Mittwoch, 30. September 2009

Ich Wollt', Ich Wär Ein Huhn...

...ich hätt' nicht viel zu tun
...ich legte jeden Tag ein Ei
...und sonntags auch mal zwei...

Aber... ich weiß nicht recht: Bei meinem Glück fände sich mit Sicherheit auch dann noch jemand, der etwas an mir herumzumeckern hätte. Die Eier vielleicht die falsche Größe, zu groß, zu klein, und vermutlich würde ich aus reiner Ablenkung von der Routine auch mal kleine Küken im Ei verstecken, als dass sie einem einfach nur unter dem Arsch weggeklaut und gegessen würden.

Heute war so ein Tag, wo ich wieder einmal das Gefühl hatte, mit jedem zweiten Satz das Falsche gesagt zu haben oder mit jeder zweiten Aktion das Falsche getan zu haben. Wenn viele Menschen ein begrenztes Büro aufsuchen, kann das schon leicht in Chaos ausarten und aber auch den Stresspegel in einem selbst enorm hochsetzen. Der eine (als wie ich) hält das spielend aus, solange für die ausreichende Koffeinzufuhr einschließlich Kohlenhydraten (muss grad selber lachen) gesorgt ist. Andere wiederum sind weniger belastbar, die springen aus geringstem Anlass erst auf den Tisch, dann an die Decke, sie werden unfair, vergreifen sich in Wort und Ton und manchmal weiß ich wirklich nicht: Wie viel muss man eigentlich aushalten? Vermutlich ist meine Schmerzgrenze mittlerweile viel zu hoch; immerhin muss ja erst ein gewisser Pegel erreicht werden, damit ich überhaupt spüre, dass es noch mehr weh tun kann...
Trotzdem habe ich es irgendwie geschafft, drei Stunden nach Feierabend das Büro zu verlassen, die letzten Sonnenstrahlen zu erhaschen und sowieso dank der Musik zur Ruhe in mir selbst zurückzukehren.
Einen schönen, angenehmen und entspannten Abend wünschte ich mir selbst - und doch liege ich nun hier, ziemlich müde und frustriert, die letzte Energiereserve für heute verbraucht und anstatt den Abend nunmehr so ausklingen lassen zu können, wie ich es mir eigentlich gewünscht hatte, ist mir einfach nur zum Heulen.
Immer auf die Befindlichkeiten anderer Rücksicht zu nehmen, kann auf Dauer ziemlich anstrengend werden, und dabei hätte ich mir selbst vor dem nicht so einfachen Termin morgen etwas... ja... Rücksicht? Zuspruch? gewünscht.
Was sich den ganzen Tag schon im Büro abgespielt hat, fühlte sich daheim in den eigenen vier Wänden nicht viel anders an und jetzt überlege ich, ob ich mir aus Frust den Bauch vollstopfen oder vor Wut heulen oder einfach nur ne Flasche Wein entkorken soll.
Vermutlich aber würde es mir jetzt wesentlich besser gehen, wenn ich den entsprechenden Leuten einfach mal gerade heraus gesagt hätte, dass ihr Verhalten schlichtweg unmöglich war. Im Nachhinein damit zu kommen, ist schon ziemlich blöd; also ist dieser Zug auch abgefahren. Beim nächsten Mal eher, Helma!
Wenigstens einem von Euch hat mein Los Wochos-Video gefallen, das ist immer noch besser wie gar nichts, immerhin ein was Positives an diesem Tag und jetzt hole ich mir meinen Schokopudding.

Der Tanz mit den Tan's

Ein anstrengender Tag ist zuende gegangen, irgendwie war er genauso zu lang wie schon gestern und obwohl ich gestern Abend vor dem Einschlafen und auch heute Morgen beim Herausquälen aus dem warmen weichen Bett schwor: Heut Abend gehst du zeitig schlafen - so wurde ja doch wieder nichts daraus.

Der Arbeitstag wieder viel zu lang und in meinem Kopf seit einigen Tagen die roten Warnlettern:
"Du musst nicht alles in sechs Stunden schaffen, was du sonst in acht Stunden bringen solltest."
Aber Ihr kennt das sicher auch, der Ehrgeiz packt, ja schon irgendwie auch eine gewisse Leidenschaft (selbst im Job, ja, doch, sowas gibts :-)) - nur um viel zu spät und viel zu müde heimzukehren.
Und daheim finde ich das Chaos vom gestrigen Abend - Papiere über Papiere, alle fein säuberlich auf dem Fußboden meines Zimmers ausgebreitet, kleine Häufchen gelegt sozusagen und unter dem Arm geklemmt noch zwei Ordner mehr und dann wird endlich mal ein Frühjahrsputz in den Akten vorgenommen. Mal so richtig ausgefegt, aussortiert und neu geordnet.
Ja genau, Ihr habt richtig geraten: Helma sucht schon wieder ihre Tan-Liste.
Gerade erst neu erworben und noch zu wenig genutzt, um dem Ding einen festen Platz in meinen vier Wänden zu geben, wo ich sie auch wiederfinden würde. Ich meine, manchmal glaub ich ja schon auch, ich bin oder werde paranoid: Gerade nachts, wenn alles schläft (nur ich noch nicht), reagiere ich auf jedes Geräusch, baut sich vor meinem inneren Auge ein Baum von einem Mann mit einem noch größeren Messer oder einer reißfesten Schlinge auf; achte ich, wenn ich mir das Haar wasche, immer darauf, dass ein Auge auf die Badezimmertür gerichtet bleibt und ja kein Schaum die Augen verschließt und... und... und... Also ich könnte Euch da Geschichten erzählen... Oder von meinen Alpträumen.
Aber das ist ja jetzt nicht das Thema.
Vielmehr überlege ich immer dann, wenn ich meine Tan-Liste nutze, wo ich sie wieder ablege, damit zwar der Dieb sie nicht, aber ich sehr wohl wiederfinde. Immer schön einen anderen Platz, nur keine Routine aufkommen lassen und es den Dieben nur nicht zu leicht machen. Schön gesagt, nicht wahr? Dafür, dass man in Wahrheit nur viel zu chaotisch ist, um all dem Hab und Gut mal einen festen Platz zu geben. Ich denke da nur an Nagelscheren. Was habe ich in meinem Leben schon für Nagelscheren erworben! Normalerweise könnte ich da einen Handel eröffnen. Aber immer dann, wenn ich eine brauche, finde ich keine. Ist schon merkwürdig.
Aber ich schweife schon wieder vom Thema ab.
Laut gejuchzt jedenfalls habe ich, als ich statt der begehrten Liste eine Tüte "Merci"-Schokobonbons aus einer Kiste hervorzauberte, die einst das Päckchen zum Kindertag war und noch Köstlichkeiten enthielt (nicht nur für die Kinder! nicht dass Ihr denkt, ich schicke meine Jungs zu Bett, damit ich in Ruhe schlemmen kann), an deren Existenz ich mich nicht mal mehr erinnern konnte.
Aber auch diese nächtliche, portionsweise zugeführte positive Energie vermochte meinen grauen Zellen nicht auf die Sprünge zu helfen - die Liste blieb verschwunden.
Und so entschloss ich mich schweren Herzens, die verbliebenen offenen Zahlen zu sperren und eine neue Liste zu ordern. Und ein weiterer Nachteil der Suchaktion war, dass es inzwischen Mitternacht geschlagen und ich nun überhaupt keinen Nerv mehr zum Abheften der Unterlagen hatte und sie einfach liegenließ.
Manche Dinge bekommen ja auch mal Beine - aber solche unliebsamen Dinge leider Gottes nicht. Die bleiben geduldig liegen und vermehren sich höchstens auf nicht mal unanständige Weise.
Also machte ich mich heute Abend an dieses Werk, nachdem ich meinem Sohn sämtliche Arbeiten unterschrieben, seinen Ausführungen zum heutigen Schultag gelauscht und gemeinsam mit ihm zu Abend gegessen hatte. Auch hatte es sich am Nachmittag bei Sonnenschein auf dem Balkon aus den verschiedensten Positionen selbst fotografiert und Mama Helma damit beauftragt, die nunmehr favorisierten Fotos in sein Internetprofil zu stellen.
"Meine Freundin will mehr Fotos sehen", meinte er beinah entschuldigend, woraufhin ich mir ein leichtes Augenverdrehen nicht verkneifen konnte: "Mensch, die wohnt doch gleich um die Ecke, trefft euch auf ein Eis, dann weiß sie, wer du bist und du musst nicht zwanzig Fotos ins Netz stellen."
"Nein. Erst muss der Pickel weg", erinnerte mich das Kind, das nicht nur unsagbare Eitelkeiten entwickelte, sondern augenscheinlich immer mehr einen eigenen Geschmack. "Style" nennt er das.
"Solange du noch keine 18 bist und bei mir wohnst, hast du keinen eigenen Geschmack zu haben", belehrte ich ihn, was ihm wiederum nur ein freches Lachen entlockte und damit war das Thema durch.
Und so vertiefte ich mich, als er schließlich zu Bett gegangen war, in meine Dokumentensortiererei und fand, dass es irgendwie schon beinah etwas Therapeutisches hatte. Ich meine, mein Kopf war übervoll, tausend Gedanken springen hin und her und diese Ahnung, irgendetwas Wichtiges vergessen zu haben.
Inzwischen ist es übrigens 0:37 und es ist immer nur noch nur eine Ahnung. Aber vielleicht fällt es mir ja noch rechtzeitig ein.
Nebenbei schaute ich eine der neuen Folgen von Doc House - und solange mir ein Arzt wie er nur im TV begegnet, finde ich ihn absolut genial und sehenswert. Livehaftig jedoch würde ich mir eine solche Begegnung vielleicht doch lieber ersparen wollen. Wobei... Bis jetzt hat er ja fast allen Patienten helfen können - vielleicht ja auch... mir? Und war da nicht vor ein oder zwei Wochen die Rede von einem Schmerzpatienten? Eine Weile hatte ich ja geschaut, war aber leider kurz vor der Auflösung des Rätsels eingeschlafen und verschlief ebenso die Wiederholung in der Nacht. Nun ja. Shit happens. Sonst hätte man ja glatt eine neue Idee oder gar eine neue Paranoia entwickeln können ;-)
Und als ich dann irgendwann heut Abend todmüde ins Bett fiel, riss ich das Laptop mit in die Federn - ich hatte es ihm schließlich versprochen. Und eingeloggt auf seine Seite folgte ich - Zwillinge sind einfach zu leicht ablenkbar ;-) - dem Werbebanner an der Seite und entwarf... im Schweiße meines nächtlichen Blassgesichts folgendes Video ;-)

Auftritt von conni im Mexikantenstadl!

Ich hoffe jedenfalls, es hat Euch gefallen und falls nicht: Weh getan hats mit Sicherheit nicht. Also schlaft gut und träumt süß :-)
Ich lade mal jetzt noch die Fotos hoch und dann... sinke ich hoffentlich auch ganz bald in angenehme Träume :-) Eure Helma

Montag, 28. September 2009

Wenn Ein Schwan Singt

An diesen Song von Karat musste ich heute Morgen denken.
Nach dem ersten Schock.





