Donnerstag, 17. September 2009

Panik Room

Gestern war... irgendwie kein wirklich guter Tag. Alles begann schon mit der Akupunktur, die vom ersten Moment an nicht die Wirkung der ersten beiden Sitzungen zeigte.
Obschon ich immer wieder versuchte, mich ausschließlich auf mich selbst zu konzentrieren, mich selbst immer wieder zur inneren Ruhe mahnte - es gelang mir nicht. Die Nadeln schmerzten und eine der Permantnadeln verlor ich bereits nach wenigen Stunden.

Kaum in das Büro zurückgekehrt, erzählte mir ein Freund vom Selbstmord seines Freundes.
Kaum am Abend in mein Heim zurückgekehrt, erzählte mir mein Papa von der überraschenden Operation meines Bruders.
"Er liegt noch auf der Intensivstation, aber die Ärztin denkt, dass er über'n Berg ist."
Kaum das Kind zu Bett gebracht, überfiel es mich.
Ein Zustand, den ich so noch nicht kannte.
Ein Zustand, der mir beinah Angst machte.
Kennt Ihr dieses dringliche Gefühl einer Ahnung, wenn man das Gefühl hat, etwas Schlimmes geschieht - und du weißt es noch nicht, aber du spürst es kommen?
Mir hat es den Hals zugeschnürt, mir hat es den ganzen Körper verkrampft, viel zu lange konnte ich nicht zur Ruhe, nicht in den Schlaf finden. Lag mit offenen Augen und schaute in die Nacht, dem Weinen nah - und doch so verkrampft, dass auch das nicht möglich ist. Das Zittern, das nicht enden will...
Bilder tauchten auf aus dem Nichts.
Der Unfall vor drei Jahren.
Mein Kopf, der durch die Scheibe fliegt.
Der Knall von berstendem Glas und Blech.
Meine blutverschmierte Hand, die einen Finger des Helfers umklammert: "Danke..."
Der Absturz in das Bodenlose, wenn du am Ende des Tages feststellst, dass die Menschen, die du liebst, dich nicht auffangen können. Oder wollen...



So viele Bilder, so viele Erinnerungen waren auf einmal da und ich kann überhaupt nicht sagen warum. Die Beklemmung, die mit diesen Bildern aufstieg. Die Ahnung, die sich Stück für Stück verstärkte, dass irgend etwas geschehen wird, etwas, das du nicht beeinflussen kannst.
Dieses dringende Bedürfnis, all die Menschen, die du liebst, anzurufen, nur um dich zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist, dass es allen gut geht, dass nicht geschehen ist...
Aber mitten in der Nacht?
Kann man einem anderen Menschen verständlich machen, was in einem vorgeht, wenn doch... eigentlich gar nichts passiert ist?
Kennt Ihr dieses Gefühl, wenn man meint, nicht genügend Atem schöpfen zu können, dass der Raum zu klein und zu eng wird und das Herz zu groß für die Brust? Dass es so kraftvoll schlägt, dass du glaubst, den Herzschlag im ganzen Körper zu spüren?

Ich war so froh und so dankbar, als heut Morgen auf dem Weg in die Arbeit die Sonne aufging... Mit jedem Strahl mehr fiel die Beklemmung der letzten Nacht von mir ab... und so sehr ich hier in der Arbeit auch herumalbern und Scherze machen kann... in meinem Inneren... sieht es völlig anders aus.
Aber auch das... gehört wohl zum Leben dazu.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja! Oh wie ich gebau das kenne! Liebe Helma nun muss ich schreiben. Du schreibst mir schon die ganze Zeit aus der Seele. Wie du schreibst Ist so toll. Ich glaube keiner meiner Einträge bringt irgendwas davon rueber. Ich bin nicht fähig es so treffend zu beschreiben wie du. Es ist so unglaublich. Und genau das da oben. Ich kenne das. ..wie so vieles von dem du schreibst. ..
Summer

Helma Ziggenheimer hat gesagt…

Liebe Summer, doch, Du kannst das. Es gibt so einige Beiträge, aktuelle und ältere, die mir echt unter die Haut gehen.
Durch Deine gestrigen Worte gestern angeschubst, hab ich auch mal wieder in älteren Beiträgen von mir geblättert und festgestellt, wie dankbar ich fürs Bloggen bin, dass es das gibt: man erinnert sich wieder, lacht hier und da oder erinnert sich an Tage wie diese, die genauso wichtig sind. Wir lernen ja nicht in der Sonne...