gewählt hatte. An der Stelle war dann Schluss mit meiner Passivität. Auch wenn ich immer mehr oder weniger politisch interessiert war, so habe ich Politik doch immer passiv entgegengenommen.
In diesen Zusammenhang passt auch ein Zitat des früheren Premierministers Luxemburgs und früheren EU-Präsidenten Jean-Claude Juncker: Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.
Liebe Clara, der Mann belehrte mich, dass das Erdgasvorkommen in Niedersachsen auch nur mittels Fracking förderbar sei. Wusste ich nicht, scheidet also auch aus.
Also dann doch erstmal die Kernenergie beibehalten?
Wäre ja nicht der erste Grundsatz, den die Grünen brechen müssten - aber wie es Stefan Aust (Herausgeber der Zeit) mal sinngemäß zusammenfasste: Grüne Ideen muss man sich leisten können - und in einer Situation wie der aktuellen ist das mehr als idiotisch, auf die eigene Kernenergie zu verzichten.
Politik und Geldgier.. Auf FB schrieb mir mal jemand, dass ich in seine Partei eintreten solle, man brauche Menschen wie mich.
Aber das mag ich mir nicht antun: Man kann dort nichts bewegen, so gern man das auch glauben wollte.
Liebe Ursula, Hoffnung habe ich immer..
Wir haben bisher noch keinen entsprechenden Energieabschlag erhalten, auch ich noch nicht für meine Wohnung in L.
Gelesen und in den Nachrichten gehört aber hab ich, dass man das, was man aufgrund der Energiepauschale jetzt mehr zahlen sollte, zurückerstattet bekommt.
Die Verbraucherzentrale sagt, dass man abwarten soll, bis der Versorger auf einen zukommt - aber immerhin bekommt Ihr Euer Geld dann wieder und es bleibt - an der Stelle zumindest - nicht so teuer. Ein Lichtblick.. erstmal..
Wir waren grad draußen in der Herbstsonne spazieren. Unerwartet mild ist es nach den ganzen kalten Regentagen. Ich fand es toll - so zwischen dem goldgelben Laub: Da hat man für einen Moment das Gefühl, die Welt sei ein Stück weit noch in Ordnung 🤭
Lieber Lutz, bei solchen Themen warte ich bei kaum jemandem so auf Antwort wie von Dir.
Meinem Gefühl nach kennst Du Dich ziemlich gut aus - und ich brauche Menschen, die mir ihre Sichtweise zeigen, damit ich meine eigene hinterfragen kann.
Ich weiß genau, was Du meinst hinsichtlich der Politik.
Es ist auch nicht so, dass ich Nachrichten nicht oder nur selten konsumiere. Ich kann es nur nicht mehr jeden Tag.
Was haben die sich wochenlang gestritten wegen der Energieumlage.
Noch im Urlaub letzte Woche rechneten die Eltern aus, dass sie dann 240 Euro im Monat (!) mehr zahlen müssten als jetzt.
Da warf die Mama den Zettel weg und meinte entnervt: „Erstmal rankommen lassen.“
An dem Punkt hatte sie recht - denn die Umlage kommt doch nicht.
DAS meinte ich, dass ich nicht mehr alles Hoch & Runter verfolgen kann: Man fragt sich, wie man alles bezahlen soll, schläft nachts nicht und dann wirds doch erstmal anders.
Zu diesen und anderen Themen hatte der Mann vor einer Weile gesagt „Irgendwann reichts, wenn die DAS bringen, geh ich auch auf die Straße.“ Und ich wäre mitgegangen.
Weil wir genau das denken: Die Politik testet aus, wie weit sie gehen kann.
Liebe Helma, natürlich muss man immer auf ein verträgliches Verhältnis achten. Die Beschäftigung mit all den negativen Dingen in der Welt darf nicht so ein Ausmaß erreichen, dass man selbst daran psychisch kaputt geht. Da braucht man dann immer auch Phasen, in denen man abschalten und sich mit Sachen beschäftigen kann, die einem die innere Ruhe wieder herzustellen vermögen. Der Eine kann neue Kraft bei Spaziergängen schöpfen, der Andere liest ein paar Seiten eines guten Buches, der Nächste powert sich aus, indem er Sport treibt, noch eine Weitere hört laut Musik ;-) und die Nächste sammelt interessante Steine, die sie dann bemalt und für andere zum Mitnehmen an den Weg legt. ;-) Jede/r so, wie es ihm/ihr am meisten gut tut.
Ich habe halt nur so meine Probleme mit Leuten, die generell von Politik nichts (mehr) hören wollen. Denn das bringt am Ende gar nichts. Und wie oben schon geschrieben, ist es so, dass auch diese Leute schlussendlich zum Objekt der Politik werden. Man sollte wenigstens in einem gewissen Maße sich damit befassen, soweit verfügbare Zeit, aber auch die innere Kraft es zulassen. Dadurch kann es dann sein, dass man sich nur mit ein paar Themen intensiver beschäftigen kann. Oder wohl besser: Es kann nicht nur sein, sondern es ist so. Aber diesen Themen sollte man dann auch tiefer auf den Grund gehen und sich nicht nur weitverbreiteten, sinnbefreiten Floskeln zufrieden geben. Als "gelernter DDR-Bürger" hat man doch verinnerlicht, dass es nicht zielführend ist, nur die offiziellen Verlautbarungen abzunicken, sondern sich auch andere Standpunkte einzuholen. Erst durch die Auseinandersetzung von These und Antithese kann man zu einer Synthese gelangen. Nur das bringt den Erkenntnisprozess voran.