Stell Dir vor, Du setzt Dich morgens in Dein Auto, legst Musik ein und begibst Dich auf den Weg in die Arbeit.
Du fährst der Sonne entgegen, es ist kalt (weil der Wärmetauscher noch immer defekt ist und Du noch immer keine Alternative ergründet hast) - aber Du fühlst Dich wohl nach einem entspannten, wunderbaren Wochenende. Eins, von dem Du denkst: So könnte es immer sein.
Aber natürlich sicherlich auch gut, dass es eben nicht immer so ist, Ihr wisst ja, wer immer auf dem Gipfel steht, verliert das Bewusstsein für eben jenes Glücksgefühl des Erreichten...
Jedenfalls, Du fährst mit einer Dir eigenen Leichtigkeit, Du bist im Reinen mit Dir und der Welt, auch wenn der Schmerz, der Dich am Wochenende beinah völlig losgelassen hat, wieder zurückgekehrt ist.
Auf den letzten Metern zu Deinem Büro siehst Du ein Auto - unsanft gelandet am Schild einer Verkehrsinsel. Und Du denkst: Oh Mist, das arme Schwein, sowas zum Montagmorgen...
Und dann stehst Du an der Ampel, vielleicht fünf Meter vor dem Verunfallten, und dann siehst Du sie, seine Füße, seine Beine und Du denkst... Moment... der liegt ja daneben?
Deine Augen sehen, was Dein Kopf gar nicht so schnell verarbeiten kann.. Die beiden Polizisten, die teilnahmslos danebenstehen - fehlte nur noch, sie steckten die Hände in die Taschen. Die beiden Passanten, die verzweifelt Herz-Druck-Massage ausüben und einer dann aufsteht und die Schultern hochzieht...
Du hast noch nie so sehr auf die Grün-Phase gehofft... Und musst so lange zusehen, was Dir an die Nieren geht... Helfen kannst Du nicht - es sind ja schon Helfer da. Und gaffen - wie sehr ich das Gaffen hasse! Aber Du kannst ja nicht weg... Und der Mensch liegt da, reglos, und Du fragst Dich: Hat er eine Frau, hat er eine Familie? Haben sie heut Morgen noch gemeinsam gefrühstückt, bevor jeder in die Arbeit fuhr und nur einer kehrt wieder heim? Großer Gott, wie muss die Frau sich fühlen, wenn sie denkt, alles ist wie immer - und dann kommt die Polizei: "Wir müssen Ihnen etwas mitteilen".. ??? Ein Tag wie immer, dachtest Du, und innerhalb von Sekunden ist alles ganz anders? Wie oft hören wir das jeden Tag in den Medien, aber wie sehr anders fühlt es sich an, wenn es fünf Meter vor Deinen Augen passiert??
Ein paar Minuten später, Du bist im Büro, hörst Du den Alarm des Krankenwagens und eine halbe Stunde später kommt der Chef in das Büro: "Da draußen liegt einer, den haben sie schon zugedeckt"...
Fassungslos waren wir alle - irgendwie... Was Du eben immer nur aus Entfernung in den Medien hörtest, spielt sich direkt vor Deinen Augen ab - und das macht Dich so hilflos... Und erinnert Dich daran, worum es im Leben wirklich geht... Und Du hoffst, dass, wenn er Frau und Familie hat, sie sich nicht im Streit trennten. Das ist sicherlich kein Trost, aber... es machte es doch alles sonst noch viel schwieriger, oder nicht?
Irgendwie... war ich den ganzen Rest des Tages neben mir... und wünschte, ich wäre längst daheim - bei den Menschen, die ich liebe; bei meinen Kindern, bei meiner Familie.
Und die Erinnerung ist wieder da... Auf den Tag genau vor zwei Jahren... Der Unfall meines Lieblings-Kollegen. Bis heute kann ich nicht glauben, dass er wirklich nicht mehr wiederkommt. In meinem Kopf noch die Erinnerung an unseren letzten gemeinsamen Tag, abends im Büro, wir balgten uns um das letzte Stück Kuchen... Und nur ein paar Stunden später der Anruf des Chefs "...er ist tödlich verunglückt..."
Bis heute sehe ich ihn mit uns in der Runde sitzen, wenn wir unsere Besprechungen führen. Ich sehe ihn sitzen, wo er immer saß, mir schräg gegenüber, ich sehe sein leicht ironisches Grinsen und sein verschwörerisches Augenzwinkern, das er mir zuwirft. Und bis heute habe ich das Gefühl, er ist immer noch da. Bis heute kann ich sein Foto nicht in unserem Büro aufhängen.

Der Termin heut in der Neurologie, der Termin bei der Krankenkasse, der Einkauf, der Kostenvoranschlag aus der Werkstatt... Alles ist irgendwie neben mir abgelaufen. So als hätte ich das Gefühl, mich hier nur mit Nichtigkeiten aufzuhalten, anstatt dort zu sein, wo ich wirklich sein wollte...
Oh Mann.
Wie sehr habe ich meinen Jungen geherzt und geküsst für die drei Dreier, die er in schriftlichen Arbeiten heut heimbrachte. Er war schon etwas erstaunt: "...aber es waren doch nur Dreien..."
Egal. Er war da, er war gesund, es ging ihm gut und... außerdem... Mit einem Dreier kann er nicht sitzen bleiben ;-)
Jetzt muss ich nur noch meinen Großen interviewen, ob die erste Fahrt so ganz allein gestern Abend auch wirklich gut gegangen ist. Dann... ist für den Moment auch meine Welt wieder in Ordnung. Im Großen und Ganzen...

Freitag, 25. September 2009

Ein Echtes Grinsen...

...machte sich heut Morgen auf meinem Gesicht breit, als ich den Kommentar zu meinem letzten Beitrag las.

Und ich sagte mir: Mensch Helma, es ist wirklich piepegal, solange ich mich wohl fühle und meine Unterwäsche nicht im Campingausstatter einkaufen muss.
Was jammer ich hier eigentlich rum?
Gibt doch nun wirklich Schlimmeres, nicht wahr?
Genau!
Na dann... lasse ich mich doch gern auf die Runde Pfannkuchen einladen, zu der ein Kollege heute Morgen gebeten hat ;-)

Manchmal... brauchen wir eben doch nur einen kleinen Schubser von außen - quasi den Freifahrtschein zum Schlemmen - aber schlimm finde ich das nicht, für mich ist das völlig ok so ;-)
Danke Frau Petra :-)

Donnerstag, 24. September 2009

Schönheitsrezepte

Jeder hat ja so seine Mittelchen, um der eigenen Natur auf die Sprünge (oder die adipöse Bauchdecke) zu helfen :-) Legt sich Gurkenscheiben oder Teebeutel auf die Augen, reibt sich mit Kaffeesatz die Apfelsinenbeine oder geht für teuer Geld bei Douglas Cremes für jede Hautfalte shoppen. Lässt sich regelmäßig das Haar schneiden oder rasiert sie sich woanders weg.
Ja ja, Ihr merkt das richtig - mich beschäftigt diese eine Bemerkung durchaus, sie kitzelt mich, sie stachelt mich und trotzdem frage ich mich: Wenn mein kleiner süßer Bauch, der erst unterhalb des Nabels beginnt (und nicht wie bei anderen schon fast unter dem Kinn) schon adipös sein soll - was ist denn dann bitte sehr meine Rückfront?
Etwa vorbei die Zeiten, als es hieß: "...schöner Apfel-Po..."?
Etwa vorbei die Zeiten, als es hieß: "...geiler J-Lo-Arsch..."?
Na ich hoffe doch nicht ;-)
Standhaft jedenfalls habe ich mir an diesem heutigen restlichen Tag Karamell-Cappuccino und Karamell-Waffeln (made in Holland, Leute, die sind teuflisch lecker ;-)) verkniffen (trotzdem drehen sich grad ständig meine Gedanken darum, was ich beißen könnte, das mir nicht gleich auf die Bauch-Beine-Po-Zone schlägt ;-)

Ich meine... Ich könnte es ja auch so machen wie viele andere Frauen: einfach anfangen zu rauchen. Ich kenne so einige Damen, die sich auf diese Weise den eigenen Appetit verderben. Nur... Hat rauchen dafür nicht andere unangenehme Begleiterscheinungen?
Die erste: Du stinkst.
Die zweite: Du bekommst hässliche Zähne.
Die dritte: Du bekommst eine schlechte Haut.
Die vierte: Raucherhusten... ist schon ziemlich eklig...
Die fünfte: Du zündelst quasi mit Geldscheinen.
Fünf Argumente, die mir spontan in den Kopf kommen.
Oder übertreibe ich? Ist das alles gar nicht sooo schlimm? Und sind das unangenehme Begleiterscheinungen, die uns auch ohne Rauchen treffen können?

Ich meine, jeder Mensch fragt sich doch sicherlich mindestens einmal im Leben: "Wer weiß, wie ich aussehe, wenn ich alt geworden bin?" Also ich persönlich frage mich das schon manchmal - aber nicht aus Angst, sondern wirklich aus Interesse. Und ich weiß natürlich nicht, wie das sein wird, so in dreißig, vierzig Jahren. Aber sooo hier möchte ich dann doch nicht aussehen - bei aller Liebe ;-)

Leute, Holt Die Kinder Rein...

...Ziggenheimer Junior I. hat nen Führerschein :-)

Hat er es nun also doch geschafft, im 2. Anlauf den ersehnten Schein erhalten, den er anschließend bei einem Frühstück bei McDonalds ausgiebig begutachtete und nebenbei Freunde und Familie über das freudige Ereignis telefonisch informierte.
"Das schreit nach einem Milchkaffee!" lud ich mich spontan bei ihm ein, woraufhin er lachte und sprach: "Du kannst dir auch gern ein Stück Kuchen dazu aussuchen!"
Das jedoch... sollte ich lieber lassen. Hatte ich den gestrigen Abend stundenlang in der Notfallambulanz zugebracht, nachdem mich erneut heftige Schmerzen im Brustkorb überfallen hatten, so musste ich hernach im Bericht zur Kenntnis nehmen "...Bauchdecke adipös..."
Hallo?
Warum dann nicht gleich "...elefantös..."?!!??
Also Ihr könnt mir glauben, seit gestern Abend überlegte ich schon, ob ich das hier so preisgebe oder nicht - denn wenn man das so liest, muss man ja glauben, ich sei kein Urvieh, sondern ein Schlachtross und ich möchte mir schon äußerst ungern dieses Mäntelchen umhängen!
Lachen musste ich aber dennoch, weil mir mein Papa einfiel, der nach einer OP den Begriff "Adipositas" im Bericht zu stehen hatte und sich im Bekanntenkreis erkundigte, ob jemand wüsste, was das für eine Erkrankung sei...
Scheint wohl also in der Familie zu liegen. Also sind die Gene schuld und nicht die diversen Süßigkeiten, die mit jeder Büromaterialbestellung inzwischen beinah wöchentlich hier eintreffen und schwesterlich mit der Frau Kollegin geteilt werden: sie die Gummibären, ich die Kekse :-)







Doch bis heute Morgen hatte ich mich wieder beruhigt, zumal mir auch die Worte der Ärztin wieder einfielen: "...Sie sind eine große schlanke Frau, da gehen diese und jene Untersuchungen ganz unkompliziert..."
Na bitte.
Da schmeckte auch der letzte Schokokeks heut Vormittag entsprechend wieder, vor allem unter Begleitung meines heutigen Musikbeitrages; ich werde vielleicht nur ein bisschen an meinem täglichen Sportprogramm feilen und mir anstatt der Übungen zur Schmerzbekämpfung ein BAUCH-Beine-Po-Progrämmchen basteln. Ich meine, die Wichtigkeit besteht ja letztlich darin, sich überhaupt sportlich zu betätigen - und das wäre ja dann auch hiermit erledigt.
Dann würden auch so manche Chat-Begrüßungen "Na du Saufzahn vs. Hallo Fressziege!"
hoffentlich wieder sanfter gestimmt :-)
Trotzdem verbiete ich mir ab heute zusätzlich meinen Morgen-und-Nachmittag-und-Abend-Cappuccino Marke Karamell, die Kaffeesahne im Büro (daheim gibts schließlich auch nur Milch) und leider auch die Schokokekse *seufz*
Und wehe - ich lese im ärztlichen Bericht nach der Rundumuntersuchung am 1. Oktober noch mal so ein grausames Wort! Ich finde es nämlich nicht schlimm, mit vierzig Jahren auch in die Konfektionsgröße vierzig zu passen. Solange ich mit fünfzig Jahren nicht auch... *smile*



Mittwoch, 23. September 2009

Bis Ins Hohe Alter

...sollen Zwillingegeborene (ach... die Geschichte schon wieder ;-)) ihr jugendliches Aussehen behalten. Nun ja, ob da was dran ist oder nicht, dürft Ihr mich in fünfzig Jahren noch mal fragen.
Muss grad lachen: Wäre ja mal interessant, wo ich in fünfzig Jahren bin und von wo aus ich Euch antworte...

Wo möchte ich denn eigentlich sein? Hmmm.... Also eigentlich muss ich da gar nicht lange überlegen: am Meer!!!!!! Natürlich - und so einigen von Euch wird das auch nix Neues sein. Es könnte höchstens sein, dass diejenigen unter Euch sagen: "Nicht reden - machen!" Zumindest hab ich diesen Satz heut schon mal um die Ohren bekommen, wenn auch in einem anderen Zusammenhang. Das ist wohl der Nachteil eines Kommunikationsgenies: Im Reden sind sie erst mal gut... *grins*
Und wenn ich Euch jetzt sage, dass ich, Helma Ziggenheimer, ja bereits an den Grundlagen arbeite, dann verdreht Ihr sicherlich auch bloß stöhnenderweise die Augen: "Habsch oooch alles schon tausendfach gehört!" :-)
Aber hey, nicht alles kann und muss sich sofort erfüllen, umso nachhaltiger ist das Wohlgefühl und die Freude über das Erreichte, je schwieriger es zu verwirklichen war.


Jedenfalls... Als ich heut via E-Mail dieses Bild hier gesendet bekam, warf ich mich lachend auf den ächzenden Bürostuhl, klatschte mir begeistert auf die Schenkel und dachte:
"WOW - genauso seh ich mich - in eben 60 Jahren!!"

Wobei ich als Nichtraucher zwar keine Zigarette anzünden, wohl aber heimlich die mit Likör gefüllten Sahnehäubchen von der Geburtstagstorte mopsen und allen erzählen würde, dass da ja niemals welche drauf waren und in den Zeiten des (T)Euro das Schwein von Bäcker am Material sparen wollte ;-)

Und da momentan weit und breit keine Geburtstagstorte in Sicht ist und ich bis zum Feierabend noch eine Stunde Zeit habe, schenke ich mir ein Käffchen ein und entnehme der Schachtel den vorletzten Schokokeks.
Übrigens... Wie sieht eigentlich eine Waage aus??? :-)

Dienstag, 22. September 2009

Yamamoto IV.

