Samstag, 13. Juni 2009

Kleine Kinder - Kleine Sorgen

Als mein Großer heute Morgen so um halb sechs Uhr nach durchzechter Nacht vor der Tür stand, ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter, da schwante mir schon etwas, dessen Ausmaß ich aber in dem Moment noch nicht begreifen konnte.

Ich meine, es gab da schon so Anekdoten... Über den Durst getrunken und in den Schnee gekotzt... Über den Durst getrunken und die Rechnung nicht begleichen können... Handy verloren... Portemonnaie verloren... Herrliche Stories - so im Nachhinein... Was ich schon rumtelefoniert hatte nach verlorenen Dingen oder überhaupt ;-) 
Aber - so sage ich mir - das gehört wohl auch zum Erwachsen werden wollen dazu - und solange er das Lehrgeld (oder... Leer-Geld ;-)) aus eigener Tasche zahlt... Manche Menschen brauchen eben etwas länger und mindestens zur Hälfte steckt ja immerhin ein geruhsamer Norddeutscher in ihm ;-)

Ursprünglich hatten wir ja vorgehabt, gemeinsam zu frühstücken und dann spätestens um 8 Uhr auf Reisen zu gehen.

Geschenkt!

Das Kind kam heim, ohne Telefon, ohne Geld und mit einer Anzeige in der Tasche.
Wo er beginnen sollte zu erzählen, wusste er selbst nicht recht, die Tränen schossen ihm in die Augen und Helma wurden die Knie weich. 

Er legte sich zu mir ins Bett und begann zu erzählen. Von der eingetretenen Klotür, die er nun bezahlen soll und die ihm auch eine Vernehmung durch die Polizei beschert hatte. Davon, dass er zu allem Überfluss auch noch seine Jacke vergessen habe ("Spatzl, die hast du doch aber an", warf ich ruhigen Wortes ein und er schaute ungläubig an sich hinunter ;-)), davon, dass er sein neu erworbenes und auch nicht billiges Handy höchstwahrscheinlich verloren habe... und überhaupt... und überhaupt...
Das sind so Momente, wo ich mir vorstellen könnte, jetzt mal ein Zigarettchen zu schmauchen und versonnen den Rauchkringeln hinterherzuschauen, bis mir eine Idee käme. 
Nur - dieses Laster brauche ich ja nicht auch noch, also setzte ich mir auf den Schreck erst mal den Teller mit dem restlichen Kalten Hund auf den Bauch und begann zu essen, während er erzählte. 
Dann schlief er ein, tief und fest, während ich zum Telefon griff, als erstes seinen Busenfreund und als zweites seinen Vater anrief. 
Stutzig wurde ich, als der Vater erklärte, er wisse bereits alles (alles? nein... das mit dem Handy wusste er noch nicht ;-)), der Freund habe ihn um 2.40 Uhr angerufen, NACHDEM er mit Ziggenheimer Junior zur Bahn gegangen und dann wieder zur Diskothek zurückgekehrt sei.
2.40 Uhr?
Moment...
In Mathematik war ich immer etwas schwach auf der Brust, aber... 
2.40 Uhr...
3.33 Uhr fährt ein Nightliner. 
4.00 Uhr hätte er dann daheim sein müssen.
Hätte...
Offenbar - so rekonstruierten Vater und Mutter den Abend - hatte das Kind an der Haltestelle einen Sitzplatz eingenommen, zum Schlafplatz umfunktioniert und war dann nicht 3.33 Uhr mit dem Nightliner, sondern 5.00 Uhr mit der ersten Straßenbahn heimgefahren... Macht summa summarum 2 Stunden Schlaf an der Haltestelle... Das würde auch erklären, warum er so durchgefroren war ;-) Vermutlich hat er das Telefon also dort verloren oder "verlieren lassen", wie man so schön sagt, denn sämtliche Kollegen der Linie bescheinigten dem Vater: "nee du, in meiner Linie nicht..."
Fazit also:
Alle sind wir uns einig: Ziggenheimer Junior I. eine Tür eintreten? Niemals. Aber das hilft uns nicht, solange ein Türsteher behauptet, er habe Ziggenheimer dabei beobachtet. OK... Ich dachte immer, Türsteher stehen am Einlass zur Diskothek und nicht vor der Klotür. Aber gut...
Rechtsschutz und Privathaftpflicht sei Dank, auch der Umstand, dass Ziggenheimer Junior I. zwar volljährig, aber noch in der Ausbildung ist und somit durch Papas Versicherungen geschützt ist. Na Gott sei Dank.
Das Handy bleibt im Nirvana versenkt oder in den Händen eines dankbaren Abnehmers, der mit Freuden feststellen wird, dass gerade ein Guthaben von immerhin 15 Euro draufgeladen wurden. Quasi als Begrüßungsgeschenk in den neuen Händen.
Ob das große Kind nunmehr 60 Euro mit seinen Freunden (oder per Lokalrunde) vertrunken hat oder nicht, bleibt offen, solange das Kind neben mir liegt und schläft. 

Ich weiß, das ist alles nicht... wirklich lustig... Aber ich glaube, manche Dinge kann man nach dem ersten Schreck nur noch so sehen und empfinden. Was nützt es uns auch, auszuflippen, zu schreien, zu toben? 

Manche Menschen greifen in solchen Momenten zur Zigarette. 
Manche Menschen gießen sich in solchen Momenten einen Magenbitter ein.
Und Helma... kocht sich jetzt einen Cappuccino, packt die Sachen und dann die Kinder ein und... fährt los...

Genießt Eure freie Zeit - ich tus auch :-)

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