Ich habe auch schon ein paar Fachbeiträge zur Wasserstofftechnologie in Bezug auf Energiespeicherung gelesen, nur mal so als Beispiel. Aber weder schlägt das in mein Fachgebiet noch habe ich da anderweitig tiefere Kenntnisse. Aus Allgemeinbildungsgründen lese ich das zwar interessiert, halte mich aber mit einer Meinungsäußerung dazu bedeckt, weil ich das nicht wirklich bewerten kann.
Aber dann gibt es wiederum Fachthemen, bei denen ich mich mittlerweile als Fachmann bezeichnen kann. Weil sie mich schon seit längerem beschäftigen und ich mich deswegen auch sehr internsiv mit ihnen auseinandergesetzt habe. Die sind mir inzwischen ein Herzensthema geworden. Und wenn ich da mal Leuten begegnen, die in völliger Fach-Unkenntnis, aber mit umso größerem Selbstbewusstsein absoluten Unfug verbreiten, da kann ich auch schon mal etwas ungehalten werden. So wie letztes Wochenende bei einem Klassentreffen. Wo jemand Arbeitslose als (wörtlich) "faule Schweine" bezeichnet hatte. Da wurde mir der Hemdkragen ziemlich eng. Auch abseits der Begrifflichkeit. Aber was will man andererseits auch von Menschen erwarten, die seit mehr als 20 Jahren über alle medialen Kanäle mit genau diesem Bild bombardiert werden? Also bleibt nur, möglichst sachlich dagegen zu argumentieren.
Aber ich komme vom Hölzchen aufs Stöckchen. ;-)
Als erstes dachte ich, wer keine oder kaum Nachrichten hört, kann nicht oder nicht viel von den gegenwärtigen Ereignissen mitbekommen . Aber du bist gut informiert. Nein, es bringt nichts, mit Schaum vor dem M....von Dingen zu reden, die man nicht wirklich wissen kann.
Aber es war schon sehr bemerkenswert, dass ausgerechnet zwei Tage nach einer Demo in Lubmin,
wo für die Öffnung der Gasleitung demonstriert wurde, ( was ausgerechnet sogar im TV ausgestrahlt wurde ), dass postwendend darauf dieser Sabotageakt folgte.
Nun nahmen die Spekulationen ihren Lauf , auch von höherer Stelle - nichts genaues weiß man nicht, wo doch sonst jeder Pups von den Geheimdiensten vernommen und ausgewertet wird.
Ja, es kämen einige in Frage, denen diese Leitungen ein Dorn im Auge sind...
Aber auch das ist schon wieder Geschichte und gönnerhaft wird zack ! Hilfe von Übersee angeboten.
Lutz hat das gut gesagt, wer sich nicht für Politik interessiert, mit dem Wird Politik gemacht, oder so ähnlich.
Inständig hab ich gehofft, dass der Osten wieder zuerst aufsteht. Leider leidet die Berichterstattung, mal sehn wie lange.
Wenn ich von der neuerlichen, reichlichen und sehr teuren Waffenlieferung höre, wird mir schlecht. Mehr Waffen mehr Tot, mehr Verwüstung.
Durch Hilfspakete soll der soziale Unfrieden besänftigt werden. Warum fängt man nicht im Osten an. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Nun feiern wir die Einheit aber die Spaltung könnte nicht größer sein. Leider flüchten viele in die ungute politische Lager aber wen wunderts. Die aktuell regierenden Parteien haben sich leider bisher nicht mit Ruhm bekleckert, - wird eher immer verheerender.
Bisher konnte ich mein Seelenheil immer recht gut durch " Handwerken " wiedererlangen,
hoffe, dass ist weiterhin mein Mittel zum Zweck - meine Frohnatur nicht zu verlieren.
Herzliche Grüße,
Angela
Ja Lutz, genauso meinte ich das: Ich brauche Pausen zwischendurch, damit es mich nicht zerfrisst und rettungslos um den Schlaf bringt.
Liebe Angela, ja das ist es eben: Die Stimmen im Land zur Wiedereröffnung der Nordstream-Leitung wurden immer lauter, unüberhörbar. Ich glaube nicht daran, dass wir die Wahrheit á la Powell wirklich erfahren werden. Vorrangig ist auch erstmal die Frage, wie sich Deutschland überhaupt mit Energie versorgen kann - und ob Fördermittel für zB die Wasserstoffprojekte zeitnah freigegeben werden. Ob Genehmigungsverfahren vereinfacht bzw. abgekürzt werden können. Inwieweit wir in der Lage sind, echte Alternativen zu schaffen - und wie weit wir bis dahin kommen können.