Nachdem ja nun die 3. Sitzung Yamato nicht den gewünschten, erhofften oder vielleicht sogar ersehnten Effekt mit sich brachte, erfüllten sich diese Wünschen und Hoffnungen mit der heutigen vierten Sitzung.
Kam ich da so in die Praxis gehetzt, eine halbe Stunde zu spät (was ich eine dreiviertel Stunde vor Therapiebeginn per E-Mail aus dem Büro angekündigt hatte; Telefongespräche nehmen sie nämlich nur in einer Stunde pro Tag entgegen), konnte ich gleich durchschreiten in den Frauenruheraum, belegte die goldene Mitte der drei Betten und empfand mich einmal mehr als Opfer und die Ärztin in der Rolle eines Stachelschweines, das gezielt ihre Nadeln in verschiedene Regionen meines Körpers jagte.
Zack zack zack.
Schon saßen sie, kaum dass verkrampfte oder verhärtete Muskelstrukturen ertastet wurden, während nebenher das Routineprogramm abgespult wurde: "Wie geht es Ihnen? Wie war die letzte Sitzung?"
Dass mich keiner falsch versteht: Diese Ärztin ist mir ungemein sympathisch, wirklich, obwohl wir hochgerechnet wohl kaum mehr wie zwanzig Minuten in diesem Leben miteinander gesprochen haben. Aber wie das so ist im Leben: Viel zu oft genügt ein einziger Moment, der über Für und Wider entscheidet.
Auch wenn ich im Aszendenten eine Waage bin, die nicht nur als wankelmütig, sondern vor allem auch als entschlusslahm bezeichnet wird - und wenn ich ehrlich zu mir bin, ist das in der Realität wohl genau auch so. Wobei ich zu meiner Ehre hinzufügen muss: Ob nun Zwillingegeborene im Sonnenzeichen oder nicht (wer also daran glaubt oder nicht), in der Tat bin ich in vielen Dingen ziemlich wissbegierig; Dinge, die mich interessieren (und ja du, da gibts so etliches ;-)) - da will ich alles genau wissen und erkunden - und sammle damit eine entsprechende Fülle an Informationen, die meine Erkenntnisse von gestern über den Haufen werfen und ich somit mittels besseren Wissens zwar meine Überzeugungen ändere, aber niemals mein Mäntelchen nach dem Wind hänge. Auf diesen kleinen, aber doch sehr bedeutsamen Unterschied muss ich unbedingt verweisen ;-)
Jedenfalls, diese ganze such-und-stich-mich-Prozedur dauerte auch heute wieder nicht einmal fünf Minuten, entsprechend kurzgefasst war auch die Reaktion auf vergangenen Mittwoch: "Nun ja, so etwas kann passieren, aber ich würde dennoch nicht die Akupunktur als Ursache sehen." Selbiges ahnte ich ja selbst, nur kam ich gar nicht dazu, auf die Umstände des Mittwochs einzugehen. Also beschränkte ich mich heute lediglich auf das, was mich in der Tat eher "forschungswissenschaftlich" :-) interessierte: die Vorgänge in meinem Körper.
Der Druck im Brustkorb, den ich seit letzten Mittwoch eben nicht losgeworden bin; die verstärkten Schmerzen im linken Arm. Meine Unruhe, die Nervosität, die... ja... Unentspanntheit. Wobei ich hinzufügen muss, dass zu meiner heutigen Frustration auch das Telefonat mit der gegnerischen Versicherung bezüglich des Unfalles vor einigen Wochen herrührte. Aber dazu später.
Ihre Antwort?
Zack - noch eine Nadel.
"Wirds besser?"
Noch mal gefühlt, noch mal gedrückt.
"Oh ja! Was ist das für ein Punkt?"
"Dieser Punkt betrifft die Blase!"
Ich begann zu lachen: "OK... Wenn sonst nix funktioniert - die geht!"
Blase. Niere. Dickdarm. Wirbelsäulenübergang vom Rücken zum Hals.
"Mehr mache ich bei Ihnen heute nicht. Es ist einfach so, dass ich für das Geld, das Sie bezahlen, auch das meist mögliche tun möchte. Aber manchmal... ist es wohl eben doch zuviel", fügte sie hinzu und... entschwand mit wehendem Kittel zu ihren anderen Patienten, nicht ohne mir noch zuzurufen: "So, eine halbe Stunde ruhen!"
Jedoch was soll ich sagen: Bereits heut Abend spüre ich wieder jene deutliche Entspannung in mir, die mich bereits kurz nach dem Sandmännchen müde werden ließ und auf einen langen erholsamen Schlaf in der Nacht hoffen lässt.
Und was diese gegenerische Versicherung betrifft... Ach, ich glaub, das erzähle ich jetzt besser nicht. Sonst steigere ich mich gleich wieder hinein wie heut Nachmittag - und dann ist es aus mit gesundem erholsamen Schlaf. Ich würde sagen... ich knipse jetzt alles aus, schaue noch ein wenig in die Ferne (das ermüdet so wunderbar ;-)) und dann... hoffe ich auf süße Träume, die ich Euch natürlich auch wünsche :-)

Carpe noctem ;-)
Eure Helma

Alkohol Kann Leben Retten

Na super.
Vor ein paar Minuten flatterte mir eine E-Mail ins Haus, nach deren Lesen ich um eine Erkenntnis bereichert wurde: Alkohol kann Leben retten - zumindest glauben das die amerikanischen (!) Wissenschaftler.
Die Russen jedenfalls haben laut Artikel diese Studie mit "großem Interesse" aufgenommen :-D

Nun gibt es ja dieses Klischee vom wodkatrinkenden, stiefelbefußten, in grobe Joppe gekleideten Russen, der in der Taiga durch den Schnee stapft und den Abend bei Brot und Glas um Glas Wodka beschließt.
OK OK, das ist natürlich nur ein Klischee - so wie wir wahrscheinlich die kleinen Mädchen mit ihren geflochtenen Zöpfen und überdimensional großen Haarschleifen vor uns sehen, wenn wir an "Sowjetunion" denken.

Dennoch hat es mich sehr amüsiert, dass der... sagen wir mal... ebenso überdimensionale Genuss von Wodka bei Unfällen mit Hirnverletzungen lebensrettend wirken soll. Bislang nur reine Statistik - Ursachen sind noch nicht erforscht.
Und ebenso amüsant empfand ich den Schlusssatz des Artikels:

"Auch russische Fachleute verweisen allerdings darauf, dass es nicht ratsam ist, zur Vorbeugung gegen starke Hirnverletzungen prophylaktisch permanent betrunken zu sein, da die Wahrscheinlichkeit, sich solche Verletzungen zuzuziehen, mit Sicherheit erheblich schneller zunimmt, als die vermutete Schutzfunktion."

Das Lustige ist nur... dass gemäß genau jenem zitierten Artikel verhältnismäßig mehr nüchterne Patienten verstarben als die sturzbetrunkenen... Also nicht betrinken, weil wir uns dann Verletzungen zuziehen könnten, bei denen wir im nüchternen Zustand aber verhältnismäßig öfter sterben? Ja was denn nun?

Den kompletten Artikel könnt Ihr übrigens hier nachlesen:
http://www.aktuell.ru/russland/panorama/alkohol_kann_bei_hirnverletzungen_lebensrettend_wirken_2828.html

Wie auch immer - ich würde sagen: Es muss ja nicht gleich flaschenweise Wodka sein, vielleicht tuts ja auch das obligatorische Gläschen Rotwein (soll gut sein fürs Blut) oder mein Gläschen Weißweinschorle (DEN Guteffekt erfinde ich auch noch ;-))
Prost Gemeinde! :-)


Sonntag, 20. September 2009

Nein, Isch Möschte Nischt.

Und mit diesem Satz bekenne ich mich:
Ich bin Hape Kerkeling-Fan.
Schon immer gewesen. Zumindest, seit ich seine Gags kenne.
Und kennt Ihr seinen Song "Gisela"? Was habe ich gelacht!!


Was ich vor allem von Anfang an an diesem Menschen mochte: Seine Witze zielten niemals in das Verletzende, selbst beim größten Spaß bewahrte er sich einen gewissen Respekt, was man ja nun von den meisten anderen Comedians oder auch Möchtegern-Comedians (muss man einfach mal so sagen) nicht behaupten kann. Ich meine, es ist doch so: Je schmutziger, je vulgärer es wird, umso mehr lacht das gemeine Volk. Mehr Volk - mehr Kohle... Über Cindy aus Marzahn kann ich zwar auch lachen - aber nur bedingt. Es gab schon Aussagen in ihren Shows, da hab ich echt schlucken müssen und mich gefragt: "Ist das jetzt wirklich noch... Spaß? Hat das jetzt wirklich noch etwas mit Humor zu tun?"

Ähnlich schockiert bzw. fassungslos war ich am heutigen Nachmittag, als mir stadtauswärts von einer großen deutschen Landeshauptstadt hinaus auf die Autobahn eine junge Frau folgte: Ein Auto, so groß und dennoch schnittig, dass mein kleiner Grüner da locker zweimal hineingepasst hätte; eine Wallemähne, wo Frau auch ohne Kennerblick sofort weiß: Da war ein Figaro für mindestens 200 Euro am Werk und zu guter Letzt noch ein derart perfekt geschminktes Gesicht, das selbst von meinem Rückspiegel aus betrachtet ein Kunstwerk war.
Und was macht genau diese junge, eigentlich hübsche Frau in ihrem adretten Fahrzeug?
Schiebt sich ihren Zeigefinger derart in die Nase, dass man meinte, sie hätte sich auf Schatzsuche in ihr Hirn begeben. Aber das nicht bloß man eben schnell und ganz verschämt, sondern mit einer Inbrunst, die mich derart schockte, dass ich die rote Ampel übersah und glattweg über die Kreuzung fuhr... Mann, hatte ich ein Schwein, dass gerade an dieser Ampel kein Blitzgerät aufgebaut stand und auch sonstige Häscher nicht auf der Lauer lagen...
Was mir einmal mehr zeigte: Auch die Dame von Welt in ihrem noch so großen Wagen mit ihren Designerlocken und dem Zobel, den sie nicht an der Leine, sondern um die Schulter gelegt führt - auch diese Dame ist letztlich... nur eine von uns. Wobei ich persönlich ein schlichtes Taschentuch bevorzuge, sobald ich merke, dass da was ist, was nicht unbedingt dort sein muss. Aber ich hab ja auch mein letztes Geld nicht für ein Statussymbol ausgegeben, bloß damit das gemeine Fußvolk starrt und staunt...

Nein also... Nein - isch möschte das nischt :-)

Donnerstag, 17. September 2009

Panik Room

Gestern war... irgendwie kein wirklich guter Tag. Alles begann schon mit der Akupunktur, die vom ersten Moment an nicht die Wirkung der ersten beiden Sitzungen zeigte.
Obschon ich immer wieder versuchte, mich ausschließlich auf mich selbst zu konzentrieren, mich selbst immer wieder zur inneren Ruhe mahnte - es gelang mir nicht. Die Nadeln schmerzten und eine der Permantnadeln verlor ich bereits nach wenigen Stunden.

Kaum in das Büro zurückgekehrt, erzählte mir ein Freund vom Selbstmord seines Freundes.
Kaum am Abend in mein Heim zurückgekehrt, erzählte mir mein Papa von der überraschenden Operation meines Bruders.
"Er liegt noch auf der Intensivstation, aber die Ärztin denkt, dass er über'n Berg ist."
Kaum das Kind zu Bett gebracht, überfiel es mich.
Ein Zustand, den ich so noch nicht kannte.
Ein Zustand, der mir beinah Angst machte.
Kennt Ihr dieses dringliche Gefühl einer Ahnung, wenn man das Gefühl hat, etwas Schlimmes geschieht - und du weißt es noch nicht, aber du spürst es kommen?
Mir hat es den Hals zugeschnürt, mir hat es den ganzen Körper verkrampft, viel zu lange konnte ich nicht zur Ruhe, nicht in den Schlaf finden. Lag mit offenen Augen und schaute in die Nacht, dem Weinen nah - und doch so verkrampft, dass auch das nicht möglich ist. Das Zittern, das nicht enden will...
Bilder tauchten auf aus dem Nichts.
Der Unfall vor drei Jahren.
Mein Kopf, der durch die Scheibe fliegt.
Der Knall von berstendem Glas und Blech.
Meine blutverschmierte Hand, die einen Finger des Helfers umklammert: "Danke..."
Der Absturz in das Bodenlose, wenn du am Ende des Tages feststellst, dass die Menschen, die du liebst, dich nicht auffangen können. Oder wollen...



