Wenn ich es mir recht überlege, habe ich so einige Phobien in den letzten Jahren entwickelt:
Angst vor Höhe, Angst vor engen Räumen, Angst vor Tiefe, Angst vor Spinnen, Angst vor Mäusen...
Soll ich aufhören oder weitermachen? ;-)
Beinah muss ich jetzt lachen bei dem Gedanken an die Schmerzklinik, in die ich vor einem dreiviertel Jahr einchecken durfte: Hätten die auch nur eine Ahnung davon gehabt, wie viele und vor allem welche Phobien in mir tobten, die hätten ihre wahre Freude daran gefunden, mich von einer Expo in die nächste zu jagen.
Angst vor Höhe zum Beispiel bedeutete die Reise auf einen Berggipfel in einer kleinen Gondel.
Angst vor engen Räumen zum Beispiel bedeutete: Einmal kreuz und quer durch München in der U-Bahn.
Da kriege ich schon allein bei dem Gedanken daran Gänsehaut und die Nackenhaare stellen sich auf.
Bereits fünf Minuten in einer vollgedrängten U-Bahn vermitteln mir das Gefühl, keinen Atem mehr schöpfen zu können. Und was ich mindestens genauso schlimm finde: Du hast so wenig Möglichkeit, den verschiedenen fremden Gerüchen der Menschen auszuweichen. Ungereinigte Menschen vergewaltigen deinen Geruchssinn - und du kannst nichts dagegen tun. Du kannst aber eben auch nicht weg. Und auch das ist eine Phobie von mir: Wenn Menschen mir ihre Nähe aufdrängen und ich mich nicht dagegen wehren kann.
"Das ist mein Tanzbereich und das ist dein Tanzbereich", würde ich oft gern aus jenem Kinofilm zitieren, aber in so ner U-Bahn sind die Menschen gnadenlos im Kampf um einen Platz.
Und wenn nun fremde Körper sich an deinen Körper drängen, dann... möchte ich am liebsten nur die Augen schließen, kurz und flach atmen und langsam ein Zählen beginnen, bis die Haltestelle erreicht ist und ich dem ganzen Wahnsinn entfliehen kann.
Bin ich froh, dass ich da nicht wohnen, nicht leben und somit auch nicht angesichts eines Verkehrschaos' die U-Bahn nutzen muss.
Jedoch ähnliches innerliches Gebrüll veranstalte ich, wenn ich in den Spiegel schau und mich schlagartig erinnere, mit welchen Problemchen man sich so in der Pubertät herumgeschlagen hat.
Ich meine, ich erkenne das ja auch an Ziggenheimer II. wieder, der sich grad ähnlichen Problemzonen stellen darf. Hatten wir erst vor ein paar Tagen ein Ungetüm an Pickel an der Nase entfernt, thront seit etwa drei Tagen auf der anderen Seite der Nase ein beinah noch größeres Ungetüm. Damit ist er unglücklich genug.
"Was soll ich denn sagen?" meinte ich bekümmert und nickte dem Spiegelbild zu. Ich, die eigentlich kaum derlei Problemzonen hat (schließlich schleppe ich schon genug andere mit mir herum; ALLES muss ich ja nun nicht noch haben) - ich erinnerte mich mit einem Mal nicht nur an die Kämpfe in der Pubertät, sondern auch an diverse Döschen und Fläschchen in meinem Schränkchen. Und was ich sonst eben eher sparsam benutze, artet bei solchen Gelegenheiten beinah in Orgien aus. Da wird gereinigt, geputzt, gewässert, gecremt in der Hoffnung, morgens mit einer Pfirsichhaut wieder zu erwachen.
Grad frag ich mich belustigt, ob es auch hierfür Expo's gibt und wie die wohl aussehen würden.
Wobei ich mich ebenso frage, wieso wir die Falten und Fältchen in unserem Gesicht lieben (sind es doch die Gesichter, die leben, die uns ansprechen), aber in den heulenden Tanz eines Indianers verfallen, sobald wir einen Pickel auf der Nase entdecken. Andererseits finde ich schon ziemlich kurios, dass genau diese Mini-Alpen an immer wieder derselben Stelle auferstehen ;-)
Und das hier sind die Vorzüge des alleine lebens: Keiner da, der mich nicht bloß abgeschminkt und mit leicht fleckiger Haut ob des Peelings sieht, sondern auch nicht die diversen weißen Flecken im Gesicht, die die Zinksalbe hinterlassen hat. Ja ja, ich weiß, die Menschen, die uns lieben, die lieben auch diese Seiten an uns. Aber mal Hand aufs Herz: Wer will schon den oder die Liebste sehen mit Antipickelcreme, Lockenwicklern oder beim Pieseln im Bad? Also ich bin der Meinung, dass es durchaus Dinge gibt, die der andere nicht wissen muss ;-)
Bon Appetit :-)
Eure Helma
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