Samstag, 5. September 2009

Hautnah

...heißt der Film, den ich mir heut zum dritten Male gönne. Einmal im Kino gesehen, einmal im TV - und heute wieder. Ich liebe solche Filme, Liebe, Leidenschaft, Schmerz, Verachtung, schön fotografierte Menschen mit ihren Abgründen, Hintergründen...
Schön fotografiert.... Muss grad selber lachen. Das ist wohl der Aszendent Waage in mir, der will alles immer irgendwie schön und ästhetisch haben. Was nicht bedeutet, dass ein Mensch auch immer schön sein muss im herkömmlichen Sinne. Schön sein... Schön sein kommt für mich vor allem von innen. Wie schaut ein Mensch? Wie lacht er? Wie redet er? Leuchten seine Augen, wenn er von seinen Träumen spricht? Lebt sein Gesicht oder ist es eine starre Maske?
An Tagen wie heute, an Nachmittagen, die ich in die City eintauche, den Geruch der Stadt schmecke, den Geruch von Leben, Kaffee, Parfüm, frischem Kuchen (letztens erst hab ich gehört, dass Bäckereien Aromen versprühen, nur damit die Leute vom lecker Geruch frisch gebackenen Kuchens oder Brötchen angelockt werden - aber sei's drum, es geht kaum etwas über das Genießen eines Milchkaffees inmitten der Menge ;-)) - und diese Minuten des Genießens gönne ich mir hin und wieder, wenn ich unterwegs bin: Es ist der beste Schauplatz, um anderen Menschen zuzusehen, den Ausdruck ihres Gesichtes wahrzunehmen. Paaren zuzusehen, wie sie miteinander gehen. Oder nebeneinander. Es ist nicht dasselbe... Eltern zusehen, wie sie mit ihren Kindern umgehen. Kindern zusehen, wie sie ihre Eltern auf etwas aufmerksam machen wollen, das uns viel zu oft im Alltag abgeht...
Der Mann, der sich zu mir in das Straßencafe setzte und sein Zigarillo auspackte. Ob es mich störe, fragte er mich erst, nachdem er es entzündet hatte. Da musste ich lachen: "Ihr Raucher könnt es wahrscheinlich niemandem recht machen - aber ja, es stört mich. Aber nun, wo Sie schon mal rauchen..."
Eine Weile redeten wir miteinander und als ich den Kaffee ausgetrunken hatte und ging, kam mir unwillkürlich der Gedanke, dass die Menschen und auch ich selbst über lange Zeit nur noch über das Internet fremde Menschen kennenlernten, so dass auch ich zuweilen meinte, nicht mehr zu wissen, wie das im Realen noch möglich sein sollte.
Und dabei... ist das so einfach, eigentlich. Vermutlich sind wir selbst einfach nur zu verkrampft, solange wir Menschen kennen lernen wollen. Aber wenn wir ganz entspannt sind, wenn wir gar nicht darüber nachdenken, dann geht es irgendwie... wie von selbst. Ganz egal, ob es wichtig ist oder nicht.
Mir selbst... war es heute nicht wichtig. Aber ein entspanntes Gefühl blieb dennoch in mir. Ein Gefühl der Entspannung, mit einem Lächeln zu gehen, mich nicht umzudrehen nach dem Menschen, dessen Frau gerade mit den Kaffeetassen zu ihm trat und neben ihm Platz nahm.
Ein entspanntes Gefühl lebt noch immer in mir. So dass ich mich herrlich wohl mit mir selber fühle. Ob es wohl daran liegt, dass ich seit einigen Tagen wesentlich besser schlafe wie in den vergangenen drei Jahren? Dass ich abends eher zur Ruhe finde und die Müdigkeit fühle, die mich mitunter weit vor Mitternacht in den Schlaf kommen lässt und einen herrlichen Tiefschlaf einleitet, der morgens erst mit dem Weckerklingeln endet und wo ich mich das eine oder andere Mal verwundert fragte: "Welcher Tag ist heute? Wie viel Uhr ist es? Ist es Wochenende, muss ich überhaupt aufstehen?"
Ich weiß nicht genau, seit wann das so ist. Ich weiß auch gar nicht, warum es auf einmal wieder so ist.
Aber ich genieße es... Ich genieße den Tag mit allem, was er mir bringt. Ich genieße den Abend im Schein der kleinen Lampe neben mir. Ich genieße den Wohlgeruch in meiner kleinen Wohnung. Ich genieße es zu schreiben und langsam mehr und mehr die Müdigkeit zu spüren, der ich nachgebe - ohne mich zu fragen, ob die Nacht mir einen neuen Alptraum beschert oder ob sie zu kurz sein könnte. Ich genieße einfach, ohne mir im Moment Fragen zu stellen. Ich genieße... und halte durch... Ja, ich halte durch und werde den Schmerz besiegen. Eines Tages.
Eure Helma

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