So viele Bilder, so viele Erinnerungen waren auf einmal da und ich kann überhaupt nicht sagen warum. Die Beklemmung, die mit diesen Bildern aufstieg. Die Ahnung, die sich Stück für Stück verstärkte, dass irgend etwas geschehen wird, etwas, das du nicht beeinflussen kannst.
Dieses dringende Bedürfnis, all die Menschen, die du liebst, anzurufen, nur um dich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist, dass es allen gut geht, dass nicht geschehen ist...
Aber mitten in der Nacht?
Kann man einem anderen Menschen verständlich machen, was in einem vorgeht, wenn doch... eigentlich gar nichts passiert ist?
Kennt Ihr dieses Gefühl, wenn man meint, nicht genügend Atem schöpfen zu können, dass der Raum zu klein und zu eng wird und das Herz zu groß für die Brust? Dass es so kraftvoll schlägt, dass du glaubst, den Herzschlag im ganzen Körper zu spüren?

Ich war so froh und so dankbar, als heut Morgen auf dem Weg in die Arbeit die Sonne aufging... Mit jedem Strahl mehr fiel die Beklemmung der letzten Nacht von mir ab... und so sehr ich hier in der Arbeit auch herumalbern und Scherze machen kann... in meinem Inneren... sieht es völlig anders aus.
Aber auch das... gehört wohl zum Leben dazu.

Dienstag, 15. September 2009

Das Haus Am Meer...

...hier ist übrigens ein Trailer zu diesem wirklich, wirklich schönen Film... Er kam inzwischen wohl auch schon mehrfach im TV, aber... vielleicht sah ihn ja einer noch nicht... Dann tut es einfach... Ihr werdet es nicht bereuen. Denk ich.


Ghost - Nachricht Von Sam

dass patrick swayze nun doch verstorben ist, hatte ich noch gar nicht gewusst. die nachricht, die mich heut per e-mail von einer freundin ereilte, hat mich ziemlich betroffen gemacht. für mich hatte er eine intensität in seinem spiel, dass man glaubte, dass das, was er spielte, auch real sei.
unvergessen für mich auch "ghost - nachricht von sam", als er beim abschied zu ihr sagte:
"Es ist wunderbar, Molly. Die Liebe die wir im Inneren haben, die nehmen wir mit."

ich glaube, dass das wirklich das entscheidende ist: was wir hinterlassen, wenn wir gehen. ganz gleich, ob wir nur einen anderen ort zum leben wählen oder aber auch uns für immer verabschieden.

ich für mich glaube, dass die liebe - ganz gleich, ob zu unseren kindern, freunden oder dem menschen an unserer seite - das wirklich wunderbare ist. das, was wir leben wollen und müssen. dass erst mit der liebe unser leben wirklich reich und schön wird. und genau das, so empfinde ich das, hat er mit den beiden filmen "dirty dancing" und "ghost" ausgedrückt - auf eben diese irre intensive art und weise...
ich denke, es ist wirklich entscheidend, was wir in uns tragen, was wir mit uns nehmen. früher glaubte ich, dass eine liebe nur dann innig und wertvoll ist, wenn sie auch gelebt werden kann.
heute weiß ich, dass es nicht so ist. sondern dass ihre innigkeit unser ganzes sein bestimmt, ganz gleich, ob diese liebe auch wirklich gelebt wird oder nicht. sie ist es doch, die unsere träume, sehnsüchte und hoffnungen schürt, mit der wir unseren weg gehen und an der erfüllung unserer träume bauen. und sie ist es doch, die alles erst wunderschön macht. meint ihr nicht auch?

so vieles hat sich verändert, seit ich mich vor sechs jahren aus meinem bisherigen leben löste. ein leben, das man - von außen betrachtet - als gutbürgerlich bezeichnen kann. ein leben, das sicherlich schutz und halt bot. aber... wo war die liebe? wo war die wirkliche innige liebe, die menschen selig macht und ihnen einen glanz in den augen schenkt, der so unverwechselbar ist?
so vieles hat sich verändert seitdem auch in mir. und dabei glaube ich nicht einmal, dass ich ein anderer mensch geworden bin... vielmehr glaube ich, dass ich heute das lebe, was ich eigentlich immer war... dass ich früher nur genau dieser seite nicht den raum und den platz geben konnte, den es gebraucht hätte. aus welchen gründen auch immer...

verdammt, wo ist dieser teddy; warum habe ich eigentlich keinen teddy? immer ist keiner da, wenn man wen zum anlehnen und kuscheln und schmusen braucht ;-)
muss grad lachen... der herbst hat doch noch gar nicht begonnen - aber bei mir haben schon die vorzeitlichen melancholie-wehen eingesetzt... na das kann ja noch lustig werden *smile*

dann... wünsche ich euch noch einen wunderbaren hörgenuss... wenn ihr wollt, natürlich...





der titel heißt "leap of faith" und ich bin im nachhinein echt überrascht... wie gut meist der vom bauch her gewählte titel auch zur intention des blogeintrags passt... ich glaube an die liebe, ich glaube an das leben - und ich glaube vor allem an das gute. ich glaube daran, dass am ende alles seinen sinn macht. aber das... musste ich auch erst lernen - mit einem sprung...
und mir geht es gerade wie gestern abend: vollkommen aufgewühlt - aber im positiven sinne. voller sehnsucht, voller liebe an das leben, voller intensität. bloß gut, dass ich nicht immer und in jeder minute so bin. ich glaube schon, dass das anstrengend werden könnte. aber für jetzt... genieße ich so sehr den augenblick - und all die liebe der menschen, die mit mir sind. wie dankbar ich dafür bin, kann ich euch gar nicht beschreiben. aber ich bin es... und jeden einzelnen schluck dieses lebens möchte ich genießen - ohne reue... apropos schluck... da war doch noch eine weinschorle im kühlschrank... ok... bin dann mal weg ;-)

Montag, 14. September 2009

A Promise

...Wow... Die allererste positive Reaktion auf eine Musik überhaupt, die ich hier reingestellt habe... Ich freu mich wirklich total, dass ich jemanden für diese Melodien begeistern, damit etwas von meinen Gedanken und Empfindungen mitgeben, abgeben kann, ganz gleich, was der andere Mensch für sich daraus oder damit macht...

...Dann... möchte ich doch an dieser Stelle gleich noch den zweiten Lieblingstitel von dieser CD einspielen, vielleicht... gefällt Euch dieser ja auch so wie mir...





Wenn ich diesen hier höre, wird mir immer total warm... Und ich finde, er passt perfekt in einen goldenen Herbst... Diese wunderbare Stimmung aus Wollsocken, einem grob gestrickten Pullover, zusammengesteckten Haaren und weiten Jeans... In der Luft liegt der süße Geruch von Tee, frischen Knusperkeksen, es ist warm und heimelig und man ist gerade heimgekommen von einem Spaziergang durch das goldene Laub, die Wangen rot vom Wind, die Hände kalt - und dann kehrt man heim in dieses wohlige Heim und genießt diese Melodien...
Ja klar, das kann man nicht immer, das passt auch nicht immer. Aber... darum gehts ja auch nicht...

Könnt Ihr eigentlich schlafen? Also ich... ich bin grad so voller Sehnsucht und Freude auf das Leben, dass ich... irgendwie gar nicht recht in den Schlafe finde. Sitze hier, nein, liege hier auf meinem Bett, den Laptop auf den Knien und strahle vor mich hin wie ein Lampion in der Nacht... Ich muss wohl echt aufpassen, dass ich nicht wieder schneller in die schlaflosen Zeiten zurückfalle wie gedacht. Ach, hätte ich doch wenigstens einen Teddybären ;-)

Montagsblues

Also ich weiß ja nicht, wie Euch das geht - aber ich bin selbst zum Montagmorgen ausgesprochen ausgeschlafen, tatendurstig und voller Neugier als auch Vorfreude auf den Tag. Nun ja, zumindest trifft das alles zu, sobald ich meinen ersten Kaffee getrunken habe.

Wem das Ganze nun aber ausgesprochen schwerfällt, das ist meinem kleinen Sohn. Ich mein, sooo klein ist er ja auch nicht mehr mit seinen immerhin fast 14 Jahren. Aber als "Zweitgeborener" wird er wohl auf immer und ewig der Kleine bleiben ;-) Jedenfalls - Kaffee oder andere koffeinhaltige Sachen sind für ihn noch tabu - zumindest solange Mama Helma nicht hinguckt. Ob es wohl nun daran liegt, dass er morgens und vor allem montags morgens so schwer in die Puschen kommt?

Diese Diskussionen allmontaglichen Morgens - da könnte ich beinah eine neue Phobie erfinden. War das Kind noch klein an Wuchs und Alter, waren auch die Auswüchse erträglich. Inzwischen scheint es so, als nähmen mit dem körperlichen Wachstum auch stetig die Auswüchse zu. Ein Theater heute morgen - das spottet echt jeder Beschreibung. Es war auch nicht zum ersten Mal, dass Mama Helma die Stimme hob. Doch wo das Kind spätestens an dieser Stelle grummelnd und murrend folgte, erhob es heut den ersten widerstandsfähigen Spruch: "Vergiss es, ich geh nicht in die Schule."
Ich glaube, so einige von Euch erleben das höchst selten - aber da verschlug es mir doch einen Moment lang die Sprache. Mundtot quasi.
Was macht man eigentlich, wenn das Kind sich partout weigert?
Nur gut, dass es nicht ahnte, wie hilflos sich Mama in diesem Moment fühlte - es hätte genau das schamlos ausgenutzt.
"OK - dann lauf halt zur Schule - ich fahre dich nicht! Und eine Entschuldigung schreib ich dir auch nicht - das kannst du gern alleine ausbaden!"
Nun ist dieses gute Kind glücklicherweise noch nicht abgebrüht genug, um sich genau dem Schicksal zu stellen und der Welt zu trotzen. Mit einem trotzigen Heulen: "Lass mich bloß in Ruhe!" warf es sich den Ranzen über die Schulter, stieg in seine unter Schweiß und Kraft erworbenen Turnschuhe und schritt Mama Helma mindestens zwei Meter voraus zum Auto.
Heute nachmittag aber, kaum dass ich mein Heim betreten hatte, schwänzelte es um mich herum, umgarnte und umschmeichelte mich wie ein Kater sein Frauchen, schnurrte und schmuste, so dass ich schon beinah wieder lachen musste: Ohne Mama geht es eben doch nicht ;-)

Und so gönnte ich mir am frühen Abend seit einiger Zeit mal wieder ein herrliches, entspannendes Bad: Zauberhafte Klavierklänge perlten durch die kleine Wohnung, überall brannten Kerzen und verströmten einen wunderbar unaufdringlichen Geruch nach Zimt und Vanille, draußen senkte sich schon die Dämmerung und als ich da so im warmen Wasser lag, die Augen geschlossen, den Kopf angelehnt, der Musik lauschend, da kamen die Erinnerungen wieder auf... Die Erinnerungen an die Jahre, die Momente, die ich ganz allein mit mir selbst verbrachte. Mein erster Geburtstag nach meiner Ehe, den ich allein verbrachte. Mein erstes Weihnachten nach meiner Ehe, das ich ganz allein verbrachte. Doch was mich früher traurig und wehmütig stimmte, erfüllt mich heut umso mehr mit Dankbarkeit für all das, was ich in meinem Leben bekommen habe.
Allein dass ich hier so liegen konnte, so entspannt, so erfüllt irgendwie, den Kopf voller Träume und Sehnsüchte, die ich mir noch zu erfüllen gedenke, in der Brust noch das Nadelkissen, das mir helfen soll, mich von Freund Schmerz zu befreien, ich hier in meinem kleinen süßen Zuhause mit dem Wissen um die wenigen, aber so verlässlichen Menschen in meinem Leben - all das stimmte mich vielleicht nur ein ganz klein wenig wehmütig. Vor allem aber erfüllt es mich immer wieder mit Dankbarkeit. Und einem Glücksgefühl, dass ich genau diesen Weg hatte gehen können, den ich bis heute und bis hierher gegangen war. Nichts an den wunderschönen Momenten ist auch nur einen Hauch von selbstverständlich gewesen.
Jedoch diese Musik erinnert mich nicht nur an das Allein sein schlechthin. Sondern auch... an die vielen entspannten Momente, wenn ich nachts nicht schlafen konnte, mit offenen Augen und klopfendem Herzen in die Nacht schaute. Oder wie selbstvergessen im duftigen Wasser lag. Wenn ich ganze Sonntage im Bett verbrachte, dort frühstückte, Zeitung las oder Nachrichten schaute; final musste natürlich immer ein Liebesfilm zu Gemüte geführt werden. Oder zumindest überhaupt irgendetwas in dieser Art, irgendetwas Emotionales. Gegen Abend bin ich dann meist in die City eingetaucht, hab das Leben geschmeckt und geatmet... Ja, ich gebe zu, wenn ich dann wieder heimkam, ja dann... hab ich mich schon oft allein gefühlt. Doch trotz alledem... war es wohl die mit Abstand intensivste Zeit in meinem Leben. Die Zeit, in der ich am meisten über mein Leben und mich selbst gelernt habe. Und insofern... stimme ich auch hier jener unbekannten Frau zu, die erst gestern meinen Beitrag kommentierte: Auch ich möchte keinen Tag jünger sein...