Dieser Tage lese ich öfter, dass man der Politik Merkel die Schuld an der Abhängigkeit vom Russengas gibt. Aber ich frage mich: Das hängt doch niemals einzig und allein an nur einer Person? Und nicht nur an einer Partei? Meiner Auffassung nach kann sich niemand damit herausreden, dass man selbst in einer Koalition prozentual unterlegen war.
Als die Energieproblematik hochkochte, woran wurde da als erstes gearbeitet? An einem Versammlungsverbot - unter dem Deckmantel von Corona. Und gleichzeitig - beispielsweise - finden sich rund drei Millionen Besucher auf den Wiesn ein, auf denen es in diesem Jahr null Beschränkungen gab. Was ich übrigens begrüßte, insbesondere nachdem publik wurde, dass die Durchseuchung in Deutschland mit über 90 % bereits stattgefunden hätte. Wie kann man dann an einem Versammlungsverbot mit genau dieser Begründung arbeiten? Ich dachte, ich lese nicht recht - und fragte mich ein weiteres Mal, für wie dumm die Politik die Menschen eigentlich hält?
Demos haben sehr wohl stattgefunden - und ich denke, viel mehr als gezeigt bzw. berichtet wurde. Nicht nur im Osten. Und ich denke, insbesondere unter diesem Druck ist die Energiezulage gekippt worden. Sie werden sich das Geld auf andere Weise holen, das dürfte auch jedem klar sein.
Ich habe - ehrlich gesagt - Furcht vor dem Eskalieren des Ukrainekriegs. So sehr hatte ich auf diplomatische Lösungen gehofft- man kann doch nicht aufhören, miteinander zu sprechen und stattdessen Kriegsausrüstung in Milliardenhöhe zu schicken?? Da fragte ich mich wirklich, seit wann die Grünen ihre eigenen pazifistischen Überzeugungen über Bord geworfen hatten? Für mein Empfinden war da nichts mit Diplomatie (außer die anfänglichen zaghaften Versuche von Scholz), da war vor allem Konfrontation: Sanktionen, Waffen, noch mehr Waffen :(
Ich persönlich helfe mir im Moment mit dem Malen und der Musik. Und mit dem Zusammensein mit Menschen, die mir guttun.
Als die Massen riefen, wir brauchen einen Führer, sagte Scholz - wer Führung will, wird sie von mir bekommen. Mein Mann darauf im Netz kommentiert :" Das hatten wir schon mal. Wohin es führt , wenn man zu laut nach Führung schreit , scheinen viele nicht mehr zu wissen ".
Ja , aber Scholz wurde auch überbrüllt ! Leider !
Mein Mann hat unermüdlich Kommentiert, fundiert und nie unter der Gürtellinie oder " voll Proll". Nachdem sich weitere 700 Leser seiner Meinung anschlossen, wurde er gesperrt.
" Entspricht nicht unsern Richtlinien " basta .
Das ist schon eine Weile her, - mittlerweile kommen die meisten ungeschoren davon, auch wenn sie verbal entgleisen.
Du hast es sicher gehört / gelesen, das Interview mit Jeffery Sachs im Schweizer Fernsehn
" Blick " , das er am Montag gab. Mein Mann zeigte es mir. Danach kann man nur noch Atemübungen machen. Er bringt noch eine weitere Krise ins Spiel, die Cuba Krise.
Vielleicht findest du es noch. Es ging um Die Gasleitungen.
Nun sag ich dazu vorerst nichts mehr.
Liebe Grüße !
Ja, ich hab das Interview bzw. Auszüge dessen gefunden, kann mich nur grad gedanklich nicht völlig drauf einstellen. Verblogge ich gleich noch, damit ichs aus dem Kopf rauskriege.
Und nein, ich kannte das Interview nicht - aber es bestätigt letztlich nur meine eigenen Gedanken und Empfindungen bei diesem Thema. Zumals so rum am ehesten Sinn macht und meine Frage verstärkt: Was hätten die Russen von der Sabotage?
Dass Dein Mann gesperrt wurde, überrascht mich nicht. Das ist wie in der Politik: Wer zu beliebt, zu "stark" wird, wird kaltgestellt, in welcher Form auch immer. Da kannst Du sachlich vorgehen wie Du willst: Wenn die Richtung nicht gewünscht ist, bist Du raus.
Was zeigte die Kuba-Krise? Die russischen Stationierungen in Kuba waren die Antwort auf die amerikanischen Stationierungen in Europa (ich kürze das jetzt mal ab). Das Ganze hätte schon damals in einem atomaren Krieg enden können - und jetzt stehen wir wieder an diesem Punkt.
Während der Kubakrise gab es wenige, aber entscheidende Menschen, die glücklicherweise die Eskalation abwenden konnten. Und die saßen auf beiden Seiten, nicht nur auf einer. Das ist genau das, was ich heute vermisse: das Bemühen um diplomatische Lösungen. Möglicherweise passt die Richtung dieser diplomatischen Lösung nicht?
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