Hört einfach mal mit rein in diese CD, die mich schon seit einigen Jahren begleitet. Eine wirklich wunderschöne Filmmusik zu einem sehr bewegenden Film - eine Musik, zeitlos, endlos, unendlich schön... Der Titel heißt übrigens "I Built Myself A Life". Wie passend... Und ich hab grad eine irrsinnige Gänsehaut...
Nun träumt mit mir... Holt Eure Träume hervor, Eure Sehnsüchte, die der Alltag verbirgt... Legt Euch wie ich einfach nur einen Moment lang zurück, schließt die Augen und atmet ganz tief ein...
Und dann sagt mir, ob auch Ihr diese unglaublich tiefe Zufriedenheit in Euch fühlen könnt - so wie ich...
Mein Gott, ist das Leben schön... (Will jemand von Euch etwa auch so ein Nadelkissen? :-))




Sonntag, 13. September 2009

In Deinen Armen

...inspiriert durch eine Filmmusik, hab ich einen neuen Song gefunden, einen wunderbaren Lovesong - wie ich finde. Überhaupt geht bei mir, das werdet Ihr ja schon wissen, so gut wie alles über die Musik. Mit ihr verarbeite ich so ziemlich alles, Freude, Glück, Traurigkeit, Trauer, Sehnsucht und Träume.

...(Let me sleep) In your arms...



Ich weiß nicht, wie Euch das geht, aber ich schlafe immer dann am besten, wenn ich nicht allein schlafen muss. Schon allein deshalb hatte ich eine Zeit lang ernsthaft erwogen, mir einen überirdisch großen Teddybären zu kaufen - schön weich und anschmiegsam. Und das Tolle daran wäre, wenn ich will, ist er immer da. Ohne dass er erst mal schnell seinen Terminkalender checkt oder gemütlich ein Bein über das andere legt: "Nö, also heut eigentlich nicht." Das weitere Tolle daran wäre: Ich könnte ihm mein Herz ausschütten, Tag und Nacht, könnte ihn quasi als Seelenmülleimer missbrauen, ohne dass er nach fünf Minuten die Augen verdrehte und mich unterbrach: "Hast du mir schon mal erzählt!"
Und das richtig Tolle wäre: Wenn ich nachts aus Träumen erwachte, brauchte ich nur die Hand auszustrecken, um ihn zu berühren und mir einreden zu können: Hey Helma, du bist nicht alleine.
Ein Teddybär, der an herrlich regnerischen Sonntagnachmittagen, die wir mit dicken Socken auf dem Wohlfühlsofa verbringen, mit mir unsere Lieblingsfilme guckte und in Erinnerungen schwelgte, ohne zu murren oder nebenbei noch andere Sachen zu machen.
Ein Teddybär, der mit mir die Momente genießt, in denen es mir einfach nur mal gut geht...
Als ich heute Abend wieder über die Autobahnen flog, diesen Song im Dauerrepeat (meine Kinder kennen das schon, die sagen dazu gar nix mehr), da fielen mir die Worte einer Moderatorin wieder ein, die unlängst im Interview auf die Frage, was ihr bei ihrer Krankheit am meisten geholfen habe, offen antwortete:
"Mein Mann. Sein Dasein und mich mit Liebe zu überschütten, das war für mich die beste Medizin."
Manchmal... können die Dinge so einfach sein, nicht wahr?
So simpel, dass sie beinah übersehen werden könnten...
Wenn Ihr mich fragt, ich bin ohnehin davon überzeugt, dass den meisten frustrierten Menschen nicht Gut oder Geld fehlt, sondern im Grunde die Liebe...

Der Kommentar übrigens zu meinem letzten Beitrag... Ich glaube, er kam genau im richtigen Moment. Er bestärkt mich darin, dass ich genau da weitermachen soll, womit ich begonnen habe. Und das werde ich auch tun. Vielen Dank an dieser Stelle an eine unbekannte Frau in den fernen Weiten des Internets.
The Show must gon on - ob im wilden Osten oder auf dem Mond. Und ich hab noch lange nicht ausgetanzt ;-)

Eure Helma

Samstag, 12. September 2009

Sie Haben Post

...dachte ich mir so, als ich heute meinen Briefkasten öffnete und mir so einige Briefe entgegen fielen, von denen sich die meisten als Werbung, wenige als Rechnung und einer als Brief von der Klinik entpuppte, die sich freute, mir mitteilen zu dürfen, dass ich ab dem 9. Dezember gerne zu ihnen kommen dürfte.
Noch auf der Treppe hinauf zur Wohnung las ich die Zeilen, überflog den Info-Teil.
Wieder kein Weihnachten zu Hause, war mein erster Gedanke.
Hatte ich doch bereits das letzte Weihnachten in einer Klinik verbringen dürfen. Und nun also wieder.
Damit wären zwar die paar freien Tage, die ich mir im goldenen Oktober noch gönnen wollte, gerettet, aber eben... kein Weihnachten daheim. Kein Oriatorum in der Kirche, auf das selbst ich als Heide mich sehr gefreut hatte. Was ist nun richtig und was ist nun wichtig?
Hatte ich mich noch vor einigen Tagen mit der Rentenversicherungsanstalt herumgestritten, weil ich eben nicht wieder stationär, sondern nur ambulant behandelt werden wollte ("...hier gehts nicht danach, was Sie wollen, sondern was die Ärzte entscheiden. Und die sehen Ihre Arbeitsfähigkeit erheblich gefährdet, darum wurde das so entschieden", wurde ich unfreundlich angefahren. So als sei ich eine jener Kandidaten, die sich auf Staats- bzw. Steuerzahlerkosten ein beschauliches Leben ermöglichen wollten. Immerhin... bin ich für die ja auch nur eine Nummer auf einem Blatt Papier, dachte ich mir so, biss mir auf die Zunge, zählte bis drei, bevor ich antwortete.), so ging mir nunmehr durch den Kopf, ob dies nicht vielleicht doch die bessere Variante sei. Ich hätte somit Zeit, meine ersten zehn Sitzungen Akupunktur zu beenden, meine ambulante Schmerztherapie weitgehend abzuschließen und die Frau Mama müsste dann nicht vier geschlagene Wochen in meinen vier Wänden, sondern nur rund zwei Wochen hier zubringen, bis die Weihnachtsferien begännen.
Eigentlich... doch keine schlechte Lösung, oder?
Eigentlich... doch die beste Lösung für Ziggenheimers Schmerzproblem, oder?
Ich meine, die Umgebung dort soll ziemlich trist und öde sein, die Jahreszeit würde sicherlich auch ihr übriges dazutun. Doch hatte ich mir ohnehin vorgenommen, dieses Mal mit dem Auto anzureisen. So könnte ich wenigstens, wann immer der Therapieplan es zuließ, die nächstgelegene Stadt aufsuchen und mir bei aller Trostlosigkeit wenigstens einen lecker Milchkaffee zu Gemüte führen.
Ob die sowas in der Pampa überhaupt kennen?
Ich meine... Hier in der Großstadt ist mir das schon passiert, dass ich mich genüßlich in einem chinesischen Lokal niedergelassen und einen Milchkaffee geordert hatte.
"Haben Sie auch Milchkaffee im Angebot?"
"Ja natürlich, Milchkaffee gibt es hier auch."
Als jener kam, staunte ich nicht schlecht: Eine Tasse, kaum größer wie eine Mokkatasse, daneben, hübsch übereinander gestapelt, zwei Näpfchen Kaffeesahne.
"Was ist das?" entschlüpfte mir auch prompt die Frage gegebenüber dem Ober, der freundlich nickte und knickste: "Ihr Milchkaffee! Kaffee mit viel Milch!"
Ich weiß, jeder andere hätte an dieser Stelle dieses Gebräu umgehend zurückgehen lassen, ich aber war so überrascht und überrumpelt, dass ich nur lachen konnte und sprach: "OK, dann probier ich mal Ihren Milchkaffee!"
Und werden Thüringer Urgesteine nicht gern auch als Hinterwäldler bezeichnet?
Vermutlich wird es jetzt, wenn das hier auch nur ein Thüringer liest, einen gekränkten Aufschrei geben und ich tue allen unrecht. Dann... lass ich mich doch gern mal vom Gegenteil überzeugen und versuche meinen Optimismus aufrechtzuerhalten, dass es diesmal eine gute, adäquate Klinik ist. Ich mein, ein Einzelzimmer bekomme ich diesmal. Teure Fernsehgebühren bleiben mir hier im Osten erspart - die haben erst gar kein TV-Gerät reingestellt ;-) Fragt sich dann also, was ich an den langen dunklen Abenden machen soll.
Stricken vielleicht - obwohl ich für sowas noch nie Geduld und Ausdauer entwickeln konnte.
Zeichnen vielleicht - aber das werde ich vermutlich sowieso wieder offiziell müssen, damit die Herren und Frauen Doktoren daran ablesen können, wie es in mir wirklich aussieht und ich mir jegliche Show (klappt normalerweise auch ganz ohne Schauspielschule) ersparen kann.
Lesen vielleicht - es fällt mir noch heute, drei Jahre nach jenem unseligen Verkehrsunfall schwer, mich auf ein Buch zu konzentrieren (selbst die Zeilen hier schreibe ich oft nicht in einem Zug; das liebe ich eben auch am Chatten: Es ist wie Telefonieren, aber du musst dich nicht jede Sekunde hundertprozentig konzentrieren, du kannst nebenbei fernsehen oder auch mal im Bad verschwinden, du kannst im Grunde tausend Dinge nebenbei tun - und wenn dir der Zusammenhang fehlt, scrollst du einfach mal paar Zeilen hoch ;-) Beim Telefonieren geht das schlecht, da merkt der andere sofort, wenn du nicht bei der Sache bist, und ist am Ende noch beleidigt, weil du dich offenbar nicht für ihn interessierst.)
Aber dann denke ich wieder daran, wie schnell die Zeit letztlich doch vorüber ging, schon angesichts der mit Therapien vollgepackten Tage. Dann noch bisschen Weihnachtsshoppen zwischendurch, ich könnte ja auch DVDs auf meinem Laptop gucken (na eben, genau, ich kann ja jetzt schon mal bisschen herumfragen, wo ich mir überall ein paar gute Filme ausleihen kann ;-))
Und... überhaupt... na eben... Wenn ich dieses Mal mit dem Auto dorthin fahre, dann bin ich ja auch an den Wochenenden wesentlich mobiler, flexibler und kann endlich mal die Städtetouren machen, die ich ohnehin immer schon mal vorhatte: Erfurt zum Beispiel (soll eine sehr schöne Altstadt haben) - na da muss ich doch gleich mal auf die Karte schauen, was da alles so im Umkreis liegt ;-)
Vermutlich... wird das alles eher zu dem Urlaub ausarten, den sich nunmehr auch mein geschiedener Mann gönnen will.
"Wieso willst du eine Kur beantragen? Was fehlt dir denn?"
"Nüscht", war die lakonische Antwort, "aber das steht mir zu, wieso soll ich das dann nicht machen?"
Das war auf dem gemeinsamen Weg zur Schule unseres Sohnes, die Fahrt dauerte ca. eine halbe Stunde und innerhalb dieser dreißig Minuten wurde mir einmal mehr bewusst, wie vollkommen verschieden wir waren, wie sehr ich mich in genau jenen Minuten nach meinem Zuhause sehnte, nach dem liebevollen und vor allem respektvollen Umgang, den wir dort genossen - und wie wenig ich heute verstehen konnte, wie das so lange mit ihm und mir hatte gutgehen können.
An dieser Stelle halte ich es mit Silbermond, die da sangen "...ich bereue nichts, nicht einen Tag, nicht einen Augenblick..." - man erfährt, man lernt - und man nimmt mit für die Gegenwart, damit die Zukunft eine andere wird... Nichts ist umsonst passiert, nichts ist umsonst geschehen, davon bin ich sowieso grundsätzlich überzeugt und bei allem, was mir noch zu meinem Glück fehlen möge: Es gibt so unendlich vieles in meinem Leben, das mir heut Spaß macht und Glücksgefühle schenkt - und DAS, liebe Leute, ist unbezahlbar.

So, und jetzt schenke ich mir noch ein Glas Weinschorle ein - hatte ich lange nicht ;-)

Mittwoch, 9. September 2009

Mrs. Igel

So habe ich mich heute gefühlt. Bzw. muss ich heute wohl so ausgesehen haben, nachdem während der zweiten Akupunktursitzung unzählige Nadeln in Kopf, Hals und Brustbein gestochen wurden :-) Als ich aufgefordert wurde, mich nun für eine halbe Stunde hinzulegen und zu entspannen, musste ich erst einmal überlegen, wo keine Nadeln steckten und war erleichtert, dass ich mich wenigstens auf die rechte Seite legen konnte. Denn links... geht das ja leider schon seit Jahren nicht mehr wirklich.
Und so angenehm der Nachhereffekt auch ist, das Tasten und Stechen war heut nun wirklich unangenehm. Ich wusste gar nicht, wo ich überall verkrampft bin. Vermutlich gibt es nicht einen einzigen entspannten Muskel in meinem Körper und das wiederum... würde ja auch so einiges erklären.
Jedenfalls, gerne legte ich mich eine halbe Stunde hernieder, um zu ruhen.Wenn nicht in den letzten kostbaren acht Minuten noch diese unmögliche Person von Krankenschwester hereingewedelt gekommen wäre, die nicht nur ein ausgesprochen aufdringliches und widerliches Parfüm mit sich herumtrug, sondern uns drei Damen vom Grill auch noch mit ihrer aufgesetzten Fröhlichkeit belästigte. Warum ließ sie uns nicht einfach schlafen? Der Stress fänge uns doch noch früh genug wieder ein und immerhin hatte jede von uns fünfundzwanzig Euro auf den Tisch gelegt, nur um dreißig Minuten lang einen Igel spielen zu dürfen.
Oder besser... Stachelschweine? Soweit ich weiß, schießen die bei Gefahr mit ihren Nadeln... :-)
Auch die ersten Permanentnadeln bekam ich heut aufs Brustbein gesetzt und bei dem nachmittäglichen Gespräch in der Berufsschule, zu dem der Vater meiner Kinder und ich gebeten worden waren, schaute mir die eine Lehrerin derart auffällig in mein Dekollete, dass ich schließlich versucht war zu sagen: "NEIN, das ist KEIN Pickelpflaster, das sind Permanent-Nadeln!"
Schade nur, dass ich damit meinen Großen nicht einmal tröstend in die Arme schließen konnte, nachdem er heut auch noch durch die Fahrprüfung gefallen war. Er hatte den Platz schon sehen können, auf den er zurückfahren und das Auto abstellen sollte - aber den Radfahrer, den hätte er beinah übersehen... Dafür, dass dieser nun einen Bogen um das Auto herum schlagen durfte, ließ der Prüfer meinen Jungen durchfallen.
Na ja, die Wiederholungsprüfung in zwei Wochen wird bestimmt den ersehnten Schein bringen. Zumindest hoffe und wünsche ich ihm das.
Wieder daheim angekommen, warf ich mich in meine Wohlfühlklamotten, besuchte den Einkaufsmarkt nebenan, ließ mir ein paar Leckerlis einpacken, um dann mit diesem Gourmetgehabe den "Bescheid im Eilverfahren" zu lesen, der mir heute per Post zugegangen war.
Hatte ich in diesem Jahr schon zweimal in eine Klinik gedurft, so sollte ich nun noch ein drittes Mal. Dieses Mal ins wunderschöne Thüringen, nur... ich wollte doch in eine Tagesklinik. Nicht wieder wochenlang von zu Hause weg. Und wäre das nicht auch wesentlich kostengünstiger für unsere so schon genügend gebeutelten Sozialkassen?
Ein Lachen konnte ich mir dennoch nicht verkneifen, als ich in Klinikbewertungen stöberte und die Beiträge las, von denen durchweg fast alle positiv waren - sofern sie von den eigentlichen Patienten geschrieben wurden. Angehörige der Patienten nämlich bewerteten die Klinik ausnahmslos schlecht und eine Tusnelda wetterte, dass ihr Mann durch den Osten schon seine Firma verloren hätte; nun stünden sie und ihre drei Kinder auch noch auf der Straße, weil dieser Mann mit seinen 48 Jahren noch mal neu und noch mal richtig beginnen wollte: Diese Klinik zerstört Leben und Familien!
Wir Ossis sind schon ein schlimmes Volk *grins*
Eine zweite Dame beklagte sich über augenscheinliches Sodom und Gomorrha in der Klinik - und kein Schwein sähe hin! Das ginge doch nicht an, dass dort jeder mit jeder könne und überhaupt!
Woraufhin sie von zwei eigentlichen Patienten ordentlich eins übergebraten kam: Nur weil ihr Mann dort fremdginge, könne sie sich doch nicht hierher setzen und die Klinik schlecht machen.

Mein Fazit für heute:
Die Infos, die ich finden wollte, auch auf der eigentlichen Homepage der Klinik, die fand ich nicht. Aber belustigt hat mich das, was ich anstelle dessen zu lesen bekam, außerordentlich und ich glaube, wenn das mit der Tagesklinik hier nichts wird, dann... freue mich mich vermutlich trotzdem auf diese vier Wochen im thüringschen Land. Und ich glaube, ich werde mich mit allem ausstatten, das mir Charakterstudien erlaubt. Diktiergerät, Bleistift, Skizzenblock...
Denn wie wir alle wissen: Die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben :-)

Eure Helma

Dienstag, 8. September 2009

Turnen Auf Dem Fensterbrett

Dass ich Höhenangst hab, hab ich Euch ja schon erzählt. Deswegen werden auch bestimmte Fenster meiner Wohnung niemals geputzt werden: Die sogenannten Oberlichter, die sich leider nicht öffnen lassen und nur erreichbar sind, wenn man auf das Fensterbrett steigt.
Ich und rauf aufs Fensterbrett? Niemals. Dann lieber regenwassergewaschene Oberlichter, Rollo runter und das wars. Dieser Trick funktioniert übrigens auch, wenn man grad mal keinen Bock auf Staubwischen hat ;-)
Doch heut Abend befasste ich mich weder mit Fenster putzen noch mit Staub wischen. Durch meine kleine Wohnung perlte die Musik und Mutter Helma stand in der Küche, putzte Gemüse und zerschnitzelte das Suppenhuhn: Ihr wisst schon, eine lecker Kraftbrühe für das vor Tagen an einem Virus erkrankte Kind.
Dem lecker Duft folgend, kam dieses Kind zu mir, erzählte mir von seinem Tag (was soll es schon geben außer Trickfilm & Co. - aber was will ich mich aufregen, ich war als Kind auch nicht anders), bis es auf einmal mitten im Satz stutzte und fragte: "Höö? Was macht der denn da drüben?"
Seinem Blick folgend wandte ich den Kopf und beinah fiel mir das Schälmesser aus der Hand.
Im Haus gegenüber hatte sich das Fenster zum Kinderzimmer sperrangelweit geöffnet, zwei Kinder - das war unübersehbar - quälten Playstation & Co., während das dritte, dem augenscheinlich langweilig geworden war, auf das Fensterbrett stieg, darauf herumtanzte und sich dann auf den Bauch legte, die Beine nach draußen baumelnd...
Der erste klare Gedanke war: "Verdammt, pennen die Eltern?"
Der zweite klare Gedanke war: "Wie oft ist dein Kind alleine, wenn du noch in der Arbeit bist und auch nur nicht weißt, was dein Kind veranstaltet?"
Und der dritte klare als auch finale Gedanke war: "Da kann man doch nicht zugucken!"
Vor meinem inneren Auge schlug das Kind bereits auf dem Gehsteig auf, mir wurde übel, im Kopf begann es zu hämmern und mir wurde ebenso bewusst: Fenster aufreißen und rüberschreien darfst du nicht, vor Schreck lässt es vielleicht die Fensterbank los...
Alles ließ ich fallen, Gemüse, Messer, Hühnchen.
"Spatzl, ich bin mal kurz weg."
Der Mann im fremden Hinterhof winkte ab: "Kenn ich nicht, lassen Sie mich in Ruhe."
Das brachte mein Blut zum Kochen, aber was will man da rumdiskutieren? Manchmal ist es einfach nur schade um diese Energie. Wenn man diese Energie richtig kanalisiert, findet man sogar auf Anhieb den richtigen Klingelknopf :-)
Entgegen kam mir ein Hosenmatz, der mir kaum über den Bauchnabel reichte, in Shorts und Socken und mit völlig unbekümmertem Blick.
Ich erkannte ihn sofort, es war einer der beiden Computerspielfans und mit Hilfe dieses Dreikäsehochs holten wir seinen Freund vom Fensterbrett.
"Es ist niemand da, wir sind alleine", entschuldigte er sich.
"Noch einmal und ich ruf die Feuerwehr", schnaubte ich ihn an, "dann dürfen deine Eltern das bezahlen, die werden sich freuen!"
Dass dem nicht so wäre, mussten sie ja nicht wissen, aber vielleicht würde es verhindern, dass dieses Kind noch einmal auf dem schmalen Fensterbrett herumturnte.
Zumindest für heute hat es gewirkt: Das Fenster wurde sofort geschlossen, der Turner verschwand um die Ecke in einem anderen Haus. Mir selber wurde nachgeschaut, bis auch ich meine Haustür erreicht hatte und einen Moment lang überlegte ich, ob ich wohl demnächst eine Stinkbombe in meinem Briefkasten oder einen platten Reifen finden würde. Heutzutage weiß man ja nie. Aber ehrlich gesagt: Lieber stundenlang einen Stinkgeruch vom Körper schrubben als ein Kind auf dem Gehsteig liegen sehen.
Doch was mich erst richtig in Harnisch brachte... Auf dem Weg zurück in meine Wohnung sah ich die eine oder andere Gardine, die sich bewegte. Da haben noch mehr Leute zugeguckt. Und keiner hat reagiert? Vermutlich dachte jeder: Da wird schon jemand gehen...
Aber wenn sich jeder auf den anderen verlässt... geht am Ende niemand. Und dann??
Jetzt gieße ich mir erst mal ein Weinchen ein... N Schokoriegel wäre mir ja lieber, aber davon haben wir leider nichts im Haus. Und mein Großer hat auf meine Bittsteller-sms, ob ich mich an seinen Schoko-Katzenzungen vergreifen darf, noch nicht geantwortet. Wahrscheinlich muss er sich erst in Ruhe überlegen, was er dafür von mir bekommt ;-)
Aber was solls, ich bleib auch beim Wein. Und geb mir anschließend die nächste autogene Runde ;-)
Na dann... gute Nacht auch... und gesunden Schlaf :-)

Eure Helma

Du Bist Gaaaanz Ruuuuhhhiiiigg...

...Diese Worte vom Band, sozusagen die verbale Unterstützung beim autogenen Training, habe ich gestern zum ersten Mal in dieser Form ausprobiert. Extra für mich zusammengestellt, Text und Melodie, lauschte ich ergriffen den Worten und den Klängen und konnte mir dennoch zu Beginn des ganzen ein Grinsen nicht verkneifen:
Ganz deutlich hörte man den Bauch des Sprechers knurren und damit begannen sich meine Gedanken leider Gottes zu verselbständigen. Die Erinnerung an ein leckeres Leberwurstbrot oder... oder... ein Salami-Schnittchen oder irgendwas Gedünstetes bzw. Gebratenes... Zumal obendrein das Suppenhuhn, das in der Küche auf dem Herd geschmurgelt hatte, damit das kranke Kind heut etwas zu essen hat, wenn die Mama in der Arbeit ist, bis in mein Schlafgemach duftete... Und wie es duftere...
Doch angesichts der Uhrzeit (es muss wohl so gegen dreiundzwanzig Uhr gewesen sein) verkniff ich mir dieses Mal das eine wie das andere und konzentrierte mich in der zweiten Runde genauer auf Text und Melodie. Nur um mittendrin einzuschlafen. Aber das ist... meiner Meinung nach auch ein Entspannungserfolg, oder? Auch wenn ich ohnehin seit einigen Tagen besser schlafe und damit auch spüre, wie ich damit auf Freund Schmerz Einfluss nehmen kann. Woran genau das liegt, das besser schlafen, meine ich, weiß ich gar nicht - aber ich will auch überhaupt nicht darüber nachgrübeln. Vielleicht muss man ja auch nicht alles verstehen, sondern oftmals die Dinge einfach so nehmen wie sie sind. Und schließlich will ich auch gar nicht erst an so einen Punkt kommen, mich selber zu beobachten. Jedes Zipperlein überdeutlich wahrnehmen und argwöhnisch beäugen. Ich glaube, dann kommt man niemals zur Ruhe.
Das wäre für mich dann auch so ähnlich wie in der Medizin: Die Technik schreitet sowas von rasant voran, dass man kaum zum Luftholen kommt. Was es heut nicht alles für Möglichkeiten gibt, einen Körper zu durchleuchten und damit das Innerste nach außen zu holen - das ist zwar (für mich) hochgradig interessant und irgendwie auch spannend (dieses gesamte Themengebiet der Medizin finde ich schon spektakulär, aber ich wäre eher eine Labormaus als ein Operateur) - aber manchmal eben auch erschreckend. Denn ich weiß nicht, ob ich wirklich alles wissen wollte, was da so in meinem Körper wächst, das da nicht hingehört. Aber da es auch keinen Schaden angerichtet hat, würde ich vermutlich die letzten Jahre dahingehend entschieden ruhiger gelebt haben, wenn ich eben nicht gewusst hätte, was da wo alles ist. Und was auch so lange dort bleibt, wie es eben keinen Schaden anrichtet.
Doch bevor ich hier wieder ins Philosophieren abgleite, schenke ich mir noch ein Bürokäffchen ein, werfe einen Blick in die office-eigene Keksdose (nur für ausgewählte Mitarbeiter, könnte ja jeder kommen ;-)) und stürze mich alsbald wieder in die Arbeit. Man muss ja am Ende des Monats wissen, wofür man bezahlt wird. Auch wenn das seit Monaten bloß... schmales Krankengeld ist. Geld ist schließlich Geld :-)

Eure durstige Helma

Montag, 7. September 2009

Szenen Einer Ehe

Gott, was habe ich gerade gelacht. So herzhaft, dass mir - seit langem mal wieder - die Tränen über die Wangen gelaufen sind.
Hatte uns der Chef noch ermahnt, fleißig zu sein, bevor er fliegenden Jacketts und genügend Ordnern unter dem Arm das Haus verließ, so goss sich das norddeutsche Zimmer (so heißen wir, seitdem wir zwei Nordischen uns ein Büro teilen dürfen ;-)) erst mal in aller Ruhe ein Käffchen ein und snackte über das vergangene Wochenende.
Was ich zu hören bekam, löste zunächst ein erheitertes Grinsen in mir aus, das sich langsam, aber sicher immer weiter steigerte und alsbald jene Lachtränen hervorlockte, während ich zwischendurch nach Luft japste und rief: "Die gefällt mir, deine Frau!"
Ein Häuschen am Meer, zweigeschossig (wenn ich das richtig verstanden hatte) und die geplante Verlegung von Platten im Hof musste angesichts der Wetterlage der Verlegung von Laminat im Obergeschoss weichen.
Ein Mann - ein Wort.
"Ich bekomm eh immer nur was zu essen, wenn ich nen Bleistift hinterm Ohr und nen Zollstock in der Hand hab", war eine lakonische Zwischenbemerkung inmitten des Berichtes, der sich mir mit seinen Worten regelrecht bildlich darstellte und ich förmlich vor meinem inneren Auge sah, wie er auf den Fußböden der oberen Etage langkroch, die Holzplatten verlegte, sich ärgerte, weil der Sohn im guten helferfähigen Alter zehn geschlagene Minuten hinter ihm verweilte, sich jegliche Handgriffe erklären ließ und als Mann sich umdrehte, feststellen musste, dass er sich mit sich selbst unterhalten hatte.
Also beendete er allein, was er allein begonnen hatte, tackerte zu guter Letzt die Leisten an, versteckte dahinter, wie von Frau gewünscht, sämtliche Kabel, goss sich zufrieden ein Bierchen ein und nahm Platz vor dem Fernseher in Erwartung eines visuellen und leibhaftigen Geschmackserlebnisses. Doch was sich ihm bot, war - das ahnte ich längst - ein Schneetreiben auf dem Bildschirm. Kein Bild, kein Ton, kein nix. Also erhob er erneut die bereits schmerzenden Knochen, kroch auf allen Vieren zum TV, testete sämtliche Kabel, Zugänge etc. - und fand den Fehler nicht.
"Ist doch nicht schlimm", sprach Frau, "unten haben wir doch noch einen Fernseher."
"Na klar!" entlud sich spätestens jetzt der Mix aus Frustration über das ungehörige Kind, die körperliche Anstrengung und der augenscheinlich nicht gegönnte krönende Abschluss, "ich schlepp jetzt alles von unten nach oben!"
Was jedoch nichts an der Tatsache änderte, dass nach wie vor auf dem Bildschirm mitten im September das Schneetreiben fröhlich weitertobte. Also trug Mann grummelnd und schnaufend die alte Technik runter und die neue wieder rauf, nur um sich - auch das ahnte ich bereits - erneut einem Schneegestöber ausgesetzt zu sehen. Da half auch der Schluck aus der Flasche Bier nicht viel, außer dass beiden langsam ein Licht aufging: Die Leisten wurden abgerissen und zum Vorschein kam die Ursache allen Übels: Mindestens vier Nägel hatten nicht nur die Leiste an die Wand getackert, sondern gleich noch das Fernsehkabel mit befestigt. Gute alte deutsche Wertarbeit.
Ich habe so gelacht, dass ich mir fast den soeben getrunkenen leckeren Bürokaffee in die Hose gepieselt hätte, woraufhin Kollege Norddeutsch hinzufügte: "Meine Frau ist ja nun so, die lacht sich tot über mich und gibt mir dann aber auch immer wieder Spitzen. So lange, bis ich nicht mehr konnte, sie packte und vor die Küchentür stellte. Ich dachte, sie käme gleich wieder rein. Tat sie aber nicht! Sie kam nicht! Erst nach zehn Minuten ging die Tür auf mit der Frage: Schatz, soll ich uns ein Käffchen kochen?"
Und nun sag noch mal einer, wir Norddeutschen seien nicht genießbar :-) Und... genau so stell ich mir eine Ehe vor. Mit der letzten hats ja so nicht geklappt. Aber wer weiß schon, was die Zukunft für einen so bereithält :-)

In diesem Sinne: Prost! (mit Käffchen ;-))

Sonntag, 6. September 2009

Phobien

Wenn ich es mir recht überlege, habe ich so einige Phobien in den letzten Jahren entwickelt:
Angst vor Höhe, Angst vor engen Räumen, Angst vor Tiefe, Angst vor Spinnen, Angst vor Mäusen...
Soll ich aufhören oder weitermachen? ;-)
Beinah muss ich jetzt lachen bei dem Gedanken an die Schmerzklinik, in die ich vor einem dreiviertel Jahr einchecken durfte: Hätten die auch nur eine Ahnung davon gehabt, wie viele und vor allem welche Phobien in mir tobten, die hätten ihre wahre Freude daran gefunden, mich von einer Expo in die nächste zu jagen.
Angst vor Höhe zum Beispiel bedeutete die Reise auf einen Berggipfel in einer kleinen Gondel.
Angst vor engen Räumen zum Beispiel bedeutete: Einmal kreuz und quer durch München in der U-Bahn.
Da kriege ich schon allein bei dem Gedanken daran Gänsehaut und die Nackenhaare stellen sich auf.
Bereits fünf Minuten in einer vollgedrängten U-Bahn vermitteln mir das Gefühl, keinen Atem mehr schöpfen zu können. Und was ich mindestens genauso schlimm finde: Du hast so wenig Möglichkeit, den verschiedenen fremden Gerüchen der Menschen auszuweichen. Ungereinigte Menschen vergewaltigen deinen Geruchssinn - und du kannst nichts dagegen tun. Du kannst aber eben auch nicht weg. Und auch das ist eine Phobie von mir: Wenn Menschen mir ihre Nähe aufdrängen und ich mich nicht dagegen wehren kann.
"Das ist mein Tanzbereich und das ist dein Tanzbereich", würde ich oft gern aus jenem Kinofilm zitieren, aber in so ner U-Bahn sind die Menschen gnadenlos im Kampf um einen Platz.
Und wenn nun fremde Körper sich an deinen Körper drängen, dann... möchte ich am liebsten nur die Augen schließen, kurz und flach atmen und langsam ein Zählen beginnen, bis die Haltestelle erreicht ist und ich dem ganzen Wahnsinn entfliehen kann.
Bin ich froh, dass ich da nicht wohnen, nicht leben und somit auch nicht angesichts eines Verkehrschaos' die U-Bahn nutzen muss.
Jedoch ähnliches innerliches Gebrüll veranstalte ich, wenn ich in den Spiegel schau und mich schlagartig erinnere, mit welchen Problemchen man sich so in der Pubertät herumgeschlagen hat.
Ich meine, ich erkenne das ja auch an Ziggenheimer II. wieder, der sich grad ähnlichen Problemzonen stellen darf. Hatten wir erst vor ein paar Tagen ein Ungetüm an Pickel an der Nase entfernt, thront seit etwa drei Tagen auf der anderen Seite der Nase ein beinah noch größeres Ungetüm. Damit ist er unglücklich genug.
"Was soll ich denn sagen?" meinte ich bekümmert und nickte dem Spiegelbild zu. Ich, die eigentlich kaum derlei Problemzonen hat (schließlich schleppe ich schon genug andere mit mir herum; ALLES muss ich ja nun nicht noch haben) - ich erinnerte mich mit einem Mal nicht nur an die Kämpfe in der Pubertät, sondern auch an diverse Döschen und Fläschchen in meinem Schränkchen. Und was ich sonst eben eher sparsam benutze, artet bei solchen Gelegenheiten beinah in Orgien aus. Da wird gereinigt, geputzt, gewässert, gecremt in der Hoffnung, morgens mit einer Pfirsichhaut wieder zu erwachen.
Grad frag ich mich belustigt, ob es auch hierfür Expo's gibt und wie die wohl aussehen würden.
Wobei ich mich ebenso frage, wieso wir die Falten und Fältchen in unserem Gesicht lieben (sind es doch die Gesichter, die leben, die uns ansprechen), aber in den heulenden Tanz eines Indianers verfallen, sobald wir einen Pickel auf der Nase entdecken. Andererseits finde ich schon ziemlich kurios, dass genau diese Mini-Alpen an immer wieder derselben Stelle auferstehen ;-)
Und das hier sind die Vorzüge des alleine lebens: Keiner da, der mich nicht bloß abgeschminkt und mit leicht fleckiger Haut ob des Peelings sieht, sondern auch nicht die diversen weißen Flecken im Gesicht, die die Zinksalbe hinterlassen hat. Ja ja, ich weiß, die Menschen, die uns lieben, die lieben auch diese Seiten an uns. Aber mal Hand aufs Herz: Wer will schon den oder die Liebste sehen mit Antipickelcreme, Lockenwicklern oder beim Pieseln im Bad? Also ich bin der Meinung, dass es durchaus Dinge gibt, die der andere nicht wissen muss ;-)

Bon Appetit :-)
Eure Helma

Samstag, 5. September 2009

Hautnah

...heißt der Film, den ich mir heut zum dritten Male gönne. Einmal im Kino gesehen, einmal im TV - und heute wieder. Ich liebe solche Filme, Liebe, Leidenschaft, Schmerz, Verachtung, schön fotografierte Menschen mit ihren Abgründen, Hintergründen...
Schön fotografiert.... Muss grad selber lachen. Das ist wohl der Aszendent Waage in mir, der will alles immer irgendwie schön und ästhetisch haben. Was nicht bedeutet, dass ein Mensch auch immer schön sein muss im herkömmlichen Sinne. Schön sein... Schön sein kommt für mich vor allem von innen. Wie schaut ein Mensch? Wie lacht er? Wie redet er? Leuchten seine Augen, wenn er von seinen Träumen spricht? Lebt sein Gesicht oder ist es eine starre Maske?
An Tagen wie heute, an Nachmittagen, die ich in die City eintauche, den Geruch der Stadt schmecke, den Geruch von Leben, Kaffee, Parfüm, frischem Kuchen (letztens erst hab ich gehört, dass Bäckereien Aromen versprühen, nur damit die Leute vom lecker Geruch frisch gebackenen Kuchens oder Brötchen angelockt werden - aber sei's drum, es geht kaum etwas über das Genießen eines Milchkaffees inmitten der Menge ;-)) - und diese Minuten des Genießens gönne ich mir hin und wieder, wenn ich unterwegs bin: Es ist der beste Schauplatz, um anderen Menschen zuzusehen, den Ausdruck ihres Gesichtes wahrzunehmen. Paaren zuzusehen, wie sie miteinander gehen. Oder nebeneinander. Es ist nicht dasselbe... Eltern zusehen, wie sie mit ihren Kindern umgehen. Kindern zusehen, wie sie ihre Eltern auf etwas aufmerksam machen wollen, das uns viel zu oft im Alltag abgeht...
Der Mann, der sich zu mir in das Straßencafe setzte und sein Zigarillo auspackte. Ob es mich störe, fragte er mich erst, nachdem er es entzündet hatte. Da musste ich lachen: "Ihr Raucher könnt es wahrscheinlich niemandem recht machen - aber ja, es stört mich. Aber nun, wo Sie schon mal rauchen..."
Eine Weile redeten wir miteinander und als ich den Kaffee ausgetrunken hatte und ging, kam mir unwillkürlich der Gedanke, dass die Menschen und auch ich selbst über lange Zeit nur noch über das Internet fremde Menschen kennenlernten, so dass auch ich zuweilen meinte, nicht mehr zu wissen, wie das im Realen noch möglich sein sollte.
Und dabei... ist das so einfach, eigentlich. Vermutlich sind wir selbst einfach nur zu verkrampft, solange wir Menschen kennen lernen wollen. Aber wenn wir ganz entspannt sind, wenn wir gar nicht darüber nachdenken, dann geht es irgendwie... wie von selbst. Ganz egal, ob es wichtig ist oder nicht.
Mir selbst... war es heute nicht wichtig. Aber ein entspanntes Gefühl blieb dennoch in mir. Ein Gefühl der Entspannung, mit einem Lächeln zu gehen, mich nicht umzudrehen nach dem Menschen, dessen Frau gerade mit den Kaffeetassen zu ihm trat und neben ihm Platz nahm.
Ein entspanntes Gefühl lebt noch immer in mir. So dass ich mich herrlich wohl mit mir selber fühle. Ob es wohl daran liegt, dass ich seit einigen Tagen wesentlich besser schlafe wie in den vergangenen drei Jahren? Dass ich abends eher zur Ruhe finde und die Müdigkeit fühle, die mich mitunter weit vor Mitternacht in den Schlaf kommen lässt und einen herrlichen Tiefschlaf einleitet, der morgens erst mit dem Weckerklingeln endet und wo ich mich das eine oder andere Mal verwundert fragte: "Welcher Tag ist heute? Wie viel Uhr ist es? Ist es Wochenende, muss ich überhaupt aufstehen?"
Ich weiß nicht genau, seit wann das so ist. Ich weiß auch gar nicht, warum es auf einmal wieder so ist.
Aber ich genieße es... Ich genieße den Tag mit allem, was er mir bringt. Ich genieße den Abend im Schein der kleinen Lampe neben mir. Ich genieße den Wohlgeruch in meiner kleinen Wohnung. Ich genieße es zu schreiben und langsam mehr und mehr die Müdigkeit zu spüren, der ich nachgebe - ohne mich zu fragen, ob die Nacht mir einen neuen Alptraum beschert oder ob sie zu kurz sein könnte. Ich genieße einfach, ohne mir im Moment Fragen zu stellen. Ich genieße... und halte durch... Ja, ich halte durch und werde den Schmerz besiegen. Eines Tages.
Eure Helma

Mittwoch, 2. September 2009

Eey Schwörr' Isch Auf Yamamoto!

...So heißt die Form der Akupunktur, die ich heute zum ersten Mal leibhaftig kennen lernen durfte.
Also so ein ganz kleines bisschen Schiss hatte ich ja schon - nach meiner ersten Akupunktur-Erfahrung im Februar letzten Jahres. Ich erinnere mich da noch an ein Zittern im ganzen Körper, gleich einem Schüttelfrost, an ein Stottern gleich einem Sprachfehler - und an die amüsierte Aussage eines Freundes: "Na sag mal, welchen Meridian haben die denn getroffen?"
Ehrlich gesagt, nach Lachen war mir damals nicht zumute, eher nach Heulen - aber das ging irgendwie auch nicht. So als wäre der ganze Körper verkrampft.
Entsprechend eingestellt, suchte ich heut erneut die Neurologie-Praxis auf, inzwischen überwog aber doch die Spannung: Wie wird es? Natürlich gut, aber trotzdem: wie gut?
Wie es in jeder Arztpraxis so ist: Trotz Termin heißt es erst mal warten. Warten. Und warten.
Bis zuletzt nur noch ein Mädel und ich das Wartezimmer teilten und eine der beiden Ärztinnen überrascht zu uns schaute: "Frau Ziggenheimer, Sie wollen doch zu mir, oder?"
"Nein", war ich die schmerzgequälte Liebenswürdigkeit in Person (das Sitzen auf harten Stühlen ist einfach mein Tod), "heute will ich zu Ihrer Kollegin."
"Ach ja", lächelte sie fröhlich, "die Akupunktur! Und Sie?" wandte sie sich an das Mädel.
"Mir ist egal, zu wem ich komme. Ich war halb zwölf bestellt und jetzt ist es dreizehn Uhr", ließ sich ein leises, aber nicht überhörbares Grummeln vernehmen.
"Wie ist denn Ihr Name? ... Ach so? Komisch, bei mir im Computer stand: Ist nicht erschienen! Das tut mir wirklich leid, dann kommen Sie gleich mit mir mit."
Na klasse, dachte ich so bei mir, wenn mich Frau Doktor II. auch hier vergisst, dann sitze ich noch bis zum Sanktnimmerleinstag. Und vermutlich könnte ich dann nicht mal mehr aufstehen, um mich zu beschweren, weil Freund Schmerz mich inzwischen kreuzlahm gemacht hätte...
Alles Spinnisieren verflüchtigte sich, nach weiteren zehn Minuten wurde ich ins Behandlungszimmer gebeten, begutachtete ehrfürchtig die langen dünnen Nadeln und auch das Poster mit tausenden, ach was, Millionen von Punkten, die man alle im Körper bestechen kann. Mein lieber Schwan. Sogar im Schambereich gibt es einige.
Wow, dachte ich, noch vor zehn Minuten glaubte ich, ich käme zur Schädel-Akupunktur. Oder gabs da was, das ich noch nicht wusste? Ein zweites Hirn in der Mitte des Körpers? Da bekam ja der Spruch "Männer denken immer nur mit ihrem Penis" eine neue Bedeutung ;-)
Da flog die Tür auf, mit fliegendem Kittel betrat die Ärztin den Raum und während sie mich noch über alles Wissenswerte informierte ("Wenn wir die richtigen Punkte treffen, werden Sie sofort etwas spüren. Ob besser oder schlechter, aber Sie werden es sofort spüren. Nur wie lange das anhält, das ist individuell."), drückte sie sämtliche Punkte am Hals und auf den Schultern ab und bei jedem Zucken, das ich unwillkürlich veranstaltete, suchte sie den dazu passenden Punkt an der Stirn bzw. auf dem Scheitel und stach gnadenlos zu, nur um dann wieder die Muskelpunkte an Hals und Schulter erneut abzutasten: "Tuts jetzt weniger weh?"
Nein, das war nicht weniger geworden. Doch der Schmerz im linken Unterbauch, der Schmerz in der linken Hüfte - der hatte fast sofort nachgelassen. So sehr nachgelassen, dass ich spontan wieder vernünftig sitzen konnte, ohne schmerzverzerrtes Gesicht, ohne ein langsames Pusten, um den Schmerz wegzuatmen.
"Ist ja geil", entfuhr es mir und die Ärztin lächelte.
"Sie stehen mächtig unter Druck, nicht wahr?" fragte sie und schaute mich an. "Ihre Belastung scheint enorm zu sein."
Daraufhin schaute ich sie an und reagierte nicht sofort. Das sind so Momente... Wo ich das Gefühl habe, jemand versteht mich, noch bevor ich nur ein einziges Wort gesprochen habe - und diese Form des Verständnisses kann schon mal von einem Augenblick auf den anderen den ganzen Jammer hochkommen lassen, das auch gerne mal in Selbstmitleid ausufert. Das wollte ich nicht zulassen. Nicht hier und nicht jetzt.
"Ich setze heut nur wenige Nadeln, ich will bei Ihnen ganz vorsichtig sein", meinte sie abschließend, bevor sie die letzte Nadel in die Haut stach und ich mich für eine halbe Stunde auf der Liege ausbreiten durfte.
Auf den mitgebrachten iPod verzichtete ich in dieser halben Stunde, vielmehr konzentrierte ich mich nur auf mich selbst:
"Ich bin gaaaaanz ruhig... mein linker Arm ist gaaaaaaanz schwer... Mein rechter Arm... Ach Mensch, ich muss ja noch einkaufen, Butter darf ich nicht vergessen... Moment... bei welchem Arm war ich grad?"

Fazit:
Der Schmerz ist längst zurückgekehrt, noch auf dieser Pritsche, und doch bin ich nachhaltig begeistert von der Spontanreaktion meines Körpers. Ist er also doch noch nicht abgestumpft, da lebt noch was, da reagiert noch was ;-)
Nächste Woche gehe ich wieder hin, vielleicht bekomm ich dann ein paar Nadeln mehr. Und irgendwann, so sagte sie mir, gibts auch Dauernadeln. Wie das funktioniert, erklärt sie mir noch und angenehm ist das sicherlich nicht. Immerhin spüre ich noch jetzt die Nadeln, die sie mir auf den Scheitel gesetzt hatte. Aber noch habe ich auch gesunde Zähne, die ich zusammen beißen kann. Alles im Dienste gegen den Schmerz. Irgendwie muss dem doch beizukommen sein. Um endlich so etwas wie Lebensqualität zurückzubekommen. Nach viereinhalb Jahren Schmerz ohne Pause... kann einem schon mal der Atem ausgehen. Oder?
Ich aber will... nach vorn. Ich will immer nur nach vorn. Und keinen einzigen Schritt zurück...

Dienstag, 1. September 2009

Frau Bratbäcker Backt Im Sommer Bratäpfel

Also heute musste ich schon lachen: Erwarb ich noch nach dem morgendlichen Gang zum Neuro-Doc ein paar Äpfel vom Vietnamesen nebenan, ließ ich diese in meinem Wägelchen zurück, als ich mich in mein Büro begab. Als ich dann irgendwann am Nachmittag zum Auto zurückkehrte, meinte ich, dass die Farbe jener Äpfel eine eigentümliche Farbe angenommen hätte, eine, die mich erinnerte an... an...
Woran sie mich erinnerte, fiel mir schlagartig ein, als ich die Wagentür öffnete: Ein angenehm süßlicher Geruch nach Äpfeln fing mich ein, umhüllte mich und als ich einen Apfel in die Hand nahm, kehrte die Erinnerung vollständig zurück. Die Erinnerung an kalte Wintertage, an denen die Oma oder die Mama Äpfel in den Ofen legten und sie später mit Sahne oder Vanillezucker servierten.
Und mit einem Biss musste ich das Ganze auch noch testen: Au ja. Das war er - genau dieser sinnlich-süße Geschmack. Nur eben... Ohne Eiszapfen an Haus und Bäumen, ohne tief verschneite Wiesen und ohne kalte Hände, in die man immer wieder hauchte, um sie anzuwärmen.
Nee, statt dessen herrschten gefühlte vierzig Grad - im Auto vermutlich noch mehr und ich konnte beinah dankbar sein, dass jene vormals goldgelben Äpfel nicht noch geplatzt waren und ihr Innerstes auf meinem Sitz ausgebreitet hatten.
Da musste ich dann wirklich lachen... Typisch Helma... Die denkt eben nicht über das Nachher nach, die denkt und lebt vor allem erst mal... den Moment ;-)

Mit etwas weniger Augenzwinkern, dafür mit etwas - ganz leicht - mehr Wehmut entdeckte ich dann heut in den Fernen des World Wide Web den Titel eines jungen deutschen Sängers, den ich bis dato noch niemals gehört hatte und der - so muss ich gestehen - bislang auch rein klangfarbig nicht wirklich zu den Titeln gehörte, die für gewöhnlich in meinem Player auf- und niederrasseln.




Dennoch... verzauberten mich diese Bedeutung in den Worten, in den Klängen... Und einmal mehr fragte ich mich:
Warum richten wir Menschen unser Augenmerk auf tausend Sachen in unserem Leben, die im Grunde gar nicht wichtig sind?
Warum richten wir Menschen unser Augenmerk nicht lieber auf die tausend Sachen, für die unser Herz schlägt, die uns bezaubern, verzaubern, die uns wichtig sind und deren wohlige Empfindungen uns jeden Tag durchfließen?
Warum wissen wir so genau, wie wir leben wollen - und tun es nicht?
Warum leben und genießen wir nicht einfach, was wir haben, anstatt wunderbare Momente zu entzaubern?

"...ich hab getanzt, als gäb's keinen Morgen mehr..."

Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber bei mir springt spätestens in solchen Augenblicken, wo jemand so etwas singt, das Kopfkino an, verselbständigen sich die Gedanken und Bilder in meinem Kopf, "münze" ich das Gehörte in eigene Empfindungen um.

"...ich hab geliebt, ich hab gesehnt, ich hab geträumt, als gäb's keinen Morgen mehr..." zum Beispiel...

Vertrauen, Zutrauen in die eigene Kraft, in die Kraft des and eren.
Vertrauen, Zutrauen in die eigene Liebe, in die Liebe des anderen.
Und dann leben. Ganz einfach... leben.
Die Vergangenheit hinter sich lassen.
Ich glaube schon nicht, dass man alles vergessen und abschütteln sollte. Ich bin vielmehr der Meinung, dass man aus den Dingen, die da waren, all die Erkenntnisse für das Heute, Jetzt und Hier mitnehmen sollte, eben damit das Heute, Jetzt und Hier gelingt.

Tanzen.... Singen.... Leben.... Lieben.... Lachen... Weinen... Genießen... als gäbs keinen Morgen mehr.

Und sei es mit einem Bratapfel in der Hand bei dreißig Grad im Schatten und mit kurzem Rock.